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Full text of "Grundriss der Versteinerungskunde"

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GRUNDRISS 


DER 


VERSTEINERUNGSKUNDE, 


VoN 


HANNS BRUNO GEINITZ, 


DR. PHIL., LEHRER AN DER KOEN. TECHNISCHEN BILDUNGSANSTALT ZU DRESDEN, MITGLIEDE DER 
KAIS. LEOPOLDINISCH - CAROLINISCHEN AKADEMIE DER NATURFORSCHER, DER NATURFORSCH. GES, 
DES OSTERLANDES ZU ALTENBURG, DER SCHLESISCHEN GES. F. VATERL. CULTUR ZU BRESLAU, DER 
GES. F. NATUR- UND HEILKUNDE, DER F. SPEC. BES. VATERL. NATURGESCHICHTE, UND DES GEWERBE- 
VEREINES ZU DRESDEN, DES GEWERBEVEREINES ZU FREIBERG, DER GROSSH. S/ECHS. GES. F. MINE- 
RALOGIE UND GEOGNOSIE ZU JENA, DER PFELZISCHEN GES. F. PHARMACIE UND TECHNIK ZU KAISERS- 
LAUTERN, DER RUSSISCH KAIS. NATURFORSCH. GES. IN MOSKWA, DES NATURWISS. VEREINES 
IM NEUSTE&EDTER KREISE UND DES GEWERBEVEREINES ZU RONNEBURG. 


“MIT 28 STEINDRUCKTAFELN 


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UND 1 TABELLE. 


DRESDEN vn LEIPZIG, 
ARNOLDISCHE BUCHHANDLUNG. 
= 1846. 


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GRUNDRISS 


DER 


VERSTEINERUNGSKUNDE, 


VON 


HANNS BRUNO GEINITZ, 


DR. PHIL,, MITGLIEDE DER KAISERLICHEN LEOPOLDINISCH-CAROLINISCHEN AKADEMIE 
DER NATURFORSCHER, DER RUSSISCH KAISERLICHEN NATURFORSCHENDEN GESELL- 
SCHAFT IN MOSKWA, LEHRER DER PHYSIK AN DER KÖNIGLICHEN TECHNISCHEN 
BILDUNGSANSTALT, UND DER GESELLSCHAFT FÜR NATUR- UND HEILKUNDE, DER 
FÜR SPECIELLE, BESONDERS VATERLÄNDISCHE NATURGESCHICHTE, DES GEWERBE- 
VEREINES ZU DRESDEN, DER NATURFORSCHENDEN GES. DES OSTERLANDES ZU 
ALTENBURG, DES NATURWISSENSCHAFTLICHEN VEREINES IM NEUSTÄDTER KREISE, 
DER PFÄLZISCHEN GES. FÜR PHARMACIE UND TECHNIK, DER GROSSHERZ. 
SÄCHS. GES. FÜR MINERALOGIE UND GEOGNOSIE, DER SCHLESISCHEN 
GES. FÜR VATERLÄNDISCHE CULTUR ETC. MITGLIEDE. 


MIT 26 STEINDRUCKTAFELN. 


DRESDEN uno LEIPZIG, 


IN DER -ARNOLDISCHEN BUCHHANDLUNG. 


1845. 


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HERRN 


LEOPOLD von BUCH, 


HERRN 


OBERBERGRATH PROF. Di. GERMAR, 


UND 


HERRN 


HOFRATH PROF. D", REICHENBACH 


WIDMET DIESE BLÄTTER 


ALS ZEICHEN SEINER INNIGEN HOCHACHTUNG 
UND VEREHRUNG 


VERFASSER, 


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| | VORWORT. 


Kine Reihe von öffentlichen Vorträgen, welche in den er- 
sten Monaten des verflossenen Jahres vor einem. gebildeten 
Publicum zu halten mir vergönnt war, und eine spätere 
Unterredung mit einem hochverehrten Freunde, dem Herrn 
Oberbergrath Professor Dr. Germar, gaben Veranlassung 
zur Bearbeitung der nachstehenden Blätter. 

‚Auch ist es wohl an der Zeit, wieder einmal von 
dem Rechenschaft zu geben, was der unermüdliche Geist 
der Naturforschung in dem Reiche der untergegangenen 
Schöpfung gelichtet hat. Wenn man diese Entdeckungen 
verfolgt, so weils man in der That oft nicht, ob die grofse 
Mannichfaltigkeit der Natur mehr zu bewundern sei, oder 
der Fleifs der Naturforscher, womit der jene bedeckende 
Schleier gelüftet wurde. | 

In dem Zwecke dieses Grundrisses der Versteinerungs- 
kunde liegt es nicht, zu sehr in das Einzelne einzugehen. 


doch soll darin eine kurze Charakteristik der meisten fos- 


vı VORWORT. 


silen Gattungen und, so weit es der Raum erlaubt, der 
für die Gattung typischen und zu der Erkennung der For- 
mationen wichtigsten Arten gegeben werden. Allgemei- 
nere Folgerungen aber und eine kurze Gesehichte der Pa- 
läontologie werden in der Einleitung ihren Platz finden. 

Bei der Systematik zog ich aus mehreren Gründen 
im Allgemeinen den Weg von dem Vollkommeneren zu 
dem Unvollkommeneren vor und begann mit dem Menschen. 
Im Einklange hiermit hätte in den meisten Fällen aller- 
dings auch der in jüngeren Formationen vorkommenden 
Art der Vorrang vor der in älteren Formationen. gebühren 
müssen; wenn ich aber bei Aufführung der Arten, so wie 
auch bei einigen Gattungen, unter anderen denen der Ce- 
phalopoden, den umgekehrten Weg einschlug, so hoffe 
ich, dafs die Methodik diese Inconsequenzen einigermalsen 
entschuldigen werde. | 

Ein ähnlicher Vorwurf der Inconsequenz trifft mich in 
Bezug auf die Fische, da ich in dieser Klasse nur die 
Stellung der Ordnungen, nicht aber die der Familien und 
Gattungen änderte, welche Anordnung ich jedoch dadurch 
rechtfertigen möchte, dafs die lebenden Gattungen einer 
Familie nicht immer vollkommener als die fossilen sind, 
und dafs ich das schöne Ganze des von Agassiz gegebenen 
Systems nicht muthwillig zerreilsen wollte. 

Indem ich auf die Ausarbeitung dieser Blätter die 
ganze Mufse eines Jahres verwendete, wurde mein Unter- 
nehmen durch die freundlichste Unterstützung mehrerer Män- 


‚ner wesentlich gefördert. 


VORWORT. vo 


Der Herr Oberbergrath Professor Dr. Germar eröffnete 
mir nicht nur die Schätze des mineralogischen Museums in 
Halle und die seiner werthvollen Bibliothek, sondern ihm 
verdanke ieh höchst schätzbare Mittheilungen über 
die fossilen Säugethiere und Insecten; Herr Hauptmann 
v. Gutbier in Zwickau hatte die Güte, die Zeichnungen der 
Rhinoceroszähne und Hirschgeweihe auf Taf. III. nach der 
Natur auszuführen; Herr Professor Dr. Burmeister in Halle 
war so freundlich, mein Manuscript über die Gliederthiere 
zu revidiren; Herr Dr. Reufs in Bilin übernahm die Mühe 
der Bearbeitung des Textes und der Zusammenstellung 
der Zeichnungen von den’ Polythalamien; Herr Professor 
Dr. Ehrenberg in Berlin opferte seine kostbare Zeit der 
Anordnung der Infusorientafel; Herr Medicinalrath Professor 
Dr. Choulant, Herr Hofrath Professor Dr. Reichenbach 
und Herr Professor Dr. Günther in Dresden, die Herren 
Professoren Dr. Glocker und Dr. Göppert in Breslau, 
Dr. Cotta und Dr. Reich in Freiberg, Dr. v. Holger und 
Herr Hofer in Wien unterstützten mich kräftig durch Mit- 
theilungen von Versteinerungen und werthvollen, zum Theil 
sehr kostbaren Büchern. 

Allen diesen Herren spreche ich hier meinen: innigsten | 
Dank für ihre wohlwollende Güte aus. 

Wenn solche Männer die Hand reichen, so ist es 
 grolse Freude, ein Werk zu beginnen und zu vollenden, 
und sollte es mir gelingen, durch dasselbe der paläonto- 
logischen Wissenschaft einige Dienste zu leisten und der- 


selben wieder einige Freunde und Anhänger verschaffen 


vıaI VORWORT. 


zu können, so würde der Zweck dieses Grundrisses er- 
reicht sein. 

Schlüfslich kann ich nicht unterlassen, die grolse 
Genauigkeit, mit welcher der Herr. Lithograph Afsmann 
die oft sehr schwierigen Lithographieen zu meiner grofsen 
Zufriedenheit ausgeführt hat, öffentlich zu rühmen. 

Alle Lithographieen sind nach der Natur, oder, mit 
nur sehr wenigen Ausnahmen, nach Originalabbildungen 


angefertigt worden. 


Dresden, am 24. Mai 1845. 


Geinitz. 


INHADLULTM. 


Vorwort. 
Die Thierwelt 
der früheren Schöpfungen. 


A. Vertebrata. Wirbelthiere. 


I. Klasse. Mammalia. Säugethiere. 
II. Klasse. Aves. Vögel. 

III. Klasse. Reptilia. Amphibien. 
IV. Klasse. Pisces. Fische. 


B. Arthrozoa. Gliederthiere. 


V. Klasse. Insecta. Insecten, . 

VI. Klasse. Arachnoidea. Spinnenthiere. 
VII. Klasse. Crustacea. Krebse. 

VIII. Klasse. Vermes. Würmer. . 


C. Gastrozoa. Myxozoa. Bauchthiere oder Schleim- 


ehiere. «, 
IX. Klasse. Mollusca. Weichthiere. 
X. Klasse. Radiata. Strahlthiere. . 
XI. Klasse. Polypi. Korallenthiere. . 
XII. Klasse. Infusoria. Infusionsthierchen. . 


Allgemeines, 
auch als Einleitung geltend. 
1. Ueber die Bildung unserer Erde. 


Ueber die Entstehung der Versteinerungen, . 
3. Ueber das Vorkommen der Versteinerungen. 


Seite 


723 
724 
1729 


4. Ueber die Reihenfolge der neptunischen Gebirgsformationen und = 
deren Charakter. (Hierzu die Tabelle.) . . . 2... . 730 
5. Ueber die Verbreitung der fossilen Pflanzen in den einzel- 
nen-Permationell“ .  . « simenlinse 0 SE. U ee 
6. Geschichte der Versteinerungskunde. . . 2 2 2.2 0.2. ...764 
Abkürzungen von Namen der in dem Grundrisse der Versteinerungs- 
kunde eitirten Autoren, nebst Hinweisen ‚auf ihre Schriften. . 773 
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Reihenfolge der 1eptunischen Gebirgs- Formationen "> 
‚In welchen Versteinerungen vorkommen. 


Herrschaft des Menschen. 


Mammuthen u. s. w. 


Jüngster Meeres-Kalkstein und Sand, Thon, Lehm, Schlamm, Kalktuff, Torf, Infusorienlager u. 3. w. 


Lös, Kies, Sand und Lehm mit Knochen; südeuropäische Knochenbreecie, Knochenhöhlen, Bohnerzgruben, Eis mit 


Süfswasserquarz von Paris und Falkenau in Böhmen u. s. w. 
Süfswasserkalk mit Schieferthon und Polirschiefer von Bilin und Eger in 


Böhmen. 


Süfswasserkalk von Steinheim in Würtemberg, von Nördlingen in.Baiern und 
des Mainzer und Wiener Beckens. 


Oeninger Kalkschiefer. 


Obere Braunkohlen.? Radoboj in Croatien. 


Subapenninenformation. 

Crag und Bagshot-Sand im südlichen 
England. 

Molasse der Schweiz z. Th. 


Oberer Meeres-Sand und Sandstein des Pariser Beckens. 


Tegel des Wiener und Mainzer Beckens. 


Faluns der Touraine etc. 


Molasse der Schweiz z. Th. 


d) Grobkalkformation des Pariser Beckens, mit dem Gypse des Montmartre. 


don - Thon). 


Plastischer Thon von London (Lon- 
Molasse der Schweiz z. Th. 


ec) Untere Braunkohlenformation, mit Schieferthon, Braunkohlenthon und Braunkohlensandstein von Paris, Böh- 


men, Sachsen, Altenburg u. s. W. 


b) Nummuliten- und Pisolithenkalke. 
a) Fischreicher Schiefer des Monte Bolca und Libanon. 


i) Schiefer von Glaris. 


h) Obere (weilse) Kreide mit Feuersteinen (Upper chalk with flints; eraie). England. Rügen. Dänemark. Mastricht. 


Frankreich. 


g) Untere (weifse) Kreide ohne Feuersteine (Lower chalk "without flints). 
f) ? Oberer Quader von Sachsen, Böhmen ‚und Schlesien. 


e) Kreidemergel (Oberer Pläner, Plinerkalk. 


England. Frankreich. 


Chalk marl, grey chalk; eraie tujfeau, craie grossiere). 


d) Oberer Griünsand (mittlerer und unterer Plüner, Plänermergel, Plänersandstein, Flammenmergel; Conglomerat- 


schaften u. s. w.; upper Greensand; Glauconie erayeuce, eraie chlorilde). 


ec) Galt (Gault; blue chalk marl). In 


b) Unterer Quader. 


a) Hilsconglomerat und Hilsthon (Speeton-clay). 


England. 


(Unterer Grünsand; lower Greensund; Glauconie sableuse, gres vert.) 
N£ocomien der Schweiz. 


Wälder- oder Waldformation (Wealden-formation). Schlielst sich, nach Agassiz, mehr dem Oolithengebirge als dem Kreidegebirge an. 


In Deutschland, 
nach v. Buch. 
f) Nerineenkalk: 
Lithographischer Schiefer 
Südbaierns. 
Dichter, meist hellgelber 
Jurakalk Baierns, örtlich co- 


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& 8. und Gebilde der jetzigen Weltepoche. 
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S 8 €. Oberes N. 
3. 5 oder 
3 2 pliocene Periode, 
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3 E tiärgebirge B. Mittleres N. 
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3 5 oder 
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=E terliaires.) 
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RZ 
E A. Unteres N. 
oder 
= eocene Periode. 
6. Kreidegebirge. 
(Cretaceous-System. Terrain 
er&tace.) 
| 
y: 
C. Oberer older 
weifser Jura, e) ß. 
5 


5. Oolithengebirge. 
(Jura- und Liasformation; 
Oolitic-System; Terrain 

jarassique). 


Gebilde. 


rallinisch oder dolomitisch. 


«. Mergel. 


An der Südküste Englands, 
nach Fitton, Conybenre und Phillips. 


h) Portlandstein (Portlandstone). 


g) Portlandsand. 
f) Kimmeridgethon (Kimmeridge 
clay). 


e. Oxfordoolith. (Coralrag.) 


In Würtemberg. 
nach Quenstedt. 
- Krebsscheerenkalkplatten (Solenhofer 
Schiefer.) 
Blaue petrefactenarme Thone. 
&. Plumpe Felsenkalke (Coralrag). 
Mächtige Dolomite, Kalke. 
. Regelmäfsig geschichtete Kalkbänke. 
. Spongitenlager. 
- Wohlgeschichtete Kalkbänke. 
. Impressakalke. 


on 


B. Mittlerer oder 
brauner Jura, 


d) Thon mit Gryphaea dilatata etc. 

b—d) Eisensandstein, gegen oben 
und unten mit Thon, Schiefer- 
ton und Eisenrogenstein wech- 
selnd, oben mit Terehratula va- 
rians und Ammon. Jason; in der 
Mitte mit PholadomyaMurchisoni, 


d) Oxford-Thon (Oxford- elay), mit 
dem Kelloway-rock und dem Brad- 
ford- Thon. 

ce) Cornbrash-und Forest-marble, 
wozu der Kalkschiefer von Stones- 
field gehört. 


& Ornatenthon. 

&. Eisenoolithe und Thone. 

ö. Graublaue mergelige Kalke, Neigung 
zu den Eisenoolithen. Sehr reich 
an Petrefacten. 

y. Blaue Kalke. 


ä unten mit Amm. Murchisonae etc, b) Unter-Oolith (Great-Oolite und | ß. Braune Sandsteine mit Eisenerzen. 
Oo b) Thon mit Trigonia nayis etc. inferior Oolite). «. Opalinusthone. 
De! 

> 
un €&. Jurensismergel. 
- M pP ide P chi f 
= E F &. Posidonienschiefer. 
a A. Unterer oder y. Liasschiefer. a) Aus einem vielfachen Wechsel von ealeentlione 
neo schwarzer Jura a) ) ß. Liaskalk. Mergel-, Kalkstein- und Thonschich- |  , - 7 } 
Sau ER ! E 2 2 E y. Numismalismergel. 
vo. (Lias). a. Liassandstein. ten bestehend. (Lime Regis u. a. 0.) 8. Türneriihone, 
2 = «. Sand- und Thonkalke. 

°. 
2 7: .. . 
os In Würtemberg, nach @uensteat. In Thüringen, 
= M e) Gelbe harte Sandsteine. Fruchtbare nach Cotta u. A, 
2 rothe Thone. 
[2 d) Weilser Sandstein. Kohlen. 
© C. Keuper. ce) Buntschäckiger Mergel, nach oben mit b—e) Bunter Mergel, Thon und 
[9 dem sogenannten krystallisirten Sand- | Sanddem 

steine mit Thierfährten. 
- bh) Grüner und rothschäckiger Sandstein (Schilfsandstein, Bausandstein von 
bu Stuttgart). Kohlenreste und viele Pflanzen. 
a) Gyps- 


4. Muschelkalkgebirge 
oder Trias. 

(Trias -System; 

Terrain du tvias.) 


a) Gyps und Mergelletten. 


B. Nuschelkalk. 


d) Lettenkohle. (Flammendolomite, 


Kalksteinbänke, 


Kohlen mit Leiten, Sandstein). 


c) Hauptmuschelkalk. 


Kalkbänke). 
a) Wellenkalk und Wellendolomit. 


Kalkstein von Friedrichshall. 
b) Salzgebirge (Gyps oder Anlıydrit, Thon und Steinsalz, dazwischen sparsame 


d) Lettenkohle v. Mattstedt bei Jena. 
ö. Fischreiche, oft glauconitische 
Schichten des Krienherges v. 
Rüdersdorf bei Berlin, Matt- 
stedt und ? an der Mündung 
der-Axe in England, 
y. Ammonitenkalk 
PB. Saurierdolomit 
«. Stylolithenschichten od. Mehl- 
batzen y. Rüdersdorf u. Jena. 
b) Salzgebirge. < 
a) Wellenkalk mit Terehratuliten- 
schichten. 


hei Jena. 


A. Bunter Sandstein. 
(Neurother Sandstein, 
; New-redSandstonez. Thı.; 
Gres higarr&; 
Vogesensandstein.) 


h) Thonige Sandsteine mit rothen Letten. . 


a) Kieselige Sandsteine, häulig getigert. 


b) Bunte Gypsmergel und Mergel- 
schichten. 

a) Gyp bunter Sandstein mit 
Schieferthon. 


3. Zechsteingebirge. 


(Alter Flötzkalls; 
Magnesian limestone.) 


Permisches System. 


2. Steinkohlengebirge. 


In Thüringen, nach Freiesieben, Cotta u. A. 


e) Stinkstein, Letten und Mergel, dolomitischer, meist poröser Kalkstein 
(Zechsteindolomit), Asche und Gyps. 

d) Zechstein, Zechsteinkalkstein mit Corbula Schlotheimii. (Altenburg, Gera, Mügeln in Sachsen, Löwenberg in Schlesien.) 

c) Mergelschiefer und unterer Zechsteinkalkstein mit Productus aculeatus. 


b) Kupferschiefer. 


a) Weilsliegendes. 


ee 
\ New red sandstone z. Ih. €. Rothliegendes (rothes Todtliegendes; Gres rouge). 

B. Kohlensandstein, Schieferthon und Steinkohlenlager. 
A. Kohlenkalkstein (Bergkalk; Carboniferous-, Mountain- oder Encrinal- Limestone). 


Carboniferous System, 
Terrain carbonifere. 


1. Feriode. 
Palaeozoische Gebilde. 


Herrschaft der Fische. 


1. Grauwackengebirge. 


(Lower Palaeozoic System, 
Terrain de transition.) 


* 


S 


C. Obere Grauwacke (devonische Grauwacke; Devoniun System, ‘old-red-sandstone). 
B. Mittlere Grauwacke (silurische Grauwacke; Silurian-System). 


A. Untere Grauwacke (cambrische Grauwacke; Cambrian System). 


der unteren silurischen Grauwacke verschieden sind, 


Arm an Versteinerungen, welche meistens nicht von denen in 


Eine ausführlichere Darlegung derselben ist in der zweiten Auflage der Geognosie und Geologie von Cotta (1845) gegeben worden, dessen Eintheilung in dieser Uebersichtstafel zu Grunde gelegt ist. 


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Wie in der ganzen Natur überhaupt die Zahl Drei vorwaltet, 
so zerfällt auch das Reich der Thiere in drei Hauptabtheilungen, 
in die Wirbelthiere, die Gliederthiere und die Schleim- 
thiere.. An.der Spitze von allen Thieren steht der Mensch, 
und höchst geistvoll sagt Oken in seiner Naturphilosophie: „‚Das 
Thierreich ist nur das zerstückelte höchste Thier — Mensch.“ 


A. Vertebrata. Wirbelthiere. 


Die Wirbel-, Skelett-, Knochen- oder Rückgratihiere sind die 
vollkommensten Thiere. Ausgezeichnet durch ein inneres sym- 
metrisches Knochengerüste oder Skelett, welches sich deutlich in 
Kopf, Rumpf und Gliedmalsen trennen lässt, bewegen sie sich 
durch äufsere Muskeln und durch ihre, nur einigen Reptilien feh- 
lenden, vier Gliedmafsen. Der wesentlichste Theil. des Skelettes, 
an welchen sich die übrigen Knochen befestigen, ist ohne Zwei- 
fel die Wirbelsäule, welche zur Aufnahme und zum Schutze des 
Rückenmarkes dient. Oben oder vorn erweitert sich diese zur 
Schädelhöhle, um das Gehirn, die unmittelbare Fortsetzung des 
Rückenmarkes, dort aufzunehmen. 


I. Klasse. Mammalia. Säugethiere *). 


Es sind die entwickeltsten Wirbelthiere, welche durch Lungen 
athmen und lebendige Junge gebären, die sie mit Milch aus ihren 
Zitzen säugen. Sie haben rothes und warmes Blut. Ihre Bedeckung 
besteht meistens in Haaren, welche sich mannichfach umbilden kön- 
nen, wie in Borsten und Stacheln, in die Hörner des Nashorns 


Anm. Das Zeichen + vor der Gattung bedeutet ausgestorbene Gattungen. 


*) Bei Bearbeitung dieser Klasse habe ich Pictet’s traite elementaire de 
Paleontologie, Geneve, 1844, zu Grunde gelegt und bin seiner Anordnung vor- 
zugsweise gefolgt. 


Geinitz, Versteinerungkunde, ji 


2 SÄUGETINERE. 


und in die eigenthümlichen hornigen Bildungen, zu welchen auch 
Nägel, Krallen und Hufe gehören. 

Der Oberkiefer aller Säugethiere, welcher den Mittel- oder 
Zwischenkiefer einschliefst (bei dem Menschen ganz verwachsen), 
ist innig mit dem Schädel verbunden und unbewesglieh. 

Zähne stehen nur in den Kiefern und sind immer in Höhl- 
ungen eingekeilt. 

Wiewohl die Gestalt der Zähne nach der Lebensweise der Thiere 
sehr verschieden ist und daher einen vortrefflichen Charakter zur Bestimm- 
ung der Gatiung abgiebt, so kann man an ihnen doch Wurzelund Krone, 
Zahnsubstanz und Schmelz oder Email unterscheiden. Nach ihrer 
Stellung und ihrem Zwecke bezeichnet man sie als Schneide- oder Vor- 
derzähne im Zwischenkieferbeine, als Eck-, Spitz ,„ Reifs- oder 
Hundszähne und als Backen-, Mahl- oder Kauzähne und drückt die 
jedesmalige Anzahl, wie zus für Mr I RUE des MENREReN are fol- 
gende Formeln aus: Vdz. ; Eckz. 4 oder +; Bekz. oder —- 

Ihr Hals beirtila mit Ausnahme Be: einigen Behilinen und 
Manatis, immer aus sieben Wirbeln. Ein Schlüsselbein ist nur 
bei den Säugethieren vorhanden, deren vordere Gliedmafsen zum 
Graben, Fliegen oder Greifen bestimmt sind. Die Gliedmalsen 
sind meistens fünfzehig, und ein Fufs wird Hand genannt, wenn 
die innere Zehe, der Daumen, von den übrigen Zehen geirennt 
und diesen entgegengesetzt werden kann. 

Man kennt jetzt gegen 1400 lebende und gegen ‚300 fossile, 
Arten dieser Klasse ”). 

Gehören auch ganze Skeleite vorweltlicher Säugethiere zu 
den Seltenheiten, so findet man doch häufig von ihnen Kiefern, 
Zähne, Schädel, Knochen, Hörner und Hufe, wovon die ersteren 
immer die befsten Merkmale zu ihrer Bestimmung abgeben. Im 
Allgemeinen sind zwar die fossilen Knochen mürber als frische 
und kleben daher stark an der Zunge, indem aus ihnen die thier- 
ische Gallerte mehr oder weniger verschwunden ist, indessen rich- 
tet sich ihre Beschaffenheit doch vorzugsweise nach den umhüllen- 
den Gesteinen, welche den zerstörenden Atmosphärilien und den 
Gewässern leichteren oder schwereren Eingang gestatten. Das 
nordische Eis erhielt Jahrtausende lang einen Mammuth mit dem 
Fleische, der Haut und den Haaren, und einem meiner Schüler 
ist es geglückt, eine aus Mammuthknochen bereitete Gelee so- 


*) Nach Lund’s neuesten Entdeckungen in Brasilien, ist ihre Anzahl viel 
beträchtlicher. (London, Edinburgh and Dublin philosophical Magazine. 
Vol. 24. p. 541.) 


ZWEIHÄNDER. 3 


gar in Bezug auf ihre Schmtckliaftigken noch prüfen zu kön- 
nen ”). 

Die ersten Spuren von Säugethieren, welche man Beutelthie- 
ren zuschreibt, wurden im Schiefer von Stonesfield, einer zur 
Juraformation gehörigen Bildung, entdeckt. In der Formation der 
Kreide hat sich bis jetzt noch keine Spur eines Säugethieres ge- 
zeigt; erst in tertiären Gebilden erscheinen sie- wieder und zwar 
mit einem, namentlich in den untersten Schichten, von den For- 
men der jetzigen Schöpfung sehr abweichenden Charakter. Nach 
oben hin nehmen sie nicht nur an Zahl, sondern auch an Aehn- 
lichkeit mit den jetzt lebenden Formen immer mehr zu. Es scheint, 
dafs in der Tertiärzeit die gröfseren Dickhäuter die Oberhand ge- 
habt haben, denn sie zeigen sich hier in gröfserer Anzahl und 
Mannichfaltigkeit als in der jetzigen Welt. Die auf höherer Stufe 
stehenden Raubthiere sind in Europa wenigstens hier noch unter- 
geordnet und kommen meistens in jüngeren Bildungen vor. Für 
sie, so wie überhaupt für fossile Säugethierknochen, werden das 
Diluvium, die südeuropäische Knochenbreccie und vor Allem die 
Höhlen, immer die reichsten Fundgruben bleiben. 


8. Ordn. Bimana. Zweihänder. 
Der Mensch. 


Die Knochenhöhlen, deren man in Deutschland, Süd-Frank- 
reich, England und Schottland sehr viele kennt, ebenso wie die 
200 Höhlen Brasiliens, welche Lund **) untersuchte, bergen aufser 
den Ueberresten fossiler Thiere nicht selten auch ganze Skelette, 
vereinzelte Knochen und: bisweilen auch Kunstproducte von Men- 


ı 


*) Duflos fand einen Rhinozerosknochen von Egeln bestehend aus: 
72,50 phosphorsaurem Kalk mit geringer Spur v. Bittererde u. T'honerde, 
„8,25 Wasser, nebst Spuren von organischer thierischer Materie, 
8,50 schwefelsaurem Kalk, 
6,50 kohlensaurem Kalk, 
1,50 Kieselsäure, 
1,75 Eisenoxyd. (Briefl. Mitth. des Prof. Germar.) 
Dr. Schmidt in Jena*) sowie Middleton und Daubeny**) wiesen die Existenz 
von Fluor fast in allen fossilen Knochen von Säugethieren, Reptilien und 
Fischen nach. 
‚**) Edinburgh new philos. Journal by Jameson. 1844. p. 38. Leonh. Jahrb. 
an versch. O. 1840. p. 120. 1841. p. 492, 502, 606. 


*) Briefliche Mittheilungen, 
**) Lond. Ed. Dubl. phil. Mag. 184, Vol. 25. p- 15, 122, 260, 


1* 


4 | SÄUGRTNIERE. 


schen. Diefs scheint ein klarer Beweis für die Sündfluth zu sein, 
über welche die heilige Schrift uns berichtet. Allein abgesehen 
davon, dafs diese Fluth eine mehr lokalere gewesen sein mag, 
als man gewöhnlich annimmi, und dafs wir fossile Menschen viel 
eher in Asien, der Wiege der Menschheit, als in anderen Welt- 
theilen suchen müssen, so kann auch das Vorkommen von mensch- 
lichen Resten in Höhlen nicht allein jene Frage, „ob der Mensch 
nur der gegenwärtigen oder schon einer früheren 
Schöpfung angehöre,‘ entscheiden. 

Falst man die Nachrichten in Bezug auf das Vorkommen an- 
geblich fossiler Menschen zusammen ”), so ergiebt sich, dafs bis 
jetzt noch kein Beispiel von einer Auffindung ihrer Reste 
aus Bildungen bekannt ist, welche älter als das Dilu- 
vium wären. 

Scheuchzer’s homo diluvii testis oder Beingerüste eines 
in der Sündfluth untergegangenen Menschen, aus dem tertiären 
Schiefer von Oeningen, ward von Cuvier als das Skelett eines 
grofsen Salamanders erkannt; der versteinerte Reiter von Fon- 
tainebleau, welcher 1823 in Paris grofses Aufsehen erregte, wurde 
von der Pariser Akademie für eine zufällige Sandstein -Concretion 
erklärt; das angebliche Menschenbein aus dem alten Kalke von 
Sorau ““) ist eine ebenso zufällige Bildung, und die häufig einem 
früheren gigantischen Menschengeschlechte zugeschriebenen Knochen 
stammen‘, wie sich jedesmal bei genauerer Untersuchung ergab, von 
Mammuthen oder anderen -grolsen Landsäugethieren, bisweilen auch 
von Wallfischen her. 

Die Auffindung wirklicher Menschenskelette im Kalktuff, und 
Travertino, welche immer jünger als Diluvium waren, kann nur 
beweisen, dafs auch in gegenwärtigen Zeiten sich festere Kalk- 
gesteine noch bilden können, und das Erscheinen von Menschen- 


obschwebende Frage am allerwenigsien erledigen. 

Das Vorkommen menschlicher‘ Ueberbleibsel in Höhlen wurde 
leider selten mit gehöriger Sorgfalt beobachtet, und wenn es ge- 
schah, so zeigte es sich, wenigstens in Frankreich t), dafs die- 


*) Buckland, reliquiae diluvianae; Hermann v. Meyer, Palaeologica, 1832. 
Keferstein, die Naturgeschichte des Erdkörpers, 1834. Germar, in schrift- 
lichen Mittheilungen. Pictet, traite elem. de Paleontologie, 1844 u. A. 

**) Lausitzische. Magazin v. d. Oberlaus. Ges. d. Wiss. Bd. 13. 

**#*) Leonh. Br. Jahrb. 1839. p. 124. 

+) Pictet, tr. el. de Pal, 


ZWEIHÄNDER. | 1) 
/ 


‘selben nicht mit Thierknochen vermengt waren, sondern auf ihnen 


lagen. 

: Meistens mochten diese Höhlen Zufluchtsorte oder Begräbnils- 
-plätze *) jener Menschen, deren Skelette wir in ihnen noch finden, 
gewesen sein, und es ist jedenfalls das Wahrscheinlichste, dafs 
derartige Skelette viel später in dieselben gelangten als die der 
wirklichen fossilen Thiere.. Die Raubthiere mögen früher diese 
Höhlen längere Zeit bewohnt haben, was oft nicht bezweifelt wer- 
den kann, oder ihre Knochen, mit Knochen anderer Thiere und 
zugleich mit Geröllsteinen, durch Diluvialfluthen erst in dieselben 
geführt worden sein. Ebenso. hatten auch die Menschenknochen, 
welche, mit Knochen vorweltlicher und jetztweltlicher Thiere zu- 
sammen, in Lehmausfüllungen von Spalten bei Köstritz im Reufs- 
ischen aufgefunden wurden, bestimmt erst späteren Einfluthungen 
diese Nachbarschaft zu danken. 

Alle andere Auffindungen von ‘Knochen, welche die Existenz 
der Praeadamiten beweisen sollten und welche in verschiedenem 
Lichte schon gründlich beleuchtet worden sind, liefsen das, was 
man beweisen wollte, immer noch unentschieden, und ebenso wenig 
können die auch von Koch in dem bunten .Sandsteine Amerikas 
und in dem Kalksteine “*) an dem Ufer des Missisippi im Staate 


*) Nach Mittheiluugen von Mrs. Koch setzen die Eingeborenen Ame- 
rikas ihre entseelten Verwandten häufig in Höhlen oder Gräben bei. 

**) Einem Briefe des Herrn Dr. Koch entnehme ich hier folgende Worte: 
„St. Louis, den 16.Dec. 1844. Die Fufseindrücke in Felsen bei Sulphur-Springs 
in Jefferson-County sind nicht künstlich gemacht, sondern wirkliche Fufs- 
eindrücke mehrerer verschiedener lebender Geschöpfe. Die gröfsten und) 
tiefsten sind von der Länge und Gestalt derer eines grofsen Mannes, welche 
von einem unbekannten Wasserthiere herrühren mögen. Andere gehören einer 
grofsen Reiher Art an und sind den im bunten Sandsteine des östlichen 
Amerikas vorkommenden ganz ähnlich. Kleinere Fufstapfen endlich, welche 
theilweise in die der grölsesten getreten waren, zeigten mit Fufseindrücken 
eines Menschen von 13 und von '4& Jahren eine so täuschende Aehnlichkeit, 
dafs die drei hiesigen besten Aerzte nicht zu sagen wagten, dafs dieselben 
nicht menschliche F'ufseindrücke seien. | 

In der Entfernung von 20 Schritten etwa sah ich ähnliche Eindrücke 
des gröfseren Geschöpfes noch einmal, und ungefähr 7 engl. Meilen von hier 
‚entfernt oder l engl. Meile von Herculanum glückte es mir, 2 Eindrücke 
eines vierzehigen Thieres zu bemerken. Letztere mögen jenem Thiere an- 
gehören, von welchem ich dicht bei ihnen und in demselbeu Gesteine, wel- 
ches nicht Bergkalk ist (wie Silliman meint, Americ. Journ. of Science 1842), 
sondern vielmehr der oberen silurischen Formation (?) angehört, einen voll- 
ständigen Aumerus auffand.“ 


6 SÄUGETHIERE. 


Missouri, beobachteten Fufstapfen, wenn sie auch wirklich von 
Menschen herrühren sollten, etwas über das gröfsere Alter unseres 
Geschlechtes entscheiden. - Kalkige Gesteine, wie diefs der Pläner- 
mergel von Sachsen selbst zeigt, ebenso sandige Bildungen, kön- 
nen, wenn sie thonhaltig sind, durch längere Berührung mit Was- 
ser so erweicht werden, dafs sie leicht Eindrücke in sich auf- 
nehmen. 

Man stellt endlich auch noch einen anderen Grund für das 
Vorkommen antediluvialer Menschen auf: ,‚Wie ist es möglich ‚* 
hörte ich oft sagen, „‚dals die Welt so lange ohne den Men- 
schen, für welchen sie allein nur geschaffen wurde, bestanden 
haben soll?“ 

Bezeugen aber solche Worte nur menschliche Eitelkeit, wel- 
che dem Thiere gern alle geistige Thätigkeit absprechen möchte, 
um sich desto höher zu stellen, so läfst sich dagegen, auf die Er- 
fahrung gegründet, mit noch viel grölserem Rechte aniworten, dals 
es Gesetz der Natur sei, nach gröfserer Vollkommenheit 
zu streben. Diefs sehen wir nicht nur im Individuum, sondern 
auch in der Entwickelung ganzer Familien und Klassen, ja des 
ganzen Thierreiches. Jede Weltschöpfungsepoche hat ihre nur in 
ihr vorwaltenden Typen, welche in späteren Epochen durch andere 
von noch gröfserer Vollkommenheit wieder verdrängt wurden. Soll 
nun unsere jetzige Schöpfung die einzige Ausnahme von dieser, 
Regel sein, und ist es daher nicht viel wahrscheinlicher, dafs der 
Mensch erst bei dem jüngsten Akte der Schöpfung, als das voll- 
kommenste Geschöpf unseres Planeten, gleichsam als Krone des 
Ganzen, die Erde betrat? 


2. Ordn. Quadrumana. Vierhänder. 


Die erste Spur eines fossilen Affen war ein 1857 in den 
tertiären Bildungen der Siwalik-Berge, am Fufse des Himalaya, 
durch Backer und Durang entdecktes Bruchstück eines Oberkie- 
fers”). Dieser hatte einige Aehnlichkeit mit dem des Schlank- 
affen, Semnopithecus, Cuvier, liels jedoch auf eine Gröfse dieser 
Affenart von der des Orangutangs schliefsen. Bald darauf fanden 
Cautley und Falconer in jenen Gegenden auch ein fossiles Affen- 
Sprungbein auf, welches in Gröfse und Form dem Bu Semno- 
pithecus Entellus glich. 


*) Wagner, in Wiegmannn’s Archiv f. Naturgeschichte. 5. Jahrg. 1. Bd. 
p- 171, 


VIERHÄNDER. 7 


Fasi zu gleicher Zeit wies Lartet in tertiären Schichten bei 
Auch, im Dep. du Gers, Bruchstücke von Vierhändern nach, unter 
welchen eine Kinnlade einen, dem noch lebenden Siamang, Hylobates 
syndactylus, nahe verwandten fossilen Affen andeutete, der von 
Blainville den Namen Peihecus antiquus erhielt. 

In den gelehrien Anzeigen der k. baierschen Akademie der 
Wissenschaften, 1839. No. 33 *), beschreibt Wagner das fossile 
Schädelfragment eines Affen, welches aus den jüngsten tertiären 
oder diluvialen Ablagerungen an dem Fufse des Pentelikon, in 
Griechenland, stammt. Die Art, zu der diefs Fragment gehörte, 
scheint in der Mitte zwischen Hylobates und Semnopithecus ge- 
standen zu haben, welshalb sie von Wagner 7 Mesopithecus 
pentelicus genannt wurde. Dieser Affe besals $ höckerige Backen- 
zähne, + srolse Eckzähne und # Schneidezähne, wie es allen 
Affen der alten Welt zukommt. Dem Gibbon oder Hylobates 
näherte er sich durch die kurze Schnauze, eine sehr breite Na- 
senöffnung und den starken Vorsprung der unteren Augenhöhlen- 
wand über den Kiefertheil, dem Semnopithecus Maurus und prw- 
nosus aber durch die Gestalt seiner Zähne. 

Von einer anderen Art, welche Owen zur Gattung Hacacus 
bringt, wurden Backenzähne in dem Londonthone von Kyson, in 
Suffolk, gefunden “*). | 

Auch Affen der neuen Welt, oder Breitnasen, wel- 
che nur in Amerika leben und sich von denen der alten Welt | 
schon durch einen Backenzahn mehr auf jeder Seite der Kiefern 
leicht unterscheiden, wurden durch Lund in den Höhlen Brasiliens 
entdeckt. ch 
Sie werden durch mehrere Arten repräsentirt, wovon eine, 

+ Protopithecus Brasiliensis, von 4 Höhe, einer neuen fossi- 
len Gattung angehört, 

Callithriz primaeous mehr als Hoppbit so grols als ihre heu- 
tigen Geschlechtsverwandten, die Sapajou’s, war”), und 

Cebus macrognathus dem lebenden Winsel- oder Rollschwanz- 
affen nahe verwandt war. 

Die dritte Familie der Quadrumanen, die Krallenaffen oder 
Uistitis, mit $ Bck., wird durch die ausgestorbene Art Jacchus 
grandis, Lund, aus den Höhlen von Brasilien, welche die dop- 


*) Wagner, in Wiegmann’s Archbi f. A 5. Jahrg. 1. Bd. p. 171. 
**) Pictet, Pal. p. 130. | 
***) Leonh. Br. Jalırb. 1840, p:425, 


8 SÄUGETHIERE. 


pelte Gröfse der lebenden Arten, übertraf *), und J. penicillato 
affinis vertreten. 


3. Ordn. Chiroptera. Handflügler. 


Ihre langen vorderen Gliedmalsen sind mit den Hintergliedern 
durch eine Flughaut verbunden, über welche nur die Krallen der 
Zehen hervorragen. Den Vordergliedern, welche sich durch die 
sehr langen Finger auszeichnen, fehlen öfters die Krallen, dem 
Daumen jedoch nie. Ihr Gebils. ist verschieden, doch haben sie 
meistens alle drei Arten von Zähnen. Es sind meist nächtliche 
Thiere mit kleinen Augen, grofsen Ohren, mit Brustzitzen und gro- 
{sen Ohrmuscheln. Einige haben starke Schlüsselbeine. 

Seit sich ergeben hat, dafs die Pterodaktylen des Solenhofer 
Schiefers zu den Reptilien gehören, sind keine älteren fossilen 
Fledermäuse bekannt als die aus tertiären Bildungen. 


Vespertilio Linne. Fledermaus. 


An den Vordergliedern ist nur der Daumen bekralli. YVdz. 
22, Bekz. $- 

V. murinus L., diein Deutschland so gewöhnliche Art, erwähnt 
Karg unter den Versteinerungen von Oeningen, und sie scheint wenigstens 
der. Linne’schen Art verwandt gewesen zu sein. 

V. Parisiensis Cuv., das von Cuvier erkannte Exemplar einer 
Fledermaus, aus dem tertiären Gypse des Montmartre, gleicht an Gröfse, an 
Zahl und Form seiner Zähne der V. serotinus Daub. **). 

In den Lehmausfüllungen der Spalten im Gypse bei Köstritz, in 
Knochenhöhlen bei Baireuth, Lüttich (nach Schmerling zu Rhino- 
lophus Cuv., der Hufeisennase, gehörend), in Devonshire, in Sar- 
dinien, im Gouvti. Tomsk (nach Fischer v. Waldheim) ***) und in 
Brasilien (nach Lund) 7) hat man Theile von Fledermäusen gefun- 
den, welche mit jetzt noch lebenden Arten grofse Aehnlichkeit 
zeigen. | 

Die europäischen gehören meistens zu Vespertklio, 5 brasilianische Ar- 
ten zu der in Südamerika noch jetzt verbreiteten Gattung Phyllostoma 
Geoffroy, oder den Blatinasen, mit 4 Vdz., wozu auch der Vampyr gezählt 
wird, und eine wurde von Lund als Molossus Cuv. (Dysopus Il.) bestimmt. 


*) Leonh. Br. Jahrb. 1840. p. 741. 

**) Leonh. Br. Jahrb. 1843. p. 854. 

***) de Blainville im L. Br. Jahrb. 1843. p. 854. 
+) L. Br. Jahrb. 1840. p. 125; 1841. p. 4%. 


HANDFLÜGLER.  FLEISGHFRESSER. 9 


Reste von Fledermäusen wurden von Owen ®) in dem ’‘Roth-Crag 
von Suffolk mit denen von Quadrumanen und Beutelthieren zugleich erkannt, 


und H. v. Meyer“) findet in 2 Knochen aus dem tertiären Becken von Mainz 
grofse Aehnlichkeit mit dem Daumengliede einer Fledermaus. 


4, Ordn. OCarnivora. Fleischfresser. 


Ihre Zehen sind bekrallt, ihre Backenzähne nach ihrer Nahr- 
ung verschieden. 


A. Insectivora. Insektenfresser. 


Es sind kleine, meistens unterirdische Thiere, deren Vorder- 
glieder zum Graben bestimmt und defshalb mit einem Schlüssel- 
beine versehen sind. Da sie von Insekten und Würmern leben, 
so sind ihre Eckzähne nur klein und die Backenzähne mit vielen 
spitzen Höckern bedeckt. Die Schnauze ist gewöhnlich rüssel- 
arlig verlängert. 

Ihre Existenz beginnt erst mit den mittleren Schichten der 
Tertiärformation. 


1. G. Erinaceus L. Igel. Herisson. 


Vrdz. £, die mittleren länger; Eckz. klein; Bckz. 3. 

E. arvernmensis Blainv., aus einem Sülswasserkalke, und 

E. soricinoides Blainv., aus den Schichten von Sansans bei Auch, 
mit 1 Vrdz. mehr als der gewöhnliche Igel, gehören beide den mittleren 
tertiären Bildungen an ***). 

E. fossilis Schmerling, aus den Knochenhöhlen bei Lüttich, war 
dem gemeinen Igel, E. europaeus, sehr ähnlich +). 


2. G. Centetes Iliger. Tanreck. Borstenigel. Tenrec. 

Vrdz. &; Eckz. +; Bckz. &. 

C. antiquus Bl., aus dem mittleren tertiären Sülswasserkalke der 
Auvergne, ist nach einem halben Kiefer bestimmt, dessen Zahnbildung von 
der des auf Madagaskar noch lebenden Tanrecks nur durch das Vorhanden- 
sein eines siebenten Backzahns abweicht 77). 


3. G. Sorex L. Spitzmaus. Musaraigne. 
Vdz. 3; Bckz. 7°. 


Ein Kiefer aus tertiären Bildungen von Sansans bei Auch zeigt grolse 


*) L. Br. Jahrb. 1843. p. 372, 629. 
**) L. Br. Jahrb. 1843. p. 389. 
***) Pictet, Pal. p. 141. 

+) Keferstein, Ntg. d. E. p. 208, 
++) Pictet, Pal. p. 142. 


10 SÄUGETHIERE. 


Aehnlichkeit mit der gemeinen S., $. araneus. Reste von Spilzmäusen aus 
der Knochenbreccie Sardiniens, aus den Höhlen von St.Macaire und bei Lüt- 
tich und aus den Spaltausfüllungen bei Köstritz, stimmen gleichfalls mit 
lebenden Arten fast überein *). 


4. G. Mygale Cuv. Rüsselmaus, Desman. 


Vdz. 2: Bckz. %. Füfse mit Schwimmhäuten. 
Ein Oberarmknochen von Sansans hat nach Pictet grofse Aehnlichkeit 
mit dem der an den Pyrenäen noch lebenden Bisamratte. 


5. G. Talpa L. Maulwurf. Taupe. 


Vdz. 8; grolse Eckz.; $ Bckz.;, Vorderpfoten, deren Zehen 
_ etwas verwachsen sind, mit 5 Krallen. 

Pictet führt 3 Arten aus teriiären Bildungen der. Auvergne und von 
. Sansans an, worunter T. antiqua und T. minuta Bl. nach Oberarmknochen 
bestimmt sind. Reste von Maulwürfen in den Spaltausfüllungen von Köstritz 
und den Höhlen von Frankreich und Belgien, lassen sich nicht von denen 
des gemeinen M., T. europaea, unterscheiden und mögen später dorihin ge- 
kommen sein. 


B. Ferae. Raubthiere. Eigentliehe Fleischfresser. 


Es sind die grölsten und gefährlichsten Räuber der Thier- 
welt, wie sich diefs schon in ihrem Gebifs, zeigt. Starke und 
gekrümmte Eckzähne ragen weit über die 6 Vorderzähne jedes Kie- 
fers hervor. Ihre Backenzähne sind schneidend oder mit stumpfen 
Höckern versehen. 

Die den Eckzähhen zunächst stehenden sind spitz oder zusammenge- 
drückt, und heifsen falsche Backenzähne oder Lückenzähne, weil 
sie mehreren fehlen, auf diese folgt der grofse, mit mehreren Spitzen und 
meist mit einem Höckeransatze versehene Fleisch- oder Reilszahn. 
Die letzten 1— 2 höckerigen Backzähne, welche zum Kauen dienen, heilsen 
Mahlzähne. Ä 

Vereinzelt finden sie sich zuerst in tertiären Gebilden, wäh- 
rend das Diluvium und die Höhlen an ihnen so reich sind. Auf- 
fallend ist es, dafs sie, nach Dr. Koch’s Mittheilungen, in den 
Knochen führenden Schichten Nordamerikas gänzlich zu mangeln 
scheinen. 

a. Sohlengänger. 

Sie treten mit ihrem ganzen Fulse auf. Ihre Füfse haben 

5 Zehen und Krallen. 


+) H. v. Meyer, Pal. p. 126. 


FLEISCHFRESSER. 11 


1. G. Ursus L. Bär. Ours. (Taf. IV. Fig. 1.2. 3.) 


Die starke Entwickelung der zahlreichen Höcker auf den hin- 
teren Backenzähnen zeigt (Fig. 2.), dafs diese Thiere auch gern 
vegetabilische Nahrung zu sich nehmen. Es sind im Allgemeinen 
sehr plumpe Thiere, deren Gliedmalsen kürzer und breiter gebaut 
sind als bei anderen Raubthieren. Ihr Kopf verlängert sich in 
eine stumpfe, vorragende Schnauze. Backenzähne findet man bei 
ihnen # bis $, da die Lückenzähne leicht ausfallen. Die. Eck- 
zähne haben hinten eine Längskante, sind ohne Furchen, und ihre 
Wurzel ist viel länger und stärker als die Krone, die aus dem 
Kiefer hervorragt. 


U. spelaeus Blumenbach. Höhlenbär. Espece ü front bombe 
Cuv. — H. v. Meyer, Pal. p. 45. — Taf. IV. f. 1 nach Br. Leth. tb. 45. £. 1; 
und Taf. IV. f.2, 3 nach Jäger, foss. Säugeth. Würtemb., 1839. tb. 12. 
f. 2,3, 4, 20. 

Der Schädel des Höhlenbär’s wird 16° — 18° lang, mithin etwa Hu 
1 länger als der des braunen und schwarzen Bär’s, und zeichnet sich be- 
sonders durch das plötzliche Abfallen der Stirn nach der Nasenwurzel herab 
aus. Im Ganzen war diese Art etwas schlanker und gröfser, als unsere 
jetzigen Bären es sind. 

Zwar kommen Reste davon auch ausnahmsweise im tertiären Kalke bei 
Gmünd vor, und man kennt dieselben aus verschiedenen diluvialen Bildungen, 
indefs findet man sie nirgends häufiger‘ als in den Knochenhöhlen von 
Deutschland, England und Frankreich. Bronn berichtet in der Lethae« 
p.. 1280, dafs die Menge der Knochen von Individuen jeden Alters, die man 
in einigen Höhlen beisammen findet, auf viele Hunderte von Individuen 
schlielsen lassen, welche theils gleichzeitig, theils in aufeinander folgenden 
Generationen dort gewohnt, ihre animalische Beute dort eingetragen haben 
und endlich dort gestorben sind; dafs durch das öftere Ein- und Ausgehen 
dieser Thiere nicht selten sogar die engeren Durchgangsstellen der Höhlen 
geglättet wurden; dals aber einige Höhlen auch unzweideulig zeigen, wie 
sie durch spätere Einfluthungen mit derartigen Knochen sich angefüllt haben. 


U. arctoideus Blum. — Espece a front plus plat Cuv. — H. 
v. M., Pal. p. 46. — Pictet, Pal., p. 149. 

Von der Gröfse des Eisbären, war er übrigens dem btöanen Bär sehr 
ähnlich und unterscheidet sich von dem Höhlenbär, dessen Grösse er nicht 
erreichte, durch eine weniger gewölbte Stirn und eine gröfsere Entfernung 
des Eckzahnes von dem ersten Backzahn. 

Man findet ihn mit diesem zusammen in den Höhlen, dach ist er weit 
seltener als jener und kann schon defshalb nicht als das weibliche Indivi- 


12 | SÄUGETHIERE. 


duum des Höhlenbären, wie de Blainville meint, betrachtet werden. Eher 
würde er nur eine Varietät davon sein. In Knochenhöhlen von Franken, 
Bize, Lunel - Vieil, Salleles. 

U. priscus Goldfuls. — Espece ä petit cräne Cuv. Seine Stirn 
ist vollkommen flach, an Gröfse glich er dem braunen Bär. 

Man fand ihn in der Höhle von Gaylenreuth in Franken: 

U. arvernensis Croizet et Jobert. — Pictet, Pal. p. 151. Von 
der Gröfse des braunen Bärs, mit fast flacher Stirn und einer schmä- 
leren Schnauze als bei allen anderen fossilen Arten, ist er im sandi- 
gen Diluvium am Puy-de-Döme aufgefunden worden. 

Aufser einigen anderen Arten, deren Bestimmung noch nicht als 
ganz zuverlässig betrachtet werden kann, zeigt Milne - Edwards ein 
Schädelbruchstück eines Bären aus einer Knochenbreccie von Oran in 
Algerien an, und Lund den U. brasiliensis aus Höhlen Brasiliens. 


+2. G. Amphiarctos Blainville. Sivalours. 


Diefs Geschlecht, wovon nur eine Art, A. Sivalensis, Caut. 
u. Falc., von der Gröfse ‘des Ursus spelaeus aus den Siwalik-Ber- 
gen in Ostindien, bekannt ist, unterscheidet sich von den Bären 
nur durch den Mangel des einen ihrer drei Höckerzähne. 


3. G. Nasua Storr. Coat: Cuv. Nasenthier. 


Beck. & (Lückz. 3 oder #). In Süd-Amerika lebend. 

Lund fand Reste einer Art in den Höhlen Brasiliens, früher 
erkannte Cuvier ihre Existenz in der Knochenbreccie von Nizza 
und die eines ihnen verwandten Thieres im tertiären Gypse von 
Montmartre. 


4. G. Meles Storr. Dachs. Blaireau. 
Bck. & oder & (2 Lückz.). 
Die hiervon in verschiedenen Knochenhöhlen Frankreichs auf- 
gefundenen Ueberbleibsel scheinen von dem gemeinen Dachse (M. 
tawus oder vulgaris, Ursus meles L.) kaum verschieden zu sein. 


5. G. Gulo Storr. Vielfrals. Glouton. 


Bekz. # oder 2. 

G. spelaeus Goldf. — Glouton fossile Cuv. Bei aller Achn- 
lichkeit mit dem noch lebenden G. borealis unterscheidet sich die fossile 
Art, nach Germar, durch etwas beträchtlichere Gröfse, stärker vorlre- 
tende Jochbeine und eine verhältnifsmäfsig längere Schnauze. Der Un- 
jerkiefer ist weniger hoch und das Kinnloch (Foramen mentale) steht 
etwas weiter nach vorn, zwischen dem 2ten und 3ten Zahne. 


FLEISCHFRESSER. 13 


In den Höhlen ‚von Gaylenreuth, von Sundwich bei Iserlohn und 
nach Germar im Dunn von Egeln mit Mammuth- und Rhinoceros- 
Knochen. 

G. diaphorus Kaup, Karst. Archiv. Bd. 5. p. 150. tb. 2. £. 
1, 2. Atl. d. oss. f. lor. 2. tb. 1. f. 1, 2, früher G@. antediluvia- 
nus  Kaup, aus dem tertiären Kiese von. Eppelsheim, unterscheidet sich. 
durch die ‘enorme Gröfse seines letzten Backzahnes von dem leben- 
den und dem fossilen Vielfrafs. Dieser Zahn ist viel länger als breit, 
vorn breiter als hinten; seine vordere Hälfte trägt einen breiten Höcker, 
und die hintere ist einfach gerundet. Pictet möchte diese Art mit 
Amphicyon vereinigen. 

Jedenfalls aber verbindet. sie mit den folgenden Gattungen 
die bärenartigen und hundeartigen Thiere.. Allmählig verändert 
sich bei ihnen die Zahl der Höcker auf den hinteren Backenzähnen, 
während der Fleischzahn an Eniwickelung zunimmt und dessen 
Höckeransatz sich verkleinert ”). 


6. G. Fiverra L. Zibeththier. Civette Cuv. 


Ein lang gestreckter Leib, kurze Beine, & Bckz., von denen 
2 Lekz., + Fleischz. und 7 Höckerzähne sind, ‚zeichnen ihr Ske- 
lett besonders aus. 

Man kennt hiervon nur wenige fossile Arten aus der Ter- 
tiär- und Diluvialzeit. 

V. (Geneita) Parisiensis Cuv., aus dem Gypse von Mont- 
martre, war der im südlichen Frankreich noch lebenden Genettkatze 
ähnlich. 

V. antiqua und V. zibettoides Bl., aus der Auvergne und 
von Sansans, mochten der asiatischen Zibeihkatze sehr nahe stehen, 
allein 

V. gigantea Bl., aus dem Süfswasserkalke von Soissonnais, 
hat die Gröfse grofser Hyänen erreicht. 

Man kennt aufserdem noch fossile Viverra-Reste aus Bengalen 
und Neuholland. (H. v. Meyer, p. 49 u. Pictet p. 171.) 

a 6 Palaecyon Blainv. Arctocyon Blainv. (naimös, alt; 
xvwv, Hund.) 

Als P. primaevus Bl., (Pictet, Pal. ‘pag.' 156. Pl.: 4. f. 1.), 
bezeichnet Blainville einen Kopf aus einer alten tertiären Schicht. von 
La Fere. Durch seine niedergedrückte Form nähert er sich den Phoken 
und Fischottern. ' Die: Schnauze ist kurz und etwas abgestutzt. + "Im 


- *) Pictet;. Pal: p: 154. 


14 SÄUGETHIERE. 


Oberkiefer stehen 3 Lückenzähne, 1 sehr starker Fleischzahn und 3 
grofse, höckerige Mahlzähne. 


Tr 8.6. N Kaup. (dyvöc, unbekannt; 370, wildes 
Thier.) 


A. antiquum Kaup, Atlas des Ossements foss. or. 2, tb. 1. f. 3, 4. 
Hiernach ein Eckzahn und Backzahn Taf. 1. Fig. 8, 9. TAMiRGR von 
Eppelsheim. 

b. Zehengänger. 

Sie treten nur mit den Zehen auf. 

Die hier folgenden hundeartigen Thiere haben einen Kopf mit 
voriretender Schnauze. Ihre schneidenden Backenzähne, die sehr 
kleinen Höckeransätze an den Fleischzähnen und 3 grofse höcker- 
ige Mahlzähne zeigen, dafs sie sowohl thierische als vegetabil- 
ische Nahrung zu sich nehmen. 


9. G. Canis L. Hund. Fuchs. Wolf. 


Bekz. #% (Lückz. 3). Vorderfüfse mit 5, Hinterfülse mit 4 
Zehen. _Die fossilen Arten erscheinen mit dem Anfange der ier- 
tiären Epoche und gehen bis in die jetzige Schöpfung. 

C. viverroides Bl. (Pictet p. 161), mit den zwei höckerigen Mahl- 
zähnen der Hunde und einem spitzen, wenig zusammengedrückten Fleisch- 
zahne der Zibetthiere, zu denen es von Cuvier auch gestellt wurde, scheint 
einen Uebergang zwischen beiden Gattungen herzustellen. 

Im tertiären Gypse von Montmarlre. 

C. Parisiensis Cuv. (Pictet p. 161), eine dem Polarfuchse (C. 
lagopus L.) sehr verwandte Art, gehört dem Gypse von Mont- 
marire an. N 

C. spelaeus Gold. Höhlenwolf. — Loup ou chien fossile Cuv., 
5. v. Meyer, hal. np. .49.. —. Keferst. IE m, 105... Jar Say. ED 
der fünfte untere linke Backenzahn. Er ist von dem lebenden Wolfe 
wohl kaum zu unterscheiden. 

Man kennt ihn aus dem Lehme von Cannstadt, den Knochenhöh- 
len von Franken, England, Frankreich und der Knochenbreccie von 
Sardinien. 

. C. spelaeus minor Wagner. Höhlenfuchs. — v. Hkeyer, Pal. 
p. 49. — Keferst. II. p. 195. 

Reste von Füchsen, welche dem gemeinen C. vulpes L. wahr- 
scheinlich zuerkannt werden müssen, fand man in dem tertiären 
Schiefer von Oeningen und in mehreren Knochenhöhlen von Deutsch- 
land, England und Frankreich. 


FLEISCHFRESSER. 15 


C. familiaris fossilis v. Meyer, Pal. p. 49. Keferst. II. p. 194. 


Auch der Haushund ist aus den Knochenhöhlen von Deutschland, 
Belgien und Frankreich und aus der Knochenbreeccie bekannt. 


Aus den mittleren tertiären Bildungen am Rheine, aus den ober- 
sten tertiären Schichten der Auvergne wurden von Kaup, von Croizet 
und Jobert und aus den Höhlen Brasiliens durch Lund noch einige, 
Füchsen und Wölfen ähnliche Arten entdeckt. 


+ 10. G. Speothos Lund. (onlos, Höhle; YEeır, laufen.) 


Von den Hunden nur durch den Mangel des einen höckerigen 
 Backzahns und durch eine etwas weniger verlängerte Schnauze 
unterschieden. Lund fand $. pacivora in Höhlen Brasiliens mit 
zahlreichen Knochen der Pakas zusammen. 


11. G. Amphicyon Lartet. (ugi, ringsum; #Uwr, Hund.) 


. Es war, nach Pictet, ein grofser Fleischfresser, welcher sich 
durch die Zahnbildung den Hunden sehr näherte. Bekz. # (Lückz. 
3, + Fischz. mit schwachem Höckeransatze, 3 Mahlz.). Nur der 
letzte Mahlzahn hat durch seine Kleinheit Aehnlichkeit mit dem 
der bärenartigen Thiere, mit welchen diese Thiere auch den we- 
niger verlängerten Kopf und den schwerfälligen en ge- 
mein hatten. 

A. major Bl., womit nach Blainville wahrscheinlich Canis gi- 
ganteus Cuv. (Oss. foss. 4e ed. VII, 481 .nach Pictet) zusammenfällt, 
stammt von Sansans bei Auch. 


A. minor, Bl., ebendaher, nur 3 gröfser als der Dachs. 


12. G. Hyaenodon Layser. (Hyaena,; odwv, Zahn.) 


Im Unterkiefer stehen 3 höckerige Backzähne, von denen der 
letzte der gröfste ist und durch seine schneidige Form sehr an 
den Fleischzahn der Hyänen erinnert. Eine solche Form an dem 
letzten Zahne kommt in der jetzigen Schöpfung nicht mehr vor. 
Uebrigens sind $ Bckz. (3 Mahlz., 4 Fischz., 3 Lckz.), 4 Eckz. 
und 3 Schdz. vorhanden. 

H. leptorhyncus. Layser, Compt. rend. VII. p. 1004, ist nach 
einem Unterkiefer aus den tertiären Gebilden der Auvergne und H. 
 brachyrhynchus Blainv., Compt. rend X. 134, nach einem ganzen Kopfe, 
der an der Tarn gefunden worden war, bestimmt. 


Mit dieser Gattung vereinigt Pomel die Gattungen Taxoihe- 
 rium und Pterodon de Blainville (Jahrb. 1845. p. 124). T. Pari- 


16 ; :SÄUGETHIERE. 


siense stammt aus den ältesten Tertiärgebilden von Paris. (Pictet, 


tb. 4. f. 2.) 


13. G. Hyaena Brisson. Hyäne. Hyene. 


Bekz. 2 (3 Lekz.). Alle Fülse. mit 4 Zehen. 

Die Hyänen, welche bekanntlich gegenwärtig nur Afrika und 
das südliche Asien bewohnen, erscheinen in Europa bei Beginn 
der tertiären Epoche und waren in der Diluvialzeit häufig in Deutsch- 
land, Frankreich und Belgien zu finden. 

H. spelaea Gold, — Höhlenhyäne. v., Meyer, Pal. p. 50. — 
Keferst;, :p... 213. ——. Bietet, p. 180. —. Taf, IV. £ 4. a. h. 

In. ihrer Zahnbildung den noch lebenden Hyänen sehr ähnlich, 
übertraf sie dieselben an Gröfse. 

Sie ist die gewöhnlichste unter den fossilen Arten. Im Diluvium 
von Westeregeln bei Magdeburg, Köstritz, Cannstadt, Eichstädt, Abbe- 
ville, Valdarno u. a. O. — in den Knochenhöhlen von Gaylenreuth, 
Lunel-Vieil, Pondres, Sundwich, Kirkdale u. a. O. und nach von Meyer 
in der tertiären Muschelnagelflue des Moliereberges. 

In den Höhlen haben sich nicht selten sogar noch die Excre- 
mente von ihr versteinert erhalten, und nach Bronn pflegen da, wo 
Hyänen-Reste einigermalsen zahlreich sind, die von Bären zu ver- 
schwinden. 

H. Perrieri Croiz. et Job., ausgezeichnet durch einen zwei- 
lappigen Höckeransatz an dem Fleischzahne, übrigens der gelleckten 
Hyäne ähnlich und 

H. arvernensis Cr. et Job., welche der gestreiften Hyäne 
sich nähert, sind dem terliären Sande in Puy de Döme entnommen, 
und, während Cautley und Falconer aus den oberen tertiären Gebil- 
den am Himalaya Hyänen nachwiesen, wurden sie durch Lund aus Bra- 
siliens Höhlen bekannt. 


14. G. Felis L. Katze, Luchs, Leopard, Panther, Tiger, 
Jaguar, Löwe u. s. w. 


Ihr starker, gedrungener Körperbau, der sich besonders in 
dem rundlichen Kopfe ausspricht, verbunden mit grolser Biegsam- 
keit, macht die katzenartigen Thiere zu den stärksten und zugleich 
gewandtesten aller Raubthiere. Sie haben auf jeder Seite des Kie- 
fers einen Backzahn weniger als die Hyäne, also $ Bckz., von 
denen % Lckz. sind. Nur der obere der sehr grofsen Fleisch- 
zähne ist mit einem sehr kleinen Höckeransatze versehen, und nur 
in dem Oberkiefer steht dahinter noch ein kleiner höckeriger 


‘ RAUBTHIERE. | 17 


Mahlzahn, im Unterkiefer fehlt dieser gänzlich. 5 Zehen an den 
Vorderfüfsen und 4 an den Hinterfüfsen zeichnen durch ihre zu- 
rückziehbaren Krallen sie besonders noch aus. 

In der‘ früheren Welt traten sie zuerst in der mittleren Ab- 
theilung des Tertiärgebirges auf, waren in der Diluvialzeit aber 
von einer noch grölseren Entwickelung als die der jetzigen Zeit. 

Aus dem tertiären Sande von Eppelsheim bestimmte Kaup 
3 Arten: | 

F. aphanista Kaup, (Karst. Arch. Bd. 5. p. 152.'tb. 2. f. 
3 — 5; All. aus Oss. foss. lovr. 2. tb. 2. f. 1.), glich dem Löwen 
und der F. spelaea am mehrsten. 

F. ogygia Kaup, (Karst. Arch. Bd. 5. p. 156. tb. 2.1.6— 8; 
Atl. auz Oss. f. livr. 2. tb. 1 f. 6. u. tb. 2. f. 3.), war dem Cuguar 
(F. concolor) oder dem Gepard (F. jubata) an Gröfse gleich. 


F. antediluviana Kaup, (Karst. Arch. Bd. 5..p. 157. tb. 2. 
f. 9 — 12; All. aux Oss. f. lior. 2. ib. 2. f. 5:), war beinahe von 
der Grölse der vorigen, allein von schlankerer Gestalt. 

Lartet fand 2 Arten von Katzen zu Sansans. 

F. arvernensis Croizet et Jobert, welche die Gestalt des männ- 
lichen Jaguar hatte. 

F. pardinensis Cr. et Job., ähnlich dem Cuguar, 

F. brevirostris Cr. et Job., von der Gröfse des. Luchses, 

F. issödoriensis Cr. et Job., etwas kleiner als der Leopard und 

F. megantereon Bravard (Pictet, Pal. p. 184), stammen aus 
dem Sande in der Auvergne. 

Die letzte Art zeichnet sich dadurch besonders aus, dafs ihr 
dritter Schneidezahn viel grölser ist, als bei allen anderen Katzen- 
arten. Ebenso ist das Kinn mehr verlängert und das Kinnloch 
steht weiter unten als bei anderen Arten. 

Bravard errichtete, auf diese Charaktere fufsend, dafür seine 
Gattung Stenodon, und Kaup vereinigte diesen ganz ähnliche Zähne 
zu seiner neuen Gattung Machairodus, (uszaoa, Schlachtmes- 
ser; ödovg, Zahn.). (Pictet, Pal. p. 185.) 

M. cultridens Kaup, Atl. aus Oss. foss. kor. 2. 1b. 1. f. 5. 
(Vgl. H. v. Meyer p. 128 über Fels (Ursus) cultridens). 


F. spelaea Goldf. — Höhlenlöwe. — Chat fossile grande 
espece Cuv. — H. v. Meyer, Pal. p. 52. Keferst. II. p. 209. 

Der Höhlenlöwe war dem lebenden Löwen sehr ähnlich, über- 
traf ihn: jedoch an Gröfse und näherte sich in seinem Kopfbau etwas 
dem Panther. Goldfufs beschrieb ihn zuerst aus den "Muggendorfer 


Geinitz, Versteinerungskunde, 2 


18 | SÄUGETHIERR, 


Höhlen; seine Reste finden sich häufig in vielen Knochenhöhlen von 
Deutschland, 'England und Frankreich. 

F.'antigua Cuv., der sich dem Tiger sehr näherte, ward aus 
den Höhlen von Gailenreuih bekannt. 

Aus Indien sind durch Cautley und Falconer, aus den Höhlen 
Brasiliens durch Lund noch mehrere Arten bekannt gemacht worden, 
welche den gröfseren, noch lebenden Katzenarten mehr oder weniger 
ähneln. | 

+ 15. G. Cynailurus Wagler, (zöov, Hund; «ailovgog, Katze), 
mit der amerikanischen Art C. minutus Lund, schliefst sich an 
die Katzen eng an und ist nur als Untergattung von Feks zu be- 
trachten. Kleiner noch als die Hauskatze, unterscheidet sie sich 
von allen anderen Geschlechtsverwandten durch den gänzlichen 
Mangel eines inneren Höckeransatzes an dem oberen Fleischzahne. 


(Pietet, p. 187.) 


16. G. Mustela L. Marder, Iltis, Wiesel. Marte, Putois. 

Zierliche Thiere mit langgestrecktem Leibe, kurzen Beinen 
und einem Höckerzahne hinter jedem Fleischzahne. 

M. plesictis Layser, aus den oberen tertiären Schichten am 
Puy-de-Döme, 

M. genettoides Blainv., von Sansans, (Pictet p. 174) und 

M. martes fossilis (Beleite Cuv.; Keferst. p. 221), aus den 
Muggendorfer.. und Lütticher Höhlen, sowie aus dem Diluvium von Genf, 
ähneln durch ® Bekz. (2 Lekz.) den eigentlichen Mardern, während 

M. antigua v. Meyer p. 54. (-Putoös. Cuv.; Pict. p. 175) aus den 
Höhlen des südlichen Frankreichs, besonders von Lunel-Vieil, aus denen 
von Lüttich und Kirkdale durch $ Bcekz. (3 Lckz.) sich mehr dem 
Iltis nähert. 

17. G. Mephitis Cuv. Stinkthier. Moufette. 

Vor der Auffindung einer Art in den brasilianischen Höhlen 
durch Lund, kannte man noch keinen fossilen Repräsentanten die- 
ser Gattung. 


18. G. Luira Ray. Fischotter. Loutre. j 

:Ein dicker, platter Kopf mit $ Bekz. (3 Lekz.), kurze Beine, 
deren fünf Zehen durch Schwimmhäute verbunden sind, machen 
‚diese Gattung leicht kenntlich. 

L. antiquwa v. Meyer, p. 55, aus den‘Knochenhöhlen von Lunel- 
Vieil, und den Bohnerzgruben von Würtemberg (Jäger, foss. Säug. 
Würt. tb. 3. fi 25, 26), scheint etwas stärker als die gemeine Fisch- 
otter gewesen zu sein. 


ROBBEN.  BEUTEL THIERE. 19 


L. clermontensüs führt Pictet p. 176 aus der Auvergne an. 

L. Valletoni Geoff. St. Hilaire, aus dem Süfswasserkalke 
von St. Geran (Dep. Allier), diente dem Entdecker zum Typus der 
(nach Piciet p. 176) noch nicht hinreichend charakterisirten 


19. G. Potamotherium G. St. Hil. (norauös, Flufs; Jnotov wildes 
Thier.) 


C. Pinnipedia. Schwimmfüfser, Robben. 


Ihr ganzer Bau ist vorzugsweise zum Schwimmen bestimmt, 
welshalb ihre hinteren Beine einander genähert und nach hinten ge- 
richtet und die Zehen aller vier Fülse durch Schwimmhäute ver- 
bunden sind. Sie haben alle drei Arten von Zähnen und. sind, 
ihrer Zahnbildung nach, ächte Fleischfresser. 

Die wenigen fossilen, noch nicht genauer bestimmten Arten, 
welche man bisher von ihnen gefunden hat, beschränken sich auf 
die beiden Geschlechter PhRoca L., Robbe, Phoque, und Tri- 
chechus L., Wallrofs, Morse. 


> Ordn. Marsupialia. Beutelthiere. 

Zwei platte Knochen, zur Stütze eines häutigen Beutels oder 
zweier Hautfalten an dem Ende des Bauches, welche die Saug- 
warzen des Weibchens umgeben, sind für sie charakteristisch. 

Bestätiget sich die jetzt allgemeine Annahme, dals die in 
dem Schiefer von Stonesfield aufgefundenen Unterkiefer Beutelthie- 
ren angehören, womit sie auch nach Owen’s neuesten Untersuch- 
‚ungen am meisten übereinstimmen, so lebten Thiere dieser Ord- 
nung schon zur Zeit der Jura-Epoche, und sie sind die ältesten 
Repräsenianten der Säugethiere. Nach Agassiz aber erinnern diese 
Reste ebenso gut auch an Wassersäugethiere. (Br. Leth. p. 543.) 


a. Fleischfressende Beutelihiere. 
1. Gatt. Didelphys L. Beutelratte. Sarique. 


Eine amerikanische Gattung, mit 's° Vdz., grofsen Eckz. und 
7 spitzhöckerigen Bekz.; welche schon in den ältesten Zeiten der 
Tertiärbildungen in Europa gelebt hat, wie die aus dem Gypse des 
Montmartre bekannte Art 

D. Cuvieri, (v. Mey. p. 56), welche der in Brasilien leben- 
den D. murina am mehrsten gleicht, und eine von Owen beschriebene 
Art von Suffolk es herausstellen. | 

Die Existenz dieser Thiere in Brasilien, welche Lund in mehreren 
fossilen Arten aus dem Diluvium und den Höhlen nachwies, ist weniger 
auffallend. 


2% 


20 SÄUGETHIERE. 


+ 2. G@. Phascolotherium Broderip. (gEoxwAog, Mantelsack ; 
Inolov, wildes Thier.) 


Unterkiefer mit 3 Lekz. und 4 wahren Bekz. 
Ph. Bucklandi Brod. — Didelphys aus dem Oolith von Stones- 
field. : ‘Buckl. Geol. Pl. 2. Fig. A. Hiernach Taf. MM. f. 13. 


+ 3. G. Thylacotherium Owen. Heterotherium oder Am- 
phitherium Blainv. ($öAozog, Beutel; $nolov, wildes Thier.) 


Unterkiefer mit 6 entfernten Schneidezähnen, 1 mittelgrofsen 
Eckzahn, 6 Lückenzähnen und 6 dreizackigen Backenzähnen. 

T. Prevostii Cuv. Didelphys (?) Prevostii v. Meyer p. 55. — 
Pictet, Pal. 17. f. 1, 2. 

T. Broderipii Owen. — Pictet, Pal. 17. f. 3. 

Alle drei stammen aus dem Schiefer von Stonesfield. 

Von den beiden in Neu-Holland noch lebenden Gattungen, 
Dasyurus Geoffr. und Thylacinus_ Temm., kennt man. Reste 
in den Knochenbreccien und in den Höhlen jenes Welitheiles. 


(Pictet, p. 331.) 


b. Fruchtfressende Beutelthiere. 


Die zugleich auch fossilen Gattungen Halmaturus I. (Ma- 
cropus Shaw., Känguruh), Hypsiprymnus Ill., das Hacken- 
thier oder die Känguruh-Ratte und Pkascolomys Geofir., der Wom- 
bat, als einziger Repräsentant der wurzelfressenden Beutel- 
thiere, scheinen auch früher ihr jetziges Vaterland nur inne ge- 
habt zu haben, denn von ihnen finden sich fossile Reste nur in 
den Knochenhöhlen und der Knochenbreccie Australiens. 


6. Ordn. Glires. Nagethiere. Hongeurs. 


Mit ihren beiden langen, meilselförmigen Vorderzähnen . in 
. jedem Kiefer, welche auf ihrer äufseren Seite mit Schmelz bedeckt 
sind und von der hohlen Wurzel aus nachwachsen, benagen und 
. zerfeilen sie die oft harte vegetabilische Kost, welche sie zu sich 
nehmen. Zu diesem Zwecke kommt ihnen die eigenthümliche Be- 
wegung des Unierkiefers von hinten nach vorn zu Statten. Da 
die Eckzähne fehlen, so ist zwischen Vorderzähnen und Backen- 
zähnen eine grofse Zahnlücke. Aufserdem ' befördern noch quer- 
stehende Falten und Höcker auf der Oberfläche der Backenzähne 
die Zerkleinerung der Nahrung. Füfse meist fünfzehig und bekrallt. 

Sie waren in der Vorwelf seltener‘ als in der jetzigen an- 
zutreffen. 


NAGETUHIERE. 21 


1. G. Sciurus L. Eichhörnchen. Bow reikil, 


Mit 2 Bekz. und spitzen, zusammengedrückten Schneidezäh- 
nen. Die im Gypse von Montmaritre, in Spalten bei Köstritz und 
in einigen Höhlen aufgefundenen Knochen von Eichhörnchen lassen 
noch keine nähere Bestimmung zu. 


% 2. G. Spermopkhilus Cuv. Ziesel. 


Mit 2 Backenzähnen. 

S. superciliaris Kaup, welche von Pictet zu Arctomys, dem Mur- 
melthiere, gerechnet wird, aus dem Sande von Eppelsheim, ist die ein- 
zige fossile Art. 


Mes Myozus Schb. Siebenschläfer. Haselmaus. Loir. 


Mit & Bcekz.; Vorderfüfse wie hei den Eichhörnchen, mit 4 
Zehen und einem Daumenstummel. 

Man kennt 2 fossile Arten aus dem Gyps des Montmartre, eine dritte, 

M. primigenius v. Meyer (p. 61), Arctomys primigenius Kaup, 
aus dem Sande von Eppelsheim, und M. spelaeus fand Fischer in 
Rufsland. 


4. G. Dipus Gmel. Gerbillus Desm. Meriones lllig. Spring- 
hase. Springmaus. Schenkelmaus. Gerboise. 


Diese jetzt meistens in Afrika und Asien vorherrschende Gatt- 
ung wiels Jäger in den Bohnerzgruben von Würtemberg und Fi- 
scher in Kufsland nach. 


9. G. Lagostomus brasiliensis Lund. 


Aus den Knochenhöhlen Brasiliens, am mehrsten der in den 
Ebenen von Buenos-Ayres häufigen Viscacha gleichend. 


t 6. G. Megamys d’Orb. (u£yas, grols; wös, Maus.) 


Mit einer tertiären Art aus Patagonien, welche nur auf eine 
tibia und eine rolula gegründet ist. (Pictet. p. 194.) 

Einige andere, zum Theil in Amerika noch lebende Gattungen, 
welche in ihrer Form den Ratten gleichen, £ Bckz. haben und 
sich durch die spitze Verlängerung der hinteren Ecke des Unter- 
kiefers auszeichnen, lebten in Europa während der Tertiärzeit. 
v. Meyer und Pictet führen von ihnen: auf: 


1 7. @ Archaeomys Layser (deyaiog, alt; uög, Maus.) 


mit 1 Art aus Süfswassergebilden der Auvergne; 


22 SÄUGETHIERE. 


8. G. Aulacodon Temm. («ülaE, Furche; ödwv, Zahn.) 


wovon Lund eine Art aus Brasiliens Höhlen als Nelomys sulcidens 
bezeichnete; 


‘9. @ Nelomys Jourdan (vnAeng, grausam; uög, Maus.) 
mit einer Art aus Brasiliens Höhlen; 
10. G. Loncheres Nlig. (Echimys Geoffr.) Stachelratte, 


aus Brasiliens Höhlen und aus tertiären Süfswasserschichten der 
Auvergne und 


+ 11. G. Lonchophorus Lund, 


eine der vorigen verwandie Gattung, mit einer Art, aus den Höh- 
len Brasiliens. 


12. G. Mus L. Maus. Ratte. Rat. 


Sowohl in den Knochenhöhlen als in den Knochenbreecien 
Europas, Brasiliens und selbst in Indien werden Theile von Ske- 
leiten gefunden, welche denen noch lebender Ratten und Mäuse 
sehr ähnlich sind. Eine Art aus dem Schiefer von Oeningen soll 
der Hausmaus gleichen. 


13. G. Cricetus Pall. Hamster. 


Eine tertiäre Art aus dem Sande von Eppelsheim nennt Kaup 
C. vulgaris fossilis. 


14. G. Hypudaeus ll. Miete Lacep. Lemnus Link. Was- 
sermaus. Feldmaus. Lemming. Campagnol. 


Früher, wie jetzt noch, ebenso häufig als die Mäuse, werden 
mehrere Arten von ihnen in den Knochenhöhlen von Deutschland, 
England, Frankreich und Belgien, so wie in der -‚Knochenbrececie 
von Nizza, Corsica und Sardinien gefunden. 


t 15. G. Omegadon Pomel. 


Nach der Form der Schmelzfalten in den Backenzähnen so 
genannt. Tertiär im Puy-de-Döme. 


16. G. Castor L. Biber. Trogonterium Fischer. 


Die Schwimmhäute an ihren Hinterfülsen zeigen, .dals diese 
Thiere zum Leben am Wasser bestimmt sind. Schwanz nieder- 
gedrückt und mit Schuppen bedeckt. Bekz. 2. 

Die Biber erschienen zuerst mit dem Ende der tertiären Epoche, 
und die ältesten Arten scheinen aus der Molasse der Schweiz, aus 


NAGETHIERE. 23 


den sandigen: Schichten im Puy-de-Döme und aus dem Crag von 
Essex zu sein. (v. Mey. p. 57.) Exemplare aus Torfmooren, die 
man hier. und da fand, scheinen von noch lebenden Bibern wenig 
verschieden zu sein. 
C. spelaeus nennt Münster eine Art aus der Gailenreuther Höhle, 
C. Cuvieri und C. Werneri, woraus Fischer seine Gattung Trogonthe- 
rium schuf, kamen aus dem Sande von Rufsland. Cautley fand einen 
fossilen Biber auch in den Siwalik-Bergen. 
17. G Myopotamus Cuv. Bibermaus. (wös, Maus;  norauöc, 
Fluls.) 
Nur durch einen cylindrischen Schwanz vom Biber verschie- 
den und an Flüssen Süd-Amerikas wohnend. 
1 Art in den Höhlen Brasiliens. | \ 
7 18. G. Gergoviamys Croizet. 
Neue Gattung aus dem Puy-de-Döme. 
1.19. G. Steneofiber Geoflr. (orewög, eng; fiber, Biber.) 
Eine auf einen tertiären Schädel aus der Auvergne_ er- 
richtete Gattung, welche den Bibern verwandt gewesen zu sein 
scheint. Ebenso standen denselben sehr nahe: 
r 20. G. Palaeomys Kaup, (nuAcıög, alt; wös, Maus.) 
+ 21. G. Chalicomys Kaup (ya), Kies; uög, Maus.) und 
+ 22. G. Chelodus Kaup, früher Aulacodon typus Kaup, 
(...; ödwr, Zahn), 
welche Gattungen nach Kieferbruchstücken aus dem Wr NareR Sande 
von Eppelsheim bestimmt wurden. 
23. G. Hystrix L. Stachelschwein. Porc-epiec. 
Bckz. 2; Vorderfüfse mit 4 grofsen Grabkrallen, Hinterfülse 
fünfzehig. Sie leben in Erdhöhlen der warmen Erdstriche. 
Von ihnen kennt man nur aus dem Diluvium des Val d’Arno und 
aus tertiären Sehichten am Himalaya fossile Reste. 
Hieran schliefsen sich nach Pictet: 
24. G. Synetheres F. Cuv. 
mit 2 fossilen brasilianischen Arten und 


+ 25. 6. Theridomys Jourdan. (Ine&dıv, kleines wildes Thier; 
wög, Maus.) 


mit 1 Art aus tertiirem Sülswasserkalke der Auvergne. 


24 SÄUGETHIERE. 


26. G. Lepus L. Hase. Kaninchen. Lieore. 


Am Berge Perrier gefundene Knochen zeigen, dals die Ha- 
sen in der letzten Zeit der Tertiärepoche erschienen. Zur Dilu- 
vialzeit waren sie ‚häufiger, und man unterscheidet: 

L. diluvianus KCuv., welcher dem gemeinen Hasen sehr nahe 
stand, aus den Knochenhöhlen von Kirkdale, Sundwich u. a. O., 

L. priscus, dem fossilen Kaninchen aus der Knochenbreccie 
in Corsica, bei Nizza, Cette und Westeregeln bei Magdeburg (Keferst. 
p- 215), und eine dritte der vorigen ähnliche Art aus den Höhlen 
von Lüttich und Lunel-Vieil. Ü 

Die Höhlen Brasiliens bergen einen dem dort noch lebenden 
L. Brasiliensis ähnlichen Hasen. 


27. G. Lagomys Cuv. Pfeifhase. Hasenmaus. (Awyög, Hase; 
wög, Maus.) 
Wie die Hasen, mit denen sie auch zugleich vorkommen, mit 
$ gefurchten Vorderz. u. $ Bckz. 

‚Die ältesten Reste scheinen die aus dem Oeninger Schiefer 
und am Puy-de-Döme zu sein. L. corsicanus Bourdet, aus- der 
Knochenbreecie von Corsica und L.. Sardus Wagner, aus der 
von Sardinien zeigen, dals diese jetzt nur in Sibirien lebenden 
Thiere früher über ganz Europa verbreitet waren. 


+28. G. Titanomys H. v. M. (L. Br. J. 18435. p. 390.) 
Mit einer. tertiäiren Art von Weifsenau bei Mainz. 


29. G. CaviaL. Anoema Fr. Cuv. Meerschweinchen. Cobaye. 
Vorderfüfse mit 4, Hinterfüfse mit 3 Zehen, deren Nägel 
dick und hufartig sind. Bekz. 32. | 
Das bei uns jetzt einheimische M. stammt bekanntlich aus Bra- 
silien, wo auch einige fossile Ärten durch Lund entdeckt wurden. 
Anoema Üeningensis König, ist eine noch zweifelhafte Art 
aus dem Schiefer von Oeningen. 
An diese Gattung schliefsen sich durch ihre hufartigen Nä- 
gel an: 


30. G. Kerodon F. Cuv. (xloas, Horn; ödwr, Zahn.) 


mit 2 fossilen Arten aus Brasilien und Patagonien, 


31. G. Dasyprocta Ill. (dagunewxrog, hinten dicht behaart.) 
Chloromys F. Cuv. Agouti, 


mit einigen‘ fossilen Arten aus Brasiliens Höhlen und einer, nach 
Pictei noch zweifelhaften, Art vom Puy-de-Döme, 


. ZAHNLOSE. 25 


32. G. Coelogenys F. Cuv. Paka, Backenthier, (zoo, 
hohl; y&vvs, Kinn.) | 


nur in Brasilien, sowohl lebend als fossil und 


33. G. Hydrochoerus Briss. Wasserschwein, Cabiai, 
(ödwe, Wasser; yoloog, Ferkel.) 


wovon eine Art an den Flüssen Amerikas lebt und 2 Arten durch 
Lund in Brasilien entdeckt wurden. 


6. Ordn. Edentata. Zahnlose. 
Bruta L. Fischer. 


Die Unvollkommenheit ihrer Zähne, welche häufig auch fehlen 
oder die Wurzeln und das Schmelz entbehren (die Vorderzähne 
im Unterkiefer fehlen immer), grofse klauenartige, abwärtsgebeugte 
Krallen, welche meistens in einer Scheide stecken, und die Lang- 
samkeit ihrer Bewegungen stellen diese Thiere niedriger als die 
der vorigen Ordnungen. 

Sie leben vorzugsweise von Blättern, einige von Insecten 
oder von beiden zugleich und bewohnen in der jetzigen Welt nur 
tropische Gegenden, besonders Süd-Amerika. Fossile Arten zeigen 
ihre Existenz während der Tertiär- und Diluvial-Epoche auch in 
Europa an. | 

Ueber die Phyllophagen oder die Blätterfressenden verdanken 
wir Owen, dem berühmten englischen Anatom, in neuester Zeit 
eine Monographie *), aus welcher abermals hervorgeht, wie die 
in der jetzigen Schöpfung zwischen vereinzelten Formen bestehen- 
den Lücken durch Gestalten der Vorwelt ausgefüllt werden. 

Sie zeichnen sich durch das Vorhandensein weniger Zähne 
aus, welche aus einer gefälsreichen und einer cämentartigen har- 
ten Zahnsubstanz bestehen, wovon die erstere den breiten, mitt- 
leren Theil des Zahnes einnimmt. Ein Fortsatz des Jochbeines 
steigt gegen den Unterkiefer herab. Schulterhöhe und Raben- 
schnabelfortsatz sind mit einander verwachsen. 

Die erste Familie, welche die Faulthiere oder die Tar- 
digrada umfalst, hat keinen Repräsentanten in der früheren Welt. 


*) Description of the Skeleton of ‘on extinct gigantic Sloth, Mylodon 
robustus Owen, by Richard Owen. London, 1842. und: Zoological Summary 
of the Extinet and Living Animals of the Order Edentata, by Prof. Owen 
in Jameson’s Edinburgh new philos. Journ. 1843. p. 353. 


26 SÄUGETHIERE. 


Dagegen war eine andere Familie, von ihrem schwerfälligen 
Gange Gravigrada genannt, welche durch ihre Charaktere die 
Faulthiere und die noch lebenden Edentaten mit längerem Kopfe 
verbindet, in gigantischen Gestalten sehr entwickelt. Ihre Beine sind 
kurz und stark, gleich oder fast gleich;. Hände fünf- oder vier- 
zehig, Fülse vier- oder dreizehig; 1—2 abgestutzte äufsere Zehen 
zum Unterstützen und zum Schreiten, die übrigen gekrümmten zum 
Greifen bestimmt. Jochbogen geschlossen, Schlüsselbeine voll- 
kommen, Schwanz mittelgrofs, dick und zum Unterstützen bestimmt. 


+ 1.G. Megalonyz Jefferson. (ufyas, grols; ovv&, Klaue.) 


2” fast elliptische, in der Mitte der Krone ausgehöhlte Backen- 
zähne mit vorstehenden Rändern. Die Vorderbeine sind die länge- 
ren. Tibia und fibula sind von einander geirennt; die Ferse ist 
lang, zusammengedrückt und hoch, und die Krallen sind ‚grofs 
und zusammengedrückt. 

M. Jefferson: Cuv. (Megatherium Jefferson: Desm., Fisch.) ist 
die einzige sicher bestimmte Art, deren Grölse etwa die eines grolsen 
Ochsen erreicht haben mochte und demnach die des grölsten jetzt 
lebenden Edentaten um das Dreifache übertraf. Es gehört dem Dilu- 
vium oder noch jüngeren Gebilden von Nord- und Südamerika an. Die 
ersten Knochen davon wurden 1796 5’ tief im Boden einer Höhle der 
Grafschaft Green Briar in West-Virginien aufgefunden. Döllinger wiels 
es zuerst in Südamerika nach, Spix und Martius, sowie Lund fanden 
Reste von dieser oder einer neuen Art in den Knochenhöhlen Brasiliens. 


+ 2. G. Megatherium Cuv. (u£yas, grols; $nglov, wildes Thier.) 


Mit 2+ an einander siofsenden, viereckigen Bekz., deren Krone 
queergefurcht ist; Hände vierzehig, Fülse dreizehig; die beiden 
äulseren Zehen sind abgestutzt. Von den grofsen, verschieden ge- 
stalteten Krallen sind die mittelsien Zehen zusammengedrückt und 
die grölsten. Oberschenkel mit ungetheiltem Kopfstück, tbia und 
fibula an beiden Enden zusammenhängend;  astragalus oben an 
seiner vorderen Seite ausgehöhlt; die Ferse ist lang und dick. 

M. Cuvieri Desm. — Bradypus giganteus Pander und: d’Alton. — 
Riesenfaulihier. — Parkinson, Organ. rem. P. 3. Pl. 22. ra, PAARE 
Buckl. Geol. and Min. Pl. 5. — Br. Leth., Tb. 44. f. 4. — Pictet, Pal. 
Fr Bist | 

Hiervon findet sich ein vollständiges Skelett in dem Museum von 
Madrid, welches 1789 3 Meilen südwestiich von Buenos -Ayres entdeckt 
wurde. Ein zweites wurde 1795 in Lima, ein drities in Paraguay 


ZAHNLOSE. | 27 


und verschiedene unvollständige später an verschiedenen Orten Ameri- 
kas aufgefunden, welche wohl alle ein gröfseres Alter als die der 
vorigen Gattung haben. Alle Zähne des Megatherium sind verhält- 
nilsmäfsig breiter als die von Megalonyz, Mylodon und Scelidotherium. 

Das Madrider Skelett hat eine Länge von 1% und übertrifft eine 
Höhe von 6. Nach Owen erreicht das Megatherium die Länge von 
18 engl. Fuls, vom Kopf bis zum Ende des Schwanzes, die Biegung 
des Rückens mit gemessen. Mit Megatherium-Resten wurden öfters 
auch Theile eines knochigen Panzers gefunden, welche man lange für 
die Bedeckung der Megatherien gehalten hat, nach den Ansichten von 
Owen und Pictet würden dieselben aber eher von G/yptodon herrühren. 
Sellow brachte solche Panzer-Fragmente aus der Banda-oriental in Bra- 
siien nach Berlin, wo sie noch jetzt unter den Schätzen des dor- 
tigen Musei aufbewahrt werden. Sie wurden in den Abhandlungen 
der Berliner Akademie 1827, 1828 und 1834 von Weils und d’Alton 
beschrieben und abgebildet. 


+ 3. G. Mylodon Owen. (Orycterotherium Harlan.) (vn, 
Mühle; odwv, Zahn.) Taf. I. M. röbustus Owen. 


Von 2 getrennten Backenzähnen ist der vorderste des Ober- 
kiefers fast elliptisch und von den übrigen mäfsig entfernt; die 
übrigen dreieckigen sind auf der inneren Seite gefurcht. Der 
‘ vordere Zahn des Unterkiefers ist gleichfalls elliptisch, der vor- 
letzte viereckig und der leizte, welcher der gröfste ist, zwei- 
lappig. Die Beine haben gleiche Länge, die Hände sind fünfzehig, 
die Füfse vierzehig, an beiden der zwei äufseren Zehen abgestutzt, 
und die übrigen bekrall. Die Krallen sind grofs, ungleich und 
halbkegelförmig. Das obere Ende des Schenkels zeigt einen Ein- 
druck von einem runden Bande; Hbia und fibula sind getrennt; 
der astragalus ist oben auf der vorderen Seite flach und die Ferse 
lang und dick. Owen unterscheidet in seinem Prachtwerke über 
das Mylodon robusitus drei Arten: 

M. Darwinid Ow., von Darwin in Patagonien, 

M. Harlani Ow., (Megalonyz laqueatus Harlan, Oryctoiherium 
Missouriense Harlan) von Koch in Benton-County in Nordamerika ent- 
deckt und später von Parkinson aus dem Oregon -Staate beschrieben und 

M. robustus Owen, worüber der englische Anatom das oben 
angezeigte vortrefflliche Werk schrieb. Es unterscheidet sich von 
M. Darwinii durch ein kürzeres Kinn und dadurch, dafs der letzte 
Zahn dreifurchig ist, von M. Harlani aber dadurch, dafs ‘die mittlere 
dieser Furchen gerundet und der 2te Backzahn fast dreiseitig ist. 


28 SÄUGETHIERE. 


Das auf Tafel I. abgebildete Skelett milst von dem vorderen 
Ende des Kopfes bis zu dem Ende des Schwanzes, wenn.man den Krümm- 
ungen der Wirbelsäule folgt, 11 engl. (10,32 Par.) Fufs. Der Kopf 
des Mylodon ist länger aber schmäler als der eines Ochsen, und endet 
in eine abgestumpfte Schnauze. Der Rumpf ist kürzer als der eines 
Flufspferdes, und das Becken gleicht an Breite dem eines Elephanten, 
welches es an Tiefe sogar noch übertrifft. Dieses ruht auf starken 
aber kurzen Hintergliedern, die mit rechtwinkelig dagegen stehen- 
den Füfsen enden, welche die Länge des Oberschenkels erreichen. 
Man sieht, wie dieselben: vorzugsweise zum Unterstützen des ganzen Thie- 
res bestimmt waren, wozu auch zugleich der lange kräftige Schwanz 
mit beitrug, während das Thier mit dem vorderen Körper sich an 
den Bäumen emporrichtend, dieselben entblätterte. Zu diesem Zwecke 
mochten die Vorderfülse ihm theils als Stütze, theils zum Herablangen 
eines frischen, mit üppigen Blättern bedeckten Zweiges gedient haben. 
Jedenfalls ist aber die frühere Ansicht, nach welcher das Mylodon ein 
kletterndes Thier gewesen sein soll, durch Owen gründlich widerlegt 


worden. 


+ 4. @. Scelidotherium Owen. Platonyx Lund. (ox&:s, 
Schinkenbein; $notov, wildes Thier.) 

Bckz. 2, die oberen dreieckig; von den unteren ist der vor- 
dere dreieckig, der zweite und dritte etwas zusammengedrückt, 
auf seiner äulseren Seite gefurcht‘, und der letzte sehr grofs und 
zweilappig. Der Kopf des Oberschenkels zeigt den Eindruck eines 
 stielrunden Bandes; tbia und fibula sind getrennt; astragalus 
vorn mit 2 Aushöhlungen; Ferse lang und dick, Krallen grofs 
und halbkegelförmig. | 

S. leptocephalum Ow., welches grofse Thier in Südamerika lebte; 

S. Bucklandi (Megatherium B.) Lund, von der Gröfse des 
Megalonyz, wurde wie die folgenden in den Höhlen Brasiliens entdeckt. 

S. Cuvieri (Meg. C.) Lund, von der Gröfse eines Ochsen und 

S. minutum (Meg. m.) Lund,-von der Gröfse eines Schweines. 


An diese Gattungen schlielsen sich folgende noch nicht ge- 
nau gekannten Gattungen an: 
+ 5. G. Platyonyz Lund; (nAvrös, platt; ovv&, Klaue.) 
6. G. Coelodon Lund; (xoıog, hohl; ödwv, Zahn.) 


nach Owen mit $ Bckz., nach Pictet mit 5 Bckz., dessen einzige 
Art die Grölse des Tigers hatte, und 


ZAHNILOSE, 29 


7. G. Sphenodon Lund. (op9v, Keil; öö«r, Zahn.) 

Mit & Bckz., nach einer Art aus Brasilien von der Gröfse 
eines Schweines bestimmt. 

Die Gürtelthiere, welche die dritte Familie bilden und 
ihren Namen einem knochigen Panzer von Gürteln verdanken, un- 
terscheiden sich durch eine grölsere Anzahl von Backenzähnen, 
eine verlängerte Schnauze und kürzere Fülse von den übrigen 
Edentaten. Sie sind jetzt nur auf Südamerika beschränkt, hatten 
indefs in der Diluvialzeit auch eine viel nördlichere Verbreitung. 


+ 8. G. Glyptodon Ow. (yAvunrög, geschnitten; ödwv, Zahn.) 


Ihre $ Bckz. nähern sich durch ihre Structur denen der Ar- 
madille, sind aber auf beiden Seiten mit zwei tiefen Längsfurchen 
versehen. Die massiven Füfse haben kurze und niedergedrückte 
Klauenglieder; durch den abwärtsgehenden Theil des Jochbogens 
ist es den megatherienartigen Thieren noch sehr verwandt. 

G. clavipes Owen (Pictet, p. 228. tb. 8. f. 1.), die einzige 
Art, mochte nur 3 so grofs sein als das Megatherium und lebte 
in der Diluvialzeit in Nordamerika. 

Dieser Art werden nach Pictet jene Panzerfragmente. zuge- 
schrieben, welche bei Megatherium p. 27 Erwähnung fanden und von 
Weils auf Taf. 2. F. 4—6 abgebildet worden sind. Diese Pan- 
zer bestehen aus etwa 13” breiten und sehr dicken, meistens sechs- 
seitigen Stücken, welche mit breiten, rosettenförmigen Rändern 
an einander gränzen und auf ihrer unteren (inneren) Fläche flach 
vertieft sind. | 

+ 9. G. Hoplophorus Lund. (ör%ov, Waffe; g0gw, tragen.) 
Mit einigen Arten aus Brasilien, etwa von der Gröfse eines 
Ochsen, nähert er sich durch das abwärtsgehende Ende des Joch- 
bogens und die plumpe Gestalt den Megatherien, durch seine ver- 
kürzten Fülse aber dem Glyptodon und war, wie diese Gattung, 
mit einem ähnlichen Panzer bedeckt. (Pictet, p. 229.) 

+ 10. G. Pachytherium Lund. (zuyvs, dick; 97oiov, 

wildes Thier.) 

Ist nur unvollkommen gekannt. 

+ 11. G. Chlamydotherium Lund, früher Oryctotherium ”) 
(xAauvs, ein Reiterrock; $notov, wildes Thier.) 

In der Bildung der Knochen und des Panzers, sowie auch 

durch das Vorhandensein kleiner Schneidezähne dem Armadill ähn- 


*) Später brauchte Harlan diesen Namen für einen andern Edentaten 


30 SÄUGETHIERE. 


lich, durch die Backenzähne aber an die Faulthiere und Mega- 
therien erinnernd, bildet es mit seinen 2 brasilianischen Arten, 
wovon die eine an Gröfse dem gröfsten Rinozeros gleicht, einen 
Uebergang zu der jetzt noch lebenden Gattung: 


12. G. Dasypus L. Gürtelthier, Armadill, Tatu, 


von welcher Lund mehrere in Brasilien gefundene fossile Arten 
‚anführt, die den dort noch lebenden Arten ähnlich sind. 

Die aus dem Sande der Auvergne cilirte Art und D. mazimus 
und antiquus, 2 grolse fossile Arten aus Nordamerika, gehören, nach 
Pictet, wohl zu anderen Gattungen. 


+13. G. Euryodon Lund. (edoög breit; öd@v, Zahn.) und 
+ 14. G. Heterodon Lund. (Ereoog verschieden; ödwv, Zahn.) 


weichen von Dasypus durch einige Veränderung in der Zahnbild- 
ung ab. \ 

Auch die Ameisenfresser oder Myrmecophaga fehlten 
nicht in der früheren Welt, und sie sind nach Pictet die ein- 
zigen Edentaten, von welchen man wahrscheinlich fossile Reste 
auch in Europa fand. Diese bestehen in einem Klauengliede aus 
dem tertiären Sande von Eppelsheim, welches von Cuvier einem 
gigantischen Pangolin (Schuppenthier, Manis L.) zugeschrieben 
wurde, nach Kaup jedoch vielleicht zu dem Deinotherium gehört 
und von Lartet mit einigen bei Sansans im D£p. du Gers auf- 
gefundenen Ueberbleibseln zu der | 


+ 15. G. Macrotherium Lartet (uaxgög, grols; $noior, 
wildes Thier.) 


erhoben wurde, deren Klauen demnach denen des Schuppenthie- 
res glichen und deren Zähne ohne Wurzeln und Email wie bei 
den Faulthieren waren. (Pictet, p. 253. tb. 8. f. 3.) 


+ 16. G. Glossotherium Owen. (yAwooo, Zunge; Ynolov, 
wildes Thier.) 


Ist nur nach dem oberen Theile eines Schädels aufgestellt 
worden, an welchem der scharfsinnige Anatom Beweise entdeckt zu 
haben glaubt, dals die Zunge sehr entwickelt gewesen sei. Owen 
fand diesen Schädel in der Banda oriental. 


aus dem Missouri, welchen er O. Missouriense nennt. (Leonh. Br. Jahrb. 


1843. p. 117.) 


DICKHÄUTER, 3l 


2. Ordn. Pachydermata. Dickhäuter. 
(Vielhufer und Einhufer.) 


Wir sehen diese Ordnung während der Zeit der tertiären 
und diluvialen Bildungen in Europa eine hochwichtige Rolle spie- 
len. An Zahl und Mannichfaltigkeit und selbst auch an Gröfse 
die heut noch lebenden Typen bedeutend übertreffend, füllen die 
untergegangenen Geschlechter dieser Ordnung fühlbare Lücken aus, 
welche nicht nur zwischen einzelnen lebenden Gattungen, sondern 
zwischen ganzen Ordnungen der lebenden Säugethiere stattfinden. 

Sie erschienen in Europa gleich mit Beginn der Tertiär- 
epoche, also früher noch als die Raubthiere, deren späteres Auf- 
treten, wie Germar sehr pafsend bemerkt, schon das Vorhandensein 
einer grölseren Anzahl von Thieren voraussetzte.. Wollte man 
hieraus einen Schlufs für das Alter der knochenführenden Bild- 
ungen Nordamerikas ziehen, in welchen, nach Koch, die Raub- 
thiere gänzlich zu fehlen scheinen, so würde es der sein, dafs 
jener Erdtheil erst später als die alte Welt von Säugethieren be- 
völkert worden sei. 

1. Fam. BRüsselthiere. 

Ein langer Rüssel, grolse Stolszähne, emailirte Backenzähne 
mit einer breiten Kaufläche, und fünf von einer dicken Haut um- 
hüllete Zehen an allen Fülsen, aus welcher nur die hufartigen 
Nägel hervorragen, sind Charaktere, welche die einzige noch le- 
bende Gattung dieser Familie, Elephant, mit den jetzt ausgestor- 
benen verwandten Geschlechtern gemein zu haben scheint. 


1. G. Elephas L. Elephant. 


Die Backenzähne bestehen aus verticalen Leisten, von denen 
eine jede aus Knochensubstanz und aus einer dieselbe umgeben- 
den Schicht von Email gebildet ist, welche durch ein steini- 
ges Cäment mit einander verbunden sind. Diese Zähne, welche 
sich durch das Kauen, und zwar vorn am mehrsten, bedeutend 
abnutzen, werden durch neue, von hinten hervortretende, wieder 
ersetzt, so dafs man auf einer Seite des Kiefers bald einen Zahn, 
bald zwei Zähne antrifft. Ueber die Bildung dieser Zähne s. wei- 
ter unten bei Mastodon. 

E. primigenius Blumenb. Mammuth. Mammont. — H. 
v. Mey., Pal. p. 64. — E. mammonteus Cuv. Fischer, Oryctogr. du Gouv. 
de Moscou. 1837. tb. 1. — Eichwald, de Pecorum et Pachyderm. comm., 
Act. Ac. C. Leop. Nat. Cur. Vol. 17. tb. 52. Hiernach Taf. II. Fig. 
2, in & natürlicher Gröfse. 


32 SÄUGETINERR. 


Der Mammuth war wenig gröfser als der noch lebende asiatische 
Elephant, welchem er übrigens auch am nächsten verwandt war. Wesent- 
liche . Unterschiede. von diesem finden sich jedoch in dem Bau seines 
Kopfes... Es liegt nämlich der Jochbogen gegen die Längenaxe des 
Kopfes viel schiefer, und der Unterkiefer ist vorn gerundeter und 
stumpfer als bei dem lebenden Elephanten. Die Backzähne sind aus 
einer . grölseren Anzahl von Leisten zusammengesetzt, die Höhlungen, 
in welchen die Stolszähne salsen, sind tiefer, und die Stofszähne selbst 
sind länger und ihre Krümmung macht, anstatt in eine Ebene zu fallen, 
eine schwach spiralförmige Biegung. 

Ein fast noch unversehrtes Mammuth wurde 1799 an dem: Aus- 
flusse der Lena, in einer ungewöhnlich aussehenden Eisscholle ent- 
deckt. Das Eis schmolz in dem Laufe der Zeit darüber hinweg, 
und es zeigte sich später, dafs man hier mit einem Mammuth zu 
thun ‚habe, das noch mit Fleisch, Haut und Haaren bedeckt war. Als 
Adams 1806 das, was Füchse, Eisbären und andere Raubihiere da- 
von noch übrig gelassen hatten,’ sammelte, zeigte es sich, dafs diefs 
Thier ein kurzes, hellgelbes Wollhaar und ein braunes, 12 — 15 
Zoll langes, gerades Haar, welches letztere eine Mähne bildete, ge- 
tragen hatte. Das Skelett, welches aufser den Stofszähnen, die früher 
aus Unkenninifs des kostbaren Fundes abgesägt worden waren und einer 
Beschädigung an dem einen Fulse vollständig ist, ziert jetzt das Pe- 
tersburger Museum. 

Ein glücklicher Zufall führte im Februar 1841 zu einer ganz ähn- 
lichen Entdeckung, indem Motschulsky an den Ufern .des Tas ebenfalls 
einen vollständigen Mammuth mit Fleisch, Haut und Haaren in der vom 
Wasser losgespülten, gefrorenen Erde auffand, wovon die Reste durch 
die Bemühungen des Staatsrathes Ladyschevsky nach Tobolsk geschafft 
worden sind. Darin soll sogar der Magen mit einigen zurückgeblie- 
benen Nahrungsstoffen noch erhalien gewesen sein. (Leipz. Zeit. 1843, 
No. 121.) | | 

Aus der Körperbedeckung dieses Thieres geht aber hervor, dafs der 
Mammuth nicht für ein warmes , sondern für ein kaltes Klima bestimmt- 
war, wofür auch die ungemein häufigen Reste sprechen, welche in 
nördlichen Gegenden, besonders in‘ Sibirien, davon aufgefunden wor- 
den. Stofszähne sieht man dort so häufig, dafs man. annehmen kann, 
dafs 3 des im Handel vorkommenden Elfenbeines von Mammuthen her- 
stamme. Darüber aber, dafs diese Thiere wirklich in jenen Gegenden ge- 
lebt haben und nicht erst durch Wasserfluthungen hingeführt seien, läfst 
die gute Erhaltung der Knochen und ganzer Skelette kaum einen Zweifel 
mehr übrig. | 


DICKHÄUTER. 33 


1817 entdeckte Kotzebue Mammuthknochen in den im atlantischen 
Meere umhergetriebenen Eisschollen. Ueberhaupt aber gehören die Reste 
der Mammuüthe zu den häufigsten Erscheinungen im Gebiete des Diluviums. 

Man kennt’ sie aus Europa (Deutschland, England, Frankreich), 
Asien und Nordamerika. Je weiter nach Norden man vorschreitet, um 
so mehr nimmt, nach Koch’s Mittheilungen, in Amerika das Mammuth 
vor allen anderen Zeitgenossen die Oberhand. Ausgezeichnete Fundgru- 
ben für Deutschland sind Thiede, Canstadt und Burgtonna. Germar 
fand Kiefern und Zähne bei Westeregeln und Halle, v. Braun bei Bern- 
burg *), v. Holger einen Backzahn bei Eggenburg in Oesterreich, Glocker 
in Mähren, ‘und bei Gernsheim wurde 1844 aus dem Rheine ein Unter- 
kiefer gefischt. Sein Gewicht betrug 53 Pfund, und ein Backzahn 
daran war 1“ lang und 33° breit. (Nürnb. Corr. 206. 1844.) 

E. priscus Goldf. — v. Meyer p. 69. 

Er gleicht durch die rautenförmige Bildung der Schmelzleisten 
mehr dem afrikanischen Elephanten. 

Im. Diluvium am Rhein, bei Thiede und Wittenberg. 

Es werden noch andere Arten genannt, deren Bestimmung in- 
dessen weniger sicher ist. 

Guyon sammelte fossile Reste von Elephanten in Algerien, und 
Cautley und. Falconer in den jungen tertiären Schichten am Fufse des 
Himalaya. 


+ 2. G. Mastodon“*) Cuv. Zitzenzahn. Mastotherium 
Fisch. (uoorog, Zitze; ödwv, Zahn). 

Während die Backenzähne der Elephanten aus einzelnen mit 
‚einer Lage von Schmelz bedeckten Platten oder ‚Leisten bestehen, 
welche durch einen steinigen Cäment (Crusta petrosa) zusammen 
verkittet werden, so zeigen die der mastodonartigen Thiere nur 
eine Knochensubstanz (Elfenbein), ihre Krone ist mit einer dicken 
Schmelzschicht und nur die Wurzel mit einer steinigen Schicht 
(Crusta petrosa ===) bekleidet, welche nach Koch dem Cämente 


*) Vergl. auch Gäa v. Sachsen. p. 136. 

**) Ich folge bei der Auseinandersetzung der Gattungen Mastodon, Te- 
tracaulodon, Dinotherium und Missourium den Ansichten des Herrn Dr. 
Koch, welche derselbe vor seiner Abreise nach Amerika im Mai 1844 mir 
noch mitzutheilen die Güte hatte; denn diese Thiere sind es gerade, auf 
deren Studium der unermüdliche Koch die gröfste Sorgfalt verwendet hat. 
Die Richtigkeit der Koch’schen Ansichten wird auch durch Grant bestätigt. 
(Lond. Dubl. Edinb. phil. Mag. 1843. p. 464.) 

*k*) Ueber die Zusammensetzung der Crusta petrosa s. Bischoff in Leonh. 
Br. Jahrb. 1842. p. 147. 


Geinitz, Versteinerungskunde, 3 


34 SÄUGETHIERE. 


zwischen den einzelnen Leisten des Mammuthzahnes entspricht. 
Die Krone der ersteren Zähne hat im Querschnitte mehr eine ver- 
längert eiförmige, die der lefzieren mehr eine verlängert viereckige 
Form. ‚In Bezug auf das Hervortreten neuer Zähne befolgen beide 
dasselbe Gesetz. Es bilden sich nämlich die neuen Zähne in 
Kapseln, welche sich im hinteren Theile des Kiefers vorfinden, 
und treten sofort hervor, wenn die älteren Zähne durch den Ge- 
brauch nutzlos geworden sind und aus dem Kiefer herausfallen, 
so dafs es diesen Thieren, welche zu einem langen ‘Leben be- 
stimmt waren, nie an dem nöthigen Gebisse fehlen konnte. 


Die Elephanten erhalten nach und nach auf jeder Seite des 
Kiefers S, im Ganzen also 32 Backenzähne, Alastodon und Te- 
tracaulodon aber 6, und im Ganzen daher nur 24. 


So lange der Elephant noch saugt, sind auf jeder Seite je- 
des Kiefers nur 3 Zähne vorhanden, von denen aber nur 2 sicht- 
bar sind, während der dritte in der Kapsel verborgen ist. Mit 
dem zunehmenden Alter erhält das Thier noch 5 andere Zähne; 
immer jedoch findet man höchstens 2 auf jeder Seite in Gebrauch, 
da der nächstfolgende noch in der Kapsel eingeschlossen und in 
seiner Bildung begriffen ist. Aeltere Individuen lassen nur einen 
ausgebildeten Zahn auf jeder Seite des Kiefers erkennen. 


Mastodon und. Tetracaulodon erhalten zuerst 2 Milchzähne, 
welchen mit zunehmendem Alter nach und nach 3 andere Zähne 
und im alten Zustande ein sechsler. folgen. 


Bei Mastodon nehmen die Zähne an Grölse zu, von dem 
ersten bis zum sechsten. Die Milchzähne sind vorn, die letzten, 
Zähne umgekehrt hinten am schmälsten. -Die Zähne des Ober- 
kiefers sind breiter und kürzer als die des Unterkiefers und haben, 
mit Ausnahme des M. Cuvieri, eine Abtheilung weniger als die 
letzteren. Es zerfallen die Zähne nämlich in mehrere quere Haupt- 
abtheilungen, welche der Länge nach durch eine starke Vertiefung 
in eine doppelte Menge warzenförmiger Erhöhungen getrennt wer- 
den, denen auf der unteren Seite ebenso viele Wurzelenden ent- 
sprechen. Ebenso ist auch die Gestalt der Zähne des Tetra- 
caulodon, welche Gattung wiederholt mit Masiodon vereinigt worden 
ist; Koch zeigte jedoch, dafs an dem hinteren Ende der Zahnkrone 
eines wirklichen Mastodon noch ein hackenförmiger Ansatz vor- 
handen ist, welchem gleichfalls ein Wurzelende entspricht. 


Mastodon hat nur im Oberkiefer 2 Stofszähne von Elfen- 
bein, die mit einer dünnen Lage der steinigen Kruste bedecks 


DICKHÄUTER. 35 


werden; Tetracaulodon hatte aber auch noch im ee 
2 kleine Stolszähne. td 

Mastodon giganteus Cuv. — Taf. Il. Fig. 3. D- — M. mazimus 
Cuv.; Mammonth Ohioticum Blumenb.; Amerikanischer Mammuth: Ohio- 
Thier; Harpagmotherium Canadense Fisch.; Fleischfressender Elephant 
Hunter. 

«oh. v2 Mey. 9270. — Br. Detk.' p: 1235. tb. 2. 

Die Krone seiner ersten beiden Milchzähne ist etwas länger als 
breit und zerfällt durch eine Längs- und eine Quer-Vertiefung in 2 zwei- 
warzige Haupterhöhungen, und an beiden Enden befindet sich daran 
noch der kleine höckerförmige Ansatz. Die 3 nachfolgenden Zähne 
zerfallen in 3, der sechste Zahn in 4 und im Unterkiefer sogar in 
5 zweiwarzige Hauptabtheilungen. Der höckerförmige ' Ansatz ist an 
dem letzten Zahne am grölsten. 

Ein vollkommenes Skelett davon ist in Philadelphia, welches Koch 
untersuchte, und ein anderes in Baltimore. Es hat bei dem ersten 
Anblicke mit dem eines Elephanten grolse Aehnlichkeit, doch ist es 
noch robuster als jenes gebaut, indem alle einzelnen Knochen des Masto- 
don kürzer und dicker sind. Die Augen des Thieres waren klein, die 
Geruchsorgane hingegen sehr ausgebildet. Aus der Beschaffenheit der 
Zähne schliefst Koch, dafs seine Hauptnahrung in Baumzweigen, Rohr 
und anderen Pflanzen bestanden habe, welche es sich, wie der Elephant, 
durch seinen langen Rüssel verschaffte. Diefs stimmt allerdings auch 
mit dem Vorkommen seiner Ueberreste, welche am häufigsten in einer 
sumpfigen Gegend des Staates Kentucky, welche den Namen Big-Bone 
Lick führt, gefunden werden, so dafs es wahrscheinlich einst die Moräste 
und Urwälder der vereinigten Staaten Nordamerikas, besonders Ken- 
tucky und Ohio, bewohnt hat. 

M. angustidens Cuv., v. Mey. p. 71.; Br. Leth. p. 1238. 

Die Zähne. sind verhältnifsmäfsig viel schmäler und länger als 
die der vorigen Art; der erste Milchzahn besitzt noch 2, der zweite 
hingegen schon 3 Hauptabtheilungen. Bei ihrer Abnutzung stellen die 
Warzen Flächen von der Form eines dreiblätterigen Kleeblaltes dar. 

Man hat ihn öfters in tertiären Schichten des südlichen Frank- 
reichs, Deutschlands’ und der Schweiz gefunden, nach Koch scheint 
aber sein Lieblingsaufenthalt Brasilien gewesen zu sein. 

M. longirostris Kaup, Atlas aux oss. foss. lor. 3. tb. 16 — 18. 
Hiernach: Taf. II. Fig. 4. (3). — Br. Leth. p. 1237. tb. 43. 5. — 
M. Avernensis Croiz. et Job. il 

Diese Art mochte die Höhe von 11’ und die Länge von 18° erreicht 
haben. Ihre Backzähne waren noch schmäler als die der vorigen 


3% 


36 SÄUGETHIERE. 


Art, an der Krone in mehr Querabtheilungen zerlegt, und die ein- 
zelnen Warzen zeigten nach ihrer Abnutzung ähnliche Kleeblatiflächen 
wie bei der vorigen. 
In mittleren tertiären Bildungen von Eppelsheim bei Mainz, Georgens- 
gmünd, in jüngeren am Puy-de-Döme in der Auvergne und zu Sansans. 
Koch unterscheidet, aufser den von H. v. Meyer aufgeführten 


Arten, noch: 


M. Cuvieri Hays und M. rugadens Koch, eine noch un- 
beschriebene Art, welche beide aus der Nähe des Missouri stammen. 
Der Name der letzteren Art ist wegen der dichtstehenden kleinen Falten 
gewählt, welche das ganze Email überdecken. 


+ 3. G@. Tetracaulodon Godman. (Tirea, vier; zaviög, Stiel; 
odwv, Zahn). 


Der vorigen Gattung höchst ähnlich, allein mit 2. kleinen 
Stolszähnen im Ober- und im Unterkiefer und Backenzähnen ohne 
einen hackenförmigen Anhang (s. u. Mastodon). Nach Koch ist 
der Unterschied beider Geschlechter auch durch mikroskopische 
Untersuchungen ihrer Fangzähne dargethan worden. Diese Stofs- 
zähne (Fang- oder Schneidezähne) tragen unverkennbare Spuren, 
dafs sie beim Wühlen zum Ausroden der Nahrungsmittel gebraucht 
worden ‚sind. Von feinem Elfenbein gebildet, siecken sie fast 
bis zur Hälfte in der Kinnlade verborgen, so dafs sie mit grolser 
Kraftäufserung angewandt werden konnten, und sind an ihren freien ‘ 
Theilen, von der Mitte an bis zu dem äufsersten Ende, mit einer 
sehr dicken steinigen Rinde (crusta peirosa) bedeckt. Es scheint 
daher, als haben diese Thiere die früheren Binnenseeen und grö- 
fseren Flüsse bewohnt und an deren schattigen Ufern von den 
dort wachsenden Wurzeln, Knollen und üppigen Gewächsen aller 
Art sich genährt. Koch schliefst aus einem Unterkiefer, welchen er 
auffand, dafs die weiblichen Individuen des Teiracaulodon zu der 
Zeit ohngefähr, wo sie den zweiten Milchzahn verloren, auch die 
Stofszähne im Unterkiefer eingebüfst haben. 


T. Godmani Hays. Diefs ist die Art, welche von vielen Sei- 
ten für identisch mit Mastodon. giganteus und zwar für ein junges In- 
dividuum ' desselben gehalten worden ist. 

Die Stofszähne des Unterkiefers sind nur 4 ihrer Länge äufser- 
lich sichtbar. Sie laufen ganz geradlinig und nach beiden Enden spitz 
zu. Das Wurzelende ist ohne Markhöhle und statt dieser erkennt man 
hier nur eine Oeffnung von der Dicke einer Stecknadel, welche. den 


DICKHÄUTER. 37 


Zahnnerv empfing. Das entgegengeseizte emailirte Ende des Zahnes ist 
etwas kolbenartig. Die oberen Stofszähne biegen sich hingegen von 
oben nach unten und nach der Seite. An den Spitzen dieser 4 Zähne 
zeigt sich durch Abreibung der härteren Rinde ihr langer Gebrauch. 

‘ Im Diluvium ‘oder in vielleicht noch jüngeren Gebilden von New- 
York und Missouri. 

T. Kochii Grant. Von dieser einen Art entdeckte Koch 3 
alte Individuen und 1 Junges in Missouri. Sie besitzt ebenfalls 2 Stofs- 
zähne im ‘Oberkiefer, aber nur einen (?) etwas links stehenden im 
Unterkiefer, und sollte daher eher Trecaulodon heilsen. Die oberen 
sind an ihrem hervorragenden Theile kolbig und am Wurzelende spiiz; 
der untere ist überall fast von gleicher Dicke und hat eine sehr grolse 
Markhöhle. Allen 3 Zähnen fehlt die Email-Schicht, und sie sind nur 
mit einer dicken Lage der steinigen Kruste bedeckt. 

T. Haysii Grant, aus ähnlichen Bildungen Nordamerikas wie 
die vorigen beiden, steht dem Denotherium am nächsten. 

Die oberen Stofszähne sind gerade und in der Mitte ihrer Länge 
am dicksten. Alveolen im Unterkiefer zeigen, dafs die unteren zu- 
sammengedrückt waren und sich abwärts bogen. Statt der Emailschicht 
sind die ersteren auch nur mit jener steinigen Rinde bedeckt. Die 
Krone der Backenzähne ist jedoch emailirt. 

“aba tapiroides Koch, wurde 1840 und 
T. Bucklandi Grant, 1842 von Koch im Missouri - Staate entdeckt. 


r74.G. Dinotiherium (Deinotherium) Kaup. — Taf. Il. Fig. 7. 
(dewös, fürchterlich; 97oiov, wildes Thier). 


Diese von Klipstein “) im tertiären Sande von Eppelsheim ent- 
deckte Gattung weicht durch ihre zwei grolsen, abwärts; und 
rückwärts gebogenen Stolszähne im Unterkiefer so sehr 
von den bisher bekannten Thierformen ab,, dafs die Ansichten, 
ob Dinotherium ein. Land- oder Wasserthier war, noch ‚immer 
getheilt sind.. Kaup rechnet es den Landthieren zu und vermuthet, 
dafs die von Cuvier einem gigantischen Pangolin ”")_ zugeschrie- 
bene Klaue von Deinotherium herrühre, _ Nach seiner, ‚Ansicht 
mochte das Thier die Gestalt haben, wie es Taf. I. Fig. 7 zeigt, 
und ihm. scheint seine Lebensart die gewesen zu sein, dafs es 
sich auf der Erde langsam fortbewegte und mit den ungeheueren 


x) Beschreibung u. Abbild. von dem in Rheinhessen aufgefundenen co- 
lossalen Schädel des Dinotherii gigantei, von Eu u. Kaup. Darın- 
stadt. 1836. 

**) S. u. Ameisenfresser. 


38 SÄUGETTHIERE. 


Stofszähnen die Erde nach Wurzeln und Knollen aufwühlte, um 
dieselben mit seinem Rüssel zum Munde zu führen. 

Nach Buckland war es ein Wasserthier, wofür der wallfisch- 
ähnliche Bau seines Hinterkopfes spricht. Pictet bildet das- 
selbe hiernach in seiner Paleontologie auf Pl. 16 mit einem wall- 
fischartigen Körper ab und rechnet es zu den pflanzenfressenden 
Fischsäugethieren. 

Durch Arten der vorigen Gattung bestimmt jedoch Koch wohl 
mit allem Rechte als Siellung des Deinotherium die, welche es 
hier. einnimmt. 

D. giganteum Kaup. All. aux Oss. foss. livr. 1. tb. 1—)5. 
Hiernach: Taf. II. Fig. 5 und 6, Backzähne; 7, ideale Zeichnung nach 
Kaup. — Br. Leth. p. 1231. — Dieser Art gehört der ausgezeich- 
nete Schädel von 3’, Pariser Länge an, welcher 1836 in Eppels- 
heim ausgegraben wurde. Er zeichnet sich, nach Kaup, durch die un- 
geheueren Schläfengruben, welche mit einem gewaltigen Schläfenmus- 
kel zur Bewegung des kolossalen Unterkiefers erfüllt gewesen waren; 
durch kleine nach hinten sich‘ öffnende, über den beiden vorderen 
Backzähnen liegende Augenhöhlen; durch schwache Jochbeine und eine 
ungeheuere Grube für den Rüssel; durch 2 ganz hinten und hoch lie- 
gende Gelenkköpfe für den Atlas; durch Mangel der Nasenbeine; kurze 
Stirnbeine und eine quere Hinterhauptsgrube, die vielleicht auch zur 
Aufnahme eines den grofsen Rüssel des Thieres bewegenden Muskels 
diente, vorzüglich aus. j 

Das Denotherium scheint im ganzen 24 Backenzähne gehabt zu 
haben, von denen jederseits 5 stehen, vor welchen aber ein ande- 
rer wahrscheinlich schon ausfiel. Ihre Krone hat eine viereckige 
oder länglich viereckige Gestalt, und ist in 2, bei dem zweiten obe- 
ren Milchzahne und dem dritten, mittleren Backzahne in 3 dachförmige 
Quererhöhungen abgetheilt, deren Schärfe gekerbt ist. 

Das Thier mag zum grölsten Theile in Binnenseeen oder grö- 
fseren Flüssen, ähnlich dem Tapir, wohin es auch Cuvier stellte, 
gelebt und seine Nahrung in Wurzeln, Knollen und Wassergewäch- 
sen bestanden haben, indem ein Unterkiefer von so bedeutendem 
Gewichte, welches durch 2 grofse Stofszähne noch vermehrt wurde, 
einem Landthiere nur Beschwerde und Hindernifs sein mufste. Es 
mochten aber seine Stofszähne nicht nur zum Ausroden der Nahrung 
dienen, sondern wohl auch als furchtbare Waffe und als Anker, so 
dals sich das schwimmende Thier mit ihnen an dem Ufer einhakte, 
um ohne Gefahr schlafen und athmen oder sich besser an das Land 
ziehen zu können. | 


DICKHÄUTER. 39 


Aufser Eppelsheim hat man Zähne und Knochen im ‚Sülswasser- 
kalke des Gers-Dept. bei Auch und bei Sansans gefunden, im Tegel bei 
Wien, in. tertiären Schichten der Schweiz, in den Bohnengruben Wür- 
tembergs und im Thone über der Braunkohle bei Altenburg. 

Dem D. medium Kaup von Eppelsheim und D. Bavaricum v. Mey., 
ebendaher, aus Baiern und Frankreich, wurde von Koch noch eine 
vierte Art, D. angustidens Koch, aus Ostindien hinzugefügt, von wo 
ein Unterkiefer im brittischen Museum und ein halber Unterkiefer in 
den Händen des Herrn Kammerherrn v. Ende in Dresden sich befindet. 
D. australe nannte Owen eine fossile Art aus Australien. 


+5. G. Missourium Koch. 


Einzige Art; M. theristocaulodon Koch. — Taf. 1. Fig. 1. 
Aus Diluviam oder Alluvium im Staate Missouri. 

Dies ist das gröfste unter allen bis jetzt bekannten fossilen Säuge- 
thieren, 30° lang und 15° hoch. Es mochte noch an dem. Anfange 
unserer jetzigen Weltepoche gelebt haben, da Dr. Koch unter diesem 
Gerippe eine Pfeilspitze fand, welche aus Feuerstein gearbeitet und 
denen sehr ähnlich ist, welcher die Indianer sich jetzt noch bedienen. 

Im Allgemeinen ist diels Skelett dem eines Teiracaulodon höchst 
ähnlich,  weflshalb es, sowie Tetracaulodon selbst, von Owen für ein 
Mastodon giganteum gehalten worden ist”). 

Zahl und Form der Backenzähne ist fast gänzlich wie bei Teira- 
caulodon, nur sind sie relativ kleiner und mit einer dickeren Lage 
von Email bedeckt. Wesentlich weicht es jedoch davon ab durch 2 
ungeheuere (10° lange) Stofs- oder Fangzähne im Oberkiefer, welche 
viel fester und tiefer in dem Kiefer eingesetzt sind als bei Mastodon 
und dem Elephanten. Die steinige Rinde, welche dieselben bedeckt, 
ist hier über $3” dick, bei dem Mastodon kaum 15“. Ganz eigen- 
thümlich ist auch die horizontale Krümmung dieser Zähne, welche 
“englische Anatomen einer zufälligen ovalen Verdrückung zuschrieben. 
Ist diese aber schon bei der Gestalt des Zahnes, dessen Querschnitt 
63” hoch und 6” breit ist, nicht wohl anzunehmen, so versichert auch 
Koch, dafs er bei dem Ausgraben den rechten Zahn noch ganz un- 
versehrt in dem Schädel habe sitzen sehen und dafs derselbe: erst in 
St. Lowis durch einen unglücklichen ‚Fall abgebrochen sei. 

‘u Der ganze Bau des Hissouriums weist, nach Koch, darauf hin, 
dafs es mehr in dem Wasser als auf dem Lande gelebt hat. Der 
Kopf ist sehr flach, dem des Nilpferdes ähnlich und war, anstatt mit 


*) London, Edinb., Dubl. Phil. Mag. 1843. p. 56. etc. 


40 SÄUGETHIERE. 


einem Rüssel, vermuthlich nur mit einer verlängerten Schnauze ver- 
sehen. Der erste Halswirbel besitzt mächtige Querfortsätze. Die 
- vorderen Rückenwirbel haben Dornfortsätze von 18—27’” Länge. Die 
Rippen sind verhältnifsmälsig dünn und kurz und stehen mit. ihren schar- 
fen Kanten nach- innen und aufsen. Das Schulterblatt ist 3° 1“ lang 
und 2’ 7” breit; der Schulterknochen 3° 5% lang und der Umfang 
seines dicksten Theiles beträgt 3° 3“. ; 

Alle Knochen des M. endlich, die Wirbel nur ausgenommen, zei- 
gen keine Markhöhlen, sondern nur eine knöcherne zellige Masse, 
welche im lebenden Thier wahrscheinlich mit Fett erfüllt war. 

Nach dem geringen Raume für das Gehirn zu schliefsen, mufste 
das M. ein träges Thier sein, welches sich nur wenig bewegt zu haben 
scheint und mit seinen Sichelzähnen eine grolse Menge Rohr oder andere 
Gewächse, die es zu seiner Nahrung brauchte, auf einmal zusammen- 
raffte. Letztere dienten ihm ferner zum Bahnen des Weges durch dicht 
stehendes Rohr, zum Schutz für seine Augen und seine dünnen Rippen, 
sowie auch zum Ankern am Ufer. 


2. Fam. Eigentliche Dickhäuter. 


Stofszähne fehlen, und die Füfse sind 4-, 3- oder 2zehig. 


Sie spielen schon am Anfange der tertiären Epoche eine wichtige 
Rolle. y 


6. G. Hippopotamus L. Flufspferd. Nilpferd. 


Plumpe. Thiere mit fast gleich langen Gliedmafsen, 4zehigen 
Füfsen und # Backz. Die vorderen derselben sind kegelförmig, die 
hinteren grölseren sind aus 2 Paaren dreiseitiger Zacken gebildet, 
welche durch Abnutzung kleeblattförmige Kauflächen entstehen las- 
sen (Taf. IV. Fig. 11.). Die Eckzähne im Oberkiefer sind gerade, 
die im Unterkiefer rückwärts gekrümmt und sehr dick.‘ Vdz. 3, 
die oberen kegelförmig und zurückgekrümmt, die unteren lang, 
eylindrisch, gerade und liegen fast horizontal. 

Die einzige lebende Art, das Flufspferd, ist nur auf Afrika 
beschränkt, wo es die Flüsse bewohnt, 2 fossile Arten waren 
über einen grofsen Theil von Europa verbreitet. 

H. major Cuv. v. Mey. p. 73; Keferst. p. 21i; Br. Leth. p. 
1218. tb. 46. f. 1. — Hiernach ein hinterer Backzalın Taf. IV. Fig. 11. (2) 

Es war wenig grölser als die lebende Art, hatte jedoch etwas 
niedrigere Beine. 

In den jüngsten tertiären Bildungen am Puy-de-Döme, im Dilu- 
vium von England, Frankreich, Italien und Sicilien, und nach Kefer- 
stein auch in Deutschland. | 


DICKHÄUTER. 41 


H. minutus Cuv., aus der Knochenbreccie von Dax, hatte die 
Gröfse eines Ebers. | 
Zwei Arten aus den Siwalikbergen, mit $ Vdz. und # Bekz., 


vereinigen Cautley und Falconer zu der er Besapihl 
todon. (Wiegm. Arch. 1839. Bd. 2. p. 413.) 


+ T. G. Potamohippos Jäger. 


Aus den Bohnerzgruben Würtembergs, ist nach wenigen Zäh- 
nen bestimmt, welche denen des Hippopotamus am ähnlichsten sind. 
(Jäg. Foss. Säugeth. Würt. tb. 4. f. 51. 52. 64—75.) | 


8. G. Sus L. Schwein. Cochon. 

Vdz. &; Eckz. j, dreikantig; Bckz. 7. 

Fossile Reste kennt man nur aus den jüngeren tertiären und 
diluvialen Schichten. 

S. palaeochoerus Kaup. Atl. aus Oss. foss. lior. 2. tb. 9. 
f- 1 —46. — Taf. IV. Fig. 9, Backzahn nach Jäger, foss. Säug. Würt. 
tb. 10. f. 27. Ihre Backzähne sind durch den gekerbten Rand, wel- 
cher die Höcker. umgiebt, leicht kenntlich. 

Aufserdem kennt man noch mehrere Arten aus dem Sande von Eppels- 
heim, am Puy-de-Döme u. v. a. O. Die aus den Knochenhöhlen von Deutsch- 
land, Frankreich und England, aus der Knochenbreccie und den Torfmooren 
bekannten Reste scheinen dem wilden Schweine $. scrofa anzugehören. 

Cautley und Falconer trennen die in tertiären Lagen am Hi- 
malaya gefundenen Reste unter dem Namen Chaerotherium von 
Sus ab. 

9. G. Dicotyles Cuv. — Pekari. 

Zwei Arten leben noch in Südamerika, mehrere fossile zeigt 

Lund aus Brasiliens Höhlen an. 


+ 10. G. Choeropotamus Cuv. (xoioog, Ferkel; zorauös, Fluls). 


#5 Bekz., denen des Nilpferdes ähnlich, indem die hintersten 
4 im Quadrate stehende Haupthöcker, aufserdem aber noch einen 
kleinen Höcker zwischen den vorderen,‘ einen zwischen den hin- 
teren und einen zweilappigen, in der Mitte stehenden zeigen. 

C. Parisiensis Cuv., (Br. Leth. p. 1222. tb. 46. f. 5.) um- 
falst ein Schädel- und ein Unterkieferstück aus dem Gypse des Mont- 
martre und aus tertiären Schichten von. England. 

+ 11. 6. Hyotherium H. v. Mey. — Br. Leth. p. 12a 
(ös, Schwein; 9oiov, wildes Thier.) 

Eine“ Art aus’ tertiären Süfswasserschichten von Georgensgmünd: 

H. Sömmeringii v. Mey. (Br. Leth. tb. 46. f. 7.) 


42 SÄUGETHIERE. 


H. medium H. v. Mey. (Leonh. Jahrb. 1843, p. 385) ist häufig 
in Tertiärschichten des Mainzer Beckens. 


+ 12. 6. Hyracotherium Owen (üea&, Maus; Inoiov, 
| wildes Thier). 


Zwei Arten, aus dem tertiären London-Thone und zu NET 
in Suffolk. (Pictet, Pal. p. 258.) 


+ 13. G. Anihracotherium Cuv. Kohlenthier (av$oas, 
Kohle; Inetov, wildes Thier). 


Bekz. 7, von denen die unteren mit stumpf kegelförmigen, 
jedoch nicht gerundeten Spitzen, die oberen viereckigen mit 4 
stumpfen Haupterhöhungen und einer verschiedenen Anzahl von 
kleinen Erhöhungen versehen sind. Eckz. denen des Tapir ähn- 
lich; die 4 unteren Vdz., wie bei dem Schweine, nach vorn 
liegend. (Pictet, p. 259.) 

Man kennt von dieser Gattung mehrere Arten, welche den 
tertiären Gypsen und Braunkohlen angehören. 

A. Alsaticum Cuv. — Taf. IV. Fig. 12. (Der zweite Backzahn 
des Unterkiefers nach Br. Leth. tb. 46. Fig. 4, aus einem Braunkoh- 
lenlager von Böchelbrunn im Elsafs.) 

Andere Arten kommen in der Braunkohle von Cadibona im Pie- 
montesischen, in der Auvergne und in Bengalen vor. 

Vor kurzem wurde der letzte Unterkieferzahn einer Art in der 
Braunkohle zu Rott, östlich des Siebengebirges, entdeckt. (Leipz. Zeit. 
1844. No. 188.) 


14. G. Rhinoceros L. Nashorn. — Aceratherium Kaup. — 
Coelodonta Bronn. 


Vdz. verschieden, Eckz. fehlen, Bekz. $#. Diese sind, aufser 
dem dreiseitigen hintersten Zahne, vierseitig und fast quadratisch. 
Ihre eigenthümliche Gestalt geht aus den Abbildungen auf Taf. Ill. 
hinreichend klar hervor. Der lange Schädel steigt nach hinten 
zu allmählig empor und fällt hinten wieder senkrecht ab. Die von 
den Zwischenkieferbeinen seitlich getrennten Nasenbeine sind lang 
und stark, oben gewölbt und vereinigt, und tragen 1—2 aus 
Haarsubstanz gebildete Hörner. Fülse dreizehig, aufser bei R. in- 
cisivus, dessen Vorderfülse vierzehig sind. Nur Asien und Afrika 
beherberget die noch lebenden :Arten, in ‘der jüngeren Tertiär- 
und in der Diluvialzeit hingegen spielten die fossilen Rhinoceros- 
Arten auch in Europa eine mächtige Rolle, und hatten so ziem- 
lich dieselbe Verbreitung wie der Mammuth. 


DICKHÄUTER. 43 


Köpfe fossiler Rhinoceros-Arten hielt man lange für die 
Köpfe des Greifen, Gryphus antiquitatis Schubert, und die Hör- 
ner des Nashorns wurden für die Klauen dieses fabelhaften Vogels 


gehalten, welche Ansicht jedoch von Fischer widerlegt worden ist "). 


R. tichorhinus Cuv. — Taf. II. Fig. 5, 9, 10, 11, 2. — 
R. antiquilatis Blum. R. Pallasiü Desm. — Fischer, Oryct. du Gouv. 
de Moscou. tb. 2 u. 3. — Br. Leth. p. 1211. tb. 43. f. 7. tb. 47. f. 3. — 

Schon im Jahre 1771 wurde im gefrorenen Sande am Ufer des 
Flusses Wilhui bei Irkuzk, ein vollständiges Cadaver dieser Art gefun- 
den, von welchem Pallas berichtet, dafs es mit langem Haare, beson- 
ders an Kopf und Fülsen, bedeckt gewesen sei. Daher mochte auch 
dieses Thier, gleich dem Mammuthe, mehr für nördlichere als südlichere 
Gegenden bestimmt sein. Es war dem afrikanischen Nashorn ähnlich 
und trug, wie dieses, zwei lange Hörner. Von allen anderen fossilen 
und lebenden Arten unterschied es sich vorzüglich durch die Bildung 
des Nasenbeines, welches sich in der Spitze niederbeugt und sich mit 
dem vorderen Theile des Oberkiefers verbindet, welcher bei allen an- 
deren Arten frei steht. Auch sind die Nasenlöcher durch eine kno- 
chenartige Scheidewand von einander getrennt, Die Backzähne ähneln 
denen des ostindischen Nashorns; die Schneidezähne, welche noch 
unbekannt sind, scheinen sehr bald ausgefallen zu sein oder ganz 
zu fehlen. 

Sehr verbreitet im Diluvium von Sibirien, England, Deutschland, Ober- 
Italien und in den Knochenhöhlen von Franken (Schneiderloch), Sundwich, 
England. Ein sehr vollständiges Individuum, von Ober-Gebrau bei Nord- 
hausen, ist in dem Halle’schen min. Museum. Die auf Taf. III, abgebil- 
deten Zähne wurden bei Oelsnitz im sächs. Voigtlande vom Herrn 
v. Gutbier aufgefunden, welchem ich auch die Zeichnungen derselben ver- 
danke. Im vorigen Jahre wurden auch Zähne und Knochen im Sande 
der Lösnitz bei Dresden entdeckt. 

R. Schleiermacherd Kaup. Atl. aur Oss. foss. lor. 3. tb. 
10. f! 1. %. 11, 12. f. 1—T7.tb. 13. Hiernach: Taf. Ill. Fig. 6, 7, 
Backzahn und Oberschenkel. | 

Es steht dem in Sumatra lebenden am nächsten, ist auch zwei- 
hörnig und hat % stehen bleibende Schneidezähne. ‘Es übertraf es 
jedoch durch seine bedeutendere Gröfse, durch kürzere und stumpfere 
Nasenbeine, durch eine‘ scharfkantige Erhöhung auf der Oberfläche des 
Schädels über ‘den Schläfengruben u. s. w. Den starken seitlichen 
Fortsatz am Oberschenkel zeigt Taf. II. Fig. 7. : In 


*) Fischer de Waldheim, sur le Gryphus Antiquitatis. Moscow. 18836. 


44 SÄUGETHIERE. 


Tertiär bei Eppelsheim, Georgensgmünd, Egeln (n. Germar) und? 
in den Bohnerzgruben der würtembergischen Alb, 

R. ineisivus Cuv. — Aceratherium incisivum Kaup. Atl. aus 
Oss. f. lor. 3. tb. 10. f. 2. und td. 14, 15. — Taf. II. Fig. 8. a, 
Backzahn und 8. b, Schneidezahn. 

Bei aller Aehnlichkeit mit R. Schleiermacheri, welches jedoch gröfser 
ist, mit 3 Schneidezähnen, unterscheidet ‘es sich von diesem durch 
glatte, dünne, schmale und Sich emporrichtende Nasenbeine, welche 
gar kein Horn trugen, und durch seine vierzehigen Vorderfülse. 

Mit der vorigen Art ist sie für die Tegelbildungen der Tertiär- 
formation bezeichnend, und kommt, nach Bronn, im Tegelkalke zu 
Oppenheim und Budenheim, im Sande von Eppelsheim bei Alzey, zu 
Mombach, zu Westeregeln bei Magdeburg, im Wiener Becken, zu 
Georgensgmünd bei Nürnberg und in Frankreich zu Sansans im Gers 
Dep. u. a. O. vor. 4 

Aufser einigen anderen weniger wichtigen Arten, die in Europa 
noch vorkommen (H. v. M. Pal. p. 76, 77), wiesen ‚Cautley und Fal- 
coner Rhinocerosresie an den Ufern des Jrawadi in oberen tertiären 
Schichten am Himalaya, Andere dieselben in diluvialen Bildungen Nord- 
amerikas nach. 


+ 15. G. Elasmotherium Fischer ($uoue, Platte; Inodlor, 
wildes Thier). 


Diese Gattung, welche einige Verwandtschaft mit dem Nas- 
horn und dem Pferde zeigt, ist nur nach einem ‘halben Unterkiefer 
mit 4 Backenzähnen bestimmt. v. Meyer nennt diese Art aus Si- 
birien: E. Fischeri, und Fischer einen Zahn aus der Nähe des 
caspischen Meeres: E. Keyserlingü. 


16. G. Tapirus L. Tapir. 


Nase in einen kurzen Rüssel verlängert; vordere Füfse mit 
4, hintere mit 3 Zehen; Vdz. $; Eckz. }; Bekz. €. Die‘ Aehn- 
lichkeit der letzteren mit denen des Dinoiherium wurde dort schon 
hervorgehoben. 

Man kennt nur drei lebende Arten, zwei an den Flüssen 
Amerikas und eine an denen. von Indien. 

Die wenigen bekannten fossilen Arten hatten in der Diluvial- 
zeit dieselbe Verbreitung, aufserdem wiefs Kaup durch T. priscus 
(Atl. aus Oss. f. lor. 2. tb. 3.) ihre frühere Existenz in Eppels- 
heim nach, und T. arvernensis gehört den tertiären Bildungen des 
Puy-de-Döme an. | 


DICKHÄUTER. 45 


+:17. @. Lophiodon Cuv. — Taf. IV. Fig. 10. nach Jäger 
(}ögıov, Hügel; öodwv, Zahn). 


Eine durch ihr Gebifs dem Tapir sehr verwandte Gattung, 
mit $ Vdz., + Eckz. und £ Bcekz. Der gröfsere Theil der letz- 
teren zeigt ebenfalls Querhügel, welche aber schiefer als bei dem 
Tapir stehen und von welchen an den ersten des Oberkiefers nur 
einer vorhanden ist, während die hinteren Backenzähne deren 3 
und die übrigen 2 zeigen. 

Zahlreiche Reste von diesen Thieren, welche man besonders 
in den mittleren Bildungen der Tertiärformation findet, zeigen ihre 
früher häufige Existenz besonders in Deutschland und Frankreich. 


L. Isselense v. Mey. (p. 87), ist die gröfste Art und übertraf 
den indischen Tapir. wohl noch um ein Drittiheil an Gröfse, 

Tertiär bei Issel, Argenton, Soissons. 

L. giganteum v. Mey. — Palatotherium gig. Cuv. Fast ebenso 
grols, bei Montabusard und Gamat. 

L. Buzovillanum v. Mey. p. 87. — Br. Leth. p. 1217. tb. 46. 
f. 3. Fast von der Gröflse des indischen Tapirs._ Im tertiären Süls- 
wasserkalke zu Buschweiler im Elsals. 

v. Meyer führt im ganzen 11 bestimmte und einige unbestimmte . 
Arten an, welche meistens von Issel, Argenton, Soissons, Buschweiler 
und Eppelsheim stammen. Fischer fand eine Art in dem Kalkstein von 
ÖOrenburg und Koch entdeckte ein Lophiodon auch in Nordamerika. 


+ 18. G. Palaeoiherium Cuv. (nuluög, alt; Iyolov, wildes 
Thier). 


Dem Tapir ähnliche Thiere, mit beweglichem Rüssel‘ an einem 
dicken Kopfe, ziemlich langem Halse, kurzem Schwanze und drei- 
zehigen Fülsen. Ihr Gebifs besteht aus 44 Zähnen, als: & Vdz., 
7 spitzen Eckz., etwas länger als die ersteren, und 7 Bckz. 


Gleich bei dem Anfange der Tertiärzeit traten sie auf und 
man kennt von ihnen allein aus dem Gypse des Montmartre 7 —8 
Arten, von denen man öfters fast vollständige Sklelette darin auf- 
fand. Noch in wenigen Arten nur sind sie in den mittleren Schich- 
ten dieser Epoche, wie bei Georgensgmünd, Issel und Argenton 
zu finden; in jüngeren tertiären Bildungen scheinen sie fast gänz- 
lich zu fehlen. | En 


P. magnum Cuv. — Br. Leth. p.. 1206. tb. 4. f. 3.: Von 
der Gröfse eines Pferdes, aus dem Gypse des Montmartre, 


46 SÄUGETHIERRE. 


> 


:P. medium Cuv. — Taf. IV. Fig. 7, Backzahn. Fig. 8, Eckzahn, 
nach Jäger, f. Säug. Würt. tb. 7. f. 21 und tb. 8. f. 17. — Br. Leth. 
p. 1207. tb. 46. f. 9. 

Von der Gröfse eines Schweines, mit schlanken, ziemlich langen 
Beinen, sehr kurzen Nasenbeinen und verhältnifsmäfsig grolsen und dicken 
Eckzähnen. 

Im Gypse des Montmartre, in der Molasse zu Bonsac im Gironde- 
Dep. und in den Bohnerzgruben von Würtemberg ziemlich häufig. 

P. minimum Cuv., von Montmartre, scheint nur die Grölse eines 
Hasen erreicht zu ‚haben. 


+.19, G. Anchitherium H. v. M. 


Zu dieser neuen Gattung erhebt v. M. das Palaeoth. Aure- 
lianense Cuv., welches aus den mittleren tertiären Schichten von 
Montabusard, Orleans, Monipellier und Georgensgmünd bekannt ist. 
(H. v. M. in Leonh. Br. J. 1844. p. 298.) 


+20. G. Chalicotherium Kaup (yalı&, Kies; Ir7olor, 
wildes Thier). 


Nach einigen Zähnen von Eppelsheim aufgestellt, welche eine 
Uebergangssiufe vom Lophiodon zu dem Tapire vermuthen lassen. 


+ 21 G. Anoplotherium Cuv. (üvonAos, wehrlos; InoLov, 
wildes Thier). 


$ Vdz., 3 Eckz. und # Bckz. stehen in einer ununterbroche- 
nen Reihe, ein Charakter, welchen man nur bei dem Menschen 
und den Affen zu erblicken gewöhnt ist. Die vorderen Bckaz. 
sind zusammengedrückt, die hinteren des Oberkiefers sind vier- 
eckig, die des Unterkiefers mit 2 sichelförmigen Falten. versehen. 
Ihre Beine sind schlank, die Fülse haben 2 entwickelte Zehen, 
denen sich bei einigen Arten noch eine verkrümmte Zehe beigesellt. 

Die Thiere dieser Gattung lebten nur an dem Anfange der 
tertiären Epoche. 

a. Die eigentlichen Anoplotherium-Arten waren stark und 
plump gebaut und hatten einen langen, dicken Schwanz. Zu ih- 
nen gehört: 

A. commune Cuv. — Taf. IV. Fig. 6. nach Kaup. — Br. Leth. 
p. 1200. tb. 44. f. 2. tb. 47. f. 4 — Pictet, tb. 12. 

Von der Gröfse eines Esels, mit einem dicken Schwanze von 
der Länge des ganzen Körpers. 

Zu Paris, auf der Insel Wight und in den Bohnerzgruben der Alb. 


ER . 
DICKHÄUTER. { 47 


b. Xiphodon Cuv. (Siypos, Schwert; ödwr, Zahn). Schlanke 
Arten mit kurzem und dünnem Schwanze. (Br. Leth. tb. 47. £. 5. 
— Pictet, Pal. tb. 13.) | 

A. gracile ‚Cuv., fast von dem Ansehen einer Gazelle. 

Zu Paris und in den Bohnerzgruben der Alb. 

c. Dichobune Cuv. Kleine Arten, von der Grölse der 
Hasen oder Kaninchen. 

Drei Arten im Gypse des Montmartre. 


+ 22. G. Microtherium H. v. M. Oplotherium de Layser u. 
Parieu (örAor, Waffe; $nolov, wildes Thier). 

Den Dichobunen ähnlich, doch mit hervortretenden und ge- 
krümmten Eckzähnen. Zähne und selbst das Skelett bieten, nach 
H. v. Meyer, einige Aehnlichkeit mit den Wiederkäuern, Fleisch- 
fressern und selbst Nagern dar. (L. Br. Jahrb. 1841. p. 461 u. 
1842. p. 487.) Ä 

In tertiären Schichten zu Weisenau und Hochheim in dem 
Mainzer Becken, in der Molasse der Schweiz und im Dep. de 
l’Allier. 


7 23. G. Adapis Cuv. 


| Obere Vdz. wie in Anoplotherium, Eckz. wie in Oplotherium, 
Bckz. theilweise mit Querhügeln, einen. Uebergang vom Anoplo- 
therium zum Tapire andeutend. 

Eine Art im Montmartre. 


r 24. @. Cainotherium Bravard (zumwös, ungewöhnlich ; 
3notov, wildes Thier), 


aus tertiären Schichten der Auvergne, und 


t 25. @. Choerotherium Cautley et Falconer (xoioog, 
Ferkel; 3netov, wildes Thier), 


aus Schichten am Himalaya, sind noch sehr wenig gekannt. 
+ 26. G. Macrauchenia Owen (uazoös, grols; auchenia). 


soll einen Uebergang von den Palaeotherien zu dem Kameele bil- 
den, indefs ist der Kopf der einzigen, im Sande von Patagonien 
gefundenen Art noch nicht gekannt. (Pictet, p. 280.) 


+ 27. G. Tozodon Owen (toSor, Bogen; odwr, Zahn). 


Ein Schädel des T. platensis Ow., welcher in einem. tertiären 
Thone an dem Ufer des Sarandis, eines kleinen Nebenflusses des 


. 


48 SÄUGETHIERE. 


Rio Negro, ‚120 engl. Meilen NW. von Monte-Video gefunden 
wurde, ist das Einzige, was man von dieser merkwürdigen Gatt- 
ung mit Sicherheit kennt. (Pictet, Pal. p. 282. tb. 14.) 

Durch ihren besonders am Hinterhaupte niedergedrückten Schä- 
del mit einem kleinen Gehirne und nach oben weit offener Nase 
den 'Cetaceen verwandt, von welchen sie sich durch die Gröfse 
der Stirnhöhlen und ihre Schneidezähne entfernt, durch ihre 
schwerfällige Form einem gigantischen Edentaten sich nähernd, 
jedoch durch das Vorhandensein von £ Schneidezähnen, denen der 
Nagethiere ähnlich, davon unterschieden, und durch # Bckz., de- 
ren Email einen unregelmälsig zusammengedrückten Cylinder bildet, 
gleichfalls den Nagethieren nahe stehend, verbindet diese Gattung 
zugleich mehrere Ordnungen der Säugethiere mit einander. 


3. Fam. Einhufer. 


Mit der einzigen noch lebenden Gattung Pferd, deren Fülse 
nur mit einem einfachen Mittelfufsknochen und mit einem einzigen 
starken, grofshufigen Zehen enden. 


28. G. Equus L. Pferd. 


Vdz. &, Eckz. klein; Bckz. '&. 

„Während der letzteren Zeit der tertiären Epoche und in der 
ganzen Diluvialzeit war Europa schon von Pferden bewohnt, welche 
den lebenden Arten sehr glichen. Pictet macht darauf aufmerk- 
sam, wie auch in Amerika, welches bekanntlich seine Pferde erst 
der Einführung durch die Spanier zu danken hat, lange vorher 
schon, während der Diluvialepoche , Pferde gelebt hatten. 


E. fossiles. — E. adamiticus Schl. Es war dem lebenden 


Pferde höchst ähnlich und haite etwa die Grölse des Zebras. Von 
seinen Ueberresten ist das Diluvium (Sand und Lehm) von Europa und 
Asien, wo es gröfstentheila mit dem Nashorn und Mammuth zusammen- 
lebte, oft ganz erfüllt”). Auch in den Knochenhöhlen von Frankreich, 
in der südeuropäischen Knochenbreccie und in den Torfmooren sind 
sie nicht selten, und E. sövalensis vertritt diese Art in tertiären Schich- 
ten am Himalaya. 


*) Von Berlin aus wird unter dem 2. Mai 1843 (Leipz. Ztg. 1843. No. 
105.) berichtet, dafs sich bei den Füfsen eines, bei den Erdarbeiten der 
Bonn-Cölner Eisenbahn im Sande bei Roisdorf gefundenen präadamitischen 
Pferdes, Beweise für eine Knochenkrankheit dieses Thieres herausgestellt 
hätten, 


WIEDERKÄUER ODER ZWEIHUFER. 49 


E. asinus fossilis, der fossile Esel soll in Knochenhöhlen von 
Frankreich und Belgien vorgekommen sein. 


+ 29. G. Hippotherium Kaup (inmos, Pferd; Io). 


Bei aller Aehnlichkeit mit den Pferden unterscheiden sich 
die Hippotherien durch ihre Backenzähne, deren Schmelzschicht 
viel zahlreichere, zickzackartige Falten bildet, als es bei Pferden 
und Eseln der Fall ist. Während bei den letzteren nur die Ru- 
dimente von zwei kleinen Zehen an dem Hufe erkennbar sind, 
so zeigt sich. bei der fossilen Gatiung selbst noch eine vierte. 
Man: kennt. deren zwei Arten: 


H. gracile Kaup. — Equus mulus prömigenöus, H. v. Mey., Pal. 
p. 79, welches dem Maulthiere an Grölse glich, und 
H. nanum Kaup. — E. asinus primigenius H. v. M., welches 


etwas kleiner als der Esel war, beide aus terliärem Sande von Eppelsheim. 


8. Ordn. Auminantia. Wiederkäuer oder 
Zweihufer. 


Eine scharf begränzte Ordnung von Säugethieren mit 4 Magen 
und zweihufigen Füfsen, an welchen letzteren gewöhnlich noch 2 
verkümmerte Zehen, sogenannte Afterklauen, vorhanden sind. Bei 
den meisten fehlen die Vdz. im Oberkiefer, so wie auch die 
Eckzähne, und es gilt für die Wiederkäuer die Formel: Vdz. & 
(2); Eckz. $ (4); Bekz. & (£) (2). Die letzteren sind theils aus 
2 halbmondförmigen Schmelzröhren gebildet, wie an den 3 hin- 
teren, oder nur aus einer, wie an den vorderen Zähnen, welche 
Röhren durch eine gemeinschaftliche Schmelzschicht eingefalst wer- 
den. Tiefe Rinnen finden sich auf beiden äufseren Seiten. 

Die fossilen Formen aus dieser Ordnung schliefsen sich eng 
an die noch lebenden an, und es giebt unter ihnen nur wenige 
Gattungen, welche nicht auch noch jetzt existiren. Sie beginnen 
erst in den mittleren tertiären Bildungen und nehmen in den dar- 
überliegenden jüngeren Schichten an Häufigkeit zu. 


a. Ungehörnte Wiederkäuer. 


1. G.. Camelus L. Kameel. Chameau. 


Vdz. $; Eckz. 4; Bekz. 2. Zwei Arten kennnt män bis jetzt 
nur aus den jüngeren tertiären Gebilden der Siwalik-Berge am 
Fufse des Himalaya,. von denen ©. Sivalensis Caut. et Falc. dem 
Dromedare sich nähert. 


Geinitz, Versteinerungskunde. 4 


50 7 SÄUGETINERE. 


7 2. @. Merycotherium Bojanus. 
Einige Backenzähne, von mehr trapezoidischer Form, ähneln 
übrigens sehr denen der vorigen Gattung. 


‚M. Sibiricum Boj., ist die einzige Art. 
ae 3. G. Auchenia Ill. Lama. 


Bckz. 2, die übrigen Zähne wie bei Camelus. Lund wies 
ihre Existenz in Brasiliens Höhlen nach. 

Die nächstfolgenden drei Gattungen schliefsen sich eng an 
die Hirsche an, doch mögen sie hier ihren Platz finden, da ihnen 
‚Geweihe oder Hörner fehlen. 


4G. Moschus L. Moschusthier. Chevrotain. 


Ydz. $; Eckz. des Oberkiefers lang hervorragend; Beck. *. 


Man kennt hiervon nur wenige fossile Arten: A 

Mm. antiquus Kaup, aus dem Sande von Eppelsheim, und M. 
Bengalensis Peniland, aus Bengalen. H. v. Meyer nennt als andere 
Fundorte noch die rauhe Alb und die Insel Wight, und neuerdings wurde 
eine sehr kleine Art: in den Braunkohlengruben zu Rott, östlich ‘am 
Siebengebirge entdeckt. (Leipz. Zeit. 1844. No. 188.) 


+ 5. G. Dorcatherium Kaup, 


Hirschartige Thiere mit 7 Bckz. und langen Eckzähnen im 
'Oberkiefer. 
D. Aurelianense (Cervus Aurelianensis v. Mey.) glich 
dem Rehe. 
Aus dem Süfswasserkalke von Montabusard. 


16. G. Palaeomeryx H. v. M. 


Von den Hirschen durch Mangel eines Geweihes, durch her- 
vortretende Eckzähne und. durch die etwas abweichende Art der 
Faltung im Schmelze der Backenzähne verschieden. (Br. Leth. p. 
1186.) 


H. v. M. führt drei Arten dieser Gattung aus tertiären Schich- 


ten des Mainzer Beckens von Weisenau an. (J. 1843. p. 337.) . 


7 7. G. Dremotherium Geoftr. 


Aus tertiären Bildungen der Auvergne, ist noch wenig ge- 
kannt. 


WIEDERKÄUER ODER ZWEIHUFER. Sl 


b. Gehörnte Wiederkäuer. 
8. G. Cervus L. Hirsch. Reh. Cerf. 


Die Hirsche unterscheiden sich von anderen Wiederkäuern 
durch ihre soliden, meistens ästigen Geweihe, welche sie jährlich 
abwerfen, durch $ Vdz., $ oder % Eckz. und $ Bckz., welche 
letztere an der mittleren Vertiefung der äufseren Fläche einen 
kurzen und spitzen Anhängsel: haben. 

Die ältesten Hirsche, welche man kennt, sind: die aus den 
‚mittleren tertiären Schichten Frankreichs, besonders bei Auch. Aus 
einer der hier vorkommenden Arten schuf Lartet seine Untergatt- 
ung Dicroceras. Die oberen tertiären Bildungen aber. und das 
Diluvium von Deutschland und Frankreich besonders zeigen, dafs 
in vormaligen Zeiten die Arten dieser Gattung ebenso mannich- 
faltig waren, als sie es noch in der jetzigen. Weltepoche sind. 

C. megaceros Hart; C. eurycerus (Aldr.) fossilis; C. g- 
ganteus Bl.; Riesenhirsch; Irisches Elenn; Fossil Elk. — Taf. IM. Fig. 
1. — Annales d. sciences natur. Aoüt 1826. Pl. 39 (vorzüglich Ab- 
bildung). — Br. Leth. p. 1181. tb. 4. f. 5. 

Der Riesenhirsch oder vielmehr das Riesenelenn war nicht grölser 
als das gemeine Rennthier, schlofs sich durch sein flaches, schaufel- 
arliges und an dem Rande zackiges Geweih mehr an das Elenn an, 
von welchem es sich aber durch seine Gröfse und durch eine geringere 
Anzahl von Zacken unterscheidet, deren nicht über 10 (bei dem Elenn 
bis 15) vorhanden, und welche immer auf beide Ränder vertheilt zu 
sein scheinen. 

Eine Stange dieser Geweihe erreichte nicht selten die Länge von 
6‘, und man kennt Geweihe, deren entfernteste Enden beider Stangen 
12— 13’ von einander abstehen. War das Thier in den damaligen Ur- 
wäldern zu leben bestimmt, so läfst sich diefs wohl nur mit der An- 
nahme vereinigen, dafs die gröfsere und üppigere Entwickelung der 
einzelnen Bäume auch eine gröfsere Entfernung derselben von einan- 
der zur Folge hatte, jedenfalls aber bewohnte das Thier die Torf- 
moore und Brüche, denn fast in allen Ländern Europas, am häufig- 
sten aber in Irland, hat man sie nur in Süfswassergebilden, besonders 
im Kalktuffe, in Knochenhöhlen und im Torfe gefunden. Auch glaubte 
man, sogar noch Beweise für ihr Leben in geschichtlichen Zeiten zu 
haben, und Goldfufs erkennt in dem „‚grimmen Schelch‘‘ der. Nibelungen 
den Riesenhirsch wieder. 

C. Guettardi Kaup; C. Tarandus. priscus. — Taf. I. Fig. 2. 
a. b. ec. d. e. Altersfolgen der Stangen. 

4% 


52 SÄUGETHIERE, 


Er war dem lebenden Rennihiere höchst ähnlich. Schottin fand 
Geweihe von ihm in dem Diluvium von Köstritz, v. Gutbier bei Oelsnitz 
und Schmerling in Belgien. 


C. priscus Kaup in Leonh. Br. Jahrb. 1839. p. 297. tb. 3. 
fig. 2. — Hiernach: Taf. IU. Fig. 3. | 

Diese Art war unserem Edelhirsche sehr. ähnlich, doch zeigt ihr 
Geweih unter der Krone 4 Sprossen, der Edelhirsch nur 35 beide 
Stangen stehen selbst viel weiter noch als bei dem Damhirsche aus- 
einander; endlich ist das ganze Geweih bis zu der letzten Sprosse 
von oben nach unten zusammengedrückt und sein unteres Dritttheil 
ist auf der oberen Fläche flach, auf der unteren gerundet und vorn 
etwas schmäler als hinten. 

Aus dem Diluvium (Lös) bei Bensheim. 

Kaup vermuthet, dafs der gröfste Theil der aus dem Diluvium 
und den Knochenhöhlen Deutschlands stammenden Edelhirsch - Geweihe 
zu dieser oder zu der folgenden Art gehören möchten. 


C. primigenius Kaup in Leonh. Br. Jahrb. 1839. p- 168. tb. 2. 

Nach Kaup ist sein auffallendstes Unterscheidungszeichen vom Edel- 
hirsche, dafs das Geweih unter der Krone bis zur dritten Sprosse stark 
zusammengedrückt ist. Auch ist die dritte Sprosse um % höher ge- 
stellt, als es bei dem Edelhirsche der Fall ist. Mit Mammuth und 
Rhinoceros tichorhinus zusammen im Diluvium bei Eberstadt, und mit 
Ursus spelaeus bei Fürth im Odenwalde. 

Die zahllosen anderen Arten fossiler Hirsche, welche zum Theil 
noch einer Revision bedürfen, zu nennen, würde dem Zwecke dieses 
Grundrisses nicht entsprechen. 


Auch aus den tertiären Schichten am Himalaya, von den Ufern 
des Irawadi im Reiche der Birmanen, in Nord- und Südamerika 
hat man fossile Arten dieser Gattung entdeckt. (Pictet, p. 305.) 


9. G. Camelopardalis L. Giraffe. 


Diefs Geschlecht, jetzt nur noch in Afrika repräsentirt, war 
in früheren Zeiten auch in Frankreich zu finden, wo man in der 
Nähe von Issoudun einen Unterkiefer “) fand. 

Falconer entdeckte ferner 2 Arten Giraffen in den oft genann- 


ten Schichten der Siwalik-Berge am Himalaya ”*) mit Anoplotherium 
Sivalense Falc. und Camelus Sivalensis Falc. zusammen. 


*) Duvernoy, Compt. rend., 29. Mai 1843. 
**) Phil. Mag. Vol. 25. No. 165. 1844. p. 212. 


u u 


WIEDERKÄUER ODER ZWEIHUFER. 53 


+ 10. 6. Sivatherium Cautl. u. Fale. (Siwalik. 9elov, 
wildes Thier). 


Der Kopf dieses Thieres, den man nur kennt, ist höchst 
eigenthümlich.. An Gröfse dem eines Elephanten gleich, mit sehr 
entwickeltem Hinterkopfe, kurzer Gesichtsfläche und sehr stark ge- 
neigter Stirn, mit Nasenknochen, welche sich eigentlich zu einer 
spitzen Wölbung über den äufseren Nasenlöchern erheben, mit 
Hörnern, welche über den Augenbrauen entspringen, gewinnt das- 
selbe ein sehr ungewohntes Ansehen. Die Bildung der 6 oberen 
Backenzähne stellt das Thier zu den Wiederkäuern, wiewohl es 
auch einige Aehnlichkeit mit Pachydermen hatte. Es wurde die- 
ser Kopf am Himalaya gefunden. (Pict. p. 294. th. 15. f. 5.) 


11. G. Antilope Pallas. Antilope, Gazelle, Gemse u. s. w. 


Thiere dieser Gattung zeichnen sich bekanntlich durch hohle, 
gerade oder gebogene, drehrunde oder geringelte Hörner aus, 
welche sie nicht abwerfen können. Ihre Backenzähne, welche in 
der mittleren Furche der äufseren Fläche weder eine Leiste, noch 
ein Anhängsel haben, haben grofse Aehnlichkeit mit denen der 
Schafe und Ziegen. 

Wir sehen diese Gaitung in der Vorwelt nur sehr schwach 
vertreten. 

Fundorte, wie die Umgebungen von Montpellier, Moliere-Berg, 
Sansans und die Siwalik-Berge, von welchen man Reste dieser Gattung 
eitirt, gehören der mittleren und oberen Tertiärformation an; ebenso 
kennt man auch Ueberbleibsel aus dem Diluvium und den Knochenhöh- 
len von Südfrankreich, Belgien, England und Brasilien. 


+ 12. G. Leptotherium Lund (Aenrög, dünn; Inolov, wildes 
Thier), 


mit zwei Arten aus den Höhlen Brasiliens, schliefst sich hier an. 


’ 


13. G. Ovis L. Schaf, Mouton, und 
14. G. CapraL. Ziege, Chevre, 


sind hier und da in Knochenhöhlen und in der Knochenbreccie auf- 
gefunden worden, jedoch ist die Bestimmung ihrer Reste wegen 
der grofsen Aehnlichkeit beider Gattungen sehr schwierig, sobald 
nicht Schädel oder Hörner von ihnen vorhanden sind. 

Capra Rozeti macht Pomel aus tertiären Schichten des Puy- 
de-Döme bekannt. (Compt. rend. 1844. 19. p. 225.) 


54 SÄUGETHIERE. 


15. G.\Bos L. Rind, Ochs, Stier, Kuh. Boeuf. 


Die Hörner dieser grofsköpfigen Wiederkäuer sind ebenfalls 
hohl und sitzen auf knochigen, seitwärts gerichteten Kernen. Ihre 
Backenzähne zeichnen sich durch kleine Leisten aus, welche sich 
längs der Vertiefung zwischen den beiden Haupttheilen des Zahnes 
erheben. | 

Sie erschienen in Europa zuerst an dem Ende der Tertiär- 
zeit, und man findet sowohl in den da entstandenen als in den 
späteren Schichten von ihnen zahlreiche Ueberbleibsel. 

Keine Thiergattung zeigt besser als die der Ochsen, wie 
in historischen Zeiten manche Art durch Verfolgung des Men- 
schen auf einen immer kleineren Raum zurückgedrängt wird 
und endlich gänzlich erlischt. So war der europäische Auerochs 
noch vor 2000 Jahren in allen gröfseren Waldungen Europas zu 
Hause, gegenwärtig hat er sich in geringer Anzahl in einen Win- 
kel Liithauens und in einige Thäler des Kaukasus geflüchtet, und 
nur der Schutz des Gesetzes hat seine gänzliche Ausrottung noch 
verhindert "). j 

Auch die wilde Stamm-Race unseres Hausochsen scheint von 
der Erde jetzt gänzlich verschwunden zu, sein ”*). 

Dürfte man der Sage trauen, so, hätte in der historischen 
Zeit in Europa aulser diesen beiden Arten noch eine dritte wilde 
Ochsenart gelebt, der Bison der Alten, und Herbensiein drückt 
die angeblich frühere Verwechselung beider Arten in folgenden 
Worten aus: | 

„Bison sum, Polonis Zubr, Germanis Bisont, ignari Uri 
nomen dederunt. | 

Urus sum, Polonis Tur, Germanis Auerox, ignari Bison- 
is nomen dederunt‘“ "*""). | 

Mit grolser Gelehrsamkeit sucht indes Pusch in Polens Pa- 
laeontologie die Identität des europäischen DisoR mit dem Auer- 
ochsen zu beweisen. | | 

Bei der Unsicherheit, die selbst bei der Unterscheidung ei- 
niger lebenden Ochsenarten noch herrscht, ist es wohl nicht zu 
verwundern, dafs zum- Theil eine noch gröfsere unter den aus- 
gestorbenen Arten lange Zeit obwaltete. Cuvier und Bojanus wie- 


*) Pusch, Polens Paläontologie, Stuttgart. 1337. p. 196. 

*+4) In keinem Falle kann man den Auerochsen als Stammrace des Haus- 
ochsen betrachten, wie diefs von Pusch gründlich gezeigt worden ist. 

*++) Rerum Moscovitiearum comment. Sigism, lib. bar. de Herbenstein, 


\ 
WIEDERKÄUER ODER ZWEIHUFER. FISCHSÄUGETHIERE. 53 


sen von letzteren zuerst drei verschiedene Species nach, welche 
ich nach den vom Pusch ausgesprochenen Ansichten hier anführe: 


B. priscus Bojanus. Riesenbüffel. (B. Caesaris v. Schl!:'B. 
urus priscus Cuv.; B..latifrons Harl. u. Fischer; B. Pallasit : Bär; 
B. colossus; Bison fossilis. — Pusch, Pol. Pal. tb. 15. f. 2.) 

Diese Art, welche sich am mehrsten den Bisons, sowohl dem 
amerikanischen Bison, als dem litthauischen Auerochsen nähert, ist die 
häufigste unter allen fossilen Ochsenarten, und man findet ihre Schädel 
und Hörner in denselben Diluvialschichten, in welchen die Knochen 
der Mammuthe, Mastodon- und Rhinoceros-Arten vorkommen. Vorzüg- 
lich zeichnen sich die Hornkerne dieser Ochsen durch ihre beträcht- 
liche Länge und die viel bedeutendere horizontale Entfernung der bei- 
den Enden von einander aus. 


B. primigenius Cuv. und Bojanus. B. taurus priscus vel -fos- 
siis Cuv. früher; B. urus priscus Schloth. — Pusch, P. P, Tab. 14. 
f. 6.a. b. 

Er ähnelte mehr unserem zahmen Rinde, ist aber von ihm doch 
speciell verschieden. Nach Pusch stehen die Hörner an den Enden 
der zu beiden Seiten nur sehr wenig eingebogenen Scheitelkante zwi- 
schen Hinterhaupt und Stirn mit ihr in einer Richtung; ‘die Stürn ist 
viereckig platt, fast so hoch als breit und nach der Stirnnath merk- 
lich concay eingedrückt; die Ebene des Hinterhauptes macht mib (der 
Stirn einen Winkel von 55 Grad, und die Fläche des Hinterhauptes 
ist ebenfalls viereckig. 

Im Diluvium, am gewöhnlichsten aber in Torfmooren und: ande- 
ren oberflächlichen Alluvionen. 


B. Pallasii Dekay. B. moschatus fossiks?; B. canaliculatus 
Fischer, Oryct. du Gouv. de Moscow. tb. 3. b. 

Die in Sibirien und bei Neu-Madrid in Nordamerika aufgefunde- 
nen Theile zeigen einen dem im Norden Amerikas lebenden Bisamstier, 
B. moschatus, sehr ähnlichen, wenn nicht vielleicht ganz gleichen Ochsen an. 


B. trochocerus H. v. M. gehärt dem Diluvium Ober-Italiens an. 

Auch in Amerika (Kentucky), in Asien (an den Siwalik-Bergen 
und am Irawadi) und in Afrika sind Reste fossiler Ochsen entdeckt 
worden. fi 


9. Ordn. Cetacea. Fischsäugethiere. 


An ihren fischähnlichen Körpern sind die Vorderfülse in Flos- 
sen und die Hinterfüfse in eine horizontale Schwanzflosse umge- 
wandeli. Durch ihr. Gebils nähern sich einige den Pachydermen 


56 SÄUGETHIERE. 


Die fossilen Reste dieser Thiere sind im Ganzen nicht ‚häufig 
und noch wenig gekannt, blieben indessen schon den älteren ter- 
tiären Schichten nicht ganz fremd. 

Die Angaben über fossile Arten der Gattungen 


1. G. Manatus Cuv. Lamantin, und 


2. G. Halicore Il. Dujong, 


beziehen sich, wie es scheint, auf die neue, zwischen beiden 
stehende 


t 3. @. Halianassa H. v. Meyer. (Halitherium Kaup, 
Cheirotherium Bruno), 


von welcher Gattung fossile Reste in der Molasse zu Baldringen 
in Oberschwaben mit denen von Metaxytherium zusammen aufge- 
funden worden sind. (Leonh. Br. Jahrb. 1842. p. 101.) 


+ 4 G. Metazytherium Christol. (uere&dv, dazwischen; 
3nolov, wildes Thier), 


welche die Backenzähne des Lamantins und das Skelett der Dujongs 
besals. (Leonh. Br. J. 1841. p. 862. u. 1842. p. 622.) 

Die Backenzähne hatten mit denen von Hippopotamus grolse 
Aehnlichkeit, und Cuvier gründete daher auch auf solche Zähne 
seine Arten Hippopotamus medius und H. dubius, welche indels 
nun mit der neuen Gattung vereint worden sind. Auch die Rippe 
und der Wirbel, welche Cuvier einem Lamantin und dann einem 
Wallrosse zuschrieb, gehören aulser anderen Resten zu dieser Gatt- 
ung, von welcher 1840 in einem festen Kalksteine bei Beaucaire 
ein vollständiges Gerippe entdeckt wurde. 

Die mittleren und: oberen Tertiärbildungen von Frankreich! 
besonders die oberen von Montpellier, schlossen Ueberbleibsel von 
Metazytherium, welches nach Pictet wahrscheinlich zu den Pflan- 
zenfressern gehörte, ein. 


+9. G. Zeuglodon Owen. Zygodon Owen. Jochzahn. Basi- 
losaurus Harlan (Leöy%n7, Joch; odwr, Zahn). 


Die Backenzähne dieser Gattung sind in der Mitte einge- 
schnürt, so dafs sie aus zwei, durch ein schwaches Stielchen ver- 
einigten Theilen bestehen. Ihr Unterkiefer ist innen Aausgehöhlt, 
wie bei den Cachelots, und ihre kurzen und niedergedrückten Glie- 
der verweisen sie in die Ordnung der ÜCetaceen. 

Z. cetoides Owen, wurde durch Harlan in tertiären Schich- 
ten von Louisiana und Alabama in den vereinigten Staaten entdeckt, und 


FISCHSÄUGETHIERE. 97 


in dem letzteren Staate fand Buckley einige Jahre später ein ganzes 
Skelett dieser Art von 70 Fufs Länge *). 


6. G. Delphinus L. Delphin. 


Ihre Nasenöffnung ist in ein Spritzloch verwandelt, um das 
mit ihrer Nahrung eingeschluckte Wasser wieder auszuspritzen. 
In beiden Kiefern stehen 9—50 kleine, gleich grolse kegel- 
förmige Zähne. 

Auch in tertiären Meeren lebten Delphine, und in den Schich- 
ien von Dax, Angers, an den Apenninen und zu Calvert in Ma- 
ryland hat man mehrere fossile Arten von ihnen schon aufgefunden. 


+ 7. G. Arionius H. v. Mey. 


Dieses den Delphinen verwandte Meer-Säugethier wird von 
H. v. Meyer **) so charakterisirt: 

„Kopf dem Typus der delphinartigen Thiere ähnlich, die 
Hinterhauptsfläche nach oben concav; Stirnfläche platt, horizon- 
tal und von namhafter Breite; unmerklicher Uebergang vom Schä- 
del zur Schnauze; der Zwischenkiefer in der Gegend des Spritz- 
Apparates erhaben; weit klaffender‘Nasencanal lüngs der Schnauze; 
langschnauzig ; geringe Unsymmetrie in der Gegend des. Spritz- 
Apparates; die Symphysis des Unterkiefers nicht unter. 3 von. der 
Totallänge des Schädels; der Rachen mit vielen Zähnen bewaff- 
net, welche im Oberkiefer nicht früher ausfallen; die Zähne von 
pyramidaler Bildung, die Krone derselben nach oben flacher wer- 
dend, vorn und hinten mit einer scharfen Kante versehen, sonst 
leicht gestreift, die Kanten und Streifen nicht ausschliefslich der 
Schmelzbekleidung eigen. Das vollständige Thier wird nicht unter 
12‘ Länge gemessen haben.“ 

A. servatus, die einzige Art, aus der Molasse Baldringens im 
würtembergischen Oberschwaben. 


8. G. Monodon L. Narwall. 


Mit 2 horizontalen, sehr langen und schraubenförmig gewun- 
denen Eckzähnen im Oberkiefer, von denen der rechte meistens 
verkümmert ist. 

Ihr Vorkommen im fossilen Zustande ist zweifelhaft. 


7 9. G. Ziphius Cuv. 


Nach Cuvier eine den Delphinen verwandte, jetzt ausgestor- 
bene Gattung mit drei Arten, von welchen zwei aus terliären 


*) Edinb. new. philos. Journ. 1843. p. 77. 
**) Leonh. Br. Jahrb. 1841. p- 330. 


58 SÄUGETHIERE. VÖGEL. 


Schichten der Provence und von Angers stammen. Nach de Blainville 
hat diese Gattung aber ihren lebenden Repräsentanten in Delphi- 
nus micropterus Cuv. 

10. G. Physeter L. Pottwall. Cachelot. 

Nach Marcel de Serres gehören einige Knochen aus den obe- 
ren tertiären Gebilden von Montpellier, und nach Owen und Char- 
lesworth einige aus dem Crag von Felixstow dieser Gattung an. 
(Pictet, p. 320.) 

+ 11. G. Cetotherium Brandt. 
‚ Mit diesem Namen belegte Brandt Cetaceen-Reste von Anapa, 
welche sehr an Balaenoptera erinnern. 


12. G. Balaena L. Wallfisch. 


Auch die gigantischen Bewohner unserer Meere felılten nicht 
ganz in der früheren Schöpfung. 

B. Cortesi Desmoulins, etwa von 12’ Länge, wird aus jungen 
tertiären oder noch jüngeren Schichten Italiens und j 
| B. Cuvierö Desm., ungefähr von 21’ Länge, aus ähnlichen 
Schichten der Lombardei angeführt. Ä 

Unbestimmte Reste yon Wallfischen werden aus der Dauphine, 
von Montpellier, aus Schottland, England und anderen Orten eitirt. 


II. Klasse. Aves. Vögel. 


Rückgraththiere mit rothem, warmem Blute, welche Eier legen 
und mit Federn bedeckt sind. [ 

Die in Flügel umgebildeten Vorderglieder, die schiffartige 
Gestalt ihres Rumpfes "), in dessen Innerem grofse Lufizellen vor- 
handen sind, und die markleeren, hohlen Knochen der meisten 
Vögel zeigen unverkennbar, dafs die Vögel: ihrer ganzen Organi- 
sation nach zu dem ‚Athmen in ‘der Luft und vorzugsweise zu dem 
Fliegen bestimmt sind. 

Die Zahl ihrer Halswirbel variirt von 9 bis zu 28.  Ober- 
und Unterkiefer, welche sich zu einem Schnabel verlängern, sind 
beide beweglich und zahnlos ““). Anstatt: des Fufswurzel- und 
Mittelfulsknochens besitzen sie nur einen Knochen, den Lauf, an 
welchem die Zehen unmittelbar befestiget sind. 


*) Nur bei einigen, nicht mit Flugfertigkeit begabten Vögeln ist das 


Brustbein flach. 
**) Der sogenannte Zahn auf dem Rande des Schnabels einiger Vögel 


ist nur eine eckige Erhöhung desselben. 


VOGELFÄHRTEN IN ÄLTEREN GESTEINEN. 59 


Bei der grolsen Einförmigkeit in dem Baue der Vögel bieten 
die Fülse, Schnäbel und Flügel die Hauptanhaltepunete für ihre 
Classification dar. 

Während die Klasse der Vögel in der jetzigen Schöpfung 
eine so bedeutende Rolle spielt *), so scheint sie in früheren 
Zeiten gerade am untergeordnetsten gewesen zu sein, und die Kennt- 
nifs von fossilen Arten aus dieser Klasse ist leider noch sehr gering. 

Das Vorkommen der Vögel und der Säugethiere setzt eine 
Atmosphäre voraus, welche nicht zu reich an Wasserdämpfen und 
an Kohlensäure ist, und gerade diese Bedingung scheint in früheren 
Epochen unseres Erdballs nicht so erfüllt gewesen zu sein, wie 
jetzt. Bei ihrer flüchtigen Lebensweise konnten die Vögel sich wohl 
auch eher den Fluthen entziehen, in welchen andere Thiere das 
Grab. fanden, und bei der Leichtigkeit ihres Körpers, welcher selbst 
nach dem Tode des Thieres noch einige Zeit auf der Oberfläche 
der Gewässer umhergetrieben wurde, mufsten die meisten von ihnen 
wohl die Beute marinischer Raubthiere werden. | 


1. Vogelfährten in älteren Gesteinen. 
(Taf. V. Fig. 1, 2, 3.) 


Der bunte (neu-rothe) Sandstein ist es gewöhnlich, in wel- 
chem Fufseindrücke von Thieren und Abdrücke dieser Fährten **) 
aufgefunden werden. 1836 wies Hitchcock in einigen Schichten 
dieses Gesteines von Massachusetts und Connecticut zahlreiche Ein- 
drücke nach, welche theilweise denen von Vogelfülsen glichen, 
theilweise aber auch von Reptilien herrühren mochten. 

Hitchcock nennt die ersteren Ornithichniten, von ögrıs, Vo- 
gel und ?%v:ov, Fährte, und unterscheidet von ihnen mehrere Arten, 


Ornithichnites Hitche. (L. Br. J. 1836. p. 467. tb. 5.) 


O0. giganteus H. — Buckl. Min. and Geol. Pl. 6 b. fig. 1. 

Die Fährten zeigen einen dreizehigen Fufs an und sind ganz ähn- 
lich denen von ©. tuberosus. Die Zehen bleiben ziemlich gleich dick 
und enden in eine gerade dünne Klaue. Die Länge eines Fulses ohne 
Klauen beträgt 15” engl., die mit Klauen 16” —17”; die Dicke einer 
Zehe 14°, die Breite derselben 2”. Innere Zehe mit 2, mittlere mit 


3 Gliedern. Die Schrittweite war 4 —6’. 


*) Nach Leunis (Synopsis der drei Naturreiche, 1844) beträgt die An- 
zahl der bekannten Arten über 6000. 
**) Vergl. Fährten von. Sauriern im bunten Sandsteine, 


60 VÖGEL. 


O0. tuberosus H. — Taf. V. Fig. 2. 

Nur halb so grofs als die vorigen Fährten und mit relativ länge- 
ren Klauen. Schrittweite 24 — 33”. 

O0. ingens H. Mit drei schmalen, lang zugespitzten Zehen. 
Länge des Fulses 15” — 16. Ein 8° —9'' langer Anhang hinter der 
Ferse rührt vermuthlich von Federn her, welche über der Ferse stan- 
den und sich im Schlamme mit abgedrückt haben. Schrittweite 6’. 
Hiervon findet sich auch eine kleinere Varietät. 

O0. diversus H. — Taf. V. Fig. 1. 

2° — 6‘ lange Fährten mit drei langen, schmalen Zehen und einem 
Federbüschel hinter der Ferse. Schrittweite 8” —21”. Sie kommen 
am häufigsten vor und gehören vielleicht nur jüngeren Individuen der 
vorigen Art an. 

O. tetradactylus H. Drei Zehen stehen nach. vorn, eine vierte, 
welche nicht mit der Ferse zusammenhängt, ist fast unter einem rech- 
ten Winkel nach innen und hinten gekehrt. Länge 237 — 3%. Schritt- 
weite 10” — 12". | 

O. palmatus H. — Taf. V. Fig. 3. 

Mit vier nach vorn gerichteten freien Zehen und breiter Ferse. 
Die beiden äufseren Zehen sind die kürzesten, und die beiden inneren 
sind von einander am meisten getrennt. Länge 23° —3. Schritt- 
weite 8”, 

Solch eine Stellung der Zehen kommt bei keinem lebenden Vogel 
vor, und es scheint, als ob diese Fährten eher den Reptilien zuzu- 
rechnen seien. 

O. minimus H. Hat nur 3 kurze, breite Vorderzehen. Länge 
3'— 1%".  Schrittweite 3’ — 5". 

Auch diese Fährten dürften eher von Reptilien als von Vögeln 
abstammen. 

Die meisten . dieser Fährten, wenigstens O0. ingens und O0. 
diversus, scheinen von Sumpfvögeln herzurühren, wiewohl die er- 
steren und O0. giganteus sich ihrer Gröfse halber mit keiner der 
lebenden Arten passend vergleichen lassen. Selbst die Fulslänge 
des Straulses, des gröfsten aller lebenden Vögel, beträgt bei sinem 
8 hohen Individuum nur 10”. Indessen stimmen auch alle neue- 
ren Beobachtungen dahin überein, dafs diese Fährten von Zwei- 
füfsern entstanden sind ”). 


—fnnm 


*) In einem Briefe an Mantell sagt Deane: ‚Die Fährten sind unab- 
änderlich die eines Zweifülsers und auf der oberen Seite der Schichten, 
während die untere den Convex- Abdruck zeigt. Zuweilen kann man bis 


VOGELKNOCHEN IN DER KREIDEFORMATION. 61 


Der von Koch am Missisippi angeblich in silurischen Schich- 
ten entdeckten Spuren von reiherartigen Vögeln geschah schon bei 
menschlichen Fufseindrücken (p. 9.) Erwähnung. 


2. Vogelknochen in der Kreideformation. 


Rechnet man das von Mantell in dem Hastingssande des Wal- 
des von Tilgate aufgefundene und von Owen als der Tarso- Meta- 
tarsal-Knochen eines dem Reiher ähnlichen Sumpfvogels bezeich- 
nete Knochenfragment ab, so ist das Vorkommen von Vogelknochen 
in Schichten der Kreideformation das älteste. 

Escher von der Linth fand in dem zu ihr gehörigen Schiefer 
von Glaris ein Skelett, welches H. v. Meyer für das eines Vogels 
erkannte und als solches beschrieb *).. Da die Fülse dieses Vo- 
gels nicht zum Waten eingerichtet waren, so gehörte er nicht 
zu den Sumpfvögeln, palste hingegen am belsten in die Ordnung 
der Sperlingsvögel und besals ungefähr die Gröfse der Lerche. 

-Owen zeigte in drei Knochen, besonders in einem derselben 
von 9° engl. Länge, aus der Kreide von Maidstone, welche er 
durch Lord Enniskillen erhielt, die grofse Aehnlichkeit mit dem 
Oberarmknochen des Albatros, von welchem sich der fossile Kno- 
chen durch drei schärfere Kanten unterscheidet “*). 

Gervais bezeichnet Vogelknochen mit dem Gattungsnamen 
Osteornis (Knochenvogel) und nennt den von Mantell aufgefun- 
denen O. ardeaceus, den von Meyer bestimmten Vogel O. sco- 
lopacinus und den von Maidstone O. diomedeus. (L. Br. J. 
1844. p. 877.) 


3. Vögel in tertiären und jüngeren 
Schichten. 


Schon Cuvier bewies, dafs der Gyps von Montmartre wenig- 
stens 11 Arten Vögel einschliefse, unter welchen 3 Raubvögel 
(Haliaetos, Buteo, Strix), 1 Hühnervogel: (Coturniz), 4 Sumpf- 
vögel (Ibis, Scolopaw, Pelidna und Numenius gypsorum) und 2 
Schwimmvögel (Pelecanus) waren”””), und noch 1842 zeigte Geoffroy- 
St.-Hilaire in der Akademie zu Paris das fast vollständige Skelett 


über 10 auf einander folgende Fährten eines Individuum zählen.“ (L. Br. J. 
1844. p. 248, 635.) | 
*) L. Br. J. 1839. p. 683. 
**+) L. Br. J. 1841. p. 856. 
*+*) L. Br. J. 1844, p. 877. 


62 VÖGEL. 


eines ganzen Vogels aus den Kalkbrüchen des Montmartre vor. 
(Compt. rend. Tome 14. p. 219.) 


Nach einigen Vogelknochen aus dem London-Thone schuf 
Owen die neue Gattung Lithornis (Steinvogel) und nannte die 
Art L. vulturinus. König bezeichnete den Schädel eines Schwimm- 
vogels aus dem London-Thone von Sheppey zu Ehren des ver- 
dienten Buckland: Bucklandium. 


Nach H. v. Meyer umschliefst das Tertiärgebilde von Wei- 
senau Ueberreste von wenigstens einem Dutzend Vögeln verschie- 
dener Art, welche sich auf zwei Raubvögel, auf sperlingsartige, 
hühnerartige, Sumpf- und Schwimmvögel vertheilen lassen *). 


Im Süfswasserkalke des Cantal-Dep. glaubt Jourdan, Knochen 
eines Cathartes entdeckt zu haben, an dem Moliere-Berge kom- 
men, nach Bourdet, Knochen von Hühnern vor, und Karg und Schinz 
zeigen eine sehr grofse Schnepfe aus dem Schiefer von Oeningen 
an. (Pictet, Pal. p. 347.) 


Unbekannter sind die Nachrichten über die in jüngeren ter- 
tiären Bildungen der Auvergne aufgefundenen Vogelreste, von denen 


Aufserdem sind aus dem diluvialen Sande, aus den Knochen- 
breccien und den meisten Höhlen Knochen aus allen Ordnungen 
der Vögel bekannt geworden, welche jedoch entweder keine Be- 
stimmung zulassen oder noch einer genaueren Untersuchrng be- 
dürfen. Lund allein zeigt aus den Höhlen Brasiliens 33 fossile 
Arten aus 26 Geschlechtern an, worunter 1 Raubvogel, 18 Sing- 
vögel, 6 Kletter-, 4 Hühner- und 5 Sumpfvögel sind. Sie ge- 
hören fast alle im die dort einheimischen und zum Theil Süd- 
amerika eigenthümlichen Gattungen. Nur eine jener Arten ist von 
jetzt lebenden Vögeln gänzlich verschieden und deutet auf eine 
ausgestorbene Form aus der Familie der Hühnerstelzen (Alectori- 
den). Sie hatte die Gröfse des amerikanischen Straufses ***). 


Selbst Eier und Federn fossiler Vögel fand man in ter- 
tiären und jüngeren Gesteinen noch eingeschlossen, erstere in dem 
Sufswasserkalke der Auvergne und leiziere in .den Kalken des 
Monte-Bolca und in dem Gypse von Aix Fr). 


*) L. Br. J. 1843. p. 398. 

**) L. Br. J. 1844. p. 877. ? 
*#*) L. Br. J. 1843. p. 337. 

+) Pictet, p. 348. — Jalırb. 1844. p. 877. 


VÖGEL IN TERTIÄREN UND JÜNGEREN SCHICHTEN. 63 


Aber zu .den interessantesten Auffindungen in neuester Zeit 
gehören ohnstreitig die riesenhaften Vögel im Schlamme der Flüsse 
Neuseelands. 


Owen’s Vermuthungen bei Untersuchung eines grofsen Ober- 
schenkel-Bruchstücks aus Neuseeland, dafs dasselbe einem riesen- 
haften Vogel angehört habe, welcher die meiste ‚Verwandtschaft 
mit dem dort noch lebenden Apieryx habe *), fanden schon 1843 
eine glänzende Bestätigung. Es wurden nämlich. durch dem Mis- 
sionär Revd. Williams aus Neuseeland zwei Kisten Knochen, nach 
London gesendet, welche durch Buckland, Broderip und Owen 
untersucht wurden. 


Die Knochen der ersten Kiste bestanden in Oberschenkeln, 
Schienbeinen, Becken, Halswirbeln, Rabenschnabelbeinen und einem 
Tarsalbeine und liefsen auf einen sehr starken Vogel von etwa 
14 Fufs Höhe schliefsen. 


Der Charakter dieses Riesenvogels geht im Allgemeinen aus 
nachstehendem Briefe hervor: 


(An Dr. Buckland. Nach Aufstellung einer Liste von 23 Knochen.) 


Es ist genug des Angekommenen, um zu zeigen, dafs diese 
Knochenreste dem nämlichen Vogel angehören, von welchem ich schon 
1839 ein Bruchstück beschrieben habe. Er ist verschieden vom Straufse, 
weil er dreizehig, verschieden von den dreizehigen Struthioniden durch 
‚die Abwesenheit der Luft im Femur und durch die Kürze des Meta- 
tarsal (Mittelfufsknochens) gegen die Tibia (Schienbein). In diesen 
Charakteren zeigt der grolse Vogel eine bedeutende Verwandtschaft 
mit Apteryz, der unter allen lebenden Vögeln ihm theilweise am näch- 
sten steht, aber einen vierten Zehen besitzt. Ich habe ihn daher als 
Megalornis Novae Hollandiae bezeichnet. Er ist vollkommen 
stark genug, um Fulstapfen so grofs wie Ornithichnites giganteus 
Hitchcock und noch gröfser zu machen, und alle noch vorhandenen e 
Zweifel, ob diefs Eindrücke von einem grolsen dreizehigen Vogel 
seien, sind durch den Anblick dieser Knochen aus meinen Gedanken 
verschwunden. _ | | 

R. Owen.“ (L. Br. J. 1843. p. 335.) 


*) Lond. Ed. D. phil. Mag. V. 22. p. 558. — Apteryx, mit der einzigen, 
etwa 32” hohen Art, A. australis Temk. oder dem Kiwi, ist bisher immer 
unter die straufsartigen Vögel gezählt worden, gehört jedoch, nach Reichen- 
bach, zu den schnepfenartigen Vögeln, unter welchen er die straufsartigen 
vertritt. 


64 VÖGEL. — VÖGEL IN TERTIÄREN UND JUÜNGEREN SCHICHTEN. 


Dinornis Owen (dewög, ungeheuer; oovıs, Vogel). 


Unter diesem Namen falst Owen die früher als Megalornis 
bezeichneten und die anderen, später von ihm beschriebenen Ar- 
ten neuseeländer Riesenvögel zusammen. _ 

D. Novae Zealandiae Ow. (Megalornis Novae Hollandiae.) 

Der vollständigste Unterschenkel jener Sendung ist 2’ 43° engl. lang 
und entspricht einem 14° langen Oberschenkel. Der Umfang des ersteren 
dieser Knochen ist am Binnenende 15 und in der Mitte 5“. Die Länge 
des Tarsal-Beines (Laufes) beträgt 12”, sein Umfang in der Mitte 4 
5 seine Breite am Aufsenrande 3” 10°. Durch diese verhältnils- 
mälsige Kürze und Stärke dieses dreitheiligen Knochens steht der 
Vogel dem Apteryr näher als den anderen lebenden Siruthioniden, 
von welchen letzteren, ebenfalls dreizehigen Vögeln er sich durch 
das Verhältnifs der Beinknochen und die dichtere Structur, wie bei 
Apteryz ohne Luftröhre, genügend unterscheidet. Der Mangel einer 
Hinterzehe trennt ihn von Apteryz und Didus, der Dronte oder dem 
Dudu, welcher auf der Insel Rodriguez, wahrscheinlich gleichzeitig. mit 
diesem auf der nördlichen Insel von Neuseeland lebenden Vogel, er 
loschen ist. Sein Becken hatte grölsere Aehnlichkeit mit dem der 
Trappen als mit dem der straufsartigen Vögel. (Jahrb. 1844. p. 242.) 

Später unterscheidet Owen nach dem ihm zugekommenen 
Vogelknochen von den Ufern der Wairon, die in die Armuths- 
Bai ausmündet, fünf ausgestorbene Dinornis-Arten Neuseelands "): 

D. giganteus: eine von Williams aufgefundene, 2° 10” ;lange 
Tibia (Unterschenkel) entspricht einem 10° hohen Vogel; 

D. struthioides: war 7’ hoch; 

D. didiformis: war dem Dudu, Dedus öneptus, am meisten 
verwandt; 

D. dromaeoides: mochte 5° hoch sein; 

D. otideiformis: von der Gröfse des gemeinen Trappen. 

Keiner dieser Knochen besafs eine Luftröhre, wefshalb auch 
keiner jener Vögel zum Fliegen bestimmt war, zweifelsoline die 
Veranlassung zur baldigen. Ausrottung derselben. 

Im Dinornis Novae Zealandiae oder. D. giganteus erblickt 
man den. grölsten ”“): aller bis jetzt bekannten Vögel, welcher, 


*) L. E. D. phil. Mag. Vol. 24. p. 378. — Jahrb. 1844. p. 381. 

**) Fast unbegreiflich ist es, wie man noch häufig selbst in den neue- 
sten Schriften den Riesengreifen, Gryphus antiquitatis Schub., unter den 
Vögeln aufgeführt findet, da es doch längst erwiesen ist, dafs dieser in das 
Reich der Fabeln gehörende Vogel durch menschliche Phantasie aus Hörnern 
und anderen Theilen fossiler Rhinocerosse entstand. 


REPTILIEN. Be 65 


wie es auch mit den anderen’ Arten dieser Gattung der Fall zu 
sein scheint, wahrscheinlich unserer jetzigen Weltepoche noch an- 
gehört hat. 


IE Klasse. Reptilia. Amphibia. Reptilien. 
Amphibien. 


Rückgratthiere mit kaltem Blute, welche durch Lungen ath- 
men, Eier legen, mit Schuppen oder Schildern bedeckt, oder 
nackthäutig sind. Einigen fehlen die Beine gänzlich, andere ha- 
ben 2, die meisten jedoch 4 Beine. | 

Beide Kiefern sind nur bei den Schlangen beweglich. Aufser 
bei den Schildkröten und der Pipa oder Wabenkröte sind diese 
mit spitzen ‚scharfen Zähnen bewaffnet, welche theils in Höhlungen 
eingekeilt sind, wie bei den Säugethieren, theils mit dem Kiefer- 
rande verwachsen und theils an der Innenseite des Kiefers ange- 
. wachsen sind, wo. sie bisweilen in Längsrinnen stehen. Selbst 
im Gaumen sind. bei ihnen oft Zähne befestigt. Die Zahl der 
Wirbel und Rippen ist sehr verschieden. Den Fröschen fehlen 
die letzteren ganz, und den Schlangen mangeln das Becken und 
die Schlüsselbeine. Gegenwärtig kennt man an 800 lebende Arten. 
(Leunis, Synopsis der drei Naturreiche, p. 125.) 
| Wie in der Geschichte der Menschheit gewisse Entwickelungs- 
stufen nicht zu verkennen sind, wie der Bebauung der Wissen- 
schaften immer die Ausbildung der Kunst vorausging, und wie die 
einzelnen Völker berufen waren, einen immer höheren Zweig der 
Kunst und später der Wissenschaft zu cultiviren, während von 
ihnen die Stufe oft nicht erreicht ward, welche -ihre Vorgänger 
in Bezug auf, das niedrigere Stadium einnahmen, ganz so geschah 
es auch bei, der allmählich emporsteigenden Entwickelung der thier- 
ischen Schöpfung, die unseren Erdball bewohnte. Kaum giebt es 
hierfür einen schöneren Beweis, als uns die Geschichte der. Rep- 
tilien darbietet. Zuerst in dem Kupferschiefer und Zechsteine mit 
einer der jetzigen Welt ganz fremden Form beginnend, bezeugen 
die Fährtenabdrücke im bunten Sandsteine und die Knögkken und 
Zähne im Muschelkalke . schon die grofse Entwickelung einer nur 
dem Trias eigenthümlichen Saurier-Familie. In der Juraformation 
aber erkennt man, dafs diese Ordnung gerade hier durch die 
Grölse. und hohe Ausbildung ihrer Organismen einen Glanzpunkt er- 
reichte, welchen man füglich mit der Höhe vergleichen. kann, auf 


Geinitz, Versteinerungskunde. a 


66 REPTILIEN. 


welcher einstens Athen und Rom in Bezug auf die Künste standen. 
Nur in der gleich darauf folgenden Kreideformation erscheinen 
ähnliche, wenn auch wenige, grofsarlige Gestalten; den spüteren 
Weltepochen blieben diese fremd. 

Die Reptilien zerfallen in 4 Ordnungen: Schildkröten, 
Saurier, Schlangen und Frösche. 


1. Ordn. Testudinata. Ohelonii. Schildkröten. 


Ein kurzer breiter vierbeiniger Leib ist von einem mit 
Hornmasse umgebenen Knochenpanzer bedeckt; die Kiefern sind 
zahnlos. Der Knochenpanzer besteht aus Rücken- und Brust- 
schild, welche eniweder nur durch eine Haut- oder Knorpelmasse 
zusammenhängen oder zu einem Stücke verwachsen sind. 

Die am Rande des Rückenschildes stehenden Hornplatten heilsen 
Randplatten, die von diesen eingeschlossenen Scheibenplatten; 
von diesen liegen die Wirbelplatten auf den Wirbeln, die Sei- 
ten- oder Rippenplatten diesen zu beiden Seiten auf den Rippen, 
und die Brustplatten bedecken das Brustschild. 

Bei den Land- und Süfswasserschildkröten sind alle 
vier Beine gleich lang, bei den Seeschildkröten sind die Vor- 
derbeine die längeren. (Leunis, Synopsis der drei Naturreiche, 
p. 129.) 

Die älteste Spur einer Schildkröte ist ein durch Owen bestimm- 
ter Oberschenkel aus dem neu-rothen Sandsteine zu Elgin. 


1. 6. Testudo L. Landschildkröte. Tortue. 


Rücken- und Brustschild sind mit einander verwachsen, das 
erstere ist hoch gewölbt und erlaubt, dafs der kurze, runde 
Kopf und die Beine unter dasselbe zurückgezogen werden können. 
Hinterfüfse mit 4, Vorderfüfse mit 5 Zehen, welche bis an die 
stumpfen Nägel verwachsen und daher unbeweglich sind. 

Die ‘ältesten Landschildkröten kommen in tertiären Bildungen 
vor und wurden durch H. v. Meyer in dem Gypse von Aix, in 
den Schichten von Weisenau bei Mainz, in der Molasse der Schweiz”) 
und durch Marcel de Serres bei Montpellier “”) nachgewiesen. 

Eine riesenhafte Schildkröte aus den tertiären Schichten der 
Siwalikberge im nördlichen Indien bezeichnen Cautley und Fal- 
coner als 


*) 1. Br. Jahrb. 1843. p. 392 und 69. 
**)1L. Br. Jahrb. 1841. p. 735. 


SCHILDKRÖTEN. 67 


+ 2. G. Colossochelys (20400005, Kolofs; y&ivc, eine 
Schildkröte), 


und betrachten dieselbe als Untergattung von Testudo *), womit’ sie 
durch die Wölbung des, Schildes und die Beschaffenheit ihrer ko- 
lossalen Bewegungsorgane übereinstimmt. 

€. Atlas C.u. F., soll die Länge von 18° und aufrechtstehend 
die Höhe von 7’ engl. erreicht haben. 

Das ganze Schild mochte bei ihr 12° 3° lang und 8° breit gewesen 
sein. Am vorderen Ende verengt es sich zu nur 8‘ Breite, erhält 
bei ausgewachsenen Individuen hier die Dicke von 63, ist an dem 
vorderen Ende zweispaltig und auf der unteren Seite mit einem dicken 
keilförmigen Kiele unterstützt. Nach Vergleichen mit. der lebenden 
Testudo Indica war der Kopf gegen 2° lang. 


Als # 3. G. Testudinites Sellowii beschreibt. ‚Weils "*) 
den Panzer einer Schildkröte aus dem südlichen Brasilien, wo der- 
selbe mit den unter. Glyptodon beschriebenen Edentaten-Panzern 
zusammen vorkam, 


4. G. Emys Schweig. Süfswasserschildkröte. 


Rückenschild ziemlich flach und mit dem Brustschilde durch 
Knorpel verbunden. Längs des Rückens liegen 5 Schuppen, welche 
aber nicht bis zu dem Vorderrande gehen. Zwischen ihnen und 
den 12 paarigen Randschuppen liegen 4 paarige Seitenschuppen. Au- 
fserdem ist am Vorderrande, am Ende der Rückenlinie, gewöhn- 
lich noch eine kleine unpaarige Kandschuppe vorhanden, welche 
indessen selbst bei einer und derselben Art öfters fehlt oder noch 
von einer zweiten begleitet wird. Kopf und Rumpf sind nicht 
ganz unter das Schild zurückziehbar. Vorderfüfse mit 5, Hinter- 
füfse mit 4 Zehen, welche, wie die aller Süfswasserschildkröten, 
beweglich und mit Schwimmhäuten und Nägeln versehen: sind. 

‚Die ältesten Arten von Emys kennt man aus der Waldfor- 
mation (Wealdenformation) und aus der Kreide “**). 

E. Bensteti Mantell, aus der Kreide von Maidstone in: Kent, 
war der E. Ewropaeas nahe‘ verwandt. 

E. Menkei (H. v. Mey. in L. Br. J.; 1841. ıp. 445.) gehört der 
Waldformation von Schaumburg- ‚Lippe an. 


*) Lond. Ed. Dubl. phil. Mag. Vol. 25. p. 532. 
**) Abhandl. der Berliner Akademie 1827 u. 1828. tb. 4. f. 1, 2. 
*+*) Jahrb. 1841. p. 729, 857. 

5: 


68 REPTILIEN. 


Die Existenz dieser Gattung in tertiären Schichten ist durch H. 
v. Meyer von Weisenau bei Mainz und in dem Molassesandstein der 
Schweiz *), durch Owen bei Sheppey und durch Marcel de Serres **) 
bei Montpellier dargethan worden. Aus den Torfgebilden von Enk- 
heim und Dürrheim beschreibt v. Meyer “**) eine Art, welche mit Bos 
primigenius und mit Knochen noch lebender Thiere zusammen dort 
häufig gefunden wird, womit vielleicht auch die von Nilfson in Schoo- 
nen gefundenen Schildkröten 7) übereinstimmen. 

Auch andere der noch lebenden Gattungen von Sülswasser- 
schildkröten waren in der Vorzeit vertreten. 


5. G. Clemmys Wagl. 


glaubt H. v. Meyer in den Tertiärgebilden von Weisenau bei Mainz 
und bei Wiesbaden erkannt zu haben fr); 


6. G. Chelydra Schweig. Alligator-Schildkröte 
(z&öivs, Schildkröte; ödeon, Wasserschlange), 


wegen des langen, mit Hornstücken bedeckten Schwanzes, wurde 
durch denselben Forscher in dem Schiefer von Oeningen 17) auf- 
gefunden, und 


7..G. Triony® Geofl. Weich-Schildkröte (zo:, drei; 
ovv&, Klaue), 


so genannt wegen des weichen Schildes und ihrer nur die drei 
Innenzehen bedeckenden Klauen, ist von mehreren Orten bekannt. 
T. Parisiensis Cuv., aus dem Gypse des Montmarire, und meh- 
rere andere tertiäre Arten aus Frankreich wurden schon von Cuvier 
beschrieben, drei Arten bestimmte Owen aus dem Londonihone von 
Sheppey tt7+7), und auch in der Molasse des Waadt-Landes u. a. O. der 
Schweiz deuten eigenthümliche Panzerfragmente ihre Existenz an. 

' Mit den letzteren fanden sich Rippenplatten zusammen, welche 
mit Grübchen bedeckt sind und zugleich, wie die Platten auf an- 
deren Schildkröten, mit Eindrücken oder Rinnen zur Aufnahme der 
Schuppengrenzen versehen sind. H. v. Meyer bildet daraus sein 

neues Genus 


*) Jahrb. 1843. p. 393 u. 1839. p. 4. 

**) Jahrb. 1841. p. 737. . 
*+*) Museum Senckenbergianum. Bd. 2. Hft. 1. 

+) Jahrb. 1843. p. 123 u. 391. 

++) Jahrb. 1843. p. 391, 586. 

t++) Jahrb. 1844. p. 329. 

4112) Jahrb. 1842. p. 49. 


SCHILDKRÖTEN. 69 


+ 8 G. Trachyaspis H. v. Mey. (rouyvs, rauh; donis, 
runder Schild). 


An diese Gattung schliefsen sich noch mehrere ausgestorbene an: 
+ 9.G. Cimochelys Owen (? xeiucı, liegen; x&Avg, Schildkröte), 
aus der Kreide von Maidstone; 


+ 10. G. Eurysternum Miün. (Zvoüs, breit; or£ovov, Brust), 


_ mit einer Art, E. Wagleri Mün., aus dem lithographischen Schie- 
fer von Solenhofen, worüber H. v. Meyer in Münster’s Beitr. z. 
Petref. Hfi. 1. p. 89 eine genaue Beschreibung gab, und 


+ 11. @. Idiochelys H. v. Mey. (idıos, eigenthümlich; 
yekvg, Schildkröte). 


I. Fitzingeri H. v. Mey. — Taf. VI. Fig. 15. Nach Münst. 
Beitr. z. Petr. Hft. 1. tb. 7. f. 1. (3). Aus dem jurassischen Kalk- 
schiefer von Kelheim an der Donau. 


12. G. Chelonia Brong., See-Schildkröte (zeAwrn). 


Das schwach gewölbte Schild ist zu klein, um Kopf und 
Füfse darunter verbergen zu können. Die vorderen Beine sind länger 
als die hinteren, und die Zehen durch eine Haut zu Ruderfülsen fest 
verbunden. Mund mit sehr starker, am Rande gezähnter Horn- 
bedeckung. 

Während die Thiere dieser Gattung, zu der auch die 7’ lange 
Riesenschildkröte gehört, jetzt nur noch die wärmeren südlicheren 
Meere bewohnen, so hatten sie in früheren Epochen unserer Erde 
auch eine viel nördlichere Verbreitung. Wie wir fast überall die 
Meeresthiere sich früher entwickeln sehen als die der süfsen Ge- 
wässer oder die des Landes, so waren auch die Meerschildkröten 
die älteren. | 

Cuvier führt Reste von ihnen aus dem Muschelkalke von Luneville 
auf, Münster aus dem Lias von Bristol und Altdorf bei Nürnberg, Man- 
tell aus dem Hastingssande (Waldform.) von Tilgate, v. Meyer aus. dem 
Jura-Schiefer von Solenhofen, aus dem Kreide-Schiefer von Glaris, der 
Kreide von Mastricht (Palaeol. p. 103), Owen bestimmte drei Arten aus 
dem Londonthone von’ Sheppey, v. Meyer mehrere aus der Molasse 
der Schweiz (Jahrb. 1839. p. 6.), und Fischer wiels diese‘ Gattung im 
verhärteten Thone Sibiriens nach. 


*) Jahrb. 1843. p. 69. 


70 REPTILIEN. 


2. Ordn. Sauria. Saurier. 


Der Körper der Saurier ist lang gestreckt, entweder mit 
Schildern oder mit Schuppen, welche nie emaillirt sind, ausnahms- 
weise wohl auch nur mit Haut (Pleurosaurus) bedeckt. Sie ha- 
ben meistens 4 Beine. \ 

In dieser Gattung treten zahlreiche Formen auf, welche nicht 
allein als Uebergänge von den Saurien zu den drei anderen Ord- 
nungen der Reptilien zu betrachten sind, sondern auch auf die 
Klassen der Säugethiere, der Vögel und der Fische hinführen. 

Um so schwieriger und gewagter muls daher auch eine Sy- 
stematik der fossilen Saurier sein, zumal manche ihrer Gattungen 
zur Zeit nur nach einzelnen Zähnen bekannt sind. Seitdem H. v. 
Meyer’s Palaeologica zur Geschichte der Erde und ihrer Geschöpfe, 
1832 erschienen u. p. 201 desselben Werkes von diesem Gelehr- 
ten ein System der fossilen Saurier nach der Entwickelung ihrer 
Bewegungsorgane gegeben worden war, ist die Wissenschaft mit 
einem so grolsen Schatze- von neueren Entdeckungen bereichert 
worden, dafs das gesammte Material eine neue Anordnung bedurfte. 

Bronn’s Eintheilung *) in Wasserbewohner und Land- 
bewohner, von denen die ersteren in Zehenfüflser und Flos- 
senfüfser, die letzteren in Zehenfülser und Flederfüfser 
zerfallen, ist auf die ganze Organisation, die natürlichen Verwandt- 
schaften und die wahrscheinliche Lebensweise dieser Thiere ge- 
gründet: Eine neue Klassilication der gesammien Reptilien wurde 
im L. Br. Jahrb. 1838. p. 362 von Fitzinger gegeben. 

Owen nimmt 8 Ordnungen der Reptilien an, welche folgende 
sind: Dinosaurier, Enaliosaurier, Krokodilier, Lacertier, Pierosau- 

Was von den Besten geschaffen wurde, ist in den nachste- 
henden Blättern zusammengestellt oder wenigstens angedeutet wor- 
den, wobei die verschiedenen Gattungen in die nachstehenden 5 
‚ Ordnungen vertheilt worden sind: 


A. Pterosaurier, welche in der Luft und auf dem Lande 
lebten ; | 

B. Lacertier, welche vorzugsweise das Land bewohnten; 

C. Krokodilier, welche vorzugsweise im Wasser sich auf- 
hielten; | 


*) Lethaea, 1837. p. 498 u. a. a. OÖ. 
**) L. Br. J. 1844. p. 114. 


| SAURIER. | 71 
D. Enaliosaurier, welche ausschliefslich dem Meere ange- 
hörten; ah 
E. Labyrinthodonten, als Anhang. 

In den Pterosaurien und Lacertiern erkennt man das Empor- 
streben der Saurier nach den höheren Klassen des Thierreiches, 
die Krokodilier sind recht eigentliche Saurier, die Enaliosaurier 
repräsentiren gewissermalsen in der Ordnung der Saurier die Klasse 
der Fische, und die Labyrinthodonten scheinen die Saurier, Ba- 
trachier und Fische zu verbinden, lebten jedoch, wie es scheint, 
auch vorzugsweise auf dem Lande. 

Ueber die. riesenhafte Gröfse einiger dieser Thiere geben 
die vielfach aufgefundenen Ueberreste von ihren Skeletten ge- 
nügenden Aufschluls. Fischer v. Waldheim beschrieb in seiner 
Oryciographie du Gouv. de Moscow einen Saurierzahn von den 
Ufern der Oca, dessen Krone 9%’ lang und an der Basis 4” breit 
ist, und ähnliche Zähne, von 8° Länge und 14“ Durchmesser, 
wurden von Koch im vorigen Jahre bei Gay-Head, auf der Insel 
Marthas Wingard, in der Nähe von Bedford entdeckt. (Briefl. Mitth.) 

Die ältesten Saurier kommen im Kupferschiefer vor (s. Rep- 
tilien p. 69.) 

Die fossilen Saurierknochen aus dem Muschelkalke von Jena be- 
stehen nach Prof. E. Schmid aus: 

6,55 schwefelsaurer Kalkerde, 

10,68 kohlensaurer Kalkerde, 

0,53 kohlensaurer Talkerde, 

65,03 phosphorsaurer Kalkerde, 

10,60 Fluorcalcium, 

3,11 phosphorsaurer Thonerde. 
1,85 phosphorsaurem Eisenoxyd, 


98,35 nebst Spuren von Chlornatrium und organischer Materie. 


A. Pierosaurier. Flieg- Echsen. 


.. Saurier mit Flughaut. Sie lebten in der Luft und auf dem 
Lande. Einzige Gattung: 


T Pierodaetylus Cuv. Ornithocephalus Sömmering. Flieg- 
Echse (areoöv, Flügel; daxrvAog, Finger). 
Taf. VI. Fig. 1. -Pt. crassirostris Goldf. aus dem litho- 
graphischen Schiefer von Pappenheim (3). 
Diese merkwürdigen Thiere füllen die Lücke aus, welche in 
der jetzigen Schöpfung die Vögel von den Reptilien trennt... Die 


72 REPTILIEN. 


Umrisse ihres Kopfes, die geräumige Brust, die langen Flügel und 
die aufrechte Stellung des Ganzen verkünden den Vogel, womit 
sich indessen die spitzen Zähne der Kiefern und die Krallen der 
Zehen in keinem Falle vereinigen lassen, und in einer ebenso lehr- 
reichen als anziehenden Abhandlung sagt Goldfufs *): ‚Bei diesen 
sonderbaren Thieren erkennt man die Bahn, die die Natur ver- 
folgte, als sie bei dem Fortschreiten ihrer animalischen Bildungen 
vom Reptile zum Vogel und zum Säugelhiere hinaufsirebte. Die 
wenigen wesentlichen Organe, die der Bewegung, erlitten die 
gröfste Umwandlung, indem sie theils denen des Vogels, theils 
denen der Fledermaus ‘ähnlich wurden, dabei aber alle Knochen 
des Reptils der Zahl nach beibehielten und immer noch ' deren 
Grundtypus durchblicken liefsen.. ‘Der Schädel, im Schwanken 
zwischen der Form des Monitor und des Krocodils, versteckt seine 
Reptiliennatur unter den äufseren Formen des Vogels, konute sich 
jedoch der Zähne nicht entäufsern, da diese zur Lebensunterhaltung 
dieser Geschöpfe unentbehrlich waren. 


Nur wenige. Verschmelzungen gesonderter Knochen und 
Schwindungen verschiedener Fortsätze sind indefs zur wirklichen 
Umwandlung in den Vogelschädel noch nöthig. Die hervortretende 
und bei verschiedenen Arten abweichende Länge des Halses ist 
abermals eine Abweichung von der den Reptilien eigenthümlichen 
Form und deutet auf ein Hinneigen zur Vogelbildung, ohne jedoch, 
bei veränderlicher Länge, die Zahl der Wirbel zu verändern. Der 
Grundtypus des Krokodils ist in allen wesentlichen Theilen der 
Wirbel noch zu erkennen. Der Körper bedurfte eines erweiter- 
ten Brustkastens und einer starken Befestigung der Vorderglieder. 
Daher ist das schildförmige Brustbein im Uebergange von den 
Vögeln zu den Reptilien begriffen. 


Vermöge seines Beckens und seiner hinteren Extremitäten 
konnte das Thier, wie das Eichhörnchen, eine sitzende Stellung 
‚einnehmen, während es seine Klauen benutzte, um sich an Fels- 
abhängen, in Klüften oder an Bäumen änzuklammern und an stei- 
len Wänden emporzuklettern. Die Zähne dienten dem Thiere, 
wie es scheint, mehr zum Festhalten als zum Zerkleinern seiner 
Beute, und diese mochte aus Insekten. und vielleicht auch aus 
Wasserthieren bestehen, welche es, über. dem: Wasser schwebend, 
erhaschte.‘* 


*) Act. Ac. Cues. Leop. Carl. Nat. Cur. T. XV. P: L, p. 68—112. 


SAURIER. 13 


. 


Am Pt. crassirostris wurde von Goldfuls die interessante 
Entdeckung gemacht, dafs diese Eidechse, ausnahmsweise von allen 
anderen Reptilien, mit einem Pelze von Strauflsfedern ähnlichen 
Haaren bedeckt war. 

Die Pterodaciylen gehören nur der Juraformation an. Mit 
der kleinsten Art beginnend, reihen sie sich, nach H. v. Meyer, 
folgendermafsen an einander an”): 

P. Meyer‘ Münst. in L. Br. Jahrb. 1842. p. 35; H. v. Mey. 
in Mün. Beitr. Hf. 5. p. 24. 

P. brevirostris Sömm., Buckl. Geol. II. tb. 22. f. 0; H. v. 
Mey. Pal. p. 244. Etwa von der Gröfse des Sperlings. 

P. Kochii H. v. Mey. in Münst. Beitr. 5. p. 24. 

P. longirostris Cuv., Buckl. Geol. II. tb. 21. nach Cuvier und 
Goldfuls; H. v. Mey. Pal. p. 243. 

P. med«us Mün. in Act. Ac. Leop. XV. 1. p. 5l. tb. 6; H. 
v. Mey. Pal. p. 247. 

P. erassirostris Goldf. in Act. Ac. Leop. XV. 1. p. 68— 112. 
-ib. 7—10. Hiernach Buckl. Geol. II. Pl. 22; Br. Leth. tb. 26. f. 4. 
— Tau. VE fo. 1, 

P. macronyz: Buckl., H. v. Mey. Pal. p. 249; Br. .Leth. 
p. 541. tb. 27. Fig. 15. Etwa von der Gröfse eines Raben. Aus 
dem Liasschiefer von Lyme Regis in England und zu Banz und Grötz 
in Baiern. 

.-  P. grandis Sömm. Cuv., Goldf. in Act. Ac. Leop. XV. 1. p. 
63— 112; H. v. Mey. Pal. p. 251. Mehr als um. die Hälfte grölser 
als der vorige. 

Alle, aufser P. macronyx, stammen aus dem lithographischen 
Schiefer von Solenhofen, Eichstädt, Kelheim und Monheim. 


B. Lacertier. Eidechsen. Echsen. 


Saurier, welche unseren lebenden Lacerten oder Eidechsen 
verwandt und durch ihre deutlich von einander getrennten und be- 
krallten Zehen (an Vorder- und Hinterfüfsen gewöhnlich 5) vor- 
zugsweise zum Leben auf dem Lande bestimmt waren. Mehrere 
ihrer fossilen Gattungen, wie Iguanodon und Megalosaurus, bie- 
ten durch ihre Zähne und eine’ weite Markhöhle in ihren Glied- 
mafsenknochen einige Aehnlichkeit mit schweren Landsäugethieren 
dar. Ihr Kopf ist im Allgemeinen weniger verlängert als bei den 
Krokodiliern, und die Nasenlöcher liegen am Ende der abgerun- 


*) Münst. Beitr. Hft. 5. p. 24. 


74 REPTILIEN. 


deten Schnauze. Die Augen sind mit einem gegliederten Knochen- 
ringe versehen, die Zähne nicht in Höhlungen eingekeilt, sondern 
sind mit ihrer Basis fest auf den Kiefern oder auf dem inneren 
Rande derselben angewachsen. Ihr Leib ist mit Schuppen bedeckt. 

In diese Gruppe gehören, nach Owen, r Thecodon (T’'hecodon- 
tosaurus) und T Palaeosaurus aus dem conglomeratischen Zechstein- 
Dolomit von Bristol, und + Cladeiodon aus dem bunten Sandsteine 
von Warwickshire, als die ältesten Lacertier Englands, . welche 
von den lebenden Lacerten durch die Einfügung der Zähne in 
getrennte Höhlungen abweichen, aber doch die Form und Structur 
ihrer Zähne besitzen *). 


1. G. Lacerta L. Eidechse. 


Von wirklichen Lacertien hat H. v. Mey. über 400 Wirbel und 
mehrere Knochen aus den tertiären Bildungen von Weisenau unter- 
sucht. (L. Br. J. 1843. p. 595.) 

Als Lacerta neptunia beschreibt Goldfufs (Nov. Act. Leop. 
c. N. C. XV. P. 1. p. 115. tb. 14. f. 2.) eine Eidechse aus dem 
lithographischen Schiefer von Monheim. Sie unterscheidet sich von der 
gemeinen Lacerta agelis L. durch etwas geringere Gröfse, durch eine 
geringere Anzahl der Rückenwirbel,, durch breitere Rippen und durch 
weniger, aber gröfsere Zähne (im Oberkiefer 26). Die Länge dieser 
kleinen Eidechsen, von deren vermuthlich weicher Hautbedeckung sich 


nichts mehr vorfand, war 3 5’. 


+ 2. G. Raphiosaurus Ow. (gagıov, Nadel; owögog), 
wurde nach einem Unterkieferfragmente mit 22 pfriemenförmigen 
Zähnen und einigen Wirbeln und Backenknochen aus der Kreide 
von Maidstone bestimmt. | 


13.G. Proiorosauraus H. v. Mey. (nowrzog, erster; cuöoog). 

Er ist der älteste von allen lebenden Reptilien, welche un- 
seren Erdball bewohnten, und gehört, mit nur wenigen Zeitge- 
nossen ””), dem Kupferschiefer oder bituminösen Mergelschiefer 


*) L. Br. J. 1842. p. 493. 

*%*) Murchison und de Verneuil führen in der Uebersicht der fossilen 
Arten in den Aequivalenten des Permischen Systems (der Zechsteinforma- 
tion), aufser Protorosaurus Speneri, von Reptilien noch folgende auf: T’he- 
codontosaurus (Riley u. Stutchbury) antiquus und Palaeosaurus (Ril. u. St.) 
Cylindricodon und platyodon aus England (Bristol), Rhophalodon (Fischer 
v. Waldheim) Wangenheimii (L. Br. J. 1841. p. 607. — Anm. bei Hylaeo- 
saurus), Brithopus (Kutorga) priscus, Orthopus (Ktg.) primaevus und Syo- 
don (Ktg.) biarmicum aus Rufsland. 


 -SAURIER. 75 


von Deutschland an. In diesen Gesteinen wurden Theile dieser 
seltenen Versteinerung bei Kupfersuhl, Glücksbrunn, Rothenburg 
a. d. Saale, im Mansfeldischen und bei Richelsdorf in Hessen auf- 
gefunden, welche insgesammt gestatten, sich ein Bild von dem 
ganzen Skelette dieser Eidechse zu verschaffen. 

Protorosaurus Speneri, wie M. v. Meyer (Pal. p. 109 
u. 208; Münst. Beitr. z. Petr. Hft. 5. p. 1—21. tb. 8.) die Art 
benannte, welche alle bis jetzt bekannten Theile dieser Skelette 
zu umfassen scheint, erreichte über 33° Länge. Es wurde von 
ihr 1706 durch Spener eins der vollständigsten Exemplare in dem 
Kupferschiefer bei Kupfersuhl entdeckt, welches noch immer das 
einzige ist, an welchem der Kopf noch erhalten blieb. Dieser 
war etwa 73 Mal länger als ein gewöhnlicher Rückenwirbel, und 
daher würde sich, nach H. v. Meyer, die Länge des Kopfes zur 
Länge des Halses ungefähr wie 2:3, und zur Länge des ganzen 
‚ Thieres ungefähr wie 1:10 verhalten haben. 

Auf jedem Kieferarme safsen 11 hakenförmige Zähne, welche 
wenig über die Mitte der Kieferlänge zurückführten. 

Der Hals, welcher in dem von Meyer beschriebenen Exem- 
plare (in Münst. Beitr. z. Petr. Hft. 5. p. 1—21. tb. 8.) von 
Richelsdorf am deutlichsten sichtbar ist, ist, wie gewöhnlich, aus 
7 Wirbeln zusammengesetzt. Der erste derselben, oder der Atlas, 
ist sehr klein und besteht aus getrennten Theilen, der zweite ist 
nicht viel kürzer als der siebente, der dritte so lang als der 
fünfte oder nicht viel länger als der sechste, und der längste 
von allen ist der vierte. Die Stachelfortsätze dieser Wirbel sind 
sehr breit, nehmen aber von dem relativ längsten an, dem zwei- 
ten, welcher die doppelte Breite des Körpers erreicht, bis zu 
den Rückenwirbeln allmählich an Breite ab. 

Die Anzahl der Rückenwirbel mochte sich, nach einem von 
Link beschriebenen Exemplare von Kupfersuhl, bis auf 18 belaufen. 
Ihre durchschnittliche Breite giebt v. Meyer zu 7° an, und sie 
zeichnen sich durch ihre hohen und breiten Stachelfortsätze aus. 
Die Rippen, welche sich an diese Wirbel befestigen, und von wel- 
chen auch Germar (Verstein. d. Mansfelder Kupferschiefers. 1840. 
fig. 16.) Bruchstücke von Eisleben beschreibt und abbildet, sind 
lang, im Querschnitte bei ihrem Anfange rhombisch, verflachen 
sich nach unten und erhalten durch eine Längsrinne ein zwei- 
theiliges Ansehen. 

Der Schwanz scheint nach dem Link’schen Exemplare nicht 
unter 30 Wirbel gehabt haben zu können. (H. v. M.) 


76 REPTILIEN. 


Die ‚hinteren Gliedmafsen waren an dieser Eidechse auffallend 
länger als die vorderen und verhielten sich zu einander ohngefähr 
wie 3:2. 

An den von Zenker *) beschriebenen Exemplaren, welche 
auf dem Jenaer Museum aufbewahrt werden, erkenut man noch 
2 Reihen, theils runder, theils vieleckiger Handwurzelknochen, und 
dafs der Protorosaurus, wie die lebenden Lacerten, mit 5 Fingern 
und 5 Zehen begabt war. Der erste Finger, der Daumen, be- 
stand aus 3, der zweite und dritte aus wenigstens 4, der vierte, 
nach H. v. M., wahrscheinlich aus 9 und der fünfte aus 3 Gliedern. 

Nach Germar beziehen sich wahrscheinlich die Angaben man- 


cher älteren Schriftsteller in Bezug auf die Auffindung vorgeb- 


licher Affenknochen und Menschenhände auf diese Eidechse. Link 
bezeichnete das von ihm beschriebene Skelett als Krokodil, mit 
welchem jedoch der Protorosaurus seiner Bewegungsorgane halber 
füglich nicht verwechselt werden kann; Swedenborg hielt 'sein 
Exemplar, welches 1733 in der Gegend von Glücksbrunn im Mei- 
ningischen aufgefunden wurde und das jetzt die K. Mineraliensammlung 
in Wien besitzt, für eine Meerkatze; Cuvier, Zenker und Germar 
stellten diese Eidechse zu der lebenden Gattung Monitor (Gaea 
v. Sachsen, p. 93), bis endlich H. v. Meyer ihre Eigenthümlich- 
keiten nachwies. 


74. G. Rhynchosaurus Owen (svyxos, Schnabel; o«@voog). 


Knochen und Fährten des R. articeps Owen charakterisiren 
den oberen neu-rothen Sandstein zu Grinsill bei Schrewsbury **). 

Der Schädel ist sehr schmal, vierseitig' pyramidal, seitlich zusam- 
mengedrückt, und sinkt mit seiner oberen Fläche in einem Bogen ge- 
gen die Spitze des Maules herab. Die Schläfengruben und Augenhöhlen 
sind weit, die Kinnladen kurz, zusammengedrückt und abwärts 
gekrümmt, welche Charaktere, neben anderen, am mehrsten ‚auf 
die Bildung der Eidechsen hindeuten, wiewohl das. allgemeinere 
Ansehen des Schädels, so wie auch der scheinbare Mangel der 
Zähne, mehr noch mit dem Schädel der Schildkröten und Vögel 
übereinstimmt. Die beiden Endflächen des Wirbelkörpers sind stark 
vertieft. 

Die Fufsspuren, welche mit diesen Knochen zusammen gefunden 
werden, zeigen aber die Krallen bestimmter, eine undeutliche Spann- 


*%) Zenker, de primis anımalium vertebr. et pot. amphib. in terrae strat. 
vestigis, 1836. | 
**) L. Br. J. 1842. p. 493 u. 1844. p. 114. 


SAURIER. 717 


haut und eine kleinere innere Zehe, welche in einiger Entfernung 
hinter den 3? oder 4? Vorderzehen steht. (L. Br. J. a. a. 0.) 


+5.G. Geosaurus Cuv. Erd-Echse. Halilimnosaurus Ritgen. 
(7, Erde; owvgos). 


G. Soemmeringii Dekay. — Lacerta gigantes Sömm. — H. v. 
Mey. Pal.. p. 105 u. 206. — Br. Leth. p. 533. Tf. 26. F. 10. 

Schädel mit kurzer Schnauze, ähnlich dem Monitor, mit grofsen 
Augenhöhlen und gegliedertem Knochenringe in den Augen. Die Zähne 
sind flach, spitz, eiwas gebogen, an beiden scharfen Seiten fein ge- 
zähnelt und an ihrer Basis mit einer Verdickung fest auf dem Kiefer 
aufgewachsen. Jederseits stehen im Oberkiefer deren 17—18. Die 
hintere Gelenkfläche der Wirbel ist concav und die Querfortsätze sind 
grols. Fülse und. Bedeckung sind unbekannt. Diese Eidechse. wurde 
nur 12° — 13‘ grofs und kommt im Schiefer von Solenhofen vor. 


t 6. G. Pleurosaurus H. v. Mey. (rAevo&, Rippe; o«doog). 


P. Goldfusii H. v. Mey. (Pal. p. 105 u. 205; in Münst. Beitr. 
z. Petr. Hft. 1. p. 71. ib. 6.) aus dem, dem lithographischen Schie- 
fer von Solenhofen verwandten Kalkschiefer von Dailing, ist die ein- 
zige bekannte, nicht viel über einen Fuls lange Art. Das Skelelt, 
welchem leider Kopf, Hals, Vorderglieder und Brust fehlen, zeigt 
bei einer grofsen Anzahl von Rippen unverkennbar, dafs von den 
Bauchrippen 2 hinter‘ emander liegende auf einen Wirbel kommen. 
Die Rippen sind ziemlich stark und lang. Meyer fand den Rippen- 
apparat,, womit ‘der. Bauch dieses Sauriers umschlossen war, mehr 
complicirt als in’ allen anderen bisher von ihm verglichenen Thieren, 
und schliefst aus demselben auf eine starke Lungenthätigkeit des Thie- 
res, welches wahrscheinlich mit einer weichen, für Farbenwechsel 
geeigneten Haut, wie am Chamäleon, bedeckt war. Die vordere und 
hintere Gelenkfläche der Wirbelkörper war nicht: convex. _ Ober- und 
Unterschenkel verhalten sich zu einander wie 3:2. Der wohl er- 
haltene linke Hinterfuls liefs 4 Zehen mit Nagelgliedern erkennen. 


7.G. Racheosaurus H. v. Mey. (gayıs, Rückgrat, oavong). 


R. gracilis H. v. M. (Pal. p.. 105, 204. — Br. Leth. p. 535.), 
aus dem lithographischen Schiefer von Solenhofen, ist die einzige Art, 
welche die Länge von 5%’ erreichen mochte. Kopf, Hals, Brust und 
die Vorderglieder unbekannt. Von den Wirbeln gehören 15 zu dem 
Rücken, eine viel grölsere Anzahl zu dem Schwanze. Ihre Körper 
sind doppelt so lang als in Aeolodon, in der Mitte etwas verdünnt, 
am hinteren Ende concay und, nach Bronn, mit einer schiefen Ge- 


78 REPTILIEN. 


lenkfläche an beiden Enden versehen. Die Dornfortsätze der Wirbel breiten 
sich so aus, dafs sie am Rücken sich fast berühren, und neigen sich stark 
nach hinten. Vor den Dornfortsätzen der Schwanzwirbel erhebt sich 
ein kleiner Dornfortsatz, welcher spitz und dünn, wie ein wirklicher 
Dorn, gebildet ist. Achnliches kommt nur bei Fischen vor. Die Länge 
des Unterschenkels beträgt weniger als ein Drittel von der des Ober- 
schenkels. Hinterfüfse vierzehig mit dem Rudimente einer fünften Zehe; 
die Hautbedeckung scheint aus sehr dünnen und leichten Schuppen be- 
standen zu haben. 


+7 8. G. Pholidosaurus H. v. Mey. (goAis, Schuppe von 
Schlangen und Eidechsen). 


P. Schaumburgensis nennt H. v. Meyer (L. Br. J. 1841. p. 443.) 
das Wirbel-, Rippen- und Schuppengerüste eines eigenthümlichen Sau- 
riers aus dem Sandsteine der Wealdenformation zwischen Bückeburg 
und Eilsen im Fürstenthum Schaumburg-Lippe. Er unterschied an diesem 
Skeleite, welches früher für eine Trionyz gehalten wurde, drei Arten 
von Schuppenknochen, welche für das Thier sehr bezeichnend sind: 
Rücken-, Seiten- und Bauchschuppenknochen. 


7 9. G. Mosasaurus Conybeare.. Maas-Echse. 


Ein riesenhaftes Geschlecht von Sauriern, welches die frühe- 
ren Meere während der Bildung der Kreide bewohnte. In der 
Aehnlichkeit seines Kopfes steht das Thier, nach v. Meyer, zwi- 
schen Monitor und Iguana. Seine Zähne (Taf. VI. Fig. 13.), wel- 
che auch mit auf den Zwischenkiefern stehen, waren nur Anfangs 
hohl und füllten sich während ihres Wachsihums aus. Ihre Krone 
ist rückwärts gebogen, fast halbkegelförmig, und die äulsere, obere 
Seite derselben besitzt 2 scharfe Kanten. An der Basis ist. sie 
mit einem Zahnknochen oder Sockel innig verbunden, mit wel- 
chem der Zahn in gesonderten Höhlen befestigt ist. Der Ersatz- 
zahn steht daneben in einer gesonderten Höhle und dringt in den 
knochigen Körper, welcher den Zahn trägt, bald quer, bald von 
der Seite ein*). 

Auf jeder Seite des Unierkiefers sitzen 14 Zähne, auf dem 
Flügelknochen, wie es scheint, . An den Wirbeln, deren Ge- 
sammtzahl auf 133 berechnet worden ist, ist die hintere Gelenk- 


*) Einige Zähne aus der Kreide von Norfolk, welche denen von Mo- 
sasaurus ähnlich, aber von ihnen durch die elliptische Basis der Zahn- 
krone verschieden sind, gaben, nach Bronn (L. Br. J. 1842. P- 492.), zu der 
Errichtung der Gattung Leiodon Ow. Veranlassung. 


SAURIER. 79 


fläche convex und nur die vordere concav, wie bei dem Krokodil. 
Die letzten Schwanzwirbel besitzen gar. keine Fortsätze, und schon 
in. der Mitte des Rückens fehlen die Gelenkfortsätze, welchen 
Charakter der Mosasaurus mit dem Delphine gemein hat. Hände 
und Füfse scheinen flossenarlig, etwa wie die der Pleurosauren, 
gewesen zu sein. (H. v. Mey., Pal. p. 219.) 

M.: Hofmann« Mantell. — Taf. VI. Fig. 13. Nach L. Br. Leth. 
tb. 34. £ 5. d.— Parkinson, Organic Remains, Vol. 3. Pl. 19. f. ı. 
— Mant. Geol. of Suss. Pl. 20. 

Das ganze Thier hat, nach Bronn, ‘über 24° Länge erreicht; sein 
Kopf allein mafs 3° 9”; der Rumpf mit en Schwanze 20’ 6” und der 
Schwanz allein über 10°. 

In der Kreide des Petersberges und zu Seichen bei Mastricht, 
so wie auch zu Lewes in Sussex. 


+ 10. 6. Iguanodon Mantell (Iguana, Leguan; ödwrv, Zahn). 


Riesenhafte Eidechsen, deren Zähne am mehrsten an die der 
in warmen Gegenden Amerikas lebenden Leguane erinnern, aber 
den Charakter der Pflanzenfresser so auffallend an sich tragen, dafs 
selbst Cuvier sie erst für Rhinoceroszähne halten konnte. Sie 
wachsen nicht, wie die Krokodilzähne, aus abgesonderten Höhlen 
hervor, sondern längs der inneren Seite des Zahnbeines, an dem 
sie mit einer Seite der Knochensubstanz ihrer Wurzel befestigt sind, 
und wurden später durch neue, seitlich hervortretende Zähne ver- 
drängt *). Ihre Form ist spatelförmig, der Stiel des Spatels kantig, 
oben etwas eingebogen und sich dann in den breiten, oben stumpf 
zugespitzten Spatel ausbreitend. Dieser breite Theil ist aufsen ge- 
wölbt, innen flach und mit zwei stumpfen gröfseren und zwei da- 
mit abwachsenden kleineren Längskanten, vorn und hinten aber 
mit scharfem sägeförmigem Rande versehen. Durch Abnutzung die- 
ser Zähne bei dem Kauen bildet sich oben eine ebene Kaufläche, 
während die Zähne anderer Saurier sich entweder gar nicht ab- 
nutzen oder dabei immer zugeschärft erhalten **). 

Die Knochen, welche man von diesem Thiere kennt, sind 
‘ kolossal.: Das Bruchstück eines Schenkelknochens, welcher viel 
sröfser war als der des grölsten Elephanten, mifst an der schmal- 
sten Stelle 22” im Umfange und mochte 4—5’ lang gewesen sein. 
Nach H. v. Meyer (Pal. p. 212.) ist ein Mittelhandknochen zwei- 


*) Buckland’s Geologie von Agassiz, p. 265. 
**) Bronn’s Leth. p. 761. 


s0 REPTILIEN. 


mal so breit als im Elephanten, 6° lang und wiegt 6 Pfund. 
Aufserdem, schreibt man dieser Eidechse ein Horn zu, welches 
wie ein kleineres Horn des Rhinoceros, diesem Thiere aufsafs. 

Nach einer sorgfältigen Vergleichung dieser und anderer Kno- 
chen des Iguanodon mit denen der 5’ grofsen Iguana schlielst 
Mantell, dafs dieses Ungeheuer etwa die Länge von 70‘ engl. 
(von der Schnauze bis an das Schwanzende) erreicht haben mochte, 
dals der Schwanz 523° lang gewesen sei und der Umfang des 
Körpers 143° betragen habe. Seine Zehen waren mit platten Nägeln 
bedeckt “). ' 

I. Anglicum Holl, Peirefactenkunde, p. 84. — I. Mantel H. 
y.-Mey. Pal.,p. 110. — Buckl. Geol. Pl. 21, =JiBrs:Leihirp:r 1763. 
tb. 34. f. 6. 

Zähne ,„ Wirbel, Schenkelbeine und andere Knochen kennt man 
aus dem Hastings-Sandsteine und aus anderen Schichten der Wealden- 
formation des südöstlichen Englands. 


11. G. Iguana Daud. Leguan. 


I. (?) Haueri H. v. M. in Münst. Beitr. Hft. 5. p. 33. tb. 6. f. 12. 

Einige Zähne mit gekerbtem Seitenrande, welche grofse Aehn- 
lichkeit mit dem Keim-“ oder Ersatzzahne der Leguane haben, besitzt 
Hr. Geheimerath v. Hauer aus dem Tertiärgebilde des Wiener Beckens 
von Nufsdorf. | 


+ 12. G. Hylaeosaurus Mantel. Wald-Echse (öAn, Wald; 
owvoog, ‚Eideehse). 


Diese Eidechse, welche 1852 in der Wealdenformation von 
Tilgate Forest in Sussex entdeckt wurde, mochte ohngefähr 25 
lang gewesen sein. Mit fast biconcaven Wirbeln, den Hautschilden 
der Krokodile und den Schulterblattbogen der Plesiosauren, näherte 
sie ein ungeheuerer Rückenkamm, ähnlich den hornigen Dornen auf 
dem Rücken der Leguane, den letzteren. Die Knochen, welche 
jenem Kamme zur Unterstützung dienten, sind zusammengedrückt, 
bilden ein langes, fast gleichschenkeliges Dreieck, wechseln von 
5—17' Länge und von 3—7” Breite an der Basis. (Br. Leth. 
p- 765. tb. 34. f. 7. — Buckl. Geol. v. Ag. p. 261. — Owen in 
L. Br. J. 1842. p. 495.) 

Mit diesen Resten zusammen kommen in der Wealdenformation 
eigenthümliche Zähne vor, welche man früher Jäger's Phytosaurus 


*) Owen im L. Br. J. 1842. p. 49. 


SAURIER. 81 


cylindricodon und neuerlich Fischers Rhopalodon *) zuschrieb, 
und welche, wenn nicht zu Hylaeosaurus, so doch zu einem anderen 
erloschenen Lacerten-Genus gehören. (L. Br. J. 1842. p. 493.) 


+ 13. G. Megalosaurus Buckl. Riesen-Eidechse. 
(utyag, grols; owvoog, Eidechse.) 


Schon aus dem Namen geht hervor, dafs Megalosaurus eine 
Eidechse von riesiger Gröfse war. Wurde sie darin zwar von Igua- 
nodon noch übertroffen, so ergiebt sich doch aus der Vergleich- 
ung der Gröfse und der Proportionen der ihr angehörigen Knochen 
mit dem Skelette lebender Eidechsen, dafs sie die Länge von 
40 — 50’ erreicht habe. Nach Buckland (Geol. v. Ag. p. 255.) 
messen die Schenkelknochen und das Schienbein beide an 3’, so 
dafs das ganze Hinterbein beinahe 4° Länge erreichen mufste, und 
die Länge des Mittelfufsknochen 13“ ist. Daraus, dafs die Knochen 
des Oberschenkels und Schienbeines Markhöhlen, wie die Knochen 
der Landsäugethiere, haben und nicht in der Mitte dicht sind, 
wie diefs bei Krokodilen und anderen Wasservierfülsern der Fall 
ist, schlielst man mit Recht, dafs die Megalosauren hauptsächlich 
auf dem Lande lebten. 


Ein Unterkieferfragment mit vielen Zähnen, von welchen Taf. 
VI. Fig. 14. einen darstellt, läfst erkennen, dafs der Kopf sich 
in eine gerade und schmale, seitlich zusammengedrückte Schnauze 
endigte. Die Zähne aber zeigen unverkennbar, dafs diese Rie- 
seneidechse ein Fleischfresser war. Sie sind flach, spitz, nach 
rückwärts gebogen, zweischneidig, mit fein gezähneltem Rande 
und erreichen die doppelte Gröfse von der in der Abbildung. 


M. Bucklandei Mant. Geol. of Sussex. — H. v. Mey. Pal. p. 110 
ur 210 — Br. Veth!! pH.’ 380.6. 34.2.1.’ Bückl Geol. v. Ag.‘ p. 
254. tb. 23. 


In den Oolith-Schiefern von Stoneslield, in der unteren und milt- 
leren Abtheilung der Wealdenformation Englands, im Kalke von Caen, 
und Reste von dieser oder einer anderen Art in den Knochenhöhlen 
von Banwell (Sommersetshire) und Franken, im Oolith der Normandie 
und im Jura bei Solothurn. 


*) Rhopalodon Fischer. Die Zähne stehen entfernt und sind hohl 
gestielt. Auf dem Stiele sitzt eine keulenförmige und zugespitzte Krone, 
welche längsgestreift und gefurcht ist. R. Wangenheimi F. wurde in einem 
Geschiebe in Rufsland gefunden. 


Geinitz, Versteinerungskunde, 6 


82 REPTILIEN. 


©. Krokodilier. 


Saurier mit Schwimmhäuten, welche den lebenden Krokodilen 
verwandt waren und vorzugsweise im Wasser lebten. 

Die lebenden Krokodile sind längs des Rückens mit ver- 
knöcherten, gekielten Schildern gepanzert, und ihr zusammenge- 
drückter Schwanz ist mit einem Kamme versehen. Der Kopf der 
Gaviale oder Ganges-Krokodile zeichnet sich durch eine sehr 
verlängerte, schmale Schnauze aus, ‚während die Schnauze der ei- 
sentlichen Krokodile, zu welchen das Nil-Krokodil gehört, 
und die der amerikanischen Krokodile, des Kaimans oder Alli- 
‘ gators, viel kürzer und stärker is. An dem vorderen Ende der 
Schnauze liegen die Nasenlöcher. In den Kiefern dieser Saurier 
stehen viele spitz-kegelförmige Zähne, welche in gesonderten Höh- 
len eingekeili sind und durch neue, von der Basis des alten Zah- 
nes emporwachsende, öfters wieder ersetzt werden. Alle haben 
vier kurze Beine, deren Zehen durch ganze oder halbe Schwimm- 
häute verbunden sind. Letztere fehlen an den Vorderfüfsen der 
eigentlichen Krokodile. Nur 3 Zehen sind bekralli *). Die lange 
schmale Schnauze erlaubt den Gavialen nur, sich von Fischen und 
anderen weicheren leichter zerstörbaren Thieren zu nähren, wäh- 
rend die Natur den Krokodilen und Kaimans mit ihrer kürzeren 
und gedrungeneren Schnauze einen kräftigeren Raub, die Säuge- 
thiere, zugewiesen hat. 

Die dem Gavial ähnlichen Saurier sind daher auch die älte- 
ren, und in der langen Zeitperiode, während welcher die man- 
nichfachen Gebilde der Juraformation entstanden, zeigten sie sich 
in ihrer gröfsten Entwickelung. Erst mit Beginn der Tertiärfor- 
mation, wo die Säugethiere recht eigentlich ersi beginnen, um 
immer mehr und mehr unseren Erdball zu beleben, stellien die 
den eigentlichen Krokodilen und Alligatoren näherstehenden Formen 
sich ein, welche denn auch in der jetzigen Schöpfung die Oberhand 
unter allen Eidechsen behielten. 

Die neuesten gründlichsten Abhandlungen iiber diese Gruppe 
verdanken wir Bronn und Kaup “*), welchen ich die folgenden 
Schilderungen der einzelnen Gattungen entnahm. 

Kaup theilt die Ordnung der Krokodile nach dem Wirbelkörper 
in 3 Hauptabtheilungen: | 


*) Leunis, Synopsis der drei Naturreiche, 1844. p. 131. 
**+) Abhandlungen über die gavialartigen Reptilien der Liasformation von 
Dr. H. Bronn u. Dr. J. J. Kaup, Stuttgart 1841. 


SAURIER. 83 


A. mit convex-concayen Wirbeln, ähnlich denen der Säugethiere: 
Steneosaurus Geoflr.; 

B. mit concav-convexen Wirbeln, ähnlich denen der Vögel: Cro- 
codilus mit seinen Untergattungen Crocodilus, Alligator, Gavialis ; 

C. mit biconcaven ueiscahs ähnlich denen der Fische und Ich- 
thyosaurier ; 

a) mit seitlichen Augen: Teleosaurus, Pelagosaurus, Aeolodon ; 

b) mit nach oben gerichteten Augen: Mystriosaurus, Engyommasaurus. 
In eine von ‘den beiden letzten Abtheilungen ist, nach Kaup, 

Metriorhynchus und Macrospondylus zu stellen. 


1. G. Crocodilus Cuv. Krokodil. 


Der Kopf eines Krokodils wurde 1851 von Spencer im Lon- 
donthone auf der Insel Sheppey gefunden. Buckland, welcher den- 
selben in seiner Geology Pl. 25. f. 1. abbildet, nennt diese hier 
und da im Londonthone Englands vorkommende Art: 

C. Spenceri. Schnauze breit, kurz und stark. 

Aus den tertiären Schichten von Weisenau unterschied H. v. 
Meyer (L. Br. J. 1843. p. 393.) nach Zähnen und Schädelknochen: 

C. Bruchii H. v. M., war ohngefähr halb so grols als das ge- 
wöhnliche Krokodil; 

C. Rathii H. v. M., erreichte etwa die halbe Grölse des vorigen; 

€. medeus H. v. M., stand in seiner Grölse zwischen diesen 
beiden Arten und 

C. Brauniorum H. v. M., war nur halb so grofs als C. Rathii. 

Krokodile wurden ferner auch im plastischen Thone von Auteuil, 
im Kalke von Meudon, im Gypse von Montmartre, in der Braunkohle 
der Provence, in tertiären Bildungen von Montpellier, in den Siwalik- 
Bergen u. a. a. OÖ. gefunden. | | 

Die aus diluvialen Schichten bekannten sind den lebenden Kro- 
kodilen am, ähnlichsten *). | 

C. plenidens, aus dem Molasse-Sandstein der Schweiz, erhob 
H. v. Meyer zur Gattung Plerodon und nannte die Art FR. crocodiloi- 
des. (L. Br. J. 1839. p. 4.) 

t.2. G. Macrospondylus H. v. Mey. (uazxoög, grols; 

onövövlog, Wirbel.) 


Als Crocodilus Bollensis hatte Jäger **) das Skelett eines 
Sauriers aus dem Liasschiefer von Boll in Würtemberg here 


*) Buckland, Geol. v. Ag. p: 271; H: v. M. Pal. p. 107, 100; 1 Keferst. 
I. :p: 257; Br. Leth. p. 822; L. Br. Jahrb. 1843. p./393. ji ’ 
**+) Ueber fossile Reptilien Würtembergs, Sy 1828. p. 6: tb. ‚8. 
G* 


84 REPTILIEN. 


welches vielleicht seit einem Jahrhunderte eine Zierde des Dresdener 
Naturaliencabinetes ist. ° | 

Leider fehlen demselben Kopf und Füfse, und es besteht nur 
aus 9— 10 Wirbeln, Ober - und Unterschenkeln und einigen losen Zähnen. 

Die bedeutende Länge der in ihrer Mitte sehr verengten Wir- 
belkörper (Taf. VI. Fig. 7, in 3 nat. Gröfse) gab. zu dem Namen M. 
Bollensis Veranlassung. Ob sie an beiden Enden concav waren, läfst 
sich kaum deutlich erkennen. Die Unterschenkel scheinen kürzer als 
die Oberschenkel zu sein. Von den dabei liegenden Zähnen ist 
es noch zweifelhaft, ob sie zu den übrigen Resten gehören. Der 
vollkommenste von ihnen ist 2 4 lang und an der abgebrochenen 
Wurzel 4 breit. Er ist vollkommen gerade und glatt, und hat sei- 
ner Form nach mehr Aehnlichkeit mit einem Belemniten als mit einem 
Zahne. Im Uebrigen muls ich auf Kaup, Bronn und v. Meyer’s An- 
sichten hierüber verweisen *). 

Die übrigen fossilen ah welche zu dieser Familie 
gehören, stimmen mehr mit den Gävialen *”") als mit den eigent- 
lichen Krokodilen überein. Nach Bronn besitzen sie alle ..den 
langen Rüssel der Gaviale mit endständigen vorderen, und fast 
auch am Ende der Gaumenfläche stehenden hinteren Nasenöffnungen ; 
eine flachere Stirne als die jungen Gaviale;, kleine flach- 
randige und mehr nach oben gerichtete (nur bei Leptocra- 
nius und Geoffroy’s Teleosaurus mehr denen der Gaviale ähnliche) 
Augenhöhlen, ohne Knochenringe in den Augen; gröfsere Schei- 
tellöcher als die Gaviale, die ganze hintere Scheitelfläche einneh- 
mend, länger als breit (statt quer); Zähne in getrennte Höhl- 
ungen eingekeilt, kegelförmig, längsstreiig, die Ersatzzähne in 
sich aufnehmend; 17 Brust- und Lendenwirbel und lange, mitten 
stark verengte, biconcave (nur bei Metriorhynchus convex-con- 
cave) Wirbelkörper, denen sich an den Halswirbeln kurze axt- 
förmige Rippen anlenken; einen zusammengedrückten Ruderschwanz ; 
Extremitäten mit anderen Gröfseverhältnissen als bei den lebenden 
Gavialen, indem die Vorderbeine gegen die Hinterbeine und ge- 
wöhnlich auch die Unterarme und Unterschenkel mit den Zehen 
gegen die Oberarme und Oberschenkel schwächer sind; Vorder- 
füfse mit 9, Hinterfülse mit 4 bekrallien Zehen; eine Bedeckung 


*) Gavialart. Rept. p. 1 u. 24; Leth. p. 528; Pal. p. 106 u. 207. 

**) Die diese Saurier von den lebenden Gavialen mehr oder weniger 
unterscheidenden Merkmale sind, nach Bronn’s Vorgange, mit gesperrter 
Schrift angegeben. 


er 
SAURIER. 35 


des Körpers ringsum nur mit grofsen viereckigen und oft po- 
rösen Schilden, und endlich eine Verhreitung in den Gebilden der 
‘ Oolithenperiode.‘“ (Bronn, Gavialart. Rept. p. 24.) 

Sie zerfallen, nach Bronn, in zwei Gruppen und werden 

von ihm p. 26 u. 27 folgendermalsen charakterisirt: 
a. | 
7 3. G. Mystriosaurus Kaup. (uvoroiov, eine Art Löffel; 

000009.) 

„Am: hinteren Ende der Gaumenfläche findet sich eine eigen- 
thümliche kurze Anschwellung des (?) Keilbeines, unter welche 
die hintere Nasenöffnung (das Arterienloch) von hinten eindringt; 
zu deren Seite kleine spitzeckige Flügelbeine; davor die langen 
Gaumenbeine, welche die Gaumenlöcher nach hinten weit über- 
ragen. 

Die Augenhöhlen sind klein, sehr nahe beisammen und ganz 
nach oben gerichtet; die Scheitellöcher mitten, hinten und aufsen 
nur durch einen schmalen kantenartigen Rand eingefalst. Die rüs- 
selförmige Schnauze ist mitten schmäler und sein löffelförmiges 
Ende verkürzt; die Nasenlöcher sind etwas quer und an dem ver- 
deckten, schief abgestutzten Schnauzenende fast ganz nach vorn 
gerichtet. Am Unterkiefer ist der Symphysen-Theil beträchtlich 
länger als der Ast-Theil. Symphysen-Winkel von 35°— 40°, unten 
abgerundet. 

Zähne (mit 2 Kielen) 342°7;#, wovon 2—5 auf dem Un- 
terkiefer-Aste stehen und darauf bis gegen oder an den Augen- 
höhlenrand reichen. An den Brustwirbeln ist die Mitie bis auf 


3 verengt. Rabenschnabelbein in der Mitte stark verengt. Die 


vorderen Beine haben $ von der Länge der hinteren.‘“ (Bronn, a. 
a. O0. p. 26.) Die Hinterzehen nehmen von der innersten nach 
der äufsersten an Länge zu. Die Panzerbildung besteht am Rumpfe 
aus 10 Längenreihen von Schilden, welche beträchtlich kürzer sind 
als die Wirbel. (Bronn, im Jahrb. 1844. p. 871.) 

M. Laurillarde Kaup, Gavialart. Rept. p. 2. tf. 1. f. 1—6. 
. 2. & 12 — Bronn db. p. 3. — Crocodilus eylindrirostris und C. 
Altorfinus Holl. Petref. p. 85. — Streptospondylus Altorfensis H. v. Mey. 
Pal. p. 106. z. Th. 

Diese Art mochte etwa 13° lang gewesen zu sein. Man fand 
sie im Lias-Kalke von Altdorf bei. Nürnberg. 

M. Chapmanni (Teleosaurus Chapmanni) Buckland, Geol. pl, 
25. — Brom u Raup. 1. 6. 1Pe u 2. sy 27, 


86 REPILIEN. 


ı Ein fast vollständiges Skelett; von’ 18° sengl: wurde 1824 im Lias- 
sehiefer' bei Whitby in -Yorkshire entdeckt, im welcher Stadt es noch 
aufbewahrt wird. 

M. Brongniarti (Engyommasaurus Brongniarti) Kaup, 
Br. Leth. p. 527; Gavialart.  Rept. p.: 35.: 
Aus dem Altdorfer Liaskalke. 


1.4. G. Aeolodon H. v. M. Palaeosaurus *) Geoflr. 
(vıörog, veränderlich; 6d«v, Zahn.) 


Bei grolser Aehnlichkeit des Schädels mit dem .der vorigen 
Gattung stehen, nach Bronn, auf jeder Seite des Kiefers nur 
25° 22 Zähne, oben zuerst 2 kleine und ein 1 grofser, unten 
zuerst 3 grofse, und die anderen sind abwechselnd gröfser und 
kleiner. Brustwirbel sind 12—15 und Lendenwirbel 4—5 vor- 
handen; die Länge des Oberschenkels beträgt, nach v. Meyer, 
etwas mehr als das Doppelte von der, Länge der Unterschenkel- 
knochen, und, das Becken hat eine ‚sehr eigenthümliche Bildung, 

A. priscus (Crocodilus priscus) Sömmering. — H. v. M. Pal. 
p. 105 u. 202. — Br. Leth..p. 523. —,.Palaeosaurus Geoffr, Mem. de 
l’Acad. r. d. sciences de l’Inst.. de France, t. XII. 1833. p. 48. 

Einzige Art, 3° lang, 1812 im lithographischen- Schiefer, ‚von 
Dailing bei Mohnheim in Baiern gefunden. 


19.6, Gnathosaurus:H. v. M. .(yv@9og,; Kinnbacken ;; o«ügog). 


Unterkiefer sehr lang und vorn nicht verdickt. ‘Die Zähne 
sind 'pfriemenförmig und etwas zusammengedrückt, im Querdurch- 
schnitte oval, nach vorn gerichtet und etwas rückwärts gekrümmt, 
glatt und jederseits 40 an Zahl, von denen die vordersten 8 die 
srölsten sind und die hinteren allmählich kleiner werden. 

G. subulatus H. v. M. im Museum Senkenbergianum, Bd. L 
(1833.) p. 1. tb. 1. ££ 1, 2. — Hiernach Taf. VI. Fig. 3. 

Einzige Art, aus dem lithographischen Schiefer von Solenhofen. 


1 6. @. Metriorhynchus H. v. M. (wergıos, mälsig; 
o0yyog, Schnabel.) 

Die Schnauze. ist mittelmäfsig. lang und, mehr kegelförmig, 

vorn verengt, dann eiwas, erweitert und endlich gegen die Spitze 

*) Dieser Name wurde 1837 von Fitzinger für ‚ein in einem Sandstein- 

blocke angeblich aus Böhmen gefundenes Reptil, P. Sternbergii,. welches 

jetzt in dem Prager Museum ist, und neuerdings von Riley und Stutchbury 

für einige im englischen Zechsteine (s. bei Protorosaurus, p. 74. Anm.) vor- 
kommende Reptilienreste abermals verbraucht. Ä 


SAURIER. 87 


wieder verschmälert. Nach Bronn ‘stehen ünten 22 zweischneidige 
Zähne; die Wirbel sind convex-concav; die Brustwirbel unten zwei- 
kielig, ihre Querfortsätze an der Basis vierkantig pyramidal und 
hinter der Fläche für den Rippenkopf mit einer tiefen Grube ver- 
sehen. 
M. Geoffroyi H. v. M. Pal. p. 106 u. 227. — Br. Leth. p. 519. 
tb. 26. f. 8. a. b. 7. b. d. — Steneosaurus rosiro-minor Geoffroy. 

Einzige Art im Lias-Oxford-Thone von Honfleur und im Kim- 
meridge- Thone von Hävre. 


+ 7. G. Leptocranius Bronn. (Aenrög, dünn; zoaviov, Schädel.) 


Der sehr verlängerte Schädel läuft unter den Schläfen keil- 
förmig zusammen. Der Unterkiefer ist vorn löffelförmig, die Augen- 
höhlen sind grofs und stehen ganz seitlich. Jede Kieferseite trägt 
36— 40 kegelförmige Zähne. Einzige Art: 

EITE, longirostris Bronn, Leth. p. 517. tb. 26. f. 7. — Sirep- 
tospondylus Altorfenes H. v. M. Pal. p. 106. — Steneosaurus rostro- 
major Geoffr. 

Der merkwürdige Oberschädel hat, nach Bronn, 3° Länge und 
ist, an mehreren Stellen gemessen, doch nur $ so breit als ein Ga- 
vial-Schädel von 31” Länge; auch verläuft er viel allmähliger in die 
Schnauze. 

“In den Oolithen zu Hävre und Honileur. 


b. 
+ 8. @. Pelagosaurus Bronn. (zdiuyss, Meer; owögog.) 


Wie bei Mystriosaurus, beobachtete Bronn am hinteren Ende 
der Gaumenfläche eine Anschwellung des Keilbeines, unter welche 
die hintere Nasenöffnung (das Arterienloch) von hinten eindringt. 

Vorzüglich unterscheidet sich die neue Gattung von Mystrio- 
saurus durch gröfsere Augenhöhlen, welche weiter aus einander 
stehen, als ihre Breite beträgt (die sie trennende Fläche verengt 
sich nach hinten); durch etwas längere, in der Mitte breitere 
Schnauze, deren löffelförmiges Ende niedergedrückt eiförmig ist 
und nach oben gerichtete Nasenlöcher trägt; durch den Symphysen- 
theil, der etwas kürzer als der Asttheil ist, mit‘ einem Symply- 
senwinkel von 28°; durch 3722 Zähne, von denen die oberen bis 
an die Augenhöhlen reichen und unten 5 auf dem Kieferaste stehen; 
durch kürzeren Hals; bis auf 3 in der Mitte verengte Brustwirbel; 
ein in. der Mitte wenig verengies Rabenschnabelbein, und Vorderheine, 
die nur halb so lang als die hinteren sind. (Bronn, Gav., R. p. 26.) 


- 


83 REPTILIEN. 


Die einzige Art hommt im. Liasschiefer vor. 

Bronn nennt dieselbe: 

P. typus Br., Gavialart. Rept. p. 8. 28 u. 30. tb. 3. Hier- 
nach Taf. VI. Fig. 4, restaurirter Schädel in 3 Gröfse und Fig. 
4 a. die Gaumengegend, auch restaurirt, in 2 Gröfse. 

Das Exemplar von Bronn liefs auf die Länge von 5° schlie- 
fsen. ‘Ein fast vollständiges Exemplar von 104° Länge beschreibt 
Dr. Schmidt ”) als Macrospondylus Bollensis H. v. M. 

Es wurde im mittleren Liasschiefer zu Holzmaden in Wür- 
temberg gefunden. 


+9. G. Teleosaurus Geoffroy "”). (r&}zog, vollkommen; o«ögog.) 


Teleosaurus hat (nach Bronn, a. a. 0. p. 26, 27 u. 36.), 
abgesehen von dem nicht bekannten Nasenende, einen beträchtlich 
kürzeren und breiteren Hinterschädel ; gleich lange und breite Schei- 
tellöcher; kleine, fast runde, vielleicht mehr nach oben gerichtete 
Augenhöhlen und eine längere, spitzere Schnauze mit schlankeren 
und zahlreicheren Zähnen als die lebenden Gaviale. Hiervon stehen 
im Oberkiefer wenigstens 45, welche sich seitwärts nach aufsen 
kehren. Die Anschwellung des Gaumens an der hinteren Nasen- 
öffnung ist sehr unbeträchtlich. Der Panzer bestand aus Schilden 
mit über einander geschobenen Rändern, wodurch fast 3 jeder 
Schuppe bedeckt wurde. Der Bauchpanzer bestand aus Querreihen 
von je 6 grofsen, dicken und flachen Schilden; nur die des Schwan- 
zes waren gekielt. 

Die Reste von T. Cadomensis Geoflr. (Br. Leth. ib. 26. 
f. d.) stammen aus der Juraformation von Caen. 


t 10. G. Glaphyrorhynchus H. v.: Mey. (yAdpv, Höhle; 
{ 007x059, Schnabel.) Ä 
Die einzige Art, 
G. Aalensis H. v. Mey. (L. Br. J. 1842. p. 303.) aus dem 
Unter-Oolith von Aalen in Würtemberg, ist ein schmalkieferiger Sau- 


*) Ueber den Liasschiefer in Würtemberg von Dr. med. Schmidt in 
Metzingen bei Urach. 

**) Geoffroy Saint-Hilaire stellte in den Memoires de Vacademie royale 
des sciences de UInstitut de France, T. XH. p. 1—139 die Familie der 


Teleosaurier mit den Gattungen Cystosaurus, Steneosaurus, Pa- 


laeosaurus und Teleosaurus auf. Wiewohl der gelehrte Naturforscher 
in diesen 5 Abhandlungen schätzbare Mittheilungen über die lebenden kro- 
kodilartigen Thiere giebt, so hat sich doch seine Familie der. Teleosau- 
rier nicht erhalten können, wie diefs vorzüglich H. v. Meyer (Palaeologica) 
und Bronn (a. a. O.) nachweisen, 


SAURIER.' k 89 


rier, welcher leicht an den ovalen, schräggestellten Zahnhöhlen er- 
kannt werden kann. 


+11. G. Poecilopleuron Deslongchamps. (noıxi).os, mannich- 
faltig; nAevo&, Rippe.) 

B. Bucklandi Desl. (Br. Leth. p. 521.) aus dem zur Jurafor- 
mation gehörigen Kalke von Caen, ist die einzige Art. Kopf und 
Hals fehlen. Die Zähne sind kegelförmig, erhaben - gestreift und hohl. 
Die Wirbelkörper, deren im Schwanze etwa 33 vorhanden. waren, 
sind an beiden Enden concav. Die Rippen sind dreierlei Art. _Vor- 
derglieder nur halb so lang als die hinteren, wie es bei Teleosaurus 
vorkömmt, aber beide zeichnen sich durch beträchtliche Hohlheit ihrer 
Knochen aus und sind in bekrallte Zehen getheilt, welche kürzer als 
bei den Krokodilen sind. 

Sämmtliche 1836 bei Caen zusammen gefundene Ueberreste zeigen 
ein Thier. von der Gröfse des Megalosaurus an. 


1, 12,0. Plateosaurus H. v. Mey. (zAurüs, breit.) 


P. Engelharti H. v. Mey. (L. Br. J. 1839. p. 77; 1841. p. 182.) 
aus dem oberen Keuper-Sandsteine bei Nürnberg, welcher ungefähr 
die Grölse des Thaumalosaurus besitzen mochte, unterschied sich von die- 
sem durch eine beträchtliche Markhöhle und ‚feste Textur seiner Knochen. 
In diesem Saurier bestand, nach v. Meyer, durch Verschmelzung von 
wenigstens 3 Wirbeln, ein sogenanntes Heiligenbein, welches man. bis- 
her nur an Säugethieren gekannt hatte. 


+ 13. 6. Thaumatosaurus H. v. Mey. Wunder-Saürus. 
($ovue, Wunder.) 


T. oolithicus. H. v. Mey. (L. Br. J. 1841. p. 176.) umfalst 
Knochen- und Kieferfragmente aus den Oolithen von Neuffen in 
Würtemberg. 
| Seine Zähne waren schwach gekrümmt, conisch, gestreift, 
mit langen Wurzeln in Höhlungen befestigt, und deuten ein sehr 
grolses Thier an *). Die Textur der Wirbel und anderer Knochen 
ist sehr zellig. | 


rt 14. G. Cetiosaurus Owen. (zog, Seeungeheuer; o«@ögog.) 


Ein gigantischer Saurier aus der Oolithformation Englands, 
dessen Wirbel und Extremitäten, welche letztere ohne Markhöhle 


*) Der unter Ischyrodon Meriani begriffene Zahn aus dem Rogen-Eisen- 
steine- des mittl. Jura im Canton Aargau besitzt nach H. y. Meyer (L. Br. J. 
1841. p. 183.) viel Aehnlichkeit mit den Zähnen des Thaumatosaurus. 


90 i REPTILIEN. 


sind, auf ein räuberisches Seethier schliefsen lassen, welches. von 
Krokodiliern und Plesiosauren gelebt haben mag. Sowohl durch 
die Grölse, als auch durch die Beschaffenheit seiner Wirbel nähert 
es sich den Cetaceen, unterscheidet sich aber durch die Conca- 
vität seiner Gelenkflächen von ihnen. Es dürfte die Länge von 40 
erreicht haben. (Lond. Edinb. and Dubl. phil. Mag. 1842. Vol. 20. 
?. 329; L. Br. J. 1843. p. 859. 


+ 15. 6. Polyptychodon Owen. (noAts, viel; zrvyn, Falte; 
odwv, Zahn.) 


Unter dieser Gattung begreift der englische Anatom mehrere 
Reste eines wahrscheinlich meerischen Riesenkrokodiliers aus dem 
unteren Grünsande zu Hythe und einige Zähne aus derselben 
Bildung von Maidstone.e Die Zähne dieses Sauriers sind kegel- 
förmig, etwas gekrümmt, und an ihrer Krone laufen zahlreiche 
‚dichtstelrende Längsrippen bis nahe zur Spitze empor. (Lond. Ed. 
Dubl. phil. Mag. 1842. Vol. 20. p. 61; L. Br. J. 1842. p. 620.) 


®. Enaliosaurier. 


Saurier mit Flossenfüfsen, welche nur die Meere bewohnten. 

Vier Flossen- oder Ruderfüfse, welche unbekrallt und äufser- 
lich nicht in Zehen gesondert sind, deren Zehen aber aus einer 
oft langen Reihe von allmählig kleiner werdenden Gliedern be- 
stehen, zeichnen diese Saurier ganz besonders aus. Hierzu kommt 
noch die Lage der Nasenlöcher oben am Anfange der Schnauze, 
also ganz nahe den Augenhöhlen, in welchen letzteren ein ge- 
gliederter Knochenring liegt. Die Wirbel bieten vorn und hinten 
vertiefte Gelenkflächen dar. | 


t1.G. Ickthyosaurus König. Fisch-Echse. Proteosaurus 
Home. Gryphus Wagler. (iy9vs, Fisch; oaödoog.) 


Ichthyosaurier (Taf. V. Fig. 6.) haben die spitze Schnauze 
und den kurzen Hals der Delphine, die Zähne des Krokodils, un- 
geheuere Augen mit gegliedertem Knochenringe, wie bei Vögeln, 
Schildkröten und den eigentlichen Eidechsen, die biconcaven Wir- 
bel der Hailische, das Brustbein der. Eidechsen, einen ziemlich 
langen Schwanz und die Pfoten der Üetaceen. 

Die Zwischenkieferbeine, welche fast die ganze vordere Hälfte 
der Schnauze einnehmen, sind in dieser Gattung besonders entwickelt. 

Die Zähne sind kegelförmig und an ihrer emailirten Krone 
(Taf. V. Fig. 6. b.), sowie auch an ihrer Wurzel einfach. längs- 


SAURIER. 91 


gestreift. Sie sind im viel 'gröfßserer Anzahl (bisweileu an 180) 
als in’ den 'Krokodilen vorhanden’ und stehen, wie die der Del- 
phine, inLängsrinnen, wo ihre Stellung durch schwache Erwei- 
terungen angedeutet wird. Wegen des häufigen Verlustes ‘der 
Zähne, welcher ‚durch die Gefräfsigkeit der ‚lchihyosauren bedingt 
war, hat die Natur für, einen hinreichenden Vorrath von Keimen 
neuer Zähne in beiden Kiefern gesorgt. Die jungen Zähne. ent- 
stehen an der Basis der. alten, treten in die hohle Krone der 
letzteren ein ‚und stofsen sie endlich ab. Es. konnte ihre. Er- 
neuerung noch rascher als bei den Krokodilen erfolgen, da bei 
letzteren der junge Zahn sich erst in der hohlen Krone des alten 
bildete. 

Die Wirbelsäule ist aus mehr als 100 Wirbeln zusammen- 
gesetzt, von. welchen wenigstens 5 dem Halse und gegen ‘40 den 
Rippen zukommen. Der Wirbelkörper hat die Form eines Damen- 
bretsteines und; nähert; dadurch die Ichthyosauren auffallend den 
Fischen. Die Höhe derselben übertrifft: ihre Länge 2-. bis mal. 

Ihre Ruderfüfse, welche den Ichthyosauren auch nicht das 
geringste Fortschreiten zu Lande gestatten konnten, zeigen klar, 
dafs dieselben nur auf das Wasser, und zwar auf das Meer, be- 
schränkt waren, wo sie in Fischen pad anderen Meerthieren reiche 
Nahrung vorfanden. 

Zur Zeit der Liasbildungen waren sie in ihrer gröfsten Ent- 
faltung und erreichten oft eine bedeutende Gröfse. ‘Wohlerhaltene 
Skelette und Reste von ihnen, selbst noch Excremente (Taf. V. 
Fig. 6. c.), hat man aus dieser Zeit, doch auch aus jüngeren 
Schichten der Juraformation, vielfach kennen gelernt, und der 
Reichthum an diesen untergegangenen Geschöpfen lälst der Ver- 
muthung Raum, dafs sie gesellig beisammen gelebi haben. 

Aulser den vielen wissenschaftlichen Beiträgen zur Kenntnifs 
dieser Geschöpfe, welche wir Conybeare, de la Beche, Cuvier 
und Owen zu danken haben, ist vorzüglich der Abhandlungen von 
Jäger .‚de Ichthyosauri sive Proteosauri fossilis specimibus, Stutt- 
gardiae, 1824, und „über fossile Reptilien Würtembergs, Stutt- 
gart, 1828, so wie, eines Prachtiwerkes von Hawkins: „‚Memoirs 
of Ichthyosauri and Plesiosauri, London, 1834 zu gedenken. 
Schätzbare Mittheilungen 'ertheilten ‘aber auch Bronn in seiner in 
jeder Beziehung vortrefllichen Lethaea und in dem Jahrbuche *), 
NH. v. dunn u. A. 


*) L. Br. Tabl 1844. p. 385. 


92 REPTILIEN. 


In einem Berichte über die brittischen Reptilien “) unter- 
scheidet Owen 10 Arten, welche, bis auf eine aus dem Kimme- 
ridge-Thone, alle dem Lias entnommen sind. Die am vollständig- 
sten gekannten Arten sind folgende: 


I. chiroparamecostinus Hawkins (yeio, Hand; nagaumzns, 
länglich; ‘6072ov, Knochen). — Taf. V. Fig. 6 u. 7 (Zähne, so weit sie 
aus dem Kiefer hervorragen *“). Nach Hawkins Pl. 17 u. 18. 

Das ganze Skelett ist, nach Hawkins, p. 32, 7’ engl. lang. 
Beide Kiefern haben gleiche Länge, im oberen stehen 110, im unteren 
100 Zähne. Von 111 Wirbeln gehören 40 dem Rücken an *””). Jedes 
der Vorderglieder enthält 95 Knochen, nämlich Oberarm, radius und 
ulna, eine aus 7 Knochen gebildete Hand, an welcher 7 Phalangen 
mit 85 Knöchelchen befestigt sind; an jedem der Hinterglieder aber erkennt 
man aulser dem Oberschenkel, der tbia und fibula, 3 Fulsknochen 
und 5 Reihen von 33 Knöchelchen. 

Das ganze Skelett wurde 1830 im Liaskalke zu Walton bei Glas- 
tonbury, andere Theile dieser Art zu Street und Long-Sutton entdeckt. 


I. communis de la Beche u. Conybeare. — Br. Leth. p. 504. 
tb. 28. f. 2. — Buckl. Geol. Pl. 8. f. 1. — I. communis und I. pla- 
tyodon bei Jäger, foss. Rept. Würt. (nach Owen }). 

Die Krone der Zähne ist kegelförmig, mittelmäfsig spitz, leicht 
gebogen und dicht gestreift. 

In Deutschland die gewöhnlichste Art. 

Im Lias von Würtemberg (Göppingen, Ohmden bei Boll), bei 
Banz und Mistelgau im Baireuthischen, und in England (Lyme Regis 
und Bath) hat man schon mehrere vollständige Skeletie von 5’— 8’ 
Länge und viele einzelne Theile von ihnen aufgefunden. Jäger be- 
schreibt sogar Wirbel von 5” 8“ Höhe und 23” Länge, welche. auf 
Thiere von 26° Länge schliefsen lassen. 


I. intermedius Conyb. — Br. Leth. p. 506. tb. 26.-f. 2. — 
Buckl. Geol. Pl. 8. f. 2. 


*) Auszug in L. Br. Jahrb. 1843. p. 503. 
**) Die bezeichnende Zahl dazu ist bei den Lithographieen vergessen 
worden. 

*%**) Die Uniknickung des Schwanzes nach unten fand Owen (Note 
on the Dislocation of the Tail at a certain point observable in the Skeleton 
of many Ichthyosauri, 1838.) bei den meisten Ichthyosauren wiederkehrend, 
und diefs tritt bei I. communis ohngefähr bei dem dreifsigsten Schwanz- 
wirbel ein. | 


+) L. Br. Jahrb. 1844. p. 508. 


SAURIER. 93 


Eine kleinere Art, etwa von 5’ Gröfse, mit Zähnen, deren 


Krone spitzer als in J. communis und mit weniger erhabenen Streifen 
versehen ist. 

In Lias von Würtemberg und England. 

I. platyodon de la B. u. Con. — Br. Leth. p. 505. tb. 26. 
f. 2. — Buckl. Geol. Pl. 7. — I. giganteus Leach (nach Owen). — 
I. chiroligostinus Hawkins, Pl. 3—5. 

Die Zähne sind oval-kegelförmig, seitlich zusammengedrückt, zwei- 
schneidig und mit. abgeplatteten Längsstreifen versehen. Nach Hawkins 
stehen sie auf den Kiefern, Zwischenkiefern und Zahnbeinen, und es 
waren von ihnen im Oberkiefer 40—50, im. Unterkiefer 35 — 45 auf 
jeder Seite vorhanden. 

Das von Hawkins auf .Pl. 3 abgebildete vollständige Skelett ist 
18° engl. lang. 

Man kennt diese Art, nach Owen, aus dem Lias von Lyme, 
Bristol, Whitby, Bitton und von Ohmden in Würtemberg. 

I. trigonodon Theodori, L.-Br. Jalrb. 1843. p. 136, 502; 184. 
p. 248, 340, 697. 

Der vorigen Art nahe verwandt. Die Zähne sind leicht ‚nach 
hinten gekrümmt und besitzen aufser 2 scharfen Seitenkanten noch eine 
dritte gerundete Längskante, so dafs ihr Durchschnitt dreieckig ist. 
Einem 7° langen Kopfe zu Folge, welcher im Lias von Banz im. Bai- 
reuthischen aufgefunden wurde, hat Theodori die Länge des ganzen 
Thieres auf 32° geschätzt. 

I. tenuirostris de la B. u. Conyb. — Jäger, foss. Rept. Würt. 
tb. 2..£ 9—12, 15, 16—21. — Buckl. Geol. Pl. 9. — I. chirostron- 
gulostinus Hawk. Pl. 13— 16. 

Mit einer sehr langen und dünnen Schnauze und viel schlanke- 
ren, etwas gebogenen Zähnen, welche nur schwach gestreift sind. 
Nach Hawkins standen 140 im Oberkiefer und 120 im Unterkiefer. 

Auch hiervon kennt man Köpfe von 2° und Skeleite von 33° 
— 8° Länge. 

Es ist eine der gewöhnlichsten Arten in England (Lyme, Strat- 
ford, Bristol, Street u. s. w.) und bei Amburg, Boll in Würtem- 
berg, bei Banz und bei Solothurn. 


Koprolithen. oder versteinerte Excremente von 
Ichthyosauren. 


Taf. V. Fig. 8 Nach Hawkins Pl. 27. (2). 


Das Vorkommen versteinerter Excremente von Sauriern ist 
ein jetzt unbestreitbares Factum. Wer auch nur einen flüchtigen 


94 REPTILIEN. 


Blick auf die Exeremente verwandter lebender Thiere, wie auf die 
der Riesenschlange geworfen hat, wird es nicht mehr bezweifeln. 
Noch mehr aber ist die Natur dieser Körper durch ihre chemischen 
Bestandtheile dargethan worden, welche vorzugsweise phosphor- 
saurer und kohlensaurer Kalk sind *), und durch ihr häufiges Vor- 
kommen in der Bauchhöhle der im Lias von Lyme Regis gefunde- 
nen Ichthyosauren-Skelette. (Buckl. Geol. Pl. 13.) 

Mantell und Buckland *“), welche die Wissenschaft mit der 
Entdeckung von Koprolithen zuerst bereicherten, lenkten hiermit 
auch die Aufmerksamkeit auf die eigenthümliche Textur dieser Kör- 
per. Die Koprolithen, welche im Lias von Lyme Regis an der 
‘ Severn-Mündung und an anderen Orten wie Kartoffeln im Boden 
zerstreut liegen, zeigen eine compacte, erdige Textur, einen fett- 
glänzenden Bruch und sind meistens spiralförmig gewunden. Buck- 
land fand an ihnen 3, nie aber mehr als 6 solcher Windungen. 
Diese spiralförmige Windung hatte ihren Grund wahrscheinlich in 
der Beschaffenheit der inneren Fläche der Darmröhre und: sie läfst 
uns schliefsen, dafs die Ichthyosauren einen Darmkanal wie die noch 
lebenden Haifische und Rochen besafsen. Bei diesen Fischen, ge- 
rade den räuberischsten unter den Bewohnern der jetzigen Meere, 
läuft eine ununterbrochene spiralförmige Falte längs der inneren 
Wandung der kleinen Gedärme herab, mit welcher die spiral- 
förmige Windung der Excremente vollkommen im Einklange steht. 
Duvernoy *””) findet in den Koprolithen mit spiralen Windungen 
und 'erdigem Bruche die gröfste Aehnlichkeit mit: den Excrementen 
der Boa: constrictor und betrachtet sie, unter dem Namen Uro- 
lithen, als Harnsedimente der Saurier, während nach seiner An- 
sicht die nicht gewundenen und solche, welche Schuppen und Grä- 
ten enthalten, wirkliche Koprolithen sind. Hawkins und Mantell 
bilden viele Koprolithen von Ichihyosauren ab, welche länglichen 
Rollsteinen oder länglichen Kartoffeln gleichen ‘und gröfstentheils 
die Länge von 2”— 4 besitzen. 


72. G. Plesiosaurus Conyb. Halidracon Wagl. Meerdrache. 
(r).nolog, nalıestehend; oavoog,) 


‘ Die Plesiosauren sind, wie schon Cuvier sagte, vielleicht 


die auffallendsten Bewohner der früheren Welt. Mit dem Kopfe 


*) S. u. Koprolithes Mantellii. 
**) Buckl. Geol. v. Agassiz, p. 208 u. f. 
***) Compt. rend. 1844. T. 19. p.: 255. 


EEE a 2 u 


SAURIER. 95 


einer. Eidechse vereinigen sie die Zähne des Krokodils, mit einem 
ungeheueren dem. Körper einer Schlange ähnlichen Halse den 
Rumpf und den Schwanz eines gewöhnlichen Säugethieres, die 
Rippen des Chamäleons und die Schwimmfülse des Wallfisches. 
(Buckl. Geol.) Sie lebten gleichzeitig mit den Ichthyosauren, wa- 
ren wie diese zum Athmen in der Luft bestimmt ‚und scheinen 
mit ihnen seichte Meere bewohnt zu haben. 

Der Kopf ist sehr klein und hat die Bildung des Gaumens, den 
Knochenring in den Augen und die Lage der kleinen Nasenlöcher 
oben vor den Augen mit den Ichthyosauren gemein, gleicht aber 
dem Krokodil durch die aus besonderen Zahnhöhlen emporwachsenden 
Zähne. "Die Schnauze ist mälsig lang, verdickt sich vorn und: weicht 
hinten stark aus einander. Die Zähne, welche bis unter die Augen- 
 höhlen stehen, sind sehr lang, dünn, spitz, und auf. ihrer Schmelz- 
fläche fein gestreift, ihre Wurzel ist glatt, gerundet und hohl, so 
dafs ihre Erneuerung wie bei den Krokodilen erfolgte. Sie variiren 
nach Alter und Art. 


Am abweichendsten von allen anderen Wirbelthieren sind die Ple- 
siosauren durch ihren schlangenartigen Hals, welcher aus ohngefähr 33 
Wirbeln besteht *). Dieser ist viel länger als der Schwanz, in wel- 
chem man 26 Wirbel erkannte. Im Ganzen beläuft sich die Zahl der 
Wirbel auf 85 —90. Alle Wirbel zeigen wenig vertiefte Gelenkflächen 
und sind in der Mitte selbst wieder etwas erhöht, an ihrer unteren 
Seite aber erkennt man an ihnen 2 kleine ovale Grübchen. Die Be- 
wegungsorgane waren ähnlich wie bei den lIchthyosauren gebildet, 
unterscheiden sich jedoch durch gröfsere, längere und schmälere Form, 
welche sich auch in den einzelnen Knöchelchen ausspricht. 


P. dolichodeirus Conyb. — Taf. V. Fig. 5. (5° 8° engl. grofs) 
und Fig. 4. ein idealer Umrifs des lebenden Thieres. — Nach Hawkins, 
Mem. of Ichthyos. and Ples. Pl. 24. (I. tessarestarsostinus). — Buckl. 
Geol. Pl. 16— 18. 

Der Hals dieses Plesiosaurus ist fast fünfmal länger als der Kopf 
und zweimal so grofs als der Schwanz, so dafs der Kopf kaum den 
dreizehnten Theil der ganzen Körperlänge ausmacht. 

' Man kennt diese Art, nach Owen, aus dem Lias von Watcheit, 
Bath und Bristol in: Somerset, von Lyme und von Bitton. in Glou- 
cestershire. | 


*) Bei allen Säugethieren sind immer nur 7, bei den Vögeln 9—28 und 
bei den lebenden Reptilien 3—8 Halswirbel vorhanden. 


96 REPTILIEN. 


P. macrocephalus Con. — Buckl. Geol. Pl. 19. f. 1. — Owen, 
a description of a Specimen of the Ples. macroceph. in Trans. Geol. 
Soc. ind Ser. Vol. V. Pl. 43. 

Unterscheidet sich von voriger Art vorzüglich durch einen viel 
eröfseren und. längeren Kopf, welcher beinahe die halbe Länge des 
Halses erreicht. 

Owen führt ihn aus dem Lias von Lyme, Street und Bath auf. 

Neben 10 Arten aus dem englischen Lias bestimmte Owen 5 aus 
dem Kimmeridge-Thone und eine Art aus dem englischen Grünsande. 

Die in Deutschland von Plesiosaurus aufgefundenen Reste be- 
schränken sich auf Wirbel und wenige andere Knochen aus dem Lias- 
kalke und Sandsteine von Banz und Bamberg ’ F und auf die in den 
Triasgebilden nicht selten vorkommenden Wirbel. - 


+ 3. G. Pliosaurus Owen. (nieo, ich schiffe.) 


ist ein Mittelglied zwischen Plesiosaurus und den Krokodilen. Seine 
Halswirbel sind viel kürzer als die Rückenwirbel, wodurch der 
Hals viel kürzer als bei Plesiosaurus wird. Bei aller Aehnlich- 
keit mit der letzteren Gattung, nähern sich die Zähne des Pkosaurus 
mehr den Krokodilen. Vorgekommen im Kimmeridge-Thone von 
Market-Ruset, Weymouth und Shotover in Britannien. (L. Br. J. 
1842. p. 491.) 


+ 4 G. Nothosaurus Münst. Bastard-Saurier. 
(vö9og, unächt; o«öoog.) 
Hierzu: Dracosaurus Münst. Drachen-Saurier”*) und die Gun 
dem Plesiosaurus zugeschriebenen Ueberreste im Muschelkalke ""*"). 
Die Nothosauren vertreten die Plesiosauren der Juraformation 
in der Trias. Sie besalsen, nach Bronn, einen langen schlangen- 
förmigen Hals mit wenigstens 27 Wirbeln, mindestens 22 Brust- 
und Lendenwirbel und über 24 Schwanzwirbel. Die Gelenkflächen 
sämmtlicher Wirbel sind etwas vertieft. Die für Plesiosaurus cha- 
rakteristischen Grübchen an der unteren Seite der Schwanzwirbel 
fehlen 7). Ihre vorderen Extremitäten waren sehr verlängert und 


*) 'Theodori in L. Br. Jahrb. 1844. p. 697. 

++) H. v. Mey. in L. Br. Jahrb. 1839. p. 559. 

*#**) Von dem unermüdlichen H. v. Meyer ist bald eine umfassendere 
Bearbeitung der Saurier des Muschelkalkes und insbesondere der Gattung 
Nothosaurus zu erwarten. 

+) Nur an einigen im Muschelkalke aufgefundenen Wirbeln, welche Mün- 
ster als Plesiosaurus speciosus bezeichnete, waren solche Grübchen vor- 
handen. (Br. Leth. p. 199.) 


SAURIER. 97 


‘ 


endeien in eine lange spitze Flosse, die hinteren waren kürzer. 
(Br. Leih. p. 188.) ni 

In neuerer Zeit wurden von dieser Gattung auch mehrere 
Schädel in dem Muschelkalke von Baireuth und von Crailsheim 
entdeckt”), welcher unter der folgenden Gattung Erwähnung ge- 
schehen soll. 

‘Die Zähne sind sehr verlängert, kegelförmig, gebogen und an: 
der Schmelzfläche scharf gestreift. Die Streifen laufen nach oben in 
einander. Innerlich sind sie, wenigstens unten, hohl.  Grofse 
Zähne, welche im vorderen Ende der Schnauze auf dem Zwischen- 
kiefer sitzen, hatten nach H. v. Meyer die Bedeutung von Schneide- 
zähnen. Aufser diesen waren im Oberkiefer noch gröfsere Eckzähne 
vorhanden, welche im Unterkiefer fehlten. Die Abweichungen der 
grolsen oberen Zähne im Noth. mirabilis von den unteren haben, 
nach demselben Gelehrten, die- Errichtung des Dracosaurus ver- 
anlafst, welcher demnach, wenigstens nach den Zähnen, nicht 
existirt "”). 

Die Nothosauren beginnen mit N. Schimperi H. v. Mey. “”) 
schon im bunten Sandsteine von Sulzbad, im Muschelkalke werden 
sie häufiger und erreichen an der oberen Gränze desselben ihre 
grölste Entwickelung und Ausbreitung, so dafs die glauconitischen 
Schichten von Rüdersdorf, Maitstedi bei Jena und die Bildungen 
von Crailsheim in Würtemberg ganz davon erfüllt sind. 

N. göganteus Münst. — Br. Leth. p. 189. 

Knochen aus dem Muschelkalke, von der Dicke der Bärenknochen, 
und 2” hohe und. an der Basis &° dicke Fangzähne lassen auf die 
sehr bedeutende Grölse dieser Art schlielsen. 

N. mirabilis Münst. — Taf. VI. Fig. 12. Nach Br. Leth.‘p. 189. 
tb. 13. £. 14. 

‘Ein Unterkiefer aus dem Muschelkalke von Baireuth liefs die 
Grölse des Thieres zu 7’ annehmen. Derselbe erweitert sich vorn 
und ist an dem 'breiten ‚vorderen Ende sehr stumpf. Die erhabenen 
Streifen der Zähne (Fig. 12.) vermindern sich an Zahl durch Zusam- 
menlaufen schon von 4 der Höhe von der Wurzel an. 

N. angustifrons H. v. Mey. Beitr. z. Palaeont. Würt. p. 47. 
tb. 10.0f. 2. | | 


*) H. v. Mey. in L. Br. J. 1839. p. 559; 1842. p: 99, 184 und Pal. 
Würt. p. 47. 

**) L. Br. J. 1839. p. 559. 

***) L. Br. J. 1842. p. 100. . 


S 


u | 


Geinitz, Versteinerungskunde, 


98 REPTILIEN. 


Ein über 6‘ langer Schädel aus dem Muschelkalke von Crails- 
heim, welcher sich sehr allmählich bis an das abgerundete Schnauzen- 
ende verlängert. | 

N. venustus Münst. — Br. Leth. p. 189. 

Er war nur 4 so grols als N. mirabilis. M. v. Meyer führt 
von ihm einen Schädel von Esperstädt an. Einzelne Knochen dieser 
Art sind nicht selten im Saurier-Dolomit des Muschelkalkes von Jena, 
Querfurth, Baireuth u. a. O., wo Muschelkalk vorkömmt. 

N. (Dracosaurus) Bronnii Münst. — Taf. VI. Fig. 6. Wir- 
bel, nach H. v. M. im Mus. Senck. 1833. Bd. 1. tb. 2. f.. 10. (3) und 
Taf. VI. Fig. 11. Zahn, nach Br. Leth. tb. 13. f. 15; — das Luneviller 
Reptil in Alberti’s Monographie des bunten Sandst. u. s. w. 

Die Zähne sind dünn, stark gebogen und eng gestreift. Die. 
Streifen vereinigen sich erst oberhalb der Mitie. 

Häufig im Muschelkalke von Baireuth, Rüdersdorf in Thüringen, 
bei Crailsheim in Würtemberg, am Schwarzwalde und bei Luneville, 
besonders in seinen obersten Schichten. 

N. (Plesiosaurus) ....? — Taf. VI. Fig. 5. a,b, e. Nach 
H. v. Mey. im Mus. Senck. Bd. 1. tb. 2. f. 1. 

Der Körper der Schwanzwirbel ist in der Mitte nur unbedeutend 
eingezogen und zeigt auf seiner oberen, seitlich etwas vorstehenden 
Fläche eine eigenthümliche kreuzförmige Figur (5. a.), die an das 
sogenannte ‚Blücher - Kreuz erinnert, in welche die Fortisätze eingelenkt 
waren. Seine Gelenkflächen sind kreisrund und schwach concav, allein 
in der Mitte der hinteren derselben (Fig. 5. ec.) erhebt sich eine kleine 
Convexität, ähnlich wie bei Plescosaurus. | 

Im Muschelkalke bei Jena, bei Beichlingen und bei Baireuth 
nicht selten. 


+5. @ Simosaurus H. v. Mey. (oıuög, Stumpfschnauze; 
cavgog.) 


Der Kopf dieses Sauriers erinnert, nach -H. v. Meyer”), 
durch die drei Paare deutlich unterschiedener Löcher in der Obker- 
seite, welche, von vorn anfangend, die Nasenlöcher, Augenhöhlen 
und Schläfengruben darstellen, zunächst an Noihosaurus, ohne 
dafs jedoch die Augenhöhlen und Schläfengruben so ganz der 
Oberseite angehören, als im letzten Genus. In beiden Gattungen 
ist die Schnauze unmittelbar vor den Nasenlöchern gewöhnlich am 
schmalsten, indem sich ihr äufserstes Ende erweitert. Hier ist 


*) L. Br. Jahrb. 1842, p. 184 u. 302. 


SAURIER. 99 


dieses Ende viel breiter und stumpfer gerundet, als in Nothosaurus. 
Wie bei dieser Gattung, liegen nahe an dem vorderen Ende zwei 
grofse, getrennte Nasenlöcher, und die Augenhöhlen kommen auf 
die vordere Hälfte der ganzen Länge des Schädels, wodurch bei 
beiden die Gesichtsstrecke sehr verkürzt wird. In Simosaurus ist der 
Kopf verhältnifsmäfsig kürzer und breiter als in Nothosaurus, bei- 
den fehlte aber eine eigentliche Scheitelwölbung, und in beiden 
ist ein ovales Scheitelloch an der schmalsten Stelle des Scheitel- 
beines anzutreffen. Die Schläfengruben liegen bei ersterem weiter 
aus einander als bei letzterem, bei Nothosaurus sind die Augen- 
höhlen im Allgemeinen länger als breit, bei Simosaurus hingegen 
-fast eben so breit als lang. Hier liegen die Augenhöhlen näher 
den Schläfengruben, dort näher den Nasenlöchern; die Nasenlöcher 
sind in Simosaurus ein wenig länger als in Nothosaurus, und in 
ersteren ist ihr vorderer Winkel auffallend spitz u. s. w. Die 
Zähne stecken, wie die des Nothosaurus, seines Verwandten und 
Zeitgenossen, mit langen starken Wurzeln in getrennten Höhlen. 
Sie stehen bei Simosaurus von der Gegend vor den Nasenlöchern 
an bis in die Gegend der hinteren Hälfte der Schläfengrube, auf 
jeder Seite des Oberkiefers 25—26 an Zahl, und nehmen nach 
vorn allmählig an Grölse und Stärke zu. Bei Nothosaurus hin- 
gegen führen die Zähne nur bis in die Gegend der vorderen Schlä- 
fengrube zurück, und gleichwohl ist ihre Zahl ungefähr um die 
Hälfte gröfser als in der verwandten Gattung. Die Zähne sind 
kleiner und nehmen nach vorn nur unbedeutend zu, wofür sie 
jedoch durch die starken und grolsen Zähne entschädigt sind, welche 
schon früher .beschrieben wurden. In Simosaurus sind die klei- 
neren Zähne etwas stärker und stumpfer kegelförmig, an der Basis 
ihrer Krone etwas eingezogen und hier mit einer scharfen Kante 
. versehen, übrigens im Durchschnitte fast kreisrund. Die Längs- 
streifen, welche bis in die Spitze gehen, verlieren sich am unte- 
ren Ende da, wo die Krone bauchiger wird. Die Zähne des Un- 
terkiefers sind gleichförmiger und kleiner als die im Oberkiefer, 
wie es bei Nothosaurus der Fall ist, dessen Zähne jedoch noch 
'kleiner und schlanker sind. (H. v. Meyer.) 

Von $. Gaillardoti H. v. Mey. (L. Br. J. 1842. a. a. O. u. 
Pal. Würt. p. 45. tb. 11. f. 1.) beschrieb H. v. Meyer mehrere Schä- 
del, welche im Muschelkalke von Luneville und bei Ludwigsburg in 
Würtemberg aufgefunden wurden. 

S. Mougeoti H. v. Mey., L. Br. J. 1842. a. a. 0, 

Hiervon kennt man Unterkiefer aus Luneville, 


100 REPTILIEN. 


+6. @. Charitosaurus H. v. Mey. (y«gıs, Anmuth; owvgog.) 


C. Tschudii H. v. Mey. in L. Br. J. 1838, p. 415.- Taf. VI. 
Fig. 8. Unterkieferhälfte aus dem Muschelkalke von Esperstädt. * 

Die Zähne (Fig. 8. a. vergrölsert) sind ziemlich von gleicher 
Gröfse, verengen sich stark an der Basis ihrer Krone, laufen nach 
oben in eine scharfe Spitze aus und sind längsgestreift. Sie stecken 
in gesonderten Höhlen und scheinen in allen Stücken denen von Simo- 
saurus sehr ähnlich zu sein. 


+ 7. 6. Conchkiosaurus H. v. Mey. Muschel-Saurier. 
(z0yytov, Muschel; o«ögog.) 

Der Schädel dieses Sauriers gleicht am meisten dem eines 
Alligators; seine Nasenlöcher liegen am Ende der Schnauze. An 
der Seite derselben steht in dem Oberkiefer (Taf. VI. Fig. 2.) 
ein grolser, spitzer und gekrümmter Zahn, und vor diesem we- 


nigstens noch ein kleiner. Hinter ihm findet man aber wenigstens. 


11 kleinere kolbige kegelförmige Zähne von ungleicher Gröfse 
(Fig. 2. a. und b.), die an ihrer Basis verengt und bis zur Spitze 
gestreift sind (Fig. 2. c.). Sämmtliche Zähne stehen in gesonder- 
ten Höhlen und sind unten hohl. Einzige Art: 

C. clavatus H. v. Mey. im Mus. Senck. 1833. Bd. 1. tb. 1. 
f. 3, 4, wovon die Abbildung auf Taf. VI. entnommen wurde, kommt 
in dem Muschelkalke von Baireuth und von Esperstädt vor. 


Anhang. 


+ 8. G. Belodon H. v. Mey. (#2%os, Pfeil; odwv, Zahn). 
Hierzu: Phytosaurus Jäger. 


Die Zähne sind breit, dick und haben fast die Form eines 
Pfeiles, indem ihre Krone zusammengedrückt und schwach gekrümmt 
ist, oben aber spitz zuläuft. 

B. Plieningeri H. v. Mey., Pal. Würt. tb. 12. f. 20—24, ist, 
nebst einer anderen Art mit längeren Zähnen, auf den Keupersandstein 
(Stuben- oder Streusandstein) von Württemberg beschränkt. 

Die Identität dieser Gattung mit Phytosaurus suchte Plieninger 
schon bei der Versammlung deutscher Naturforscher 1843 in Mainz 
nachzuweisen, und diese Ansicht wurde von ihm in den Beiträgen 
zur Paläontologie Würtembergs, 1844. p. 91 u. f., noch ausführ- 
licher durchgeführt. 


Taf. VI. Fig. 9. a. giebt, nach Jäger’s Abbildung seines Phy-- 


tosaurus Oylindricodon (foss. Rept. Würt. tb. 6.) einen Umrils des 


SAURIER. 101 


Kiefers; Fig. 9. ce. stellt einen wirklichen Zahn in halber natür- 
licher Gröfse dar; Fig. 9. b. in halber natürlicher Gröfse die Aus- 
füllungen der Zahnhöhlen mit Gesteinsmasse, welche von Jäger 
für die Backzähne eines pflanzenfressenden Sauriers gehalten wor- 
den waren. 

Diese Reste, so wie die des Phytosaurus cubicodon, waren 
im grobkörnigen Keupersandsteine von Rübgarten in der Nähe von 
Tübingen gefunden worden. 


+ 9. @. Brachytaenius H. v. Mey. (fouxvs, kurz; 
zawvla, Streif.) 


B. perennis H. v. Mey. (Münst. Beitr. z. Petref. Hft. 5. 
p. 22. tb. 8. f. 2.) begreift nur die Krone eines Zahnes aus dem 
gelben Jurakalke von Aalen, welcher am mehrsten an die Zähne 
des Belodon Plieningeri erinnert, jedoch weniger zusammengedrückt ‘ 
und in seiner oberen Hälfte mit 2 scharfen, schwach gezähnelten 
Kanten versehen ist. 


710. G. Termatosaurus Plien. (rZoue, Gränze: oaöoog.) 


Als T. Albertä bezeichnet Plieninger (Pal. Würt. p. 123 — 
125. tb. 12. f. 25. 37. 95. 94.) ganz eigenthümliche Zähne, welche 
weder mit Saurierzähnen aus der Trias übereinstimmen, an deren 
oberer Gränze sie in dem Sandsteine von Tübingen in Würtem- 
berg vorkommen, noch mit Saurierzähnen aus der Juraformation. 
Sie sind schlank, gegen die Kuppe ziemlich gedrungen und aus- 
gebaucht, übrigens mehr cylindrisch und mit einer sehr regel- 
mälsigen, im Allgemeinen parallelen und ziemlich gedrängten Sitreif- 
ung von halbcylindrisch-abgerundeten und nach unten regelmälsig 
gabelnden Erhöhungen und cylindrisch-ausgerundeten Vertiefungen 
bedeckt. 


+ 11. @ Neustosaurus Raspail. (vedorng, der Schwimmer.) 


N. Gigondarum, nach Raspail ein neues Geschlecht fisch- 
‚artiger Reptilien aus den Bergen von Gigondar, das aber noch 
zu wenig gekannt ist. (Notiz in L. Br. J. 1843. p. 238.) 


E. Labyrinthodonten. 


Saurier mit prismatischer Zahnstructur, wie sie sehr ähnlich 
an den Zähnen einiger Säugethiere vorkömmt. Der Querschnitt 
dieser Zähne stellt labyrinthartige Zeichnungen dar (Taf. V. Fig. 
10. b.), welcher Charakter ihnen den so bezeichnenden Namen 
verschafft hat. 


102 REPTILIEN. 


Sie sind ausschliefslich auf die Trias- oder Muschelkalkfor- 
mation beschränkt, und sowohl in dem bunten Sandsteine, dem 
Muschelkalke, als in der Lettenkohle und dem Keuper wird diese 
Familie durch eigenthümliche Geschlechter vertreten. 

Mit gewohnter Genauigkeit haben H. v. Meyer und Plieninger”) 
diese Familie zum Gegenstande einer monographischen Arbeit ge- 
wählt, nachdem Owen an einigen, im Sandsteine bei Warwick 
gefundenen Zähnen die Structur derselben schon nachgewiesen hatte. 

Der englische Anatom stellt diese Saurier in die Ordnung 
der Batrachier, und nach seiner Ansicht würden dieselben ohn- 
gefähr das Ansehen gehabt haben, wie es Taf. V. Fig. 11. aus- 
drückt. Er findet es ferner auch wahrscheinlich, dafs die in dem 
Keuper und bunten Sandsteine vorkommenden Fährten und Fährten- 
abdrücke von diesen oder ähnlichen Thieren herrühren, wie diels 
nach Owen’s Zeichnung aus Fig. 11. auf Taf. V.**) hervorgeht. 

In den Beiträgen zur Palüontologie Würtembergs beweist 
aber H. v. Meyer, dafs die Labyrinthodonten wegen der Gegen- 
wart des Thränenbeines, des Ober- und Unter-Hinterhauptbeines, 
des Schlafbeines, des hinteren Stirnbeines und des Jochbeines keine 
Batrachier sein können, da den letzteren alle genannten Beine feh- 
len, und dafs sie im Gegentheil sich unmittelbar an die Saurier 
anreihen, da die meisten Knochen ganz ähnlich wie im Krokodil 
und in älteren fossilen Sauriern gebildet sind. Die in einem Löcher- 
paare bestehende Nasenöffnung ist, nach demselben Gelehrten, la- 
certenartig, ihre Lage aber auf der Oberseite wie im Krokodil 
und in älteren Sauriern. Die verhältnilsmäfsige Grölse der Augen- 
höhlen, deren Begränzung durch Knochenplatten und die Lage auf 
der Oberseite sind krokodilartig. In Betreff der Gegend, wo die 
Augenhöhlen auftreten, gleicht Capitosaurus dem Krokodile, Mas- 
todonsaurus den Lacerten und Metopias den Schildkröten und 
einigen älteren Sauriern. Der Gelenkfortsatz des Hinterhauptes ist 
ähnlich den Batrachiern und Säugethieren. Die Gaumenbewäffnung 
erinnert zunächst an Batrachier, die Structur der Zähne an Saurier 
und Fische, und die Art des Einsetzens vielleicht an Saurier; die 
Art der Befestigung der Zähne ist wie in Sauriern und Fischen, die 
Beschaffenheit der Rippen und Wirbel wie in Sauriern, zumal in 
älteren fossilen, und auch der Körpergröfse.nach waren diese Thiere 
Saurier. (H. v. Mey. Pal. Würt. p. 31.) Ä 


*) Beiträge zur Paläontologie Würtembergs von H. v. Meyer und Th, 
Plieninger. Stuttgart, 1844. 
**) Nach Richardson, Geology for Beginners. London, 1842. 


SAURIER. 103 


Die Oberfläche des Hauptstirnbeines zeigt ein merkwürdiges 
Neiz von Umebenheiten, welches bei Hastodonsaurus in mehreren 
längslaufenden‘ Strahlen und Rinnen besteht, bei Capifosaurus und 
Meiopias aber aus einer centralen grübchenreichen Gegend, von wel- 
cher aus die Strahlen und Rinnen mehr oder weniger divergirend 
sich verbreiten. _Bei Metopias liegt diese centrale Grübchengegend 
mehr in der vorderen Hälfte, bei Capitosaurus in , der hinteren 
Hälfte der Länge des Hauptstirnbeines (y. Mey. Pal. W. p. 21). Auch 
das Nasenbein und andere flache Knochen, als das Brustbein, das 
Schulterblait u. a., sind mit ähnlichen mehr oder weniger, neiz- 
förmigen oder strahlenförmigen Grübchen und Erhöhungen geziert, 
welche in den verschiedenen Gattungen auch von einander abwei- 
chen. Endlich ist noch eines leierförmigen Eindruckes ‚auf dem 
Felde zwischen den Augenhöhlen und den Nasenlöchern zu ge- 
denken, welcher an den ‚Labyrinthodonten sehr auffallend hervor- 
tritt und dessen Form sich hauptsächlich nach der Lage der Augen- 
höhlen richtet. - Man nennt diesen Eindruck die Brille, da seine 
beiden Arme an das vordere innere Ende der Augenhöhlen grän- 
zen, ähnlich wie das mitilere Gestell einer Brille an die Umfassung 
der Gläser. 

Fährten nach zu schliefsen, welche aus den nämlichen Ge- 
steinsbildungen bekannt sind, in denen man die ‚Ueberresie der 
Labyrinthodonten bis jetzt nur gefunden hat, gehörten diese Thiere 
wohl vorzugsweise dem Lande an. 


+ 1. G. Capitosaurus Münster. (Capat, Kopf; oavgos.) 


Der Kopf ist nach vorn stumpf gerundet; die ovalen, etwas 
kleineren Augenhöhlen liegen ohngefähr in der Mitte der hinteren 
Hälfte der Schädellänge; die Nasenlöcher am vorderen Schnauzen- 
ende sind, wie die Augenhöhlen, weit von einander entfernt. In 
einiger Entfernung hinter den Augenhöhlen ist das. Scheitelbein 
mit einem kleinen Loche durchbohrt, welches an der äufseren Fläche 
rund, an der inneren queroval ist. 

Zwei Arten im Keuper. | 

C. robustus H. v. Mey. u. Flieninger, Pal. Würt. p. 6, 73 u. 
eu. ihr ri, 2 

Mehrere Schädel aus dem Keupersandsteine von Stuttgart. Die 
Zähne sind bis in die Nähe der Krone fein gestreift, stecken nicht 
in Alveolen und sind auf dem Kieferknochen aufgewachsen. 

€. arenaceus Münst.; H. v. Mey. in L. Br. J. 1842. p. 302; 
Pal. Würt. p. 11. _ Schädel aus dem Keuper von Benk in Franken. 


104 REPTILIEN. 


12. G Mastodonsaurus Jäger. Salamandroides ”) Jäger. 
Batrachosaurus”“) Fitzinger. Labyrinthodon Owen. 


Der Kopf ist nach vorn zugespitzt; die grofsen, länglich- 
ovalen Augenhöhlen liegen etwas hinter der Mitte des Schädels und 
in geringerer Entfernung von einander als bei Capitosaurus. Die bei- 
den Nasenlöcher am Schnauzenende sind klein, vor ihnen stehen am 
vorderen Ende des Unterkiefers 2 grofse Zähne. Auch in dieser 
Gattung ist ein kleines, scharfrandiges Scheitelloch zu erkennen. 
An Zähnen ist, besonders im Oberkiefer, ein Ueberfluls vorhanden. 
Der Gröfse nach unterscheidet H. v. Meyer im Schädel des M. 
mittelgrofse, welche am Rande des vorderen Schnauzenendes 
sitzen und die Schneidezähne zu vertreten scheinen, kleine, wor- 
aus im Kieferrande die eigentlichen Backenzähne bestehen, und 
grolse Zähne, welche in der vorderen Hälfte der Zahnreihe von 
den Backenzähnen weiter nach innen auftreten und entweder auch 
dem Gaumenknochen oder dem Pflugscharbeine angehören. 

Die Gestalt der Krone der grolsen Zähne ist spitz kegel- 
förmig und die Krone schwach einwärts gekrümmt, ihr Querschnitt 
kreisrund, das obere Fünftheil platt, die unteren $ sind durch vertiefte 
Linien gestreift, und im unteren Dritttheile verdoppeln sich diese 
‚Linien in Zahl. Aehnlich sind die mittelgrofsen Zähne beschaffen, 
während die kleinen einen ovalen Querschnitt zeigen und nur die 
untere Hälfte der Krone gestreift erscheinen lassen. 

Die Zähne sind in eigenen napfartig vertieften Gruben auf- 
gewachsen. (H. v. Mey. Pal. Würt.) 

M. Jaegeri H. v. Mey. u. Plieninger, Pal. Würt. p. 11, 57, 
3u.2.2.0.083, 2 1.1-30,05f7 1,906 Tf. 
3, 0.7.13, 0 
Taf. VI. Fig. 10. Ein Zahn nach Jäger, foss. Reptilien Würtemb. 1828. 
ib. 4. f. 5. (3). 

Schädel von 3° Länge, Zähne und verschiedene Knochen aus 
der Lettenkohle von Gaildorf und dem Lettenkohlensandsteine bei Bi- 
berfeld. 
M. Meyeri Münst. Zähne aus dem Muschelkalke von Rothen- 
burg an der Tauber. 


*) Foss. Rept. Würtemb. 1828. p. 38 u. foss. Säugeth. Würt. 1835. p. 1. 
**) Batrachiosaurus (Batrachiotherium) Harlan ist ein den Ichthyo- 
sauren und den Batrachiern verwandtes Genus, von welchem ein Kieferende 


am Yellowstone-Flusse unfern des Missouri aufgefunden wurde. (L. Br. 
J. 1839. p. 623; 1840. p. 742.) 


SAURIER. 105 


M. Andriani Münst., Beitr. z. Petref. Hf. 1. p. 110. tb. 13. f. 8. 

Grolse Zähne aus dem Keupersandsteine von Ober- und  Unter- 
franken. 

Mehrere Arten von Labyrinthodon beschreibt Owen aus dem 
neu-roithen Sandsteine von Warwick und Leamigton, wozu nament- 
lich der Zahn von L. pachygnathus Owen (Taf. V. Fig. 10.) 
gehört *). 


+ 3. G. Metopias H. v. Mey. (uerwnias, mit grofser 
breiter Stirn.) 


Der Kopf ist in der Gegend des Hinterhauptbeines am brei- 
testen, nimmt nach vorn an Breite allmählig ab und rundet sich 
in der Gegend der Nasenlöcher, also am vorderen Ende, stumpf 
zu. Seine grölste Breite verhält sich zu der grölsten Länge ‚wie 
11:14. Die Augenhöhlen liegen etwas vor der Mitte der Schä- 
dellänge und weit von einander entfernt. Das Scheitelloch ist 
längs oval, vorn etwas spitzer als hinten, und liegt an der Gränze 
des hinteren Längenviertheils. 

M. diagnosticus H. v. Mey. in L. Br. Jahrb. 1842. p. 302; 
v. Mey. u. Plien. Pal. Würt. p. 18, 73 u. a. a. O. tb. 10. £ 1. 

Einzige Art aus dem Keuper- oder Schilfsandsteine der Gegend 
von Stuttgart. 

Dem Muschelkalke allein gehört die folgende Gattung an: 


+ 4. G. Xestorrhytias H. v. Mey. (yesrös, geglättet; 
? ovris, Runzel), 
wovon nur X. Perrini aus Luneville bekannt ist “*), 


und dem bunten Sandsteine: 


+ 5. G. Odontosaurus H. v. Mey. (döov: 00.000g.), 


welche Gattung von H. v. Meyer 1834 nach Kieferfragmenten und 
einer gröfseren Knochenplatte mit Strahlen und Rinnen auf der 
Oberfläche aufgestellt worden ist. Er beschreibt diese Reste, wel- 


che aus dem bunten Sandsteine von Sulzbad (Soulz-les-Bains) stam- _ 


men, als 0. Voltzi ”""). 


*) L. Br. Jahrb. 1841. p. 629 und 1843. p. 239.—H. v. Mey. u. Plien. 
Pal. Würt. p. 36. 
**) H. v. Mey. u. Plien. Pal. Würt. p. 6 u. 128. 


*%**) H. v. Mey. im 2. Bde. der Mem. de la Soc. d’hist. nat. de Strass- 
.bourg, Pal. Würt. p. 1. 


106 REPTILIEN. 


+ 6. @. Trematosaurus v. Braun. (zejuo, ein Löch; owöoog.) 


Aus dem bunten Sandsteine der Umgebungen von Bernburg 
besitzt der Herr Kammerpräsident v.. Braun in Bernburg eine aus- 
gezeichnete Sammlung von Köpfen und mannichfachen Knochen, 
welche mit Mastodonsaurus sehr grofse Aehnlichkeit haben, wahr- 
scheinlich aber eine neue Gattung ‚dieser Familie bilden. _ Ihnen 
fehlt weder das Scheitelloch, wefshalb diesen Sauriern vorläufig _ 
der Name Trematosaurus v. Br gegeben wurde, noch die brillen- 
artige Vertiefung zwischen den Augenhöhlen und Nasenlöchern, so 
wie die eigenthümliche Furchung sämmtlicher Schädelknochen. 

Im Kopfe stehen zwei Reihen Zähne neben einander, von 
welchen eine dem Kieferbeine, die andere einer dem Kieferbeine 
seitlich angehefteten Zahnleiste angehört. Die Zähne, deren Zahl 
sehr grofs ist, reichen, nach innen kleiner werdend, bis hinter 
die Augenhöhlen; die Vorderzähne sind klein und schwach, doch 
besitzt der Unterkiefer zwei stark hervortretende gerade konische 
Fangzähne. Die Nasenlöcher sind elliptisch und öffnen sich mit 
platten Rändern *). / 

Hr. v. Braun, welcher zwei Arten seiner Saurier unterschei- 
det, ertheilte darüber die ersten Mittheilungen bei der Versamm- 
lung der Naturforscher im Jahre 1841 zu Braunschweig, und wird 
sich durch neue Mittheilungen über dieselben in den schon von 
ihm bearbeiteten „‚Beiträgen zur Geognosie und Paläontologie An- 
halts‘* zum gröfsten Danke verpflichten. 


Fährten von Sauriern im bunten Sandsteine. 


it Chirosaurus Kaup. Cheirotherium Kaup. (yso, Hand; 
00000g.) 

Wiewohl die Füfse der Labyrinthodonten noch unbekangt sind, 
so dürfte doch hier an dem Ende dieser die Trias ‚bezeichnenden 
Familie gerade der passendste Ort sein, eigenthümlicher Reliefs 
zu gedenken, ‚welche am meisten an die von Reptilien - Taizen 
erinnern. 

Nachdem schon früher Eindrücke von Fufstapfen: im. bunten 
Sandsteine bei Dumfries in Schottland entdeckt, von Dunkan in den 


*) L. Br. J. 1844. p. 569. 
**) Buckland, welcher diese Eindrücke in seiner Geology Pl. 26 abbil- 
det, weist auf ihre grofse Aehnlichkeit mit denen von Landschildkröten: hin. 


SAURIER. 107 


waren, wurde Hr. Consistorialrath Sickler in Hildburghausen im 
Frübjahre 1833 auf eigenthümliche Gestalten aufmerksam, die er 
auf einigen bestolsenen Platten des bunten Sandsteines von Hels- 
berg bei Hildburghausen wahrnahm; nach seiner Meinung konnten 
dieselben nur von organischen Wesen herrühren, und schon im 
Sommer 1834 zeigte es sich, wie schön seine Ansicht darüber 
gerechtfertigt wurde. Denn als von neuem die Brüche von Hefs- 
berg eröffnet waren, fanden sich jene Gestalten in einer Deutlich- 
keit, wie man sie kaum hätte ahnen können. Sie kommen als 
Reliefs auf der unteren Seite der Sandsteinplatten vor und haben 
ganz das Ansehen von einer Hand. Dabei läfst sich immer ein 
deutliches Fortschreiten und eine sich gleich bleibende Schrittweite 
beobachten, wodurch die Vermuthung, dafs man in diesen Reliefs 
die Hochabdrücke von Thierfährten zu erkennen habe, fast zur 
. Gewilsheit erhoben wird. Da der Sandstein, auf dessen unte- 
rer Fläche die Reliefs sich zeigen, auf einer Mergelthonschicht 
von 3° Höhe aufliegt, so scheint nur die Erklärung zulässig zu 
sein, nach welcher jene vierhändigen Thiere einst in den weichen 
Thon eingetreten sind und ihre Fulseindrücke durch später darauf 
abgelagerten. Sandschlamm ausgefüllt wurden. Und wie ein jeder 
Thon bei dem Austrocknen an seiner Oberfläche Risse erhält, so 
mulstie es auch geschehen, dafs die unter der Reliefplatte liegende 
Schicht durch zahlreiche Risse durchkreuzt wurde, deren erhabene 
Abdrücke auf den Reliefplatten früher irrigerweise darin Wurzeln 
oder üppige Schlingpflanzen erblicken lielsen. 

Chirasaurus Barthii Kaup. — Taf. V. Fig. 9; nach Sickler. 
— Chirotherium Barthii Kaup in L. Br. Jahrb. 1835. p. 328. — Ch. 
majus und Ch. minus Sickler, Sendschreiben an Blumenbach, 183#; 
die Plastik der Urwelt im Werrathale, 1836; Buckl. Geol. Pl. 26, 27. 
— Palaeopithecus Voigt in L. Br. Jahrb. 1835. p. 324. — Affe oder 
Beutelthier Bronn im Jahrb. 1835. p. 232. — Didelphys Wiegmann, Ar- 
chiv 1835. p. 127, 395. — Amphibium Berthold, Gött. Anz. 1835. p. 32; 
L. Br. Jahrb. 1841. p. 667 u. a. a. O0. —H. v. Meyer u. Plieninger, 
Pal. Würt. p. 79. 

Die Tatzenreliefs von Ch. majus zeigen einen Vierhänder an, des- 
sen hintere Hände über das Doppelte grölser als die vorderen waren. 
Die Länge ‘der ersteren betrug an einem Exemplare 8° Nürnb., bei 
einer Breite von 5”, die der letzteren 4” bei einer Breite von 3". 
An diesen Tatzen erkennt man einen Daumen und 4 andere Zehen, 
und an beiden das frühere Vorhandensein einer spitzen ‚Klaue. Vor 
jeder gröfseren Tatze steht eine um die Hälfte kleinere, welches 


108 ; REPTILIEN. 


Verhältnifs sich auf gröfseren Platten in regelmäfsigen Entfernungen 
der Schrittweite des Thieres wiederholt. Dabei ist abwechselnd der 
Daumen des ersten Tatzenpaares nach der einen, der des nächsten 
Paares nach der anderen Seite gewendet, so dafs man hieraus das 
frühere Fortschreiten des Thieres selbst noch ersieht. Sämmtliche Ab- 
drücke liegen nicht nur fast in einer geraden Linie, sondern es kehrt 
sich der Daumen sogar mehr nach aufsen und bezeichnet somit einen 
Gang ,‚en fauchant,‘“ wie er, nach Link, unter den lebenden Rep- 
tilien nur dem Chamäleon eigen ist. | 

Die Schrittweite des beschriebenen Individuums betrug 17 18: 
allein es wurden durch Sickler auch Reliefs von 12” Länge bei % 
Schrittweite aufgefunden. 

Ein anderes Thier zeigen die Fährtenabdrücke auf Taf. V. 
Fig. 12. an, welche Sickler *) mit Chirosaurus Barthii zusammen 
bei Helsberg entdeckte. 

Buckland wies 1858 Chirosaurus-Fährten und solche von 
Landschildkröten, welche letztere denen von Dumfries glichen, in 
einem Sandsteine von Liverpool nach “”). 

Cotta lenkte 1839 die Aufmerksamkeit auf eigenthümliche, 
hufeisenförmige Reliefs aus dem bunten Sandsteine bei Pölzig im 
Altenburgischen und Klein-Pörthen im Reufsischen *"*), welche 
auf Taf. V. Fig. 13 u. 14. in natürlicher Gröfse abgebildet sind. 
Diese Körper dürften indefs eher krebsartigen Thieren oder Schleim- 
ihieren angehören, als Thierfährten sein {), zumal da hier niemals 
eine Anordnung derselben vorgefunden worden ist, woraus man 
auf ein regelmäfsiges Fortschreiten des Thieres hätte schliefsen 
können. 

Zu gleicher Zeit beschreibt Laspe eine dreizehige Fährte 
aus demselben Sandsteine von Klein-Pörthen. Bei einer Länge von 
15 — 2 verdicken sich die Zehen keulenförmig nach vorn fr). 

Koch und Schmid bereicherten die Fährten- Wissenschaft mit 
der Entdeckung von Fährten im bunten Sandsteine von Jena frr), 
welche iheils den Hefsberger Fährten, theils den von Cotta ent- 


*) Die Plastik der Urwelt, tb. 7. 

**) L. Br. Jahrb. 1839. p. 491—49. 

*#**) Ueber Thhierfährten im bunten Sandsteine, 1839. u. in L. Br. Jahrb. 
1839, p- 10. 

+) Geinitz in d. Mitth. aus d. Osterlande, 1839. p. 110. 

++) Laspe in L. Br. Jahrb. 1339. p. 416. 

+++) Koch und Schmid, die Fährtenabdrücke im bunten Sandsteine 
bei Jena. 1841. 


SCHLANGEN. 109 


deckten hufeisenartigen Körpern gleichen, und in demselben Jahre 
noch machte Haidinger eine neue Art vorweltlicher Thierfährten 
aus Siebenbürgen bekannt *), welche nach ihm von Schildkröten 
herrühren. Bei Würzburg wurden ähnliche Entdeckungen durch 
Rumpf gemacht. (Briefl. Mitth.) 


3. Ordn. Ophidia. Schlangen. 


Dem langen, walzenförmigen Körper der Schlangen entspricht 
natürlich auch ein langes Skelett. Bisweilen zählt man daran bis 
300 Wirbel und 200 Rippen. Die Beine fehlen äufserlich ent- 
weder ganz, oder es sind von den Hinterbeinen nur schwache Ru- 
dimente noch sichtbar. Die beiden Hälften des Unterkiefers sind 
vorn nicht verwachsen, sondern nur durch ein sehniges Band ver- 
bunden. Unter- und Oberkiefer sind beweglich. Mit dem Kiefer- 
rande sind die Zähne innig verwachsen, welche hakenförmig nach 
rückwärts gekrümmt und theils hohl (Giftzähne), theils auf dem 
Rücken nur mit einer tiefen Furche versehen (Furchenzähne) 
sind... Der Rücken der Schlangen ist mit Schuppen und der Bauch 
mit einfachen (Halbringen), unter dem Schwanze aber mit paarigen 
oder unpaarigen Schildern bedeckt. 

Mit Sicherheit kennt man fossile Schlangen nur aus tertiären 
Schichten, und die mannichfachen Angaben über ihre Auffindung 
"in älteren Bildungen beruhten meistens auf der Verkennung anderer 
schlangenartig gewundener Körper. So mögen die sogenannten 
schlangenförmigen Absonderungen, welche so häufig in der unte- 
ren Abtheilung des Muschelkalkes vorkommen, von Seeschwämmen 
herrühren und vielleicht am besten den Alcyonien zuzuschreiben 
sein, während andere ähnliche Körper, welche mit wirklichen 
Schlangen höchstens die Art ihrer Windung gemein haben, jedoch 
keine Spur eines Skelettes zeigen, entweder unorganischer Natur 
oder von niedrigstehenden Organismen entstanden sind. 


Coluber L. Natter. 


C. (Tropidonotus?) Podolicus H. v. Mey. in L. Br. J. 1844. 
p- 563. 

Schlangenwirbel aus dem Tertiärgebilde *“) am Dniester in Podo- 
lien, in welchen Pusch in seiner Palaeontologie (p. 168. tb. 15. f. 5. 
a, b, c) grofse Aehnlichkeit mit denen der Siren lacertina fand. 


*) L. Br. Jahrb. 1841. p. 546. 
**) Pusch in L. Br. Jahrb. 1842. p. 179. 


110 REPTILIEN. 


C. Owenii H. v. Mey. (L. Br. J. 1844. p. 331 u. 565), aus 
dem Molassemergel von Oeningen, unterscheidet sich von der vorigen 
Art durch etwas gröfsere Wirbel, deren hintere Gelenkfortsätze mehr 
nach hinten, statt in voriger mehr nach auflsen gerichtet sind. 

a Een: Von beiden Arten sind die durch H. v. Meyer *) 
aus dem Tertiärgebirge von Weisenau untersuchten Wirbel verschie- 
den, welche kleiner sind, und mit denen zugleich auch einige Unter- 
kiefer vorkommen. 

Cuvier bestimmte Wirbel einer Coluber aus den tertiären Mergeln 
von Argenton und dem Pariser Gypse ”*), Lartet aus dem Gers-Dep.***), 
Wagler aus der Knochenbreetie von Sardinien und Owen aus dem 
Londonthone von Sheppey- 

Als Ophis dubius bezeichnete Goldfufs +) eine Art;jaus: der 
Braunkohle des Siebengebirges bei Bonn. 

Als + Palaeophis Owen 2 Arten aus dem tertiären dene 
von Kyson und aus dem Londonihone von Bracklesham, von welchen 
die eine mindestens 20° Länge erreicht haben mochte +}). 


4. Ordn. Batrachia. Lurche. 


Bald mit kürzerem, bald mit längerem Körper, welcher mit 
einer nackten, schuppenlosen Haut bedeckt ist, und welchem viele, 
in anderen Reptilien noch vorhandene Knochen, wie die Rippen, 
gänzlich fehlen oder verkümmert sind (vergl. Labyrinthodonten). 
Kein Reptil zeigt besser das wundersame Durcheinandergreifen von 
Thierklassen, als gerade der Batrachier, indem derselbe eine förm- 
liche Metamorphose erleidet. Dasselbe Individuum, welches zuerst 
in der Jugend durch Kiemen athmet, gleichsam ein Fisch ist, wird 
später erst zu einem durch die Lungen athmenden Reptil. Hierbei 
erscheinen auch erst die Beine, welche dem jungen Batrachier 
fehlten. Defshalb sind an diesen Thieren bald 4, bald 2, bald 
gar keine Beine äufserlich‘ sichtbar. 


Wirkliche Batrachier kennt man bis jetzt -noch aus keiner. 


älteren Formation als aus der tertiären tf7T). Alle Angaben aber 
über das Vorkommen lebender Frösche und Kröten in älteren Ge- 


steinen beruhen gewils nur auf Täuschungen. 
u 


*%) L. Br. Jahrb. 1843. p. 396 u. 1844. p. 369. 

**) Keferstein, Naturgesch. 2. p. 270; v. Mey. Pal. p. 164. 

***) L. Br. Jalırb. 1839. p. 737. 

2) Nov. Act. Ac. Leop. Carl. Nat. Cur. 15. 1. p. 127. ib. 13. f. &. 
+2) L. Br. Jahrb. 1842. p. 49. 

+11) H. v. Mey. Pal. Würt. p. 30. 


ııa 


b; 


LURCHE. 111 


a. Ungeschwänzte Batrachier. 


\ a 
Körper kurz und breit, ohne Schwanz und vierbeinig. 
1. G. Rana L. Frosch. 


R. diluviana Goldf., Nov. Act. Ac. Leop. Car. Nat. Cur. 15. 
B.iiper 119106: Ref reif 3. 

Er übertraf den gemeinen Wasserfrosch merklich an Gröfse und 
unterscheidet sich von diesem vornehmlich durch die Kürze seines 
Körpers im Verhältnifs zu der Länge des Kopfes. 

In der schieferigen Braunkohle bei Rott u. a. O. am Sieben- 
gebirge. h 

Knochen von anderen Arten dieser Gattung beschreibt Pusch *) 
aus tertiären Schichten am Dniester in Podolien, H. v. Meyer von 
Weisenau, und einen fossilen Knochen von Shukowce Eichwald als 
R. volhynica. 


2. 6. Bufo Laurent. Kröte. 


Hinterfüfse mit halber Schwimmhaut. 

Krötenknochen kommen nach Pusch zugleich mit Froschknochen 
am Dniester vor, und wohl mögen auch einige bei Weisenau, an wel- 
chem wichtigen Fundorte H. v. Meyer die Existenz zahlreicher Arten 
ungeschwänzter und geschwänzter Batrachier nachwies, hierzu gehören. 


1 3. G. Latonia H. v. Mey. 


Der gröfste der hier vorkommenden ungeschwänzten Batrachier 
stand an Gröfse der Hornkröte (Ceratophrys) Amerikas nicht nach und 
war von der Latonia (Ceratophrys) Seyfriedi@ H. v. Mey. aus der ter- 
tiären Ablagerung von Oeningen speciell verschieden *”). 

Ein Exemplar der Latonia H. v. Mey., des grofsen Frosches von 
Oeningen, war früher immer für einen Vogel gehalten worden "**). 


amerikanischen Kröte anzeigten, fand Lartet im Gers-Dep., und Can- 
tor schrieb die Fragmente eines Batrachierschädels, dessen Länge etwa 
10° betragen zu haben scheint, und welche in der Ebene Nahun 
von Sandstein umschlossen gefunden worden, waren, gleichfalls einem 
ungeschwänzten Batrachier zu +). 


*) L. Br. Jahrb. 1842. p. 180; Paläont. v. Polen, tb. 15. f. 5. d—I, 

**) L. Br. Jahrb. 1843. p. 395 u. 1844. p. 565. 

**+*) L. Br. Jahrb. 1844. p. 690. 

+) Wiegm. Arch. 1839. 2. p. 390. — Ueber ältere Angaben vergl. H. v. 
Meyer’s Palaeologica. 


\ 


112 REPTILIEN. 


b. Geschwänzte Batrachier. 


Ihr eidechsenähnlicher Körper ist verlängert, rund und lang 
geschwänzt. Meistens haben diese Thiere 4, selten 2 Beine. 
Zähne stehen in beiden Kiefern und in dem Gaumen. 


1. G. Triton Laur. Wassermolch. 


Schwanz zusammengedrückt. 

T. noachicus Goldf., Nov. Act. Ac. Leop. Car. Nat. Cur. 15. 
1. p. 1%. ib. 23. f. 6, 7. 

Er war von den lebenden Arten durch den Bau seines Schädels 
sehr verschieden. Der Kopf war 33 lang und 2% breit, der Rumpf 
63° und der Schwanz 12” lang, so dafs die Grölse des ganzen 
Thieres etwa 2 betrug. | | 

In der schieferigen Braunkohle am Siebengebirge. 

T. palustris (?) fosselis wird von Karg aus dem Oeninger _ 
Schiefer angeführt, und eine sehr kleine Art fand Lartet im Gers- 


Departement. 


‚2. G. Salamandra Laur. Erdmolch. 


Schwanz drehrund. 

S. ogygia Goldf., Nov. Act. Ac. Leop. Car. Nat. Cur. 15. 1. 
p. 124. tb. 13. f. 4, 5. 

Er unterschied sich von dem lebenden Erdmolche durch seinen 
Schädelbau und durch die weit nach hinten liegenden Augenhöhlen, 
von dem Wassermolche aber durch einen breiteren Kopf. | 

Mit Rana diluviana zusammen in der schiefrigen Braunkohle am 
Siebengebirge. 


3. G. Cryptobranchus Leuckart. (zounrög, verborgen; 
ßeayxogs, Kieme.) 


(Salamandra Barton, Cuv. etc. Abranchus Harl. Menopoma 
Harl. Protonopsis Bart. Salamandrops Wagl. Proteus Cuv. Proteo- 
cordylus Eichw. Andrias Tschudi. Palaeotriton Fitzinger. Hydrosa- 
lamandra Leuckart.) 

Die Kiemen sind bleibend und später nur noch durch einen 
länglichen Spalt an den Seiten des Halses angedeutet. Kopf und 
Kumpf sind etwas platt, die Fülse kurz und dick, vorn vier-, 
hinten fünfzehig, die Zehen klein und getrennt, der Schwanz, wie 
bei den Tritonen, zusammengedrückt. Die typische Art lebt in 
den Sümpfen Nordamerikas. (Br. Leth. p. 1166.) 


LURCHE. — FISCHE. \ 113 


Mit dieser Gattung vereinigte van der Hoeven das Skelett 
aus dem Sülswasserschiefer von Oeningen, welches Scheuchzer als 
Homo dilwii testis 1726 beschrieb, und welches damals die ge- 
bildete Welt in so grofses Erstaunen setzte. Cuvier erkannte 'zu- 
erst seine nahe Verwandtschaft mit den Salamandern und bestimmte 
dasselbe als Salamandre gigantesque. 

Die ganze Länge des Thieres, an dem man das Schwanzende 
nicht kennt, ist, nach Bronn, etwa 3’, von welchen der Schwanz 
ohngefähr 3 ausmachen mochte. Der Kopf ist 4° lang ‚und 6’ 
breit, und die Augenhöhlen haben 13“ Durchmesser. Vorn in den 
Kinnladen steht eine doppelte Reihe kleiner Zähne. Die Wirbel 
(bis zu dem Becken 19) sind länger als breit. Die kurzen Rip- 
pen und die Extremitäten zeigen nichts Eigenthümliches. (Holl, 
Petrefactenkunde, p. 95 u. Bronn, Leihaea, p. 1169.) 


IV. Klasse. Pisces. Fische. 


Es sind Rückgratthiere mil roihem, kalten Blute, welche 
durch Kiemen athmen, mit Schuppen oder Schildern bedeckt sind 
und sich im Wasser mit Flossen bewegen. 

Die Kiemen sind an bogenförmige Knochen, die Kiemen- 
bogen, befestigt und mit einem Deckel, dem Kiemendeckel, 
bedeckt. Dieser besteht aus 3 Knochenstücken, von denen der 
Vorderdeckel dem Augenhöhlenrande zunächst liegt, darunter 
der Unterdeckel sich an die innere Seite des horizontalen 
Astes des Vorderdeckels legt, und der Zwischendeckel die 
hintere untere Ecke bildet. Der- Oberkiefer theilt sich mit dem 
Alter gewöhnlich in zwei bestimmte Stücke, die Kiefern oder 
Kinnladen und die Zwischenkiefern. Alle Theile des Mundes 
können mit Zähnen besetzt sein, welche, mit Ausnahme des Säge- 
fisches, nie eingekeilt sind. Die Entwickelung der Zähne nimmt 
im: Allgemeinen nach dem äufseren Rande hin zu, wo sie damn 
ausfallen oder abbrechen und wieder durch solche ersetzt werden, 
die auf dem inneren Rande der Kiefern entstehen. Die Wirbel- 
säule, sei es nun, dafs sie aus einem einfachen Rückenstrange 
oder aus getrennten, mit ihren kreisrunden Seiten an einander 
gefügten Wirbeln besteht, erlaubt wegen der verticalen Forisätze 
kaum die geringste. Biegung des Rückens. 

Die Bewegungsorgane der Fische bestehen in häutigen, durch 
strahlenförmige Knochen (Strahlen) ausgespannten Flossen, wel- 
che nach ihrer Lage Brustflossen (Br.), Bauchflossen (B.), 


Geinitz, Versteinerungskunde, 8 


114 FISCHE. 


welche beide paarig stehen, Afterflossen (A.), Rückenflos- 
sen (R.) und Schwanzflossen ($.) heilsen. Diese Strahlen 


sind meistens gegliedert, oder besiehen nur aus einem steifen 


Stücke (Flossenstachel). 

Ueber dig Naturgeschichte der fossilen Fische haben beson- 
ders Blainville, Cuvier und Agassiz neues Licht verbreitet. 

Man kennt jetzt über 8000 Arten von Fischen, darunter 
ohngefähr 1500 versteinerte. y 

Von letzteren folgt hier eine Uebersicht ihrer Gattungen und 
der gewöhnlichsten Arten, wie sie in dem klassischen Werke „Re- 
cherches sur les Poissons fossiles, par Louis Agassiz, Neuchatel, 
1833 — 18435°* *) gegeben worden ist. 

Die Fische beginnen in kleiner Anzahl schon in dem Ueber- 
gangsgebirge, etwas zahlreicher zwar, aber ebenso einförmig noch 
als jene, zeigen sie sich in der Steinkohlen-, der Zechstein- und 
Muschelkalk-Formation. Den Placoiden, als den ältesten For- 
men, gesellten sich erst in der oberen Abtheilung der Grauwacken- 
gebilde die Ganoiden zu, und von ihnen zeigen sich bis vor 
der Bildung des Lias nur Heterocercen oder Arten mit un- 
symmetrischer Schwanzflosse. In der Juraformation, zu welcher 
Agassiz auch die Wealdenbildungen zählt, finden sich die beiden 
Ordnungen der Placoiden und Ganoiden in gröfster Menge, 
von ersteren besonders grofse Flossenstacheln und gefurchte Zähne, 
von leizieren aber nur Homocercen oder Arten mit symmetri- 
scher Schwanzflosse. Mit der Formation der Kreide sieht man jene 
beiden Ordnungen, 'welche in der lebenden Schöpfung vorwalten, 
die Ctenoiden und Cycloiden, zum ersten Male auftreten, 
doch kommen hier noch mehr als 3 jetzt nicht mehr lebender 
Gattungen vor. In den unteren Tertiärbildungen, als im Thone 
von London, im Grobkalke von Paris und im Monte Bolca ge- 
hören etwa 3 der Arten jetzt lebenden Gattungen an, und die 
Arten der Molasse, der oberen Subapenninenformation und des 
Crags von Norfolk erstrecken sich meistens auf gemeine Gattungen 
der tropischen Meere. Demohnerachtet aber ist Mallotus villosus, 
den man an Grönlands Küsten häufig in Thonnieren findet, nach 
Agassiz der einzige fossile Fisch, welcher mit denen unserer Meere 
vollkommen identisch ist. 


*) Die Fortsetzung dieses Prachtwerkes erscheint jetzt unter dem Titel: 
„Monographie des Poissons fossiles du vieux gres rouge ou Systeme de- 
vonien (Old-red-Sandsione), Soleure, livr. I.—II. 1844. 


Da 


KREISSCHUPPER. 115 


1. Ordn. Oycloides Ag. Oyclolepidoti Ag. 
Mreisschupper. 


(xixkog, Kreis; &idog, Gestalt.) 
Taf. VII. Fig. 30. 31. Taf. VIIT. Fig. 1. 


Fische mit einem vollkommenen Knochenskelette, mit kreis- 
runden oder elliptischen Schuppen, welche aus hornigen Schich- 
ten gebildet sind und deren Hinterrand ganz und nicht gezäh- 
nelt ist. j 

Sie erscheinen zuerst in der Kreideformation. Die Gattungen 
und Arten nehmen in den tertiären Bildungen zu, und in der le- 
benden Schöpfung bildet diese und die folgende Ordnung mehr 
als & von allen bis jetzt bekannten Arten von Fischen, während 
das vierte Viertel auf die Ordnungen der Ganoiden und Placoiden 
vertheilt ist. 


Erste Abtheilung. 


Mit zwei Rückenflossen, von denen die eine stachelig, die andere 


k weich ist. 


1. Fam. Scomberoides Cuv. Makrelen. 


Mehr oder weniger verlängerte, meistens spindelförmige Fische 
mit 2 Brustflossen oder unter der Kehle gelegenen Bauchflossen. 
Die verticalen Flossen sind unbeschuppt und die Rückenflossen 
bald zusammenhängend, bald getrennt. Kiemendeckel ohne Dornen 
und Zähne. Kiefern mit starken kegelförmigen oder glattem Sam- 
met ähnlichen Zähnen besetzt. Schuppen sehr klein. Eine grolse 
Zahl ihrer Gattungen ist ausgestorben. 


t1. G. Gasteronemus Ag. (yaoryo, Bauch; vjua, Faden.) 


Körper zusammengedrückt ”). Leib. sehr ‚breit. Bauchflossen 
an der Brust, von einem sehr grofsen Beckenknochen getragen. 
Sie bestehen aus einem langen einfachen Strahle vor einem. klei- 
nen Knochen. Zähne sehr klein. 

Zwei Arten im Monte Bolca. 


+2.G. Acanthonemus Ag. ( üxav$«, Stachel; vijue, Faden.) 


Nahe verwandt der. Gattung Equula C. Körper untersetzt. 
Rückenflossen zusammenhängend. Dornige Strahlen der R. und A. 


*) Unter „zusammengedrückt“ ist stets ‚‚seitlich zusammengedrückt oder 
comprimirt ,‚‘“ unter „niedergedrückt“ aber „von oben zusammengedrückt oder 
deprimirt‘ verstanden. 


8: 


116 FISCHE. 


sehr: entwickelt. B. an der Brust. Schnauze vorstreckbar. Zähne 


bürstenförmig. 
Wenige Arten im Monie Bolca und tertiär im Vicentinischen. 


3. G. Vomer Cuv. Spiegelfisch. 


Körper untersetzt, zusammengedrückt, mit sehr kleinen Schup- 
pen besetzt. Kopf grols. Profil sehr schief. B. an der Brust. 
R. getrennt. Wirbelfortsätze stark, die der Hinterleibswirbel vor- 
wärts gekrümmt. Flossenstrahlen kurz und dünn. 

Wenige Arten’ bei Glaris, im ‚Monte Bolca und am Libanon. 


4. G. Zeus L. Sonnenfisch. 


Körper untersetzt. Kopf grofs. Schnauze vorstreckbar. R. 
dornig, aus sehr langen Strahlen gebildet. Von 2 A. ist die eine 
stachelig, die andere weich. Die weichen R. und A. sind von 
dicken knochigen und stacheligen Schildern begleitet. Bauchrand 
mit ähnlichen Schildern... Wirbel kurz. Rippen sehr schlank und 
an sehr starke untere Wirbelfortsätze befestigt. 

Eine Art. 

9. G. 'Lichia Cuv. 


Körper verlängert und zusammengedrückt. Erste Rücken- 


flosse aus freien, beweglichen Stacheln und aus einem vorwärts 
gerichteten, feststehenden Stachel gebildet. 2 freie Stiacheln vor 
der A. Zähne bürstenförmig. 

Eine Art im Monte Bolca. 


6. G. Trachinotus Lacepede. (rouyös, rauh; vorog, Rücken.) 
Körper untersetzt und erhoben. Profil sehr schief. Erste 

R. mit freien Stacheln. Zähne sammetartig. - | 
Eine Art im Monte Bolca. 


+ 7. G. Carangopsis Ag. (Caranz; vs, Gesicht.) 


Körper verlängert, zusammengedrückt. Erste R. aus ziem- 
lich langen Stacheln bestehend, ohne einen. nach vorn gerichteten. 
Keine freien Stacheln vor der A. Zweite R. der A. gegenüber. 
Zähne bürstenförmig. 

Vier Arten im Monte Bolca. 


+8. G. Amphistium Ag. (ougpl, ringsum; toriov, Segel.) 


Körper breit und untersetzt, wahrscheinlich flach. R. zusam- 
menhängend, über die Hälfte des Rückenrandes einnehmend. A. 
sehr grofs. | 

Eine Art im Monte Bolca. 


u ER FTETT _ u. - 


KREISSCHUPPER. . 117 


1 9 G. Palimphyes Ag. (nokuugvng, wiederbelebt.) 

Körper untersetzt. R. getrennt.‘ B. sehr grofs. Der fleischige 
Theil. (Fuls) des Schwanzes_ ist breit. Wirbel kurz und zahlreich. 

Drei Arten aus den Schiefern ‚von. Glaris. 

+ 10. G. Archaeus Ag. (dexalos, alt.) 

Körper mehr oder weniger verlängert. Wirbel lang und an 
Zahl gering. Knochen der Zwischenfortsätze dünn. 

Zwei Arten von Glaris. 

r 11. G. Isurus Ag. (toos, gleich; ovo&@, Schwanz.) 

Körper unterseizt. Kopf grofs. Fuls des Schwanzes sehr 
zurückgezogen. Skelett stark. 

Eine Art von Glaris. 


t 12. G. Pleionemus Ag. (ni&ios, voll; vyuea, Faden.) 


P. macrospondylus von Glaris. 


+ 13. G. Duetor Ag. 


Körper verlängert, cylindrisch. Fufs des Schwanzes breit. 
Wirbel lang und gering an Zahl. 


Eine Art vom Monte Bolca. 


14. G. Thynnus Cuv. Thunfisch. 


Körper verlängert. R. zusammenhängend. Falsche Flossen 
hinter der R. und A. Ungleiche Schuppen bilden ein Schild um 
die Brust. 

Zwei Arten vom Monte Bolca. 


15. G. Orcynus Cuv. 


Durch sehr lange Brustflossen vom vorigen unterschieden. 
Zwei Arten vom Monte Bolca. 


16. G. Cybium Cuv. 


Körper verlängert. R. zusammenhängend. Falsche Flossen: 
Grolse Zähne in den Kiefern. 

Eine Art vom Monte Bolca, eine aus dem Londonthone von 
Sheppey. ; 


+ 17. 6. Goniognathus Ag. (yoria, Winkel; yvagog, Kiefer.) 


Zwei Arten von Sheppey. 


118 FISCHE. 


+ 18. G. Enchodus Ag. (?yxos, Schwert; ödoös, Zahn.) 


Sehr entwickelte, an der inneren Seite gewölbte, an der 
äufseren mehr zusammengedrückte Zähne nehmen den ganzen Um- 
fang der Kinnlade ein. Am Rande derselben stehen bürstenför- 
mige Zähne. 

E. halocyon Ag., Vol. 5. p. 64. tb. 25. ce. fig. 1—16. — 
Esox Lewesiensis Mant., Geol. of Suss. tb. 44. f. 1, 2. ib. 33. f. 2 —4. 

Die Zähne stehen sehr entfernt und ihre Zahl ist gering, etwa 
6—7 gröfsere auf jeder Seite des Unterkiefers. 

In 'weifser Kreide von England, im Plänerkalke von Strehlen 
und Böhmen. 


+ 19. G. Anenchelum Blainv. (dva, an, auf; ?yyekıor, 
kleiner Aal.) 


Körper aalartig verlängert. Kopf stumpf. Zähne stark. R. 
zusammenhängend. B. aus einigen langen Strahlen gebildet. Wir- 
bel lang und schlank. Die Seitenfortsatzknöchelchen an die mitt- 
leren Wirbelfortsätze angedrückt. 

Sechs Arten von Glaris. 


t 20. G. Nemopteryx Ag. (vnua, Faden; nr£ov&, Flügel.) 


Körper verlängert. S. abgerundet. Br. sehr grols. Zähne 
sehr stark. Wirbelsäule kräftig. | 
Zwei Arten von Glaris. 


+21. G. Xiphopterus Ag. (Sipos, Schwert; zzeoöv, Flügel.) 


X. falcatus vom Monte Bolca. 


T 22. G. Palaeorhynchum Blainv, (zuAauög, alt; 
00yx05, Schnabel.) 


Körper aalartig. Kopf klein, mit gleichen zahnlosen Kie- 
fern, die sich in einen langen, dünnen Schnabel verlängern. R. 
und A. sehr entwickelt. $. klein und gabelig. Seitenfortsätze 
der Wirbel paarweise. 

Sieben Arten von Glaris. 


+ 23. G. Hemirhynchus Ag. (nu, halb; 6uyxos, Schnabel.) 


Körper verlängert. Oberkiefer schnabelartig. verlängert . und 
zahnlos. Schuppen grofs. Skelett schwach. Dornfortsätze schlank. 
Zwischenfortsatzknöchelchen paarweise. 


KREISSCHUPPER. 119 


2. Fam. Xiphioides Ag. 

Es sind verlängerte, kleinschuppige Fische, deren Oberkiefer 
schnabelartig verlängert ist. B. stehen an der Brust. Zähne bürsien- 
förmig. Das starke Skelett besteht aus langen Wirbeln, deren 
Dornfortsätze breite, senkrechte Platten bilden. Gelenkfortsätze 
sehr entwickelt. 


1. 6. Tetrapterus Raflinesque. (Tereanzegog, vierflügelig.) 


Oberkiefer sehr verlängert. Die R. beginnt im Nacken. B. 
an der Brust. Schuppen lang und dünn. Wirbel sehr lang und 
in der Mitte sehr vertieft. 

Eine Art aus der Kreide von Lewes, eine Art aus dem London- 
thone von Sheppey. 


t 2. G. Coelorkhynchus Ag. (xoidog, hohl; gvyxog, Schnabel.) 


Eine ausgestorbene Gattung mit zwei Arten von Sheppey. 


3. Fam. Sphyrenoides Ag. 
(Sphyraena ; &idog, Gestalt.) 
Verlängerte Fische mit grofsen Schuppen, grofsen schnei- 


denden Zähnen und getrennten Rückenflossen. Die Bauchflossen 
stehen am Unierleibe und die Wirbel sind wenig zahlreich. 


1. G. Sphyraena Bloch. Pfeilhecht. 


Körper dünnleibig. Kopf verlängert. Starke schneidende 
Zähne stehen auf den Zwischenkiefern, dem Gaumenbeine und dem 
Unterkiefer. Eine stachelige R. ist von einer weichen getrennt. 
Wirbel verlängert und wenig zahlreich. 

Vier Arten vom Monte Bolca und Lihanon. 


t 2. G. Sphyraenodus Ag. (Sphyraena,; ödovs, Zahn.) 
Kinnladen mit sehr starken, aber einförmigen und schwach 


zusammengedrückt-kegelförmigen Zähnen. 
Eine Art ‘von Sheppey. 


t 8. G. Hypsodon Ag. (öwyı, empor; ödwr, Zahn.) 
H. Lewesiensis Ag. (Vol. 5. p. 99. tb. 25. a. u. b.) aus der 


Kreide von England, in den Conglomeraten des Tunnels von Oberau 
in Sachsen; zwei Arten von Sheppey. 


146 Saurocephalus Harl. (vaögos, Eidechse; »epaAn, Kopt) 


Zähne sehr zusammengedrückt und gerade. 
Zwei Arten in weilser Kreide, eine vielleicht bei Bilin (Reufs)- 


120 FISCHE. 


+ 2,6; Saurodon Hays. (owögos, Eidechse, ödwr, Zahn.) 


Zähne zusammengedrückt, an ihrem Gipfel schief und an der 
Basis gestreift. 
Eine Art in weilser Kreide. 


7 6. G. Cladocyclus Ag. (xAddog, Zweig; xUxkog, Kreis.) 


Die trichterförmige Oeffnung der Schuppen in den Seiten- 
linien ist ästig. 
Zwei Arten, aus der Kreide und von Brasilien. 


1 7. @. Rhamphognathus Ag. (oaugpos, Schnabel; 
yva$og, Kiefer.) 


Körper verlängert. B. am Unterleibe. Von den sehr ver- 
längerten Kiefern überragt der obere den unteren. 
Eine Art vom Monte Bolea. 


7 8. G. Mesogaster Ag. (u£oos, mitten; yaorno, Bauch.) 


Körper verlängert. B. am Unterleibe. Kopf kurz und stumpf. 
Kiefern gleich lang. 
Eine Art vom Monte Bolca. 


4. Ram. Bilennioides Ag. 


Untersetzte, meistens kleine Fische mit kleinen Schuppen. 
Die Bauchflossen stehen an der Kehle. Eine einzige, sehr lange 
Rückenflosse besteht theils aus dornigen , theils aus weichen Strah- 
len. ‘Zähne mehr oder weniger entwickelt. 

In der jetzigen Schöpfung nicht zahlreich, in Bis früheren 
nur durch eine Gattung vertreten. 


+ Spinacanihus Ag. (Spinax ; axuvda, Stachel.) 


Die erste R. besteht aus Stacheln, deren Länge der des Ganzen 
Körpers gleich kommt und wovon die ersten an ihrer Basis ge- 
zähnelt sind Die zweite R. ist schlank. 

9. Dblennioides Ag. vom Monte Bolca. 


9 Fam. Eophioides Cuv. 


Sehr unregelmälsige Fische. Ihre Br. werden durch armartig 
verlängerte Knochen getragen. B. an der Brust. Die Schuppen 
fehlen oder werden durch knochige Höcker oder kleine Dornen 
vertreten. Kopf -grofs. : Kiefern mit zahllosen scharfen Zähnen be- 
walfnet. 


KREISSCHUPPER. 121 


Lophius L. Artedi. Seeteufel. (Aogıa,. Mähne.) 


Kopf sehr breit und niedergedrückt. Rachen sehr grofs. Von 
den beiden R. erstreckt sich die erste bis auf den Kopf. 
L. brachysomus Ag., vom Monte Bolca, ist die einzige fossile Art. 


6 Fam. Labroides Cuv. 


Längliche Fische mit grofsen Schuppen. Eine einzige Rücken- 
flosse, deren vorderer Theil aus dornigen ‚Strahlen gebildet wird. 
Bauchflossen an der Brust. Kinnladen mit fleischigen Lippen. Keine 
Zähne am Gaumenbeine. Schlundknochen mit grofsen Zähnen. Ar- 
ten sehr zahlreich in der lebenden Schöpfung. 


Labrus L. Artedi. Lippfisch. 


Körper untersetzt. Skelett plump. Lippen dick und fleischig. 
Kiemendeckel ohne Stacheln und Zähne. 
Eine Art vom Monte Bolca, eine aus der Molasse der Schweiz. 


Zweite Abtheilung. 


Mit einer einzigen. weichen Rückenflosse. 
7. Fam. Cyprinoides Ag. Karpfen. Weifsfische. 


Längliche, sehr regelmäfsige Sülswasserfische, von denen nur 
wenige in Salzseeen leben. Bauchflossen am Hinterleibe. Die un- 
teren Schlundknochen mit einer Reihe oder mehreren Reihen von 
starken Zähnen. Der kleine Mund ist mit fleischigen , oft bärtigen 
Lippen umgeben. Wirbelsäule kräftig, aus: wenigen Wirbeln ge- 
bildet. Sie haben 3 Kiemenstrahlen. 

Sie scheinen in den sülsen Gewässern der Tertiärepoche 
ebenso häufig als in unseren jetzigen Seeen und Flüssen gelebt. zu 
haben. Nur eine Gattung von ihnen ist gänzlich ausgestorben. 


+1. G. Acanthopsis Ag. (exav$«, Stachel; os, Gesicht.) 


Körper sehr verlängert, zusammengedrückt und ‚schlecht ge- 
staltet. Schwanzflosse abgestutzt ‘oder gerundet. R. ein wenig vor 
den B. Bart kurz. Unteraugenhöhlen, beweglich, zweispaltig und 
in scharfe Spitzen endend. Schuppen kaum bemerkbar. 

A. angustus Ag. aus dem Schiefer von Oeningen. 


2. G. Cobitis L. Grundel. 
Körper verlängert, cylindrisch. Wangen ‚glatt. Unteraugen- 


höhlen unbeweglich und unter der Haut verborgen. ' Schlundzähne 
keilförmig geschliffen. Schuppen klein. 


122 FISCHE. 


Zwei Arten von Oeningen, eine Art aus dem Sülswasserkalke 
von Mombach. 


3. G. Gobio L. Gründling. 


Körper cylindrisch. R. gegenüber den B., mit ‘einem grofsen 
einfachen Strahle. Die kegelförmigen Schlundzähne stehen in 2 
Reihen. Schuppen von mittler Gröfse und sehr dünn. 

G. analis Ag. von Oeningen. 


4. G. Tinca Cuv. Schleihe. 


Körper unterseizt. Flossen dick. Schuppen klein. 
Zwei Arten von Oeningen, eine aus dem Sülswasserkalke von 
Steinheim. 


5. G. Leuciscus Klein. Ag. Weifsfisch. 


Körper spindelförmig und mit grofsen Schuppen bedeckt. 
Schlundknochenzähne in zwei Reihen. Skelett stark. 

Elf Arten, theils von Oeningen, theils aus dem Polirschiefer, 
der Braunkohle und dem Sülswasserkalke. 

L. papyraceus Bronn., Zeitschr. f. Mineral. v. Leonhard, 1828. 
p. 396. — Taf. VII. Fız. 1, Nach Apass. VoL od. p. al..tb. 56.55. 

Häufig in der Braunkohlenformation, als: in der Papierkohle bei 
Bayreuth und Bonn und dem Polirschiefer von Kutschlin bei Bilin 
in Böhmen. 


1 6. G. Aspius Ag. 


Körper zusammengedrückt, verlängert und mit grofsen, an 
ihrem Hinterrande vorspringenden Schuppen bedeckt. Mund schief 
von oben nach unten gespalten. Der untere Kiefer überragt den 
oberen, Schlundzähne verlängert und in zwei Reihen. R. hinter 
den B. S. sehr gabelförmig. Skelett dünn. 

‚ Zwei Arten, von Oeningen und aus der Braunkohle von M£nat. 


+ 7. G. Rhodeus Ag. (oödeog, rosenfarben.) 


Körper untersetzt, zusammengedrückt, mit grolsen dünnen 
Schuppen bedeckt. Schlundzähne schiefllächig. R. der A. gegen- 
über. $. gabelförmig. Nur kleine Fische. 

Zwei Arten von Oeningen. 


tr 8 G. Cyclurus Ag. (xuxkog, Kreis; ovo@, Schwaız.) 


S. abgerundet. R. und A. sehr grofs. Wirbelsäule an ihrem 
Ende aufwärts gekrümmt. Wirbel dick und kurz. Schuppen dick 
und verlängert. 

Eine Art von Oeningen, eine von M£nat. 


KREISSCHUPPER. 123 


8, Fam. Cyprinodonies Ag. 


Längliche, sehr regelmälsige und kleine Fische mit 'grofsen 
Schuppen. B. am Unterleibe. Die Kiefern tragen Zähne. Mehr 
als drei Kiemenstrahlen. 

Die Arten sind alle tertiär und gehören zu der Gattung: 


Lebias Cuv. 


Körper wenig verlängert. Kiefern horizontal abgeplattet und 
mit einer Reihe von gezähnelten Zähnen besetzt. Kiemendeckel 
grofs. Kiemenstrahlen zahlreich. R. gegenüber der A. 

Fünf Arten tertiär. 


9, Fam. Esocides Cuv. 


Dünnleibige und grofsschuppige Fische. B. am Hinterleibe. 
Die zahnlosen Oberkiefern stehen mit den Zwischenkiefern in einer 
Linie. Zähne des Unterkiefers, des Gaumens und Pflugschaarbeines 
im Allgemeinen sehr stark und kegelförmig. 

Aulser Istieus sind alle Sülswasserlische. 


1. G. Esox L. Cuv. Hecht. 


Körper verlängert, cylindrisch. Kopf grols, mit verlängerter, 
stumpfer und niedergedrückter Schnauze. Rachen weit. _Oberkiefern 
zahnlos. Zwischenkiefern mit kleinen konischen Zähnen. . Starke 
Zähne im Gaumen, in der vorderen Gegend des Nasenbeines und 
des Unterkiefers.. Kiemenstrahlen sehr zahlreich. S. wenig aus- 
gerandet. R. und A. sehr nahe der S. und einander gegenüber. 
Schuppen grofs. Skelett dünn. 

F. Otto Ag. im Diluvialmergel bei Breslau. 

Eine Art von Oeningen. 


+ 2. G. Holosteus Ag. (0%0g, ganz; dor&ov, Knochen.) 


Körper sehr verlängert. Skelett dünn. Rippen schwach. 
Muskelgräten zahlreich und grofs. 
Eine Art von Oeningen. 


+ 3. G. Sphenolepis Ag. (ognv, Keil; Aszis, Schuppe.) 


Körper verlängert. Schnauze spitz. R. gegenüber der B. 
8. kaum gabelförmig. Schuppen grols. 
Zwei Arten im Gypse von Montmartre, und bei Oeningen. 


+ 4. G. Istieus Ag. (ioriov, Segel.) 


Körper verlängert. Die grofse R. nimmt fast den ganzen 
Rückenrand ein. A. sehr zurückgestellt. Schuppen grols. Wir- 


124 FISCHE. 


bel sehr kurz. Dornfortsätze sehr gedrängt. Fortsatzknöchelchen 
weniger zahlreich als die Fortsätze. Kleine Zähne in den Kinnladen. 
Vier Arten in der Kreideformation bei Münster. 


10. Fam. Halecoides Ag. 


Regelmäfsige Fische mit mehr oder weniger grolsen Schup- 
pen. B. am Hinterleibe. Im Öberkiefer finden sich öfters Zähne. 
Diese sind im Allgemeinen kegelförmig. Skelett schlank. Kleine 
oder mittlere Fische. | | 


1. G. Mallotus Cuv. (uaAwrög,, wollig.) 


Ein verlängerter Körper mit schlankem_ Skelette ai Brust- 
bein. R. in der Mitte. A. sehr grofs. Zähne sammetartig. 

M. villosus Cuv., Salmo grönlandicus Bloch, Ag. Vol. 5. p. 98. 
tb. 60. — Er wird 5—7 lang und lebt noch im ganzen Nordmeere. 
An Grönlands Küsten findet man das Skelett ‘davon häufig in Mergol- 
nieren, welche die Form des Fisches angenommen haben. 

Es ist nach Agassiz die einzige Art fossiler Fische, welche zu- 
gleich noch lebend gefunden wird. 


2. G. Osmerus Artedi. Stint. (öounons, riechend.) 


Körper verlängert. R. den B. gegenüber. Starke kegel- 
förmige Zähne in den Kiefern und auf dem Gaumenbeine. 
Eine Art im Grünsande von Ibbenhühren und eine im Schiefer 
von Glaris. 
+ 3. G. Osmeroides Ag. (Osmerus; £idog.) 


R. weit vorn. Kopf abgeplattet. Mund ziemlich klein. -Brust- 
beinrippen fehlen. | 

Unter fünf .Arten der Kreideformation ist die gewöhnlichste: 

O0. Lewesiensis Mant. (Salmo I.) Geol. of Suss. pl. 40. f. 1., 
pl. 33. f. 12, pl. 34. f- 1, 2. — Taf. VU. Fig. 30. Eine Schuppe, nach 
Ag. Vol. 5. p. 105. tb. 60. 5; 60. c..— Gein. Char. tb. 2. £. 3. a. .b. 

Häufig im Plänermergel und Plänerkalke von Sachsen und Böh- 
men und in der Kreide von Lewes in England. 


+ 4. G. Acrognathus Ag. (#xo0g, der höchste; 
yvasog, Kiefer.) 


A. Boops Ag., mit grofsem, breitem, abgeplattelem Kopfe, in 
der Kreide von Lewes. 


} 5. G. Aulolepis Ag. (dvkös, Röhre; Anis, Schuppe.) 
A. fypus Ag.  Ebendaher. 


KREISSCHUPPER. 125 


6. G. Alosa Cuv. Alse. 


Körper regelmälsig. Wirbelsäule aus zahlreichen Wirbeln ge- 
bildet. Brustbeinrippen sind vorhanden. Die Mitte der oberen 
Kinnlade ist ausgerandet. 

Eine. Art tertiär von Oran. 


+ 7. G. Megalops Cuv. (u&yos, grols; ww, Gesicht.) 
Eine Art im Londonthone von Sheppey. 


86. Clupea L. Häring. 


Körper regelmäfsig, mit Brustbeinrippen. R. in der Mitte 
des Rückens. ae | 
Vierzehn: fossile Arten, meistens tertiär. 


9. G. Engraulis Cuv. Sardelle. 
Körper verlängert. Maul grofs. Die spitze Schnauze über- 
ragt den Unterkiefer. R. den B. gegenüber. Ohne Brustbeinrippen. 
Eine Art vom Monte Bolca. 
r 10. G. Halec Ag. 


Kopf breit und abgeplattet. Rachen weit aufgerissen. Un- 
'terkieferknochen' sehr schmal. Brustbeinrippen fehlen. 

H. Sternbergii Ag. Vol. 5. p. 123. tb. 63. Kleine Zwi- 
schenfortsatzknöchelchen der R. sehr breit. 

Im Pläner von Böhmen. 


rt 11. G. Platin» Ag. (nAarıy&, Ruder.) 


Körper verlängert. ‚R. sehr zurückgestellt. Br. sehr lang. 
Wirbelsäule sehr kräftig. Brustbeinrippen fehlen. 
Zwei Arten vom Monte Bolca. 


+12. 6. Notaeus Ag. vWroc, Rücken.) 


Körper untersetzt.i »S.) abgerundet. Die R. breitet sich über 
den gröfsten Theil des Rückens aus. B.. am Unierleibe.. Wirbel 
höher als lang. 

‚Eine Art. im Gypse des :Montmartre. 

+ 135. @. Coelogaster Ag. (xoilog, hohl; yaoryo, Bauch.) 

A. analıis Ag. 


11. Fam. Anguilliformes Cuv. Aale. 


Sehr verlängerte Fische mit sehr kleinen Schuppen. B., bis- 
weilen sogar auch die Br. fehlen. Sie haben kleine, im Allge- 
meinen kegelförmige Zähne. 


126 FISCHE. 


1. G. Anguilla Thunb. Flufsaal. 


Die Br. mit Kiemen, welche sich von beiden Seiten unter 
den Flossen öffnen. Die R. beginnt in einer bestimmten Entfern- 
ung vom Nacken. 

Acht Arten, von denen sechs vom Monte Bolca, eine von Oeningen 
und eine aus dem Sülswasserkalke sind. 


1 2. G. Enchelyopus Ag. (£yyeAvs, Aal; noös, Fuls.) 


Körper sehr verlängert. R. bis zu dem Nacken verlängert. 
Brustgürtel sehr dünn. 
Eine Art vom Monte Bolca. 


3. G. Sphagebranchus Bloch. (opayn, Kehle; Bo&yxos, Kieme.) 
Eine Art vom Monte Bolca. 
4. G. Ophisurus Lacep. (öyıs, Schlange; ode&, Schwanz.) 
Eine Art vom Monte Bolca. _ 
t 9. @. Leptocephalus Ag. (Aenrös, dünn; #epaAn, Kopf.) 


Zwei Arten ebendaher. 


2. Ordn. Otenoides Ag. Kitenoiden. Utenole- 
pidoti Ag. Kammschupper., 


(zteis, Kamm; zidog, Gestalt.) 
Taf. VII. Fig. 29. 


Die rundlichen Schuppen sind aus hornigen Schichten ge- 
bildet, von denen die unteren stets die oberen überragen und 
welche an ihrem hinteren, das ist an dem äufserlich sichtbaren 
Rande kammförmig gezähnelt sind. 

Ihre geognostische Vertheilung ist wie die der Cycloiden. 


1. Fam. Percoides Cuv. (Perca, Barsch.) 


Längliche Fische mit rauhen Schuppen. Kiemendeckel stark 
gezähnelt oder stachelig. Zwischenkiefern, Unterkiefern, der vor- 
dere Theil des Pflugschaarbeines und sehr häufig auch das Gau- 
menbein mit Zähnen besetzt. Starke dornige Strahlen auf dem 
vorderen Theile des Rückens bilden eine von den weichen Strah- 
len verschiedene Flosse oder vereinigen sich damit. Die B. ste- 
hen oft an der Brust. Rn 

A. Holocentri. 


Mit mehr als 7 Kiemenstrahlen. Ihre B. aus einem Stachel 


und 5 oder mehreren weichen Strahlen gebildet. 


KAMMSCHUPPER. 127 


+ 1. G. Sphenocephalus Ag. (opyv, Keil; xeyorn, Kopf.) 


Eine einzige R. mit einigen dornigen Strahlen nur am Vor- 
derrande. Sie ist nur wenig breiter als die A. Kopf schlank. 
Eine Art in der Kreide Westphalens. 


+ 2. G. Hoplopteryx Ag. (önlov, Waffe, nreov5, Flügel.) 


Der dornige Theil der R. besteht aus sehr grolsen Strahlen 
und ist eben so breit als der weiche Theil. Diese Flosse zieht 
sich bis an das Ende der A. Kopfknochen gezähnelt. 

Eine Art ebenda. 

3. G. Beryx Cuv. 


Eine einzige R., nur vorn mit einigen Dornstrahlen. Kopf 
grols und sehr stumpf. 

Unter den fünf in der Kreide vorkommenden Arten ist die 
gewöhnlichste: 

B. ornatus Ag. — Taf. VU. Fig. 29. — Ag. Vol. 4. tb. 14. a, 
14. b. f. 1.2, tb. 14. c. f. 1—6 u. 14. d. — Zeus Lewesiensis Mant., 
Geol. of Suss. pl. 34. f. 6., pl. 35 u. 35. — Gein. Kieslingsw. p. 5. 
12 51. == Rönis,. Böhm. Er. 2 £2, 718 KV I, 
{DEN RIPR 2 

Der Kopf ist sehr dick, die Flossen sind verhältnifsmäfsig schwach, 
die Schuppen quer-eirund, und der breite mittlere Theil der hinteren 
Hälfte ist kammförmig. 

Im Grünsande von Schweden (His. Leth. Suec. tb. C. 4.), im Pläner- 
kalke von Sachsen (Strehlen), Böhmen, und in der Kreide von Sussex. 


+ 4. Gatt. Acanus Ag. (üxavos, Stachel.) 


Der dornige Theil der R. sehr ausgebreitet und aus dicken 
Strahlen gebildet, welche länger als die weichen Strahlen sind. 
Mehrere starke Strahlen vor der A. 

Vier Arten in der Kreide von Glaris. 


+ 5. @. Podocys Ag. (noög, Fufs; @xös, schnell.) 


Unterkiefer vorragend. B. sehr entwickelt und langstrahlig. 
Die R. erstreckt sich bis zu dem Nacken. 
Eine Art in der Kreide von Glaris. 


16. G. Acrogaster Ag. (&xoos, der höchste; yaorne, Bauch.) 


Unterleib sehr entwickelt und vorragend. Nur einige Stacheln 
vor der R., welche, wie’ die A., sich:kaum: über die Mitte erstrecki. 
Eine Art in del westphälischen Kreide. 


128 FISCHE. 


7. G. Myripristis Cuv. (uvoios, zahllos; no10TÖs, zersägt.) 


Der‘ Vorderdeckel mit 2 parallelen ‚Reihen von Zähnen be- 
deckt, ohne Stachel an seiner Ecke. Kiemendeckel, Gesichts- und 
Schädelknochen gleich gezähnelt. Zwei ohngefähr gleiche R. 

Zwei Arten vom Monte Bolea. 


8. G. Holocentrum Art. (öAos, ganz; centrum.) 


Kiemendeckel stachelig und. gezähnelt; ebenso der Vorder- 
deckel an ‚seiner vorderen Ecke mit einem vorwärts gerichteten 
Dorn. Schädelknochen und Unteraugenhöhlen ebenso gezähnelt. 
Von den beiden R. ist die erstere die breitere und aus dicken 
dornigen Stacheln gebildet. 

Zwei Arten vom Monte Bolca. 


+9. G. Pristigenys Ag. (agiorog, gesägt; ydvvs, Kinn.) 


Unteraugenhöhlen stark gezähnelt. Die dornigen Strahlen der 
R. sind länger als die weichen und nehmen einen ebenso grolsen 
Raum als diese ein. 

Eine Art vom Monte Bolea. 


B. Eigentliche Barsche 


Mit 7. oder ‚mehr. Kiemenstrahlen. Bauchflossen aus einem 
Stachel u.: 9 oder mehreren weichen Strahlen gebildet. 2 R. 


10. G. Enoplosus Lac£p. (£vonAog, bewaffnet.) 


Körper breit, zusammengedrückt. Vordere R. sehr hoch. 
B. sehr grofs. 
Eine Art vom: Monte Bolca. 


11. G. Smerdis Ag. (ou£odıg, ein Fischchen.) 


Erste Unteraugenhöhle stark gezähnelt, ebenso der vordere 
Kiemendeckel, ohne Stachel an seiner Ecke. Der Kiemendeckel 
endet hinten in einem: abgerundeten Vorsprunge. Zwei gleich 
schmale R. S. gabelförmig. 

Zwei Arten vom Monte Bolca, drei tertiär. 


12. G. Perca L. Cuv. Barsch. 


Beide R. genähert. Der vordere Kiemendeckel gezähnelt, mit 
stärkeren Zähnen am unteren Rande. Ein starker Stachel steht 
an der Ecke des Kiemendeckels.. Unterer Rand des Zwischen- 
und Unterkiemendeckels gezähnelt. Desgleichen stehen Zähnchen 
am Schulterblatte und anı der Ecke des Oberarmknochens. 

Drei Arten tertiär. 


f - KAMMSCHUPPER. 129 


13. G. Labra® ‘Cuv. PIRNON VOREN 


Kiehehdeiket mit doppelter Spitze. Unteraugenhöhle, Zwi- 
schendeckel und 'Unterdeckel glatt. Der Vorderdeckel gezähnelt, 
mit gerundeter Ecke und an seinem Unterrande mit stärkeren Zäh- 
nen. Kiemendeckelstücken schuppig.' 

Zwei Arten vom Monte Bolca, eine im Grobkalke von Passy. 


14. G. Apogon Lac£p. (dnöyovog ,: Nachkomme.) 


RR. sehr‘ 'entfernt. Der ‘vordere Kiemendeckel mit doppel- 
tem und‘ gezähneltem Rande. ' Körper grofs. Schuppen 'grols. 
Eine Art- vom Monte Bolca. 


15. G. Lates Cuv.. (Auzosg, ein .Nilfisch.) 

.Der vordere Kiemendeckel gezähnelt, an seiner Ecke mit 
einem starken, nach hinten gekrümmien Stachel. Ecke des Ober- 
armes. gezähnelt.,; ı $. abgerundet. 

Drei Arten im, Monte Bolca und eine. im 'Grobkalke‘ von Seövres. 


+ 16. G. Cyclopoma Ag. (zixAog, Kreis; mu, Deckel.) 


Der Kiemendeckel endet in eine starke und lange Spitze. 
Vorderdeckel stark gezähnelt. Die Zähnchen an seiner Ecke und 
an. dem. Unterrande richten. sich vorwärts. | Ecke ‘des: ‚Oberarm- 
knochens, abgerundet., Die beiden R. vereinigen 'sich fast an ihrer 
Basis. S. abgerundet. | 


C. Serrani. 


Mit. 7 oder mehr Kiemenstrahlen. B.‘aus einem Stachel und 
5 oder mehr weichen Strahlen gebildet. RR. vereinigt. 


‚ 17.,.G@. Dules. Cuv. 
Kiefern mit sammetartigen. Zähnen.  Kiemendeckel: stachelig. 
Vorderdeckel gezälnelt. 6 Kiemenstrahlen. 
Zwei Arten vom Monte Bolca. | 


18. 6. Pelates Cw. einge Nachbar.) | 
Vorderdeckel , gezähnelt. Kiemendeckel in einem 'starken Dorn 
endend. Kiefern mit sammetartigen Zähnen. Dornige Rücken- 
strahlen zahlreich,:und dieser’ Theil der R. unterscheidet sich kaum 
von den weichen Strahlen. „ | | 
Eine Art vom Monte, Bolca. 


19. G..Serranus Cuv. Salrebankeh 


Der  dornige Theil der R. vereinigt sich mit ihrem weichen 
Theile. Die Kiefern sind mit Hundszähnen bewaffnet, zwischen 


Geinitz, Versteinerungskunde. 9 


130 FISCHE. 


welche sich bürstenförmige Zähne mengen. Vorderdeckel fein ge- 
zähnelt; ‚der Kiemendeckel endet in 2—3 flache Dornen. 7 Kie- 
menstrahlen. Kopf- und Deckelstücken. sind schuppig. 

Mehrere Arten vom Monte Boleca. 


2. Fam. Sparoides Cuv. Meerbrassen. 


Längliche, rauchschuppige Fische. Deckelstücken glatt oder 
schwach 'geziähnelt, niemals’ stachelig. ' Verschieden geformte Zähne 
stehen im Unterkiefer und auf den ‚Zwischenkiefern. Gaumen un- 
bewaffnet. Die dornigen Strahlen des -vorderen Theiles' der R. 
sind mit den weichen zu einer Flosse vereiniget, B.'an der'Brust. 
Höchstens 6 Kiemenstrahlen. | 

Die ältesten Arten finden sich am Monte Bolca. 


1. 6. Dentex Cw. (Dente»,, ein Meerfisch.) 


An den Rändern der Unter- und Zwischenkiefern stehen con: 
ische Zähne, von denen die vorderen die grölseren sind und 
sich hakenförmig krümmen. Wangen schuppig. 

Fünf Arten im Monte Bolca und eine im Grobkalke von Nanterre. 


2. G. Pagellus Cuv. 


Zwei Reihen kleiner Mahlzähne stehen in den Zwischen- und 
Unterkiefern, kleine, schlanke, kegelförmige am vorderen Theile 
des Kiefers. % 

Eine Art vom Monte Bolca und Libanon. 


+ 3.'G. Sparnodus Ag. (onapvög, selten, ödodg, Zahn.) 


Eine Reihe dicker, kurzer und stumpf-kegelförmiger Zähne 
stehen an dem Rande der Zwischen- und Unterkiefern. 
Sechs Arten vom Monte Boleca. 


4. G. Sargus Cuv. (odgyos, ein Meerlisch.) 


An dem vorderen Theile der Zwischen- ‚und Unterkiefern 
stehen scharfe Schneidezähne. | 
$. Cuvieri Ag., eine kleine verlängerte Art. 


3. Fam. Scienoides Cuv. Umberfische., 


Längliche, rauhschuppige Fische. Deckelstücken gezähnelt 
oder dornig. Zwischen - und Unterkiefern mit Zähnen. Nasen- und 
Schlundbein zahnlos und eine, gewölbte Schnauze bildend. Die 
verticalen Flossen. sind mehr oder weniger schuppig.,', B. an der 
Brust, 


KAMMSCHUPPER. 131 


1. G. Pristipoma Cu. (notorös, gesägt; noue, Deckel.) 

Die dornigen ‘Strahlen der R. sind mit den weichen Strahlen 
vereinigt. 7 Kiemenstrahlen. ‘Schnauze sehr gewölbt. Mund klein. 
Kiemendeckel stumpf. - 

Eine Art vom Monte Bolca. 

+ 2. 6. Odonteus Ag. (ödwv, Zahn.) 

Der sehr hohe dornige Theil der R. ist durch eine Aus- 
randung von dem weichen Theile getrennt. Zwischen- und Un- 
terkiefern mit einer Reihe von dicken kurzen Kegelzähnen.  Vor- 
derkiemendeckel- sehr, fein gezähnelt, 

Eine Art vom Monte Bolca. 


4. Fam. Cottoides Ag. 

Längliche, eckige Fische mit rauhen, schildförmigen Schup- 
pen, welche entweder dachziegelförmig oder in einer schlaffen 
Haut liegen. Der dicke, eckige Kopf ist mit Erhöhungen oder 
gezähnelten und stacheligen, Knochenplatten bedeckt. | Unteraugen- 
höhlen sehr entwickelt und ‚hinten mit dem Vorderdeckel verglie- 
dert. Deckelstücken gezähnelt oder dornig. Die stark entwickel- 
ten dornigen Strahlen der R. sind mit den weichen Strahlen bald 
vereinigt, bald von ihnen getrennt. B. an der Brust. 

* Am Monte Bolca kommen zwei ausgestorbene Gattungen von 
ihnen vor, die in jüngeren Süfswasserbildungen erscheinenden Arten 
gehören zu ‚der Gattung, Coitus. | 
t1.6. Pterygocephalus Ag. (nr£ov&, Flügel; xegar7, Kopf.) 

Die dornigen Strahlen der R. sind sehr lang, getrennt und 
erstrecken sich bis über den Kopf, während die weiche Partie 
den ganzen Kücken einnimmt. Schuppen ..gekielt. 

Eine Art vom Monte: Bolca. / 

t 2.6. Callipteryx Ag. (xzaXög, schön; rrögv&, Flügel.) 

Grofse verlängerte Fische, . Wenig dornige Strahlen stehen 
vor der R., welche sich längs des ganzen Rückens ausbreitet. 
Die A. fast ebenso breit. 

Zwei Arten vom Monte  Bolca. 

3. G. Cottus L. Groppe. (xörrog.) 

Kopf sehr dick und breit, höckerig oder dornig. RR. un- 
terschieden; die erste ‘schmal. Untere Strahlen der Br. einfach. 
B. aus wenigen Strahlen gebildet. 6 Kiemenstrahlen, 

Drei Arten tertiär. 


[4 


9: 


132 FISCHE. 


3 Fam. Gobioides Ag. 


Verlängerte, eylindrische Fische mit rauhen Schuppen. Deckel 
gezähnelt.: / Dornstrahlen des Rückens ‘schlank ‚und  biegsam.  B. 
an der Brust und vereint. Mit 5 Kiemenstrahlen. - Kiemenöf- 
nung klein. | 


Gobius L.,Meergrundel. 


B. vollständig ; vereint , in der ‚Form ‚eines  Trichters..; Kopf 
gerundet. Die. erste R. ist dornig und schmaler als die. zweite. 
Zwei Arten vom Monte Bolca. 


6 Fam. Theuties Cuv. Lederfische. Stachelschwänze. 


Eiförmige, zusammengedrückte Fische mit rauhen Schuppen. 
Der kleine Mund ist mit einer einzigen Reihe von Zähnen auf den 
Unter- und Zwischenkiefern bedeckt. ' Gaumen 'unbewaffnet. ; Dor- 
nige 'Strahlen: der: R. mit -den: weichen vereint. :B. an der Brust. 
Beide Gattungen existirem noch jetzt. 


1. G. Acanthurus BR OR Chirurg. (dxav$a, Stachel: 
0voR, Schwanz.) 


Zähne scharf und gezähnelt. Auf jeder Seite des Mr 
steht ein schneidender und beweglicher Stachel. Ä | 
Zwei Arten vom Monte Bolca. 


2. @. Naseus Commers. Nashornfisch. Einhornfisch, 


Zähne kegelförmig. Stirn mehr oder weniger 'vorragend. 
4 Kiemenstrahlen, 3 weiche Strahlen’ in den B.. . Schwanz mit fest 
stehenden . Stacheln. bewaffnet. 

Zwei: Arten vom Monte Bolca. 


7. Fam. Aulostomes Cuv. Böhrenmäuler. 


Mehr oder weniger verlängerte, cylindrische oder zusammen- 
. gedrückte Fische mit rauhen: Schuppen, welche: hisweilen in breite 
Rückenplatten umgewandelt sind. Der Kopf: ist ‚zu. einer ‚langen 
Röhre verlängert. Mund klein. 

Die ältesten Arten dieser Familie finden sich: in Dee ‚Bchier 
fer von Glaris; am Monte Bolca. kommen ‚einige jeizt ausgestor- 
bene Gattungen vor. 


1.6. Amphisyle Klein. N ringsum; u Beute.) 


Der Rücken ist mit breiten schuppigen Platten bepanzert, von 
denen die erste mit dem vordersten Stachel der R. vergliedert ist. 
Eine Art vom Monte Bolca. | 


KAMMSCHUPPER. +33 


2. G. Aulostoma Lacep. Flötenmaul. Sehe Flöte; 

| | : oroua, Maul.) | st 

ih am: Hinterleibe. Die weiche R., vor welcher 
einige freie Stacheln stehen, der sehr zurückgestellten 'A., gegen- 
über. Die Röhre ist weit und zusammengedrückt. ’ Die Kiefern 
sind zahnlos. 

Eine Art vom Monte Bolca. 


3. G. Fistularia Lacep. Pfeifenfisch. (fstula, Röhre.) 
Röhre sehr lang und niedergedrückt. Kiefern und Zwischen- 
kiefern mit kleinen Zähnen. Eine einzige R. gegenüber. der A. 
Der mittlere Strahl der S. ist fadenförmig. 
Eine Art im Schiefer von Glaris, eine im Monte Bolca. 
+4. @. Rhamphosus Ag. (daugos, Schnabel.) 
Ein ungeheuerer, an seinem Hinterrande gezähnelter Stachel- 
strahl sitzt auf dem Nacken. Die weiche R. gegenüber der A. 
Die S. ist viereckig. Die Schnauze Fu nasenartig über die Kie- 
fern hervor. 
Eine ‚Art vom Monte. Bolca. 


+ 5. G@. Urosphen Ag. (ovo«, Schwanz: spnv; Keik.) 
Der verlängerte, cylindrische Körper endet mit einer .grofsen 


keilförmigen Flosse. Die Röhre ist, wie bei den Fistularien, verlängert. 
Eine Art vom Monte Bolca. 


8. Fam. Chetodontes Cuv. Squamipennes Cux.. 
Schuppenflosser. 


Kurze, hreite, stark zusammengedrückte Fische mit Eh rauhen 
Schuppen. Dornige Rückenstrahlen stark, gewöhnlich an die wei- 
chen Strahlen sich anlehnend, selten davon getrennt. Die verti- 
calen Flossen sind schuppig und daher schwer von dem Körper 
zu unterscheiden. Kiemendeckel gezähnelt oder stachelig. B. an 
der Brust, ‘bisweilen fehlend. 

Häuf ig am Monte Bolca, bisweilen im Grobkalke.' Drei ihrer 
Geschlechter gehen nicht bis in die jetzige Schöpfung. 


#1: 8...G. Semiophorüs Ag. (omusiogpooog, Fahnenträger.) 


_R. sehr hoch, in ihrem vorderen Theile, aufser dem ersten 
dicken Strahle und einigen kleineren Stacheln sehr weich, und 
längs des \Rückens sich ausbreitend. A. viel kürzer. ‘B. sehr 
verlängert. Profil sehr gerade: ’ 

Zwei Arten vom Monte Bolca. 


134 FISCHE. 


2. G@. Ephippus Cuv. (Eyırnog, Reiter.) 


Die sehr dicken Strahlen, welche den vorderen Theil der R. 
bilden, sind schuppenlos. Eine starke Ausrandung trennt die dor- 
nigen Aa“ die weichen Strählen. 

Zwei Arten vom Monte Bolca. 


3. G. Scatophagus Cuv. (oxarogayog, kothfressend.) 


Die. vorderen der. dicken dornigen Strahlen, welche die 
erste R. bilden, sind die längsten. $. mit 4 Stacheln. Schuppen 
sehr klein. 

Eine Art vom Monte Bolca. 


4. G. Zanclus Cuv. 


Die wenig zahlreichen dornigen Strahlen «der R.. nehmen an 
Grölse, schnell zu und lehnen sich an den sehr hohen vorderen 
Theil, der weichen Flosse. an. Schnauze weit vorspringend. 

Eine Art vom Monte. Bolca. 


+ 5. G. Macrostoma Ag. (uaxoös, grofs; croua, Mund.) 


Rachen sehr grofs. R. und S$. niedrig, aber sehr breit. 
Eine Art im Grobkalke von Nanterre. 


6. G. Holacanthus Lacep. (0%og, ganz; kann, 


Ein grofser, nach hinten gerichteter Stachel an der Ecke 
des Vorderdeckels, dessen Ränder gewöhnlich gezähnelt sind. Dorn- 
strahlen der R. kräftig, allein weniger hoch als bei Pomacanthus. 

Eine Art im Grobkalke von Chatillon. 


7. G. Pomacanthus Cuv. (röue, Deckel; üxar3a, Stachel.) 


Eine Art vom Monte Bolca. 


8. G. Platax Cuv. Breitfisch. 


Körper sehr zusammengedrückt, in die hohen und schuppigen 
senkrechten Flossen verfliefsend. Die kurzen dornigen Strahlen 
stehen in dem vorderen Rande der Flossen verborgen. B. sehr lang. 

Vier Arten vom Monte Bolca. 


+9. G. Pygaeus. Ag. (zvyuiog, zum Hintertheile ; gehörig.) 


RR. vereinigt, der:dornige Theil ist dickstrahlig, der weiche 
abgerundet oder zugespitzt, indem die mittleren Strahlen die neBR 
ren sind. A. ähnlich, aber kürzer. 

Acht Arten vom Monte Bolca. 


KAMMSCHUPPER. 155 


10. 6. Tozotes Cuv. Schütze. (To&vrrg.) 


R. sehr zurückgestellt, an ihrem weichen Theile, welcher 
mit «dem ;dornigen: Theile verschmolzen ist, schuppig. A. der R. 
gegenüber und ihr ähnlich. Unterkiefer vorspringend. 

Eine Art vom Monte Bolca. 


9. Fam. Pleuronectes Cuv, Seitenschwimmer, Schollen. 
Butten, 


‚Unsymmetrische, stark zusammengedriückte, mehr oder weniger 
breite Fische, welche oft ebenso hoch als lang sind, mit sehr rauhen 
Schuppen. Der Schädel ist so gedreht, dals beide Augen auf 
einer Seite zu liegen scheinen. Die-Seite, auf welcher der auf 
der Seite liegende Fisch schwimmt, ist die flachere. Die verti- 
calen Flossen werden nur aus weichen Strahlen gebildet, welche 
sich stark vorwärts über den Kopf und den Bauch biegen. Die 
B. verfliefsen oft in einander. Von den ungleichen Br. fehlt "die 
untere bisweilen. | | 


Rhombus Cuv. Stieinbutte. 


Sehr breit. Die R. verbreitet sich von; dem Ende,.des. Un- 
terkiefers, ebenso wie die A. bis fast zur S. hin. 
. R. minimus Ag., eine_kleine Art vom-Monte Bolca, ist die 
einzige fossile Form dieser in nordischen Meeren so häufig vorkom- 
menden Fische. 


3. Ordn. Gunoides Ag. Goniotepidoti Ag: 
Ganoiden. Glanzschupper. Eckschupper. 


(yavöw, ich glänze, — ywvia, Ecke.) 
Taf. VII. Fig. 19-28. 


Eckige, rhomboidale oder vielseitige Schuppen, welche aus 
‚knochigen: oder hornigen Schichten gebildet und mit einer dicken 
Lage von glänzendem Email, bedeckt sind, ‚unterscheiden die Ga- 
noiden leicht von allen anderen Fischen. | 

Sie beginnen mit der Sieinkohlenformation und gehen bis in 
die jetzige Schöpfung. 

Bei einigen ihrer Gattungen setzt die Wirbelsäule bis in den 
längeren oberen Lappen der:Schwanzilosse fort (Heterocercen), 
und diese bezeichnen die Formation ‚bis zu ‚dem, Muschelkalke.‚her- 
auf; alle jüngeren Ganoiden, ‚von der Juraformation an,,.haben 
einen regelmäfsigen, symmetrischen :Schwanz (Homocercen). 


136 FISCHE; 


1. Fam. Lepidoides Ag. Lepidostei Ag. 
(Aemudosıdng, schuppenartig.) 


Bürstenförmige Zähne in mehreren Reihen oder: kleine stumpfe 
Zähne in einer Reihe. Schuppen eben, rhomboidal: und. mit ‚dem 
Körper, welcher von ihnen ganz bedeckt wird „parallel. Skelett 
knochig. Kein Repräsentant üpger Familie existirt in der jetzigen 
Schöpfung. 

A. Körper verlängert, spindelförmig, 

Sie gehören zu den EIRICHRNBIREN, und ihre Zähne sind bür- 

stenförmig. 


+ 1. @. Acanthodes. Ag. ar Ag. 
| (dxav3wöng , ‚stachelig.) 

Schuppen aufserordentlich klein. R. gegenüber der A. Ber. 
grols; der erste Strahl der Br., der R. und A. ist dick, stark und 
steif; die folgenden Strahlen und die der $. sind sehr fein, ‚ Un- 
terkiefer länger als der obere. Rachen weit aufgerissen. 

A. Bronni Ag. Vol. 2. p. 124. tb. 1. - 

In Thonnieren aus der Steinkohlenformation des Hundsrückens. 
A. sulcatus kommt im Sülswasserkalke der Sternkohfehtormatron bei 
New House vor. Ä Pe 


t 2. G. Dipterus Sedgwick u. Murchison. Catopterus Ag. 
(nteoöv, Flügel.) | 
Zwei R. sind zwei ähnlichen A. gegenüber gestellt. B. vor der 


vorderen, R. Br. klein. Schwanz wie‘ bei SHBEORHERE Beer 
pen mittelmäfsig. 


D. macrolepidotus Sedew. u. Murch., Ag. Vol. 9. p- "116. ib. 2. 


f. 1—4., tb. 2.0. 1. 1-5. 


In dem Schiefer von Caithness und‘ dem alten roihen Sandsteine 
zu Downton-Hall. 


t 3. G. Amblypterus Ag. (dußide; stumpf, rzeo0v, Flügel); 

Alle Flossen ‘sind sehr breit und aus‘ zahlreichen‘ Strahlen 
gebildet. Br. sehr grofs. ‘A. breit. R. in "dem Zwischenraume 
zwischen den B. und der A.‘ »Nur im ‘oberen Schwanzlappen stehen 
kleine Strahlen, an dem Rande der anderen een ag ee: N 
pen mittelmälsig. | | { 

Vier Arten aus der Steinkohle von ’Saarbrück , Lebach, BR 
weiler und eine von 'Ceara in Brasilien, drei® von New Haven und 
A. Agassizii Münst. (Ag. Vol. 2. p. 105. tb. 4. af. kommt 
im Muschelkalke von Esperstädt in Thüringen vor: 


u ——,— 


un ne m 
ee 


EEE N. 


GLANZ- ODER ECKSCHUPPER. 137 


+4. G. Palaeoniscus Ag. Söhildflorsentisch. (nuroıog, alt; 
| övioxog,' ein: Meerlisch.) Taf. VII. Fig. 24. 


Alle Flossen sind mittelgrofs, und an ihren Rändern ste- 
hen kleine Strahlen. R. dem Zwischenraume zwischen den B. 
und der A. gegenüber: Schuppen mittelgrofs. Immer liegen dicke 
ungleiche Schuppen vor der R. und der A., von der Gestalt spa- 
tel- oder lanzetiförmiger Schilder. (Taf. VII. Fig. 26. b.) | 


Dreizehn Arten aus der Steinkohlen- und Zechsteinformation. 
Die Arten aus der ersteren haben glatte, die aus der letzteren 
Formation gestreifte Schuppen. 


P. Freieslebeni Ag. Vol. 2. p.5 u. 66. tb. 11 u. 12. — ıGer- 
mar, Verstein. .d. Mansfelder Kupferschiefers, p, 12 u. £ fig..9— 14. 
Hiernach Taf. VII. .Fig. 26. a—e. (3). 

‚Dieser in dem .'Kupferschiefer von Mansfeld so. überaus hinfge 
Fisch wird, nach. Germar, ‚gewöhnlich ,6— 7‘ lang, doch. kommen 
auch kleinere Exemplare..und gröfsere. bis zu 10° Länge vor. „Die 
Länge des Kopfes _verhält sich zur. Länge des Körpers .bis Jan die 
Schwanzspitze wie 1:43. , Die Brustflossen haben ‚etwa... der. Länge 
des Kopfes und die Afterflosse sitzt genau in der Mitte zwischen den 
Bauchflossen und der unteren Schwanzflosse. # 

Die Augenhöhle liegt: weit nach vorn über dem vorderen Ende 
des Oberkiefers, und der Kopf war mit, einer. körnigen 'Haut über- 
zogen. ‘Die: Schuppen bilden Rhomboide, die am Bauche ‘und am 
Rücken kleiner sind, und amioberen Schwanzlappen. zu spitzen Rhomben 
werden. Die den Kiemen zunächst liegenden‘ Schuppen sind ‚an ihrer 
vorderen Seite. mit ziemlich kleinen ‚Furchen ‚ bezeichnet, welche 
parallel den schmalen Seiten des Rhomboides und bis ‚fast an den 
fein gekerbten' Hinterrand gehen (Fig. 26. a.). In der. Mitte gewahrt 
man nur 57. solcher Furchen, welche von ungleicher | Länge sind, 
und näher dem Schwanze. bleiben nur noch eine bis ‚drei  Furchen 
übrig, '. Die Schuppen 'des- oberen Schwanzlappens (Fig. 26..c.) führen 
gewöhnlich nur. eine. abgekürzte ,' .diagonale, eingedrückte Linie, und 
neben, ‚dieser. zuweilen noch 'eine oder zwei: kürzere. . Ging. das. Email 
verloren, so sieht man, wie jede Schuppe in die über ihr. age 
gleichsam eingezapft war (Fig. 26. d.). (Germar.) 

Eine schildförmige Schuppe von den Flossen ist Fig. 26. b. dar- 
gestellt. 


P. elegans Sedgw. vertritt die vorige Art in dem IRREIRPMNME: 
Limestone Englands. 


P. macropomus Ag: Vol. 2. p. 81. tb. 9% 8.6. 7. 


\ 


138 FISCHE. 


Eine sehr verlängerte Form; der Körper: verengt‘ sich kaum nach 
hinten. Der Kopf nimmt 4 der ganzen Körperlänge ein. Schuppen 
sehr gleichmälsig grols und eben so. breit als hoch. Flossen sehr 
klein. Br. scheinen gröfser und verhältnifsmäfsig länger als bei an- 
deren Arten gewesen zu sein. R. weit zurückgestellt. 

In Thonnieren (Geoden, Schwielen) des Kupferschiefers von 
Ilmenau. | 

P. Vratislaviensis Ag. Vol. 2. p. 60. tb. 10. — Hiernach 
Taf. VII. Fig. 25. a. b. (vergröfsert). | 

Der kurze Körper verengt sich sehr wenig nur bis zu dem 
Fufse des Schwanzes; Kopf verhältnifsmäfsig klein; die B. nehmen 
nicht genau die Mitte des Bauches ein, die R. steht dem Zwischen- 
raume zwischen den B. und der A. gegenüber. Die S. ist grols, be- 
sonders übertreffen die Strahlen des unteren Lappens die von anderen 
Arten an Grölse.. Die fast platten Schuppen behalten eine gleiche 
Breite und bilden schiefe Reihen, welche am Rückenrande etwas vor- 
wärts, am Bauchrande etwas rückwärts gekrümmt sind. 

Häufig in einer röthlichen Kalkschicht des Rothliegenden bei 
Ruppersdorf an der schlesisch-böhmischen Grenze. | 


+5. G. Osteolepis Valenciennes u. Pentland. Pleiopterus: Ag. 
(öot&ov, Knochen; Asznig, Schuppe.) 


Zwei R. sind von einander weiter als bei Dipterus entfernt; 
die erste in der - Mitte des Rückens, die zweite in der Mitte 
zwischen dieser und dem Schwanze. Die beiden A. sind den’R. 
nicht gegenübergestellt, wie bei Dipterus, sondern 'sie wechseln 
mit jenen ab, indem die erste dem Zwischenraume zwischen bei- 
den R. gegenüber und die zweite unmittelbar ‘vor dem unteren 
Schwanzlappen steht. S. wie bei Palaeoniscus. Br. grofs und 
gerundet. B. klein und dem vorderen‘Ende der ersten R.' gegen- 
über. Schuppen gröfser als bei Palaeoniscus. 

O. macrolepidotus und O. microlepidotus Val. u. Pentl., sind häufig 
in den Schiefern von Caithness und: Pomona (welche wahrscheinlich 
älter als die Steinkohle sind), eine dritte Art kommt in Nieren 'von 
Gamrie vor. 


+ 6. 6. Pterichthys Ag. (aregöv, Flügel; .!yJös, Fisch.) 
Mit acht Arten aus dem alten rothen Sandsteine (Old-red Sandstone).: 
7. G. Coccosteus Ag. (xöxxog, Beere; dor£ov, Knochen.) | 


Mit drei Arten ebendaher. 


GLANZ- ODER ECKSCHUPPER. 139 


+8. & Chelonichthys Ag. (x:.wn, Schildkröte, ?y9%c, Fisch.) 


Mit zwei Arten aus dem alten rothen Sandsteine von Riga. 
+ 9. G. Cephalaspis Ag. (xzepain, Kopf; voris, Schild.) 


Vor allem merkwürdig durch seinen Kopf, welcher ein gro- 
[ses breites Schild bildet, dessen Seiten sich nach hinten wie die 
Hörner des zunehmenden Mondes verlängern. Der ganze Kopf 
scheint wegen der dichten Stellung seiner Knochen aus einem 
einzigen Stücke zu bestehen. Zwei kleine, nach oben gewendete 
Augen stehen ziemlich in der Mitte dieses Schildes. Verhältnils- 
mälsig viel weniger dick ist der Körper. Der Rücken ist ge- 
wölbt und nach dem Nacken hin stärker erhoben. Der Schwanz 
ist sehr verengt und verlängert sich in einen langen Fufs, der 
die S. trägt. Von den beiden R. erkennt man nur die Basis der 
vorderen Strahlen deutlich; die erste steht unmittelbar hinter dem 
Nacken und breitet.sich bis zur Mitte des Rückens aus, die zweite 
steht ganz am Fufse des Schwanzes. Die A. ist sogar noch etwas 
weiter zurückgestellt. 

Alle Arten. dieser Gattung sind im allen sa Sandsteine von 
England und Schottland gefunden worden. 


+ 10. G. Cheiracanthus Ag. (yeio, Hand; &zuv$«a, Stachel.) 


Ihr ganzer Körper ist: mit sehr kleinen Schuppen bedeckt, 
ähnlich wie Acanthodes, womit, überhaupt eine ‘grofse Aehnlichkeit 
obwaltet. Die Br., B., R. und A. werden ebenfalls durch einen 
dicken, dornigen Stachel unterstützt, allein die, R. steht in der 
Mitte des Rückens, dem  Zwischenraume zwischen den .B. und der 
A. gegenüber. 

Mehrere Arten im alten. rothen ‚Sandsteine. 


T 11. G. Cheirolepis (yeio, Hand; Aenig.) 


Durch Kleinheit der Schuppen der vorigen Gattung gleich, 
durch‘ die Flossenbildung aber davon unterschieden. ‘Ihre Stellung 
ist etwa so wie bei Acanthodes. Die weit zurückgestellte R. ist 
gegenüber der A., die B. in der Mitte zwischen Br. und A. Alle 
diese Flossen bestehen aus sehr dünnen, wiederholt tief gabeligen, 
knochigen Strahlen, wodurch diese Gattung sich von Cheiracan- 
thus und Acanthodes hinlänglich unterscheidet. S. wie bei Pa- 
Iaeoniscus. Rachen grofs. Zähne im Allgemeinen - klein. 

Drei Arten im alten rothen BISHRUROARENS 


140 FISCHE. 


t 12. @.; Diplacanthus Ag. (dimköös, doppelt! &rardu,' 
Stachel.) 


Vier Arten im alien rothen Sandsteine. 


+ 13. G. Coccolepis Ag. (x0xx05 , Beere; henic.). 


C. Bucklandi Ag., ein kleiner Fisch, kommt als Heterocerce 
ausnahmsweise in der Juraformation, und zwar bei Solenhofen, vor. 
Sein Körper ist mit sehr kleinen, regelmälsigen,, einförmigen | Schup- 
pen bedeckt, welche, unter der He betrachtet,, eine sehr, feinkörnige 
Structur zeigen. ‚R..ist sehr grofs und vertical nach hinten zu ab- 
geschnilten, wodurch sie eine dreieckige Form erhält. Sehr „selten, 


r 14. 6. Plectrolepis, Ag. (mRänrgon; we 


B. Rorhuk Sr); und breit. 


a. Heterocerci. 


+15. G. Platysomus Ag. (nAarög,,' breit;  o@ua, Körper.) 
(Stromateus ‚Blainv.: z. Th.) | 


Der platte Körper ist sehr erhoben und kurz. Zähne bür- 
stenförmig. Der obere Schwanzlappen’ ist sehr verlängert und trägt 
am Rande kleine Strahlen. R. und A. einander gegenüber und 
von der .Mitte des Körpers bis zu der Verengung des Schwanzes 
gehend. Br. klein. | 

Fünf Arten in der Zechsteinformation. 

P. gibbosus Ag. Vol. 2. p. 164. tb. 1 5: a u 1-4. a Germar, 
Verst. des Mansf. Kupfersch. p. 25. 

Körper eirund, stark zusammengedrückt, ohne Kopf und Schwanz 
ebenso hoch als lang. Br. klein und dicht an dem -Hinterrande der Kie- 
mendeckel, dem unteren Rande nahe. B.? A: und R. einander gegen- 
über, beide bei 3 des Körpers beginnend und bis an ‘den Schwanz 
fortsetzend. S$. gabelförmig. Die. Schuppen bilden ‚lang gestreckte 
Rhomboide, deren Oberfläche mit feinen, dichtstehenden, wellenförmigen, 
parallelen, ziemlich  diagonalen Linien besetzt, ist.» Der‘ Körper bildet 
bei den Rückenflossen eine vorstehende Ecke, hinter welcher er: nach 
dem Schwanze zu steil abfällt ‘(nach 'Germar). ‘Er wird. bis zu 8” 
lang und‘ findet sich, immer auf ‘der Seite liegend, nicht ‚selten in 
dem Kupferschiefer von Mansfeld. 

P. rhombus Ag., der mit ihm zusammen, jedoch seltener, vor- 
kommt,‘ unterscheidet‘ sich von ihm durch 'gleichmälsige ‘Wölbung ı des 
Rückens und. schmale lanzeitförmige Brusiflossen, welche länger als in 
der vorigen Art sind. 


GLANZ- ODER "ECKSCHUPPER, 141 


. +:16. G. Gyrolepis Ag. (yÜoos,'rund; Aenic.) 


‘Diese dem Muschelkalke eigene Gattung ist nur nach ihren 
Schuppen bestimmt, welche auf der Oberfläche durch ihre An- 
wachsstreifen concentrische Vorsprünge machen. 

G. tenwistriatus Ag. Vol. 2.'p. 174. tb. 19. — Taf. VII. Fie. 27. 

Die ‚Schuppen sind: etwas länger ‚als breit, wenig schiefwinkelig 
und. mit .genäherten feinen, ' oft’ in einander fliefsenden und gabelnden, 
fast diagonalen, Streifen bedeckt. 

Häufig in den oberen Schichten des Muschelkalkes von Rüders- 
dorf bei Berlin, Mattstedt bei Jena,. bei Rottweil, Rietheim , Biberfeld 
und Bayreuth, bei Tarnowitz in Schlesien, Luneville in Frankreich und 
in’ der Knochenbreceie an der Mündung der Axe in England. 

G. Albertii Ag. Vol. 2. p. 173. tb. 19. 

Der 'emailirte Theil ist fast gleichseitig und fast rechtwinkelig. 
Mehrere Falten laufen darauf schief von dem Vorderrande nach dem 
Hinterrande. 

Noch häufiger im Muschelkalke, sowohl mit voriger Art zusam- 
‘men, als auch in tieferen Schichten. 


+17, G. Eurynotus Ag. (edovg, breit; vorog, Rücken.) 


Durch die Form des Körpers und der R. nähert sich diese 
Gattung mehr den platten Formen, durch die paarigen Flossen in- 
dessen Amblypterus. Die R. nimmt den ganzen Rücken ein und 
ihre vorderen Strahlen sind sehr verlängert. A. gegenüber dem 
hinteren Theile der :R., und. auch. ihre ersten‘ Strahlen ‚sind viel 
länger als die folgenden. . S.. weniger stark entwickelt. B. sehr 
‚grols und in der Mitte des Hinterleibes. .Br. noch grölser,, bis 
zu den B. ausgebreitet. Die paarigen Flossen haben, jedoch, we- 
niger, Strahlen als bei Amblypterus. Kopf klein und die Kinnladen 
‚mit sehr. kleinen stumpfen Zähnen. | | 

ci RE Art im . bunten Sandsteine von Sunderland, in Bee 
die beiden anderen von New- Hawen und Burdie - House. 


Hi ‚b; Homocerci, 
+ 18. G. a ar Bronn. (teroaywvos, re Aenie,) 


Körper flach, sehr erhoben und kurz. R. und A. einander 
gegenüber,‘ von der Mitte bis zu der Verengung des’ Schwanzes 
sich 'ausbreitend. Br. und: B. klein. . S.. viereckig.: : Zähne keu- . 
lenförmig abgerundet und. in veiner Reihe. ı | | 

Ein: und’ zwanzig, Arten, meist aus dem. Lias. 


142 FISCHE. 


T. monälifer Ag. Vol. 2. p. 212. tb. 21. @. f£ 2—5. Hier- 
nach Taf. VII. Fig. 23. a. b. Schuppen von dem. vorderen Theile 
des Rumpfes. | 

Aus dem Lias von England. 


+ 19. &. Dapedius de la Beche. (danedor, Fufsboden.) 


Zähne in einer einzigen Reihe, an ihrer Spitze ausgezackt. 
K. beginnt nahe dem Nacken. A. kürzer, ein wenig zurück- 
gesiellter und kleiner. S. gabelförmig, sehr klein. Br. gröfser. 
Zwei Arten aus der Juraformation. 


+ 20. G. Doryopterus Germar. (döov, Speer; nreoöv, Flügel.) 


D. Hoffmanni:Germar, Münst. Beitr. z. Petref. Hft. 5. p. 35. 
ib. 14. f. 4. | 

Dieser Fisch, an welchem weder Schuppen noch Zähne deut- 
lich zu erkennen sind, hat zur Zeit im Systeme noch eine un- 
sichere Stellung. Es lassen sich, nach Germar, an ihm jedoch 
folgende Gattungscharaktere erkennen: ein in der Seitenansicht ei- 
runder, an den Seiten flacher Körper, mit deutlichem Knochen- 
skelett, eine sehr hohe spielsförmige Rückenflosse; in der Mitte 
der Höhe des Körpers hinter den Kiemendeckeln sitzende Brust- 
flossen; kleine, schmale, in: der Mitte des Bauches befindliche. Bauch- 
flossen und eine gabelförmige, gleichlappige: Schwanzilosse. 

Die Art war 3” 7 lang und kam aus dem Kupferschiefer von 
Eisleben. 


21. G. Amblyurus Ag. (außkös, stumpf; oöo&, Schwanz.) 


Durch Form des Kopfes und der S. nähert er sich dem Tetra- 
gonolepis, während die anderen Flossen, so wie die Form der 
Kiefern und Zähne mehr mit Semionotus übereinstimmen. R. lang, 
gegenüber den B. A. klein und schmal. S. breit und abgestutzt. 
Der Körper ist breit und flach, der Rachen weit aufgerissen und 
mit kleinen spitzen Zähnen bewaffnet. Die Kiefern sind schmal. 

Eine Art aus dem Lias von Lyme Regis. 


C, Körper verlängert und spindelförmig, Schwanz gabelförmig 
oder abgerundet. 


Sie sind alle Homocercen. 
1 22. G. Semionotus Ag. (onueiov, Fahne; vwrog, Rücken.) 


Kopf verlängert. Kiefern mit feinen bürstenförmigen Zähnen. 
Die lange R. beginnt etwas vor den B. und breitet sich bis der 
A. gegenüber aus. Br. mittelmälsig. B. klein. A. verlängert und 


GLANZ- ODER  ECKSCHUPPER. 143 


zugespitzt. ' S. 'gabelförmig. Der. obere Schwanzlappen ist der 
sröfsere , allein (die, Strahlen,‘ welche ihn bilden, sind alle auf 
dem .letzten Schwanzwirbel befestigt und unter sich parallel. Die 
Schuppen verlängern sich nur auf den äufseren Sirahlen des obe- 
ren Lappens, welche zugleich die grölsten in dieser Flosse sind. 
Kleine Strahlen auf den äufseren vorderen Strahlen der Flossen. 

Unter sechs Arten, welche meistens aus dem Lias stammen, kommt 
S. Bergeri Ag. (Vol. 2. p. 224. tb. 26. f. 2. 3. — Palaeoniscum 
arenaceum Berger, Verstein. der Coburger Gegend) im Lias der Um- 
gegend von Coburg vor. 


1 23. G. Pentrolepis Ag. 
+ 24. G. Lepidotus Ag. (Azmıdwrög, schuppig.) 


‚Taf. VIL..Fig. 21. Zähne von, L. Mantellü Ag. 

R. gegenüber dem Anfange der A. und, beide von gleicher 
Form. S. gabelförmig, der obere Lappen ein wenig gröfser. Br. 
und B. ‚mitielgrofs. Kleine. Strahlen am. vorderen Rande aller 
Flossen.', Zähne, stumpf. 

Unter ein und zwanzig Arten gehören die meisten der, Jura- 
formation, einige der Kreideformation und dem Grobkalke an. 


t 25. G. Pholidophorus. Ag. (gokis, Schuppe; gog£w, 
ich trage.) 


Körper verlängert, R. gegenüber den B. und klein. S. 
gabelförmig, ‚gleichlappig. Die Schuppen breiten sich ein wenig 
noch auf dem. Anfange des ubereR Schwanzlappens aus. Zähne 
bürstenförmig. 

Viele Arten im Lias von Seefeld und im Schiefer von Solenhofen. 


+ 26. 6. Nothosomus Ag. (v0905, unächt;  o@u«, Körper.) 
Eine Art. 


727. G. Ophiopsis Ag. (dpıs, Schlange; oyıs, Gesicht.) 

Bei einer übrigens grofsen Aehnlichkeit mit Pholidophorus 
sind die Lappen der S. sehr ungleich. Die lange R. nimmt die 
halbe Länge des Rückens ein. Die rhomboidalen Schuppen sind 
auf dem ganzen Körper sehr regelmäfsig, und ihre Oberfläche ist 
glatt. Das Skelett ist ziemlich stark. Die kleinen kegelförmigen 
Zähne ‘im Rachen: sind verhältnifsmäfsig gröfser als bei den Pho- 
lidophoren. 

Drei Arten in der Juraformation. 


1 44 FISCHE. 


'+28,.G. Mierops Ag. (uızoös, klein; ww, Auge.) 

Unterscheidet sich von Pholidophorus nur durch die ganz re- 
gelmäfsige Form der Schuppen an der Basis wer S. Zähne bür- 
stenförmig. | | 

'M. furcatus 'Ag. im Lias von Seefeld. 

+ 29. G. Notagogus Ag. (vwros, Rücken; &ywyög, Führer.) 

Die Strahlen der kleinen Seitenzwischenfortsätze des Rückens 
bilden. zwei bestimmte Flossen. ., Zähne bürstenförmig. 

Unter den vier Arten kommen zwei in dem. lithographischen 
Schiefer von Solenhofen (N. Zieteniüi Ag.) und Kehlheim (N. denticu- 
latus Ag.) vor. 

t 80.6. Propterus Ag. (ngö, vor; nreoöv, Flügel.) 

Diese Gattung unterscheidet sich von ‚Notagegus dadurch, dafs 
die Strahlen der ersten R., besonders die ersten, viel länger als 
die der zweiten sind. Das Skelett ist knochig und stark, die 
Wirbel sind dick und kurz, d. h. viel höher als lang. Die A. liegt 
ein wenig hinter der zweiten R. und die B. sieht man dem Ende 
der ersten R. gegenüber. S. schlank. 

Zwei ‘Arten in Kehlheim. 

2. Fam. Sauroides Ag 
(oaöoog, Eidechse; &ödos, Art.) 

Zähne kegelförmig und spitz, mit kleinen bürstenförmigen Zäh- 
nen abwechselnd. Flache, rhomboidale Schuppen laufen parallel 
dem Körper, welcher ganz damit bedeckt wird. Skelett knochig. 

A. Heterocerci. | erg 

Mit verlängertem, spindeförmigem Körper. ‚Sie sind alle älter 

als ‘die Juraformation. et | 
+ 1. G. Diplopterus Ag. (dınköog, doppelt; rreoöv, Flügel.) 


‚Zwei, R. stehen, zwei ähnlichen A. gegenüber, wie bei Dipterus. 
Der Schwanz ist sehr grofs. ‚Kiefern mit dicken konischen Zähnen. 

Zwei Arten in der Steinkohlenformation , drei ‚im alten. rothen 
Sandsteine Englands. | 


+:2..6. Meualichthgk Ag. Vol. 2. ?. 2, p- ‚89. 154. 
(utyas, grols;. 1y9%s, Fisch.) 
‚Eine ‘Art aus’ dem ‘alten rothen Sandsteine und zwei Arten‘ aus 


der Steinkohlenformation, mit riesenmäfsigen Zähnen und Schuppen wie 
in der folgenden Gattung. 


3F 


GLANZ- ODER ECKSCHUPPER. 145 


+ 3.6. Platygnathus Ag. (niaris, breit; yva$og, Kiefer.) 
Mit drei Arten aus dem alten rothen Sandsteine. 
+ 4 G. Dendrodus Owen. Ag. (d&vdoov, Baum; ddovs, Zahn.) 
Ebendaher. 
+ 5. @. Lamnodus Ag. (Lamna,; ödovs, Zahn.) 
Mit zwei Arten im alten rothen Sandsteine von Riga. 
+ 6. G. Cricodus Ag. (xolxog, Ring; ödoös, Zahn.) 
Mit einer Art ebendaher. | 
+ 7. @. Pygopterus Ag. (nvyy, After; zreoöv, Flügel.) 


A. sehr verlängert. R. dem Zwischenraume zwischen A. und 
B. gegenüber. Der Oberkiefer überragt den Unterkiefer. Kleine 
Strahlen längs der äulseren Strahlen der Flossen. 

Einige Arten gehören der Steinkohlenformation, einige der Zech- 
steinformation an. 

P. Humboldii Ag. Vol. 2. P. 2. p. 74. tb. 54. 55. — Germar, 
Verstein. d. Mansfelder Kupfersch. p. 22. 

Er wird bisweilen über 2’ lang und ist die gröfste Fischart des 
Kupferschiefers. Nach Germar erkennt man ihn leicht an der deut- 
lichen Wirbelsäule, an einer fast bis zu der Schwanzflosse sich fort- 
ziehenden Afterflosse und an der der A. fast gerade gegenüberstehen- 
den R. Die rhombischen, verhältnilsmäfsig kleinen Schuppen sind glatt. 
Im Unterkiefer stehen etwa eine Linie lange, kegelförmige Zähne. 

Im Kupferschiefer von Mansfeld, Nendershausen, Rigelsdorf und 
Glücksbrunn *). 


18. G. Acrolepis Ag. (@xgoc, der höchste; Aszic, Schuppe.) 


A. kurz. Jede Schuppe wird von einem Kegel überlagert. 

A. Sedgewicki Ag. im Magnesian Limestone von East-Thickley. 

A. asper Ag. Vol. 2. P. 2. p. 81, oder Palaeoniscus Dun- 
keri Germar, Verst. d. Mansf. Kupfersch. p. 19. f£ 1—5. — Kurtze, 
Commentatio de Petrefactis, Halae, 1839. . 

Eine grofse Art, welche 23° lang werden mochte, sehr ausge- 
zeichnet durch ihre Schuppen, welche, nach Germar, mit hohen, ge- 


*) Das mineralogische Museum in Halle besitzt von dieser grofsen Art 
Rippen, Schuppen und Zähne. Vielleicht gehören derselben auch die lang- 
gezogenen Körper im Kupferschiefer an, welche an Schuppen und Kräten so 
reich sind und welche die Exkremente gerade dieser Art gewesen sein mochten. 

Geinitz, Versteinerungskunde, 10 


146 FISCHE. 


schlängelten, hier und da verästelten, glatten, diagonal laufenden Run- 
zeln bedeckt sind, die durch tiefe Furchen gebildet werden. 
Im Mansfelder Kupferschiefer. 


+ 9. @ Saurichthys Ag. (ouvoos, Eidechse; iy9ös, Fisch.) 


Man kennt davon nur Bruchstücke von Köpfen, und Agassiz 
stellt diese Gattung, welche durch ihre Zähne einen förmlichen 
Uebergang von den Fischen zu den Sauriern, mit welchen sie 
auch früher vereinigt wurde, macht, nach mikroskopischen Be- 
obachtungen darüber, zu den Heterocercen der Sauroiden. Die 
Zähne sind längsgefaltet, wie Eidechsenzähne, und stehen, wie 
diese, in Fugen. | 

S. tenuirostris Münst. Beiträge zur Petrefactenkunde, Hft. 1. 
tb. 14. f. 3. — Hiernach Taf. VI. Fig. 22. (Kiefer). — Ag. Vol. 2. 
P:,2..:9- 88, 

| Das Köpfchen war in eine lange, schmale Schnauze verlängert 
und mit einer fein gekörnelten Haut bedeckt (Fig. 22. a. vergröfsert). 

S. apicalis Münst. (Beilr. z. Petr. Hft. 1. ib. 14. f.1. 2. — 
Ag. Vol. 2. P. 2. p. 85.) ist wenig davon vesschieden, Auf dem 
langen, schmalen Kiefer stehen in unregelmäfsiger Entfernung abwech- 
selnd kleinere und grölsere kegelförmige Zähne, welche ein wenig 
rückwärts gekrümmt, leicht zusammengedrückt, an ihrer Basis gefaltet 
und an ihrem mit Email bedeckten Scheitel glatt sind. 

Beide Arten im Muschelkalke von Bayreuth, bei Esperstädt und 
im Saurier-Dolomit des Muschelkalkes bei Jena. 


+-10. G. Graptolepis Ag. (yganrög, geschrieben, Aenic.) 
Ist nur nach Schuppen bestimmt. 

+ 11. G. Orognathus Ag. (ooog, Berg; yvd9oe, Kiefer.) 
+ 12. G. Pododus Ag. (noös, Fuls; ödoös, Zahn.) 
Beide Gattungen sind nur nach Kieferfragmenten bestimmt. 
Alle drei stammen aus der Steinkohlenformation. 

B. Homocerci. 
Mit verlängertem, spindelförmigem Körper. 
a. Schwanzflosse gabelförmig. 
+ 13. G. Eugnathus Ag. (eÖ, gut; yvadog, Kiefer.) 


Diese Gattung vertritt in der Juraformation Pygopterus und 
Acrolepis der älteren Formationen, von welchen sie im Allgemei- 
nen die Gestalt. und Stellung der Flossen hat. Auch ist die S. 


u en ee EEE BE Me see Me EEE ee 


GLANZ- OVER ECKSCHUPPER. 147 


ungleichlappig, indem der obere Lappen mehr zurückgestellt ist 
als der untere, indessen gehört sie doch zu den Homocercen. 
Die Flossen sind grofs, die Schuppen bilden breite Rhomben, 
sind gefurcht und am Hinterrande alle eigenthümlich gezähnelt. 
Der Zahnapparat ist bei ihnen sehr entwickelt und zeigt, dals 
diese Fische Fleischfresser waren. Man findet sehr grofse und 
kleinere kegelförmige Zähne. Die gröfsten stehen vorzüglich in 
Mitte des Unierkiefers. Die Schnauze ist in eine Spitze verlängert. 
Die Arten herrschen im Lias vor, einige finden sich in höheren 
Schichten der Juraformation. 


+ 14. G. Conodus Ag. (xwvog, Kegel; ödoög, Zahn.),. 


mit der einzigen Art, C. ferox Ag. aus dem Lias von Lyme 
Regis, weicht von Eugnathus nur durch einige Eigenthümlichkeiten 
in dem Zahnapparate ab. 


t 15. G. Ptycholepis Ag. (nruyn, Falte; Aenic.) 


Nahe verwandt mit Eugnathus. Der Kopf ist jedoch kür- 
zer und die Zähne sind zwar ebenso dick und kegelförmig, je- 
doch viel weniger unregelmäfsig. Die S. ist viel schlanker, ihre 
Strahlen sind sehr dünn; und die R. steht mehr nach vorn als 
nach hinten. 

P. bollensis Ag., aus dem Lias von Boll und Lyme Regis, ist 
die einzige Art. 


+ 16. G. Caturus Ag., früher Uraeus Ag. (xatw, unterhalb; 
odoa@, Schwanz.) 


Sehr regelmälsige Fische, welche sich der vorigen Gattung 
durch ihre untersetzte Gestalt und die Schwäche der Schuppen 
nähern. Die S. ist grofs, gleichlappig, eckig und breit aus- 
gerandet ; ihr erster Strahl ist bis an sein Ende mit kleinen 
Stützen versehen. R. weit vorn, gegenüber den B., von mittler 
Gröfse wie die B. und A. Die Br. sind kleiner als bei Pachy- 
cormus. Kiefern mit dicken, gedrängten Kegelzähnen bewaffnet. 
Elf Arten in der Juraformation, besonders in ihrer oberen Ab- 
theilung. 


+ 17. G. Pachycormus Ag. (nayös, dick; xoguös, Stamm.) 


Körper in der Mitte sehr aufgequollen. ‘$. sehr breit. Br. 
grofs. R. den B. gegenüber. Schuppen sehr dünn. 
Mehrere Arten ‘in der ‘Juraformation, besonders ‘im: Lias. 


10% 


148 FISCHE. 


+ 18. G. Amblysemius Ag. (außkög, stumpf; onua, Fahne.) 


Die Fische dieser Gattung waren dünnleibiger, ihre Wirbel 
weniger stark und deren Dornfortsätze dünner als bei Caturus. 
Das Ende der Wirbelsäule sehr erhoben. Die S. regelmäfsig ga- 
belförmig. Die R. ist die breiteste von allen Flossen. 

Eine Art in den Oolithen Englands. 


+ 19. G. Sauropsis Ag. (owvoos, Eidechse; ayıs, Gesicht.) 


Wirbel sehr kurz (nicht halb so lang als hoch) und sehr 
zahlreich (S. longimanus Ag. mit etwa 140). Schuppen aufser- 
ordentlich klein. Br. sehr entwickelt. B. in der Mitte des Bauches. 
Eine kleine R. steht der A. gegenüber; letztere ist breit und zieht 
sich bis zu dem Anfange des Schwanzes. Die S. ist gleichlappig, 
sehr breit und gabelförmig. Der kurze dicke Kopf trägt auf sei- 
nen Kinnladen sehr scharfe, entfernte Kegelzähne. 

Drei Arten in der Juraformation. 


+:20. 6. Thrissops Ag. (Thrissa; wy, Auge, Gesicht.) 


Von der Form eines Härings, mit grofsen und dünnen Schup- 
pen. ‘R. klein und gegenüber der sehr langen A. S. gabelförmig. 
Die Wirbel sind fast eben so lang als hoch. Ihr Anzahl über- 
schreitet nicht 60. Es kommen Formen mit sehr breiter und tief 
ausgeschnittener S. vor, mit sehr langen Rippen und Fortsätzen, 
und grolsen dünnen Schuppen, welcher höher als lang sind. Alle 
Arten von Solenhofen gehören. hierher. Andere haben eine viel 
kleinere und wenig ausgezackte $S. Die R. entspricht der Mitte 
der A. Schuppen klein und dick. Ihr Leib ist weniger aufge- 
quollen. 

Die Arten sind alle jurassisch. 


+ 21. 6. Thrissonotus Ag. (Thrissa; vorog, Rücken.) 


Von dem Ansehen der Pachycormen, steht es in mehreren 
Hinsichten zwischen Sauropsis. und Thrissop. R. in der Mitte 
des Rückens. A., wie bei Thrissops, verlängert. 

T. Coleöi von Lyme Regis ist die einzige Art. 


+ 22. G. Lepiolepis Ag. (Aenrös, dünn; Aenig, Schuppe.) 


Taf. VII. Fig. 28. Nach Agassiz. 

Schuppen sehr dünn. R. gegenüber den B. »S. gabelförmig. 
Rachen aufgerissen. Kiemendeckel breit. Unterkiemendeckel grofs, 
was beweist, dals diese Fische keine Häringe waren.  Bürsten- 


GLANZ- ODER ECKSCHUPPER. 149 


förmige Zähne im vorderen Theile der Kiefern, gröfsere weiter 
hinten. 

Alle Arten in der Juraformation, am häufigsten in der ‘oberen 
Abtheilung derselben. 

L. sprattiformis Ag. Vol. 2. Part. 2. p- 130. ib. 61. a. f. 1. 
— Clupea sprattiformis de Blainville. 

Ein kleiner, 3—4” langer Fisch, von der Form der Anchovis, 
welcher sehr häufig in dem lithographischen Schiefer von Solenhofen 
und Pappenheim ist. Der Kopf nimmt etwa ein Viertheil der ganzen 
Körperlänge ein; die Augenhöhle ist sehr grols, die Wirbel (42) sind 
dick und kurz. Rückenflossen ziemlich verlängert. 

Die unter dem Namen Lumbricaria ‘früher zu den Wür- 
mern gestellten, in einander geschlungenen Röhren (Taf. XVl. 
Fig. 26.) sind nach Agassiz, welcher dieselben öfters in der Bauch- 
höhle zwischen den Rippen mehrerer Thrissops- und Leptolepis - Ar- 
ten gefunden hat, wirkliche Fischdärme, und er nennt sie daher 
Cololithen ”). 


1 23. G. Aspidorhynchus Ag. (donig, Schild; 6%yyog, Schnabel.) 


Im Allgemeinen sehr verlängerte Fische. Der Oberkiefer über- 
ragt den Unterkiefer bedeutend und bildet einen langen Schnabel. 
Br. und V. gerundet. R. weit zurückgesiellt und gegenüber der 
A. S. gabelförmig. Die Schuppen sind sehr grofs und ofi doppelt 
so hoch als lang. In beiden Kiefern stehen ungleich grofse ke- 
gelförmige Zähne. 

Mehrere Arten theils in der Jura-, theils in der Kreideformalion, 
die meisten im lithographischen Schiefer von Solenhofen und Kelheim. 


t 24. G. Belonostomus Ag. (BeAövn, Spitze; oröua, Mund.) 

Etwas mehr verlängert als die Arten der vorigen Gattung; 
beide Kiefern sind aber gleich lang und der obere ist ohne eine 
Auszackung, in welche sich der untere einlegen könnte. Der 
Rachen ist tief gespalten. Kiefern mit sehr scharfen, ungleich 
grolsen: Zähnen. Augenhöhlen sehr grols. Wirbel länger als in 
Aspidorhynchus. 


Man findet die Arten von dem Lias an bis zu dr Kreide. 


t 25. G. Saurostomus Ag. (owvoos, Eidechse, oröue, Mund.) 


8. esocinus Ag., die einzige Art, hat einen verlängerten Unter- 
kiefer mit dreieckigen, LOL LEE und schneidenden Zähnen. 
Im Lias des badener Oberlandes. 


*) Agassiz in Buckland’s Geologie und Mineralogie, 1838. 2. Bd. Pl. 15. 


150 FISCHE. 


b. Schwanzflosse gerundet. 
7 26. G. Megalurus Ag. (ulyas, grols; ovo&, Schwanz.) 


S. sehr grofs und gerundet. R. dem Zwischenraume zwi- 
schen den B. und der A. gegenüber. Auch die übrigen Flossen 
gerundet. S. mit schmalen, verlängerten Strahlen. Die Kinnladen 
des grofsen Kopfes sind mit grofsen konischen und kleineren Zäh- 
nen dazwischen versehen. 

Vier Arten im lithographischen Schiefer von Solenhofen und 
Kelheim. 


+ 27. G. Macrosemius Ag. (uuxoög, lang; onuelov, Fahne.) 


M. rostratus Ag., die einzige Art, ist ein kleiner Fisch, 
dessen R, sich mit sehr grofsen Strahlen längs des ganzen Rückens 
ausbreitet. Die S. ist nicht gabelförmig, allein gerundet wie bei 
Megalurus. Ihr oberer Lappen ist schwächer als der untere. Br. 
grofs. B. und A. klein. Kopf dick. Rachen klein, aber mit 
starken grolsen Zälinen. 

In Solenhofen. | 
- An diese Gattung schliefsen sich die beiden lebenden: Lepi- 
dosteus Lacep., der Knochenhecht, und Polypterus Geoffr. an. 


3. Fam. Celacanthes Ag. 


Alle Knochen und besonders die Strahlen sind in ihrem In- 
neren hohl, wie diefs bei keinem anderen Ganoiden der Fall ist. 
Der gröfste Theil der Strahlen ist steif oder nur an ihrem Ende 
gegliedert. Die Wirbelsäule verlängert sich mehr oder weniger 
deutlich in beide Hauptlappen des Schwanzes. 


7 1. G. Coelacanthus Ag. (xol%og, hohl; dxav$o, Stachel.) 


Die Fortsätze theilen sich an ihrer Basis in zwei Arme, eine 
Gabel bildend, welche den Wirbelkörper einfafst. Diesem Fort- 
satze folgt ein Knöchelchen, welches mit ihm so vereinigt ist, 
dafs es eine directe Verlängerung bildet. Der eigentliche Strahl 
ist an seiner Basis auch gabelig. Alle drei Knochenstücke sind 
hohl. Eine A. und zwei R., wovon die vordere dem Ende der 
Br., die hintere dem Raume zwischen den B. und der A. entspricht. 
Letztere steht der S. sehr nahe. Die S. wird von kleinen Zwi- 
schenseitenfortsätzen getragen, und der Schwanz verlängert sich 
über die Strahlen hinaus, welche als ein kleines Bündel geglie- 
derter Strahlen ihn umgeben. 

Hierdurch nähert sich diese Gattung der 


GLANZ- ODER ECKSCHUPPER. 151 


t 2. G. Undina Münst. (mytholog. Name), 


aus dem lithographischen Schiefer von Kelheim, welche sich je- 
doch durch ihren Zahnapparat davon unterscheidet. Undina hat 
pflasterförmige Zähne, Coelacanthus kegelförmige. 

Sechs Arten von Coelacanthus kommen nur im Steinkohlengebirge, 
im Zechsteine und im Muschelkalke vor. \ 


1 3. G. Macropoma Ag. (uoxoös, lang; nwuu, Deckel.) 


Diese Gattung hat den untersetizien Körper und die Stellung 
der Flossen mit der vorigen gemein. Die zweite R. wird von 
einem starken Knochen getragen. S. sehr entwickelt. Die Strah- 
len stroitzen auf ihrer scharfen Seite von Dornen, welche ohne 
Zweifel zur Vertheidigung dienten, während die von der’ vorigen 
unbewaffnet sind. R 

M. Maniellii Ag. Vol. 2. P. 2. p. 174. th. 65. a. b. ec. d. 

Dieser Fisch wurde mehrere Fuls lang und war mit grolsen ge- 
körnelten Schuppen bedeckt, 


Koprolithen von Fischen. (Ichthyocopros.) 


Von Macropoma Mantellü stammen die als Koprolithes 
Mantellie Ag. bezeichneten Exkremente (Taf. VII. Fig. 2. u. 3.). 
Durch ihre spiralförmig-blätterigen, unregelmälsig gefalteien und 
gefurchten Ueberlagerungen ähneln sie sehr einem Lärchenzapfen, 
womit sie auch so lange verwechselt wurden, bis Mantell und 
Buckland ihre wahre Natur nachwiesen. Der spiralförmigen Windung 
dieser Körper geschah schon früher Erwähnung *), und die Fur- 
chen und Falten rühren vermuihlich von dem Muskeldrucke der 
Darmwände her **). 

-Mantell fand Koprolithen in der Kreide von Lewes, im Leibe 
dieses Raubfisches, noch in Berührung mit seinem langen Magen, 


*) S. unter Koprolithen von Ichthyosauren, p. 93. 

**) Nach der neuesten und genauesten Untersuchung, durch Herrn Che- 
miker Stein in Dresden bestand ein Koprolithes Mantellii aus dem Pläner- 
kalke von Strehlen aus: 

1,111 Kieselsäure, 

30,162 kohlensaurem Kalke, i 

4,170 kohlensaurer Magnesia, 

3,441 'Thonerde, 

54,988 phosphorsaurem Kalke, 

5,335 basisch phosphorsaurer Magnesia, und Spuren eines festen Fettes, 
so wie von Chlor, Schwefelsäure, Ammoniak und Kali. 


152 FISCHE. 


an welchem die Magenhaut noch zu erkennen war. Aehnliches _ 
wurde an anderen Arten im Lias von Lyme Regis beobachtet. 

Kleinere Formen von anderen Koprolithen kommen in dem 
Muschelkalke bei Jena vor *), und aus dem Muschelkalke von 
Backleben bei Kölleda besitzt das mineralogische Museum in Halle 
ein schönes Exemplar. 

Auch aus der Steinkohlenformation sind Koprolithen bekannt. 
Buckland :eitirt sie aus England und Schottland, v. Gutbier ””) bil- 
det einen Koprolithen von der unteren Gränze des Kohlengebirges 
von Zwickau ab, und vielleicht dieselbe Art (Taf. VI. Fig. 4.) 
beschreibt Girard ”“") aus dem Kohilengebirge von Hohenelbe in 
Böhnen. 

Vor allen anderen zeichnet sich Koprolithes Mantellii dadurch 
aus, dafs er, trotz seiner mannichfaltigen Form, in der Nähe des 
hinteren Endes immer am breitesten ist, und aus einer zahlreichen 
Menge von Windungen besteht. Er ist häufig in der Kreide von 
England und im Plänerkalke von Sachsen und Böhmen. 

Die Koprolithen aus älteren Formationen bestehen, wie es 
scheint, aus sparsameren, entfernteren Windungen, verlängern sich 
gewöhnlich mehr nach hinten und haben mehr Aehnlichkeit mit 
Koprolithen von Sauriern. 


+ 4 G. Hoplopygus Ag. (önkov, Waffe; zvyn, After.) 


H. Binneyi ist ein kleiner Fisch aus der Steinkohle von 
Manchester. Die S. ist etwas dreilappig; der Kopf ist sehr breit 
und die grofsen Schuppen ähneln denen von Coelacanthus. 


+ 9. G. Uronemus Ag. (ndo&, Schwanz; väua, Faden.) 


Unterscheidet sich durch seine lange R., welche sich fast von 
dem Nacken an bis an den Schwanz erstreckt. Auch die A. ist 
von der S. nicht getrennt. Es sind kleine Fische aus der Stein- 
kohlenformation. 


t 6. G. Holoptychius Ag. (0%og, ganz; nrvyn, Falte.) 


Ausgezeichnet durch grofse runzelige Schuppen, ausgeschnitzte 
Schädelknochen, wie jene der Krokodile, und. kegelförmige Zähne, 
welche die Gröfse der der gigantischen Saurier noch übertreffen. 

Häufig in devonischen Grauwacken- und in Steinkohlen - Bildungen. 


*) Gein. in Leonh. Br. Jahrb. 1842. 
**) Geogn. Beschr. d. Zwickauer Schwarzkohlengeb: tbı 7. £. 7. 
##*) Leonh. Br. Jahrb. 1843. p. 757. tb, 8. f. 1. 2. 


GLANZ- ODER ECKSCHÜPPER. 153 


+ 7.6. Glyptosteus Ag. (yAvnrög, geschnitzt; öor£ov, Knochen.), 
und 
+8. G. Glyptolepis Ag. (yAunrög; Aenig, Schuppe.), 


nähern sich sehr der vorigen Gattung, mit welcher sie in devon- 
ischen Bildungen vorkommen. 


+ 9. G. Phyllolepis Ag. (püAlov, Blatt; Aenig, Schuppe.) 


Nach dünnen Schuppen von fast 3 Durchmesser bestimmt, 
deren Vorkommen wie das von Holopiychius ist. 


+ 10. @. Otenolepis Ag. (xreis, Kamm; Aenig.), 
und 
11. G. Gyrostieus Ag. (yöoog, rund; öor2ov, Knochen.), 
gehören der Juraformation an. 


4. Fam. Pycnodontes Ag. 


Ihre Zähne sind abgeplattet oder gerundet und stehen in 
mehreren Reihen. Schuppen flach rhombisch, parallel dem Kör- 
per, der ganz von ihnen bedeckt wird. Skelett knochig. Körper 
flach und breit. | ’ 

Kein Repräsentant dieser Famllie lebt in der jetzigen Schöpfung. 


+ 1. G. Pycnodus Ag. (nvxvög, häufig: ddoöc, Zahn.) 


Fische mit untersetztem Körper. Ihr Unterkiefer ist ganz 
mit dicken, abgeplatteten Zähnen bedeckt, welche auf jeder Seite 
in 3—59 Reihen stehen und die Form von Bohnen oder gerunde- 
ten Halbeylindern haben. Am Ende der Schnauze stehen 2 oder 
mehrere breite meiselförmige Zähne. Aehnliche, allein etwas schmä- 
lere Schneidezähne stehen im Oberkiefer. Das Pflugschaarbein 
trägt 9 Reihen stumpfer, platter, bohnenförmiger Zähne, welche 
ganz ähnlich denen des Unterkiefers sind. Die S. ist breit und 
gabelförmig, die anderen Flossen sind wenig entwickelt. : Die nie- 
drige R. geht etwa von der Mitte des Körpers bis zu dem An- 
fange des Schwanzes. A. ihr ähnlich. Br. dünn und feinstrahlig. 

P. priscus, aus dem Keuper von Würtemberg, ist die älteste 
Art; zwanzig Arten beschreibt Agassiz aus der Juraformation, zehn 
aus den Kreidegebilden, zwei vom Monte Bolca und eine andere tertiäre. 

P. cretaceus Ag. Vol. 2. Pl. 2. p. 198. tb. 72. a. f. 60. — 
P. rhomboidalis Reufs., Böhm. Kr. p. 10. tb. 4. f. 46 — 54. — Taf. VII. Fig. 19. 

Längliche Zähne von rhomboidischer Form, an dem spitzeren Ende 
nach der einen Seite hin schwach gebogen, mit einer platten oder 
schwach gewölbten, glatt emaillirten Krone. 


154 FISCHE. 


Nicht selten im unteren Plänar von Plauen bei Dresden und in 
den entsprechenden Schichten bei Bilin. In der Kreide von Kent. 


t 2. @. Periodus Ag. (neol, herum; ödodg, Zahn.) 


Von der vorigen Gattung nur durch die Zähne verschieden, 
deren Krone von einer breiten Furche umgeben wird. 

P. Königii Ag. aus dem Londonthone von Sheppey ist- die 
einzige Art. 


t 3. G. Gyronchus Ag. (yögos, rund; 0yxog, Geschwulst.) 


Man kennt davon nur den Öberkiefer, welcher grolse Aehn- 
lichkeit mit dem vom Pycnodus hat. Es ist gleichsam ein Pycno- 
dus, dessen Zähne in der Hauptreihe oder der mittleren des Pflug- 
schaarbeines nach ihrem Längsdurchmesser hin verlängert sind, 
während die von Pycenodus mehr in die Quere sich ausdehnen. 

Eine Art von Stonesfield. | 


+ 4. G. Acrotemnus Ag. (@x005, der höchste; 
t£euvo, ich spalte.) 
Die Zähne gleichen grolsen Pycnodus-Zähnen, zeigen aber 


eine vorspringende Kante. 
A. Faba stammt aus der Kreide von Kent. 


+ 5. G@. Scrobodus Münst. (scrobs, eine Grube; ödovs, Zahn.), 


ist der einzige spindelförmige Pyenodonte, welcher bekannt ist. 
S. subovatus Münst., aus dem Schiefer von Solenhofen. 


+6. G. Globulodus Münst. (Globulus, Kügelchen; ödovg.), 


mit der Art @. elegans Münst. (Beitr. z. Petr. Hft. 5. p. 47.), aus 
dem Zechsteine, könnte, nach Agassiz, durch seinen Zahnapparat 
nur mit Platysomus verwechselt werden. 


+ 7. @. Microdon Ag. (wıxoög, klein; ödwv, Zahn.) 
Körper abgeplattet, sehr erhoben, kurz und zusammengedrückt. 
R. und A. sehr lang, einander gegenüber und bis zur Basis der 
S. verlängert, welche letztere stark ausgezackt und gabelförmig 
ist. Kleine, flache, eckige Zähne stehen in mehreren Reihen. 
Fünf Arten von Solenhofen. 


+ 8. 6. Sphaerodus Ag. (opeiou, Kugel; ödoög, Zahn.) 


Zähne vollkommen halbkugelig. Körper abgeplattet. R. und 
A. lang, einander gegenüber, und die gabelförmige $. fast be- 
rührend. 


GLANZ- ODER .ECKSCHUPPER. 155 


Zwei Arten im Keuper von Würtemberg, drei Arten in der Jura- 
formation, drei in der Kreide, fünf tertiär und vier aus unbestimmten 
Formationen. 


+ 9. G. Placodus Ag. (nA, Tafel; ödovg.) 


Vieleckige Zähne ‚mit abgerundeten Ecken und abgeplatteter, 
ganz glatter Oberfläche. Aufser den breiten Gaumenzähnen, von 
denen die gröfsten in der Mitte stehen, sind vorn einige dicke 
Schneidezähne vorhanden. Schuppen und Skelett sind unbekannt. 
Mehrere Arten kommen im Muschelkalke und im bunten Sand- 
steine vor. ® 

P. gigas Ag. Vol. 2. P. 2. p. 218. tb. 70. f. 14—21. 

Die gröfste Art dieser Gattung, mit 14 flachen Mahlzähnen, wel- 
che in 4 Reihen stehen, und mit grolsen, dicken, sehr stumpfen 
Schneidezähnen. 

P. Andriani Münst., Ag. Vol. 2. P. 2. p. 219. tb. 70. £ 8—13. 
— Hiernach Taf. VII. Fig. 20 (3). F 

Unterscheidet sich von der vorigen Art durch etwas mehr ver- 
längerten Schädel, kleinere Mahlzähne und dünnere Schneidezähne. 

Einzelne Mahlzähne beider Arten von einander zu unterscheiden 
dürfte jedoch schwer gelingen. 

Sie kommen im Muschelkalke von AENUNN Rüdersdorf, Matt- 
stedt bei Jena und Luneville vor. 


+ 10. G. Gyrodus Ag. (yöoog, rund; ödovg.) 

Die äufsere Form dieser Fische, Stellung der Flossen und 
Structur der Schuppen erinnert ganz an die der Pycnodus- und 
Microdon- Arten. Die elliptischen oder kreisrunden Zähne zeigen 
eine Furche, welche ihren Gipfel von der Umgebung trennt und 
ihnen ein nabelartiges Ansehen ertheilt. 

Neunzehn Arten in der Juraformation, sechs in der Kreideforma- 
tion und eine im Londonthone. 


+ 11. G. Colobodus Ag. (xoAoßös, knollig; ödovg.) 


C. Hogardi Ag., aus dern Muschelkalke, hält, seiner Form 
nach, die Mitte zwischen Microdon und Sphaerodus. Die Zähne 
sind fein gestreift, gegen die Basis abgerundet und ceylindrisch, und 
in der Mitte ihrer keulenförmigen Krone erhebt sich eine kleine Warze. 


+ 12 G. Pisodus Owen. (rioov, Erbse; ödovc.) 

+ 13. @. Phyllodus Ag. (göAAov, Blatt; ödodc.) 
Hierunter begreift Agassiz Zahnplatten mit einer eigenthüm- 
lich blätterigen Structur der Zähne, welche diese tragen. In Bezug 


156 FISCHE. 


auf ihre allgemeine Form ähneln sie Pycnodus und stehen in 
Reihen, sind jedoch aus 4—8-— 10 über einander liegenden 
Schichten gebildet, von denen jede kaum die Stärke von einem 
Viertheile einer Linie hat, und welche sich in den Maafsen wie- 
der ersetzen, als die oberen sich abnutzen. 

Sechs Arten aus dem Londonthone: von Sheppey. 


>. Fam. Scelerodermes Cuv. Harthäuter. 


Gaumenbogen unbeweglich. Schnauze vorspringend, mit ei- 
nigen deutlichen Zähnen bewaffnet. Flache Schuppen, in der 
Form breiter rhombischer oder vieleckiger Platten, bedecken in 
schiefen Reihen den ganzen Körper. Skelett faserig. Knochen- 
bildung langsam. | 

Von den noch lebenden Gattungen dieser Familie kommt nur 
von -Osiracion eine fossile Art vor. 


t1.G. Acanthoderma Ag. (ixarda, Stachel; d2gua, Haut.) 


Zwei Arten aus dem Schiefer von Glaris, von dem Typus der 
Hornfische (Bakstes L.). 


t 2. G. Acanthopleurus Ag. früher Pleuracantihus Ag. 
(xuv$a, Stachel; zAevoa, die Seite.) 


Zwei Arten von Glaris sind den Arten von Bakstes nahe ver- 
wandt, welche nur einen Strahl auf dem Rücken haben. Bei einer 
längeren Form unterscheiden sie sich jedoch durch das Vorhandensein 
von einem starken Dorn in den Bauchflossen. 


+ 3. G. Blochius Volta. 


Der Körper ist sehr verlängert, schmal und mit schief ste- 
henden, kleinen rhombischen Schuppen bedeckt. Der sehr ver- 
längerte Kopf endet in einen langen, durch beide Kiefern gebil- 
deten Schnabel. Diese sind gleich lang und mit ‚sehr feinen 
Zähnen bewaffnet. Die kleinen B. stehen unter den Br. Die R. 
nimmt den ganzen Rücken ein, die A. die hintere Hälfte des 
unteren Randes. Beide werden durch sehr schlanke Strahlen ge- 
bilde. Die Hinterleibshöhlung ist kurz. 

B. longirostris Volta vom Monte Bolca. 


1 4. G. Dercetis Münst. u. Ag. (Mythol. Name.) 


Bei einer verlängerten Form des Körpers wie in. der” vor- 
igen Gattung, ist der Kopf zwar auch schnabelartig verlängert, 


GLANZ- ODER ECKSCIHUPPER. 157 


doch kürzer, und der Oberkiefer etwas länger als der Unterkiefer. 
In beiden stehen lange, kegelförmige Zähne, welche mit mehreren 
Reihen von kleineren wechseln. Die mittleren Zähne. sind die 
längsten. Br. sehr grofs. B. am Hinterleibe, aus 5 Strahlen ge- 
bildet, welche stärker und kürzer als die der Br. sind. Die R. 
beginnt vor den B. und breitet sich bis an den Schwanz aus. Die 
A. fängt weiter hinten an und zieht sich gleichfalls bis zu der 
etwas ausgezackten S. Die Seiten dieses Fisches sind mit drei 
Reihen knochiger, an ihrer Oberfläche gekörnelter Schilder be- 
deckt, welche in ihrer Mitte einen eckigen Vorsprung machen. 


Zwei Arten aus der Kreide von Lewes und Westphalen. 


+ 5. G. Rhinellus Ag. (div, die Nase.) 


Ein kleiner Fisch vom Libanon, von sehr verlängerter Ge- 
stalt und mit einer hageren Schnauze. Skeleit schlank. Flossen 
sehr entwickeli. Von zwei R. ist eine dem Kopfe, die andere 
dem Schwanze genähert. S. ziemlich grofs und gabelförmig. Drei 
Reihen von Schildern erinnern an Dercetis. 


Eine Art vom Monte Bolca. 


+ 6. G. Glyptocephalus Ag. (yAvunıög, geschnitzt; 
xegaln, Kopf.) | 


Nähert sich durch die Form des Schädels sehr den Balisten. 
Dieser wird aber von in regelmälsigen Reihen geordneten Knöt- 
chen eigenthümlich bedeckt. 


Im Londonthone von Sheppey. 


7. G. Ostracion L. Kofferfisch. (00r00x0v, gebrannter Thon.) 


‚Körper viereckig, dreieckig oder. fünfseitig, und mit grofsen 
sechsseitigen Platten bedeckt. 


O. micrurus Ag. vom Monte Bolca. 


6. Fam. &ymnodontes Cuv. Nacktzähne. 
(yvuvög, nackt; ödovs, Zahn.) 


Gaumenbogen unbeweglich. ' Kiefern mit einer Kette von El- 
fenbein bedeckt, welches aus vereinigten Zähnen gebildet ist. Spitz- 
oder stachelförmig hervorspringende Schuppen bedecken schief den 
ganzen Körper. Das Skelett ist faserig und die Knochenbildung 
langsam. | 


158 | FISCHE. 


Nur von einer noch lebenden Gattung kennt man "fossile 
Arten. 
Diodon L. Igelfisch. 


Der Körper ist kreisrund, verlängert oder kugelig und ganz 
mit Stacheln besetzt. 

D. tenuispinus Ag. vom Monte Bolca und eine zweite tertiäre 
Art aus Süd- Italien. 


- 


«. Fam. Lophobranches Cuv. Büschelkiemer. 


Die Kiemen sind zu kleinen runden Büscheln vereinigt. Der 
verlängerte eckige Körper ist mit eckigen Platten bedeckt. Eine 
röhrenförmige Schnauze endet in den kleinen freien Kiefern. Das 
Skelett ist knochig. | 

Nur eine Art gehört der ausgestorbenen Gattung Calamo- 
sioma an, die übrigen gehören zu noch lebenden Gattungen. 


+ 1. G. Calamostoma Ag. (xuLauog, Rohr; oröu«, Mund.) 


Körper kurz. Die R. beginnt unmittelbar an dem Nacken. 
Die Kinnladenröhre ist schmal. 
Eine Art vom Monte Bolca. 


2. G. Sygnathus Cuv. Meernadel. 


Körper sehr verlängert. Röhre sehr lang und mit einem klei- 
nen Munde endigend, dessen Unterkiefer senkrecht steht. R. auf der 
Mitte des Rückens.. Der Schwanz endet in eine kleine gerun- 
dete Flosse. 

Eine Art vom Monte Bolca. 


Ss. Fam, Accipenserides Störe. 


Ihr Körper ist theilweise mit mehreren Längsreihen . grofser 
Schilder bedeckt, welche an den Seiten noch zwei breite, mit 
schuppigen Flitterchen besetzte Binden frei lassen. Der Mund ist 
klein, zahnlos und unter der schnabelartigen Verlängerung offen. 
der untere Lappen der S. ist sehr entwickelt. 

Agassiz führt drei fossile Arten auf, von denen die eine zu 
der noch lebenden Gattung Accipenser L., Stör, zwei andere zu 
einer nur fossilen, Chondrosteus Ag., gehören. Erstere stammt 
aus dem Londonthone von Sheppey, letztere sind aus dem Lias 
und tertiär. 


KÖRNSCHUPPER. FLOSSENSTACHELN. 159 


4. Ordn. Placoides Ag. Körnschupper. 
Knorpelfische Cuvier, 


(n).0£, Tafel; &dosg, Form.) 
Taf. VIL Fig. 1—18. 


Ihre Bedeckung besteht, statt der Schuppen, aus kleinen har- 
ten Körnchen, welche der Haut eine chagrinartige Beschaffenheit 
ertheilen. Das Skelett ist weich und knorpelartig, d. h. ohne 
Knochenfasern, indem sich bei ihnen die Kalkmasse nur körnig, 
nicht faserig oder fadenförmig absetzt. Zu ihnen gehören die 
Haie, Rochen und Chimären. Da bei den fossilen Arten die- 
ser Ordnung gewöhnlich nur die festeren kalkigen Theile, Flossen 
und Flossenstacheln, Zähne und Wirbel sich erhalten haben, so 
ist die Kenntnils von diesen untergeordneten Formen weit geringer 
als die von anderen Ordnungen. Ueberreste von ihnen kommen 
in allen Formationen vor. 

Taf. VII. Fig. 1. stellt den in dem Mittelmeere noch leben- 
den Spinax Blainvillei Risso, nach Agassiz, Vol. 3. tb. B. £. 1. 
verkleinert vor, um ein allgemeines Bild eines Haifisches zu ge- 
ben. Eine ähnliche Form haben die Chimären, während die Rochen 
flach sind. 


- 


A. Flossenstacheln. Ichthyodorulithen. 
(ix$ös, Fisch; döev, Lanze; %i9og, Stein.) 


Ihre Stellung vor den Rückenflossen geht aus Taf. VII. Fig. 1. 
‚hervor. Eigenthümlich ist ihre Structur und die Art ihrer Be- 
festigung. Sie sind nämlich wirklich faserig und knochig, ganz 
wie die Knochen der gewöhnlichen Fische und haben nicht das 
körnige Ansehen anderer Theile der Haie und Rochen. Sie sind 
symmetrisch, bestehen immer nur aus einem einzigen Stücke und 
zeigen an ihrer Basis keine Gliederungsfläche, wie das bei den 
Knochenfischen der Fall ist. Ihr unterer Theil, welcher in dem 
Fleische sitzt, ist schief abgeschnitten und endet in eine stumpfe 
Spitze, deren hintere und innere Fläche eine mehr oder weniger 
tiefe Aushöhlung (Taf. VII. Fig: 3. «.) zeigt, welche sich im In- 
neren ‘des Stachels öfters bis gegen das Ende emporzieht. 

Aufser 'Pleuracanthus und Myliobates nähern sich alle hier 
folgenden Gattungen von Flossenstacheln mehr dem Haien als den 
Rochen. 


160 FISCHE. 


t 1.6. Onchus Ag. 


Sie sind von mittlerer Gröfse, ihre Seitenflächen längsgefurcht, 
und zwischen diesen Furchen finden sich mehr oder weniger breite, 
abgerundete Rippen. Der Hinterrand ist ebenso gefurcht oder glatt. 

Arten in silurischer Grauwacke (Ludlow), im alten rothen Sand- 
steine und zwei im Kohlenkalke (Bristol). 


7 2. G. Ctenacanthus Ag. (xzreis, Kamm; azav$a, Stachel.) 


Gigantische, sehr zusammengedrückte, an ihrer Basis breite 
Stacheln, mit einer kleineren Aushöhlung als bei Oracanthus und 
einem sehr tief in dem Fleische verborgenen Theile. Oberfläche 
längsgestreift, Hinterrand mit kleinen Stacheln besetzt. 

Eine Art im alten rothen Sandsteine, drei im Kohlenkalke von 
Bristol. 


+ 3. G. Oracanthus Ag. (0005, Berg; azuv$o.) 


Stacheln von beträchtlicher Dicke, an ihrer Basis sehr breit 
und nicht tief im Fleische sitzend, an der sichtbaren Oberfläche 
mit Sternen geschmückt. Sie bilden wahrscheinlich mit den Zäh- 
nen von Orodus ein und dasselbe Geschlecht. 

Drei Arten im Kohlenkalke von Bristol. 


7 4 G. Gyracanthus Ag. (yöoos, rund; üxavdu.) 


Ihre Oberfläche ist durch schiefe Falten und Furchen aus- 
gezeichnet, welche von der Mitte der vorderen Seite aus abwärts 
nach hinten laufen, wo sie an der Gränze von einigen Längs- 
furchen enden. 

G. formosus Ag. — Taf. Vil. Fig. 3. Nach Agassiz Vol. 3. tb. 
nt Serie | 

Diese Stacheln erreichen die Länge von 15 Zoll und sind in 
dem Steinkohlengebirge von England sehr verbreitet. | 


+ 9. G. Tristychius Ag. (toı, drei; oriyog, Reihe.) 


Die Oberfläche der Stacheln, welche nicht in dem Fleische 
sals, zeigt stark hervortretende Längsfurchen, zwischen welchen 
feine, häufig in einander laufende Streifen liegen; die Basis ist 
nur fein gestreift. Längs der vorderen Seite laufen drei Kiele 
herab, von denen der mittlere der hervortretendste ist. Zwischen 
ihnen bemerkt man feine Längsstreifen. Am Hinterrande stehen 
scharfe Stacheln, wie bei Hybodus. | 

Eine Art im Schieferthone der Steinkohlenformation bei Glasgow. 


KÖRNSCHUPPER. FLOSSENSTACHELN. 161 


+ 6. G. Piychacanthus Ag. (nıvyn, Falte; «zav$a.) 


Ein schwach sichelförmig gekrümmter Stachel, welcher an 
der Seite zusammengedrückt und am vorderen Rande stumpf ge- 
kielt ist. Oberfläche eng und fein gefaltet, Hinterrand wie bei 
Hybodus. 


Im Süfswasserkalke der Kohlenformation von Bourdie -House. 


+ 7. @. Sphenacanthus Ag. (ognv, Keil; &xuvda.) 


Ein einziger Stachel von Bourdie-House, mit stark hervor- 
iretenden Falten und Furchen, welche von dem Gipfel bis an die 
Basis herablaufen. Er ist vorn und an den Seiten gerundet, hin- 
ten flach abgeschnitten und fein gekerbt. 


7 8 G. Nemacanthus Ag. (vnua, Faden; &xav$a.) 


. Seitlich zusammengedrückte Stacheln mit flachen Seiten, vorn 
kielartig und in der Mitte mit einer fadenförmigen Erhöhung, wel- 
che in eine schwache Rinne übergeht. Die innere Höhlung ist 
schmal, an der Basis nur von der halben Dicke des Stachels, 
und setzt sich dann sehr schmal bis zu dem Anfange der Knöt- 
chen fort. Von hier verbreitet sich auf der hinteren Seite nur 
noch äulserlich eine Rinne bis an den Gipfel herauf. Die ge- 
rundeten Ränder dieser Rinne sind mit kleinen, verlängerten und 
abgeplaiteten zahnartigen Erhöhungen bedeckt. Der obere Theil 
der vorderen Fläche trägt rundliche Wärzchen, welche parallel der 
vorderen fadenförmigen Erhöhung zu Reihen geordnet sind; die 
ganze übrige Oberfläche ist fein gestreift. 

Zwei Arten im Lias bei Bristol. 


t 9. G. Leptacanthus Ag. (kenrös, dünn; &xavda.) 


Kleine schwertförmige Platten, am hinteren Rande mit schar- 
fen Zähnen und am vorderen schneidend, übrigens fein gestreift. 

Mehrere Arten im Lias von Lyme Regis und im Jura von Sto- 
nesfield und bei Caen. | 


t 10. 6. Asteracanthus Ag. (Goryo, Stern, dxav$«.) 


Ziemlich grofse, schwach gekrümmte Stacheln, vorn gerun- 
det, hinten mit: zwei ‘genäherten Reihen von Zähnen, übrigens 
ganz mit sternförmig angeordneten Knötchen bedeckt, und nur an 
der Basis glatt. - 

Charakteristisch für die oberen Schichten der Juraformation, wo 
sie die Oracanthen des Kohlenkalkes zu vertreten scheinen. 


Geinitz, Versteinerungskunde., 11 


162 FISCHE. 


t 11. G. Pristacanthus Ag. (neısrög, gesägt; dxarda.)- 


Sehr verlängerte und so zusammengedrückte Strahlen, dafs 
die innere Höhlung nur einem Spalte gleicht. Der Vorderrand ist 
scharf schneidend, der Hinterrand ebenso dünn und sägeförmig 
gezahnt. 

Eine Art aus dem Jura von Caen und Stonesfield. 


+12. G. Myriacanthus Ag. (wwvotos, zahllos; &xev$e.) 


Diese Stacheln sind vierseitig und an den Seiten der hinteren 
Fläche mit grofsen, zusammengedrückten, scharfen und nach oben 
gekrümmten Dornen besetzi. Der Raum dazwischen ist fast flach 
und fein längsgestreift, und in seiner Mitte, in der halben Länge 
des Stachels, bemerkt man noch einige ähnlich gebildete, aber 
abwärts gekrümmte Dornen. Die Seitenflächen sind etwas zusam- 
mengedrückt und runden sich nach der vorderen Fläche hin ab. 
Feine Längsstreifen und in Längsreihen geordnete rundliche Knöt- 
chen bedecken die Seitenflächen und die vordere Fläche. Auf der 
Mitte der letzteren steht eine Reihe von sehr grolsen, aufwärts 
gerichteten Dornen, welche ähnlich den hinteren Dornen, aber 
noch gröfser als diese sind. 

Drei Arten aus dem Lias von Lyme Regis. 


+ 13. G. Hybodus Ag. (vßos, Buckel; ödoös, Zahn.) 


Hiervon kennt man Stacheln und theilweise auch die zu ihnen 
gehörigen Zähne. 

Die Stacheln sind grofs, ein wenig gekrümmt, , und werden 
nach unten zu dicker und breiter als nach oben, wo sie in einer 
schwachen Spitze enden. Ein ziemlich bedeutender Theil steckt 
in dem Fleische, ist sehr fein gestreift und zeigt an dem Hinter- 
rande eine offene, sehr erweiterte Furche. Der äufsere Theil ist 
etwas von der Seite zusammengedrückt, am Hinterrande abgeschnit- 
ten und vorn gerundet. Der seitliche und vordere Theil zeigt 
starke Längsfalten und entsprechende Furchen dazwischen, der Hin- 
terrand ist mehr oder weniger flach, fein längsgestreift und zeigt 
zwei Reihen dicker, nach unten gekrümmter, scharfer Zähne. 
Arten kommen schon im bunten Sandsteine vor und hören erst in 
der Kreide auf. 

H. apicalis Ag. Vol..3. p. 43. tb. 10. f. 2% — Hiernach. 
Tat. VII. Fig. 2. 

Eine kleine Art von Stonesfield. 


KÖRNSCHUPPER. FLOSSENSTACHELN, 163 


+ 14. 6. Leiacanthus Egert. (Meios, glatt; üxavda.) 


Unterscheidet sich von Hybodus dadurch, dafs dem Hinter- 
rande der Stacheln die Zähne mangeln. 
Eine Art aus dem Muschelkalke von Bayreuth und Luneville. 


+ 15. G. Ptychodus Ag. (rnıyyn, Falte; ödovc.) 


Auch hiervon kennt man die Zähne. 

Ihre Strahlen sind sehr dick und bilden nicht ein Stück, wie 
die der anderen Gattungen, sondern flache Stäbe oder vielmehr 
breite Platten, welche innig mit einander verbunden sind, so dals 
man sie nur noch durch Längsfurchen an der äulseren Oberfläche 
unterscheiden kann. Ihr Vorderrand ist höckerig, und diese Höcker 
bilden auf den Seiten breite, gerundete Rippen und mehr oder 
weniger deutliche quere Eindrücke. Gegen die Basis des Hinter- 
randes zu stehen dicke knochige Fasern senkrecht oder schief, 
welche zur Befestigung der Stacheln gedient haben mögen. 

Alle Arten stammen aus der Kreide. | 

P. articulatus Ag. Vol. 3. p. 58. tb. 10. a. f, 5. 6. — Mantell, 
 Geol. of Suss. ib. 39. — Gein. Char. .p. 12. tab. 1. f.. 6. 

In der Kreide von Lewes, im Plänerkalke, von Strehlen bei 
Dresden und in Böhmen. 


16. G. Spinax Cuv. (Taf. VII. Fig. 1.) 


Die. fossilen Stacheln dieser Gattung sind glatt und gehören 
daher zu der Untergatiung Acanthias des Prinzen Musignano. 

Ss. major Ag. Vol. 3. p. 62. tb. 10. 5. 1.8 —14.=- Geif. 
Kieslingsw. p. 3. tb. 4 f. 4. 

1— 2” lang; in der Kreide von Lewes und im Plänerkalke von 
Sachsen und Böhmen. 


17. G. Chimaera L. Ag. Seedrache. 


Die Stacheln sind an den Seiten flacher als bei Spinax, vorn 
gekielt und an den Hinterrändern gezähnelt. | 
Eine Art in der Kreide von Lewes. 


+ 18. G. Pleuracanthus Ag. (mevga, die Seite; axav$a.) 


Die ganze Oberfläche des Stachels ist gerundet, von vorn | 
nach hinten etwas zusammengedrückt, und auf jeder Seite‘ mit einer 
Reihe von abwärts gekrümmten Zähnen bewaffnet. 

R. laevissimus Ag., aus dem Kohlengebirge von Dudley, ist die 
älteste Art der bekannten Formen von Rochen. | 


11* 


164 - FISCHE. 


19. G. Myliobates Dumeril. (uvilas, Mühlstein ; Aaric, Roche.) 


Auch von dieser Gattung der Rochen beschreibt Asassiz meh- 
rere fossile Stacheln. 


B. Zähne und einige andere Ueberreste der Placoiden. 


Alle: Zähne der Placoiden, welche in früheren Zeiten theil- 
weise für versteinerte Schlangenzungen (Glossopetren,) gehalten, 
theilweise Krötensteine (Bufoniten *) genannt wurden, haben eine 
knochige Wurzel, welche in der dicken Haut verborgen liegt, von 
sehr verschiedener Form, und eine mit dickem Email bedeckte Krone, 
welche in dem Munde hervorragt. Die Beschaffenheit der letzteren 
ist bei den verschiedenen Gattungen dieser Ordnung verschieden. 
Sie stehen weder in Höhlen (Alveolen), noch sind sie an beson- 
deren Rändern der Kiefern befestigt, sondern sitzen ganz einfach 
in der Haut, welche den Rachen auskleide. Daher ist ihnen 
meistens auch eine Beweglichkeit möglich, wie sie in keiner an- 
deren Klasse der Thiere wieder vorkömmt. Die der Haien und 
Rochen siehen in mehreren Reihen, von denen die vorderen sich 
zuerst abnutzen, ausfallen und durch jene der inneren Reihen wie- 
der ersetzt ‚werden. Fortwährend bilden sich hinter den schon 
vorhandenen Zähnen neue, welche später allmählig nach vorn 
rücken. Die Basis von allen ist breit und flach, niemals kegel- 
förmig oder spitz. } 

Nur die tertiären Arten ähneln noch den jetzt lebenden For- 
men, die in älteren Formationen weichen sehr von ihnen ab. 


a. Cestraciontes. Pflasterförmige Haifischzähne. 


Mehr oder weniger flache und stumpfe Zähne, deren Krone 
aus kleineren an einander gefügten Röhren besteht, welche der 
Oberfläche eine poröse Beschaffenheit ertheilen. Der einzige Re- 
präsentant in der lebenden Schöpfung ist Cesiracion Philippi bei 
Neu -Holland. 


+ 1. G. Orodus Ag. (000g, Berg; ödoög, Zahn.) 


Zähne verlängert, in der Mitte zu einem stumpfen und que- 
ren Kegel erhoben und ihrer ganzen Länge nach mit einer Kante 
versehen, von welcher schiefe, an den Rändern verzweigte Run- 


*) Hierunter verstand man auch Zähne von Ganoiden, besonders von 
Pycenodonten. 


%ü 
KÖRNSCHUPPER. ZÄHNE. 165 


zeln herablaufen. Zu ihnen gehören die als Otenacanthus oder 
als Oracanthus beschriebenen Stacheln. 
Zwei Arten im Kohlenkalke von Bristol. 


1 2. G. Cienoptychius Ag. (xreis, Kamm; zıvyn, Falte.) 


Sie erscheinen als kleine, stark zusammengedrückte Orodus- 
Zähne, deren Querwurzeln einen förmlichen Kamm von mehr oder 
weniger gerundeten und losgerissenen Vorsprüngen bilden. 

Mehrere Arten im Kohlenkalke, Schieferthone und Sülswasser- 
kalke der Steinkohlenformation Englands, mit Stacheln von @yracan- 
thus, Piychacanthus und Sphenacanthus zusammen. 


+ 3. G. Helodus Ag. Psammodus z. Th. (705, Buckel; 
ödodg, Zahn.) 


Ihre Oberfläche ist vollkommen glatt und ihre Mitte in der 
Form eines stumpfen Kegels aufgequollen. Bald sind diese Zähne 
verlängert, gerundet und nur in der Mitie erhahen, bald zeigen 
sie eine Reihe stumpfer Kegel, von denen der mittelste der 
srölste ist. 

Im Kohlengebirge. 


t 4 G. Chomatodus Ag. Psammodus z. Th. 
(zouo, Wall; odovc.) 

Meistens sehr verlängerte, in der Mitte bald flache, bald 
erhobene, bisweilen sogar auch schneidende Zähne, deren Krone 
an ihrer Basis mit einer Reihe concentrischer Falten umgeben ist. 

Im Kohlenkalke. 


+5. G Psammodus Ag. im engeren Sinne. (wauuos, Sand; 
ödovc.) 
Breite und flache Zähne, mit einer sandarligen porösen Ober- 
fläche. Die Basis ist ebenso breit als ihre Krone. 
Drei Arten im Kohlenkalke. 


1 6. G. Cochliodus Ag. Psammodus: z. Th. 
(zoyAtag, Schnecke; ödovs.) 4 
Die Zähne haben eine zusammengerollte Form, und es sind 
ihrer nur wenige vorhanden. | 


C. contorius Ag. Vol. 3. p. 115. tb. 19. f. 14; tb. 14. f. 16 — 33. 
Der erste Zahn ist dreieckig, seine hintere Seite ist die gröfste 
und gerade, die innere Seite ist S-förmig 'gekrümmt und die vordere 
kurze gleichfalls gerade. Die Oberfläche ist vorn niedergedrückt und zeigt 


_ 


166 FISCHE. 


eine Furche parallel mit dem Vorderrande, während sie hinten stark 
 aufgequollen ist. 

Mit vier anderen Arten im Kohlenkalke von Armagh. Aufser- 
dem bei Bristol und Clifton. 


+ 7. G. Strophodus Ag. Psammodus z. Th. 
(otoogn, Drehung; ödovs.) 


Die Zähne sind verlängert, mehr ‚oder weniger verengt und 
an beiden Enden abgestutzt, der Länge nach etwas gekrümmt, in 
ihrer Mitte oder nach dem einen Ende zu etwas gewölbt, mit 
einer netzförmigen porösen Oberfläche. 

Die Arten beginnen in der Trias, herrschen in der Jura- 
periode vor und gehen bis in die Kreide. 

S. angustissimus Ag. Vol. 3. p. 128. tb. 18. f. 28—30. — 
Tab. VIL Fig. 4. (7), nach Gein. Beitr. z. Kenntn. d. thür. Muschelk. 
tb. 3. f. 6. 

Sie sind flach, gerade, an ihren schmalen Enden gerundet und 
auf ihrer Oberfläche netzförmig -porös. 

Häufig im oberen Muschelkalke von Mattstedt bei Jena, Rüders- 
dorf bei Wilhelmshall und bei Luneville. 


7 8.G. Ceratodus Ag. Psammodus z. Th. (x2o@s, Horn; ödovs.) 


Ihre innere Seite ist fast gerade, während die ihr entgegen- 
gesetzte äufsere vorspringende Hörner hat. Die Krone zeigt 
feine Pünktchen, wie die vorigen Gattungen. Wahrscheinlich ge- 
hören die Stacheln von Nemacanthus zu ihnen. | 

Viele Arten kommen im Lias von Aust-Cliff bei Bristol, eine 
Art im Jura. von Stonesfield vor. 


+ 9. G. Cienodus Ag. (xteig, Kamm; ödovg.) 


Zähne, welche einem Fächer mit gezähnelten Seiten gleichen. 
Wenige Arten in der Steinkohle und dem Steinkohlenkalke 
Englands. | 


+10. G. Acrodus Ag. (&xoog, der höchste; ödovc.) 


Fische, welche ihren Kiefern nach die gröfste Aehnlichkeit 
mit dem Cestracion von Neu-Holland haben. Eine knochige Wur- 
zel, mit körniger Structur, trägt die Krone von Email, welche in 
der Mitte aufgequollen, an den Seiten zugerundet und an beiden 
Enden verschmälert ist. Von einem mittleren Längskiele laufen nach 
beiden Seiten sich verästelnde Runzeln über die ganze Oberfläche 
herab. 


KÖRNSCHUPPER. ZÄHNE. 167 


A.u@aillardote, Ag. Vol. 3. p. 146. ib. 22. f. 16—%. — 
TEN Fig... 0. b. 

Es sind kleine, nachenförmige Zähne, welche sich sehr häufig, 
besonders in den oberen Schichten des Muschelkalkes von Thüringen 
(Maitstedt), am Krienberge bei Rüdersdorf, bei Bayreuth und in Wür- 
temberg finden. 

Eine andere Art im Kupferschiefer, sieben Arten im Lias, einige 
noch in den Oolithen und in der Kreide. 


+ 11. G. Piychodus Ag. (nıwyn, Falte; ddovg.) - 


Zähne von eckiger, mehr oder weniger vierseitiger Form. 
Ihre Krone ist immer breiter und verhältnifsmäfsig höher als die 
abgestumpfte Wurzel. Sie breitet sich nach den Seiten hin be- 
sonders aus und erhebt sich in der Mitte zu einer grofsen Warze, 
welehe auf ihrem abgeplatteten Gipfel mit dicken, stark hervor- 
tretenden Querfalten bedeckt ist. Der übrige Theil der Krone 
zeigt unregelmälsig in einander verfliefsende Höckerchen oder 
schwächere, gedrängtere und unregelmäfsigere Falten. 

Alle Arten gehören der Kreideformation, besonders ‘der ei- 
gentlichen Kreide und deren Aequivalenten an. 


P. latissimus Ag. Vol. 3. p. 157. tb. 25. a. u. b. f. 24— 26. 
Bin UHaE ED: God. EL. 0% Alla Wir Li ic 20000 AR NER 
Fig. 6. a. b. 

Viereckige, hinten steil abfallende oder eingedrückte Zähne, mit 
5—8 sehr starken und scharfkantigen, parallelen Falten auf dem er- 
habenen mittleren Theile der Krone und einem breiten, höckerigen 
Rande. Gewöhnlich breiter als lang,‘ bisweilen auch ebenso breit als 
lang, kommen sie, 1—2” grofs, häufig in der Kreide von England, 
im Plänerkalke von Sachsen und Böhmen, bei Quedlinburg, im Grün- 
sande von Westphalen und, nach Catullo, im Vicentinischen und Ve- 
ronesischen vor. 

P. polygyrus Ag. ist immer breiter als lang, flach gewölbt, 
und eine gröfsere Anzahl (ohngefähr 10) etwas gebogener und bis- 
weilen gespaltener Falten zieht sich bis fast zu dem Rande. 

In. der Kreide. von England, selten im Pläner von Deutschland 
(Quedlinburg, Strehlen, Oberau und Plauen bei Dresden). 

P. decurrens Ag. Vol. 3. p. 154. tb. 25. b. f. 1—8. — Gein. 
Char. p. 64. tb. 17. £. 8. 9.10. 12. — Taf. VII Fig. 7. 

Ein hoher schmaler , quer gefalteter Höcker, welcher vom: vorde- 
ren bis zum hinteren Rande reicht, in der Mitte aber am höchsten: ist, 


168 FISCHE. 


bildet den mittleren Theil dieser Zähne, so dals nur die beiden Sei- 
ten sich flügelartig daneben ausbreiten. 
Gegen 4 breit, mit P. latissimus zusammen und eben so häufig. 


b. Hybodontes Ag. 


‘Spitze Haifischzähne, beiderseits mit Nebenzähnen versehen 
und längsgefaltet. 


+ 1. G. Hybodus Ag. (ößos, Buckel; ödovg.) 


Von dieser Gattung kennt Agassiz ganze Kiefern und ver- 
schiedene andere Theile des Körpers, als Stücken der Haut, die 
früher beschriebenen Flossenstacheln und die Zähne. 

Auf einer langen, schmalen und niedrigen Wurzel erhebt a 
in der Mitte des Zahnes ein schmaler, spitzer Kegel, häufig von 
der Länge der Wurzel, und neben ihm auf jeder Seite stehen 
1—4 kleinere, welche nach den Enden hin allmählig an Gröfse 
abnehmen. Der mittlere Kegel ist ein wenig zusammengedrückt, 
und zwar auf der äulseren Seite mehr als auf der inneren. Die 
Oberfläche aller dieser Kegel ist mit deutlichen senkrechten Falten 
bis an die Spitze oder 3 der Höhe bedeckt. Auf der knochigen 
_ Wurzel, deren unterer Rand gewöhnlich dem Emailrande parallel ist, 
bemerkt man unter der Lupe netzförmige Structur und kleine Poren. 

Die Arten erscheinen zuerst in dem Muschelkalke, gehen 
durch die Juraformation hindurch und enden schon in der Kreide. 
Ayassiz beschreibt neun aus der Trias, elf aus der Juraformation 
und eine Art aus der Kreide von Lewes. 

H. plicatilis_ Ag.. Vol. 3. p-.189. 1h.,,221:@:£.1; .th.. 24. 
f. 10 u. 13. — H. v. Meyer und Plieninger, Palaeontol. Würtembergs, 
tb. 12. £. 70. 71. — Gein. Thür. Muschelk. tb. 3. f. 8. — Taf. VI. 
Fig. 8. 

Zahnwurzel dick, Hauptkegel auf jeder ‚Seite mit 2—3 Neben- 
kegeln und mit vielen Falten bedeckt, welche, nach oben zu in ein- 
ander laufend, theilweise bis zu der Spitze gehen. 

Häufig im oberen glauconitischen Muschelkalke des Krienberges 
bei Rüdersdorf, zu Maitstedt bei Jena, in der Knochenbreccie von 
Schwemmingen, Echterdingen und Crailsheim in Würtemberg. 


+ 2. G. Cladodus Ag. (xAadog, Zweig; 6dovg.) 


Zähne wie die von Hybodus, mit dem Unterschiede, dafs 
die an dem Ende stehenden Nebenzähnchen gröfser sind als die 
zwischen ihnen und dem Hauptkegel. 


KÖRNSCHUPPER. ZÄHNE. 169 


Acht Arten im Kohlenkalke von Armagh, Bristol und dem Kalke 
von Bourdie - House. | 


+ 3. G. Sphenonchus Ag. (ogynv, Keil; 0yxo,, Haken.) 


Hier ist nur ein einziger, sehr entwickelter Haupikegel vor- 
handen, welcher hakenförmig einwärts gebogen, übrigens fast cy- 
lindrisch, sehr dick und an der Basis gefaltet ist. Nebenzähne 
fehlen oder sie sind nur schwach angedeutet. 

Eine Art im Lias, zwei in der oberen Jura- und Wealdenfor- 
“mation Englands. 


+ 4. G. Diplodus Ag. (dındöog, doppelt; ödovs, Zahn.) 


Hier entwickeln sich die Nebenzähne auf Kosten des Haupt- 
kegels, welcher kaum die Hälfte der Höhe der ersteren erreicht. 
Diese Seitenzähne sind gewöhnlich nach vorn gekrümmt, sehr scharf, 
‚ eylindrisch und von verschiedener Zahl, his 5 auf einer Wurzel. 
Zwei Arten in der Steinkohlenformation von England. 


c. Squalides. 


Spitze Haifischzähne, mehr oder weniger halbkegelförmig, auf 
der inneren Seite stark, auf. der äulseren schwach gewölbt oder 
fast flach. 


1. G. Notidanus Cuv. 


Jeder Zahn besteht aus einer Reihe von Zähnchen, von denen 
der erste der grölste ist und jeder der folgenden allmählig klei- 
ner wird. Dieses vorderste Zähnchen ist bei den Zähnen im Un- 
terkiefer verhältnilsmäfsig gröfser als bei denen im Oberkiefer. 

N. Münsteri Ag. im Jura bei Streitberg und Randen, N. me- 
crodon Ag. in der Kreide von England und im Plänerkalke von 
Sachsen, einige Arten sind tertiär, und auch in der jetzigen Schöpfung 
finden sich noch Repräsentanten. 


+ 2. G. Corax Ag., früher Galeus Cuv. z. Th. 


Eine ausgestorbene Gattung, von welcher man nur die Zähne 
kennt. Sie haben eine starke und grolse, d. h. weit von vorn 
nach hinten laufende, unten etwas concave Wurzel, welche eine 
breite, spitze, stark rückwärts geneigte Krone trägt. Diese ist 
auf der äufseren Seite schwach, auf der inneren stark gewölbt, 
und gleicht etwas einem schiefen Halbkegel. Unten breitet sich 
die hintere Seite etwas nach hinten aus, oder es steht ein klei- 
ner niedriger Zahn dahinter, welcher mehr oder weniger deutlich 


170 | | FISCHE. 


davon getrennt ist. Dadurch, dafs diese Zähne massiv und nicht 
hohl sind, und dafs ihr scharfer Vorder- und Hinterrand durch 
Randzähnchen von fast gleicher Gröfse gekerbt ist, unterschei- 
den sie sich von den übrigens sehr ähnlichen Zähnen des noch 
lebenden Galeus. 

Die Arten gehören der Kreideformation an, eine Art ist tertiär. 

C. pristodontus Ag. Vol. 3. p. 224. tb. 26. f. 913. — 
Gein. Char. tb. 1. f. 1. — C. heterodon Reuls, böhm. Kr. p. 3. tb. 3. 
— Taf. VI. Fig. 11. 12. 

Die hintere Seite verläuft unter einem Bogen allmählig in die 
hintere Ausbreitung. Bei ©. appendiculatus Ag. ist ein kleiner hin- 
terer Zahn deutlich von dem Hauptzahne getrennt. 

Zwischenstufen zwischen beiden sind von Agassiz unter anderen 
Namen beschrieben worden. | 

Sie sind häufig in den oberen Schichten der Kreideformation, 
als in der Kreide von England, dem Kalke von Mastricht, dem Plä- 
nerkalke von Strehlen und Weinböhla in Sachsen, von Teplitz und 
Bilin in Böhmen, sehr selten in älteren Schichten, als: im unteren Plä- 
ner von Plauen bei Dresden oder dem Grünsande von Kreibitz in Böh- 
men, Kieslingswalda im Glatzischen, Haldem und Aix-de-Chapelle. 


3. G. Galeocerdo Müll. u. Henle. Galeus Cuv. z. Th. 


Die Zähne unterscheiden sich von denen der vorigen Gattung 
durch die grolse Unregelmälsigkeit der Kerbzähnchen an. ihrem 
ganzen Rande, während bei Galeus Cuv. der Vorderrand ganz 
glatt und nur der Hinterrand gezähnelt ist. 

Man kennt zwei Arten aus der Kreide, drei terliäre und zwei 
noch lebende. 

Hier schliefsen sich vielleicht die folgenden vier Gattungen 
am befsten an: | 


+ 4 G. Aellopos Münst. (d&iAozog, schnell.) 


Ausgezeichnet durch die beträchtliche Gröfse der zweiten 
Rückenflosse, welche dort, wo sie eingesetzt ist, höher als der 
Körper ist. Die Schwanzflosse scheint sich sehr zu verlängern. 
Das Chagrin der Haut ist gleichmälsig granulirt. Die Wirbelkör- 
per sind ebenso hoch als lang. 

Zwei grofse Arten von Solenhofen. 


+ 5. @. Seylliodus Ag. (Scyllium ;_0dovg.) 


Ein Haifisch von mittlerer Gröfse, aus der Kreide von Kent, 
welcher sich Scyliium durch die dreispitzige Form und die Klein- 


KÖRNSCHUPPER. ZÄHNE. 171 


heit seiner Zähne nähert. Der Rachen war an seiner Mündung 
sehr gekrümmt. 


+ 6. G. Thyellina Münst. (Mythol. Name.) 


Ein kleiner Haifisch aus den Kreidegebilden : bei Münster, 
dessen beide Rückenflossen weiter zurück stehen als die. Bauch- 
flossen. Die grölsere ‚zweite R. ist gegenüber der A. Alle Flos- 
sen sind vorn gerundet, die S. aber ist kurz und ihr oberer Lap- 
pen schwach ausgezackt. 


+ 7. G. Arthropterus Ag. (&o900v, Glied; nreoöv, Flügel.) 


Nach Brusiflossen von bedeutender Länge (5°) bestimmt. 
Aus dem Lias. 


8. G. Sphyrna Rafın. Zygaena Cuv. Hammerfisch. 


Da die Zähne des lebenden Hammerfisches nicht nur in bei- 
den Kiefern verschieden sind, sondern auch in einem und dem- 
selben Kiefer bald Zähne mit feiner Randzähnelung, bald ohne die- 
selbe vorkommen, so ist es noch nicht mit Sicherheit anzugeben, 
ob einzeln aufgefundene fossile Zähne dieser Gattung angehören. 
Sie haben übrigens viel Aehnlichkeit mit einigen Arten von Car- 
charias, unterscheiden sich aber durch schmälere Form. 

Zwei Arten aus der Kreide, zwei tertiäre. 


9. G. Squwatina Dum. Meerengel. 


Von dieser noch im Mittelmeere lebenden Gattung kommt, 
nach Reuss, eine fossile Art im Pläner von Böhmen vor. 


'r 10. G. Hemipristis Ag. (nul, halb; noıorög, gesägt.) 


Die Arten dieser Gattung ‚stehen, nach Agassiz, zwischen 
Galeocerdo und einigen gekrümmten Zähnen von Carcharias, un- 
ierscheiden sich aber dadurch, dafs die Randzähnelung in einiger 
Enifernung von dem Gipfel aufhört und der letztere glatt erscheint. 

Drei Arten, deren. geologisches ‘Alter noch nicht genau ge- 
kannt ist. 


11. G. Carcharias Cuv. 


Diese in der lebenden Schöpfung so reich: entfaltete Gattung 
der Haie hat nur wenige fossile Vertreter, welche der Uhnter- 
gattung Prionodon Müller u. Henle angehören. Ihre Zähne 
sind schief oder gerade, breit- oder schmal-dreieckig mit einer 
breiten Basis und: an beiden Rändern, wenigstens stets in dem 
Oberkiefer, gezähnelt. 


172 FISCHE. 


Zwei Arten im Grünsande von Sentis in St. Gallen, und im Kreide- 
mergel von Bockum. 


+ 12. G. Glyphis Ag. (yAvgis, Kerbe.) 


Zähne lang und schmal, mit breiterer Wurzel und in der 
Nähe des Gipfels sich etwas erweiternd, so dafs sie die Form 
eines Steinmeilsels annehmen. Ihre Wurzel ist massiv und hat zwei 
sehr vorstehende Hörner. Diels ist die Beschaffenheit der vorde- 
ren Zähne im Unterkiefer des lebenden Carcharias (Prionodon) 
Glyphis, welche Agassiz zu der Gattung Glyphis erhebt. 

G. hastalis Ag. aus dem Londonthone. 


13. G. Carcharodon Smith. (Carcharias ; ödwrv.) 


Es sind Carcharias- Arten mit halbmondförmiger S. und sehr 
breiten, dreieckigen, an den Rändern gezähnelten Zähnen. : Wäh- 
rend in der lebenden Schöpfung nur eine einzige Art, ©. Lamia, 
existirt,; kennt man eine grofse Anzahl fossiler Arten, welche 
meistens durch die beträchtliche Grölse der Zähne auf eine bedeu- 
tende Entwickelung jener Haifische schliefsen lassen. 

C. (Carcharias) megalodon Ag. Vol. 3. p. 247. tb. 29. 1.3. 
— Hiernach ‚Taf. VII. Fig. 17. in 3 Gröfse. 

Agassiz beschreibt vierzehn tertiäre Arten und einige von un- 
bekannten Fundorten. 


+ 14. G. Otodus Ag. (&s, Ohr; ddoög, Zahn.) 


Wie bei allen Squaliden, sind die vorderen Zähne gerade 
und pyramidal, während die hinteren immer kürzer werden und 
mehr und mehr sich nach rückwärts krümmen., Die innere Seite 
ist stark, die äufsere flach gewölbt. Die Basis der Krone ist 
meistens glatt und nur bei einigen Arten gefaltet. Bei Otodus 
trägt eine breite und starke, in der Mitte ausgeschnittene ‚Wurzel 
den breiten, scharfrandigen Zahn, welcher an seiner Basis jeder- 
seits mit einem zusammengedrückten und scharfen Höcker oder 
Nebenzahn innig verbunden ist, der auf beiden Seiten ziemlich 
gleiche Form und Entwickelung hat. 

Die mehrsten Arten kommen in der Kreide, einige in tertiä- 
ren Bildungen vor. | | 

O0. appendiculatus Ag. Vol. 3. p. 270. tb. 32. f. 1—2%. 
— Gein. Char. tb. 1. f. 3. — Taf. VII. Fig. 9. 10. 

An Form und an Gröfse sehr variabel, mit breiten, bald stumpf-, 
bald spitzwinkeligen Nebenzähnen. 


KÖRNSCHUPPER. ZÄHNE. 173 


Sehr häufig in der Kreide von England, im Plänerkalke von 
Strehlen, Quedlinburg, Teplitz und anderen Orten von Deutschland, 
seltener in älteren Schichten. Agassiz citirf diese Art aus den ver- 
einigten Staaten von den Ufern des Delaware-Canals, aus der Kreide 
der Normandie und aus dem Gault von Speeton. 


15. G. Oxyrhina Ag. (ö&0s, spitz; oiv, Nase.) 


Zähne ohne Seitenzähne oder Seitenhöcker, übrigens fast von 
der Form der Otodus-Zähne, mit welchen man sie sehr leicht 
verwechseln kann, wenn dieselben ihrer Wurzeln beraubt sind. 
Im Allgemeinen sind jedoch die Zähne von Oxyrhina schmäler, 
und ihre Wurzel ist weniger breit. Der Typus dieser Gattung ist 
O0. Spallanzani (Lamna Oxyrhina Cuv.) im grolsen Weltmeere. 

Eine Art gehört der Juraformation an, drei Arten kommen in 
der Kreide und elf in tertiären Bildungen vor. 

O0. Mantellii Ag. Vol. 3. p. 280. tb. 33. f. 1—9. — Gein. 
Char. tb. 1. f£. 4 — Reuls, böhm. Kr. tb. 3. f. 1—6. — Taf. VII. 
Fig. 13. 14. 

Häufig im Plänerkalke von Böhmen, Sitrehlen, Quedlinburg, Gos- 
lar, im Kreidemergel bei Aachen und Schweden, und in der weilsen 
Kreide von England. 

O0. angustidens Reuls. — Taf. VI. Fig. 15. a. b. ce. 

Diese viel schmälere Art von Zähnen ist aufserordentlich häufig 
in dem unteren Pläner von Plauen bei Dresden und bei Bilin. 


16. G. Lamna Cuv. mit den Untergattungen: 7 Sphenodus Ag. 
(opnv, Keil; ödovs.) und + Odontaspis Ag. (odwv; 
sonis, Schild.) 


Die Zähne dieser: Gattung nähern sich sehr denen von Oto- 
dus, sind jedoch etwas schmäler als diese, und ihre Seitenkegel 
(Seitenzähne) sind viel kleiner. Bei Odontaspis Ag. entsprechen 
den dünnen und langen Zähnen auch lange und sehr spitze Seitenzähne. 

Zwei Arten in.der Jura-, sechs in der Kreideformation, etwa 
zehn tertiäre und mehrere Arten noch ‘in den jetzigen Meeren. 

L. (Odontaspis) raphiodon Ag. Vol. 3. p. 296. tb. 37. a. 
f. 11—16. — Gein. Char. (Enchodus halocyon) B.1 105 Falun — 
Tail." VIRW Fig. 16:0 @. ©. 'c. 

Diese Zähne sind hoch und schmal, auf ihrer inneren Seite stark 
gewölbt, an den Rändern aber dennoch sehr scharf, unten nach au- 
fsen, in der Mitte nach innen: und oben wieder nach aufsen gebogen, 
wie diefs in schwächerem Maalse auch bei Ozyrkina und. bei  Otodus 


174 FISCHE. 


der Fall ist. Die gewölbte Seite ist von unten bis über die Mitte 
der Höhe fein gestreift, die äufsere ‚flache Seite ihrer ganzen Länge 
nach in der Mitte gekielt. Nebenzähne habe ich nur einmal vor- 
gefunden. 

Im Grünsande bei Aachen und Regensburg, im unteren Pläner 
von Plauen bei Dresden und in Böhmen, selten im oberen Pläner von 
Strehlen, in der Kreide von Lewes. 


d. Zähne und andere Ueberreste aus der Familie 
der Rochen. 

Sie zeichnen sich nicht allein durch ihre flach - scheibenförmige 
Gestalt, sondern auch durch die Eigenthümlichkeit ihres Chagrins 
aus. Man unterscheidet nämlich in der Ordnung der Placoiden 
zwei Arten davon. Entweder ist ihre Haut mit schuppigen Plätt- 
chen versehen, welche an ihrem Hinterrande verschieden ausge- 
schnitten sind, oder es finden sich statt derselben harte Höcker, 
welche auf einer breiten Basis ruhen und bald körnig sind, bald 
mehr oder weniger, oft stachelig, hervorspringen. Die letztere 
Beschaffenheit, wofür Agassiz den Namen „boucles““ braucht, hat 
das Chagrin der eigentlichen Rochen, während der gröfste Theil 
der Haifische mit einem einförmigen Chagrin bedeckt wird und 
bei Myliobates und Trygon die Haut vollkommen glatt ist. — Hierzu 
auch die Flossenstacheln von Pleuracanthus und Myliobates. 


+1 6. Squalo Raja Riley. Spinacorhinus Ag. 

Eine Form, die die Haifische und Rochen verbindet. Ein 
Haifischkopf, dessen vorderer Theil in einen langen Schnabel ver- 
längert ist, Wirbel so wie Erust- und Bauchflossen ähnlich stark 
entwickelt wie bei dem Hairochen (Rhinobates), ein mit einem 
Stachel bewaffneter Schwanz, wie Trygon und Myliobates, und das 
Chagrin der eigentlichen Rochen zeichnen diese Gattung hinrei- 
chend aus. 

Eine Art aus dem Lias von Lyme Regis. 


2. G. Raja L. Eigentlicher Roche. 


Körper rhombisch, mit vorragender Schnauze und zwei Rücken- 
flossen. Ayassiz kennt das Chagrin von zwei fossilen Arten, wel- 
che beide aus tertiären Schichten herrühren. 

R. antiqua aus dem Crag von Norfolk. 


3..G. Pristis Latham. Sägefisch. 


Aufser den kleinen Kieferzähnen haben die Sägelische noch 
sröfsere, von der Form‘ sehr verlängerter, zusammengedrückter 


KÖRNSCHUPPEB. ZÄUNE. 175 


Kegel, welche an ihrem Hinterrande hohlkehlig sind. Diese Zähne 
sitzen auf beiden Seiten der unter dem Namen ,„‚Säge‘‘ bekannten 
schnabelartigen Verlängerung der Schädelknochen. 

P. bisulcatus Ag. von Sheppey, ist ein Stück jener. Säge. 


4. G. Trygon Adanson. Stechroche. Pfeilschwanz. 


Von der Form der eigentlichen Rochen, aber mit einem säge- 
förmig gezähnten Stachel am Schwanze. 
Zwei Arten vom Monte Bolca. 


5. G. Torpedo Dumeril. Zitterroche. 


Auch diese Gattung, mit kreisrundem Körper, wird am Monte 
Bolca durch T. gigantea Ag. vertreten. 


+ 6. G. Asterodermus Ag. (Gone, Stern; d£oua, Haut.) 


Ein kleiner Roche von Solenhofen, mit verlängerten, cylindri- 
schen, in der Mitie ihrer Länge niedergedrückten Wirbelkörpern, wel- 
che mehr denen der Haifische als jenen der Rochen ähneln. Die 
ganze Oberfläche des Körpers ist mit kleinen stacheligen Sternchen 
bedeckt. Die Flossen bestehen aus platten, einfachen , aus wenigen 
Gliedern bestehenden Strahlen. 


+1 7. G Oyclarthrus Ag. (xUxkog, Kreis; &0900v, Glied.) 


Ausgezeichnet durch cylindrische Glieder der Brusiflossen- 
strahlen, welche in der Nähe ihrer Basis hurz und dick sind. 
Aus dem Lias von Lyme Regis. 


+ 8. 6. Euryarthra Ag. (eögös, hreit; &o9gov, Glied.) 
E. Münster Ag., von Solenhofen, deutet durch die breiten, 


flachen, aus wenigen, aber sehr grofsen Gliedern bestehenden Brust- 
flossenstrahlen eine grofse Rochenart an. 


9. G. Myliobates Dum. (uvAlas, Mühlstein; Burig, Roche.) 


Die Kiefern dieser Rochen tragen, anstatt spitzer Zähne, 
breite Zahnleisten mit flacher Krone, welche durch feine Nähte 
mit. einander so vereinigt sind, dafs sie parketirte Platten bilden, 
deren Theile unter sich bald gleich, bald ungleich und in mehre- 
ren symmetrischen Reihen angeordnet sind. In dieser Gattung sind 
die mittleren Zähne der beiden Kiefern aufserordentlich in die Quere 
entwickelt; übrigens ist die Zahnplatte des Unterkiefers flach und 
länger als die des: oberen Kiefers, welche um den vorderen Rand 
desselben gekrümmt und auf ihren Seiten leicht gewölbt: ist. 

Fünf Arten leben, vierzehn fossile sind alle tertiär. 


176 FISCHE. 


10. G. Aötobatis Müll. u. Henle. (“yrog, stürmisch; 
ßurig, Roche.) 


Der Unterkiefer macht einen Vorsprung vor dem kürzeren 
und rechtwinkelig abgeschnittenen Oberkiefer. Beide sind mit einer 
einzigen Reihe von queren Zähnen versehen, und ohne Seitenleisten. 
Die Zahnplatte, deren Oberfläche der Breite nach fast flach ist, 
bedeckt nicht die ganze Fläche, während sein vorderer Theil den 
Kiefer beträchtlich überflügelt, was um so mehr hervortritt, als 
die Zähne nach vorn gekrümmt- sind. 

Aufser zwei, an der Küste von Brasilien, in dem indischen und 
rothen Meere lebenden Arten, sind vier Arten fossil, wahrschein- 


lich tertiär. 
11. G. Zygobates Ag. ((vyös, Joch; faris, Roche.) 


Die Zahnleisten stehen hier in mehreren Reihen, welche von 
der Mitte nach dem Rande zu sich an Breite allmählig verringern. 

Zwei Arten leben an der Küste von Brasilien, zwei sind ter- 
tiär, in der Molasse der Schweiz und im Crag von England. 


r 12. G. Janassa Münst. (Mythol. Name.) 


Die Anordnung ihrer Zähne hat einige Aehnlichkeit mit der 
von Zygobates. Ihre Zahnleisten haben eine röhrenförmige Structur, 
wiewohl ihre Krone emailirt ist. Die vorderen Zähne sind die 
kleinsten. Aufser drei Haupireihen von Zähnen stehen kleinere 
auf den Seiten. 

I. angulata Münst. Beitr. 1. p. 67. tb. 4. f. 1. — Germ. 
Beitr. d. Mansf. Kupf. p. 26. — Gaea v. Sachsen, p. 9. 

Im Kupferschiefer von Glücksbrunn, Liebenstein, Kamsdorf, Eis- 
leben, Mansfeld und Riegelsdorf. 


+ 15. @. Dictea Münst. (Dicte, Mythol. Name.) 


Hiervon kennt man einen fast vollständigen Abdruck von ab- 
geplatteter Form. Die Brustflossen sind breit, abgerundet und 
verlängern sich nach vorn über die Seiten des Kopfes. Die erste 
Rückenflosse scheint gelappt zu sein. Die Haut ist sehr fein cha- 
grinirt. In der Mitte des Kiefers stehen verlängert-birnförmige 
Zähne in vier schwach nach hinten divergirenden Reihen. Die 
vorderen Zähne sind die kleinsten. Hinten steht auf jeder Seite 
ein sehr dicker, flacher Zahn, und aufserdem eine Reihe von 
rhombischen Zähnen. 

Im Zechsteine von Thalitter. 


KÜRNSCHUPPER. ZÄHNE, 177 


'e, Zähne und andere Veberreste aus der Familie der 
Chimären oder Sandrochen. 


Die beiden lebenden Gattungen dieser Familie sind Chimaera 
und Callorhynchus. | 

Die vorderen Zähne oder die der Zwischenkiefern der in dem 
Mittelmeere lebenden Chömaera monstrosa, oder der Seeratze, sind 
länglich und fast zweimal höher als breit, und enden nach vorn 
mit einem scharfen, gezähnelten Rande. Aeufserlich zeigen sie 
verticale Rippen, abwechselnd ‘aus sehr harter und etwas weniger 
harter Zahnsubstanz, - woraus sich die Zähnelung des Randes er- 
klärt; innerlich unterscheidet man schiefe, . unter sich parallele 
Blätterschichten. Die Zähne des Oberkiefers stehen horizontal und 
bilden auf dem Gaumen einen knochigen. Boden von der Form 
eines Dreiecks, dessen innerer Rand der breiteste ist. 

Die fossilen Arten gehören weder zu Chimaera noch zu Cal- 
lorhynchus , sondern bilden mehrere eigenthümliche Gattungen. 


t 1. @. Ischyodon (Ischyodus) Egerton. 


Die zum. Zermalmen der Nahrung dienenden Höcker im Un- 
terkiefer stehen von einander geirennt und sind stark entwickelt. 
Besonders breit‘ ist der Höcker in der Miite. 


+ 2. G. Ganodus Egert. (yavos, Glanz; ddovc.) 


Hier stehen diese Höcker viel gedrängter und sind in eine 
einzige, mit einer knochigen Schicht bedeckte Erhöhung vereinigt. 


t 3. @. Psittacodon Ag. (wırraxn, Papagai; ödovg.) 


Unterkiefer vorn in eine Spitze verlängert. 

Asassiz führt die drei genannten Gattungen noch als Untergattungen 
von Chimaera auf, und beschreibt von Ganodus vier Arten aus- den 
Oolithen von Stonesfield, von Ischyodon eine aus dem Lias, zwei aus 
dem mittleren, sechs aus dem oberen Jura, zwei aus der Kreide von 
England und eine Art aus der Molasse der Schweiz. Von Psittacodon 
kommen zwei Arten in den. Oolithen und zwei in der Kreide von 
England vor. | 


t 4 G. Elasmodus Eg. (£iuoue, Platte; ödovs.) 


Mit einer Art aus dem Londonthone von Sheppey. 


+ 9. G. Psaliodus Eg. (wilıog, weils glänzend; odovc.) 


Mit einer Art ebendaher. 


Geinitz, Versteinerungskunde. ’ j 12 


178 FISCHE, — KÖRNSCHUPPER. WIRBEL. 


+6. G. Edaphodon Buckl. (£dapos, Fulsboden; ddwr.) 


Mit drei Arten aus dem Sande von Bagshot und dem London- 
thone von Sussex. 


+ 7. G. Passalodon Buckl. (n«ooarog, Pfahl; ddwr.) 


Eine Art aus dem Sande von Bagshot. 


C. Wirbel. 


Von den mannichfachen Wirbeln der Haifische, worüber Prof. 
Müller in Agassiz Poiss. foss. Vol. 3. p. 361 u. f. die schätzbarsten 
Mittheilungen gegeben hat, führe ich nur die in dem Plänerkalke 
von Sachsen, Böhmen, und, nach Glocker, auch bei Oppeln in 
Schlesien, so wie in der Kreide von England nicht selten vor- 
kommenden Wirbel von Lamna (Taf. VI. Fig. 18.) an. Im voll- 
kommenen Zustande gleichen sie einem Damenbretsteine, da beide 
Seitenflächen sich nach der Mitte zu allmählig vertiefen, und sind 
etwa dreimal höher als breit. Ablösungsstücke von ihnen haben oft 
ein schild- oder patellenähnliches Ansehen. Aeufserlich wie inner- 
lich sieht man bei ihnen dicht-concentrische Streifen und Furchen, 
welche durch radiale Streifen durchkreuzt werden. 

Sie enthalten sehr vielen phosphorsauren Kalk. In Strehlen 
bei Dresden’ und bei Hundorf in Böhmen erreichen sie bisweilen 
eine Höhe von 2 Zoll. 


B. Arthrozoa. Gliederthiere, 


Die Gliederthiere verdanken ihren .Namen dem eigenthümlichen Bau 
eines länglichen, symmetrisch gebildeten Körpers, welcher in mehr 
oder weniger deutliche, gürtelförmige Abschnitte oder Ringe ge- 
theilt ist. Ein inneres Skelett fehlt ihnen fast gänzlich, statt 
dessen ist aber den meisten von ihnen ein äufseres (Hautskelett) 
zuertheili worden, welches in einer derben, hornigen oder kalkigen 
Hülle besteht, und vorzüglich zur Befestigung der Muskulatur ihrer 
Bewegungsorgane gebraucht wird. 

Die Bewegungsorgane der Gliederihiere stehen paarig und 
sind, an den Würmern und mehreren Crustaceen ausgenommen, 
gegliedert. Ihre Zahl variirt zwischen 6 und mehr noch als 100. 

In vielen Würmern und den Tausendfülsern geschieht die 
Ausbildung der hinter einander liegenden Leibesringe so gleich- 
mäfsig, dafs in jedem gleiche oder gleich viele Antheile sowohl 
der inneren als der äufseren Organe enthalten sind; bei den übrigen 
Gliederthieren aber entwickeln sich einzelne Ringe vor den übrigen 
‘besonders und bewirken dadurch eine Ungleichartigkeit der Leibes- 
ringe. Gewisse Ringe reilsen dann auch gewisse Organe an sich, 
wie die vordersten die Sinnesorgane, während die mittleren am 
liebsten die Bewegungsorgane, Respirationsorgane und das Herz 
an sich ziehen, und die Verdauungs- und Geschlechtsorgane in 
den hinteren Ringen ihren Platz finden. Nach ihrem Inhalte hat 
man die vorderen Ringe als Kopf (caput), die mittleren als Brust 
oder Brustkasten (thorax), und die hinteren als Bauch oder 
Hinterleib (abdomen) bezeichnet. (Burmeister Handb. d. Naturg. 
p. 519 u. 520.) j 

Die Säfte der Gliederthiere sind in der Regel ungefärbt, und 
ihre Fortpflanzung geschieht, wie bei den meisten Thieren,, durch 
das Ei. 


12° 


180 INSECTEN. 
V. Klasse. /Insecta. Insecten. 


Der Körper der Insecten ist deutlich in Kopf, Brust und 
Hinterleib geschieden. Sie athmen durch Luftröhren, haben sechs 
gegliederte Beine, sind meistens geflügelt und bestehen eine mehr 
oder minder vollständige Metamorphose. 


Aus dem Eie entwickelt sich eine Larve (Made, Raupe), die 
sich verpuppt, und erst aus der Puppe (Nympfe) schlüpft das voll- 
kommene Insect hervor. 

Am Kopfe dieser Thiere unterscheidet man: zwei „eo eh 
sehr bewegliche Fühler oder Antennen, welche sich in der Nähe 
der Augen befinden; zwei unbewegliche zusammengesetzte Augen, 
deren Oberfläche aus zahlreichen sechseckigen Linsen besteht (Netz- 
augen), neben welchen öfters noch zwei oder drei einfache oder 
Nebenaugen stehen; die Mundtheile, Kiefern (mandibulae) mit Ober- 


und Unterlippe (Zunge), und zwei Paare, in Hülfsorgane für den 


Mund verwandelte Füfse, welche hier Unterkiefer (mazillae) und 
Unterlippe (labium), woran man den hornigen Theil als Kinn, den 
häutigen als Zunge unterscheidet, genannt werden. Die 3—6 
freien Englieder der Unterkiefer und Unterlippe bilden die Taster 
(palpi). (Burm. Hdb. d. Naturg. p. 588.) 

Die Brust besteht aus drei verwachsenen Hornringen, von 
denen jeder ein Fufspaar trägt, und der Hinterleib ist aus 3—9 
zusammen verbundenen Ringen gebildet. 


Keine Klasse der lebenden Thierwelt hat eine so grolse An- 
zahl von Formen aufzuweisen, als die der Insecten, und schon 
möchte sich die Anzahl der in der jetzigen Schöpfung unterschie- 
denen Arten auf 80,000 belaufen. | 

Wie die Klasse der Insecten auf die Existenz. der höher or- 
ganisirten Thiere und Pflanzen noch gegenwärtig ‘einen enischei- 
denden Einflufs ausübt, so war es wohl ohne Zweifel auch: früher 
der Fall. Mit dem ersten Dasein der ersien Spuren von insecten- 
fressenden Säugethieren und Vögeln, mit dem.Emporblühen einer 
Flora von Phanerogamen, deren Befruchtung doch vorzugsweise 
durch ‘Insekten bewirkt wird, durften diese Thiere nicht fehlen, 
und umgekehrt setzt wieder ihr Vorhandensein die Existenz .ge- 
wisser Pflanzen und Thiere voraus. 


Die See ernährt, nach Germar (Act. Ac. Caes. Leop. De 
Nat. Cur. Vol. 19. P. 1. p. 189.), kein einziges Inseet; nur 
einige Gattungen und Arten, wie Pogonus aus der Familie der 


er, 


INSECTEN. 181 z 


Carabieinen, Halobates ”) aus der Familie der Wasserläufer, noch 
einige Arten von Käfern und einige Fliegen sind an die Nähe des 
Meerwassers gebunden. 

'Fossile Insecten sind daher vorzugsweise in Süfswasserbild- 
ungen, und zwar vornehmlich in denjenigen zu erwarten, in wel- 
chen wir die Reste einer ausgedehnten Phanerogamenilora vorlünden, 
womit auch die bisherigen Erfahrungen über ihr Vorkommen voll- 
ständig übereinstimmen. 

Die ältesten Insecten sind ‚durch Buckland **) in England, 
und durch Germar *””) bei Wettin in der Steinkohlenformation er- 
kannt worden. 

Prast, Strickland, Dale und Brodie ‘fanden Flügel von Li- 
bellen (Aeschna lasina Strickl.) mit vielen Käferfligeln im Lias 
von England (Leonh. Br. Jahrh. 1842. p. 497. 750; 1845. p. 501; 
1844. p. 127.), und 

Westwood bestimmte einen anderen Neuropteren-Flügel (i He- 
merobioides) aus dem Juraschiefer von Stonesfield. (L. Br. J. 1839. 
p. 729.) 

Die Insecten des lithographischen Schiefers von Solenhofen 
wurden vorzüglich durch Germar. gesichtet. (Die versteinerten In- 
secten Solenhofens in Act. Ac. Caes. Leop. Car. Nat. Cur. Vel. 19. 
P. 1. p. 189 — 222, in Münst. Beitr. z. Peiref. Hft. 5. .p. 79.); 

Brodie wies Spuren von Insecten in der Wealden-Forma- 
tion des Wardour-Thales, westlich von Salisbury nach. (L. Br. 
J. 1843. p. 238.) 

Am zahlreichsten sind die fossilen Insecten in tertiären 
Gebilden beobachtet worden, welche Thatsache mit dem Charak- 
ter der Tertiärformation, in welcher eine Menge localer Süfswas- 
serbildungen zwischen Meeresniederschlägen eingelagert sind, vor- 
trefflich zusammenpafst. 

' Der fossilen Insecten im Kalkschiefer von Oeningen gedenkt 
schon Knorr }). 

Landgreve beschrieb einen im 'Polirschiefer des Habichtwal- 
des aufgefundenen Käfer, welcher am meisten dem Aphodius fime- 
tarius Fabr. glich. (L. Br. J. 1843. p. 137.) 


*) Die Larve einer Art von Halobates wurde im Bernsteine der Ostsee 
gefunden. (Germar, briefl. Mitth.) 

**) Geol. p. 459; Leonh. Br. Jahrb. 1842. p. 75l. 

>***) Münst. Beitr. z. Petref. Hft. 5. 

+) Sammlungen der Merkwürdigkeiten der Natur. 1755. 


182 INSECTEN. 


v. Charpentier beschrieb die durch Unger bei Radoboj in 
Croatien aufgefundenen Insecten, welche in einem, dem dortigen 
Grobkalke aufliegenden, bituminösen Mergelschiefer mit vielen Pflan- 
zenresten zusammen vorkommen. (Act. Ac. Caes. Leop. Car. Nat. 
Cur. Vol. 20. P. 1. p. 401—410.) 

Eine umfassende Schrift über die Insecten der Braunkoh- 
lenformation verdanken ‘wir wiederum Germar *), welchem Ge- 
lehrten auch Goldfuls und Münster ihre Insectenabdrüche aus der 
schieferigen Braunkohle des Siebengebirges von Arzburg, Bayreuth, 
Aix in der Provence u. a. O. zur Untersuchung mitgetheilt hatten. 

Die zahlreichen Insecten, welche sich bei Aix in einem ter- 
-tiären, die Gypsschichten trennenden Kalkmergel finden, werden 
von Abdrücken verschiedener Pflanzen begleitet. Die meisten von 
ihnen haben ihre hornige Substanz noch erhalten, doch scheint die 
Farbe verloren gegangen zu sein, da sie in der Regel einfarbig, 
braun oder schwärzlich sind. ‚Marcel de Serres hat in einer eige- 
nen Abhandlung in den Annales des sciences natur. T. 15. p. 18. 
diese Insecten näher beschrieben (Burm. Hdb. d. Entomol. Bd. 1. 
p: 636.), geht aber, nach Germar, offenbar zu weit, wenn er in 
ihnen eine Menge der noch in der Umgegend lebenden Arten zu 
erkennen glaubt. | 

Die meisten Insecten werden im Bernsteine gefunden, wel- 
ches fossile Harz zu der Aufbewahrung der Insecten der Tertiär- 
zeit ‚ganz vortrefflich geeignet war. Jedenfalls klebte das Insect 
an jenem Harze fest, als es noch in einem flüssigen Zusande war, 
und wurde von dem aus dem Baume nachquellenden Harze um- 
hällt. Nach der Schnelligkeit, mit welcher diese Umhüllung ge- 
schah, richtet sich auch die Beschaffenheit der eingeschlossenen 
Insecten, und die genauen Beobachtungen Burmeister’s ergaben, 
dafs solche, welche längere Zeit mit der freien Luft in Berührung 
standen, mehr oder weniger entstellt und auf der ganzen Ober- 
fläche mit einem weifsen, schimmelartigen Ueberzuge umgeben 
waren, der bisweilen selbst die zunächst angelegene Harzmasse 
getrübt und entstellt hat, während andere, welche rasch eingehüllt 
wurden, vollkommen gut, selbst mit ihren natürlichen 'Farben er- 
halten ;wurden. (Burm. Handb. d. Entomol. Bd. 1. p. 634.) Ger- 
mar, Burmeister ””), Rathke und Berendt in Danzig trugen zu der 


*) Inseciorum protogacae specimen sistens Inserta Carbonum fossilium 
(Faunae Insectorum Europae fascieulus 19. Halae, 1837.). 
**) Handbuch der Entomologie. Berlin, 1832. Band 1. p. 633 u. f. 


KÄFER. 183 . 


Kenntnifs dieser Geschöpfe besonders viel bei, und der Letziere 
ist noch gegenwärtig mit einer ausführlichen Bearbeitung der Bern- 
steininsecten beschäftig. Nach ihm”) enthält der Bernstein nur 
Land- und zwar meistens Waldinsecten. Eine Nepa war damals 
das einzige, ihm aus dem Bernstein bekannte Wasserinsect. Am 
häufigsten sind die Dipteren, am seltensten die Lepidopteren. 

Die Insectenfauna des Bernsteins schliefst sich, nach Germar, _ 
an die von Nordamerika an, und fast jedes, im Bernstein ge- 
fundene Insect läfst sich seiner Form nach zu einer in Nordame- 
rika oder in Europa noch lebenden Gattung ziehen, ja bei sehr 
vielen ist sogar kein Unterschied von der noch lebenden Art zu 
erkennen gewesen. 

An fossilen Hölzern, im Quadersandsteine von Sachsen und 
Böhmen, im Grünsande von Aachen, in den mit nordischen Ge- 
schieben vorkommenden Hölzern, in den rheinischen Holzopalen 
und in der Ukraine **) zeigen sich öfters die Spuren von eigen- 
‚thümlichen Verletzungen, welche am meisten an die Höhlungen, 
theils die Gänge, theils die Fluglöcher erinnern, welche von Holz- 
und Borkenkäfern in dem Holze und der Rinde unserer lebenden 
Bäume gebildet werden. 

Sie mögen allerdings zum Theil von fossilen Insecten her- 
rühren, manche dieser Höhlungen aber- müssen bestimmt auf Ga- 
strochänen und andere Bohrmuscheln zurückgeführt werden. (8. 
Gasirochaena.) 

Alle Insecten zerfallen, nach Burmeister ***), dessen Defini- 
tionen ich hier wiedergebe, in zwei Hauptgruppen und in sechs 
Ordnungen. 


A. Insecten mit vollkommener Verwandlung. 


Die Larve ist eine längliche Made, Raupe oder Engerling. Die 
Puppe ruht allermeist und frilst nie. Das vollkommene Insect hat nur 
zweigförmige Flügeladern. 


1. Ordn. Coleoptera. (Eleutherata,) [Käfer. 


. Sie besitzen beifsende Mundtheile und vier ungleiche Flügel, 
von denen die vorderen hornartige Deckschilde bilden. 


*) Berendt, die Inseceten im Bernsteine. Danzig, 1830. 

**) Gein. Char. d. Sächs. Böhm. Kreidegeb. p. 13; Göppert, d. Gatt. 
der foss. Pflanzen. Bonn, 1841. p. 2. 

***) Handbuch der Entomologie. Bd. 2. p. 39. 


184 INSECTEN. 


Cureulioniden aus der Steinkohlenformation Englands beschreibt 
Buckland und bezeichnet dieselben als Curculioides Anstici und 
©. Prestvicüi Buckl. '(Geol. II. Pl. 46“. f. 1 u. 2.) Sie wurden 
beide in Eisensteinnieren bei Coalbrook-Dale entdeckt. 

Cerambycinen, Scarabaeiden und Carabieinen wurden im Lias 
von Gloucestershire, in den Juraschiefern von Stonesfield und So- 
lenhofen entdeckt, und Germar beschreibt in den Act. Ac. etc. 1. c. 
und in Münst. Beitr. Hft.. 5. Cerambycinus dubius Münst., Sca- 
rabaeides deperditus Germ. und Carabicina? decipiens Gern. von 
Solenhofen. 

Zahlreiche Formen finden sich in tertiären Bildungen; wie 
in der Braunkohlenformation an dem rheinischen Siebengebirge, 
wo die Mehrzahl der beobachteten Insecten eben in diese Ordnung 
gehört; bei Oeningen, Aix und in dem Bernsteine. 


2. Ordn. Hymenoptera. (Piezata.) - 
Aderfiügler. 


Saugende Mundtheile mit bleibenden, beifsenden Oberkiefern 
und vier ungleiche, feinbehaarte Flügel zeichnen sie aus. Sie 
sind es, nach Germar, besonders, welche zur ae der 
Phanerogamen beitragen. 

Bis jetzt wurden sie nicht vor der Juraformation beobachtet. 

Zwei am meisten an Apiaria erinnernde Arten, A.? antiqua 
Münst. und A.? lapidea Germ., lehrte Germar aus Solenhofen kennen. 

In tertiären Gebilden sind sie sehr häufig, und namentlich 
gehören bei Aix und im Bernsteine, sowohl an der Ostsee als in 
Sieilien (L. Br. J. 1842. p. 750.), die Ameisen zu den gewöhn- 
licheren Erscheinungen. An beiden Orten kommen Schlupfwespen, 
und bei Aix mehrere Blatiwespen vor. 


3. Ordn. Zepidoptera. (Glossata.) 
Schmetterlinge. 


„ Mit. vier grofsen, ganz oder zum Theil von breiten Schup- 
pen bedeckten Flügeln, verkümmerten Oberkiefern und saugenden 
Mundtheilen. 

Fossile Schmetterlinge gehören bis jetzt noch unter die gröfs- 
ten Seltenheiten. 

Einen Abendfalter, Sphinx  Schröteri Germ. (a. a. O.)y.er- 
wähnt Schlotheim *) und ist in Schröter’s Literatur Th. 1. tb. 3. 


*) Versteinerungskunde, p. 42. (N. Germar.) 


SCHMETTERLINGE. ZWEIFLÜGLER. 185 


f. 16. abgebildet; einen anderen, dem $. Tiliae ähnlich, beschreibt 
v. Charpentier *) als S. atavus Charp. aus dem tertiären Mer- 
gelschiefer von Radoboj in Croatien. An diesem scheinen drei 
grolse dunkele Flecken, die sich vom äufsersten Vorderrande fast 
bindenartig über einen grofsen Theil des Flügels ziehen, noch die 
ehemalige Zeichnung ‚und Färbung des Thieres anzudeuten. Be- 
rendt erwähnt aus dem Bernsteine eines grölseren Abendfalters 
und mehrerer Raupen. 

Eine Galleria wurde unter dem Namen Tineites lithophilus 
Germ. aus dem Juraschiefer von Eichstädt bekannt; einen Tagfal- 
ter aus der Gattung Satyrus, eine Zygaena und eine Bombyx be- 
‚stimmte Marcel de Serres von Aix. 


4. Ordn. Diptera. Zweiflügler. 


Zwei nackte, durchsichtige Flügel, und statt der hinteren 
gestielie Knöpfchen, Schwingkölbcehen, machen die Zweiflügler leicht 
kenntlich. Ihre Mundiheile sind saugend, die Kiefer borstenförmig. 


Vereinzelt kommen sie im Lias von England **) und''im 
Jurakalkschiefer von Baiern vor, häufig dagegen in tertiären Ge- 
bilden. 

Als Musca lithophila beschrieb Germar a. a. O. eine Fliege 
von Solenhofen; als Aselöcus lithophilus eine Raubfliege, wel- 
che dem Asilus crabroniformis am meisten ähnelt, von Kelheim; 
als Sciara prisca Münst. eine Schwammmücke von Solenhofen. 


In dem tertiären Mergelschiefer von Aix erkannte Marcel de 
Serres eine Empis, eine Nemestrina, eine Oxycera, ein dem Xylo- 
phagus ater Latr. verwandtes Thierchen, ein Microdon Meig. und 
eine Ochthera; mehrere Bibionen (Hirtaes Latr.), zwei Penthe- 
triae; einige kleinere Sciarae und eine Plalyura ”"""). 

Unter den Dipteren von Radoboj gehören, nach Unger, zwei 
Arten zu Rhipidia, fünf zu Bibio und eine zu Lepfogaster. (L. 
Br. J. 1843. p. 369.) 

Im Bernsteine finden sie sich, nach Burmeister, äufserst 
zahlreich, und zwar aus fast allen Familien, vor allen anderen 
aber kleinere Fliegen, Schwammmücken und Mücken. 


*) Act. Ac. etc. Vol. 20. P. 1. p. 408. tb. 22. f. 4. 

**) Der Flügel einer Tipula aus dem Lias von Gloucestershire erwälnt 
Buckman im Lond. Ed. Dubl. ph. Mag. V. 24. p. 377. 

*+*) Burm. Hdb. d. Entom. Bd. 1. p. 639. 


186 INSECTEN. 


B. Insecten mit unvollkommener Verwandlung; 


d. h. Larve, Puppe und vollkommenes Insect gleichen sich sehr, die 
Puppe bewegt sich und frifst. Das vollkommene Insect hat netzförmige 
Flügeladern. 


5. Ordn. Neuroptera. Netzflügler. 


Sie erhielten ihren Namen von den vier grofsen, netzförmig 
geaderten, gleich- oder ungleichförmigen Flügeln. Sie haben freie 
‘meistens beilsende Mundtheile. Ihre Metamorphose ist mitunter 
vollkommen, gewöhnlich unvollkommen. 

Als Uebergangsglied der Insecten mit vollkommener Ver- 
wandlung in die mit unvollkommener tritt hier die zahlreiche Fa- 
milie der Phryganeoden auf, deren Larven in sülsen. Gewässern 
leben, den Schmetterlingsraupen ähneln, aber in selbstgebildeten 
Röhren stecken, welche sie aus kleinen Steinen, Muscheln oder 
Rohrstücken zusammenspinnen. Aehnliche Röhren finden sich in 
tertiären Süfswassermergeln der Auvergne und gaben zu der Be- 
nennung Indusitenkalk Veranlassung. (Vergl. Br. Leth. p. 1161.) 
Auch im Bernsteine hat man ausgebildete Phryganeen beobachtet. 

Eine Hauptform dieser Ordnung ist die bekannte Familie 
der Libellen oder Wasserjungfern, deren Existenz schon im 
Lias von England (Aeschna Brodiei Buckman, Lond.. Ed. Dubl. ph. 
Mag. V. 24. p. 377.) erkannt worden ist. Die wichtigsten Fund- 
orte für sie sind jedoch die Schiefer der oberen Juraformation des 
südlichen Baierns, aus- welchen Graf Münster, neben vielen ande- 
ren Schätzen der Vorwelt, auch viele Libellen auffand, über wel- 
che sich daher Germar’s und v. Charpentier's Untersuchungen gleich- | 
falls verbreiten konnten. 

Die lebenden Libellen vertheilen sich auf die drei Gattungen: 
Libellula L., Aeschna F. und Agrion F.; nach v. Charpentier *) 
sind unter den fossilen die Aeschniden am häufigsten, seltener die 
Agrioniden und am seltensten die Libelluliden. 

Viele Libellen, einige vom Bau der ‚Aeschna grandis, auch 
Larven derselben, finden sich bei Aix und in Oeningen. 


Aescha LU. 


Nach v. Charpentier ist das grolse, schöne Exemplar des 
Dresdener Museums, Libellulites Solenhofensis Charp. (Libellulina 


*) L. Br. J. 1840. p. 501: 


NETZFLÜGLER. 187 


europaea ib. 48. f. 1.) ein Aeschnide männlichen Geschlechts; das 
von L. v. Buch (über den Jura in Deutschland, 1839.) abgebildete 
aber ein weibliches. Individuum dieser Gattung, und die in den 
Act. Ac. cic. Vol. 19. P. 1. ib. 23. f. 12—15. von Germar dar- 
gestellten Individuen sind weibliche Aeschniden. 

A. longiolata Münst. — Taf. VIH. Fig. 5 und 5. & — Nach 
Germar in Minst. Beitr. :p. 79. tb. 9. £ 1; tb. 13. £. 6. und nach 
einer späteren Handzeichnung Germar’s ergänzt. 

Dieser prachtvolle Abdruck aus Solenhofen ist ein männliches 
Exemplar. Am vorderen Ende des Kopfes erkennt man, nach Ger- 
mar, die ausgespreitzien Mandibeln, und an der Seite einen einzelnen 
feinen pfriemenförmigen Fühler. Charakteristisch für die Art ist zwi- 
schen der Wurzel und der Mitte des oberen Flügels ein .dreieckiges 
Feld, das mit 7 Zellen (3. 2. 1. 1.) ausgefüllt ist, während dieses 
Feld bei allen lebenden Libellen, nach Burmeister’s Beobachtung, deren 
nur 5 ul 1. 1. 1.) erkennen läfst. 


Agrion Fahr. 


A. Latreillii Münst., Germ. in Act. Ac. etc. Vol. 19. P. 1. 
p. 218. tb. 23. f. 16. 

Diese Art übertrifft die lebenden Agrioniden an Gröfse, und ihre 
Längsadern scheinen dichter gestanden zu haben als bei A. virgo u. a. 

Gleichfalls von Solenhofen. 

Die Flügel eines zierlichen Agrioniden beschreibt v. Charpentier 
in L. Br. J. 1841. p. 332. tb. 1. aus Radoboj. 


Libellula L. 


Eine Libellula aus Solenhofen kommt, nach v. Charpentier, 
durch einen in der Mitte sehr dünnen Hinterleib und dessen fast 
kugelförmigen Hinterrand, der L. Sabinae aus China sehr nahe, 
ist aber beträchtlich gröflser. (L. Br. J. 1840. p. 502.) 

L. 'platyptera v. Ch. Act. Ac. Vol. 20. P. 1. 2.408. tb. 22. 
f. 3. Von Radoboj. 

Die Familie der Plattflügler, zu welcher auch die Schwamm- 
fliegen, Florfliegen, Ameisenlöwen gehören, hat in einer, der 
nordamerikanischen Corydalis .cornuta ähnlichen Form ihre ältesten 
Repräsentanten in Englands Steinkohlenformation. (Buckl. Geol..v. 
Ag. I. p. 459.) 

Des Hemerobioides aus den Juraschiefern von Stonesfield ge- 
schah schon früher Erwähnung, und die durch Unger in Radoboj 
entdeckten Ameisenlöwen beschreibt v. Charpentier (a. a. O.) als 
Myrmeleon brevipenne und M. reticulatum. 


188 INSECTEN. 


Hemerobius und Myrmeleon kommen nicht selten im Bernsteine 
vor, und einen Termiten erkannte v. Charpentier in Radoboj. 


Eine besondere Hauptform der Neuroptera bilden die Gerad- 
flügler (Orthoptera), welche sich durch ihre festeren leder- 
artigen Vorderflügel und ihre gröfseren, fächerartig gefalteten Hin- 
terflügel vor den übrigen Mitgliedern auszeichnen. 


Unter den Insecten waren die Orthopteren mit am frühesten 
vorhanden, und sie wurden durch Germar schon in dem Schiefer- 
thone der Steinkohlenformation von Wettin entdeckt. Man hielt 
die hier vorkommenden Flügel von ihnen früher für Pflanzenreste, 
und Rost benannte eine Art in seiner Inaugural Dissertation (de 
Filicum ectypis. Halae, 1839.) als Dictyopteris didyma. Göppert 
erkannte zuerst, dafs ein solcher Aderverlauf, wie ihn diese Flü- 
gel zeigten, keinem Farren zukommen könne, und Germar wies 
in den aufgefundenen Oberflügeln die Structur der Blattinen nach. 
Er unterschied in Münster’s Beiträgen (Hft. 5. p. 92 u. 93. tb. 13. 
f. 1—4.) vier Arten dieser Schaben: 


Blattfina didyma, welche auf ein 'Thier von beträchtlicher 
Gröfse, etwa wie Dlatta Maderae, hinwies; | 

B. anaglyptica, welche ein Thier von der Gröfse der Blatta 
americana  andeutelte; 

B. anthracophila, von der Grölse der‘ vorigen, und 

B. flabellata, welche um ein Dritttheil kleiner als’ die vorigen 
beiden Arten sein mochte. 

Mit diesen Flügeln kam ein anderer. vor, welchen ea (a. a. 
0. p. 93. tb. 13. f. 5.), wegen seiner Aehnlichkeit mit dem der Feld- 
heuschrecken oder der Grashüpfer, Acridites carbonatus nannte. 


Viel gewöhnlicher sind die Schaben oder Blattarien in dem 
Bernsteine. 


Dafs die Geradflügler, und besonders die Heuschrecken, auch 
in Solenhofen nicht fremd waren, bezeugen Locusta speciosa Münst., 
Locusta prisca Münst., Chresmoda obscura Münst., Phaneroptera 
Germari Münst. und Gryllites? dubius Germ. (Münst. Beitr. Hft. 5.); 
häufiger sind dieselben im Bernsteine und in ‚tertiären Gesteinen, 
wie bei Aix, wo eine Forficula, mehrere Achetae, eine kleine 
Gryllotalpa, eine Xya und ein Gryllus gefunden. worden ‚sind. 
(Burm. Entom. 1. p. 640.) 

Deutliche Abbildungen eines Grashüpfers von  Radoboj  ver- 
danken wir v. Gharpenlier a. a. 0.), nach welchen. die Zeich- 
nungen» von 


nn. 


HALBFLÜGLER. 189 


Oedipoda melanostica v. Charp. — Taf. VII. Fig. 6 und 7, 
welche ein Männchen und ein Weibchen dieser Art darstellen, co- 
pirt wurden. 

Die Flügeldecken sind linear und überragen den Hinterleib etwas. 
Drei grofse schwarze Flecken auf der Oberseite der Hinterschenkel, 
und namentlich deren schwarze Spitze oder Knie dürften (nach v. 
Ch.) das Charakteristische für diese Heuschrecken der Vorwelt sein. 


6. Ordn. HHemiptera. Halbflügler. 


Sie haben, nach Burmeister, saugende Mundtheile, welche 
einen Schnabel bilden, der gegen die Brust zurückgeklappt ist. 
Von den vier Flügeln sind die zwei vorderen oft härter als die 
hinteren, doch fehlen nicht selten beide, wie diefs in der Familie 
der Läuse der Fall ist. 

Brodie glaubt einen gleichflügeligen Halbflügler in der Weal- 
denformation des Wardour-Thales erkannt zu haben. 

Die Halbflügler Solenhofens, welche Germar beschrieb, sind: 
+ Ditomoptera dubia Germ., Ricania hospes Germ., Belostomum 
elongatum Germ., Nepa primordialis Münst. und Pygolampis gigan- 
tea Münst. | 

Bei Aix kommen, nach Marcel de Serres, vorzugsweise. nur 
Wanzen aus verschiedenen Gattungen, z. B. Pentatoma, Coreus, 
Lygaeus, Syrtis, Reduvius, Hydrometra, Gerris und Nepa, und 
eine der Cicada plebeja ähnliche Zirpe vor. 

Die Zirpen oder Cicaden sind ziemlich häufig im Bernsteine. 
Burmeister erwähnt eine Flata und mehrere Arten von Jassus, 
und einige Arten von Cixia, welche Germar in dem Bernsteine 
entdeckte, sind denen von Mittelamerika ähnlich. 


VI. Klasse. Arachnoidea. Spinnenthiere. 


Gliederthiere, deren gleichartige Bewegungsorgnne blofs zum 
Gehen tauglich sind; mit inneren Respirationsorganen, theils blo- 
fsen gefalteten Säcken (Lungen), theils einfachen oder verästelten 
Röhren (Tracheen), und mit wenigstens vier Gangfufspaaren. Statt 
einer Verwandlung häuten sie sich blofs mehrere Male. 

Sie haben nur einfache Augen in bestimmter, allermeist ge- 
ringer Zahl (selten jederseits 40, meist 1, 2, 4, 6, 8). Ist 
der Kopf frei beweglich, so findet sich ein Paar Fühler über 
dem Munde, ist-er mit der Brust‘ zum Cephalothorax verwach- 
sen, so fehlen die eigentlichen Fühler. Im ersteren Falle ist die 


190 SPINNENTIIERE. 


Brust deutlich gegliedert und vom Hinterleibe in ihrer Form nicht 
zu unterscheiden; im letzteren Falle ist die Brust von dem Hinter- 
leibe meistens recht gut zu unterscheiden. Die Beine sitzen bald 
nur an der Brust, bald mit am Hinterleibe. Sie bestehen aus 6 
Gliedern, von denen das letzte, der Fufs, bisweilen wieder in 
mehrere Glieder gesondert ist. Der letztere an seiner Spitze mit 
einer oder zwei Klauen. Die Mundtheile sind unbedeutend ent- 
wickelt. 

Die Mitglieder dieser Klasse, deren mehr als 1000 Arten 
jetzt leben, halten sich am Tage gewöhnlich versteckt, unter Stei- 
nen, in Gebüschen und Erdlöchern auf, gehen bei Nacht ihrer Nahr- 
ung nach, und scheinen alle vom Raube zu leben. . (Burmeister, 
Hab. d. Naturgesch. 1837. p. 573.) 


4, Ordn, Arachnidae. Uryptodecapoda. | 
Spinnen. 


Kopf und Brust sind zu einem ÜCephalothorax verwachsen, 
welcher aus fünf innig verschmolzenen Ringen besteht und mei- 
stens kurz und dick ist. Die Fühler fehlen. 

Vorn an ihm findet sich die Mundöffnung, umgeben von 
zwei oft scheeren- oder klappenartigen Oberkiefern, einer Unter- 
lippe oder Zunge, und ein Paar Unterkiefer, welche letzteren eigent- 
lich schon zu den Beinen gehören. Der lange Taster derselben, der 
eigentliche Fufs, ist bald fadenförmig, bald scheerenförmig, bald 
zangenförmig und hat höchstens sechs, oft weniger Glieder. Die 
übrigen vier Fufspaare dienen meistens zum Gehen. 

Der. Hinterleib ist entweder ungegliedert und, wie bei den 
Milben, mit der Brust verwachsen, gewöhnlich aber, wie bei 
den eigentlichen Spinnen, von ihr gesondert; oder er ist ge- 
gliedert (hat dann 6—12 Ringe), aber nur, wie bei den Scor- 
pionen und Afterscorpionen, durch eine schwache Zusam- 
menschnürung vom Cephalothorax gesondert. (Burm. Hdb. d. Na- 
turg. p. 976.) 

Fossile Ueberreste von Spinnen sind bei weitem seltener als 
die der Insecten. 


A. Fossiler Scorpion aus dem Steinkohlengebirge. 
+ Cyclophthalmus Corda. (zUxAog, Kreis; Opduluös, Auge.) 


Im seinem ganzen Baue nähert sich‘ dieser Scorpion der le- 
benden Gattung Androctonus Ehrb., mit, welcher er auch durch 


SPINNEN. 191 


das Vorhandensein von 12 Augen übereinstimmt. Diese stehen 
bei ihm ‘in einem Kreise, durch welchen. Charakter dieser Scor- 
pion zum Typus einer neuen Gattung geworden ist. Seine Länge 
beträgt ohne das abgebrochene Schwanzende- 32. 

In den Verhandlungen der Gesellschaft des vaterländischen 
Museums in Böhmen, 1835, wird von Sternberg berichtet, wie 
eins der kleineren Augen und das linke grofse Auge noch ihre 
ursprüngliche Form haben und die Hornhaut in einem runzeligen 
Zustande erhalten sei; wie man an jedem Kiefer nicht allein drei 
vorstehende Zähne, sondern auch noch Haare, mit welchen die 
hornige Haut bedeckt war, beobachten könne; dafs die Ringe des 
Thorax und des Schwanzes, wie es schien, von allen bekannten 
Arten sich unterschieden, dals die charakteristischen Zangen der 
rechten 11‘ langen Scheere noch wohl erhalten seien, und dafs. 
die hornige Bedeckung dieses Scorpions aus einer oberen rauhen, 
beinahe undurchsichtigen und biegsamen Schicht von dunkelbrauner 
Farbe, und einer unteren zarten, gelben und weniger elastischen 
Schicht bestehe. Beide Schichten waren, unter dem Mikroskope, 
aus sechsseitigen Zellen bestehend gefunden worden, welche. durch 
Wände scharf von einander getrennt sind, und .selbst die Poren 
der Tracheen und Eindrücke der Muskelfasern glaubt man daran 
noch erkannt zu haben. (Buckland, Geol. v. Agassiz, 1. p. 457, 
I. Pl. 46.) | 

Dieses merkwürdige Geschöpf wurde 1834 vom Grafen Stern- 
berg in einem Steinbruche, am Ausgange von Steinkohlenlagern 
bei Chomle. unweit Radnitz in Böhmen entdeckt. Es ist das älteste 
spinnenartige Thier, welches man kennt. 


B.  Fossile Spinnen aus jüngeren Formationen. 


Aus dem lithographischen Schiefer von Solenlhofen beschrieb 
Münster (Beitr. z. Petr. Hft. 1. p. 97. tb. 8. f. 2. 3. 4.) drei 
Spinnen, welche er, wegen ihrer Aehnlichkeit mit Phalangium L., 
dem gewöhnlichen Weberknechte, Phalangites priscus nannte. 

Unger fand den deutlichen Abdruck einer Spinne in dem ier- 
tiären bituminösen Mergelschiefer von Radoboj. (L. Br. J. 1840. 
p- 377.) | 

Marcell de Serres, Murchison und Northampton haben fos- 
sile Spinnen in tertiären Sülswasserschichten bei Aix in der Pro- 
vence ‘entdeckt (Buckl. Geol. v. Ag. I. p. 456; II. Pl. 46 2; 
L. Br. J. 1842. p. 750.), von 'denen zwei Arten zu ‚Argyronecta 
und eine zu Ohelifer, dem Bücherskorpione, zu gehören: scheinen; 


192 SPINNENTHIERE. 


häufiger kommen Spinnen im Bernsteine vor, aus welchem ein 
Chelifer oder Obisium, Scorpio Schweiggert Holl. (Peirefactenk. 
p. 177.), ein Trombidium (Keferst. Naturg. d. Erdk. II. p. 371.) 
und die merkwürdige Gattung 


+ Entomocepkalus Holl entdeckt wurden. 


Der Kopf ist in ihr, von der Brust getrennt und es scheint 
diese Gattung einen Uebergang von den Spinnen zu den Ameisen zu 
bilden. Von den sechs Augen stehen vier fast in einer geraden 
Linie; Fülse sind acht vorhanden. 

E. formicoides Holl, Petref. p. 178. | 

Brust und Hinterleib länglich; Kopf viereckig; Lippe dreieckig; 
Kiefer fast sichelförmig und an deren Spitze ein cylindrischer Haken, 
welcher scharf zugespitzt und fast so lang als der Kiefer ist. : Die 
Fülse endigen in einem Büschel kurzer, sieifer Haare. Das ganze 
Thier ist von brauner Farbe und 33° lang. 


2. Ordn. MHyriapoda. Tausendfüfser. | 


„Ihr Leib besteht aus lauter gleichen :oder abwechselnd glei- 
chen, deutlich gesonderten Ringen, deren jeder. ein: oder: zwei 
Paar Fülse trägt. Der Kopf ist deutlich abgesetzt, und hat jeder- 
seits vier, acht, oder zahlreiche einfache Augen und vorn: ein 
Paar Fühler.‘‘ (Burm., Hdb. d. Natg. p. 574.) Linn& _vertheilie die 
Arten unter. seine beiden Gattungen Scolopendra und Julus. 

„Die Scolopendriden zeichnen sich, ‘aulser durch ihren 
langen, platten, aus vielen Gliedern bestehenden Leib, wo. jedes 
Glied an beiden Seiten mit einem kürzeren Beine versehen ist, 
auch durch ihre eigenthümliche Construciion der Frefswerkzeuge 
aus. Es wird nämlich der Kopf auf der Unterseite, wo er die 
gewöhnlichen, aus einer Lippe, Mandibeln und Tastern' zusammen- 
gesetzten Freiswerkzeuge führt, noch von einer besonderen Platte 
bedeckt, welche aus mehreren Theilen besteht, und an jeder 
Seite eine grolse gegliederte Klaue trägt, womit das Thier seine 
Beute: falst. Dieser ganze Apparat ist aber nicht dem: ‚Kopfe 
selbst ängehörig, sondern entspringt aus dem ersten ‚Körperseg- 
mente, welches noch überdiefs das letzte Fufspaar trägt. . Nach 
der Zahl der Abschnitte, aus denen der Körper besteht, und dem 
daran befindlichen Beine, unterscheidet man mehrere Gattungen, 
unter welchen Geophilus diejenigen ‚Arten begreift, bei denen der 
Körper mehr 'als21 Abschnitte enthält. Die ‚jetzt lebenden Arten 
halten sich gern an feuchten und: dunkeln Orten auf, sind 'beson- 


TAUSENDFÜSSER. — KREBSE. 193 


ders bei'Nacht lebhaft, und manche leuchten des Nachts mit phos- 
phorischem Lichte.‘“ (Germar in Münst. ‚Beitr. 5..p. 89.) 

Geophilus proavus Germar. — Taf. VI. Fig. 18. (etwas 
verkleinert), nach Münst. Beitr. Hft. 5. p. 89. tb. 9. f. 9. 

Er übertrifft alle lebenden Arten an Gröfse und mag gegen 
100 Fufspaare gehabt haben, da man an dem Fossile, welchem 
das hintere Ende fehlt, deren’ schon 78 zählen. kann. 

Im: Juraschiefer von Kelheim: 

Julus, fabulosus Marc. de Serres,. gehört dem  tertiären 
Sülswasserkalke von Aix an. (Keferst. Naturg. d. Erdk. II. p. 370.) 

Eine Scolopendra soll in dem Kreideschiefer von Glarus 
vorgekommen sein; sicherer jedoch ist ihre Existenz im Bernsteine 
nachgewiesen. : (Keferst. Nat. d. E..II.. p. 370.) 


VII. Klasse. Orustacea. Krebse. 
Krustenthiere *). 


Die Krebse sind Gliederihiere, deren vordere Körperringe 
sich mehr ausgebildet haben als die hinteren. Sie stellen daher 
zwei Hauptabschnitte dar, den vorderen, Brustkasten oder Ce- 
phalothorax, den hinteren oder Hinterleib. Jener trägt Füh- 
ler, Augen, Frefswerkzeuge und Fülse; dieser nur Flossen oder 
gar keine Bewegungsorgane. Sie athmen durch Kiemen, welche 
theils an den Fülsen des Brustkastens, theils an den Flossen des 
Hinterleibes sitzen. | 

Am ersten Ringe des Körpers, welcher nicht immer ein selbst- 
ständiger Kopf ist, sitzen 1) die Sinnesorgane: zwei aus mehreren 
Aeugelchen zusammengesetzte, gestielte oder ungeslielte Augen (Netz- 
augen), neben denen bisweilen noch einfache (Nebenaugen) sich finden, 
und 2 Paar Fühler oder Antennen; 2) die Kauwerkzeuge, welche 
eigentlich nur aus den sogenannten Oberkiefern (mandibulae) bestehen, 
die zwischen der Oberlippe (labrum) und Unterlippe (Zunge, lingua) 
liegen. Alle anderen sogenannten Mundiheile, deren Zahl von 2 bis zu 5 
Paaren wechselt, und von denen die vorderen Unterkiefer (mazillae), 
die_hinteren Kaufüfse genannt werden, sind nur veränderte Fülse 
(accessorische Mundtheile, Burm.). Sie bestehen immer aus zwei un- 


*) Ich lege hier die Eintheilung Burmeister’s zu Grunde, welche der- 
selbe in seinem Handbuche der Naturgeschichte, Berlin 1837, und in seiner 
Schrift: „die Organisation der Trilobiten aus ihren lebenden Verwandten 
entwickelt, Berlin, 1843“ gegeben hat. 


Geinitz, Versteinerungskunde. 15 


194 KREBSE. 


gleichen Lappen, von welchen der äufsere bald kleinere, bald gröfsere 
wohl Taster (palpus) genannt wird, und dienen zum Auffischen und 
Festhalten der Nahrungsmittel. 

Der übrige Brustkasten trägt blofs Bewegungsorgane. Von leltz- 
teren unterscheidet Burmeister: @) Beine, welche nur mit einfacher 
Klaue enden und zum Gehen bestimmt sind; 5) Scheeren, mit ei- 
ner Zange endend, indem das vorleizte Glied einen Fortsatz parallel 
dem letzten Gliede aussendet; c) Klammer- oder Raubfülse, deren 
letztes Glied gegen das vorletzte zurückgeklappt ist; d) Flossen- 
fülse, kurze, zweireihige, gegliederte Fortsätze, am Rande mit’ Bor- 
sten besetzt, die zum Schwimmen dienen; e) Rankenfüfse, lang und 
spiralförmig aufgerollte Flossenfüfse; f) Blattfüfse, ungegliederte, 
zweilappige, dünne, häulige, am Rande mit Borsten besetzte Fortsätze, 
ebenfalls nur zum Schwimmen brauchbar. | 

Der Hinterleib hat entweder gar keine äufseren Organe, oder 
ähnliche Flossen- und Blattfülse; sein Ende ist gewöhnlich etwas ge- 
spalten und mit Lappen oder Borsten besetzt. (Burm. Hdb. d. Nat. 
p. 544 — 546.) | 

Die Krebse leben vorzugsweise im Wasser, nur wenige be- 
ständig auf dem Lande; ihre Nahrung besteht in thierischen Stof- 
fen. Mitglieder dieser Klasse bewohnten schon die ältesten Meere, 
die unsere Erde bedeckt haben. Diesen Krebsen ist jedoch ein 
der jeizigen Schöpfung ganz fremder Typus aufgeprägt, und erst 
in den mittleren Formationen neigen die von den lebenden immer 
noch abweichenden Krebsgattungen sich den jetzigen mehr zu. 


A. Malacosiraca. 


Die Grundzahl ihrer Brustkastenringe ist zehn. Augen zu- 
sammengesetzt, mit facettirier Hornhaut; Bewegungsorgane stets 
zwiefach, am Brustkasten Fülse, am Hinterleibe beständig Flos- 
sen. (Burm.) » 
1. Ordn: Arthrostraca. 

An dem frei abgesonderten Kopfe sind zwei ungestielte Netz- 
augen und zwei Paar Fühler, ein Paar Kiefern und drei Paar 
accessorische Mundtheile zu erkennen. Nur sieben von den zehn 
Brustkastenringen sind selbstständig geblieben und tragen paarige 
Gangfülse. (Burm.) 


a. Isopoda. -Gleichfüfser. Asseln. 


Der flach gedrückte Rumpf besteht aus sieben freien Ringen, 
in welchen sieben Paar Gang- oder z. Th. Ruderfülse befestigt sind. 


ISOPODEN, 195 


Hinterleib 'ein- bis siebengliederig, mit Kiemen tragenden Flossen. 
Einige leben auf dem Lande und haben Aggregate einfacher Au- 
sen, andere leben nur in dem Wasser, und von diesen sind meh- 
rere Schmaroizer und haben dann verkümmerte Augen. (Burm.) 

Als Isopoden beschreibt Graf Münster *) mehrere fossile 
Krebse aus Solenhofen (Sculda, Alvis, Urda, Norna und 
Reckur Münst.), welche jedoch, nach Burmeisier's brieflichen Mit- 
theilungen, anderen Gruppen angehören. 

Die einzigen fossilen ächten Isopoden sind nur die beiden 
folgenden von Milne Edwards beschriebenen Gattungen: 


t 1. @ Archaeoniscus Milne Edwards. (aoyoios, alt; 
Oniscus, Kelleresel.) 


A. Brodii M. Edw. — L. Br. J. 1843. p. 238 u. 1844. p. 638. 

In der Wealdenformation des Wardourthales in Wiltshire wurden 
von Brodie neben Insectenresten auch Körper von Isopoden entdeckt, 
welche den Habitus der Cymothoiden haben und an sSeroks erinnern 
sollen. Sie besitzen gewöhnlich die Länge von 0,12 und die Breite 
von 0,09, lassen im ganzen 12 ‚Glieder erkennen, von denen 5 
auf den Schwanz kommen würden. Das Endschild oder der sechste 
Schwanzabschnitt ist halbkreisrund und schwillt vorn und in der Mitte 
höckerartig an, ‚wie in einigen Sphaeromatiden. 


+ 2. G. Palaeoniscus“*) Milne Edw. (naAcıös, alt; Oniscus.) 


P. Brongniartid M. Edw. — 1. Br. J. 1844. p. 639. 

Kleine, bis 0,12 lange, flach-ovale Körper dieser Art kommen 
in grofser Menge in einem Cythereen-Mergel unter den grünen ter- 
tiären Mergeln bei Paris vor. Am Kopfe erkannte man Fühler und 


kleine seitliche Augen, am Brustkasten die 7 Ringel und an dem Hin- 


terleibe 2 Abschnitte, von denen der letzte halboval-schildförmig ist 
und an den Seiten fast sichelförmige Flossenanhänge zeigt, wodurch 
das Thier sich sehr den Sphaeromen nähert. 


3. G. Sphaeroma (?) Latr. 


Körper eiförmig, mit zwei kleinen seitlichen Flossen am letz- 
ten Ringe des Hinterleibes, welche die Kiemen nicht bedecken, 
sondern unter paarigen Schwimmblättern liegen. 


*) Beitr. z. Petref. Hft. 3 u. 5. E 
**) Dieser Name wurde schon früher von Agassiz einer Gattung fossi- 


- 


ler Fische gegeben. 
13° 


196 KREBSE. 


$. antöqua Desm. beschreibt Desmarest (er. foss. p. 138.) aus 
dem Juraschiefer von Pappenheim und 
S. margarum Desm. aus dem Knochengypse von Paris. 


b. Laemodipoda. Kehlfüfser. 


Rumpf rund oder flach; der vierte Ring auch noch mit dem 
Kopfe verwachsen, daher nur sechs freie Ringe übrig bleiben. 
Hinterleib fehlt oder ist eingliederig. (Burm.) i 

Nach Gray ist ein Fossil von Solenhofen zunächst mit der 
Gattung Nymphon Müll. verwandt. 


c. Amphipoda. Flohkrebse. 


Rumpf seitiich zusammengedrückt; sieben selbstständige Brust- 
kastenringe mit verschieden gestalteten Fülsen. Hinterleib stets 
siebengliederig, mit Endflossen, aber ohne Kiemen, die nur am 
Brustkasien sitzen. (Burm.) 

Noch nicht fossil beobachtet. 


2. Ordn. Tihoracostraca. (Podophihalma.) 


Kopf unbeweglich, mit zwei gestielten, beweglichen, facet- 
tirten Augen. Brustkasten ganz oder gröfstentheils von einem ein- 
fachen Panzer bedeckt. Hinterleib stets siebengliederig. (Burm.) 


a. Stomatopoda. Maulfüfser. 


Von den zehn Ringen des Brustkastens tragen: die: beiden 
vorderen accessorische Munditheile und verlieren daher ihre Selbst- 
ständigkeit, von den übrigen selbsiständig gebliebenen ' Füfsen 
ähneln die hintersten, oder auch alle, Flossen. Kiemen variabel, 
doch meistens am Hinterleibe; dieser mit grofser Endflosse. (Burm.) 

Die fossilen Stomatopoden sind sehr selten und zur Zeit nur 
aus dem lithographischen Schiefer von Pappenheim und aus dem 
fischreichen Schiefer des Monie Bolca bekannt. 


+ 1. 6.? Norna Münst. (Nord. Myth.) 


Die einzige und noch wenig gekannte Art, N. lethophila Münst. 
(Beitr. 3. p. 22. ib. 3 u. 4. f. 9.) von Solenhofen, könnte, nach Bur- 
meister, mit Mysis verwandt sein, wenn man die langen dünnen Beine 
für vielgliedrige Ruderfüfse nehmen darf. 


72. G.? Urda Münst. (Nord. Myth.) 


Krebse dieser Gattung haben, nach Münster, welcher sie wie 
die vorige Gattung den Isopoden zurechnet, eine, lange, fast cy- 


u u u ee ee tee ee 


STOMATOPODEN. ' 197 
lindrische Gestalt, 14 Fülse, einen sechs- bis siebengliedrigen 
Schwanz, welcher mit fünf grofsen, schmalen Schwimmflossen, 
unter denen die mittelste am breitesten ist, endet. An einem 
Exemplare waren vier Fühler zu erkennen. 

Erst bei genauerer ‚Kenntnifs der Beine lälst sich entscheiden, 
ob. diese Thiere Macruren oder Stomatopoden seien. Sie zu den letz- 
teren zu stellen, findet Burmeister defshalb angemessener, da der Ent- 
decker von einem abgesetzten Kopftheile spricht. 

Münster beschreibt vier Arten von Solenhofen. 


3. 6. Squilla Fabr. Schaufelkrebs. 


Squella antiqua Münst., Beitr. 5. p. 76. tb. 9 £. 11, mochte 
am meisten der lebenden S. scabricauda Lam. ähneln, besafs jedoch an 
dem letzten langen Gelenke des zweiten Fulspaares nur 6, statt 8, Seiten- 
zähne und .eine glatte, nicht rauhe, mittlere Schwanzilosse. 

Das einzige bekannte Exemplar ist vom Monte Bolca. 


7 4 G. Reckur Münst. (Nord. Myth.) 


R. punctatus Münst., Beitr. Hft. 5. p. 77. tb. 9. f. 10. 

Kopf grofs, vierseilig und gerundet, seine vordere Seite breiter 
als die gegen den Rumpf gekehrte. Rumpf fast cylindrisch, an sei- 
nem vorderen Ende mit einem fast eiförmigen, dreitheiligen Rücken- 
schilde, das in der Mitte glatt ist, dessen Seiten aber schwach 'ge- 
bogen, etwas gewölbt und reihenweise granulirt sind. Der Schwanz 
hat 4 deulliche, in der Mitte winkelförmig eingebogene Glieder und 
endet mit. einer grofsen, breiten Klappe, zu deren Seiten 2 schmale 
Schwimmflossen liegen. (Münst.) 

Im Jura -Dachschiefer von Daiting. 


+ 5. ©. Naranda Münst. (Skand. Myth.) 


N. anomala Münst., Beitr. 5. p. 78. tb. 14. £. 5. 

Diesen kleinen Krebs von Kelheim verweist Burmeister aus der 
Abtheilung der Isopoden auch in die der Stomatopoden und erkennt in 
ihm einige Verwandtschaft mit Alöma oder Erichthus. 


7 6. G. Bosirychopus Goldf. ($öorgv&, Locke; noög, Fuls.) 


B. antiquus Goldf. in Act. Ac. Caes. etc. T. 19. P. 1. p. 353. 
6.:324.fe 6, 

Dieser merkwürdige Krebs, welcher in dem Grauwackenschiefer 
von Dillenburg aufgefunden worden ist, gleicht auf den ersien An- 


blick einer Comatula. Aus einem ovalen Mittelkörper von 13 Länge 


198 KREBSE. 


«strahlen nämlich ringsum eine grofse Anzahl (60) verschieden ge- 
bogener, gegliederter Fäden aus, welche von der Stärke eines Haares 


und bis 10° lang sind. Die zahlreichen Glieder derselben sind etwas 


breiter als lang, erweitern sich an ihrem vorderen Ende und bilden 
hier vortretende Ecken. Der Mittelkörper. besteht aus einem Kopf- 
bruststücke, in dessen Mitte vier Paar Füfse befestigt sind, und 
einem Hinterleibe. Das hinterste Fufspaar, welches das vorhergehende 
an Länge und Dicke übertrifft, bildet am Ende eine scheibenförmige 
Fulsplattie, an deren Rande 16 gegliederte Fäden eingefügt sind. Das 
vorletzte Fufspaar ist, wie es scheint, zugespitzt, und trägt 3—4 geglie- 
derte Fäden. Beide Fufspaare sind nach hinten gerichtet, wogegen die 
zwei kleineren vorderen, an welchen die zehn übrigen gegliederten 
Fäden sitzen, nach vorwärts stehen. Der Hinterleib stöfst mit sei- 
ner ganzen Breite an das Kopfbruststück an, verschmälert sich nach 
hinten, ist in sechs Abschnitte getheilt und endet mit einigen Schwanz- 
blättern. Längs seiner unteren Seite ist auf ihm eine Mittelfurche 
eingedrückt. (Goldf.) Nach Burmeister gehört diese Gattung zu den 
Stomatopoden, und zwar in die Abtheilung der: Schizopoden, in die 
Nähe von Hysis, Noctiluca etc. 


b. Decapoda. Zehnfülser. 


Bei den Decapoden oder eigentlichen Krebsen sind Kopf- 
und Brustkasten, oder vielmehr Kopf- und Rückenschild, zu einem 
gemeinsamen Schilde, dem Kopfbrusistücke (cephalothorax, Rücken- 
schild bei Münster, carapace bei Desmarest) verwachsen. Daran 
erkennt man vorn zwei gestielte Augen, und zwischen diesen zwei 
Paar Fühler oder Antennen, die mittleren oder oberen, und die 
äufseren oder unteren. 

Sie haben, nach Burmeister, alle eigentlich zehn Brustkasten- 
ringe, von denen aber nur die fünf hinteren selbstständig bleiben 
und zehn Gangfülse tragen. Von letzteren sind gewöhnlich die 
vorderen in Scheerenfülse umgewandelt. Die fünf vorderen ver- 


steckten Brustkastenringe tragen fünf Paar sogenannter Unterkiefer- 


oder Kaufüfse, welche Hülfsorgane für den Mund abgeben. Am 
Grunde neben den Gangfülsen sitzen die Kiemen. 


1. Macrura. Langschwänze. 


In den Langschwänzen sind die Flossenfülse des vorletzten 
Hinterleibsringes nach hinten ausgestreckt und bilden mit dem letz- 
ten Ringe eine groflse, fünfblätterige Endflosse. Der Hinterleib 
ist bald ausgestreckt, bald gekrümmt. 


a re 


MACRUREN. 199 


Die Langschwänze sind die ältesten Decapoden und erschei- 
nen in wenigen Arten schon im bunten Sandsteine *) und im 
Muschelkalke; neue Geschlechter, obgleich noch in geringer An- 
zahl, finden sich im Lias, in grolser Menge kommen sie aber in 
der oberen Juraformation vor. 

Alle Decapoden, welche älter als die wenigen in der Kreide- 
formation gefundenen sind, scheinen in ausgestorbene Gaitungen 
vertheili werden zu müssen, und selbst hier findet sich noch ein 
ausgestorbenes Geschlecht. 

Die Krebse von Solenhofen beschrieb Graf Münster in den 
Beiträgen zur Petrefactenkunde, Hft. 2. 1839. 


Die Makruren der jetzigen Schöpfung leben meistens im Meere. 


a. Caroidea. Garneelenkrebse **). 
+ 1. G. Saga Münst. (Scand. Myth.) 


Kleine Krebse, die einige Aehnlichkeit mit der lebenden 
Gattung Mysis Latr. darbieten. 

Ihr Rückenschild ist vorn sehr spitz, und der Schwanz, mit 
seinen engen Schwimmflossen, verschmälert sich sehr nach hinten. 
Mittlere Fühler kurz und schwach, äufsere von der Länge des 
übrigen Körpers, mit einer lanzettförmigen Schuppe zur Seite. 
Drei Paar Frefsspitzen haben die Gestalt der Fülse, sind aber 
kleiner und kürzer; übrigens sind sie, wie die eigentlichen Fuls- 
paare, an der Basis in zwei Arme getheilt, haben an den Seiten 


Schwimmilossen und an der Spitze einen einfachen Nagel. (Münst. 
B. 2. p. 80.) 


Zwei Arten von Solenhofen und Dailing. 


*) Nach H. v. Meyer (foss. Kr. p. 25.) kommen zwei Arten dieser Krebse 
im bunten Sandsteine von Sulzbad vor, welche den Gattungen Gebia und 
Galathea am nächsten verwandt sind. 

**) „Da die Garneelenkrebse stets einen Körper haben, der höher ist 
als breit, so fallen sie im Tode, wie die Fische, auf die Seite; bei den 
übrigen Macruren aber und bei den Stomatopoden ist der Leib breiter als 
hoch, sie liegen also.im Tode auf dem Rücken oder auf dem Bauche. Man 
mufs daher versteinerte Macruren, die auf der Seite liegen, für Caroideen 
halten, die auf dem Bauche oder Rücken liegenden dagegen für. Paguriden, 
Palinnziden, Astaciden oder Stomatopoden, je nachdem ihre sichtbare Or- 
ganisation es verlangt. In ähnlicher Weise unterscheiden sich auch die 
Amphipoden und Isopoden, jene haben ein corpus compressum, diese 
ein corpus depressum, ‚s. depressiuseulum.“ (Burmeister, in brieflichen Mit- 
theilungen.) 


! 


200 | KREBSE. 


i'2..G Elder Münst. (Nord. Myth.) 


Auch hiervon sind nur die Extremitäten gekannt. Die inne- 
ren Fühler sind zweiborstiig und zeigen an ihrer Basis längliche 
Schuppen. Frefsspitzen klein, mit Nägeln wie an den Füfsen. 
Die ersten zwei Paare der letzteren sind klein und kurz, die drei 


folgenden länger; Blätter der Schwanzflosse zugespitzt; letzere mit 


langen falschen Füfsen. (Münst. B. 2. p. 77.) 


Zwei Arten von Solenhofien. 


tT 3. G. Rauna: Münst...(Nord. Myth.) 


Kleine Krebse, deren Rückenschild in einen zahnlosen Schna- 
bel verläuft, mit langen falschen Fülsen am Schwanze und kurzen 
dicken Nägeln an den ungleichen eigentlichen Füfsen. Innere 
Fühler fein,. borstig und ziemlich lang, äufsere lang und mit 
langen, schmalen Schuppen an ihrer Basis. Die Frelsspitzen ha- 
ben die Gestalt von geraden Füfsen. (Münst. B. 2. p. 78.) 

Zwei Arten von Solenhofen. 


+ 4. G. Blaculla Münst. (Wend. Myth.) 


| Man kennt von diesen, wahrscheinlich sehr weichschaaligen 

Krebsen bis jetzt nur die Extremitäten, nach welchen dieselben 
der lebenden Gattung Nica Risso sehr ähnlich sein sollen, von 
derselben sich aber dadurch unterscheiden, dafs sämmtliche Fülse 
zweifingerig sind. (Münst. B. 2. p. 75.) 


Zwei Arten von Solenhofen und Eichstädt. 


t 5. G. Aeger Münst. (Nord. Myth.) 


Das breite Rückenschild ist hinten herzförmig ausgeschnitten 
und vorn in einen schmalen, oben ungezahnten Schnabel verlängert. 
Die vier sehr langen, borstigen, inneren Fühler sind lang gestielt 
und gleich lang, die beiden äufseren übertreffen an Länge den 
ganzen Körper und haben zur Seite eine schmale, stachelähnliche 
Schuppe stehen. Vor allen anderen Organen zeichnen sich auch 
ihre äufseren Frefsspiizen aus, welche das Ansehen von -langen 
Fülsen haben, und zu deren beiden Seiten lange, bewegliche 
Stacheln sitzen, die aber gewöhnlich nur einseitig erscheinen. Die 
Füfse, von denen das erste Paar das längste ist, sind alle zwei- 
fingerig und, die beiden letzten Paare ausgenommen , zum grofsen 
Theil gleichfalls mit zwei Reihen beweglicher Stacheln besetzt. 
Der Schwanz geht gegen das Ende spitz zu, ist gewöhnlich ge- 
krümmt und zeigt viele blattförmige Anhänge und. falsche, ,Füfse. 


MACRUREN. 201 


Seine mittlere Endflosse ist kurz und spitz, die übrigen vier sind 
lang und gerundet. (Münst. B. 2. p. 64.) 

A. spinipes Desm., Crust. foss. p. 134. tb. 11. f. 4. (Palae- 
mon sp.) — Münst. Beitr, Hft. 2. p. 65. .tb. 24. 

'Es ist die typische Art dieses Geschlechtes, welche mit einigen 
anderen, als A. tipularius Schloih. (Macrurites tip.), nicht selten in 
dem Schiefer von Solenhofen und Eichstädt gefunden wird. 


+ 6. G. Udora Münst. (Nord. Myth.) 


Von Aeger durch kürzere Fühler und die zwei letzten Fufs- 
paare unterschieden, welche nur einfingerig und kürzer sind. Auch 
fehlt dem Rückenschilde der Schnabel, und das letzte Schwanz- 
glied ist länger. (Münst. B. 2. p. 69.) 

Vier Arten von Solenhofen und Eichstädt. 


+ 7. G. Kölga Münst. (Nord. Myth.) 


Die Repräsentanten dieser Gattung sind, nach Münster, in 
der Jetztwelt Hippolyte und Alpheus. 

Sie sind von Antrimpos durch einen dickeren und zusammen- 
sebogenen Körper und durch ihre Füfse, von welchen nur die 
beiden vorderen Paare zweifingerig, die hinteren dagegen ein- 
fingerig sind, leicht zu unterscheiden. Das breitere und kürzere 
Rückenschild verläuft vorn in einen gezahnten oder glatten Schna- 
bel. Das zweite Fufspaar ist das längste. (Münst. B. 2. p. 60.) 

Münster beschreibt. acht Arten aus dem Schiefer von Eichstädt, 
Kelheim und Solenhofen. | 


+ 8 G. Drobna Münst. (Nord. Myth.) 


Diese Gattung unterscheidet sich von den anderen besonders 
durch Eigenthümlichkeiten der drei ersten Fufspaare, deren er- 
stes zwei bewegliche Finger hat und länger ist als das zweite, 
welches letztere eine breite, dicke Scheere mit einem kleinen, 
beweglichen Finger hat. Die Finger der übrigen Scheeren sind 
lang und schmal; das dritte Fufspaar ist das längste. Der Rücken 
ist eingebogen und die Schuppe an der Basis der äuflseren Fühler 
ist eirund. (Münst. B. 2. p. 58.) 


Zwei Arten von Solenhofen und Daiting. 
t 9. G. Bylgia Münst. (Nord. Myth.) 


Die Krebse dieser Gattung stimmen in den meisten Stücken 
mit den Arten von Antrimpos. überein, jedoch ist ihr Rückenschild 
viel kürzer, die Scheeren des ersten Fufspaares sind kürzer und 


202 KREBSE. 


viel dieker, und von den Beinen ist das zweite Paar am längsten. 
(Münst. B. 2. p. 56.) 


Zwei Arten von Solenhofen und Eichstädt. 
+ 10. & Dusa Münst. (Nord. Myth.) 


Diese Krebse unterscheiden sich von allen anderen durch 
ihre langen, fadenförmigen Fülse, an denen unverhältnifsmäfsig 
srolse, spindelförmige Scheeren hängen. Das Rückenschild ist 
kurz, der Schwanz lang und mit blätterförmigen falschen Füfsen und 
schmalen, gerundeten Endflossen versehen. (Münst. B. 2. p. 71.) 

Zwei Arten aus Solenhofen. | 


+ 11. @ Antrimpos Münst. (Antrimp, Meergott der Wenden.) 


Schmale, langgestreckte Krebse mit fast cylindrischem Kopf- . 


brustschilde, das vorn in einen spitzen, gezähnten Schnabel ver- 


läuft, langem Schwanze und langen Endflossen. Auch die äufse-. 


ren Fühler sind sehr lang und an ihrer Basis mit einer langen 
Schuppe versehen, dagegen sind aber die inneren, zwei- und: drei- 
fadigen kurz.. Die äulseren Frefsspitzen gleichen langen Füfsen 
und bestehen aus fünf sichtbaren Gliedern. Beine von ungleicher 
Länge und sämmtlich zweifingerig; das erste Paar ist das kürzeste, 
das dritte das längste. In der Jeiztwelt scheint diese Gattung 
durch Penaeus Fahr. vertreten zu sein. (Münst. B. 2. p. 49.) 
Münster beschreibt neun zum Theil grofse Arten von Antrimpos 
aus dem Schiefer von Solenhofen, Eichstädt, Kelheim und Pointen. 


+ 12. G.? Hefriga Münst. (Hefrig; Nord. Myth.) 


Rückenschild hinten wenig ausgebogen und vorn schnabel- 
artig verlängert. Jeder der mittleren Fühler besteht aus drei eng- 
gegliederten, borstigen Fäden, von. welchen die längsten die halbe 
Länge des Körpers erreichen. Doppelt so lang als diese sind die 
äufseren Fühler, an deren Basis schmale, spitze Schuppen stehen. 
Die Frelsspitzen sind den Fülsen ähnlich. Alle Fufspaare haben 
eine einfache, eiwas gebogene Klaue; das erste Paar ist am kür- 
zesten und dicksien, das zweite am. längsten. Der Schwanz ist 
ziemlich dick; das mittlere Blatt der langen Schwanzflossen spitz, 
die anderen gerundet. (Münst. B. 2. p. 73.) 


Zwei Arten von Solenhofen. 


+ 15. G.?.Bombur Münst.. (Nord. Myth.) 


Kleine Krebse, von der äulseren Form der Anirimpos- Arten, 
allein besonders durch ein sehr kurzes Rückenschild, welchem auch 


ET 


MACRUREN. 203 


die schnabelartige Verlängerung fehlt, und durch einen sehr stark 
zusammengekrümmten Schwanz von ihnen unterschieden. (Münst. 
B. 2. p. 74.) 


Zwei Arten von Solenhofen. 


+ 14. G. Megachirus Bronn. Mecochirus Germar. 
(ueyos, grols; zeio, Arm, Hand.) 


Rückenschild vorn wenig, hinten stark ausgebogen, mit einigen 
schwachen Furchen, welche sich von oben gegen den Seitenrand 
herabziehen, übrigens dem des Flufskrebses ähnlich. Sehr lange, 
eng gegliederte, borstige, äufsere oder Seiten-Fühler sitzen auf 
langen gegliederten Stielen. Das erste Fufspaar, vorzüglich aber 
die Mittelhand desselben, ist ungewöhnlich lang und endet vorn 
mit einem langen, beweglichen Finger, der an der einen Seite 
durch eine flossenartige Bildung geflügelt ist. Die Mittelhand oder 
das Glied, welches mit dem Finger articulirt, wird an ihrem vor- 
deren Ende breiter und oft sehr stark ausgebogen. Die Mittel- 
hand des zweiten Fufspaares ist dagegen kurz und vorn sehr breit; 
die drei hinteren Fufspaare sind schmal und enden in spitz ge- 
bogene Klauen, die an einer schmalen Mittelhand sitzen. Der lange, 
gewöhnlich sehr gekrümmte Schwanz endet in fünf grolse, fächer- 
förmige, gerundete, hinten gefranste Flossen. (Münst. B. 2. p. 29.) 

M. locusta Germar. — Taf. VIN. Fig. 17. Etwa 2% nach 
Münst. Beitr. 2. p. 31. tb. 11. — M. locusta und M. longimanus Münst., 
Br. Leth. p. 475 u. 476. tb. 27. f. 1u. 16. — M. longimanatus Schlotheim, 

Rückenschild klein und fast herzförmig. Die äufseren Fühler er- 
reichen fast die Länge des ersten sehr langen Fufspaares, welches letz- 
tiere länger als der übrige Körper ist. Der geflügelte Finger hat 
ziemlich die halbe Länge der Mittelhand. 

Häufig in den Schiefern von Solenhofen und Eichstädt, von wo 
auch die anderen selteneren Arten herstammen. 


+ 15. G. Pierochirus Bronn. Münster. (rreoöv, Flügel; yeo.) 


Hierunter sind diejenigen Arten von Megachirus begriffen, 
deren Finger und Mittelhand des ersten Fufspaares an beiden Sei- 
ten durch Flossenbildung geflügelt sind. (Münst. B. 2. p. 27.) 


Sie kommen mit den vorigen zusammen vor. 
+ 16. 6.? Carcinium H. v. Mey. (xaoxivos, Krebs.) 


C. sociale H. v. Mey. (L. Br. J. 1841. p. 96; 1842. p. 589; 
1844. p. 337.), ist ein kleiner Krebs, welcher durch die überwiegende 
Länge des vorletzten Gliedes am ersten Fulse dem Megachirus und 


204 | KREBSE. 


Pterochirus ähnlich wird, und sich durch das vorletzte Glied des zwei- 
ten Fulses an Megachirus anschlielst. 

Er kommt in grolser Menge im Liegenden des Jurakalkes, im 
mittleren oder braunen Jura bei Dettingen in Würtemberg;, im Oxford- 
thone von Dives in der Normandie vor. 


+ 17. @.? Magila Münst. (Preufs. Myth.) 


Das längliche, etwas bauchige Rückenschild endet vorn in 
eine schnabelartige Spitze. Innere Fühler sehr kurz, äufsere lang, 
dünn und borstig, auf einem langen, dreigliederigen Stiele. Das 
erste Fufspaar ist grols und dick, und endet mit zwei eingebo- 
genen Scheeren, an welchen der unbewegliche Finger kurz und 
fast gerade, der bewegliche länger und krumm ist. Die anderen 
sind schmal und kurz, und die drei hinteren haben nur eine ein- 
fache Klaue. Der lange, etwas umgebogene Schwanz endet in 
fünf Schwimmflossen, von derien die mittlere schmal und kurz ist. 

Von den lebenden Gattungen Thalassina und Gebia Leach 
unterscheidet sich Magela. besonders durch das zweite dicke Fufs- 
paar, welches noch deutliche kurze Scheeren bar, (Münst. B. 2. 
p- 25.) 


Drei Arten von Solenhofen und Eichstädt., 
+ 18. 6.? Aura Münst. (Griech. Myth.) 


Von allen anderen Krebsen durch die Scheeren des ersten 
grofsen Fufspaares unterschieden, welche bis fast an die Basis 
in zwei lange Finger getheilt sind. Rückenschild kurz. Schwanz 
lang, mit fünf schmalen Schwimmflossen. (Münst. B. 2. p. 26.) 

A. Desmarestii Münst., von Solenhofen, ist die einzige seltene 
Art dieser Gattung. 


+ 19. @6.? Brome Münst. (Griech. Myth.) 


Münster vereinigt unter diesem Namen drei Arten aus den Schie- 
ferbrüchen von Solenhofen und Daiting, welche Hoch: ‚wenig. gekannt 
sind. (Münst. Beitr. 2. p. 47.) 


ß.. Astacina. Krustenkrebse. 
+ 20. G. Eryon Desmarest. (2£0vo, ich ziehe, schleppe.) 


Das Kopfhrusischild ist- flach, breit oder oval, vorn abge- 
stumpft; die mittleren (oberen) Fühler sind sehr kurz, zweitheilig, 
viergliederig; die äulseren kurz, lang gestielti und an .der Basis 
von einer breiten Schuppe bedeckt; die Augen lang- und dick- 
gestielt, an der Seite der äufseren Fühler. 


MACRUREN. 205 


' Der Hinterleib (Schwanz) hat ohngefähr die Länge des Rücken- 
schildes; seine mittleren Glieder verlängern sich seitlich in einen 
spitzen Winkel; das letzte Glied endet mit fünf fein gefranzten 
Schwimmflossen. . 

Die Beine (Fülse) sind sechsgliederig, schlank, und nehmen 
von vorn nach hinten an Länge allmählig ab, die vier ersten 
enden mit einer zweifingerigen Scheere, das fünfte hat nur einen 
einfachen, geraden, langen Nagel. (Münst. B. 2. p. 2.) 

Die Arten dieser Gattung sind auf die Juraformation be- 
schränkt. \ 
E. arctiformis v. Schlotheim (Macrurites arctiformis). — Tat. 
VII. Fig. 8, von oben; Fig. 9, von unten (3). Nach Münst. Beitr. 
Hft. 2. p. 3. tb. 1. — Br. Leth. p. 474. tb. 27. f. 2. — E. Cwieri 
Desm., Crustaces fossies, Paris, 1822. p. 128. pl. 10. f. 4. 

Das breite granulirte Kopfbrusistück lauft zu beiden Seiten nach 
vorn in drei spitze, vorwärts gekrümmte Zacken aus. 

Häufig bei Eichstädt und Solenhofen. 

Seltener als dieser Krebs sind die anderen zwölf Arten von 
Eryon, die Münster und H. v. Meyer (Act. Ac. Caes. Leop. Car. 1836. 
V. 18. p. 261. tb. 11. 12.) aus Solenhofen und Eichstädt beschreiben. 
Bei einigen von ihnen ist das Rückenschild breiter als lang, und am 
vorderen Rande mit Einschnitten versehen, bei anderen, wie bei E. 
Schubert v. Mey., ist das Rückenschild ohne Einschnitte und entweder 
länger als breit oder fast so breit als lang. 


7 21. G Glyphea H. v. Mey. 


Kopfbruststück lang und schmal, durch zwei Querfurchen in 
drei Theile getrennt, von welchen der erste vorn in eine schna- 
belförmige, zweitheilige Spitze ausläuft, der mittlere aber sich 
weit hinterwärts zieht; unter dem vorderen Haupitheile ist der 
Seitenrand mit einem mehr oder weniger stumpfen Winkel einge- 
bogen; die Rückenlinie ist gerade. (v. Meyer “.) Die mittleren 
Fühler sind gabelig, vielgliederig; . die äufseren sehr lang, bor- 
stenförmig und fein gegliedert; beide sitzen auf einem dreiglie- 
derigen Stamme; an der Basis der äufseren sieht eine kleine 
Schuppe; halbkugelige Augen an der Seite der letzteren. Erstes 
Fufspaar lang, mit starken Scheeren; zweites und drittes lang und 
schmal, mit dünnen Scheeren; viertes und fünftes nur mit einem 
klauenförmigen Ende. Der grofse Schwanz mit fünf grofsen 


*) Neue Gattungen fossiler Krebse, Stuttgart. 1843. 


206 'KREBSE, 


Schwimmilossen. Sie finden ihren Repräsentanten in dem leben- 
den Astacus. (Münst. B. 2. p. 15.) 

Nach v. Meyer bilden die von Münster beschriebenen Arten 
die neue Gattung Eryma H. v. Mey. ““), und Burmeister möchte 
mit Glyphea auch Alvis und vielleicht selbst Sculd«a Münst. 
(Beitr. 3.) vereinen. | 

Bezeichnend für die Juraformation. 

G. modestiformis Schloth. (Macrourites m.) — Taf. VII. Fig. 
10. Nach Münst. Beitr. Hft. 2. tb. 9. f. 2. 

Diese Art wird 3” bis über 23° grofs, ist auf ihrer dicken 
Schaale fein punktirt und zeichnet sich besonders durch ihre grolfsen 
Scheeren und einen kurzen Schnabel am vorderen Ende aus. 

Nicht selten im lithographischen Schiefer von Solenhofen und 
Kelheim. 

Aulserdem werden von Münster noch acht Arten. aus diesen 
Schiefern beschrieben, denen v. Meyer mehrere aus anderen Bildungen 
der Juraformation, unter diesen G. liasina und G. grandis aus dem 
Lias von Würtemberg, noch hinzufügt. 


r 22. G. Klytia H. v. Mey. (Griech. Myth.) 


„Wie bei Glyphea, wird der Cephalothorax durch zwei Haupt- 
querfurchen in drei hinter einander liegende Haupitheile geschie- 
den, welche indefs, etwa mit Ausnahme der randlichen Gegend 
des mittleren Haupttheiles, keine scharf ausgedrückten Erhaben- 
heiten oder Vertiefungen darbieten, welche denen in Glyphea 
ähnlich wären; auch ist der mittlere Haupttheil nicht so weit nach 
hinten gezogen, zwischen ihm und dem hinteren Haupitheile liegt 
eine gabel- oder sichelförmige Rückenregion, und unter dem vor- 
deren Haupttheile biegt sich der Seitenrand nicht (oder nur wenig) 
ein; übrigens ist der Rücken auch vollkommen geradlinig.“ (H. 
v. Mey., neue Gatt. foss. Krebse, 1840. p. 19.) 

Arten in der mittleren Jura- und in der Kreideformation. 

K. ventrosa H. v. Mey. (a. a. O0. p. 20. tb. 4. f. 29.), im 
Terrain a Chailles von Chaviez im Dep. d. ob. Saöne. 

K. Mandelslohii H. v. Mey. (a. a. 0. p. 21. tb. 4. f. 30.) 

Im braunen Jura von Dettingen in Würtemberg mit Careinium 
sociale, und bei 'Thurnau und Rabenstein mit Ä. ventrosa zusammen. 

K. Leachii Mantell (Astacus L.), Geol. of Sussex tb. 29. f- 1. 
4. 5; tb. 30. fe 1—3; tb. 31. fe 1—4. — Gein. Char. p. 39. tb. 9. 


j 


*+) L. Br. J. 1840. p. 587. 


MACRUREN. 207 


% 


f.. 1. — Glyphea L. Röm. Kr. p. 105. — Klytia L. Reufs, Böhm. Kr. 
p- 14. tb. 6. f. 1—6. 

Der Cephalothorax dieses Krebses ist eirund, bis 35° lang, und 
hat ohngefähr die Form von dem eines Flufskrebses, welcher seitlich 
zusammengedrückt ist,, verengt sich nach vorn allmählig, nach hinten 
schneller, ist vorn in der Mitte zugespitzt, und hinten zur Aufnahme 
des Schwanzes halbmondförmig ausgeschnitten. Er wird zum gröfsten 
Theile von einem dicken Rande eingefalst, welcher auf seiner oberen 
Seite von einer tiefen Furche begleitet ist. In dem vorderen Theile, 
wo der Seitenrand auch etwas eingebogen ist, sind beide nur noch 
schwach angedeutet. Die Charaktere der Klytia prägen sich sehr deut- 
lich in ihm aus, denn der Cephaloihorax wird durch zwei breite und 
tiefe Querflächen in drei Theile geschieden, von welchen der mittlere 
am kürzesten ist und sich nach hinten verlängert. Die randliche Ge- 
gend desselben zeigt zwei Verdickungen, welche durch eine Querfurche 
von einander getrennt sind. Zwischen dem mittleren und hinteren 
Felde liegt in der Mitte des geradlinigen Rückens eine schmale, ga- 
belförmige Wulst. Die ganze Oberfläche ist dicht mit spitzen Knöt- 
chen bedeckt, welche nach vorn hin gröfser werden. Die Scheeren- 
füfse erreichen in meinem Exemplare die Länge von wenigstens 6°. 
Hiervon nimmt die Scheere 44” ein, und 12 bis 2” kommen auf die 
unteren Glieder. Die Hand ist vierseitig, ohngefähr 12° lang und 
über 14 breit, und die Länge des unbeweglichen Fingers ist dem- 
nach 23°. Beide Finger oder Zangen sind ganz gerade, verengen sich 
sehr allmählig nach vorn und tragen an ihrem inneren Rande hohe, 
stumpf dornige Fortsätze. Alle Fufsglieder sind mit zahlreichen grö- 
fseren und kleineren spitzen Höckern besetzt. Reufs entdeckte an 
seinen Exemplaren die Einlenkungsstellen der dicken hinteren 4 Fufspaare. 

Im Plänerkalke von Strehlen bei Dresden, im Plänerkalke und 
Plänermergel von Böhmen und in der Kreide von Sussex. 


t 23. G. Bolina Münst. (Griech. Myth.) 


Bolina unterscheidet sich von Glyphea- vorzüglich durch die 
langen, schmalen Scheeren und die grofsen, nierenförmigen Augen, 
durch gröfsere Dicke und Länge der äufseren Fäden der mittleren 
Fühler und durch eine lange, spitze Schuppe an dem grolsen 
Stiele der äufseren Fühler. (Münst. B. 2. p. 25.) 

Die beiden Arten kommen bei Solenhofen vor. 


t 24. G. Orphnea Münst. (Orphne, Griech. Myth.) 


Das Rückenschild dieser Gattung, welche der lebenden Gatt- 
ung Gebia am nächsten stehen soll, ist vorn stumpf und kürzer 


208 KREBSE. 


als der Schwanz. Die äufseren. Fühler, welche anf- einem fünf- 
gliederigen Stiele befestigt sind, übertreffen an Länge den ganzen 
Körper; die inneren zwei Paare erreichen nur 3 dieser Länge; 
die Frefsspitze ist sechsgliederig und die Augen: ruhen auf cylin- 
drischen, beweglichen Stielen. Von den Beinen, welche sämmtlich 
mit einer einfachen, gebogenen, spitzen: Klaue endigen, zeichnet 
sich das vordere Paar durch seine Breite und Länge aus. (Münst. 
B. 2. p.89.) | 

Man kennt hiervon die fünf von Münster beschriebenen Arten 
aus Solenhofen und Eichstädt. 


7 25. G. Brisa Münst. (Griech. Myth.) 


Bei aller Aehnlichkeit dieser Gattung mit Orphnea unter- 
scheidet sie sich von ihr durch das Vorhandensein von breiten 
Schwimmflossen nicht nur an dem Ende, sondern auch an den 
Seiten des Schwanzes. (Münst. B. 2. p. 45.) 


Zwei Arten kommen bei Solenhofen und Eichstädt vor. 


y. Palinuridae. 
7 26. G. Pemphix H. v. Mey. Blasenkrebs. (aiugı&5, Blase.) 


Der Cephalothorax. ist cylindrisch, wird nach hinten zu schmä- 
ler, zeichnet sich durch viele warzenförmige Erhöhungen aus und 
wird durch zahlreiche Furchen in drei Hauptregionen und mehrere 
Unterabtheilungen getheilt. Sein Vorderrand verläuft in der Mitte 
in einen kurzen, lanzeitförmigen Schnabel, dessen Oberseite rin- 
nenförmig eingedrückt ist, und an der Seite in mehrere spitze 
Zacken. Der vordere Haupttheil ist sechseckig; unter seinen Er- 
höhungen zeichnet sich besonders die an der Grärze des zweiten 
Hauptiheiles in der Mitte liegende aus, welche eine quer-ovale, 
bis fast trapezische Form hat. Die mittlere, kleinste Region reicht 
mit einer breiten Ausbiegung in die hintere, ziemlich lange Re- 
sion hinein. 

Der Schwanz übertrifft den Cephalotorax an Länge und nimmt 
nach hinten schr allmählig an Breite ab, seine breiten, gerunde- 
ten fünf Endflossen sind längs der Mitte gekielt und nach den 
Rändern hin feinstachelig. ati 

Die inneren Fühler bestanden aus zwei kurzen, schwachen 
Fäden, welche auf kurzgliederigen Stielen salsen, die äulseren 
waren stärker und länger. 

Das erste Fufspaar war länger und: stärker als die anderen, 
und mit einer Scheere bewaffnet. Seine Oberfläche ist, wie -der 


MACRUREN. 209 


Cephalothorax, mit Warzen bedeckt. (Br. Leth. p. 182; H. v.. Mey. 
foss. Krebse, p. 3—10. u. in L. Br. J. 1842. p. 261.) 

P. Sweurtii Desmarest, hist. nat. des crust. foss. p. 132. tb. 10. 
f- 8. 9. (Palinurus Sueurü). — Taf. VII. Fig. 14. Nach H. v. Mey., 
foss. Kr. tb. 1. (4). 

Auf diese grofse Art, welche in dem Muschelkalke von Fried- 
richshall so häufig ist, in dem Muschelkalke von Villingen, Rottweil 
und vielen anderen Orten von Schwaben, bei Würzburg, Augst, Aar- 
gau, im Saarbrückenschen bei Blittersdorf, im französischen Departe- 
ment des Niederrheins, in Lothringen u.. a. OÖ. aufgefunden worden 
ist, palst die vorangegangene Beschreibung vorzugsweise. 

P. Albertii H. v. Mey., foss. Kr. p. 9. tb. 4. f. 37. 

Der Cephalothorax ist etwas kürzer und unterscheidet sich von 
dem des P. Sueurii vorzüglich durch das hintere Ende des vorderen 
Haupttheiles, welches, bei dem Mangel einer quer-ovalen Erhöhung, 
hier eine kurze Zuspitzung besafs, nach welcher von den Seiten her 
zwei gabelförmige Wülste zusammenliefen. Die Rückenlinie ist durch 
eine Längswulst bezeichnet. 

Bis jetzt ist nur ein Exemplar aus dem Wellenkalke von Horgen 
am Schwarzwalde bekannt. 


t 27. G.? Liogaster H. v. M. (%eios, glatt; yaorzo, Bauch.) 


Kleine zierliche Krebse, welche in dem mittleren Haupttheile 
des Rückenschildes einige Aehnlichkeit mit Pemphix haben, von 
diesem sich aber schon durch die glatte Beschaffenheit ihrer Ober- 
fläche, vorzüglich des vorderen Haupttheiles leicht unterscheiden. 
(H. v. Mey. in L. Br. J. 1844. p. 567.) 

Im Muschelkalke von Friedrichshall. 


+ 28. G. Palinurina Münst. 


Diese Gattung vertritt, mit einigen kleinen Arten in den 
lithographischen Schiefern, die noch lebenden Palinuren, von wel- 
chen sich die fossilen Arten fast nur durch ihre Kleinheit und 
Kürze unterscheiden *). 

Das Rückenschild ist kurz, eiförmig und läuft nach vorn 
spitz zu; die mittleren Fühler sind kurz und bestehen aus zwei 
feinen, vielgliederigen Armen, die äufseren sind aufserordentlich 


*) Die noch lebende Gattung Palinurus Fabr., zu welcher Desmarest 
Pemphix Sueurii und Glyphea Regleyana rechnete, scheint in der Vorwelt 
noch nicht existirt zu haben. (H. v. Mey. foss. Kr. p. 7.) 

Geinitz, Versteinerungskunde, 14 


210 KREBSE. 


lang, eng gegliedert und werden von einem grolsen, dreiglie- 
derigen Stiele getragen. | 
‘Die Beine, von denen das erste Paar das kürzeste ist un 
die mittleren die längsten sind, haben sämmtlich an ihrem Ende 
einen einfachen, kurzen, spitzen Nagel. Die beiden. äufseren Frefs- 
spitzen gleichen schmalen, kurzen Fülsen. Den ziemlich langen 
und stark gekrümmten Schwanz beschliefsen fünf fächerförmige 
Schwimmflossen. (Münst. B. 2. p. 36.) | 


Drei Arten von Solenhofen. 


+ 29. G. Cancrinos Münst. (Griech. Myth.) 


Grolse Krebse, welche sich durch die unverhältnilsmäfsige 
Dicke der Fühler leicht erkennen lassen. Sämmtliche Fufspaare 
sind dick und haben an der Mittelhand einen "einfachen , -dicken 
Nagel. Der Schwanz ist so lang als der übrige Körper und seine 
Endflossen sind breit. (Münst. B. 2. p. 45.) 

Sehr selten bei Solenhofen und Eichstädt. 


"6. Paguridae. Einsiedlerkrebse. 
30. G. Pagurus Fahr. Eremitenkrebs. 


Der Cephalothorax der fossilen Paguren ist unbekannt und 
war vermuthlich so weich, dafs er sich nicht lange erhalten konnte. 
Der lange und stark gekrümmte Hinterleib (Taf. VIII. Fig. 13.) 
besteht aus flach-sattelförmigen Gliedern, auf denen zwei tiefe, 
nach hinten divergirende Längsfurchen ein mittleres Feld abschei- 
den. Diese Furchen beginnen in dem vorletzten Gliede dicht an 
dem vorderen Rande, in allen vorderen Gliedern erst nahe der 
Mitte ihrer Länge. Dieses mittlere Feld wird in dem vorleizten 
Gliede durch eine mittlere, vertiefte Längslinie in zwei gleiche 
Hälften getheilt. Das letzte Glied hat in der Mitte ein ei-lanzett- 
förmiges Feldchen, zu deren beiden Seiten sich zwei längere Flos- 
sen ausbreiten. 

Von den Füfsen sind nur die grofsen Scheeranfiifen (Taf. VIU. 
Fig. 12.) vollkommen gekannt, welche von ungleicher Gröfse sind, 
wie an dem Eremiten- oder Bernhardskrebse, Pagurus Bernhar- 
dus L., von den übrigen kleineren und dünneren Beinen sind nur 
Rudimente gesehen worden. 


P. antiquus Otto (Callianassa antiqua Otto). — Taf. VII. Fig. 


12 u. 13. — Röm: Kr. p. 106. tb. 16. f. 25. — Gein. Verstein. von 
Kieslingswalda, p. 6. tb. 1. £..1—4. 


MACRUREN. | zil 


Das erste Glied der grofsen Scheerenfülse ist schief kegelförmig 
und hat eine Längsfurche, nahe dem inneren Rande (welche in der 
Abbildung nicht angegeben ist); das zweite Glied ist im Durchschnitte 
 drei- oder vierkantig, und ist auf der sichtbaren mittleren Kante mit zwei 
Reihen kleiner Körner besetzt; das dritte breitere und gröfsere Glied 
ist: etwas vierseilig, verengt sich nach dem vorigen zu, ist flach gewölbt; 
das vierte, oder die Hand, ist vierseilig, länger als breit,. und endet 
in ein kurzes, gerades, nur an der Spitze wenig eingebogenes Zangen- 
glied. Das andere Zangenglied ist schwach gekrümmt. Die ganze Ober- 
fläche ist, mit Ausnahme der Knochen auf dem zweiten Gliede, ganz glatt. 

Im Grünsandsteine von Kieslingswalda in der schlesischen Graf- 
schaft Glatz ungemein häufig, in entsprechenden Schichten bei Kreibitz, 
von Glocker bei Schirmdorf und Triebitz bei Landskron in Böhmen 
entdeckt, und bei ? Quedlinburg. 

P. Faujasii Desm., Cr. foss. p. 127. ib. 11. f. 2. (Pagurus F.). 
— Br. Leth. p. 736. tb. 27. f£. 23: — Röm. Kr._p. 106. 

Das dritte und vierte Glied scheint relativ kürzer als in voriger 
Art zu sein, ersteres, nach Römer, in der Mitte der Höhe siumpf 
gekantet und hier grob gekörnt; Hand und Finger sind, nach Des- 
marest, an den Rändern gezähnelt, und ihre Oberfläche ist durch Kör- 
nelung rauh. 

Im Kreidemergel bei Gehrden, Quedlinburg und Dülmen, in der 
Kreide bei Mastricht und in England. 


&. Anomura. 
t 31. G. Prosopon H. v. Mey. (noöownov, Maske, Gesicht.) 


Eine. Gattung, welche in der Mitte zwischen den Macruren 
und Brachyuren zu stehen scheint. Den letzteren nähert sie sich 
besonders ‘durch die Beschaffenheit des Einschnittes an der hinte- 
ren Seite des Rückenschildes, welcher zur Aufnahme des Hin- 
terleibes dient. Dieses Schild ist ziemlich gleichmäfsig gewölbt, 
hat einige Aehnlichkeit mit einer Maske oder einem Gesichte, und 
‚ist durch zwei Querfurchen in drei Hauptstücke getrennt. 

Die Arten kommen in den Oolithen und P. tuberosum in der 
untersten Abtheilung der Kreideformation (im Neocomien) vor. 
(H. v. Mey., foss. Krebse, p. 25; in Münst. Beitr. 5. p. 70.) 

P. hebes H. v. Mey., foss. Kr. p. 23. tb. 4. f. 32%. 

Rückenschild (3” grofs) rundlich-viereckig, fast so breit als 
lang; die gröfste Breite liegt ziemlich in der Mitte. Auf der Mitte 
des vorderen Haupitheiles sondert sich durch zwei Längsfurchen ein 
dreieckiges Feld ab, welches nach vorn in eine gewölbte Spitze zu- 


14* 


212 KREBSE. 


läuft. In demselben liegen ferner an der Basis des Dreieckes zwei 
rundliche Höcker. Die Seitengegend daneben ist stark aufgetrieben 
und besitzt an der Seitenecke eine starke Warze. Die beiden auf- 
getriebenen Seiten des mittleren Haupttheiles, welche auch an ihrem 
äufseren Rande zu einer Warze anschwellen, sind auf dem Rücken 
durch eine schmale Wulst verbunden, welche von dem wenig in das 
hintere Hauptschild hineinragenden Theile durch einen Quereindruck 
geschieden - wird. Das hintere Hauptstück ist schwächer gewölbt. Die 
ganze Oberfläche der Schaale ist dicht mit kleinen Wärzchen bedeckt. 

Im Unteroolith von Crune (Dep. de la Moselle). 

P. simplez H. v. Mey., foss. Kr. p. 23. tb. 4. f. 33. Aus 
dem Scyphien-Mergel oder dem unteren Coral- Rag von Streitberg. 

P. tuberosum H. v. Mey., foss. Kr. p. 21. tb. 4. f. 31. Im 
Neocomien oder der untersten Abtheilung der Kreideformation von Bou- 
cherans im Dep. des Jura. 

P. spinosum H. v. Mey. in Münst. Beitr. Hft. 5. p. 71. tb. 15. 
f. 1.2. Aus dichtem gelben Jurakalke von Aalen in Würtemberg. 

P. rostratum H. v. Mey., foss.- Kr. p. 24. tb. 4. f. 34; in 
Münst. Beitr. Hft. 5. p. 74. tb. 15. f£ 4—6, und 

P. marginatum H. v. Mey. in Münst. Beitr. Hft. 5. p. 72. tb. 
15. f. 3, aus dem Jurakalke von Aalen, möchte v. Meyer, unter dem 
neuen Gattungsnamen Pithonoton, von den anderen Arten trennen. 


*. Brachyura. Murzsehwänze. Krabben. 


Sie unterscheiden sich von den Macruren durch den Mangel 
einer Endflosse am Schwanze, so wie auch dadurch, dafs ihr Hin- 
terleib beständig gegen die Brust geklappt ist. Derselbe ist bei 
männlichen Individuen zungenförmig und verschmälert sich sehr 
nach dem Ende, bei den weiblichen hingegen breiter, fast kreis- 
förmig oder eiförmig. | s 

Die Brachyuren treten zuerst mit der Kreideformation auf, 
und die fossilen Arten haben im Allgemeinen einen den lebenden 
Formen ähnlicheren Charakter, als diefs bei den älteren Lang- 
schwänzen der Fall ist. Gegenwärtig bewohnen sie das Meer oder 
Flufsmündungen, und nur wenige von ihnen können eine Zeit lang 
auf dem Lande leben. 


1. G. Portunus Fabricius. Ruderkrabbe. 


Der Cephalothorax ist eben, nicht höckerig, breiter ‘oder 
eben so breit als lang, an seinem vorderen Seitenrande gezähnelt 
und gegen den Hinterrand zusammengezogen; der Rand zwischen 


BRACHYUREN. 213 


den Augenhöhlen ist gezähnelt oder buchtig; diese liegen von ein- » 
ander in mälsiger Entfernung, welche gerade so grols als die 
Länge des Hinterrandes ist, und umschliefsen die kurz gestielten 
Augen. 

Das erste Fufspaar ist am Ende flossenartig abgeplattei. Der 
Schwanz beim Männchen aus fünf Gliedern gebildet, von denen 
das vorletzte das gröfste und an der Seite seiner Basis mit einem 
ziemlich vorspringenden Fortsatze versehen ist; der Schwanz des 
Weibchens besteht aus sieben Stücken, von welchen das letzte 
viel kleiner als das vorletzte, dreieckig und spitz ist. (Desmarest, 
erust. foss. p. 85. — Br. Leth. p. 1157.) Zuerst in tertiären Gebilden. 

P. Hericartii Desm., Crust. foss. p. 87. tb. 5. fi 5 — Br. 
‚Leth. |p. 1158. 

Der Rand zwischen den Augenhöhlen ist spitz und fünfzähnig, 
der vordere, Seitenrand jederseits mit fünf gröfseren Zähnen und dar- 
unter mit einem Stachel besetzt. 

‘Der Cephalothorax, etwa von 6 Gröfse, wird sehr häufig im 
oberen tertiären Meeressandsteine von Paris gefunden. 


2. G. Podophthalmus Lam. Stielauge. (noüs, Fuls; 
öpFakuog, Auge.) 


Der ebene, nicht höckerige Cephalothorax ist. viel breiter 
als lang und endet zu beiden Seiten in eine scharfe Ecke. Die 
lang gestielien Augen stehen in einer Grube oder Furche des 
zahnlosen Vorderrandes, welcher zwischen denselben einen Vor- 
sprung macht. | 

Das erste Fufspaar ist an der Basis etwas erhaben, übrigens 
ähnlich wie in der vorigen @attung. Schwanz ähnlich dem von 
Portunus. (Desmar. crust. foss. p. 88.) 

P. Buchii Reuls, die Versteinerungen der böhmischen Kreide- 
formation, 1. Abth., Stuttgart, 1845. p. 15. tb. 50. 

Der Cephalothorax einer kleinen Art aus dem Plänermergel von 
Hochpetsch in Böhmen. 

P. Defrancii Desm., Cr. foss. p. 88. tb. 5. f. 6. 7. 

Aus tertiären Schichten von Sceaux bei Paris. 


3. G. Cancer Fabr. Crabe. 


Cephalothorax eben, oberhalb ziemlich gewölbt und etwas 
breiter als lang. Seine theils glatten, theils sigeförmig gezähnten 
Seiten runden sich am Vorderrande in einem Kreisbogen ab, lau- 
fen aber nach der schmalen hinteren Seite hin gegen einander. 


214 KREBSE. 


x 


Die Augen stehen auf kurzen Stielen, und der’ Zwischenraum zwi- 
schen ihnen ist gezähneli oder buchtig. 

Die Fülse enden in einer Spitze, mit Ausnahme derer, wel- 
che Scheeren tragen. 

Der Schwanz besteht bei dem Männchen aus fünf bis sechs, 
bei dem Weibchen aus sieben Stücken. 

Die ältesten Arten sind tertiäre. 


4 C. punctulatus Desm., Cr. fos. p. 92%. b.7T.f.3. 4 — 
‚Hiernach Taf. VIII. Fig. 15, von oben, und Fig. 16, ein Weibchen von 
unten (3). 

Die Länge des Schildes verhält sich zur Breite wie 3:4; seine 
ganze Oberfläche ist mit Wärzchen bedeckt. 

Häufig in den kalkigen tertiären Schichten der Umgegend von 
Verona, Vicenca und Bologna. 


C. Sismondae H. v. Mey., aus tertiären Schichten bei Turin, 
steht der vorigen Art ziemlich nahe *). 


4. G. Grapsus Lam. Wanderkrabbe. 


Cephalothorax eben, schwach gewölbt, vierseitig, mit Augen- 
höhlen, welche an den Enden des breiten Vorderrandes liegen. 
Hinterrand schmal. Der mittlere, erhabenste Theil des Schildes 
ist von den Seitenflächen, so wie von dem Vorderrande desselben, 
durch eine starke Vertiefung geschieden, und man erkennt an ihm 
_ sehr deutlich die vorn liegende Magengegend, die fast mit dieser 
zusammenhängende Geschlechts- oder Genitalgegend, und dahinter 
die auch zusammenhängenden Gegenden des Herzens und der hin- 
teren Leber. Die Kiemengegenden, welche den mittleren und 
hinteren Theil der Seitenflächen des Schildes einnehmen (der vor- 
dere Theil derselben bildet die vordere Lebergegend), lassen am 
äufseren Rande öfters unter sich parallele Wülste und Vertief- 
ungen erkennen, welche der Richtung der inneren Kiemen ent- 
sprechen. 

Der Schwanz ist in beiden Geschlechtern siebengliederig. 

Die vier letzten Fufspaare sind unter sich gleich, sehr lang 
und enden in einer gegliederten Spitze. (Desm., crust. foss. p. 97.) 

G. dubius Desm., Cr. foss. tb. 8. f. 7. 8. Aus grauem Thone. ° 

G. speciosus H. v. Mey. in L. Br. J. 1844. p. 690. Im ter- 
tiären Schiefer von Oeningen. 


*) L. Br. J. 1843. p. 591.— Bronn, paläontol. Collectaneen, p. 61. 


BRACHYUREN. 215 


9. G. Gonoplax Leach. Eckschild. (ywvog, Ecke; 
nı.a&, Platte.) 


Der Cephalothorax unterscheidet sich von dem der vorigen 
Gattung durch leichte Ausbiegungen des breiten Vorderrandes, wel- 
cher auf beiden Seiten in eine Ecke verläuft. Die Augen sind 
lang gestielt; der Raum zwischen ihnen macht in der Mitte einen 
schmalen, bald spatelförmigen, bald eckigen Vorsprung. Die ein- 
zelnen Gegenden sind auf dem Schilde wohl zu unterscheiden. 
Die Magengegend ist sehr breit und fällt mit der vorderen Leber- 
gegend in dieselbe Querlinie. Schwanz’ siebengliederig. Fülse 
sehr lang, im Durchschnitte vierseitig, wu mit mittelgrolsen Schee- 
ren. (Desm. Crust. foss. p. 98.) 

Desmarest rechnet fünf Arten von Krebsen hierher, welche mei- 
stens in einem erhärteten, graulichen, thonigen Kalke incrustirt bei 
der Meerenge von Malacca gefunden werden. 

Aufser @. incerta Desm., p. 104. tb. 8. f. 9, welche Art ein 
wirklicher @onoplaz ist, gehören die übrigen, @. Latreillü, G. incisa, 
G. emarginata und G. impressa Desm., nach Milne Edwards (Suites & 
Buffon, hist. nat. des Crustaces, Vol. II. p. 64. *), zur Gattung Ma- 
crophthalmus Latr., von welcher noch eine andere Art aus Ma- 
lacca durch Lucas als M. Desmarestii Luc. beschrieben wird. (L..Br.:& 
1841. p. 263.) | 

Die Angabe von Gaillardot, dafs Gonoplax Latreillii im Muschel- 
kalke von Luneville vorkomme, widerlegt H. v, Meyer, welcher die 
dafür angesprochenen Reste einem Wirbelthiere zuschreibt. (L. Br. J. 
1843. p. 590.) 


6. G. Gelasimus Latr. Ocypoda F. (ye.coıuog, lächerlich.) 


G. nitidus Desm., Cr. foss. p. 106. ib. 8. f. 7. 8, von unbe- 
stimmlem Fundorte, ist die einzige fossile Art. 


; 7. G. Gecarcinus Leach. Erdkrabbe. 


G. trispinosus Desm. (Cr. foss. p. 108. tb. 8. f. 10.) ist die 
einzige Art, und deren Fundort nicht gekannt. 


8. G. Atelecyclus Leach. RT unvollkommen; xvUxAoc, Kreis.) 


Cephaltohorax gewölbt, höckerig, fast kreisförmig, etwas vier- 
seitig, mit scharfen, gezähnelten vorderen und hinteren Seiten- 
nn u. s. w. (Desm. Cr. foss. 2 110.) 


*) Eine Mittheilung, die ich ebenfalls Herrn Prof. Burmeister verdanke. 
Leider war mir nicht vergönnt, die Arbeit von Milne Edwards selbst einzusehen. 


216 KREBSE. 


A. rugosus .Desm. (Cr. foss. p. Ll. tb. 9. f. 9.), etwa 9” 
breit und 8° lang, wurde im tertiären Kalke bei Montpellier entdeckt. 


9. G. Leucosia Fabr. Linsenkrabbe. 


Cephalothorax halbkugelförmig gewölbt, vorn und hinten zu- 
sammengezogen, und am vorderen Ende mit zwei kleinen Grüb- 
chen für die Augen, welche nahe beisammen stehen. Die ein- 
zelnen Regionen sind auf dem Schilde kaum von einander zu 
unterscheiden. 5 

Der Schwanz besteht bei dem Männchen aus fünf schmalen, 
bei dem Weibchen aus vier breiten Stücken. | 

'Fülse lang, besonders aber an ihren dünnen, gleichartigen 
Enden. | 

L. cranium Desm., Cr. foss. p. 113. tb. 9. f. 10—12. — Taf. 
VII. Fig 11.0 b. c. 

Das vordere Ende des fast kreisförmigen Schildes tritt wenig 
hervor. Sein scharfer Rand ist fein gekerbt und die ®berfläche mit 
zahllosen vertieften Punkten besäet, zwischen welchen noch feinere 
zu bemerken sind. 

Aus grobkörnigem Sande, wahrscheinlich von Ostindien. 


10. G. Inachus Fahr. Meerspinne (Inachos, Griech. Myth.) 


I. Lamarckii Desm., Cr. foss. p. 116. tb. 9. f. 15. 16. 
Wahrscheinlich aus dem Londonthone von Sheppey. 


11. G. Dorippe Fabr. (Myth.) 


D. Rissoana Desm., Cr. foss. p. 120. td. 10. f. 1L—3. 
Aus Ostindien. 


+ 12. @. Dromilithes Milne Edwards. (Dromia; log, Stein.) 


Diese Gattung erhielt ihren Namen wegen der Aehnlichkeit 
in Form und Eintheilung des Cephalothorax mit der lebenden Dromia. 

Bisher war von ihr nur eine einzige Art aus dem Londonthone 
von Sheppey bekannt, in neuester Zeit beschreibt Reufs die Rücken- 
schilder und Bruchstücken von den Scheeren eines kleinen Brachyuren 
aus dem Plänermergel von Postelberg in Böhmen als D. pustulosus 
Reufs (die Verstein. der böhmischen Kreideformation, 1. Abth. Stutt- 
gart, 1885 p. .15 16.7. LE 9 ac. 5 20, ib. 11 238,). 


13. G. Ranina Latr. Albunea Fabr. Froschkrabbe. 
(rana, Frosch.) 


Cephalothorax länglich, fast umgekehrt eiförmig, mit  glattem 
Raude, vorn breit und abgestumpft, hinten ziemlich schmal. Der 


 \ ae 


BRACHYUREN. POECILOPODEN. ; 217 


siebengliederige Schwanz gleicht einem langgezogenen Dreiecke. 
Die Fülse sind zum Schwimmen eingerichtet und enden in einer spitz- 
ovalen, an ihrem Ende etwas gekrümmten Fläche. Ihre zusammen- 
gedrückten Enden haben die Form eines gezähnelten Dreieckes. 
R. Adrovandi Desm.; Cr. foss. p. 121. tb. 10. f. 5—7T, tb. 
uf. | | 
Häufig im gelben grobkörnigen Kalke bei Verona. 


+ 14. G. Hela Münst. (Nord. Myth.) 


Cephalothorax oblong, elliptisch oder viereckig, vorn ab- 
gestutzt und gezahnt, in der Mitte flach gewölbt. Schwanz sechs- 
gliederig. Von den dicken Fülsen hat das erste Paar sehr grofse, 
plattgedrückte, inwendig mit Stacheln besetzte Scheeren. (Münst. 
Beitr. 3. p. 24.) 

H. speciosa Münst. und H. oblonga Münst. (Beitr. 3. p. 24. 
25; tb. 2. f. 1—4.) kommen in tertiären Meerwasser-Gebilden bei 
Bünde, erstere Art auch bei Bodenburg im Hildesheimischen vor. 


B. Ostracodermata. 


Die Grundzahl in ihren Brustkastenringen scheint drei zu sein, 
und ihre Anzahl ist meistens sechs, neun, zwölf. Augen zusam- 
mengesetzt, mit einfacher, glatter Hornhaut. Die Jungen von allen 
sind einäugig und bringen gewöhnlich blofs Fühler und Taster 
als Bewegungsorgane mit auf die Welt. Sie sind beständig Was- 
serbewohner. (Burm.) 


3. Ordn. Aspidostraca. Entomostraca. 
Schaalenkrebse. 


Sie haben stets Augen mit glatter Hornhaut und meistens 
zwei oder vier Fühler. Die meisten schwimmen im Wasser frei 
umher, wefshalb diesen die Gangfülse ganz fehlen. (Burm.) 


a. FPoecilopoda. Stachelfülser. 


Sechs Gangfülse am Brustkasten, sechs Kiemenfüfse am Hin- 
terleibe;, jene zugleich Fühler und Kiefern. Zusammengesetzte 
Augen und Nebenaugen. (In Halicyne sollen die Augen gänzlich 
fehlen, was Burmeister jedoch bezweifelt.) Brustkasten und Hin- 
terleib jeder von einer grofsen, schildförmigen Schaale bedeckt. 
(Burm.) 


218 KREBSE. 


1. @. Limulus Fabr. Stielschwanz. 


Das vordere Schild ist oberhalb stark gewölbt und bedeckt 
den grofsen Mund und die sechs Kieferfüfse, welche um den- 
selben herumstehen; das Hinterleibsschild ist am Rande mit be- 
weglichen Stacheln bewaffnet und endet hinten in einem steifen 
und spitzen Stachel. 

Aechte Limulus-Arten scheinen zuerst in der oberen Jura- 
formation aufgeireien zu sein, sind aber hier, wie in jüngeren 
Formationen, sehr selten. Den Limulus oculatus Kutorga aus dem 
? Kupfersandsteine am Ural hält Bronn *) eher für einen Eurypte- 
ruıs, und die Arten aus der Steinkohlenformation und dem Muschel- 
kalke bilden neue Geschlechter. 

L. Walchii Desm. (Or. foss. p. 140. I. 11. f. 6.), so wie die 
von Münster aufgefundenen und von van der Hoeven **) beschriebenen 
fossilen Arten wurden aus den Kalkschiefern von Baiern, bei Kelheim _ 
und Solenhofen, hervorgezogen, und sie bieten in den beiden Schil- 
dern keinen wesentlichen Unterschied mit dem noch lebenden moluk- 
kischen Krebse, Limulus polyphemus L., dar. Auch besitzen sie an 
dem Rande des Hinterleibsschildes jederseits sechs bewegliche Stacheln; 
während aber bei den lebenden Arten der Endstachel dreikantig ist, 
so besitzen die fossilen auf der oberen und unteren Seite desselben 
eine Längsfurche. 

In L. brevispina Münst. scheinen diese Furchen zu fehlen, und 
in der grölsten aller Arten, dem { 

L. giganteus Münst. aus Solenhofen, dessen Schwanzstachel 
8° lang und 8” breit ist, zeigen sich oben und unten zwei Längs- 
furchen ***).. 


+ 2. G. Halicyne H. v. Mey- (üAxög, vom Meere.) 


Von Limulus durch den Mangel (?) von Augen verschieden. 

H. agnota H. v. Mey., früher Lemulus agnotus H. v. Mey., 
(Olenus serotinus Goldf.), und 

H. laza H.v. Mey. rühren aus dem oberen dolomitischen Mu- 
schelkalke von Rottweil her 7). 

H.? prisca (Limulus priscus) Münst., Beitr. 1. p. 71. tb. 5. £. 1. 
Ihr scheinen wenigstens die Netzaugen zu fehlen. 

Aus dem Muschelkalke von Bayreuth. 


*) L. Br. J. 1839. p. 489. 

**) Recherches sur l’histoire naturelle des Limulus, Leyde, 1838. 
**%*) L. Br. J. 1839. p. 680; Münst. Beitr. 3. p. 26. tb. 1. f£. bo 
+) L. Br. J. 1838. p. 415; 1844. p. 567. 


POECILOPODEN. PHYLLOPODEN. 219 


+ 3 G. Belinurus König. (P&rog, Pfeil; s&oa, Schwanz.) 


Diese Gattung unterscheidet sich von Limulus durch die Ar- 
ticulation des langen Stachels am Schwanze und durch Querein- 
drücke an den Seiten des Hinterleibes, wodurch eine grofse Aehn- 
lichkeit mit gewissen Trilobiten entsteht; doch sollen die Quer- 
eindrücke nicht durch die ganze Fläche hindurchgehen, so dafs 
die Bauchgegend blos von einer einzigen Platte bedeckt war. 

B. (Limulus) trilobitoides Buckl., Geol. II. tb. 56. f. 3. En- 
tomolithus monoculites Martin. 

Aus einer Eisenniere, welche in der Steinkohlenformation von 
Colbrook Dale häufig vorkommen. 

Einen ganz ähnlichen, mehr trilobitenartigen Körper bildet Par- 
- kinson (Organ. Rem. Vol. 3. Pl. 17. f. 18.) aus demselben Gestein 
von Dudley ab. 


b. Phyllopoda. Blattfüfser. 


Bewegungsorgane gleichartig und blofs zum Rudern geeignet. 
Wirkliche Kiefern und ein bis drei Paar accessorischer Mundtheile. 
Die ungegliederten aber gespaltenen Füfse sind mit gefranzten 
Hautlappen versehen. Sie haben zwei zusammengesetzte Augen 
und meistentheils auch Nebenaugen. Brustkasten und Hinterleib 
sind gegliedert, und der erstere besteht in den lebenden Gattungen 
aus zwölf, der letztere aus zwei bis achtzehn Gliedern. Thiere 
mit oder ohne Schaale, alle aber nur zum Leben im Wasser be- 
stimmt. 

Von den noch lebenden Gattungen ist nur der Blattfufs, 
Apus *) Scopoli, im fossilen Zustande aufgefunden worden; da- 
gegen werden dieselben durch die auf die beiden älteren For- 
mationen beschränkten Paläaden vertreten, von denen Burmeister 
gezeigt hat, dafs sie sich unmittelbar an die lebenden Phyllopo- 
den, besonders an Branchiopus, anschlielsen. 


Palaeadae Burmeister. Paläaden. 


Sie zeichnen sich durch zwei grolse, zusammengesetzte Augen, 
kurze, unentwickelte Fühler und weiche, blattartige, Kiemen tra- 


*) Schimper entdeckte einen Apus in einer Schicht des bunten Sand- 
steines von Sulzbad, welche sehr reich an Posidonia minuta (?) ist. Er 
besitzt grofse Aehnlichkeit mit dem in sülsen Gewässern Deutschlands häu- 
figen Apus eancriformis, und Schimper nennt ihn 4pus antiquus. (L. Br. J. 
1840. p. 338.) 


220 FE 


gende Fülse aus, und unterscheiden sich von den lebenden Phyl- 
lopoden wesentlich durch das schwankende Zahlenverhältnifs ihrer 
Brustkastenringe. (Burmeister, die Organisation der Trilobiten aus 
ihren lebenden Verwandten entwickelt. Berlin, 1843.) 


41. Kam. Kurypteridae Burm. 


Es sind Paläaden ohne Schaale. Ihr Rumpf besteht wahr- 
scheinlich aus neun Ringen, von denen der erste ein Paar fünf- 
gliederiger Ruderfülse trägt. Hinterleib mit drei bis sechs Ringen. 
Nur im Grauwackengebirge. 


Eurypterus Dekay. (eioög, breit; reoöv, Ruder.) 


E. remipes Dekay. — Burm. Tril. p. 62. — Br. Leth. p. 109. 
tb. 9. f. 1. — Fischer de Waldheim, notice sur l’Eurypterus de Podolie, 
Moscou, 1839. tb. 4. f. 2. 

Länge 33°; Breite oben 1%”. 

Im Thonschiefer von Westmoreland und New - York. 

E. lacustris Harlan. — Burm. Tril. p. 62. 

Länge fast 5”; Breite 23”. 

In der Grauwacke von Williamsville bei Buffalo. 

E. tetragonophthalmüs Fischer, notice etc. tb. 4. f. 1. 

Augen weit entfernt von einander und viereckig. Rumpf schlank, 
Hinterleib noch schlanker, Glieder am Rande spitz. 


Im Grauwackengebirge Podoliens. 


“*. Fam. Cytherinidae Burm. 


Die bisher noch unbekannten Thiere stecken in zweiklappigen, 
bohnenförmigen Schaalen, deren oberer Rand convex und geschlos- 
sen ist, während der untere concave sich öffnet. 

Zu dieser Familie rechnet Burmeister vorläufig nur die Cy- 
therinen “) aus dem älteren Gebirge. 


+ Cyiherina Lam. (Cythere, Griech. Myth.) 


Eine Meeresgattung. 

C. balthica Hisinger, Lethaea Suecica, p. 10. tb. 1. f. 2; 
tb. 30. f 1. 

Schaale länglich, und auf der einen Seite fast geradlinig. Bis 
10° lang und 6‘ breit. 

Im jüngeren Uebergangskalke von Gothland. 


*%) Die Cytherinen aus jüngeren Gebirgsarten sollen, wie es gewöhnlich 
geschieht, den Ostracoden einverleibt werden. 


4 


TRILOBITEN. 221 


C. Phaseolus His., Leth. Suec. p. 9. tb. 1. f. 1. — Klöden, 

die Versteinerungen der Mark Brandenburg, Berlin, 1834. tb. 1. f. 10. 11. 
Schaale länglich, fast nierenförmig, glatt. 5’ lang, 2° breit. 
Aus dem Sandsteine bei Hoburg in. Gothland. 


3. Fam. Trilobitae*). Trilobiten. Palaeadae Dalman. 


Der Leib dieser merkwürdigen Krebse besteht aus drei deut- 
lichen Hauptabschnitten und jeder aus mehreren Ringen, die alle 
von hornigkalkigen Panzerstücken bedeckt waren. Nur diese letz- 
teren sind in den fossilen Resten der Trilobiten erhalten geblieben. 
In einigen Gattungen, zumal bei Calymene, Homalonotus, Phacops, 
Harpes und Odoniopleura, hat der Panzer eine ungleich körnige, 
granulirte Oberfläche, welche an einer besonderen dünneren Ober- 
hautschicht haftet und nur theilweise ihre Granulation der unteren 
derberen Panzerlage mittheilt; bei den meisten übrigen Gattungen 
fehlt eine solche granulirte Schicht, und statt ihrer hat die Pan- 
zerlage selbst feine Risse, Leisten oder Punkte, die den Linien 
an der Innenfläche unserer Hand ähneln. Namentlich bei Asaphus 
und JIllaenus bemerkte Burmeister diese Sculptur deutlich. Der 
untere oder innere Theil der Panzerstücke bildet eine stets dün- 
nere Hornlamelle, welche sich durch eine sehr regelmälsige, pa- 
rallele Streifung auf ihrer freien Oberfläche auszeichnet. 

Der Kopf ist deutlich vom Rumpfe gesondert und wird von 
einem grofsen, halbkreisförmigen oder parabolischen Schilde be- 
kleidet, dessen mittleren Theil der wirkliche Kopf einnimmt und 
hier als Kopfbuckel hervorragt, vermittelst einer mehr oder 
minder deutlichen Furche von dem übrigen Schilde sich absetzend. 
Die Seitentheile dieses Schildes sind selbstständige Stücke (Wangen- 
schilder) und hängen mit dem Mittelschilde nur durch eine 
Naht zusammen, welche im Schilde als vertiefte Linie (daher Ge- 


‚sichtslinie) wahrgenommen wird. Der Verlauf dieser Linie ist 


bei den verschiedenen Gattungen manchen Abweichungen unter- 
worfen. Gewöhnlich entspringt sie zu beiden Seiten am hinteren 


‚Rande ‚des Kopfschildes (aber bei Phacops schon am Seitenrande), 


*) Dem vortrefflichen Werke von Burmeister: „die Organisation der 
Trilobiten aus ihren lebenden Verwandten entwickelt, Berl. 1843. 4.“ ent- 
lehnte ich vorzugsweise das über Trilobiten hier Mitgetheilte. Des Verfas- 
sers Eintheilung beibehaltend, habe ich nur die Reihenfolge umgekehrt, weil 
nach brieflichen Mittheilungen desselben, die Trilobiten mit Zusammenkugel- 
ungsvermögen vor den beständig ausgestreckten den Vorrang verdienen, und 
ich das System der Thiere in diesem Grundrisse von oben herab behandele. 


222 KREBSE. 


wendet sich von da gerade vorwärts oder schief einwärts, S-förmig 
geschwungen zu den Augen, bildet über ihnen die Deckelplatten, 
verläuft nun weiter zum Rande des Kopfschildes, ihn entweder an 
zwei Stellen neben der Mitte (z. B. bei Paradoxides und Caly- 
mene), oder in der Mitte selbst (bei Asaphus), oder gar nicht 
(bei Phacops) überschreiten. Im letzteren Falle gehen die bei- 
den Hälften der Gesichtslinien unter einem Bogen in einander über. 
In den beiden ersten Fällen entstehen also zwei Wangenschilder, 
ein rechtes und ein linkes, neben dem Mittelschilde; im dritten 


Falle hängen beide. Wangenschilder vor dem Mittelschilde an ein- . 


ander. Aufser diesen Schildern giebt es noch ein Schnauzen- 
schild, welches unten vor dem Munde liegt und, wenn die bei- 
den Hälften der Gesichtslinie getrennt über den vorderen Schildrand 
wegsetzen, durch eine untere Quernaht, die dem Schildrande vorn 
parallel verläuft, abgesondert wird. An ihm hängen das abwärts 
gewölbte, untere Stück des Kopfes (clypeus) und ein Paar bauchige 
Seitentheile, welche wahrscheinlich die Kiefer bedeckten. 

Alle Trilobiten besitzen, nach Burmeister, zwei Augen, wel- 
che theils als Kugelsegmente, theils als Stücke einer Kegelzone 
gewölbt sind, und aus der Gesichtsnaht in der Mitte neben dem 
Kopfbuckel hervortreten. Die Naht klafft an dieser Stelle mehr 
oder weniger und beschreibt einen kleinen Bogen, unter dem das 
Auge hervorquilli. Dieser Bogen begränzt die Deckelplatte des 
Auges. Trilobiten mit sehr flach gewölbten Augen hielt man 
früher für blind. Die aus vielen Linsen zusammengesetzten Augen *) 
sind mit einer glatten Hornhaut bedeckt, welche jedoch ihrer Fein- 
heit halber bei einigen Gattungen verloren ging und dann die 
Augen facettirt erscheinen läfst. 

Der gegliederte Rumpf wird von 6—20 gleichartigen Ring- 
schildern bedeckt, deren Verbindung mit einander bei mehreren 
Gattungen eine Zusammenkugelung des Leibes gestattete. Der mitt- 
lere Theil dieser Ringe ist halbeylindrisch gewölbt und wird von 
den seitlichen, flacheren Ausläufern durch eine Furche geschieden. 
Hierdurch beurkundet sich das Dreilappige in der Form der Tri- 
lobiten auch nach der zweiten queren Dimension. | 

Den Hinterleib bedeckt das Schwanzschild, welches in 
seiner allerdings undeutlicheren Gliederung dem Rumpfe sehr ähn- 
lich wird. Burmeister nennt den mittleren gewölbten und ge- 
ringelten Theil dieses Schildes die Achse. 


*) Burmeister zählte am Auge des Phacops arachnoides 162 Linsen. 


. 
a 


TRILOBITEN. 223 


Die grofse Aehnlichkeit, welche im Bau der Trilobiten und 
dem der lebenden Phyllopoden besteht, läfst auch annehmen, dafs 
ihre Fülse weiche, häutige, gefranzte Schwimmblätter waren, ähn- 
lich etwa der Form, in welcher sie auf Taf. IX. Fig. 1. im Durch- 
schnitte dargestellt sind. Ihrer Weichheit halber konnten sie sich 
nicht gut erhalten *). Nach Analogie der Phyllopoden bewegten 
sich übrigens die Trilobiten nur schwimmend, gewöhnlich wohl 
dicht unter der Oberfläche des Wassers, den Rücken nach unten, 
die Bauchseite nach oben gewendet. In der Nähe der Küsten 
und an untiefen Stellen des Meeres scheinen die Trilobiten am 
liebsten, oft in grofser Anzahl beisammen gelebt zu haben; ihre 
Nahrung bestand, wie es scheint, aus kleineren Wasserthieren, 
vielleicht auch der Brut ihrer nächsten Verwandten, und das Ver- 
mögen von vielen, sich zusammenkugeln zu können, schützte die- 
selben gegen äulsere Gefahren. 

Wie viele Krebse, bestanden auch sie eine Metamorphose, 
und Battus oder Agnostus scheint Burmeistern nichts anderes als 
der Jugendzustand dieser Krebse zu sein. 

Die Trilobiten gehören zu den ältesten Bewohnern der frü- 
heren Meere ‘und verbreiten sich vom Thonschiefer aufwärts bis 
in die Steinkohlenformation. Die Gattungen mit kleineren flacheren 
Augen, denen das Zusammenkugelungsvermögen abgeht, sind nur 
in den älteren Theilen dieser Schichtenfolge zu finden, doch kom- 
men neben ihnen auch immer Arten mit Kugelungsvermögen vor; 
die letzteren reichen mit eigenthümlichen Gattungen bis in den 
Bergkalk hinein, aber die ersteren fehlen daselbst ganz. Ueber 
dem Bergkalke giebt es keine Trilobiten mehr. 
| Von lebenden Thieren so abweichende Gestalten, wie man 
in den Trilobiten zu erblicken gewohnt war ”"*), mu/sten die Aul- 
merksamkeit der Naturforscher um so mehr auf sich ziehen, als 
sie für die Kenntnils der älteren Gebirgsschichten eine höchst 
wichtige Rolle spielen. 

Aus der reichhaltigen Literatur über Trilobiten hebe ich fol- 
gende, für ihre Kenntnils besonders wichtige und von mir ver- 
glichene Schriften heraus: 

Wahlenberg, Petrificata Telluris Suecanae, in nov. actis 
reg. soc. scient. Upsaliensis, Vol. 8. Upsalae, 1821; 


*) Die von Goldfuls, Sternberg und Castelnau für Trilobitenfülse an- 
gesprochenen Theile hält Burmeister noch für sehr problematisch. 

*+) Diefs drücken die Namen für die Trilobiten: Entomolithus para- 
doxus L. und Paradoxides Brongn. hinreichend aus. 


224 KREBSE. 


Alewandre Brongniart, histoire naturelle des Crustaces fos- 
siles. Paris, 1822, | 

D. E. Eichwaldi, de Trilobitis observationes. Casani, 1825; 

Dalman, über die Paläaden oder die sogenannten Trilobi- 
ten, übersetzt von Engelhart. Nürnberg, 1828; 

Quenstedt, Zahlenverhältnisse der Trilobiten, in Wieg- 
mann’s Archiv 1837. Bd. 1. p. 337, 

L. v. Buch, Beiträge zur Bestimmung der Gebirgsformationen 
in Rufsland, in Karsten’s Archiv Bd. 15. 1840; 

Goldfufs, systematische Uebersicht der Trilobiten, in Leonh. 
Br. Jahrb. 1843. p. 537; 

Burmeister, die Organisation der Trilobiten aus ihren le- 
benden Verwandten entwickelt. Berlin, 1843; | 
Emmerich, über die Trilobiten, in Leonh. Br. Jahrb. 1845. 
p. 18. | 


Il. Trilobiten mit Zusammenkugelungsvermögen. 


Die Seitenlappen der Rumpfschilder stehen nur Anfangs wage- 
recht, biegen sich dann aber mehr oder weniger senkrecht nach 
unten herab. Die Augen sind grols und ragen weit empor. Der 
hornige Panzer hatte eine feste Beschaffenheit, und das Schwanz- 
schild ist an Gröfse und Gestalt dem Kopfschilde ziemlich ent- 
sprechend. | 

Sie sind die vollkommeneren, und finden sich meistens in 
jüngeren Schichten als die übrigen- Trilobiten. 


1. Calymenidae. Mit nach hinten verschmälerter Rumpfachse , granulirter 
Schaale, und gewöhnlich mehr als zehn Rumpfringen. 


A. Mit dreizehngliederiger Rumpfachse. 


+ 1. G. Calymene Brongn. Amphion und Zethus Pander. 
(xaAög, schön; wvn, Mond.) 


Kopfschild halbmondförmig, ziemlich stark gewölbt, mit 
ringsum aufgeworfenem Rande versehen, und an der hinteren Ecke 
stumpf, abgerundet, nicht ausgebogen. Der Kopfbuckel ist stark 
gewölbt, an der Seite gelappt, wird nach vorn schmäler und stöflst 
hinten mit einem wulstförmigen Rande an den Rumpf an. Die 
Augen ragen stark hervor, sind nur von mittlerer Gröfse und las- 
sen keine Hornhaut erkennen; sie stehen bald auf der Mitte, bald 
auf der vorderen Hälfte der Wangen. Die beiden Gesichtslinien 
sind durch eine Randnaht verbunden. | 


 TRILOBITEN. 225 


Die dreizehn Rumpfringe sind stark gewölbt; ihre hoch ge- 
wölbte Achse ist von den gleichfalls hochgewölbten Seitenlappen 
scharf gesondert. 

Das Schwanzschild ist schmäler, doch oft ‚länger als das 
Kopfschild; seine sieben-, neun- oder elfgliederige Achse wird 
nach hinten schnell schmäler und rundet sich ab. (Burm.) 

Die Arten beginnen zum Theil schon in den ältesten, am 
häufigsten ‘sind sie jedoch in jüngeren Grauwackenschichten und 
im Kohlengebirge. 

C. Blumenbachii Brongniart a. a. OÖ. p. 11. pl. 1. £..1. — 
Entomolithus paradozus Blumenbach. — Entomostracites tuberculatus Wah- 
lenberg a. a. O0. p. 31. u. 295. — Parkinson, org. rem. III. pl. 17. 
f. 11..18. 14. —. Dalman; "a. 2:0; tb. 4%, 3. —-Buckland;,: Geel. 
pl. 46. fe 1—3. — Bronn, Leth. tb. 9. f. 3. — Hisinger, Leth. Suec. 
tb. 1. f. 3. 4. — Burmeister, Tril. p. 96. tb. 2. f. 1—3. — Hiernach 
Taf. IX. Fig. 2. a. b. | 

Kopfschild vorn ganzrandig, mit stark aufgeworfenem Rande; 

Kopfbuckel undeutlich vierlappig, indem die beiden vordersten Lappen 
nur schwaeh von einander getrennt sind; der vierte hinterste Lappen 
ist der grölste.e. Augen auf der Mitte der Wangen. Schwanzschild 
viel kleiner als das Kopfschild, mit kurzer, breiter, siebengliederiger 
Achse und sechs Furchen auf jeder Seite, von denen die vier mittleren 
der Länge nach vom Rande aus gespalten sind. Die ganze Oberfläche ist 
bei wohl erhaltenen Stücken fein granulirt. Länge 153 —3”. (Burm.) 
| Nach Archiac und Verneuil *) in der oberen silurischen Grau- 
wacke von Wiflsenbach, Daun, Contentin, Angers, Gothland, Oeland, 
Scandinavien, Ostgothland, Dalecarlien, Shropshire; im Cederngebirge 
in Süd- Afrika, sehr häufig in den vereinigten Staaten: Ohio, Trenton 
Falls, Grafschaft Perry, Tenessee u. s. w. 

Andere Arten sind nach Burmeister: 

C. Tristani Brongn. a. a. O. pl.1. £ 2. A—K. 

Aus silurischer Grauwacke von Prüm, Contentin, Lahunaudiere 
(Bretagne) und vom Cederngebirge in Süd- Afrika. 

C. polytoma Dalin. ıa,.2a:0:5tbin ii, RE 

Im rothen Grauwacken- (Uebergangs-) Kalke Ostgothlands und 
Esthlands. 

C. callicephala Green, Burm. p. 98. 


*) Fauna der paläozoischen Gebilde in den Rheinlanden, in Sedgwick 
und Murchison, über die älteren oder paläozoischen Gebilde, bearbeitet von 
G. Leonhard. Stuttgart, 1844. 


Geinitz „ Versteinerungskunde. 15 


226 KREBSE. 


In Nordamerika von Hampshire in Virginien, an den Ufern des 
Miamis bei Cineinnati und aus Indiana, in einem schwarzgrauen Grau- 
wackenkalke. 


+ 2. G. Homalonotus König. Trimerus Green, Murchison. 
Dipleura Goldf. (öraös, ähnlich, vöwros, Rücken.) 


Kopfschild hyperbolisch, mit ziemlich scharfer Vorderecke, 
sanft geschwungenen Seitenrändern, ziemlich geradem Hinterrande, 
ohne rückwärts vorgezogene Ecken. Die ganze Oberfliche ist 
sanft gewölbt, breitet sich nach dem äufseren Rande ziemlich flach 
aus, während der Saum am Hinterrande durch eine Furche ab- 
gegränzt und leicht gewölbt ist. Kopfbuckel ungetheilt, hinten 
etwas breiter als vorn, wo er sich zurundet. Augen neben der 
Mitte des Kopfbuckels, flach gewölbt, und relativ etwas kleiner 
als bei Caljmene. Die Gesichtslinie ist vorn dem Rande des Kopf- 
schildes parallel, doch von ihm entfernt, scharfwinkelig, auf der 
flachen Ausbreitung des Kopfschildes verlaufend, von da unter 
einem Bogen sich zum Auge, und dann S-förmig geschwungen 
zur hinteren Seitenecke wendend, die durch sie halbirt wird. 

Rumpfachse ‘nach hinten verschmälert, wenig gewölbt; der 
hintere Rand jedes Achsenringes ist scharfkantig vorgezogen, der 
vordere durch eine mehr oder weniger vertiefte Querfurche von 
dem hinteren Theile gesondert. R 

Schwanzschild ähnlich dem Kopfschilde, allein kleiner und 
schmäler. (Burm.) | 

A. Dipleura Green. Das äulsere Ende der Gesichtslinie 
halbirt die Hinterecke selbst. Die Achsenglieder sind nicht brei- 
ter als die Seitenlappen und sehr deutlich von ihnen. abgesetzt. 

H. Dekayı Green. —- Bronn, Leih. p. 113. pl. 9. 1. 0. 7. — 
Burm. p. 101. ! 

In New-York, bei Northumberland in Pennsylvanien, Mount Hope 
in der Gegend von Baltimore. 

B. Trimerus. Das äufsere Ende der Gesichtslinie trifft den 


Rand etwas vor der Ecke des Kopfschildes nach aufsen zu. Die: 


Achsenglieder sind breiter als die Seitenlappen und sehr wenig 

von ihnen abgesetzt. 

a. Arten ohne Stacheln und Höcker. Trimerus Green, Homalonotus König. 
H. Knightii König. — Bronn, Leth. p. 119 tb. 9. f. 14. — 

H. Knightii und H. Ludensis Murch. Sil. Syst. — Burm. p. 101. 
Oberfläche glatt. Schwanzschild spitz, mit acht- bis neunringeliger 

Achse und sechs Seitenrippen. Körper 3—4 lang. 


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TRILOBITEN. 227 


Nach Archiac und Verneuil in silurischer Grauwacke von Ludlow, 
Nehou, Wifsenbach, Daun, ZEhrenbreitenstein, Martelange, Altenahr, 
am Rheinufer, an der Ahr und Lahn; in devonischer von Torquay. 

H. delphinocephalus Green. u Brasbeib. 9,112. tb. 9 5 
— Burm. p. 102. 

Das spitze Schwanzschild ist am Ende zurückgebogen, hat eine zehn- 
bis zwölfringelige Achse und acht Seitenrippen. Körperlänge 3—6”. 

In einer gelben, stark eisenhaltigen Grauwacke aus der Eifel; 
im Uebergangskalke Englands (Wenlock, Dudley) und Nordamerikas 
(Williamsville, Niagara, New - York). 

b. Arten mit dicken, symmetrischen Stacheln auf der ganzen Rückenfläche. 
Homalonotus Murch. 

H. armatus Burm. p. 103. tb. 4 f. 1. — Hiernach Taf. IX. 
Fig. 1. (Kopfschild und die ersten beiden Rumpfringe, in 3 nat. Gr.) 

Kopfbuckel achtstachelig, Seitenschilder mit einem Stachel, Hin- 
terrand mit drei, jeder der Rumpfringe mit zwei Stacheln. Körper- 
länge 3—6”. 

In Grauwackenschichten der Eifel bei Daun. 

H. Herschelii Murch. Se. Syst. pl. 7 bis. f. 2. — Burm. p. 103. 
— Arch. u. Vern. a. a. O0. p. 173. 

“ Körperringe vierstachelig, Seitenlappen mit einem Stachel, Schwanz- 
achse an der Basis vierstachelig. 

In silurischer Grauwacke von Brüm, Contentin, Lahunaudiere 
(Bretagne) und im Cederngebirge in Süd - Afrika. 


B. Mit elfgliederiger Rumpfachse. 
13. G@. Cyphaspis Burm. (zögog, Buckel; «orig, runder Schild.) 


Oberfläche gekörnelt. Kopfschild etwas kürzer als halb- 
kreisförmig, mit stark herabgezogenen Seiten, ringsum. verdicktem 
Rande, hoch gewölbtem, einem Ei ähnlichen Kopfbuckel, wel- 
cher ohne Furchen ist, an seinem hinteren Ende aber von zwei 
Längswulsten begleitet wird. Die kleinen Augen liegen auf hohen 
Höckern neben dem Kopfbuckel. Die Gesichtslinie beginnt am 
Hinterrande, nahe der in einen Stachel ausgezogenen Aulsenecke, 
und läuft von dem Auge geradlinig zum Vorderrande. 

Die Rumpfachse verschmälert sich nach hinten. 

Schwanzschild sehr klein, mit gegliederter Achse und un- 
deutlichen Rippen. 

C. clavifrons Dalman (Calymene clavifrons und Cal. bellatula), 
Dalm. a. a. O0. tb. 1. f£ 4 a. d. — Burm. p. 104. tb. 3. 1.3. 4ı— 
Hiernach Taf. IX. Fig. 4. 


228 KREBSE. 


Im grauen silur. Grauwackenkalke Ostgothlands bei Husbyfjöd, 
bei Ladegaard’s Oen in Norwegen, und in einem ganz ähnlichen Kalke 
aus der Eifel. 


+ 4 G. Phacops Emmrich. Pleuracanthus und Peltura 
Milne Edwards. (guxög, Linse; wıy, Auge.) 


Kopfschild halbkreisförmig oder etwas parabolisch, biswei- 
len auch mondförmig; am Aufsenrande scharfkantig oder etwas 
ausgebreitet, am Hinterrande verdickt. Kopfbuckel hoch ge- 
wölbt, einfach oder gelappt, vorn breiter als hinten, und dort 
breiter oder eben so breit als der Abstand beider Augen. Die 
Gesichtslinie läuft vorn um den Kopfbuckel herum und dann 
von dem hinteren Augenwinkel S-förmig zum Seitenrande (was in 
den beiden Abbildungen nicht ausgedrückt worden ist). Die gro- 
fsen hochgewölbten Augen hilden ein Stück einer Kegelzone. 

Die Achse der Rumpfringe ist etwas stärker gewölbt als 
ihre Seitenlappen. 

Schwanzschild mit deutlich gegliederter Achse und stark ge- 
rippten Seiten. | 

A. Arten mit einfachem, ungetheiliem, trapezoidalem Kopf- 
buckel, der hinten einen kurzen Stiel und daneben zwei Knötchen 
hat. Kopfecken stumpf, das Schwanzschild am Ende abgerundet. 

P. latifrons Burm. p. 105. tb. 2. f. 4—6. — Hiernach Taf. 
IX. Fig. 5. — Calymene macrophihalma Brongn. Crust. foss. p. 15. 
pl. 1. f- 5. A—C. — Bronn, Leth. p. 111. tb. 9. f. 4 — Buckl. 
Min. and Geol. pl. 46. f. 4 — Arch. u. Vern. a. a. O. p. 170. 

Schaale stark gekörnelt; Kopfbuckel ungetheilt und an den Sei- 
ten gerade; Schwanzachse sieben- bis neunringelig; Seitenrippen 5 — 7. 
Länge 1— 3”. | 

Nach Burmeister im Grauwackenkalke der Eifel, des Harzes, des 
Fichtelgebirges, Böhmens, Englands und Nordamerikas. Archinac und 
Verneuil führen noch andere Fundorte an, die sich wahrscheinlich auf 
Ph. macrophthalmus (p. 229.) beziehen. 

P. protuberans Dalm. (Cal. prot.). — Burm. p. 107. tb. 3. f. 6. 

Die Seiten des Kopfbuckels sind etwas winkelig oder doch ge- 
bogen, wodurch sich diese Art leicht von der vorigen unterscheidet. 

In einem grauen Kalksteine vom Branikberge bei Prag, und nach 
Sternberg aus Westphalen. 

B. Arten mit gelapptem Kopfbuckel; ihnen fehlen die iso- 
lirten Knötchen in den Hinterecken neben dem Stiele des Kopf- 
buckels, statt ihrer erscheint eine Querwulst. 


TRILOBITEN. 229 


a. Kopfbuckel mit zwei Seitenlappen. 
& Die Hinterecken des Kopfschildes sind abgerundet oder stumpf. 


Ph. anchiops Green (Calymene a.). — Burm. p. 107. 
In einem schwarzen Grauwackenkalke von Ulster und Murron 
(New - York). 
Ph. rotundifrons Emmr. — Burm. p. 108. tb. 4. f. 2. 
Bei Dillenburg auf dem Westerwalde. 
Ph. proaevus Emmr. — Burm. p. 108. tb. 4 f. 3. 
- Aus böhmischer Grauwacke von Ginec. 


ß. Die Hinterecken des Kopfschildes sind zugespitzt. 


Ph. conophthalmus Emmr. — Burm. p. 109. tb. 4. f. 5. 6. 
In einem gelblich-grauen Kalksteine von Reval und Ladegaard's 
Oen bei Christiania. 


b. Kopfbuckel mit drei oder vier Seitenlappen. 
&. Die Hinterecken des Kopfschildes sind abgerundet und ragen nicht hervor. 
. aa. Kopfbuckel mit drei mittleren Seitenlappen. 


Ph. macrophthalmus Brongn. (Calymene macr.) a. a. 0. p. 14. 
b.91. 5 &.A.,.B. — „Burm,.:p.. 110. 

Augen sehr grols. Der vorderste Theil des Kopfbuckels ist 
quer rhombisch und vorn ziemlich scharfeckig; die drei folgenden 
Lappen werden allmählig kleiner und der hinterste ist am stärksten 
gewölbt. Schwanzachse zehn- bis zwölfgliederig. 

Im älteren Grauwackenkalke von Hunaudiere in der Bretagne 
und der Petersburger Hügel. ? 

Ph. odontocephalus Green (Calym. odont.). — Burm. p. 110. 
tb. 4 f. 4. | 

In einem grauen Sandsteine aus Ulster in New - York. 


bb. Kopfbuckel mit vier mittleren Seitenlappen. 


Ph. sclerops Dalm. (Calym. scl.). — Burm. p. 111. 

Der vordere, nierenförmige Theil des Kopfbuckels ist am gröls- 
ten, die anderen nehmen an Grölse ab. Schwanzachse achtringelig; 
Seitenrippen sechs. Länge 13 — 2”. | 

Im grauen silurischen Kalke bei Husbyfjöd in Ostgothland, im 
rothen Kalke bei Skarpasen und bei Furudal in Dalecarlien. 


ß. Die Hinterecken des Kopfschildes ragen als ausgezogene Spitzen hervor; 
Kopfbuckel vierlappig. 


aa. Schwanzschild am Ende zugespitzt, ohne Seitenstacheln, 


Ph. Hausmanni Brongn. (Asaphus H.) Cr. foss. p. 21. pl. 2: 
f. 3. A. B. — Burm. p. 111. — Arch. u. Vern. 'a.:a..0. p: 172. 


230 KREBSE, 


Die sehr grolsen Augen breiten sich bis fast an den Rand des 
Kopfschildes aus. Schwanzachse neunzehn- bis zwanzigringelig; Sei- 
tenrippen fünfzehn. Länge 3-5”. 

In silurischer und devonischer Grauwacke von Kemmenau, Prag, 
am Moldau-Ufer bei Kosorz, Branik, Karlstein. | 


Ph. caudatus Brünn (Trilob. caud.). — Parkinson, org. rem. 
' 1. ib. 17. f. 17. — Asaph. caud. Brongn. Cr. foss. p. 22. pl. 2. f. 4. 
— Dalm. Pal. p. 65. tb. 2. f. 4. — Buckl. Geol. and Min. II. pl. 45. 
f. 9—11; pl. 46. f. 11—12. — As. Cordieri Castelnau, Essai sur le 
systeme Silurien de Il’ Amerique septentrionale, pl. 4. f. 2. 

Augen kleiner als bei der vorigen Art; Schwanzachse vierzehn- 
ringelig; Seitenrippen acht, Ende des Schwanzschildes in eine Spitze 
verlaufend. Länge 2—3”. 

Im silurischen Grauwackenkalke Englands (Dudley, Ludlow), Schwe- 
dens (Gothland) und Nordamerikas (Lockport). 


Ph. mucronatus Brongn. (Asaph. muer.) Cr. foss. p. 22. pl. 2. 
f- 4 — Dalm. Pal. p. 65. tb. 2. f. 4. — Entomostrae. caud. Wahlenb. 
a. a. O. tb. 2. f. 3. — As. longicaudatus Murch. Sl. Syst. — ? A. 
Limularius Green, Casteln. ess. etc. ib. 4. f. 1. — Burm. p. 113. 

Durch das Schwanzschild der vorigen Art ähnlich, von welcher 
sich diese durch gröfsere Augen, welche den zweiten und dritten Lap- 
pen des Kopfbuckels überragen, unterscheidet. Schwanzachse vierzehn- 
bis fünfzehngliederig; acht bis neun Seitenrippen; hinteres Ende in - 
eine Spitze auslaufend. Länge 3—#". 

In den Grauwackenkalken Englands (Dudley,.Wenlock), Schwe- 
dens (Ostgothland, Schonen), im Thonschiefer von Mösseberg und in 
der Eifel bei Daun. 


bb. Das Schwanzschild hat an seinem ganzen Umfange lange Stacheln. 


Ph. arachnoides Höninghaus, Brief von Crefeld d. 10. März 
1835. — Burm. p. 115. tb. 4. f. 8. — Hiernach Taf. IX. Fig. 6. 


Das Kopfschild dieser Art verläuft vorn in eine scharfe Ecke; 
seine hinteren Ecken mit langgezogenen Hörnern; Rand des Schwanz- 
schildes zehnstachelig. Jedes einzelne Auge hat 162 Linsen. Länge 
1— 13". | | 

In einem aschgrauen devonischen Kalke von Gerolstein in der Eifel. 

Ph. stellifer Burm. p. 115. tb. 4. f. 8. 


In einem aschgrauen Kalke der Eifel. 


TRILOBITEN. 231 


C. Mit zehngliederiger Rumpfachse. 


+5. G. Aeonia Burm. Calymene Dalm., Green. Asaphus. 
Emmr. (aiwvıos, langwährend.) 


Kopfschild halbkreisrund, mit verdicktem Rande. Der stark 
gewölbte Kopfbuckel ist parabolisch, ungetheilt oder seitlich schwach 
gefurcht, rundet sich vorn zu und stölst, gleich breit bleibend, 
hinten unmittelbar an dem Gliederungsrande an. Die Gesichtslinien 
laufen von oben fast gerade nach den Augen und wenden sich 
unter denselben S-förmig nach dem Hinterrande. Augen mälsig 
grols, stark gewölbt, glatt und ziemlich dicht an dem Kopfbuckel. 
Die Rumpfachse ist von den Seiten stark geschieden. Das Schwanz- 
schild ähneli dem Kopfschilde, ist jedoch kleiner und hat eine 
kurze, deutlich gegliederte Achse. j 

A. diops Green (Calymene d.). — Burm. p. 117. tb. 3. f. 5. 

In einem schwarzen Sandsteine aus dem Staate Ohio. 

A. concinna Dalm. (Calym. conc.). Pal. p. 40. tb. 1. f. 7. — 
Burm. p. 117. tb. 3. f. 1. 2. — Gerastos laevigatus Goldf. in Leonh. 
Br. Jahrb. 1843. p. 557.- tb. 4. f. 7. — Hiernach Taf. IX. Fig. 7. a. b. 

Kopfbuckel ungetheilt und mälsig gewölbt; Schwanzachse nieder- 
gedrückt. Länge 1”. 

In (?) silurischer Grauwacke von Gothland, in devonischer der Eifel, 
und im Steinkohlengebirge, über den Productenschichten *) von der 
Mülke bei Hausdorf in der schlesischen Grafschaft Glatz. 

A. cornuta Goldf. (Gerastos cornutus) in Leonh. Br. Jahrb. 
1843. p. 558. tb. 5. f. 1. 

Aus der Eifel. 


2. Asaphidae. Mit nach hinten nicht verschmälerter Rumpfaehse und 
glatter, in sich sculpirter Schaale. 


A. Mit zehngliederiger Rumpfachse. 


76. G. Illaenus Burm. Illaenus und Bumastes Aut. 
- (Moabw, ich schiele.) 


Das Kopfschild gleicht am meisten dem vierten Theile einer 
Kugelfläche, aus welcher der Kopfbuckel nur hinten wenig her- 
vortritt. Die Gesichtslinien, welche auf dem abgeplatteten Vor- 
derrande durch eine Quernaht verbunden sind, steigen hier unter 
einer leichten Schwingung zum Auge hinauf, und durchbrechen 
nicht weit von der Rumpfachse den Hinterrand. Die Augen sind 


*) v. Buch, über Goniatiten und Clymenien in Schlesien, Berlin, 1839. 


232 KREBSE. 


halbmondförmig, niedrig und glatt. In dem grofsen und stark 
gewölbten, halbmondförmigen Schwanzschilde ist eine kurze Achse 
erkennbar. | 

Die Oberfläche aller Panzerstücke ist fein und unregelmifsig 
concentrisch liniirt und punktirt. 

A. Illaenus Aut. Rumpfachse nicht breiter als die Sei- 
tenlappen und deutlich von ihnen abgesetzt. 

I. crassicauda Wahl. (Entomostrac. cr.) a. a. O. tb. 2. f. 5. 6. 
— Dalm. Pal. p. 51. tb. 5. f. 2. — His. Leth. Suec. tb. 3. f. 5. — 
Br. Leth. p. 115. tb. 9. f. 9. — Cryptonymus Rudolphä, Cr. Rosen- 
bergii, Cr. Parkinson, Cr. Wahlenbergii Eichwald, observ. etc. p. 50. 
bl. 52. 2b, AU BB. 1 FIT Bf. 22 Se 
pP: 119: this m Anelnituli Niopnırei, a.r Or ipanyan —, Tat. TX, 
Fig. 8. a. db. c. nach Dalman. 

Die Augen sind dem hinteren Rande des Kopfschildes sehr ge- 
nähert. Länge 1— 3”. 

In silurischer Grauwacke von Cornden bei Schelve, bei Salop 
und Montgomery in England, in Dalecarlien, bei Husbyfjöd in Ost- 
gothland, bei Christiania, in Esthland bei Reval und Petersburg, in 
der Bretagne; in devonischer Grauwacke von Preiseck. 

I. giganteus Guettard. — Burm. p. 119. tb. 3. f. 10. 

Im unteren silurischen Thonschiefer von Angers. 

B. Bumastes Murch. Die Rumpfachse ist relativ breiter 


und von den Seitenlappen nur sehr unvollständig durch eine leichte 


Längsvertiefung abgesetzt. 

I. barriensis Murch. — Burm. p. 120. 

In den mittleren silurischen Schichten Englands, bei Barr in 
Staffordshire, Brand-Lodge und Presteign. ’ 


B. Mit neungliederiger Rumpfachse. 


7 7. G. Archegonus Burm. Illaenus Dalm. Asaphus Emmnr. 
Calymene H. v. Mey. Phillipsia Portlock *) z. Th. 
(aoytyovog, uranfänglich.) 

Durch den Lauf der Gesichtslinie, so wie durch die kleinen, 
aber flacher gewölbten Augen und die kurzen Rumpfriuge scheint 


sich Archegonus unmittelbar an Illaenus anzuschliefsen, nähert sich 


aber auch ebenso sehr der folgenden Gruppe durch höhere Wölb- 


*) Von Phillipsia beschreibt de Koninck, description des animaux fos- 
siles, Liege, 1842—1844. p. 595—607, sechs Werten aus dem Kohlenkalke \ von 
Vise, Ratingen, Bolland, Kildare, Miatchkova, Borofsk u. a. ©. 


Ben | 


TRILOBITEN. 233 


ung‘ des Kopfbuckels und die wenigstens häufig längere, gewölb- 
iere Schwanzachse. | 


A. Dysplanus Burm. Kopfschild gewölbt, parabolisch mond- 
förmig,. mit lang ausgezogenen Hinterecken und undeutlich um- 
gränztem Kopfbuckel; Rumpfringe kurz, Seitenlappen ungefurcht, 
Schwanzschild flach gewölbt, herzförmig, mit kurzer, ungeglie- 
derter Achse, die kaum bis zur Mitte reicht. 


D. centrotus Dalm. (Asaph. c.) Pal. p. 51. tb. 5. f. 1. — 
Burm. p. 120. 

im Grauwackenkalke Ostgothlands bei Husbyfjöd, und bei Chri- 
sliania. 


B. Archegonus. Kopfschild mehr kreisabschnittähnlich, an 
den Ecken nicht in Spitzen ausgezogen; die Gesichtslinie läuft 
schief über den abgeplatteten breiten Kopfrand hinab, wie bei 
Illaenus. Kopfbuckel hoch gewölbt und ziemlich deutlich abgesetzt; 
in der Mitte daneben stehen die kleinen Augen. Die Seitenlappen 
der Rumpfringe haben einen schiefen Eindruck. Die hohe Schwanz- 
achse reicht weit über die Mitte des Schildes hinaus. 


A. aequalis H. v. Mey. (Calymene? aeg.) in Act. Ac. Caes. 
etc. IX. 2. p. 100. tb. 56. f. 13. — Burm. p. 121. tb. 5..f. 3. — 
Hiernach Taf. IX. Fig. 10. 

Kopf- und Schwanzschild fast parabolisch. Schwanzachse zwölf- 
ringelig, Seitenfurchen acht. Länge 1”. 

In dem zum Steinkohlengebirge gehörenden Schiefer bei Herborn 
und bei Altwasser in Schlesien. 

A. globiceps Phill. — Burm. p. 122. — Phellipsia gl. de Koninck, 
descript. des anim. foss. p. 599. tb. 53. f. 1. 

Im Kohlenkalksteine von Kildare in Irland und von Vise. 


C. Mit achtgliederiger Rumpfachse. 


7 8. G. Asaphus Brongn. Asaphus und Nileus Dalm., 
Isoteles Dekay, Hemicrypturus Green. 
 (&oagpng, undeutlich.) 


Die Augen sind grols, hoch, sehr stark hervorgequollen, 
und haben eine dicke, glatte Hornhaut. Den Verlauf der Gesichts- 
linien, welche sich über dem Kopfbuckel in einem Bogen oder in 
einem Winkel mit einander vereinigen, zeigt Fig. 9. a. b. auf 
Taf. IX. Das Schwanzschild gleicht dem Kopfschilde an Umfang 
und Gestalt. 


234 8 KREBSE, 


A. Nileus Dalm. Die Seitenlappen durch keine Furche 
von der Rumpfachse gesondert und ohne diagonale Furchen; Kopf- 
schild ohne sichtbaren Buckel; Schwanzschild ohne Achse. 

A. (N.) armadillo Dalm. Pal. p. 49. tb. 4. f. 3. — Hisinger, 
Leth. S. p. 16. tb. 3. £. 3. — Burm. p. 123. — Taf. IX. Fig. 9. a. b. 
nach Dalman. 

Kopf- und Schwanzschild kurz und breit; ersteres mit stumpfen 
Hinterecken. Augen weit von einander. Rumpfachse etwa doppelt so 
breit als die Seitenlappen. Länge 1—?”. 

Im Grauwackenkalke Ostgothlands bei Husbyfjöd und Skarpasen; 
in Dalekarlien bei Rättwick; in Esthland bei Petersburg. 

B. Die Seitenlappen durch eine tiefe Furche von der Rumpf 
achse gesondert und mit diagonalen Furchen. 


a. Die Gesichtslinie beschreibt vorn einen Bogen. 


A. palpebrosus Dalm. Pal. p. 48. tb. 4. f. 2. — His. Leth. 
S. p. 15. tb. 3. & 1. — Burm. p. 124. — Symphysurus p. Goldf. in 
L. Br. J. 1843. p. 553. 

Im Grauwackenkalke Ostgothlands bei Husbyfjöd. 

A. laeviceps Dalm. Pal. p. 47. tb. 4 f£. 1. — His. Leth. S. 
p. 15. tb. 2. f.8. — Burm. p. 124. — Symphysurus I. Goldf. a. a. O. p. 553. 

Ebendaher. 

A. ezpansus L. (Entomol.) — Entomost. exp. Wahl. a. a. O. 
— Dalm. Pal. p. 45. tb. 3. f. & — Br. Leth. p. 114. tb. 9. £.7. — 
His. Leth. S. p. 14. tb. 2. f. 6. — A. cornigerus Brongn., Cr. foss. 
p. 18. pl. 2. f. 1. — Cryptonymus Lichtensteinii, Cr. Panderi und Or. 
Schlotheimii Eichw., diss. etc. p. 47. 45. Ib. 2. f. 3; tb. 3. fı 1; tb. 4. 
f- 2. — Burm. p. 124. tb. 5. £ 11. 4 

Der Kopfbuckel ist hinten zusammengezogen und hier beiderseits 
dicht am Gliederungsrande von einem Höcker begleitet. Die hinteren 
Ecken des Kopfschildes sind stumpf. Länge 2—3”. 

Im Grauwackenkalke Schwedens, bei Husbyfjöd und auf Oeland; 
in Esthland bei Reval und Petersburg; in Norwegen bei Christiania. 

A. »tyrannus Murch. — Burm. p. 126. tb. 5. f. 4. 

Wird 6— 10” lang; in den ältesten silurischen (Llandeilo) Schich- 
ten Englands, Caermarthenshire, Pembrokeshire. 


b. Die Gesichtslinie beschreibt vorn einen Winkel. 


aa. Die Schwanzachse ragt hervor und ist durch eine Furche im Schilde 
deutlich abgesetzt. 

A. raniceps Dalm,, Pal. tb. 3. fi 4 — Crypt. Weissü Eichw., 

diss. p. 46. tb. 2. f. 2. — Burm. p. 126. ; 


TRILOBITEN. 235 


Mit A. ezpansus zusammen. 

A. extenualus Wahl. (Entom. ext.) a. a. 0. ib. . f. 4. — 
Dalm. Pal. p. 43. tb. 2. f. 5. — His. Leth. suec. p. 13. bb. 2. fe 3 

Im grünen Kalksteine bei Husbyfjöd und Hela in Ostgothland; 
im schwarzen Kalksteine von Aggersbakken bei Christiania. 

bb. Isoteles Dekay. Die Schwanzachse ragt nicht oder sehr wenig aus 
dem Schilde hervor. 

A. platycephalus Stokes. — Isoteles gigas Dek., Br. Leth. 
p. 115. tb. 9. f. 8. — Brongniartia isotela Eaton. — Burm. p. 127. 
D. & ED, 2 

Im schwarzen Grauwackenkalksteine von Trentonfalls in New-York, 
bei Cincinnati im Ohiostaate u. a. a. O0. 


D. Mit sechsgliederiger Rumpfachse. 
+ 9. G Ampyz Dalm. (&urv&, Stirnband.) 


Das Kopfschild ist grofs und dreieckig, der Kopfbuckel ragt 
stark hervor, Augen sind bis jetzt noch nicht beobachtet worden. 
Die Seitenlappen der Rumpfringe sind breit. Im dreieckigen 
Schwanzschilde erkennt man eine deutlich vorragende Achse. 

A. nasutus Dalm. Pal. p. 54. tb. 5. f£3. — Br. Leth. p. 116. 
tb. 9. f. 11. — His. Leih. suec. p. 18. tb. 3. f. 8. — Burm. p. 128. 

Kopfbuckel fast birnförmig und vorn in eine über den Rand hin- 
aus sich ausbreitende Spitze verlaufend. 

Im Grauwackenkalke von Skarpasen und Husbyfjöd in Ostgoth- 
land; bei Varving nahe bei Sköfda in Westgothland. 

A. mammillatus Sars, Burm. p. 128. 

Im Grauwackenkalke von Ladegaarts Oen und Hjortnaestangen bei 
Christiania. 

A. rostratus Sars, Burm. p. 128. 

Mit der vorigen Art zusammen. 


I. Trilobiten ohne‘ Kugelungsvermögen. 


Die Seitenlappen der Rumpfschilder bleiben gleich breit und 
verschmälern sich nie auf der nach oben und aufsen gewendeten 
Seite gegen den Rand hin, was immer bei den Trilobiten mit 
Kugelungsvermögen der Fall ist. Jeder Seitenlappen ist in der 
Regel durch eine diagonale Furche getheilt. Die Augen sind klein, 
flach gewölbt und lang gestreckt. 

Sie sind die unvollkommeneren und gehören vorzugsweise der 
unteren und mittleren Abtheilung des Grauwackengebirges an. 


236 KREBSE. 


1. Die Seitenlappen der Rumpfringe liegen in einer und derselben 
Ebene, biegen sich nicht nach unten, enden aber hinterwärts in eine 
mehr oder weniger hervorgezogene Spitze, die einen stumpfen 
Winkel gegen den Lappen: bildet. 

A. Ogygidae. Mit einfachem, grofsem Schwanzschilde, dessen 
Achse vielgliederig ist und die Länge des Rumpfes 
erreicht oder übertrifft. 
ri 10. G. Trinucleus Murch. COryptolithus Green. 
(ires, drei; nucleus, Nufs.) 


Kopfschild fast halbkreisförmig, mit breitem, warzig punk- 
tirtem Rande und lang ausgezogenen Hinterecken. Der mittlere 
Kopfbuckel ist hoch gewölbt und hinten stark verengt. Augen 
und Gesichtslinien noch nicht beobachtet. Der Rumpf besteht aus 
sechs schmalen Ringen, deren mittlerer Theil kaum halb so breit 
als der seitliche ist. Schwanzschild dreiseitig, mit sechs- oder 
mehrgliederiger Achse und einigen radialen Furchen an seinen 
Seiten. | 

Tr. Cataracti Murch. — Brongn., Cr. foss. tb. 4. f. T. — 
Asaph. Cyllarus His. Leth. suec. Suppl. II. p. 3. tb. 37. f. 3. — 
Burm. p. 66. tb. 1. fi 1. 

In der unteren silurischen Grauwacke Englands, Schwedens und 
Nordamerikas (Montreal). | 

Tr. granulatus Wahl. (Entom. gr.) a. a0. tb. 2. f. 4 — 
As. gr. Dalm. Pal. p. 43. tb. 2. f. 6. — Brongn. Cr. foss. tb. 3. f. 7. 
— Burm. p. 66. 


Bei Alleberg in Schweden. 

Tr. fimbriatus Murch. — 4s. ‚seticornis His. Leth. suec. Suppl. 
II. p. 3. tb. 37. f. 2. -—— Burm. p. 6. 

Im Grauwackenschiefer von. Furudal und Dragga in Dalecarlien. 

Tr. ornatus Sternberg. — Burm. p. 67. 

Bei Builtk und in böhmischer Grauwacke (zwischen Zebrak und 
Proskales). 
Tr. tesselatus Green (Cryptol. tess.). — Br. Leih. p. 118. 
tb. 9. f. 13. — Burm. p. 67. 

In einem schwarzen Grauwackenkalke bei Trentonfalls und ‚Gien- 
falls in New-York; auch auf der Insel Montreal. 


T ul G. Ogygia Burm. (wyoyıog, uralt.) 


Kopfschild halbkreisförmig oder parabolisch , flach; Kopfbuckel 
hinten verengt und mit drei schwachen Seiteneindrücken; Hinter- 
ecken mehr oder weniger verlängert. Augen halbkreisförmig, neben 


”  PRILOBITEN. 237 


der Mitte des Kopfbuckels. Die Gesichtslinie läuft dem Vorder- 
rande parallel, wendet sich unter einem fast rechten Winkel mit 
stumpfer Ecke nach dem Auge, und geht, nachdem sie dieses 
verlassen hat, S-förmig nach dem Hinterrande, den sie etwa in 
# seiner Breite vom Kopfbuckel an durchschneidet. Rumpf acht- 
gliederig, mit schmaler Achse. Das Schwanzschild entspricht in 
Form und Gröfse dem Kopfschilde, hat eine lange, vielgliederige 
Achse und radial gefurchte Seiten. 

Die Arten kommen in den ältesten Schichten vor. 

O0. Buchii Burm. p. 69. tb. 1. f. 2. — Asaphus dilatatus Brünn, 
Dalm. Pal. p. 67. tb. 3. f. 1. — As. de Buchü Brongn. Cr. foss. p. 
20. pl. 2. f. 2. — Park. Org. Rem. III. Pl. 17. f. 13. | 

Kopf- und Schwanzschild halbkreisförmig; das erstere mit zu- 
gespitzten Hinterecken. Die Schwanzachse enthält nach dem Alter des 
Individuums 11—17 Glieder. Länge 3—5”. 

Nach Parkinson bei Llanelly; nach Brongniart in einem schwar- 
zen Grauwackenkalke von Dynevors-Park. 

O. Guettardi Brongn. Cr. foss. p. 28. pl. 3. f. 1. — Br. 
Leth. p. 120. tb. 9. f. 19. — Burm. p. 70. 

Im schwarzgrauen silurischen Thonschiefer von Angers. 


B. Mit einfachem, ziemlich grofsem Schwanzschilde, dessen 
Achse aus wenigen Gliedern besteht und kürzer als 
der Rumpf ist. 


a. Mit acht Rumpfringen. 


+ 12. G. Odontopleura Emmr. Acidaspis Murch.? 
(ödovs, Zahn; rAevoa, Seite.) 


Das Kopfschild ist kürzer als ein Halbkreis; neben dem ziem- 
lich gewölbten Kopfbuckel stehen drei kleine Buckel in zwei Rei- 
hen; der Gliederungsrand ist breit. Gesichtslinie wie bei Ogygia ; 
Augen sehr klein. Die acht schmalen, aber stark gewölbten Rumpf- 
ringe liegen mit ihren Seitenlappen in einer Ebene; jeder der 
letzteren hat eine Querwulst, welche in einem schief nach hinten 
gerichteten Endstachel endet. Schwanzschild mit zweigliederiger 
Achse, einer Seitenrippe und grofsen Randstacheln. Die ganze 
Oberfläche ist mit regelmäfsig geordneten Höckern bedeckt. 

In oberen silurischen Schichten (dem Kalksteine von Wenlock 
entsprechend): Eifel, England. 

0. ovata Emmr. — Battus tuberculatus Klöden, Verst. d. Mark 
Brandenburg, p. 112. tb. 1. f. 16—23. — Burm. p. 72. tb. 2. f. 11. — 
Hiernach Taf. IX. Fig. 11. Kopfschild und die beiden ersten Rumpfringe. 


238 KREBSR. 


Körper breit-elliplisch, an seinem ganzen Umfange mit dünnen 
Stacheln besetzt; Seitenlappen des Rumpfes zweistachelig, Schwanz- 
schild zwölfstachelig. Länge £”. | 

Das vollständige Exemplar bei Burmeister lag in einem Kalk- 
steine, der als Geschiebe in Schlesien gefunden worden ist; die von 
Klöden als Battus tuberculatus beschriebenen Kopfbruchstücke jünge- 
rer Individuen dieser Art kommen häufig in Kalksteingeschieben der 
Mark vor. | 

O0. ellipteca Burm. p. 73. tb. 1.'f. 4 — Arges armatus Goldt. 
in Act. Ac. Caes. 19. I. tb. 33. f. 1. d. e. 

Körper elliptisch; Seitenlappen des Rumpfes einstachelig, Schwanz-. 
schild zehnstachelig. Länge #. eh. 


Aus dem Grauwackenkalke der Eifel. 


t 13. G. Arges Goldf. (Griech. Myth.) 


Kopfschild mit einem hinten in lange Hörner auslaufenden 
Rande umgeben; Kopfbuckel hoch angeschwollen, meistens gelappt; 
Augen noch nicht beobachtet; Gesichtslinien gerade, vorn nach bei- 
den Seiten divergirend. Rumpf achtgliederig; die Seitenlappen in 
Stacheln auslaufend. Schwanzschild mit undeutlich viergliederiger 
Achse und stacheligem Rande. (Goldf. in L. Br. J. 1843. p. 544.) 
Die ganze Oberfläche ist fein gekörnelt; auf dem Umfange, wo die 
Stacheln entspringen, stehen gröfsere Höcker. 

A. armatus Goldf. in Act. Ac. Caes.‘: etc. Vol. 19. P. 1. p. 
355. tb. 33. f. 1. a. c. — Burm. p. 74. 

Im devonischen Grauwackenkalke der Eifel. 


b. Mit zehn Rumpfringen. 


r 14. G. Bronteus (Brontes) Goldf. Goldius de Kon. 
(Griech. Myth.) 


Kopfschild flach gewölbt und gerandet; Kopfbuckel stumpf, 
dreieckig, vorn bogenförmig abgeschnitten, an der Seite undeut- 
lich gelappt und nach hinten sich verengend. Gesichtslinien gerade, 
einander parallel, und hinter dem Auge “-förmig nach dem Hin- 
terrande laufend, den sie in der Mitte der Seitenschilder erreichen. 
Rumpfringe gewölbt, gleich breit mit den Seitenlappen. Schwanz- 
schild grofs, fast kreisrund oder parabolisch, mit kurzer, ein- 
gliederiger Achse, von welcher radiale Furchen und Leisten aus- 
gehen. 

Im devonischen Grauwackenkalke der Eifel und bei Elbers- 
reuth im Fichtelgebirge. 


TRILOBITEN. 239 


Br. flabellifer Goldf. in Act. Ac. Caes. XIX. 1. p. 361. tb. 
33. f. 3. — Br. alutaceus, Br. granulatus,, Br. flabellifer und Br. in- 
termedius Goldf. in L. Br. J. 1843. p. 549. tb. 6. £ 1—4 — Hier- 
nach Taf. IX. Fig. 18. Schwanzschild. — Römer, Harzgebirge, p. 37. 
tb. 9. £. 1. — Br. radiatus Münst. — Burm. p. 75. — Arch. u. Vern. 
ars) Oi »pL 19. 

Die ganze Oberfläche ist granulirt. Schwanzschild parabolisch, 
mit fünfzehn Rippen oder vierzehn von denselben eingeschlossenen 
Furchen. 

In silurischer- Grauwacke von Ober-Ludlow; in devonischer von 
Devonshire, Elbersreuth, der Eifel und dem Harze, wo Schwanz- und 
Kopfschilder häufig gefunden werden, und bei Bogoslowsk. 


Br. signatus Phill. — Br. scuber, Br. canaliculatus Goldf. u. 
Br. sign. Phill., Goldf. in L. Br. J. 1843. p. 550. tb. 5. f. 4 u. tb. 6. 
f. 5-7. — ? Römer, Harzgeb. p. 37. tb. 2. 3. — Burm. p. 139. 

Die Oberfläche ist glatt oder fein concentrisch gestreift; das 
Schwanzschild ist relativ etwas breiter als an der vorigen Art, seine 
Rippen sind etwas schmäler, zwischen ihnen erhebt sich oft gegen 
den Rand hin noch eine kleinere Rippe, und die mittlere Rippe ist 
hinten gespalten. | 

In devonischer Grauwacke der Eifel, am Winterberge und bei 
Grund im Harze, bei Wenlock und Aymestry. ; 

Br. laticauda Wahlb. (Entom. 1.) a. a. O. tb. 2. f.7.8 — 
As. 'T. Brongn. Or.’ foss. ‘pl. '3. fi"S. — Burm. p. 76. 

Oberfläche glatt; Schwanzschild mit dreizehn radialen Leisten. 

Im weilsen Grauwackenkalke von Osmundsberg in Dalecarlien. 


C. Olenidae. Mit einfachem, aber sehr kleinem Schwanz- 
schilde, dessen Achse mehrgliederig, aber stets viel 
kürzerist als der Rumpf. 


+ 15. G. Paradoxides Brongn. Olenus div. I. Dalm. 
(nagadosog, wunderbar.) 


Kopfschild halbmondförmig, in lange Hörner auslaufend; Kopf- 
buckel kolben- oder umgekehrt eiförmig, durch drei Querfurchen 
in vier Abschnitte getheilt, deren vorderster sehr grofs ist, und 
deren hinterster den Gliederungsrand mit dem Rumpfe bildet. Ge- 
sichtslinien ziemlich parallel. Augen länglich mondförmig, flach 
gewölbt- Rumpf vielgliederig, mit allmählig nach hinten ver- 
schmälerter Achse; Seitenlappen mit einer diagonalen Furche, und 
in einer nach hinten gewendeten Spitze endend. Schwanzschild 
kreis- oder eirund, mit kurzer gegliederter Achse. 


240 KREBSE. 


In sehr alten Grauwackenschichten in Böhmen, Schweden 
und bei Petersburg. | 

P. bohemicus Boeck, Sternb., Burm. p. 78. tb. 1. f. 6. — 
Hiernach Taf. IX. Fig. 15. — Entom. paradozus L. — Entom. para- 
dozissimus Wahlb. a. a. O. tb. 1. £ 1. — Parad. Tessini Brongn. 
Cr. foss. tb. 4. f. 1. — Olenus Tessin? Dalm. Pal. tb. 6. f£ 3, — 
Par. T. Buckl. Geol. II. tb. 46. f. 8. — Br. Leth. p. 120. tb. 9. £, 16. 
— Ol. T. His. Leth. Suec. p. 18. tb. 4. f. 1. — Ol. pyramidalis, 
Ol. latus u. Ol. longicaudatus Zenker, Beitr. z. Naturg. d. Urwelt. 

Der mittlere Theil des Kopfschildes ist ziemlich quadratisch; 
der Kopfbuckel keulenförmig; die Hinterecken des Kopfschildes ver- 
längern sich bis über die Hälfte der Rumpflänge herab. Bei jungen 
Individuen (Olenus pyramidalis Zenker und Tr.lobites gracilis Boeck) 
enthält die Rumpfachse 16— 18, im reiferen Lebensalter hingegen (Träl. 
bohemicus Boeck, Sternb., Tr. longicaudatus Zenk., Olenus Tessin‘ var. 1. 
Dalm.) 20 Ringe. Länge i—6”. | 

In einer schwarzgrünen Grauwacke Böhmens, bei Horrowic und 
Ginec; im Alaunschiefer von Olstrog, Dammen und Carlsfors in Schweden. 

P. spinulosus Wahlb. (Entom. sp.) a. a. 0. tb. 1.3. — 
Brong. Cr. foss. tb. 4 f. 2. 3. — Dalm. Pal. tb. 6. f.4 — His. 
Leth. suec. tb. 4. f. 2. — Burm. p. 80. 

Kopfbuckel parabolisch; Hinterecken des Kopfschildes kürzer als 
die halbe Länge des Rumpfes; der letztere sechzehnringelig. Länge 1”. 

Mit voriger Art zusammen, und im Thonschiefer von Angers. 


+ 16. G. Olenus Burm. Paradozxzides und Olenus aut. 
(Griech. Myth.) 


Kopfschild breiter als bei Paradoxides; Kopfbuckel parabo- 
lisch, vorn etwas schmäler als hinten und zugerundet, jeder- 
seits mit drei leichten Einschnürungen. Die Augen bilden einen 
länglichen Bogen. Die Gesichtslinien laufen oberhalb der Augen 
ziemlich parallel, divergiren aber unterhalb derselben. Rumpf- 
achse vielgliederig (ob immer 14?), schmäler 'als die Seiten, de- 


ren Lappen in einer kurzen, nach hinten gebogenen Spitze enden. 


Schwanzschild breit, vorn gerade, hinten bogig oder stumpfwin- 
kelig dreiseitig, mit deutlich gegliederter Achse. 
Die Arten kommen in. alten Grauwackenbildungen mit der 
vorigen Gattung zusammen vor. 
0. gibbosus Wahl. (Entom. g.) a. a. 0. p. 39. tb. 1. f. 4. 
- Par. g. Brongn. Or. foss. p. 35. tb. 3. f. 6. — His. Leth. p. 19. 
tb. 4. f. 3. — Burm. p. 81. ib. 3. £. 9. 


u 


a 


TRILOBITEN. | 241 


Kopfschild zwischen dem vorderen Ende des Kopfbuckels und 
der Gesichtslinie durch eine quere Wulst ausgezeichnet; Rumpfachse 
mit vierzehn, Schwanzachse mit fünf Ringen. Länge 1”. | 

Die Kopfschilder junger Individuen (Taf. IX. Fig. 16. nach Burm. 
ib. 5. f. 8.) umfassen, nach Burmeister p. 56, zum Theil die von 
Dalman als Batiuws und von Brongniart als Agnostus beschriebenen 
Schilder. 

Sehr häufig im Alaunschiefer und Stinksteine von Andrarum. 

: 0. forficula Sars, Burm. p. 82. 

In einem kalkhaltigen, schwarzgrauen Alaunschiefer von Rusielök- 
backen bei Christiania. 

0. scarabaeoides Bromel, Wahlb. (Ent. sc.) a. a. 0. th. 1. 
f. 2. — Par. sc. Brongn. Cr. foss. tb. 3. f. 5. — Burm. p. 83. 

Die Jugendform dieser Trilobiten ist, nach Burmeister p. 56. 
ib. 5. f. 5. 6. u. hiernach Taf. IX. Fig. 17, ein Agnostus Brongn. 
(Battus Dalm.). 

Im Alaunschiefer von Andrarum. 


2. Campylopleuri. Die Seitenlappen der Rumpfringe biegen sich von 
der Mitte an abwärts und schliefsen mit einem bogig abgerundeten Ende. 
Auf ihrer Fläche sind sie der ganzen Länge nach gefurcht. 


+ 17. G. Conocephalus Zenker. (xwvog, Kegel; zepaAn, Kopf.) 


Kopfschild halbmondförmig, mit ringsum aufgeworfenem Rande; 
der innere ist nur wenig gebogen. Der Kopfbuckel wird nach 
vorn schmäler und ist jederseits durch drei Einschnitte in vier 
Lappen getheilt. Die kleinen Augen stehen entweder neben den 
vorderen Ecken des Kopfbuckels oder auf der Mitte der Seiten. 
Die Gesichtslinien convergiren von vorn bis zu den Augen, und 
divergiren von hier bis zu der in einen Stachel ausgezogenen 
Hinterecke des Kopfschildes.. Die Achse des vierzehngliederigen 
Rumpfes ist hoch gewölbt und von den breiteren Seitenlappen 
durch eine tiefe Furche getrennt; Schwanzschild kreisabschnitt- 
ähnlich, mit fünfgliederiger Achse und schwachen Seitenfurchen. 

In der Grauwacke Böhmens von Ginec. 

C. Sulzeri Kinsky, Schloth., Bronn Leth. p. 121. tb. 9. f. 15. 
— Conoc. costatus Zenk. Beitr. tb. 5. f. G—K. — Burm. p- 86. tb. 1. 
f. 10. — Hiernach Taf. IX. Fig. 12. Kopfschild. 

Die Augen stehen neben dem vorderen Ende des Kopfbuckels. 
Länge 15 — 7". | 

C. striatus Emmr. — Burm. p. 86. tb. 1. f. 9. 

Die Augen stehen in der Mitte der Seitenschilder. Länge 15 — 2". 


Geinitz, Versteinerungskunde, 16 


242 KREBSE. 


+ 18. 6. Ellipsocephalus Zenk. (&ikenyıs, Ellipse; 

zepaAn, Kopf.) 

Kopfschild halbkreisförmig, ohne verlängerte Ecken, und 
äufserlich ohne erhabenen Vorderrand.. Der Kopfbuckel ist flach 
gewölbt, nur durch eine leichte Vertiefung von dem übrigen Theile 
des Schildes und von dem Gliederungsrande getrennt. Augen läng- 
lich mondförmig, sehr schmal und nach aufsen gerückt. Die’ kurzen 
Gesichtslinien convergiren ein wenig bis zu den Augen, und di- 
vergiren von diesen nach hinten. Rumpfachse zwölfgliederig, flach 
gewölbt und ziemlich so breit als die Seiten. Schwanzschild klein, 
einem kurzen Kreisabschnitte gleichend. 

Die einzige bekannte Art ist: 

E. Hoffii Schloth., Sternb., Bronn Leth. p. 122. tb. 9. £.718. 
— E. ambiguus Zenk. a. a. 0. — Burm. p. 87. tb. 1. £. 8. — Tat. 

IX. Fig. 13 u. 14. 
| In der alten Grauwacke von Ginec in Böhmen. 


-,+ 19. G, Harpes Goldf. (Griech. Myth.) 


Kopfschild sehr grofs und hufeisenartig, mit breitem, flachem 
Aufsenrande und langgezogenen Hinterecken. Der stark gewölbte, 
ovale Kopfbuckel ist hinten verengt und hier mit zwei elliptischen 
Seitenlappen verziert. Augen klein und neben der vorderen Hälfte 
des Kopfbuckels. Rumpf vielgliederig (über 20 Glieder), mit 
hoch gewölbter Achse, welche die Breite der Seitenlappen hat. 
Schwanzschild noch nicht beobachtet. 

H. ungula Sternb. — Harpes speciosus Münst. u. H. macroce- 
phalus Goldf. in Act. Ac. Caes. XIX. 1. p. 359. ib. 33. f. 2. — Burm. 
me iD. 1. 1. 11. —. Arch. u. Vern.. 2.2... 2 Sy 

Der breite vordere Rand des Kopfschildes ist punktirt. 

In devonischer Grauwacke von Elbersreuth, der Eifel, Ober- 
scheld im Nassauischen, und Barton. 


c Lophyropoda. 


Bewegungsorgane gleichförmig und hlols zum Rudern geeig- 
net, aber gegliederte Flossenfülse.. Sie haben ein Paar wirk- 
liche Kiefern und ein bis drei Paar accessorische Mundtheile, 
wie die Phyllopoden. Ihre Füfse sind nicht zahlreich, zwei- bis 
dreigliederig, einfach oder gespalten und mit langen Flossenbor- 
sten versehen. Die Grundzahl der Brustkastenringe ist drei bis 
neun. 


LOPHYROPODEN. 243 


Von ihnen kommen nur die Muschelkrebse oder Ostracoda 
fossil vor. Sie unterscheiden sich von den übrigen Gattungen der 
Lophyropoden durch eine grofse zweiklappige Schaale, einfache 
Augen, kurze Fühler und einen ungegliederten Hinterleib. 


1. G. Cypris Müller. (zözoıg, Griech. Myth.) 


Eine zweiklappige hornige Schaale ‘ist mit dem Thiere am 
Rücken verbunden. Vor dem Munde stehen zwei Fufspaare, von 
welchen das erste fühlerförmig, vielgliederig und, wie das zweite 
dreigliederige, mit langen Borsten besetzt ist; das dritte und vierte 
sehr klein, das fünfte und sechste zum Anklammern geschickt, 
ohne. Flossenborsten, jenes aber mit einer Kieme versehen. (Bur- 
meister, Handb. d. Naturgesch. p. 556.) 


Cyiherea (Cythere) Müll., Cyiherina Aut. unterscheidet 
sich von der Süfswassergatiung Cypris Müll. fast nur durch ihr 
Vorkommen im Meere. 

Bean erwähnt eine Cypris, C. arcuata B., aus der Kohlen- 
formation von Newcasile “); de Koninck beschreibt Cythere Phil- 
lipsiana (de Kon. descer. d. an. foss. p. 585. ib. 52. f. 1.) aus 
‚ dem Kohlenkalke von Vis& in Belgien und, Bolland in , Yorkshire. 
Die als Cypris bezeichneten Arten kommen in grölster Menge in 
der Wälderformation und der Tertiärformation vor, wo. sie bis- 
weilen ganze Schichten erfüllen; die zu Cytherina gerechneten be- 
ginnen eigentlich erst mit dem. Kreidegebirge. Von Leizieren 


che meistens im Pläner gefunden werden. 
a. Cypris. 


C. Valdensis Fitton Observat. on some of the strata beiween 
the Chalk and Oxford Clay. London, 1836. Pl. 21. f. 1. — Taf. VII. 
Fig. 19. a. b. — Nach Sowerby, Min. Conch. Pi. 485. f. 3. 4 (C. 
Faba). — Br. Leih. tb. 27. £. 24: b. c. 

Länglich eiförmig, stark gewölbt, fein punklirt; der untere Rand 
ist etwas concav und macht an dem einen Ende einen kleinen rund- 
lichen Vorsprung. Der Rand, an welchem die Schaalen zusammen- 
stolsen, ist convex und zwischen beiden Schaalen etwas ausgehöhlt. 
3 —1” lang. 


*) L. Br. J. 1838. p. 495. 
**) Verst. d. norddeutsch. Kreidegebirges. 
*++) Verst. d. böhm. Kreideformation. 


244 - KREBSE. 


In grofser Menge überall in der ganzen Wealdenformation Eng- 
lands mit mehreren anderen, zum Theil höckerigen *) Arten dieser 
Gattung, verbreitet. 

C. Faba Desm. Cr. foss. tb. 11. f. 8. Br. Leth. tb. 36. f. 11. 

Der vorigen Art sehr ähnlich, doch etwas schmäler und glatt. 

Häufig in tertiären Schichten am Puy-de-Döme. 

Unter diesem Namen werden gewöhnlich die kleinen glatten Ar- 
ten von Cypris aus tertiären Sülswassergebilden bezeichnet, welche 
Desmarest's Art mehr oder weniger gleichen. 


b. Cytherina. 


C. subdeltoedea Münst. in L. Br. J. 1830. p. 64. — Taf. VII. 
Fig. 21. — Röm. Kr. p. 105. tb. TB. f. 22. — Reuls, Böhm. Kr. p. 16. 
tb: 5.) E88. 

-Diese im Pläner, besonders im Plänerkalke von Sachsen und 
Böhmen sehr gewöhnliche Art wird 3—1”‘ lang, ist eirund — oder 
breit eirund — dreiseitig, stark gewölbt, glatt, und läuft an dem einen 
Ende in einen spitzen Schnabel aus. | 


C. ovata Röm. Kr. p. 104. tb. 16. f. 16. — Reufs, Böhm: Kr. 
p- 16: th. ‘5. f. 35. 

1 lang, breit eiförmig, gleichseitig, mäfsig gewölbt, an dem 
breiten Ende am flachsten, glatt und glänzend. (Reufs.) 

Nicht selten im Plänerkalke von Böhmen und Sachsen; im Plä- 
nermergel von Lemforde. 

Die Cytherinen aus den iertiären Ablagerungen von Paris, 
Castellarquato, Palermo, Dax und dem nordwestlichen Deutschland 
‚beschrieb Römer in einer Monographie: ,‚die Cytherinen des Mo- 
lassegebirges“ (L. Br. Jahrb. 1838. p. 514. tb. 6.), und in dem 
iertiären Steinsalzgebirge von Wieliczka wurden durch Philippi 
drei neue Arten dieser Gattung entdeckt. (L. Br. Jahrb. 1843. 
p. 969.) 


2. G.? Cypridina M. Edw. ). 


Eine zwei- und gleichklappige Schaale ist mit dem Thiere 
am Rücken verbunden. Auf jeder dieser Schaalen erhebt sich in 


*) Vergl. Fitton, observ. etc. Pl. 21. 

**) Nach Burmeister ist es überhaupt noch sehr zweifelhaft, ob Cypri- 
dina, Cyprella und Cypridella Krebse sind. 

Dasselbe gilt auch für den auf Taf. VIII. Fig. 20. a. b. c. abgebildeten 
Körper, welchen ich bisher den Krebsen zurechnete, welcher aber, nach 


Burmeister, vielleicht ein Samenkorn ist. Die dicke, fein gekörnelte Schaale 
/ 


LOPHYROPODEN. 245 


oder oberhalb der Mitte ein dem Auge des Thieres entsprechen- 
der Höcker, durch welchen sich diese Gattung von Cypris un- 
terscheidet. 


C. Edwardsiana, C. annulalta und C. concentrica de 
"Koninck (deser. d. an. foss. p. 587. u. 588. bb. 532. f. 2.3.45.) 
kommen in dem Kohlenkalke von Vise vor; die einzige lebende Art 
gehört dem Indischen Ocean an. 


1 3. @.? Cyprella de Kon. 


Die zweiklappige Schaale ist unten zugespitzt, oben schna- 
belförmig und hat eine dreieckige Oeffnung. Ein hervorstehender 
Höcker auf jeder Seite entspricht den Augen. 


C. chrysalidea de Kon. (descer. d. an. foss. p..589. tb. 52. 
f. 6.), aus dem Kohlenkalke von Vise, ist die einzige bekannte Art. 


+ 4 6G.? Cypridella de Kon. 


Schaale kugelig, nicht gegliedert, an beiden Seiten mit zwei 
vorragenden, einander gegenüberstehenden Augenhöckern, und zwei 
Oeffnungen, von denen die hintere kreisförmig ist, die vordere 
aber eine quere, bogenförmige Linie bildet. 

C. cruciata de Kon. (deser. d. an. foss. p. 590. tb. 52. f. T.), 
aus dem Kohlenkalke von Vise, welche durch zwei sich rechtwinkelig 
schneidende Furchen sich auszeichnet, ist die einzige bekannte Arl. 


dieses über 2’ langen Körpers ist, von aufsen gesehen, elliptisch und endet 
vorn in einer spitzen Ecke. Der ganze Körper ist stark seitlich zusammen- 
gedrückt und die beiden Seiten hängen als breite, gerundete Lappen herab, 
ähnlich wie an dem Panzer einiger Macruren, wozu aber der Panzer zu 
‘dick wäre. Längs der Mitte der inneren Fläche läuft eine tiefe und breite 
Längsfurche, welche nach dem spitzen Ende zu von zwei anderen Furchen 
eingefafst wird. (In der Zeichnung 5. sind diese Furchen von der mittleren 
nicht geschieden.) 

Hält man, mit Burmeister, die versteinerte Masse für ein calcinirtes 
Albumen, dessen Aufsenfläche wie die Testa granulirt war, so würde die 
Hauptfurche für die Stelle zu halten sein, in welcher der bereits ausge- 
wachsene und verloren gegangene Embryo lag. Die Herren Schlechtendahl 
und Reichenbach halten diese Ansicht allerdings für möglich, ‚wenn auch 
eben nicht für wahrscheinlich, und es ist einige Aehnlichkeit dieses Kör- 
pers mit dem Samen von Lucuma mammosum von Mexico nicht zu ver- 
kennen; bei der grofsen Armuth aber an Vegetabilien im Plänerkalke von 
Strehlen, welchem dieser Körper entnommen wurde, müssen sich gegen die 
vegetabilische Natur dieses Körpers schon einige Bedenken einstellen. 


‘ 


246 KREBSE. Ä 
4. Ordn. Proihesmia. Haftkrebse. 


Sie haben im reifen Lebensalter gewöhnlich keinen Kopf, 
insofern das Vorderende des Leibes nur etwas verdickt und ab- 
gerundet ist und an ihm keine Sinnesorgane bemerkbar werden. 
Wenigstens sind alsdann keine Augen vorhanden. Wo die Zahl 
der Brusikastenringe deutlich nachzuweisen ist, beträgt dieselbe 
sechs. Der Hinterleib fehlt oder hat keine Bewegungsorgane. 
(Burmeister.) | 

Aus dieser Ordnung sind bis jetzt nur die Rankenfüfser (Cir- 
ripedia) im fossilen Zusiande bekannt.  Aufserdem gehören zu ihr 
aber noch die Schmarotzerkrebse (Sipkonostoma) und, nach‘ Bur- 
meister, auch die mikroskopischen Räderthiere (Rotatoria). | 


Cirripedia. (statt Cirrhopoda). Rankenfüfser. 


Diese Thiere, welche meistens in dicken, kalkigen, aus meh- 
reren Stücken gebildeten Schaalen stecken und damit unbeweglich 
 angeheftet sind, verdanken ihren Namen den sechs Paar geglie- 
. derten, rankenförmigen Bewegungsorganen ihres Rumpfes. Kopf 
und Hinterleib fehlen. Der Mund ist in der Schaale nach unten, 
der After nach oben gekehrt. 

Die lebenden Cirripedien sind alle Meeresbewohner. 


Kt; G. Pollicipes Lam. Fufsklaue. Änatifera etc. Gray. 
(pollex, Daumen; pes, Fuls.) 


Das kalkige Gehäuse, welches von einem langen, lederartigen 
Stiele getragen wird, besteht aus fünf Hauptschaalenstücken und 
mehreren kleineren Stücken an der Basis. 

Die Anordnung: dieser Schaalen ist (Taf. IX. Fig. 20.) aus 
der idealen Zeichnung von Pollicipes Hausmanni Dunker und Koch*) 
ersichtlich, in welcher a. die unpaarige hintere Rand- oder Rücken- 
schaale, 5. die beiden gröfseren hinteren Seitenschaalen, und ©. 
die Befadn vorderen Seitenschaalen bezeichnet. 

...P. radiatus Dunk. u. Koch, norddeutsch. Ool. p. 35, aus dem 
unteren Oolith bei .Holtensen, scheint die ‚älteste, Art. dieser Gattung 
zu sein. | 

Häufiger kommen die Pollicipeden im Kreidegebirge und in 
tertiären Schichten {vor, P. cornucopiae Leach im Mittelmeere und 
P. Mitella im chinesischen Meere vertreten diese Gattung noch 
in der jetzigen Welt. 


Et 


*) Be'tr. z. Kenntn. des norddeutschen Oolithengeb.' Braunschweig, 1887. 


Per 


CIRRIPEDIEN. 247 


P. Hausmann; Dunk. u. Koch, norddeulsch. Oolith. p. 52. 
tb. 6. f. 6. — Hiernach Taf. IX. Fig. 20. 21. - 

Rückenschaale (Fig. 20. a. u. 21.) dreiseitig pyramidal, mit brei- 
tem, siumpfem  Kiele; hintere Seitenschaalen (b.) rhomboidisch, vorn 
mit ein bis zwei schmalen Längsfalten; vordere Seitenschaalen (e.) 
schief dreieckig, etwas gewölbt und mehrentheils mit Längslinien, 
welche die stärkeren, oft wellenförmigen queren Zuwachsstreifen durch- 
schneiden. 

Im Hilsthone, des Elligser Brinkes, welches, nach Römer, die 
unterste Bildung der Kreideformation in Deutschland ist. 


P. Bronnii Röm. Kreide, tb. 16. f. 8 — Taf. IX. Fig. 22. 
— Belemniten-Schnabel. Nilss. Petr. Suec. tb. 2. f. 1. 2; His. Leth. 
Suec. tb. 30. f. 2; Br. Leth. tb. 32. f. 16; Gein. Char. tb. 14. f. 9. 
— Anatifera Nilsson? Steenstrupp (L. Br. J. 1843. p. 864.). — Reufs, 
Böhm. Kr. tb. 5. f. 40. 41; tb. 2%. f. 4. 


Rückenschaale (Fig. 22.), welche zur Zeit noch allein gekannt 
ist, dreiseitig pyramidal, oben zugespitzt und eiwas nach vorn ge- 
bogen. , Längs der Mitte läuft eine scharfe Kante herab, welche die- 
selbe in zwei dachförmige Flächen scheidet. Diese lassen feine Quer- 
linien erkennen, welche den unteren, an der Mittelkante- unter einem 
stumpfen oder rechten Winkel zusammenstofsenden Kanten parallel laufen. 

Im Hilsconglomerat bei Essen, im Plänerkalke von Sachsen und 
Böhmen, in ähnlichen Bildungen an vielen Orten in Schweden, im 
Fetersberge bei Mastricht. 


P. glaber Röm. Kr. p. 104. ib. 16. f. 11. — ? P. gracilis Böm. 
Br. p. 104. ib... 16. #14; Gein.; Char. .p-, 65. tb. 17, £. 16-18 — 
Reufs, Böhm. Kr. p. 17. tb. 5. f. 45—49; tb. 13..f. 86 — 91. 

„Kückenschaale lang keilförmig, vorwärts gar nicht übergebogen, 
gewölbt, in der Mitte gekielt, an den Seiten gewölbt;  Mittelschaalen 


 rhombisch, in der Milte am breitestien, etwas breiter als hoch, in 


der Mitte gekaniet, neben dem oberen vorderen Rande mit flacher 
Furche; vordere paarige Schaalen schinkenförmig, gewölbt, vorn mit 
zwei schwachen Längskanten; alle Schaalen sind ziemlich dünn und 
fein quergestreift, nur die vorderen zeigen auch feine aussirahlende 
Streifen.‘ _(Römer.) ! 

Im Kreidemergel am Lindner Berge ‚bei Hannover, im Plänermergel 
und Plänerkalke von Sachsen und Böhmen nicht selten. 


P. radiatus Sow. b. Fitton, odserv. on some of the strata: 
betw. the Chalk and Oxford-Ool. tb. 11. f. 6. — Röm. Kr. tb. 16. 


f. 15. — Reuls, Böhm, Kr. tb. 5. f. 42. 


248 KREBSE. 


Fitton und Römer bilden rhombische,. Reufs dreiseitige Seiten- 
schaalen ab, von deren Spitze scharfe, divergirende Linien nach un- 
ten strahlen. 

Es ist zweifelhaft, ob diese Schaalen aus dem unteren Grün- 
sande Englands, dem Hilsthone bei Bredenbeck und dem Plänerkalke 
von Hundorf in Böhmen zu einer Art gehören, jedenfalls scheinen sie 
von P. radiatus aus dem unteren Oolithe verschieden zu sein. 

Viele Arten dieser Gattung sind überhaupt nur nach Seitenschaa- 
len, andere nur nach. Rückenschaalen bestimmt worden, so dafs sich 
später auch wohl hier zeigen wird, dals die grolse Anzahl der Arten 
verringert werden müsse. | 

Mehrere andere Arten aus der Kreideformation, welche Steen- 
strup in der Isis 1541 ®), Sowerby bei Fitton, Römer, Reuls a. 
a. 0. bekannt machen, so wie P. angustatus Gein. ”*), mulsten 
hier übergangen werden. | 

P. antiquus nennt Michelotti eine Art aus den mittlen tertiären 
Bildungen bei Turin. (L. Br. J. 1840. p. 72.) 

P. carinatus Philippi (L. Br. J. 1835. p. 512. tb. 4. f. 3—9.) 
wurde im Tertiärkalke von 'Tremonti bei Messina entdeckt. 


t 2. G. Lorica Sow. jun. (lorica, Panzer.) 


L. pulchella Sow., aus der oberen Kreide bei Rochester, ist 
nach Bronn (L. Br. J. 1844. p. 384.) ein Mittelding zwischen gestiel- 
ten und sitzenden Cirripedien. 


3.6. Balanus Lam. Seetulpe. Seeeichel. ($dAwvog, Eichel.) 


| Die tulpenförmige Schaale der Balanen besteht aus sechs 
dreieckigen Kalkschaalen, welche zu einem abgestutzten Kegel fest 
vereinigt sind. Dieser sitzt mit einer runden Bodenscheibe fest, 
und seine obere ovale Oeffnung wird durch vier bewegliche Deckel- 
klappen geschlossen. Eine höchst genaue Schilderung der Bala- 
nen verdanken wir Bronn in den Ergebnissen seiner Reisen in 
Italien, Bd. 2. p. 486 u. f., und in der Lethaea geognostica P. 
1151 u. £. 

Die Thiere, welehe von diesen Schaalen eingeschlossen sind, 
wohnen, nach Bronn, am Rande des Meeres theils beständig un- 
ter Wasser, theils zeitweise in der Luft, innerlich mit einem Vor- 
rathe von Wasser versehen. Sie sitzen an Felsen oder anderen 


*) L. Br. J. 1843. p. 863 u. 864. 
**) Nachtrag zur Charakteristik u. s. w. p. 7. tb. 4 £. 10. 


CIRRIPEDIEN. 249 


Körpern. Ihre zahlreichen Arten gehören hauptsächlich den jünge- 
ren tertiären Schichten und der jetzigen Schöpfung an. 

Petzholdt *) entdeckte den Balanen höchst ähnliche Körper 
in dem Schieferthone der Pottschappeler Steinkohlenformation bei 
Dresden. Römer führt einen kleinen Balanus aus dem Hilscon- 
glomerate von Essen an (Röm. Kr. p. 129.): $hr vereinzelt er- 
scheinen die Balanen im Grobkalke, häufiger werden sie erst in 
der jüngeren Tertiärformation mit der Molasse, dem Crag und 
den Subapenninengebilden, welche letzteren sie besonders zu cha- 
rakterisiren scheigen. 

Einige Arten leben gesellig, wie die auf Taf. IX. Fig. 19. 
abgebildeten Balanen, welche man häufig zu Maigen bei Eggen- 
burg in Niederösterreich auf Ostreen aufsitzend findet, andere le- 
ben einzeln. | 

Die Eggenburger Balanen, welche ich Herrn Professor v. Hol- 
ger verdanke, erreichen die Höhe von 2° und zeichnen sich beson- 
ders durch einen nach unten kegelförmig verlängerten Boden aus. Die 
einzelnen Klappen, welche den abgestutztien Kegel bilden, haben auf 
ihrer Oberfläche viele unregelmälsige, stumpfe Längsrippen, welche 
unter der äufseren Oberfläche scharfe Lamellen und tiefe Furchen da- 
zwischen bilden. Die innere Fläche ist quer gestreift, Sie scheinen 
eine noch nicht benannte Art zu bilden, und in diesem Falle würde 
ich den Namen B. Holgeri vorschlagen. 

Aufser einigen von Bronn in der Lethaea beschriebenen Ar- 
ten wurden die Balanen aus den jüngeren tertiären Meerwasser- 
gebilden Deutschlands durch Münster ”*) bekannt. 


Anhang. 


t Cyclus de Koninck (deser. des anim. foss. p. 591.), mit 
zwei Arten aus dem Kohlenkalke von Vise und Tournay, hat im 
Systeme noch gar keine Stellung und ist, nach Burmeister, viel- 
leicht der Abdruck eines Cephalothorax von der Innenseite, in 
welchem Falle er eher einem Arachnoiden als einem Crusiaceum 
angehören könnte. 


VIIL Klasse. Vermes.:: Würmer. 


Gliederthiere mit langgestrecktem Körper, welcher aus mehr 
oder weniger deutlich abgeseizten, gleichen Körperringeln zusam- 


*) Additamenta ad Saxoniae Palaeologiam, 1841.tb.1; L.Br.J. 1842. p. 402. 
**) Beitr..z. Petr. Hft. 3. p. 27. tb. 7. 


250 WÜRMER. 


mengesetzt ist. Die Bewegungsorgane sind ungegliedert und sitzen 
theils an einigen, theils an allen Ringen, oder fehlen. 

Fossile Würmer sind bis jetzt nur aus der Ordnung der 
Annulaten mit Sicherheit nachgewiesen worden. 


Annulata, Annelides. Rundwürmer. 
BRothwürmer. 


Der Lumbricarien, in welchen Münster Würmer zu erblicken 
glaubte, welche der Gattung Lumbricus L., dem Regenwurme, ver- 
wandt wären, geschah schon unter den Fischen *) Erwähnung, 
da dieselben von Agassiz für die Därme von Leptolepis und Thris- 
sops erklärt worden sind. 

In dem fünften Hefte der Beiträge zur Versteinerungskunde 
beschreibt Münster (p. 98.) ein wurmartiges Fossil aus dem Jura- 
schiefer von Kelheim, welches er, wegen oberflächlicher Aehn- 
lichkeit mit Hirudo, dem Blutegel, Hirudella angusta nennt. 

Bestimmt läfst sich in der Vorwelt nur das Vorhandensein 
der Röhrenwürmer erkennen, da die kalkige oder aus verkit- 
tetem Sande gebildete Röhre, in welcher dieselben eingeschlossen 
waren, sich zur Erhaltung im fossilen Zustande wohl eignete. 


1. G. Serpula L. Wurmröhre. Serpula, Spinorbis, 
Vermilia und Galeolaria Lam. T 


°Das cylindrische, entweder stielrunde oder flachgedrückte 
Thier **) wird von einer hinten (am Anfange) geschlossenen, vorn 
(am Ende) offenen Kalkröhre eingehüllt, welche sich‘ von dem 
spitzen Anfange an sehr allmählig nach dem offenen Ende hin er- 
weitert, mehr oder weniger gebogen und gewunden und, theils 
einzeln, theils mit mehreren vereint, auf anderen Körpern auf- 
gewachsen ist. 

Auf ihrer inneren Fläche sind diese Röhren stielrund oder 
gerundet, und glatt, auf ihrer äufseren aber häufiger prismatisch 
und kantig als cylindrisch, nicht selten höckerig und durch Wachs- 
thumsschichten quer gestreift. 


*) S. Cololithen, p. 149. 

*+) Nur an einigen Individuen, welche auf Inoceramus Brongniarti auf- 
sitzen, und wahrscheinlich zu 8. depressa Goldfufs (Petr. tb. 20. f. 6.) ge- 
hören, glaube ich das in Kalk verwandelte Thier selbst erkennen zu müssen, 
an welchem indessen eine Gliederung nicht bemerkbar ist. Dieselben Indi- 
viduen zeigen durch quere, blätterige Zuwachsschichten auch sehr deutlich 
die Art des Wachsthums jener Kalkröhren. 


RUNDWÜRMER. 251 


Stellenweise 'Anschwellungen der Röhren, welche in einigen 
Arten bisweilen bemerkt werden, scheinen auch Verdickungen einzel- 
ner Ringe des Thieres zu entsprechen. 

Zahlreiche Arten von Serpeln kommen in allen Formationen, 
welche überhatpt Versteinerungen führen, vor, und werden noch 
lebend in den jetzigen Meeren gefunden. 


Vortreflliche Abbildungen und Beschreibungen der wichtig- 
sten fossilen Arten finden sich in dem ersten Theile von Gold- 
fuls’s Petrefaciu Germaniae, Düsseldorf, 1826 — 1833. 


S. gordialis v. Schlotheim. — Taf. XVI. Fig. 20. 21. 22. — 
$. Plezus Sow. Min. Conch. tb. 598. f. 1. —- Goldf. Peir. I. p.. 234 
u. 240. ib. 68. f. 8; ib. 7L .f. 4 — Gein. Char. p. 65. tb. 2. 
f. 7—11. — Reufs, Böhm. Kr. p. 19. 


Glatte und runde, fadenförmige Röhren von 3— 1” 


Dicke, wel- 
che theils schlangenförmig, theils spiralförmig in einer Ebene oder 
über einander gewunden sind, oder auch knäuelartige Durchschling- 
ungen bilden. 

| Nach Goldfuls im mittleren Jura bei Streitberg, Netiheim, Hei- 
denheim und in der Walkererde bei Buxweiler; auch fast in allen 
Schichten der Kreideformation. Ueber dem Quadersandsteine von Ban- 
newitz und Welschhufa bei Dresden ist eine, dem unteren Pläner ent- 
sprechende Sandschicht von ihnen ganz erfüllt, im Plänermergel von 
Sachsen sind sie in glauconithaltigen Kalkknollen gewöhnlich, und die 
im Plänerkalke bei Sirehlen häufig auf Muscheln und Seeigeln auf- 
sitzenden Serpeln gleichen am mehrsten den Abbildungen in Fig 21 
u. 22. Goldfuls citirt_ diese Serpula aus der Kreide und dem Grün- 
sande von Münster, Paderborn, Essen, Osnabrück, Mastricht, Regens- 
burg und England. 


S. spirographis Goldf. (Petr. I. p. 2339. tb. 70. f. 17.), S. par- 
vula Münst. (Goldf. Petr. I. p. 239. tb. 70. f. 18.) und S. implicata 
v.. Hagenow (L. Br. Jahrb. 1840. p. 668. ib. 9. f. 17.) möchte ich 
wieder mit S. gordialis Schl.. vereint wissen. | 

S. valvata Goldf. 1.'p. 225. tb. 67. f. 4... Hiernach Taf. XV. 
Fig. 3." In natürlicher Gröfse. und vergrölsert. 

Die glatte, rundliche Schaale macht zwei spiralförmige Umgänge, 
welche an Dicke schnell zunehmen und mit schief abgeschniitener 
Mündung enden. 

Auf Conchylien des Muschelkalkes von Bayreuth und Jena. 


S. wmbilicata v. Hag. in L. Br. Jahrb.. 1840. ıp. 666. — Taf. 
XVL Fig. Mas b. c. | 


252 WÜRMER. 


Vier bis fünf gewölbte, scheibenförmig aufgerollte und mil ein- 
ander verwachsene Umgänge sind mit der einen ganzen Fläche auf- 
gewachsen und bilden auf der anderen einen tiefen Nabel. Längs 
des äufseren Randes (Rückens) der Windung läuft eine Furche. 

Im Plänerkalke von Strehlen und in der Kreide von Rügen. 

S. Rotula Goldf. I. p. 237. tb. 70. f. 7. — Reufs, Böhm. Kreide- 
verst. p. 18. tb. 13. f. 94. | 

An Gestalt und Gröfse der vorigen ähnlich, jedoch nicht mit 
der ganzen Fläche aufgewachsen, mit scharf gekieltem Rücken und 
jederseits mit einer Seitenfurche. 

Aus dem Grünsande von Regensburg und im Plänerkalke bei 
Bilin in Böhmen. | 

S. septemsulcata Reich. — Taf. XVl. Fig. 18. a. db. c. — 
Gein. Char. p. 66. tb. 22. f. 6. 

Die dicke, durch sieben hohe Längskiele und diesen entspre- 
chende Zwischenfurchen ausgezeichnete Schaale ist regelmälsig halbkreis- 
förmig gekrümmt, und nimmt an Dicke allmählig zu. Der runden 
inneren Höhlung entsprechen die stielrunden Steinkerne dieser Röhren. 

Im unteren Quader (Bannewitz) und unteren Pläner von Sachsen 
nicht selten. 

Eine ähnliche Art ist $. heptagona v. Hag. (L. Br. Jahrb. 
1844. p. 669.); S. sexsulcata Münst. (Goldf. P. I. p. 238 tb. 70. 
f. 13.) unterscheidet sich aber von $. septemsulcata durch das Vor- 
handensein von nur sechs Kielen. Letztere Art stammt aus einer 
kalkigen Schicht über dem Eisensande von Amberg und ist jurassisch. 

S. triangularis Münst. — Taf. XVI. Fig. 19. a. b. — Goldf. 
P. I. p. 236. tb. 70. f. 4. — Gein. Kiesl. p. 7. tb. 4. f. 15. 

Schlangenförmig gebogen, dreiseitig, mit der ganzen Bauchseite 
und einem Saume aufgewachsen. Seiten gewölbt, mit feinen Anwachs- 
linien; Rücken scharf, oft faltig gekielt. Zu beiden Seiten des Kieles 
läuft eine schwache Furche. Nicht selten verdickt sich die Schaale 
zu unregelmälsigen Ringen. 

S. lophioda Goldf. Petr. I. p. 234. tb. 120. f. 2. 

Mit schwächerem, nur linienförmigem Kiele. 

S. Trachinus Goldf. Petr. I. p. 233. tb. 120. f. 1. 

Mit höherem, gekräuseltem Kiele, welcher aber vorn verschwindet 
und hier einer Furche Platz macht. 

S. laevis Goldf. Petr. I. p. 236. tb. 170. f. 3. 

Ohne deutlichen Kiel und ohne Furche, und mit gewölbteren Seiten. 

Es scheinen diese drei Arten, so wie auch S. carinella Sow. 
(Min. C. tb. 598. f. 2.), nur Varietäten von $S. Iriangularis zu sein, 


RUNDWÜRMER. 253 


und sie gehören sämmtlich dem Grünsande Westphalens und dem Plä- 
nerkalke von Strehlen bei Dresden an. 

S. carinella bildet Sowerby aus dem Grünsande von Blackdown ab. 

Ss. filiformis Sow. — Fitton, observ. on the str. etc. Pl. 16. 
f. 2.°— Taf. XVI. Fig. 25. — Parkins. Org. rem. Pl. 7. f. 2. — 
S. sociahs Goldf. Petr. I. p. 233. tb. 69. f. 12. — Reufs, böhm. Kr. 
mr. f, 20. i 

Die langen, dünn fadenförmigen und. glatten, bald rundlichen, 
bald mehr kantigen Röhren liegen bündelförmig beisammen, sind mit 
einander verwachsen und verschlingen sich in einander. 

Schon im jüngeren Uebergangskalke der Eifel, häufiger aber in 
den baierischen und schwäbischen Oolithen und in der Walkererde zu 
Navenne und Vesul kommen, nach Goldfufs, Formen vor, welche die- 
ser Art zugeschrieben werden können, vorzugsweise gehört dieselbe dem 
Grünsande, und zwar den Schichten desselben an, welche dem unteren 
Pläner von Sachsen oder den unmittelbar darunter liegenden oberen 
Schichten des unteren Quaders entsprechen. Kieslingswalda in der 
Grafschaft Glatz, die von Reufs für diese Art angeführten Fundorte, 
so wie auch Kreibitz in Böhmen, Quedlinburg, Regensburg und Black- 
down, von welchen Orten man diese Serpeln kennt, gehören gerade 
in diese Region der Kreideformation. 


2. G. Terebella Lam. 


Die noch an den Küsten lebenden Terebellen hauen sich zu 
ihrer Wohnung eine lange, cylindrische, sich allmählig erweiternde 
Röhre, welche sie aus verschiedenartigen kleinen Körpern zusam- 
menkitten. 

T. lapilloöides Münst., aus dem Jurakalke von Streitberg, ist, 
nach Bronn (Leth. p. 473. tb. 27. f. 19; Goldf., Peir. I. p. 242. tb. 71. 
f. 16.), die einzige fossile Art dieser Gattung. 


Li 


C. Gastrozoa. Myxozoa. Bauchthiere oder 
Schleimthiere. 


Kein symmeirisches inneres Knochengerüst, keine symmetrische 
Anordnung der Bewegungsorgane ist in der dritten Hauptgruppe 
des Thierreiches zu finden, und ‘den meisten Schleimthieren fehlt 
sogar. auch. der Kopf mit den Sinnesorganen. Ihr Leib ist ein 
blofser, bald mehr rundlicher, bald flacher, scheibenförmiger,' bald 
auch länglicher, aber stets ungegliederter Sack, in welchem die 
oft seir vollkommen entwickelten Verdauungs- und Fortpflanzungs- 
organe stecken. Bisweilen finden sich: an ihm einige oder viele 
regelmäfsige Ausstrahlungen, welche ‘entweder ungegliedert sind, 
oder aus einer zahllosen Menge von Gliedern besiehen, in der 
Anzahl dieser Ausstrahlungen aber sieht man gewöhnlich die Zah-. 
len fünf oder vier vorwalten. Bei den sack- und röhrenförmigen 
Bauchthieren liegt der Mund vorn, bei den scheibenförmigen in 
der Mitte an der Unterseite; um ihn stehen meistens einziehbare 
Fühlfäden, oder lange, hohle, nicht einziehbare Fangarme. “Aus 
der weichen, schleimigen Haut dieser Thiere, welche eine grofse 
Neigung zu Abscheidungen von kohlensaurem Kalke besitzt, son- 
dern sich bei manchen äulsere kalkige Schaalen ab, in anderen 
entsteht ein inneres Kalkgerüst, andere bleiben aber nackt und 
schleimig. 

Die Fortpflanzung geschieht bei den meisten durch das Ei, 
und nur in den niedrigsten Familien durch Theilung und Sprossen- 
bildung. (Burmeister, Grundrifs der Naturgeschichte, Berlin, 1845.) 


IX. Klasse. Mollusca. Weichthiere. 


Es sind symmetrische Bauchtiere, welche meistens einen deut- 
lichen Kopf und Sinnesorgane besitzen. Ihr weicher Leib ist eine 
ziemlich grofse, fleischige Höhle mit vorderer Mundöffnung; er 


WEICHTHIERE. 255 


wird ganz oder zum Theil von einem weichen, vielen Schleim 
absondernden Hautlappen, dem Mantel, umhüllt, welcher an den 
Seiten des Rückens entspringt und die kalkigen Schaalen absondert, 
von denen die meisten Weichthiere umgeben werden. Unter dem 
Mantel liegen zugleich die Athmungsorgane, bei den meisten fal- 
tige und büschelförmige Kiemen, bei anderen eine grolse, faltige 
Lunge. Alle haben einen wahren Darm, mit Afteröffnung und 
einer grolsen Leber. Gefälssysiem, Herz und Nervensystem sind 
vorhanden. Bei den meisten bildet die untere Kante des Bauches 
eine fleischige Schwiele, auf welcher sie fortkriechen, und die 
daher den Namen Fuls erhalten hat. (Burm. Grundr. d. Naturg.) 

Diejenigen Weichthiere, welche mit Kalkschaale bedeckt sind, 
werden vorzugsweise Schaalthiere genannt, und zwar Schnecken 
(cochleae, testae), wenn das Gehäuse einschaalig ist, Muscheln 
(conchae), wenn es zweischaalig ist, und Vielschaalige (Viel- 
kammerige, Polythalamia- Lam. z. Th.), wenn es aus mehreren Schaa- 
len besteht. Die nähere Bezeichnungsweise für die Unterschiede an 
dem Gehäuse wird bei den verschiedenen Ordnungen selbst angege- 
ben werden. 

Die Mollusken sind in unendlichen Formen über .die, ganze 
Erde verbreitet. Die meisten bewohnen das Meer, andere das 
Land, wo sie sich feuchte und kalkhaltige Orte auswählen, eine 
kleine Anzahl nur die sülsen Gewässer. Die Wasserbewohner näh- 
ren sich zum gröfsten Theile von Wasserthieren, die Landbewoh- 
ner-von Vegetabilien. 

In allen neptunischen Gebirgsformationen, und zwar schon 
in den ältesten ihrer Schichten, treffen wir wohl erhaltene Schaa- 
len von Weichihieren an. Wie es aber in allen Klassen der Fall 
ist, so treten auch die Mitglieder dieser Klasse zuerst mit einem 
der jetzigen Welt fremden Charakter auf, gingen wieder unter und 
wurden durch neue Formen ersetzt, welche denen der gegen- 
wärtigen Schöpfung immer ähnlicher und ähnlicher wurden. Nur 
sehr wenige ihrer Gattungen gehen von der ersten Schöpfungs- 
epoche bis in die letzte herauf. 

Sowohl diesem Umstande, der grofsen Mannichfaliigkeit in 
den verschiedenen Familien, Gattungen und Arten, als auch dem 
grolsen Reichthume an Individuen, der sich zum Theil schon im 
Grauwackengebirge, mehr noch aber in jüngeren Gebirgsforma- 
tionen beurkundet, und der kalkigen Beschaffenheit ihrer Schaale, 
welche zur Erhaltung im fossilen Zustande vortrefflich geeignet 
war, und wodurch der neueren Geognosie eine so kräftige Stütze 


256 WEICHTHIERE. 


geworden ist, verdankt es diese Thierklasse, dafs die ausgezeich- 
netsten Paläontologen ihre Untersuchungen über sie vorzugsweise 
verbreiteten. Dem WVaterlande wird es immer zum Stolze gerei- 
chen, Arbeiten die seinen zu nennen, wie die hier folgenden sind: 


Bronn: Lethaea geognostica. Stuttgart, 1857 — 1838. 

v. Buch: Recueil de planches de petrifications remarquables. Ber- 
lin, 1831. 

— Esxplication de trois planches d’ Ammonites. 

— Ueber Ammoniten und ihre Sonderung in Familien, über die 
Arten, welche in den älteren Gebirgsschichten vorkommen, 
und über Goniatites insbesondere. Berlin, 1832. 

— Ueber Terebrateln. Berlin, 1834. 

— Ueber Delthyris oder Spirifer und Orthis. Berlin, 1837. 

— Ueber Goniatiten und Clymenien in Schlesien. Berlin, 1839. 

— Ueber Productus und Leptaena. Berlin, 1842, etc. etc. 

Deshayes: Description des coquilles fossiles des environs de Paris. 
Paris, 1837. 

Goldfuls: Petrefacta Germaniae. Düsseldorf, 1826 — 1844. 

de Koninck: Description des animaux fossiles. Liege, 1842 — 

1844. 

Lamarck: Histoire naturelle des animaux sans vertebres. Paris, 
1515 — 1822. Die neue, vermehrte Auflage dieses Werkes 
von Deshayes und Milne Edwards erscheint seit 1833. 

d’Orbigny: Paleontologie frangaise. Terrains cretaces et Terr. 
jJurassiques. Paris, 1842 — 1845. 

v. Schlotheim: Die Peirefactenkunde. Gotha, 1820. Mit spä- 
teren Nachträgen. 

Sowerby: Mineral-Conchology of Great-Britain. 1812 — 1830. 
Deutsch bearbeitet von Desor und Agassiz. Solothurn, 1842. 

v. Zieten: Die Versieinerungen Würtembergs. Stuttgart, 1830 
— 1833. (Durch seine Abbildungen ausgezeichnet.) 


Andere ireflliche Arbeiten werden theils unter den Citaten, 
theils in dem allgemeineren Theile dieses Grundrisses Erwähnung 
finden. 


1. Ordn. Cephalopoda, Kopffüfser. 


Sie haben einen deutlichen, grofsen, rundlichen Kopf mit 
zwei grofsen Augen und grolsen, fleischigen, mit Saugnäpfehen 
besetzten Fangarmen, welche um den Mund herumstehen und zum 
Greifen so wie zum Rudern dienen. Im Munde liegen zwei einem 


KOPFFÜSSER. Be 


Papageischnabel ähnliche Kiefern, welche man öfters fossil in dem 
Muschelkalke findet, und. eine mit Hornspitzen besetzte Zunge. 
Der Leib ist von einem weiten, sackförmigen Mantel umhüllt, 
welcher am Nacken mit dem Thiere verwachsen, an der Kehle 
aber frei ist und hier den Eingang zu einer Höhle bildet, in wel- 
cher die Kiemen liegen und der Mastdarm mündet. Der Mantel 
umgiebt entweder am Rücken eine hornige oder eine poröse - 
kalkige Platte (den Sepienknochen des Tintenfisches, der Se- 
via officinalis), oder wird selbst von einer allermeist vielkammer- 
igen Schaale mehr oder weniger eingeschlossen. Im ersteren Falle 
legt sich an die innere Seite jener Platte ein länglicher Beutel 
(Tintensack) an, der eine braune Flüssigkeit (Sepie) abson- 
dert, mit welcher das lebende Thier zum Schutze gegen äufsere 
Angriffe das Wasser trübt; im letzteren Falle lebt das Thier in 
der einzigen, oder bei Vorhandensein von mehreren Kammern, in 
der vordersten (obersten) Kammer, seinen Schutz gegen schwächere 
Angriffe wenigstens in der es umgebenden Schaale findend. Jede 
der einzelnen Kammern war von dem Thiere eine Zeit lang be- 
wohnt, und zwar so lange, als die Gröfse derselben dem Um- 
fange des Thieres genügte; war diels nicht mehr der Fall, so hob 
sich das Thier empor und bildete unter und neben sich durch 
Abscheidung einer neuen Kalkscheidewand eine neue, gröfsere 
Kammer. Durch eine Oeffnufg, welche entweder innerlich oder 
randlich die Kammern durchbricht, stellte ein faseriger Strang 
(Nervenröhre, Sipho) die Verbindung von allen einzelnen Kam- 
mern mit dem lebenden Thiere her. 

Der vordere Theil der Schaale wird die Mündung (Mund- 
öffnung, apertura), und der freie Rand derselben der Mundsaum 
genannt; die äufsere Seite bei gewundenen Schaalen ist die Rücken- 
seite, die innere die Bauchseite *). | 

Die Cephalopoden sind Meeresgeschöpfe, und beginnen in 
grolser Anzahl schon im Grauwackengebirge. zu erscheinen. 


A. , Dibranchiata Owen **). Acetibulifera d’Orbigny ***). 


Cephalopoden mit zwei Kiemen und mit Saugnäpfen an ihren 
Fangarmen. Der Kopf ist deutlich vom Rumpfe getrennt. 


*) Der übrigen Benennungen halber bitte ich, den betreffenden Artikel 
unter den Schnecken einzusehen. 

**) Wiegmann’s Archiv f. Naturgeschichte. 1839. Bd. 2. p. 208. 

*+*) Pal. fr. Terr. cret. I. p. 28; Terr, jur. I. p. 32. 


Geinitz, Versteinerungskunde, 17 


258 WEICHTHIERE. 


a. Mit acht Fangarmen. 
1. Fam. Octopoda, Achtfüfser. 


Schaale äufserlich, einkammerig und symmetrisch oder fehlend. 
Das Thier hat acht Arme von gleicher und bedeutender Länge, 
und der Mantel keine seitlichen Flossen. (Burm.) 

Nacktschaalige hat man bis jetzt noch nicht fossil gefunden. 


1.G. Argonauta L. Papiernautilus. (Argonauten. Griech. Myth.) 


Das Thier steckt in einer kahnförmigen, quer gerippten, 
dünnen, zerbrechlichen Schaale; zwei seiner mit zwei Reihen Saug- 
näpfchen besetzten Arme sind am Ende flossenarlig erweitert und 
dienen als Segel. | 

A. argo L., die im Mittelmeere lebt, wurde durch Monda in 
blauen tertiären Mergeln zu Cornigliano in Piemont (L. Br. J. 1838. 
p. 459), durch Sismonda bei Turin (L. Br. J. 1839. p. 488; 1844. 
p- 117.) gefunden. 


+ 2. G. Bellerophon Montfort. (Griech. Myth.) 


Schaale eng-spiral eingerollt, kugelförmig, oder vom gerun- 


deten, in der Mitte meist gekielten Rücken her platt gedrückt. 


Die Windung wird vom leizien Umgange eingeschlossen oder ist 
von beiden Seiten im doppelten Nabel noch etwas sichtbar. Münd- 
ung bogenförmig, oft an beiden Seiten etwas verlängert. (Bronn, 
Leth. p. 96.) 

Es vertritt diese Gattung die vorige im Grauwackengebirge, 
in dessen oberer (devonischer) Abtheilung sie häufig vorkommt. 

B. hiulcus Sow. Min. Conch. tb. 470. f. 1. — Taf. X. Fig. 1. 
a. b. c. — De Koninck a. a. 0. p. 348. tb. 27. f. 2. 

Schaale sehr eng genabelt; Rücken breit, gerundet und flach 
gekielt; Oberfläche parallel dem Mundsaume dicht gestreift; in der 
Nähe des Kieles biegen sich jedoch die Streifen schnell rückwärts 
gegen denselben. Bis 1” grols. | 

Häufig im Kohlenkalke von Tournay und Vise in Belgien, Har- 
lingstone und Cronstone in Derbyshire, Bolland in Yorkshire, in Ir- 
land, bei Coalbrookdale, nach Castelnau am Erie-See in Nordamerika, 
und bei Altwasser in Schlesien. | 

B. decussatus Flemming. : Taf. X. Fig. 3. Nach de Koninck, 
p. 339. tb. 29. f. 2. u. ib. 30. f. 3. 

Von der vorigen Art durch spiralförmige Linien unterschieden, 
welche sich mit sehr feinen Zuwachslinien kreuzen. 


t 
j 
| 
| 


2. sei ee 0 ee Bu u Tu u ee 


KOPFFÜSSER,. 259 


In denselben Schichten von Belgien, Schlesien, Yorkshire und 
in devonischer Grauwacke von Pfaffrath. 

Wie viele Arten aufser diesen beiden besonders aus devonischer 
Grauwacke noch hervorgezogen wurden, geht aus de Koninck’s Werk 
und aus der schon mehrfach citirten Uebersicht paläozoischer Ver; 
steinerungen von Archiac und Verneuil hervor. 


b. Mit zehn Fangarmen. 
2. Fam. Teuthidae. (Longineen.) 
(rTevFig, eine Art Tintenfisch.) 


Längliche Thiere, denen eine äufsere Schaale fehlt, und die 
eine dünne, hornige Rückenplatte (Schulpe) enthalten, welche 
mehr oder weniger die Form einer Feder hat und hinten (unten) 
bisweilen mit einem kleineren oder grölseren Kegel endet. Als 
nackte Cephalopoden besitzen sie auch einen Tintenbeutel. Von den 
zehn Armen, welche sämmtlich an ihrem Ende mit Saugnäpfchen 
bedeckt sind, sind gewöhnlich zwei viel länger als die anderen 
acht, und werden an ihrem Ende breiter. Aus den Saugnäpfen 
der längeren Arme ragen bei der lebenden Onychoteuthis (Lich- 
tenstein) gekrümmte Haken von horniger Substanz hervor, wie diels 
bei keiner anderen lebenden Gattung mehr vorkommt. 


1. G. Loligo Lam. Calmar. 


Das Thier der Loligo ist verlängert; ihr Mantel breitet sich 
hinten zu zwei dreieckigen Hautlappen aus; die Rückenplatte ist 
schmal, lancett- oder degenförmig, und gleicht in der lebenden L. 
vulgaris sehr einer Schreibfeder. 

L.? Schübleri. Quenstedt, das Flötzgebirge Würtembergs, Tü- 
bingen, 1843. p. 254. — Ziet. Verst. Würt. tb. 37. f. 1. — Hiernach 
Taf. XII. Fig. 8. (3). 

Eine dünne, breit pfeilfärmige, etwas trapezoidale, unten oval 
sich erweiternde, oben spitz zulaufende Rückenplatte, mit dickem miilt- 
lerem Kiele. 

Im Liasschiefer von Boll in Würtemberg. 

Es scheint diese Art unter den als Loligo beschriebenen noch 
am sichersten dieser oder der folgenden Gattung zugezählt werden 
zu können. L. Bollensis oder L. Aalensis gehört zu den Belemniten. 

L. subsagittata Münst. Beitr. z. Petr. Hit. 1. (2. Aufl.) p. 107. 
ib: 90.4.6508; 

24° 


260 WEICHTHIERE. 


Eine Rückenplatte aus den lithographischen Schiefern von Eich- 
städt, welche nach Münster der der lebenden Loligo sagitta am ähn- 
lichsten sein soll. 


2. G. Sepioteuthis Blainv. (onn/a, Tintenfisch; Tev9ic.) 


‚Von Loligo dadurch unterschieden, dafs die seitlichen Haut- 
lappen sich längs des ganzen Körpers herabziehen. Die innere 
Rückenplatte wird breiter als die von Loligo. | | 

Nach d’Orbigny (L. Br. J. 1844. p. 116.) und Pictet (tr. elem. 
de Paleont. II. p. 317.) finden sich Ueberresie dieser Gattung im Lias 
von Deutschland, und’ vielleicht gehört Loligo Schübleri hierher. 


19. 6. Teuthopsis (EenRapsts) Deslongchamps. (Tevdis; 
öyıg, Aussehen.) 


Die hornigen Rückenplaiten sind mehr spatelförmig, erwei- 
tern sich vorn eiförmig, verengen sich allmählig nach hinten, 
und haben. einen mittleren, stark hervortretenden Kiel. | 

T. Bunellii Deslongch. — d’Orbigny, Pal. fr. terrains juras- 
siques, Pl. 1. Es ist die einzige bekannte Art. 

Auf der ei-lanzetiförmigen, 5’ langen Rückenplatte kehrt ein 
wenig über '1” langer Tintenbeutel. 

In der Juraformalion von Calvados. 


+ 4. G. Acanthoteuthis (früher Kelaeno) Münst. Enoplo- 
teuthis d’Orb. (&xorYo., Stachel; Tevdtc.) 


Ihrem länglichen Körper und der Form ihres Kopfes nach 
gehört Acanthoteuthis nur in diese Familie, wiewohl man bis jetzt 
nur die acht kürzeren, nicht auch die beiden längeren Kopfarme 
kennt. Jeder der ersteren ist seiner ganzen Länge nach mit zwei 
Reihen gekrümmter Häkchen besetzt, welche aus den Saugnäpfen 
hervorragen. Wie schon erwähnt, kommen solche Häkchen unter 
den lebenden Gattungen nur an den längeren Armen von Onycho- 
teuthis Lichtenstein vor, während die Saugnäpfe der kürzeren Arme, 
nach R. Wagner, höchstens hornige, gezähnelte Ringe tragen. 


A. speciosa, A. Ferussacii und A. Lichtensteinii Münst. (Beitr. ' 


z. Petr. 2. Aufl. Hft. 1. p. 105—106. ib. 9. u. tb. 10. f. 1. 2.) 'wur- 
den von d’Orbigny (Pal. f. terr. jur. p. 140.) mit Recht zu einer 
Art wieder vereinigt. 

Die wahrscheinlich zu dieser Art gehörenden Rückenplatten (d’Orb. 
Pal. fr. terr. jur. p. 140. tb. 23. f. 1.) sind sehr schmal und glei- 
chen einem dreischneidigen Degen. Münster hatte dieselben Onycho- 
teuthis angusta, O. lata und O. tricarinata genannt. 


KOPFFÜSSER. 261 


Im lithographischen oder kalkigen Schiefer von Solenhofen, Eich- 
städt und Daiting, und in einem bituminösen Schiefer des oberen Jura 
des Dep. de I’Ain. 

Die von Münster beschriebenen breiteren Arten, mit lancett- 
formigem Ende, wie A. brevis Münst. (Beitr. 5. p. 97. tb. 1. f. 3.), 
dürfien wohl eher von Belemniten herzuleiten sein. 


5. G. Ommastrephes d’Orb. ”). (ouua, Ansehen; oro&pw, 
ich kehre um.) 

Die lange, schmale, degenförmige Rückenplatte hat einen 
mittleren Kiel und endet hinten mit einem umgekehrt- und schief- 
kegelförmigen Körper, welcher, da er hohl ist, einem Schöpf- 
eimer gleicht. (Pictet, Pal. II. p. 320. tb. 14. f. 8.) 

Die wenigen‘ Arten kommen, nach d’Orbigny, in der Jurafor- 
mation und noch lebend vor. 


1 6. G. Conoteuthis d’Orb. (zwvos, Kegel; revdigz.) 


Von der vorigen Gattung nur dadurch verschieden, dafs sich 
in dem eimerartigen Kegel Querscheidewände befinden, wie in 
der Höhlung der Belemniten, wodurch es den Uebergang von 
Ommasirephes zu den Belemniten macht. (d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. 
I. p. 620.) 

C. Dupiniana d’Orb. wurde dem Neocomien Frankreichs ent- 


nommen. 
3. Fam. Sepiadae. 


- Die Sepien haben einen viel breiteren und gedrungeneren 
Körper als die Loligineen, welchem auch eine starke, breite, 
kalkige Rickenplatte entspricht; letztere endet hinten in einer 


Spitze. 


7. G. Sepia L. Sepie. Tintenfisch. Seche. Seiche. 


Die Rückenplatie der lebenden S. officinalis ist unter dem 
Namen: Sepienknochen, os sepiae, allgemein bekannt. Sie ist 
oval, länglich elliptisch, hat in der Mitte einen breiten, flachen 
Längskiel, endet hinten in einer kleinen, festen Spitze, und besteht 
aus einer porösen Kalkmasse, welche äufserlich von einer hornig- 
perlmutterartigen Schicht bedeckt wird. Die erstere ist durch 
wellenförmige Streifen geziert, auf der‘ letzteren sieht man von 
der Endspitze eine Menge Linien ausstrahlen, welche von con- 
centrischen Linien durchkreuzt werden. (Vergl. Belemnites.) 


*) D’Orbigny schreibt bisweilen Omnastrephes oder Omastrephes, wel- 
ches jedenfalls Druckfehler sind.‘ 


262 WEICHTHIERE. 


S. hastiformis BRüppell, Abbild. u. Beschreib. einiger neuen 
oder wenig gekannten Versteinerungen.  Frankf. a. M. 1829. tb. 3. f. 2. 

Eine dem gewöhnlichen Sepienknochen ‘ähnliche Rückenplalte aus 
dem lithographischen Schiefer von Solenhofen. 


t 8.:G. Belosepia Voltz. (B&%og, Pfeil; onnie.) 


Die hierunter begriffenen fossilen Körper entsprechen den 
hinteren Theilen der gewöhnlichen Sepienknochen, von denen sie 
sich nur durch etwas andere Dimensionen unterscheiden, so dafs 
man Belosepia nur als Untergattung von Sepia betrachten kann. 
Arten tertiär. 

B. Cuvieri Voltz (Beloptera Cuv. u. Belopt. sepioidea de Blainv.), 
Br. Leth. p. 1127. tb. 42. f. 19. 

Häufig im Grobkalke des Pariser Beckens und in Belgien. 


t 9. G. Beloptiera Desh. (#&%og; nreoöv, Flügel.) 


Der kalkige innere Knochen ist länglich, vorn fast cylindrisch 
verlängert, läuft hinten in einen stumpfen Schnabel aus und hat 
an beiden Seiten eine flügelartige Ausbreitung. Der cylindrische 
Theil enthält eine conische, gekammerte Höhlung, welche der 
Alveole der Belemniten zu vergleichen ist. Arten tertiär. 

B. belemnitoidea Blainv. (Sepia parisiensis d’Orb.), Br. Leth. 
PIE BIP PDT 3 ET 

Im Grobkalke zu Grignon. 

B. anomala Sow. Min. Conch. tb. 591. f. 3—5. 

Aus dem Londonthone von Highgate. 


” 


4. Fam. Belemnitidae. Belemniten. 


7 10. G. Belemnites Breyn. (Cetocis, Acamas, Thalamus, 
Callirhoe und Paclites Monifort *”); Actinocamaz Miller; 
Pseudolebus Blainv.; Belemnosepia Agassiz und Buckland; 
Belopeltis Voltz; Belemnitella d’Orbigny.) 
(P&zuvov, Geschols, Wurfspiels.) 


Wer an der Küste von Pommern und auf der Insel Rügen 
umherwanderte, dem blieben auch jene Körper nicht fremd,. die 
an vielen Orten so häufig, und fast überall unter dem Namen der 
Donnerkeulen bekannt sind. Längst auch haben sie schon die 
Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die Alten sollen sie, als an- 
geblich von Jupiter berührt, heilig verehrt haben, und auch in 


*) Bronn, Leth. p. 402, u. im Jahrb. f. Min. a. a. OÖ, 


KOPFRÜSSER. h 263 


späteren Zeiten erklärte man ihren Ursprung noch auf die man- 
nichfachste Weise. Die wahre Natur der Belemniten ist indefs, 
nach wichtigen Vorarbeiten von Münster”), Quenstedt””), Voltz"*"), 
Buckland und Agassiz 7), d’Orbigny tt) uw. A., erst in der neue- 
sten Zeit durch Owen tr7) dargethan worden. Nach jenen in 
England gefundenen Exemplaren sind an der zusammengesetzten, 
inneren Schaale der Belemniten folgende Theile zu unterscheiden: 

1) Die Scheide (rostre d’Orb., guard Ow.), welche der 
Spitze eines Wurfspielses gleicht, sich gewöhnlich allein noch 
erhalten hat und zu dem Namen Belemnit Veranlassung gab. Diese 
spitzt sich hinten (unten) zu, und erweitert sich vorn (oben, an 
der Basis), wo sich eine kegelförmige Höhlung (Alveole) in die- 
selbe einsenkt. Sie besteht aus spathigem Kalke, welcher sich 
in concentrischen Schichten um die Achse der Scheide so abge- 
setzt hat, dafs er im Längsdurchschnitte (Taf. XI. Fig 21. e.) 
hyperbolische Linien, im Querdurchschnitte aber (Taf. XU. Fig. 
15. a. b; Fig. 19. a. b; Fig. 21. a. b.) radiale und concen- 
trische Linien erkennen lälst. Die Exemplare aus der Kreide sind 
gewöhnlich verkieselt, welcher Procels dann von der Oberfläche 
aus erfolgt ist. | 

2) Der Alveolit (Phragmacone Owen. Taf. XII. Fig. 21. d.) 
oder der gekammerte Schaalentheil, welcher - in der conischen 
Höhlung an der Basis des Belemniten steckt. Seine Scheidewände 
sind nach aufsen concav und werden, analog denen der lebenden 
Spirula,. an der:meist breiteren. Bauchseite ‘von einem randlichen 
Sipho durchbrochen. Sie bestehen hauptsächlich aus Perlmuiter- 
substanz, die auf beiden Seiten mit einer dünnen Lage einer wei- 
[sen, zerbrechlichen Kalkmasse überzogen ist. 

3) Der hornig-kalkige Knochen (osselei d’Orb.), wel- 
cher ‘an der Spitze der Alveole beginnt, als dünne Decke dieselbe 
auskleidet, und so den Alveolit von der Scheide des Belemniten 


*) Bemerkungen zur näheren Kenntnifs der Belemniten. Bayreuth, 1830. 

**) Ueber Loligo Bollensis, in L. Br. J. 1839. p. 156. u. a. a. O. 

***) Ueber Actinocamax, in L. Br. J. 1839, p. 522; über Belopeltis, 
in L. Br. J. 1840. p. 342. 742; 1841. p. 623. 

+) Geologie und Mineralogie, I. p. 410. u. f. II. tb. 38 u. 44‘. 

++) Paleontologie frangaise. 

+t}) A Description of certain Belemnites, preserved, with a great 
Proportion of their Soft Parts, in the Oxford Clay at Christian Mulford, 
Wilts. In the Quaterly Journal of the Geological Society. London, 1845. 
p. 119. 


264 WEICHTHIERE. 


irennt, sich aber dann mehr oder weniger weit über die letzte 
Scheidewand des Phragmacones erstreckt, um die ‚breite vordere 
Eingeweidekammer zu bilden, welche den Tintenbeutel und einige 
andere innere Theile des Belemniten enthält. Diese Kammer ist 
nur unten dutenförmig geschlossen, und breitet ‚sich nach oben 
hin als ein mehr oder weniger erweitertes Rückenschild (Belo- 
peltis, wozu auch Loligo Bollensis gehört) aus (Taf. XU. Fig. 12, 
unvollkommen; Taf. XX111. Fig. 9. a. b.). Es besteht dieser Knochen 
aus dünnen Lagen hornig-kalkiger, mit Perlmuttersubstanz bekleide- 
ter Masse, und entspricht den beiden Gattungen Ommastrephes und 
Conoteuthis, so wie auch der convexen,. breiten, hinteren Platte 
des Sepienknochens, während die kleine Endspiize des letzteren 
der Scheide des Belemniten, und die Reihe der Querplatten in 
jener nebst dem porösen, kalkigen, durch wellenförmige Quer- 
streifen ausgezeichneten Theile den Querscheidewänden des Be- 
lemniten- Alveoliten entspricht. 


Das Thier des Belemniten, welches Owen nach den englischen 
Exemplaren sehr genau kennen lehrte, zeichnete sich durch acht 
lange, emporstehende Fangarme aus, von denen jeder 15-20 
Paar Haken trug, die aus den Saugnäpfen entspringen, ein Cha- 
rakter, der aulserdem nur noch der lebenden Onychoteuthis und 
der fossilen Acanthoteuthis zukommt. Die beiden herabhängenden 
Arme sind nur unvollständig gekannt. Zwei halbkreisförmige Vor- 
sprünge, die mit ihrer concaven Seite gegen einander gekehrt 
sind, einem gekrümmten Bande von 1‘ Höhe und 1 Breite glei- 
chend, erkannte Owen als die Augen des Thieres. 


Aufser einem ovalen Tintenbeutel, in welchem sich häufig 
noch die erhärtete Sepie *) vorlindet, und dem Darm, sind auch 
noch zwei Seitenflossen, häutig-faserige Ausbreitungen des Man- 
tels, von halb-eiförmigem Umrisse bekannt, deren breiter Theil 
vorn liegt, von wo aus sich dieselben nach hinten allmählig 
verengen. 

Die Kiefern dieser Thiere scheinen hornig gewesen zu sein, 
da man in Begleitung der Belemniten' keine kalkigen findet. Die 


*) Die fossile Sepie ist hart, zerbrechlich, läfst sich zu einem dunkel- 
braunen Pulver zerreiben und hat bein Gebrauche einen etwas dunkleren 
Ton als die römische Sepie. Römer fertigte schon seit längerer Zeit seine 
Handzeichnungen mit Sepie von Loligo Bollensis an, welche man nur mit 
Wasser und etwas Gummi stark einzureiben braucht, um sie sofort benutzen 
zu können. 


KOPFFÜSSER. 265 


Dicke, zu welcher der graue, musculöse Mantel zusammengedrückt 
worden ist, betrug nach Owen 3. 

Ihrer relativen Gröfse, Form und Stellung der Seitenflossen 
nach, glichen die Belemniten, nach Owen, den lebenden Gattungen 
Rossia und Sepiola, und vereinigten aufserdem Charaktere der 
Sepia, des Onychthoteuthis und, wegen der Lage des randlich- 
ventralen Siphos auch mit Spirula. 

Die mit unzählbaren *”) Namen belegten Arten der Belemni- 
ten sind auf das Oolithengebirge und Kreidegebirge beschränkt. 
Unter ihnen kann ich hier nur einige der wichtigsten herausheben. 

Sie zerfallen, nach Münster (a. a. O0.) und nach v. Buch 
(über den Jura in Deutschland, p. 33.), nach ihrer Scheide in 
folgende drei Gruppen: 

1) Belemniten mit einer kurzen, allein selbst in den Alveo- 
liten ‘noch einschneidenden Spalte an der Basis der Scheide, 
welche jederzeit auf der breiteren, dem Sipho gegenüber liegenden 
Rückenseite“*) die Mitte einnimmt. 

Sie gehören ausschliefslich der oberen Kreideformation an, 
und d’Orbigny vereinigte sie unter dem Gattungsnamen Belem- 
nitella d’Orb. 

B. mucronatus Schloth. — Taf. XI. Fig. 20. (3). — Brongniart, 
desc. geol. des env. de Paris, 1822. tb. 3. f£ 1. — Nilsson, Petrificata 
Suecana, tb. 2. f. 1. A. L. — Hisinger, Lethaea Suecica, tb. 10. f- 6. 
— Sow. Min. Conch. tb. 600. f. 1. 2. 3. — Maniell, Geology of 
Sussex, tb. 16. f. 1. — Br. Leth. tb» 33:41110: 211.» —  d’Orb. Pal. 
fris terr.. er I. 1b». 

Die rauhe, fast eylindrische Scheide, die sich nach hinten zu 
erst sehr wenig verengert und bisweilen sogar sich etwas verdickt, 
ist an der Basis stumpf dreikantig, wird allmählig plattrund und endet 
hinten ziemlich schnell mit einer kurzen, pfriemenförmigen Spitze. Die 
Mitte der Bauchseite ist an. der Basis kielartig erhöht und von zwei 
flachen Furchen eingefalst, welche schwach von einander divergiren 
(so dafs der Kiel nach hinten zu flacher und breiter wird), in der 
Nähe der Endspitze die Seite erreichen, jederseits nur noch als zwei 


*) Den Belemnites dilatatus Blainville z. B. zertrennte allein Raspail 
in 32 (!) verschieden benannte Arten, welche indefs alle durch d’Orbigny 
(Pal. fr. Terr. cret. p. 39.) wieder eingezogen wurden. Die Bemühungen 
v. Buch’s, Bronn’s, Quenstedt’s und einiger Anderen, die Errichtung neuer 
Arten zu beschränken, finden leider noch immer nur bei Wenigen Nach- 
ahmung. \ 

**) Diese Seite wurde bisher häufig als Bauchseite bezeichnet. 


266 WEICHTINERE. 


verliefte Linien sichtbar sind, und sich verlieren, ehe sie die Spitze 
erreichen. Alveole, Alveolit und Spalt sind lang. 

Diese Art ist leitend’ für das obere Kreidebirge , und findet sich 

häufig in der weilsen Kreide von Rügen, Dänemark (auf Moen), Eng- 
land (Brighton und Lewes in Sussex, Danes Dike in Yorkshire), Ir- 
land, Frankreich (an vielen Orten); überall in Kreide und Kreide- 
mergel von Polen, Schweden (Kjugestrand und Köpinge); im Kreidetuff 
bei Mastricht u. s. w. 
2) Belemniten mit einer mittleren Rinne auf der Bauch- 
seite, dem Sipho zunächst, welche gewöhnlich nur in die oberen 
Lagen der Scheide, bisweilen aber auch bis an die Alveöle ein- 
schneidet, und welche sich von der Basis an mehr oder weniger 
weit nach der Endspitze hinzieht. | 

a. Mit zwei Seitenfurchen, welche auf der jener Rinne ge- 
gemüber liegenden Seite (nach d’Orbigny Rückenseite) einen brei- 
ten, flachen Kiel abschneiden. | 

Aus der Aehnlichkeit im Verlaufe dieser Linien mit denen von 
B. mucronatus, liefs sich vermuthen, dafs die Rinnenseite die Rücken- 
seite, und die gegenüberliegende die Bauchseite wäre, in welchem 
Falle diese Abtheilung sich an die erste Gruppe anschlielsen würde. 
Weder aus d’Orbigny’s Abbildungen und Beschreibungen (Pal. fr. Terr. 
er. I.), noch aus meinem Exemplare von B. minimus läfst sich für 
die Lage des Siphos ein sicherer Schlufs ziehen. 

Die Arten kommen nur in der unteren Kreideformation bis . 
zu dem Plänerkalke herauf vor. 

B. minimus Lister. — Taf. XII. Fig. 17. u. 18.. (Var.: B. sub- 
fusiformis Raspail.) — B. Listerö Mant. Geol. of Suss. ib. 19. f. 17. 18. 
23. — B. min. Sow. M. C. tb. 589. f. 1—T. — B. lanceolatus Sow. 
M. C. tb. 600. f. 8. 9; B. attennatus Sow. M. C. ib. 589. f. 8—10. 
(Var.) — Br. Leth. tb. 33. f. 13. — ? B. subquadratus Römer, Kreide, 
p. 83; Ool. tb. 16. f. 6. — Gein. Charakt. tb. 17. f. 30 — 34. — Ack- 
nocamaz fusiformis und Act. Milleri Voltz (n. d’Orb.). — d’Orb. Pal. 
fr. Terr. er. I. ıb. 4. f. 9—16; tb. 5. f. 3—9. (Var.) — Phillips, 
Geol. of Yorkshire, 1835, tb. 1. f. 18. (Var.) 

Die äulserlich rauhe, verlängerte Scheide ist allermeist etwas 
spindelförmig und läuft hinten in eine (nach Sowerby, tb. 589. f. 9. 
und nach d’Orbigny a. a. O. tb. 5. f. 6—9, bisweilen sehr ver- 
längerte, oder auch, nach Phillips a. a. O. und d’Orb. tb. 5. f. 3. 4, 
sehr kurze und stumpfe) Spitze aus; an dieser erkennt man bisweilen 
eine kurze, undeutliche Furche. Mittlere Furche gewöhnlich kurz. 
Die seitlichen Furchen (in den Abbildungen nicht sichtbar) werden 


KOPFFÜSSER. 267 


aus zwei Doppellinien, sowohl vertieflen als erhabenen daneben ge- 
bildet, zwischen welchen letzteren sich nach vorn hin eine dritte er- 
habene Linie einzulegen pflegt. Je nach der Form der Scheide sieht man 
diese Doppellinien nach hinten zu mehr oder weniger aus einander 
laufen; übrigens sind sie oft kaum zu bemerken. 

In der Nähe der Basis ist der Querdurchschnitt rundlich drei- 
eckig, wobei die Furchenseite die Basis des Dreieckes, die von den 
Seitenfurchen eingefalste die gegenüberliegende Ecke vertritt; nach 
hinten zu wird der Durchschnitt mehr kreis- oder eirund. 

Der.-Alveolit ist kurz. Ein Exemplar mit dem spitzen Ende war 
etwa’ 4 lang und vorn 2 breit, und enthielt gegen 15 Kammern. 

Wo die Alveole beginnt, hat die Basis dieser Belemnitenscheide 
grofse Neigung, sich von dem übrigen Theile eigenthümlich abzulösen, 
was zur Errichtung des Actinocamaz Veranlassung gab. Das vordere 
Ende (Taf. XI. Fig. 17. a. 18. a.) erhebt sich dann zu einem Schei- 
tel, in dessen Mitte sich eine runde Vertiefung einsenkt. Aus dieser 
läuft eine tiefe Rinne bis in die früher erwähnte mittlere Rinne herab, 
während nach der entgegengeselzten Seite sich eine breite Falte herab- 
zieht, und noch mehrere schmälere Falten und Rinnen nach den seit- 
lichen Theilen verlaufen; die ganze Oberfläche ist concentrisch liniirt. 

B. minimus ist nicht immer so klein als der Name erwarten 
läfst, sondern wird bisweilen sogar gegen 5” lang. 

Vorkommen: Im Neocomien des südlichen Frankreichs, und Falls 
B. subquadratus hierher gehört, im Hilsthone und Hilsconglomerate Nord- 
deutschlands (des Elligser Brigs, des Hilses, bei Bradenbeck und 
Schandelahe); selten im unteren Quader Sachsens; häufig im Galt Eng- 
lands, und im unteren und mittleren 'Pläner Sachsens (Plauen bei 
Dresden, Oberau), bei Langelsheim, Sarstedt und Rethen, selten im 
Plänerkalke von Strehlen bei Dresden und Hundorf in Böhmen. 

b. Theils ohne Seitenfurchen, theils mit zwei Seitenfurchen, 
welche dann der Bauchseite genähert sind oder wenigstens nicht 
‘oberhalb der Mitte der Seitenfläche liegen. 

Sie kommen im mittleren und oberen Jura vor. 

B. canaliculatus v. Schloth. — Taf. XII. Fig. 13. 14. (B. 
semihastatus de Blainy.). — Ziet. Verst. Würt. tb. 21. f. 1. 3. — Br. 
Leth. p. 416. tb. 21. f. 19. — v. Buch, Jura,' p. 62. — Quenst. Flötzg. 
Würt. p. 368. — d’Orb. Pal. fr. Terr. jur. I. p. 108. tb. 13. f. 1—5. 
Nach v. Buch und Bronn gehört auch B. semihastatus de Blainv., nach 
Quenstedt noch B. Aldorfiensis, apiconus, acutus u. A. zu ihm. 

Scheide pfahlförmig oder verlängert spindelförmig (B. semihasta- 
tus de Blainv.), mit einer. schmalen, ziemlich scharfrandigen Rinne 


S 


268 WEICHTHIERE. 


versehen, welche nach hinten zu schwächer wird und sich in der 
Nähe der Spitze oder an der Spitze gänzlich verliert. Von dieser 
Furche schneidet ein feiner Spalt bis an den Sipho ein. Fiwas un- 
terhalb der Mitte der Seiten erkennt man die schwachen Längsfurchen. 
Querdurchschnitt an und in der Nähe der Basis fast kreisrund, und 
nach hinten zu immer mehr querelliptisch. 

Er fehlt nie in den oberen Schichten (Oxford-Thon) des mitt- 
leren Jura Deutschlands (Thurnau, Rabenstein, Würgau, Bärendorf in 
Franken; Wasseralfingen, Deltingen, Neuffen am Stuifenberge in Wür- 
temberg; bei Goslar in Hannover), der Schweiz (im Porrentruy an 
Mont-terrible, im Aargau, im Kanton Basel) und Frankreichs (Port- 
en-Bassin in Calvados). 

B. hastatus de Blainv. — Taf. XI. Fig. 12. (n. Bronn). — 
B. wunicanaliculatus Ziet. Verst. Würt. tb. 24. f. 8 — B. semisulcatus 
Münst. a& a O. p. 6. tb. 1.'— Br. Leth. 'p. 415. %.721.'7. 45. = 
v. Buch,. Jura, p 72. — Quenst. Flötzg. p. 446. — dWOrb. Pal. fr. 
Terr. jur. I. p. 121. tb. 18. 19. — B. semihastatus de Blainv. z. Th. 


Scheide verlängert spindelförmig, ganz ähnlich dem B. canak- 
culatus, nur schwellt der bauchige Theil der Spindel, nach Quenstedt, 
viel dicker an, denn er kann durch die Furche nicht in gleichem 
Grade deprimirt werden, weil diese nur in der Alveolen- (Basal-) 
Gegend einer schmalen, scharfkantigen, tiefen Rinne gleicht, über die 
Mitte hinaus sich aber verflacht und kaum .noch verfolgt werden kann. 
Wie bei der vorigen Art, dringt auch hier von der Furche ein glat- 
ter Spalt bis zur Alveole hinab. Eine schwache Seitenfurche in der 
Mitte jeder Seite ist auch an dieser Art zu bemerken. 

Im oberen Jura (Coralrag und den lithographischen Schiefern) 
von Würtemberg und Franken (Thurnau , Würgau, Muggendorf, Streit- 
berg, Amberg, Pappenheim), Hannover, Hohnsein in der sächsischen 
Schweiz und in Frankreich. | 


3) Belemniten ohne Basalrinne und ohne Seitenfurchen, 
aber mit kurzen Rinnen von der Spitze aus. 

Sie finden sich nur im unteren und mittleren Jura. Zu ihnen 
gehört der grölste aller Belemniten, 


B. giganteus v. Schloth. — Taf. XI. Fig. 21. a. b. c. d. e. 
(Nach Zieten, Verst. Würt. tb. 19. 5.) — B. Aalensis Voltz, Br. Leth. 
p. 407. tb. 21. f. 14 — v. Buch, Jura, p. 59. — Quenst. Flötzg. 
p. 329. — d’Orb. Pal. fr. Terr, jur. p. 112. tb. 14. 15. — Nach Quen- 
stedt und d’Orbigny gehören hierzu: B. ellipticus Miller, B. quwenque- 
suleatus, B. gladius und B. gigas de Blainv., B. compressus Sow., B. 


KOPFFÜSSER. 269 


longus Voltz, B. quinquesulcatus Ziet., B. grandis Schübler, B. böpar- 
titus und B. bicanaliculatus Hartmann. 


Die Scheide wird bis 2° lang und an der Basis bis 3” breit. 
Ihre Dicke bleibt entweder in der oberen Hälfte der Länge ziemlich 
gleich, oder nimmt nach vorn hin zu (B. grandis Schüb. b. Ziet.). 
Die andere Hälfte verjüngt sich ganz allmählig nach dem hinteren, 
unteren Ende, der Spitze. Im Durchschnitte ist sie elliptisch bis birn- 
förmig, an der Bauchseite enger als an der Rückenseite. Der Raum 
zwischen beiden ist abgeplaltet, mit einer Einbiegung nach innen, 
welche nach der Spitze zu immer merklicher wird; daher läuft zu 
beiden flacheren Seiten der meistens slark seitlich zusammengedrückten 
Spitze eine Furche (B. acuminatus Ziet. T. 20. 5.), oder es bilden 
sich noch mehrere kürzere Furchen, wie an dem abgebildeten Exem- 
plare. Hiernach und nach dem verschiedenen Alter erhält diese Art 
ein verschiedenes Ansehen, worauf de Blainville und v. Zieteu meh- 
rere ihrer neuen Arten gründeten. 

Im mittleren braunen Jura Würtembergs überall, zu Rabenstein 
in Franken, zu Bergen im Anspachischen, an der’ schlesisch -pol- 
nischen Gränze zu Weichrow, von wo mir Herr Berghaupimunn v. 
Charpentier Alveoliten dieser Art mittheilte, und in Frankreich. 


B. pazillosus v. Schloth. — Taf. XII. Fig. 16. (3). — Ziet. 
Verst. Würt. tb. 23. f. 1. nebst anderen, von Quenstedt hiermit ver- 
vereinigten, als B. laevigatus, B. carinatus, B. subaduncatus, und 
wahrscheinlich auch B. turgidus, B. apicicurvatus und B. quadrisulca- 
tus. — Br. Leth. p. 409. tb. 21. f. 16. — v. Buch, Jura, p. 33. — 
Quenst. Flötzg. p. 209. — B. Bruguierianus d’Orb. Pal. fr. Terr. jur. 
1 hr A A a a a 

Scheide pfahlförmig und bis 3° lang. An der Spitze liegen, 
symmetrisch zu den Seiten, zwei der Rückenseite etwas genäherte, 
deutliche Furchen (Dorsolateralfurchen). Zwischen beiden ist in der 
Mitte des Bauches und des Rückens bisweilen noch eine kleinere, wie 
die in Fig. 16. an der ‘Spitze auf der linken Seite in 3 der Breite 
angedeutete Furche die Mitte des Rückens bezeichnet. | 

Im unteren Liasschiefer (Belemnitenschiefer) von Würtemberg, 
Baden, Franken (Rabenstein), Frankreich (Lyon, Naney u. v. a. 0.) 
und von Lyme Regis in England. 


B. acuarius v. Schloth” — v. Buch, Jura, p. 34. — Quenst. 
Flötzg. p. 275..— B. gracikis Ziet. Verst. Würt. ib. 22. f£ 2. — d’Orb. 
Pal. fr. Terr. jur. p. 76. tb. 5. — Nach d’Orb. gehören hierher: B. 
tabularis Young, B. longissimus Mill., Pseudolebus striatus und Ps. lae- 


270 WEICHTHIERE. 


eis Bl., B. tabularıs Phill., B. lagenaeformis Hartm. b. Ziet, B. lon- 
giscatus Voltz, B. tenuis und B. semistriatus Münst. u. s. w. 

Scheide bis 1’ lang, sehr dünn, nadelförmig, mit zwei, an der 
Gränze des Rückens gegen die Seiten, von der Spitze nach vorn hin- 
laufenden Rinnen. 

Nicht selten im oberen Lias zu Boll, in den Marmorbrüchen von 
Berg, bei Altdorf, Mistelgau, Geisfeld bei Bayreuth, zu Banz und in 
Frankreich. 


B. Owenii Pratt, aus dem Oxfordthon von Christian Malford, 
die Art, an welcher Owen das Thier der Belemniten kennen lehrt, 
soll der vorigen Art sehr ähnlich sein. 


B. clavalus v. Schloth. — Taf. XII. Fig. 19. (Nach B. sub- 
clavatus Ziet. Verst. Würt. tb. 22. f. 5.) — Br. Leth. p. 414. tb. 21. 
f. 23. — Quenst. Flötzg. p. 182. — d’Orb. Pal. fr. Terr. jur. p. 103. 
dd. 11. f. 19— 3. 

Scheide bis 2” lang, verlängert keulenförmig, zuletzt ziemlich 
rasch in eine ungefurchte Spitze zulaufend, mit rundlichem Querschnitte. 


B. pistilliformis de Blainv. ist eine Varietät dieser Art mit 
stumpferem und kürzerem hinterem (unterem) Ende. 

Nach Quenstedt zu Millionen in den Steinmergeln des mittleren 
Lias von Würtemberg, mit Terebratula. numismalis zusammen; in den 
oberen Liasmergeln von Nancy u. a. O. Frankreichs und in England. 

B. digitalis Faure-Biquet. — Taf. XU. Fig. 15. (2.) — Ziet. - 
Verst. Würt. tb. 3. f. 6. (B: irregularis Schloth.) u. f. 9. — Br. 
Leth. p. 412. tb. 21. f. 17. — v. Buch, Jura, p. 42. — Quenst. Fl. 
p. 275. — B. irregularis Schloth., d’Orb. Pal. fr. Terr. jur. p. 74. 

Die 3° lange Scheide gleicht einem Finger oder einem breit- 
gedrückten Cylinder, der an dem hinteren Ende abgerundet ist. Hier 
ist er entweder mit einem kleinen, warzenförmigen Stachel oder mit 
einer Grube versehen, von welcher auf der Bauchseite eine Rinne 
ziemlich weit herauf geht. 

Im oberen Liasschiefer von Würtemberg, Franken (Altdorf, Bay- 
reuth und Banz) und Frankreich. 


Zu der dritten Gruppe der Belemniten gehören höchst wahr- 
scheinlich auch die als Lolögo Bollensis (Zieten, Verst. Würt. 
tb. 25. f. 4—7. — Buckl. Geol. tb. 28. f. 6. 7; tb. 29. f. 2.) 
bezeichneten Rückenschilder von Belemniten. Quenstedt beschreibt 
dieselben mit folgenden Worten: „Es sind dünne, parabolische 
Kalkknochen, im Anfangspunkte des Unterrandes etwas gespalten, 
aber beiderseits dieser Spaltung wohl gerundet und ganz. Oben, 


HOPFFÜSSER. 273 


wo ‚sich die Parabel öffnet, sind die Knochen immer zerrissen. 
Eine feine fadenförmige Linie, nach oben convex, halbirt die Pa- 
rabel, in der Mitte zwischen dieser Linie und den Schenkeln fin- 
den sich markirte hyperbolische Anwachsstreifen, deren -äufserer 
Schenkel sich plötzlich zurück nach unten biegt, und dem Aufsen- 
rande ein fein geliedertes Ansehen giebt. Besagte Structur findet 
sich immer in der oberen, braun gefärbten Schicht (denn was 
über dieser braunen Schicht liegt, ist nur ein höchst dünner, un- 
terbrochener weilser Anflug), die dickeren darunter liegenden Kalk- 
platten zeigen sie nicht. Unter diesem Schilde findet sich immer 
ein mit schwarzer Sepientinte erfüllter, birnförmiger Beutel, mit 
seiner schmalen, halsförmigen Mündung der Oeffnung der Parabel 
zugekehrt. Dieser Tintenbeutel ist rings von einer perlmutter- 
glänzenden Kalkschicht umgeben u. s. w. — L. Aalensis unter- 
scheidet sich von L. Bollensis nur dadurch, dafs sein beiliegen- 
der Tintenbeutel weniger stark von Tinte strotzt.‘“ (Quenstedt, 
Flötzgebirge Würtembergs, 1845. p. 252.) 

Diese Körper kommen im oberen Lias von Würtemberg mit 
Belemnites acuarius zusammen vor, von welcher Art sie vielleicht 
auch herrühren. 


Sehr ähnlich sind auch die im Lias von Lyme Regis ge- 
fundenen, welche von Buckland abgebildet worden sind. 


5. Fam. Spirulidae. 


Der einzige lebende Repräsentant dieser Familie ist die zier- 
liche Sperula Peronüi Lam., das sogenannte Posthörnchen, dessen 
Gehäuse einige in einer Ebene liegende und sich einander nicht 
berührende Windungen macht. Die nach aulsen concaven Kam- 
merscheidewände sind am Rande der Bauchseite durch einen Sipho 
durchbrochen. 


10. 6. Spirularostra d’Orb. 


In den tertiären Schichten der Umgegend von Turin ent- 
deckte Bellardi einen Körper (Spirularostra Bellardiana d’Orb. Pal. 
fr. Terr. jur. I. p. 35. — Pict. Pal. II. p. 316. ıb. 14. f. 95.), 
der die Spirula mit Sepien und Belemniten verbindet. Er besteht 
aus einer gekammerten Schaale, welche ähnlich der Spirula Pe- 
ronü, doch weniger eingerollt ist, und in seiner hinteren Hälfte 
von einer dicken Kalkmasse umgeben wird. Diese läuft nach 
unten und hinten in einen spitzen Schnabel aus und entspricht 
offenbar der Scheide der Belemniten. 


272 WEICHTHIERE. 


B. Tetrabranchiata Owen. Tentaculifera d’Orbigny. 


Cephalopoden mit vier Kiemen und ohne Saugwarzen an ihren 
zahlreichen, ceylindrischen und nicht sehr langen Fangarmen, wel- 
che um den Mund- herumstehen. Der Köpf ist weniger deutlich 
vom Körper getrennt als bei den Thieren der Dibranchiaten. Die 
Schaale ist mehr oder weniger äufserlich und in Kammern ge- 
theilt. Alle Kammern stehen durch einen Sipho mit dem Thiere, 
welches jedesmal nur die letzte, äufserste Kammer bewohut, in 
Verbindung. Ein Tintenbeutel fehlt. In der jetzigen Schöpfung 
wird diese Gattung nur durch den Nautilus Pompilius L., das 
Schiffsboot, vertreten. 


41. Fam. MNautilidae. Nautileen Quenstedt *). 


„Die geradlinig gestreckte oder in einer Ebene (Krümmungs- 
ebene) beliebig gekrümmte ””) Röhre ist durch querliegende, au- 
[sen concave Scheidewände in Kammern getheilt. Die Scheide- 
wände, deren Ränder einfach oder auf- und niedergebogen ***) 
sind, werden in irgend einem Punkte ihrer mit der Krümmungs- 
ebene gebildeten Schnittlinie (Ventrodorsallinie) durchbrochen. Die 
_Durchbruchsöffnung drängt die Scheidewand dutenförmig nach hin- 
ten. Der Sipho, aus einer gegliederten Haut bestehend, geht 
durch sämmtliche Duten (Trichter) hindurch, und befestigt sich 
an der Spitze der Schaale. 

Die Schaale besteht aus einer äufseren, matten, kalkigen, 
und einer inneren perlmutterglänzenden Schicht.‘ (Quenst.) 


+ 1. G. Orthoceratites (Orthoceras) Breyn. Geradhorn. 
(00905, gerad; x2oaug, Horn.) 


Schaale geradlinig, nach vorn ganz allmählig an Stärke zu- 
nehmend. Die Kammern sind niedrig, nur die letzte, in welcher 
das Thier gerade lebte, ist unverhältnilsmälsig verlängert. Der 
Si;pho wankt von der Mitte nach dem Rande (Bauchseite oder 
Rücken) hin. Der Theil der Schaale, auf welchem äulsere Quer- 


*) De notis Nautilearum primariis. Berolini, 1836. — L. Br. J. 1840. 
p- 253. 

**) Moseley in Cambridge und Naumann in Leipzig fanden, dals die 
eingerollten Conchylien logarithmischen Spiralen folgen. (L. Br. J. 1841. p. 
394; Poggend. Annalen f. Phys. u. Chemie. 1845. Bd. 64. p. 538.) 

+++) Die abwärtsgehenden Biegungen der Ränder heifsen Loben, die 
zwischen diesen befindlichen aufwärtsgehenden Sattel.' 


KOPFFÜSSER. 273 


streifen 'hinterwärts gebogen sind und einen Sinus bewirken, is» 
nach Quenstedt die Rückenseite. 


Auf Taf. X. Fig. 4. ist in $ nat. Gr. ein eigenthümlicher 
- Körper abgebildet, welcher, wie es scheint, noch Ueberreste der 
weichen Theile des Orthoceratitenthieres enthält. Er wurde im 
Grauwackenschiefer von Bögendorf bei Schweidnitz in Schlesien 
durch Herrn Apotheker Beinert in Charlottenbrunn aufgefunden, 
dessen bekannter Güte ich diesen Körper auch verdanke. Wäre 
diefs Exemplar wirklich ein Orthoceratit, so würde der wulst- 
förmige Körper auf der rechten Seite den Sipho bezeichnen. Die- 
ser zeigt auf der ganzen Oberfläche unregelmälsige Längsfurchen, 
und ist nur einem Strange von feinen neben einander liegen- 
den 'Fäden vergleichbar. Auf ihm, so 'wie auf dem links von 
ihm befindlichen vertieften Theile (der inneren Scheidewand viel- 
leicht), so wie auf der rechten Seite, deuten feine, mehr oder 
weniger regelmälsig von einander entfernte Querlinien noch die 
frühere Lage der Kammerscheidewände an. Das obere Ende scheint 
 häutige Masse gewesen zu sein, welche noch jetzt. in inniger Ver- 
bindung mit dem als Sipho angesprochenen Körper und dessen 
Nebenpartieen steht, und welche in mehrere kurze, oben gerun- 
dete Arme ausläuft, von denen der eine (in der linken oberen 
Ecke bei a.) noch wohl erhalten ist. Möglich wäre es sogar, 
dafs die bei 5. sichtbare schmälere Wulst einen längeren Ruder- 
arm anzeige. 


Die Orthoceratiten begannen in den ältesten Grauwacken- 
schichten, waren die steten Begleiter der Trilobiten und beschlos- 
sen ihre Existenz auf unserem Erdballe noch vor der Bildung der 
Steinkohle. 

Quenstedt unterscheidet von ihnen folgende Gruppen: 


A. Vaginati. Ein grolser randlicher Sipho, welcher oft 
mehr als die Hälfte des Durchmessers einer Scheidewand einnimmt, 
schliefst, wie eine Scheide (vagina), einen kleineren Sipho ein. 
Die Enden der einzelnen Trichter sind an den Steinkernen durch 
elliptische Linien scharf markirt. 

Hauptleitmuscheln in den ältesten nordischen Grauwackenkal- 
ken beider Hemisphären. : 


0. duplez sive O. giganteus Wahl. (0. spiralis Pander.) — 
Quenst. a..a.. 0. p. 262. — Hisinger, Leth. Suec. p. 28. tb. 9. f. 1. 
Schaale glatt, ohne deutliche Querstreifen, aber mit einer. zahllosen 
Menge von vertieften Punkten: ‚übersäet. Der Abstand ‚der einzelnen 


Geinitz, Versteinerungskunde. 18 


274 WEICHTEHIERE. 


‘:Scheidewände ist, nach Quenstedt, sehr veränderlich, und das Gesetz 
der Zunahme schwankt zwischen 25 und &. 

Das oben beschriebene schlesische Exemplar ist dieser Art am 
ähnlichsten. 

O0. vaginatus v. Schloth. — Taf. X. Fig. 5. Kammer von oben. 
3. Nach Br. Leth. p. 100. tb. 1. £. 9. — O0. wundulatus Pand. — 0. 
eancellatus Eichwald, die Urwelt Rufslands. Hft. 2. 1842. p. 67. tb. 3. 
f. 9. 10. — Quenst. p. 263. 

Schaale wellenförmig gebogen, so dafs selbst die Steinkerne 
noch geringelt erscheinen, und deutlich quergestreift. 

0. irochlearis His. (Leth. Suec. p. 38. tb. 9. f. 7.), mit klei- 
nerem Söpho, scheint nur eine Varietät dieser Art zu sein. 

O0. duplex und O. vaginatus finden sich stets zusammen in den 
Kalken von Esthland, Livland, Lithauen, Ingermannland, Skandinavien 
und. Nordamerika. 

B. Cochleati. Der Sipho, oder vielmehr die Ausfüllung der 
Trichter, welcher ohngefähr die Mitte der Scheidewände einnimmt, 
schwillt so an, dafs er einer Reihe von über einander liegenden, 
niedergedrückten Kugeln gleicht, und mit einem Schneckengehäuse 
(cochlea) verglichen wurde. Derselbe ‚findet sich gewöhnlich allein, 
woraus auf die grofse Zerbrechlichkeit der Schaale und der Scheide- 
wände geschlossen werden darf. Bigsby schrieb solche Körper 
Korallen zu, und belegte sie mit dem Namen Huronia. Auch 
Bronn’s Actinoceras ist auf verwitterte Steinkerne solcher Or- 
thoceratiten gegründet. 

Sie gehören den oberen silurischen Schichten an. 

O0. cochleatus v. Schloth. — O0. crassiventris Wahl., His. Leth. 
Suec. p. 30. tb. 10. f. 3. — Quenst. p. 264. 

Die Einschneidungen des Sipho sind so eng, dafs der Vergleich 
mit einer Schnecke ganz passend ist. Seine einzelnen Glieder sind 
sehr breitgedrückt. 

Diese Art kommt auf Gothland, in Livland bei Pernau, und im 
Huronensee mit vielen schr ähnlichen Formen vor. 

Actinoceras, Strahlenhorn, Bronn (Leth. p. 98. tb. 1. f. 8.) 
umfalst verwitterte Steinkerne von Orthoceratiten aus dieser oder 
der folgenden Gruppe, welche am Huronensee so häufig sind. Ca- 
stelnau beschreibt in seinem Essai sur le systeme silurien de Ü’_Ame- 
rique septentrionale, Paris, 1843, viele dem 

O. (Actin.) Richardsoni Stockes (Taf. X. Fig..3. in 3 nat. 
Gr., nach Cast. a. a. ©. tb. 8. f. 2.) sehr ähnliche Formen theils als 
Huronien, theils als Arten von ‚Actinoceras. 


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KOPFFÜSSER. 275 


Diese verbinden die zweite und dritte Grnas von Quen- 
‚ stedi, die 


C. Gigantei, deren einzelne Trichter, nach Quenstedt, 
oben stärker aufgebläht als bei den Vaginaten, und weniger als 
bei den Cochleaten, verhältnifsmälsig sehr lang sind und sich 
unten nur mälsig verengen. 


D. Regulares. Hier, so wie auch bei allen folgenden 
Familien wird der Sipho viel kleiner als bei den vorhergehenden, 
tritt höchst selten hart an den Rand, sondern nähert sich immer 
der Mitte. Hier sind ‚die Duten der Scheidewände cylindrisch. 
Die äulserste Schaalenschicht ist gewöhnlich quer gestreift, selten 
aber noch vorhanden. 

Sie gehen von den ältesten Grauwackenschichten bis in die 
Steinkohlenformation empor. 


a. Mit fernsiehenden Scheidewänden. Der Sipho liegt gern 
nach der Mitte hin. 


O. regularis v. Schloth. — Taf. X. Fig. 6. Nach Br. Leth. 
p- 100. tb. 1. f. 10. — O. cinctus Sow. M. C. tb. 5858. f. 3. — His. 
Leth. Suec. p. 29. tb. 9. f. 3. — Quenst. p. 267. ’ 

Der Sipho Fuel) in Br Mitte der fast kreisrunden Röhre. Zu- 
nahme der Kammern 7% bis 22. Nicht selten läuft auf dem Rücken (?) 
eine scharf markirte Linie herab, die, nach Quenstedi, durch einen 
Muskeleindruck des Mantels entstanden ist. Die äufsere Schaale ist 
fein punktirt. 

O. giganteus Sow. (M. C. tb. 246.) ist, nach Quenstedt, nur 
eine grolse Varietät dieser Art, mit ovaler Oeffnung. 

O. gracilis. Blumenbach, verkiest im silurischen Grauwacken- 
schiefer von Dillenburg, mit centralem Sipho und einer Zunahme von 
30, ist wenig von O0. regularis verschieden. 


Archiac und Verneuil bezeichnen als Fundorte für O. regularis: 
‚die silurische Grauwacke 'von Prag, Wifsenbach, Oeland, Petersburg, 
Reval, West-Gothland, und die devonische von der Eifel und Elbers- 
reuth; für O. göganteus: die devonische G. von Elbersreuth ? und Ge- 
rolstein in der Eifel, den Kohlenkalk von Yorkshire, Closeburn und 
Schottland; für O. cinctus: die silurische G. von Reval und Schweden, 
die devonische von Petherwin, Newton, Schübelhammer, und den Koh- 
lenkalk von Lancashire, Yorkshire, Vise und Tournay. 

b. Mit nahestehenden Scheidewänden. Der Sipho liegt zwi- 
schen der Mitte und dem Rande, und schwilit nicht selten kugel- 
förmig an. 

18* 


276 WEICHTHIERE. R 


O0. fragilis v. Schloth., Quenst. p. 269. 

Schaale fein gestreift; Sipho fast in der Mitte; Zunahme #. 

O0. acuarius Münst. (Beitr. Hft. 3. .p. 95. tb. 17. £. 5.), von, 
fast eylinderförmiger Gestalt, mit centralem Sipho und glatter Schaale, 
schliefst sich hier an. 

In devonischer Grauwacke von Elbersreuth und Gattendorf. 


E. Undulati. Auf der Schaale treten wellige Erhebungen 
und Vertiefungen scharf hervor, welche, so wie die ihnen parallel 
laufenden feinen Streifen auf dem Rücken, ausgezeichnete Busen 
bilden, deren Convexität nach der Spitze (hinten) gerichtet ist. 
Der Sipho liegt zwischen der Mitte und der Bauchseite. 

O. undulatus v. Schloth., Quenst. p. 271. 

Die Wellen, die .selbst auf den Steinkernen noch hervortreten, 
steigen von der Bauchseite aus auf den Seiten stark empor, um auf 
dem Rücken den tiefen Busen zu bilden. Zunahme +5. 

In den alten nordischen Grauwackenkalken, die sich über die 
Mark Brandenburg verbreitet haben. 

F. Annulati. Die Schaale und Steinkerne erheben sich 
zu scharfen Ringen, welche sammt ihrer Streifung in einer Ebene 
liegen und nie einen Busen bilden. Sipho klein und meist in 
der Mitte. 

O. annulatus Sow. M. C. p. 183. tb. 133. — His. Leth. Suec. 
p. 29. tb. 9.. f. 8. — Quenst. p. 271. 

Ringe wenig scharf; in dem Raume dazwischen liegen wenige 
feine Streifen. 

Im Kohlenkalke von Cörebrdökaae in Shropshire, und in Gothland. 

O. nodulosus v. Schloth. — Quenst. p. 271. 

Die dichter stehenden Ringe tragen auf jeder Kante 12 — 16 ge- 
rundete Knoten. 

In devonischen Eifelschichten. 
| O. undulatus His. Leth. Suec. p. 28. tb. 10. f. 2. — Quenst. 

p- 272. 

Durch entfernte Querringe mit zahlreichen zwischen denselben 
liegenden Streifen und regelmälsige Längsfurchen, bildet diese Art 
einen VUebergang zu der folgenden Gruppe. 

In Gothland bei Djupviken und bei Capellhamn. 

Nach Quenstedt zeigen die Annulaten eine grofse Neigung, ihre 
geradlinige Richtung zu verlassen und Lituiten zu werden. 

G. Lineati. Schaale mit scharf hervortretenden Längsstrei- 
fen und nur untergeordneten Querstreifen. Junge Exemplare, auf 


KOPFFÜSSER. 27 


welchen die ersteren weniger ausgeprägt sind, können leicht mit 
.‚Regularen verwechselt werden. 

O. lineatus His. Leth.. Suec. p. 29. tb. 9. f. 6. — O. striatus 
Marklin. — Quenst. p. 272. 

Längsstreifen dünn und scharf. Sipho in der Mitte. Zunahme #. 

Im alten Grauwackenkalke von Mösseberg in Westgothland. 

0. angulatus Wahlb., His. Leth. Suec. p. 28. tb. 10. f. 1. 

Schaale längsgerippt, mit 20—30 Rippen; Sipho deutlich. Die 
Stärke der Schaale nimmt viel bedeutender zu als bei anderen Or- 
thoceratiten, so dafs diese Art, welche aufserdem sich oben schwach 
krümmt, einen Uebergang zu Cyrioceras: bildet. 


H. Inflati. Die Stärke der letzten Kammer nimmt gegen 
die der übrigen Schaale beträchtlich zu, verringert sich öfters auch 
wieder, so dafs sie dann birn- oder spindelförmig (Gomphoce- 
ras Murch.) wird. Diefs ist der Fall bei 

0. fusiformis Sow. (M. C. tb. 588. f- 2. — 0. pyriformis 
Phill.), aus dem Kohlenkalke von Irland und von Preston in Lancashire. 

0. subfusiformis und O. subpyriformis Münst. (Beitr. Hfk. 
3. p. 103. tb. 20. f. 7. 6. u. 10.) kommen, nach Arch. und Vern., 
im devonischen Grauwackenkalke von Schübelhammer, Pfaffrath, der 
Eifel, Oberscheld und Pskof vor. 


t 2 G. Litwites Breyn. Schnörkelhorn. 


Die gekammerte Schaale ist in einer Ebene bald mehr, bald 
weniger spiral gewunden und setzt dann gewöhnlich noch eine 
Strecke geradlinig fort (Taf. X. Fig. 7.). Im letzteren Falle erhält 
sie das Ansehen eines Krummstabes (lituus). Die Windungen_ be- 
rühren sich entweder gar nicht, oder es drückt sich wenigstens 
niemals der Rücken der vorhergehenden Windung in die Bauch- 
seite der folgenden ein. 

Die Lituiten begleiteten die Orthoceratiten und starben mit 
ihnen auch aus. 


A. Cyrtoceras (Cyrtocera) Goldf., Phragmacoceras Bro- 
‚derip und Murchison z. Th. Bogenhorn. (zvorög, krumm; x&gag.) 
Der Bogen überschreitet kaum einen Halbkreis; der Sipho ist der 
convexen Rückenseite genähert. | 

L. (C.) depressus Goldf. — Br. Leth. ‚p. 101. ib. 1. £ 5. — 
Römer, Harzgebirge p. 35. ib. 10. f. 2. — Quenst. p. 277. 

Schaale niedergedrückt; Kammern niedrig; Zunahme 2. 

In devonischer Grauwacke der Eifel und von Pfaffrath. 


\ 


278 | WEICHTHIERE. 


B. Flexwosi. Die Schaale nähert sich mehr der Form 
eines Hakens oder Hufeisens, und der Sipho ist stets der Bauch- 
seite genähert. Arten silurisch. 


L. flexzwosus v. Schloth. — Quenst. p. 278. 

In der Eifel. 

Diejenigen Phragmacoceraten, in welchen der Sipho der Bauch- 
seite genähert ist, schliefsen sich, nach Quenstedt, hier an. 


C. Spirulites (Spirula Aut.). Die Schaale ist, wie bei 
der lebenden Spirula, in von einander enifernt liegende Umgänge 
gewunden, die jedoch bisweilen auch hart an einander treffen, 
und bildet nach vorn hin einen sanft gekrümmten Stab, dessen 
schwach concave Seite der Spira, zugekehrt ist. Allermeist ziehen 
sich auf dem Rücken die Querstreifen in einen Busen herab. Bei 
den eigentlichen Spiruliten Q. wird die Kammerscheidewand hart 
an der Rückenseite durchbrochen, bei den Falcaten Q. liegt 
er zwischen dem Rücken und der Mitte, und bei den Perfecten 
O0. oder den wahren Lituiten-Stäben neigt sich derselbe ein wenig 
der Bauchseite zu. 


L. (5.) nodosus Gold. — Br. Leth. p. 102. tb. 1. f. 4 — 
L. lituus His. Leth. Suec. p. 27. tb. 8. f. 5. 

Die quer-geringelte und gestreifte Schaale macht 1—3 Umgänge 
und setzt dann gerade fort. Sipho rundlich. 

In silurischer Grauwacke von Dalecarlien und Oeland; in de- 
‘vonischer von Plymouth und Newton. 

'L. falcatus v. Schloth. — Quenst. p. 280. 

Mundöffnung ein wenig zusammengedrückt. Querstreifen bilden 
auf dem Rücken der Schaale einen starken Busen nach hinten. Re- 
präsentant der Falcaten. 

* Im ältesten Grauwackenkalke Livlands. 

L. lituus Montf. — Taf. X. Fig. 7. Nach Bronn, Leth. tb. 1. 
OB. 1a (Ey; ’ : 

Dieser wahre Lituit kommt in den tiefsten silurischen Schichten 
von Schweden und Rufsland vor. 


D. Imperfecti. Das letzte Ende entfernt sich nur wenig 
von der grofsen Spira mit hart an einander liegenden Umgängen. 
Die äufsere Schaale ist gewöhnlich glatt, und auf der‘ inneren 
Seite derselben sind mehrere Furchen, die einen nach hinten ge- 
öffneten Sinus bilden. ? 


L. imperfectus Wahl. — L. convolvans His. Leth. Suec. p. 27. 
tb. 8. f. 6. 


KOPFFÜSSER. 279 


‘Schaale scheibenförmig, mit stielrunden, fein quergestreiften Um- 
gängen, und: einem dem Rücken genäherten Sipho. 
Im alten Grauwackenkalke von Schweden und Livland. 


3. G. Nautilus Aristot. Schiffsboot. (vovriAog, Schiffer.) 


Die Umgänge liegen so hart an einander, 'dals die Rücken- 
seite der früheren Windungen in der Bauchseite der späteren we- 
nigstens einen Eindruck bewirkt, dafs aber in den meisten Fällen 
der frühere Umgang von dem späteren, wenn nicht ganz, so doch 
zum gröfsten Theil eingehüllt wird. 

Es ist diese Gattung in allen Formationen, und durch N. 
Pompilius L. auch in den jetzigen Meeren vertreten, Allein der 
Nautilus der älteren Gebirge, wo Goniatiten vorkommen, hat, nach 
v. Buch, allermeist eine viel geringere Zunahme und ist weniger 
involut (d. h. die frühere Windung wird viel weniger von der 
späteren umhüllt), als der in jüngeren Formationen. 


A. Imperfecti. Die Schaale ist nur wenig involubel und 
nimmt sehr langsam an Dicke zu, wodurch sie den imperfecten 
Lituiten, mit welchen sie auch gleiches Alter haben, sehr ähnlich 
werden. Der Sipho liegt nahe der Mitte ihrer Scheidewände, de- 
ren Ränder noch einfach sind. 


L. imperfectwus Quenst. (p. 283.), und eine grofse Reihe von: 
Arten aus älteren englischen Formationen, als: N. pentagonus Sow. 
(M. C. tb. 249. f. 1.), N. cariniferus Sow. (M. C. ib. 482. f. 3. 
4.), N. triangulatus Sow. (M. C. tb. 458. f. 2.), N. multi- 
carinatus Sow. (M. C. tb. 482. f. 1. 2.) im Bergkalke, und N. 
globatus Sow. (M. C. tb. 481.) im Kohlengebirge, gehören hierher. 


B. Moniliferi. Zwischen den Scheidewänden der Schaale 
finden sich kugelförmig angeschwollene Duten des Sipho, die einer 
: Perlenschnur. gleichen. Die Ränder der Scheidewände bilden an 
den Seiten einen. flachen und weiten abwärtssteigenden Bogen (S- 
nus). Nur im Muschelkalke. 


N. bidorsatus v. Schloth. Nachtr. tb. 21. f. 2. — Ziet. Verst. 
Würt. tb. 18. f£ 1. — Hiernach Taf. X. Fig. 8 (3). — Br. Leth. 
tb. 11. £. 21. 

Sein Rücken ist breit und flach, oder durch eine flache Furche 
zweitheilig. Die Seiten fallen steil ab, welshalb auch seine Mündung 
trapezoidal ist. Nicht selten 1’ grofs. 

Leitmuschel für die oberen Schichten des Muschelkalkes, mit 
Ammonites nodosus zusammen, bei Jena, Ballenstedt, Rüdersdorf bei 


280 ° _  WEICHTHIERE. 


Berlin; Göttingen, Bayreuth, am Schwarzwalde, bei Luneville in Frank- 
reich u. a. a. 0. | 

Von diesem Nautilus mag wenigstens der eine jener Cepha- 
lopoden-Kiefern herrühren, die mit ihm und mit Ammonites no- 
dosus im Muschelkalke zusammen vorkommen, einem Vogelschnabel 
(8%y%05) nicht unähnlich sind, und defshalb von Blainville + Rhyn- 
cholyihus und tConchorhynchus genannt worden sind. 

Rh. hirundo Faure-Biquei. — Taf. XI. Fig. 7. a. b. ec. — 
Br. Leth. p. 181. tb. 11. f£ 17. — Münst. Beitr. Hft. 1. (2. Aufl.) p. 
an, DD. %. 0 ur 

Dieser Kiefer ist unten (c.) flach und hinten gekerbt, oberhalb 
zu einer Spilze gewölbt, und im verticalen Längsschnitte symmetrisch. 
Der vordere breitere Theil ist von dem hinteren ‘schmäleren durch 
eine tiefe Bucht getrennt. 

Im Muschelkalke von Bayreuth, Thüringen, Würtemberg und 
Frankreich. 

Rh. duplicatus Münst. (Beitr. Hft.. 1. p. 70. tb. 5. f..4. 5.) 
verbindet die eben beschriebene mit der folgenden Art. 

Im Muschelkalke von Laineck bei Bayreuth. 

Rh. (Conch.) avirostris v. Schloth. (Rh. Gaillardoti d’Orb. 
— C. ornatus de Blainv. — Br. Leth. p. 182. tb. 11. f. 16. — Münst. 
Beitr. Hft. 1. p. 69. ib. 5.2 3. | | 
' Kiefer symmetrisch, dreieckig, vorn spitz; der Kieferrand, oder 
der Rand des vorderen Theiles ist nach dem hinteren Theile faltig 
übergeschlagen. Die Rückenseite der oberen convexen Fläche ist feder- 
arlig gestreift. ; 

Mit vorigen beiden zusammen. 

D’Orbigny beschreibt in der Pal. fr. Terr. jur. I. p. 163. fos- 
sile Cephalopodenschnäbel aus dem Oxfordthone Frankreichs, und schreibt 
dieselben dem Nautilus giganteus d’Orb. zu. 

v. Hagenow entdeckte Ah. cretaceus in der Kreide von Rügen. 

C. Bisiphites. „Ein kleiner deutlicher Bauchlobus, oft 
tief herabgehend, während die Seitenloben sich kaum herabsenken, 
iritt auf Steinkernen oft so deutlich hervor, dafs ihn Montfort für 
einen zweiten Sipho änsah und aus Exemplaren der Art sein Ge- 
schlecht Bisiphites machte. Die Schaale erhält durch Läugs- und 
Querstreifen ein netzförmiges Ansehen.‘ (Quenst.) Sie sind, nach 
v. Buch, vorzugsweise dem unteren und mittleren Jura eigen. 

N. aratus v. Schloth. — N. giöganteus Schübl. b. Ziet. Verst. 
Würt. tb. 17. L 1. 2: — w. Buch, Jura, p. 32. 7 Quenst. p» 286. u. 
Flötzg. p. 134. 


KOPFFÜSSER. | 281 


Er wird bis 13° grofs, nimmt besonders nach der Höhe hin an 
Gröfse schnell zu, und seine Windungen sind nicht ganz involut.. An 
den Seiten bilden die Scheidewände einen weiten Busen. Wegen’ der 
deutlichen Linien nannte ihn Sowerby: (M. C. ib. 182. — d’Orb. Pal. 
fr. 'Terr. jur. p. 148. tb. 25.) N. striatüs. | 

In den untersten Liaskalken von Würtemberg, Frankreich und 
England. 


D. Simplices. Die Ränder der Querscheidewände sind 
ohne hervortretende Loben; nur in der Jugend ist ein Bauchlobus 
vorhanden. Längsstreifen undeutlich; Querstreifen fein und haar- 
föürmig, auf den Seiten zuweilen in Bündel vereinigt. 

Vom mittlen Jura bis in die lebende Welt. 


N. simplexz Sow. M. C. tb. 122. — Römer, Kreide, p. 84. — 
Geinitz, Char. p. 66. 
Zusammengedrückt, glatt und eng genabelt. Mündung halbmond- 
förmig. Der Sipho ist dem Bauchrande eiwas genähert. 

Im Hilsconglomerat bei Osterwald, im Grünsande der Waterlappe, 
_ in England und im unteren Pläner von Plauen bei Dresden; sehr häufig 
im oberen Pläner von Sachsen (Strehlen bei Dresden), Böhmen (Te- 
plitz, Bilin), Schlesien (Oppeln), Sarstedt, Goslar und Quedlinburg. 


E. Undulati. Auf der Schaale und selbst auf den Stein- 
kernen sind scharf ausgeprägte, wellenartige Falten vorhanden, 
welche mit ihren parallelen feinen Streifen auf dem Rücken einen 
tiefen, nach hinten gebogenen Sinus bilden. 


N. elegans Sow. M. C. tb. 116. — Gein. Char. p. 42. u. 66. 
— Röm. Kr. p. 85. — d’Orb. Pal. fr. Terr. ceret. I. p. 87. tb. 19. 

Windungen sehr involut, mit hohen, schwach gewölbten Seiten 
‚und: ziemlich schmalem Rücken. Zahlreiche, meist dichotome Falten 
bedecken wenigstens die vorderen Kammern. Bis 3 grofs. 

In allen Schichten des Kreidegebirges bis zum Kreidemergel 
herauf. Steinkerne, welchen die Wellen fehlen, sind, ‘besonders im 
verdrückten Zustande, nicht von N. 'simplex zu unterscheiden. 

N. Bonell« Catullo, Observazioni geogn. z00l., Mem. della soc. 
geol. di Parigi, 1833; . Padova, 1840. 

Schaale fast kugelig,. sehr eng genabelt, an den Seiten schwach 
zusammengedrückt, und mit wellenförmig gekräuselten Rippen bedeckt. 

Häufig im Juradolomit von Venedig. 

N. Freieslebeni Gein. in L. Br. J. 1841. p. 637. tb. 9. A. 

Der Nautilus des Zechsteines, welcher mit, Corbula Schlotheimii 
zusammen bei Gera und Ilmenau vorkommt. | 


282 WEICHTHIERE. 


F. Aganites (Lobati Ag.). ‚Die Gränzen der Scheidewände 
bilden auf dem Rücken einen flachen, auf den Seiten einen tiefen 
Sinus (Lobus). Ein spitzer Bauchlobus scheint auch nie zu feh- 
len. Der Sipho nähert sich der Bauchseite. 

Vom mittleren Jura an in allen jüngeren Formationen.‘* (Quenst.) 

N. aganitecus Monif., Schloth., v. Buch, Jura, p. 71. — N. 
sinuatus Sow. M. C. tb. 194. — Quenst. p. 289. — d’Orb. Pal. fr. 
Terr. jur. p. 157. tb. 32. 

Mündung zusammengedrückt. Der Seitenlobus ist weit und. tief, 
mit geneigten Wänden, und liegt ziemlich genau in der Mitte der 
Seite. Der daneben gelegene Bauchsattel ist niedriger als der den- 
zweikantigen Rücken überschreitende Sattel. : 

Im oberen Jura von Muggendorf, Pappenheim, Wasseralfingen, 
Schönfeld bei Gräfenberg, Randen und, nach Sowerby, im unteren 
Oolithe von Yeovil. 

N. Danicus Schloth. (v. Buch, Jura, p. 71. — Quenst. p. 289.), 
aus den gelben Kreidekalken von Faxoe; 

N. Aturi Bast. (N. Ziczac Sow. M. C. tb. 1. f. 5. — v. Buch, 
Gon. u. Clym. in Schles. f. 6—8. — Quenst. p. 289.), aus tertiären 
Schichten vom Kressenberge bei Traunstein, von Dax, Paris, Marmora auf 
Malta, aus dem Londonthone von Highgate; 
| N. lingulatus v. Buch (Quenst. p. 290.), aus Tertiärschichten 
des Kressenberges, sind die anderen Mitglieder dieser interessanten 
Gruppe, welche durch die Bildung ihrer Loben und durch die Lage 
des Sipho den Uebergang der eigentlichen Nautk zu den Clymenien 
bildet. In N. aganiticus erreicht, nach v. Buch, der Sipho fast die 
Mitte, in N. Aturö liegt er der Bauchseite ziemlich nahe, und in den 
Clymenien liegt er unmittelbar an der inneren Wand dieser Seite. 


F. Clymenia Münst.”) Planulites Aut. Der Sipho liegt 
bei den Arten dieser Gruppe unmittelbar an der Bauchseite, wo 
er die trichterförmig sich verengende Kammerwand durchbohrt. 
Der Rand der letzteren bildet wellenförmige Einsenkungen oder 
einfache schiefwinkelige Seitenloben und abgerundete Seiten- und 
Rückensättel, welche sämmtlich ohne Zähne und Einschnitte sind. 
Da der Sipho häufig nicht sichtbar ist, so sind die Clymenien am 
sichersten durch ihren Rücken- (Dorsal-) Sattel von den mit ihnen 
leicht zu verwechselnden Goniatiten zu unterscheiden, welche letz- 


*) Ueber die Clymenien und Goniatiten im Uebergangskalke des Fich- 
telgebirges. Bayreuth, 1832, Zweite Auflage, auf welche sich die Citate 
beziehen, 1343. 


nen 


KOPFFÜSSER. 283 


teren auf der Mitte des Rückens stets einen Rücken- (Dorsal-) 
Lobus haben. (Münster.) 

Die zahlreichen Arten gehören der jüngeren devonischen 
Grauwacke an, und sie zerfallen, nach Münster, in zwei Haupt- 
abtheilungen. 


a. Ciymenien, deren Loben schwach gebogen und gerun- 
det sind. | | 

C. laevigata Münst. p. 5. tb. 1. f. 1. — v. Buch, Gon. u. 
Clym. in Schles. p. 13. — Taf. X. Fig. 10. (Loben und Sattel einer 
Kammerwand.) 

Schaale scheibenförmig, fast gar nicht involut, gewöhnlich ganz 
glatt. Der breite Dorsal- Sattel ist bogenförmig abgerundet, der Sei- 
tenlobus ist einfach gerundet. 1—-7” grofs. 

Im schwarzgrauen devonischen Kalksteine von Schübelhammer im 
Fichtelgebirge, und vielleicht bei Ebersdorf in der Grafschaft Glatz. 

C. compressa Münst. p. 6. tb. 1. f. 4. 

Windungen bis zu 5 involut, seitlich zusammengedrückt. Der 
Seitenlobus erhebt sich nach der Bauchseite hin viel weniger als bei 
der vorigen Art. 

Schübelhammer. 


b. Clymenien mit einfachen, spitzen Seitenloben und abge- 
rundeten Sätteln. | 

Diese theilt v. Buch in die aufsteigenden und die ge- 
wölbten. Bei den ersteren (Taf. X. Fig. 9. a.) geht der Rand 
der Kammer vom Rücken her plötzlich mit einer kleinen, senk- 
rechten Fläche herunter, der andere (Ventral-) Schenkel dieser 
Vertiefung steigt aber wieder ganz sanft in die Höhe, so dafs 
der Lobus ein V bildet. Dann steigt aber die Kammerwand im- 
mer noch höher bis zur Sutur (Naht, wodurch die beiden auf 
einander liegenden Windungen mit einander zusammenhängen) ge- 
wöhnlich über die Höhe des Rückens hervor. In der zweiten 
Abtheilung (Taf. X. Fig. 11.) zieht sich die Dorsal-Wand des 
kleinen Seiten-Lobus etwas gegen den Rücken, bildet dort eine 
rückkehrende Spitze und geht an der Ventralseite in einem Bogen 
wieder herauf. Eine dieser ähnliche Bildung ist bei den Aga- 
niten zu finden. (v. Buch.) 


a. Adscendentes, die Aufsteigenden. 


C. undulata Münst. — Taf. X. Fig. 9. (Steinkern) u 
(Rand der Kammerwand.) Nach Münster, th. 2. a. f. 6. a. u. 
— €. sublaevis und C. inaequistriata Münst. p. 8. tb. 2. f. 3 


284 WEICHTITERE. 


Scheibenförmig, mit 7—9 sehr schwach involuten und wenig zu- 
nehmenden Umgängen, bis über 3” grofs. Die Schaale ist fein ge- 
streift und die Streifen biegen sich, wie bei allen Clymenien, zuerst 
ein wenig nach vorn, dann auf dem Rücken rückwärts, welche Bieg- 
ung bei dieser Art unter einem scharfen Winkel erfolgt. Den Loben 
nach gehört sie, wie die folgende, zu den Aufsteigenden; bei einer 
Abreibung der. Seitenflächen werden die Loben denen der Ciym. lae- 
vigata sehr ähnlich. 

Schübelhammer und Ebersdorf. 

C. planorbiformis Münst. p. 7. tb. 2. f. 1. (©. kinearis Münst. 
p- 9. tb. 2. f. 5. — v. Buch, Gon. u. Clym. p. 13.) 

Unterscheidet sich von voriger durch noch geringere Stärkezu- 
nahme der Windungen. Mit ihr zusammen. 


ß. Incumbentes, die Gewölbten. 


C. striata Münst. p. 11. tb. 3. f. 3. — v. Buch, Gon. u. Clym. 


p. 13. — Taf. X. Fig. 11. (Loben und Sättel.) 
3 


13°‘ grofs, mit seitlich zusammengedrückten, ohngefähr 2 invo- _ 


luten Windungen. Der Rücken ist schmal. Schaale wellenförmig fein 
gestreift. 
Mit vorigen zusammen und bei Peiherwin. 


+2. Fam. Ammonitidae. Ammoneen v. Buch. 
Ammonshörner. 


Die Ammoneen sind vielkammerige Cephalopoden, deren Kam- 
merwände allermeist nach oben (aulsen) hin gewölbt sind, und 
deren Sipho längs des Rückens zwischen den Kammerwänden und 
der äufseren Schaale läuft. | 

Der Rand der Scheidewände ist auf- und niedergebogen, und so 
entstehen die (abwärtsgebogenen) Loben und die dazwischengelegenen 
(aufwärtssteigenden) Sättel, welche, bisweilen noch mit Nebenloben 
und Nebensätteln, um den Umfang der Schaale höchst regelmälsig um- 
hersiehen. L. v. Buch zeigte, dals man an allen vollkommenen Am- 
moneen sehr bestimmt sechs *) solcher Hauptloben unterscheiden kann, 
welche nach seiner Bezeichnung folgende sind (Taf. X. Fig. 21. u. 22.): 
Der auf dem Rücken liegende Lobus ist der Rücken- oder Dorsal- 
Lobus (D). Der Sipho theilt denselben in zwei symmetrische Hälften 
und zieht an seiner Befestigungsstelle den mittleren Theil desselben 


*) Nur bei den unvollkommeneren Ammoneen, Goniatiten und Conoce- 
ratiten, fehlen zuweilen einige dieser Loben, doch mangelt der Rücken- 
lobus nie. 


u 


ze 


KOPFFÜSSER. 285 


gewöhnlich ein Stück mit empor. An den Rückenlobus gränzt links 
und rechts der Rücken- oder Dorsal-Sattel (Sd), welcher von 
dem Seiten- oder Lateral-Sattel (SL) durch den oberen Sei- 
tenlobus (L) getrennt ist. Neben dem Lateralsattel liegt auf der 
anderen Seite der untere Lateral-Lobus (l), an welchen dann 
der Bauch- oder Ventral-Sattel (SV) gränzt, zwischen welchem 
und dem die Mitte der Bauchseite einnehmenden Bauch- oder Ven- 
tral-Lobus (V) häufig noch mehrere Hülfs- oder Auxiliarloben 
(a!, a?, a’, a*) und Hülfssattel liegen. 

Die Ammoneen bewohnten die früheren Meere bis zn der 
Zeit, in welcher die Kreide sich bildeie. 

Cuvier sprach 1802 zuerst aus, dafs das Thier der Ammo- 
niten ein sepienartiges Thier gewesen sein müsse, Lister bemerkte 
zuerst die blätterartigen Zeichnungen ihrer Loben und Sättel, Bronn 
und d’Orbigny zeigten später die den Ammoneen eigenthümliche 
Lage ihres Siphos, und nach einem etwas milsglückten Versuche 
von de Haan (1825), die Ammoneen in eine systematische Reihe 
zu ordnen, wurde diese Aufgabe erst durch v. Buch gelöst, wel- 
cher die Reihen der vielnamigen Ammoniten lichtete und sie (a. a. 0. 
s. p. 256.) in die von ihm fest begründeten Gruppen vertheilte. 


t1.G. Ammonites v. Buch *). (Ammonites im weiteren Sinne.) 


Ammoneen, deren Windungen in einer Ebene spiral auf- 
gerollt sind, wobei alle so dicht auf einander liegen, dafs der 
Rücken der früheren Windungen mehr oder weniger tief in die 
Bauchseite der folgenden eingedrückt ist (dafs, mit anderen Wor- 
ien, die Windungen mehr oder weniger involut sind). Sie ent- 
sprechen hierdurch der Gattung Nautilus. 

A. Goniatites de Haan, v. Buch. (ywvi«, Winkel.) Lo- 
ben und Sättel sind gänzlich ohne Zähne und Einschnitte. Feine 
Streifen auf der Oberfläche der Schaale biegen sich erst vorwärts, 
dann aber auf dem Rücken wieder zurück, wie diefs bei den 
Nautileen der Fall ist, während die Streifen aller anderen Ammo- 
neen sich auf dem Rücken nach vorn wenden. Ohne Berücksich- 
tigung ihrer Loben würde es häufig sehr schwer sein, sie von 
Clymenien unterscheiden zu können. 

Die Goniatiten mit einfachem Rückenlobus sind nur auf das 
Grauwackengebirge beschränkt; die mit getheiltem Rückenlobus hin- 
gegen gehen bis in das untere Steinkohlengebirge. 


*) Ueber Ammoniten, über ihre Sonderung in Familien u. s. w. 1832. 


286 WEICHTHIERE. 


Beyrich (de Goniatitis in montibus Rhenanis occurrentibus. 
Berolini, 1857) vertheilt die Goniatiten in die hier bezeichneten 
sechs Gruppen. 

a. Nautilin:. Mit einem einfachen trichter- oder zungen- 
förmigen Rückenlobus und einem einzigen, breit ausgezogenen 
Seitenlobus. 

A. (G.) compressus Beyr. p. 5. tb. 1. f. 6. — Spirula com- 
pressa Goldf. — Gyroceratites gracilis H. v. Mey., Br. Leth. p. 102. 
tb. 1. f. 6. — Taf. X. Fig. 16. (Loben). 

Rückenlobus sehr klein, Seitenlobus fast verschwindend. In Ge- 
stalt und Gröfse der Spirula Peronii sehr ähnlich, kommt diese Art 
sehr häufig verkiest im Thonschiefer von Dillenburg vor. 

b. Simplices. Mit einem einfachen, trichter- oder zungen- 
förmigen Rückenlobus und einem einzigen, mehr oder weniger 
spitzen. Seitenlobus. | 

A. (G.) retrorsus v. Buch, Ammon. tb. 2. f. 13. — Beyr. p. 
6. ib. 1. f. 10. Hiernach Taf. X. Fig. 17. (Loben). 

Nach Arch. u. Vern. im devonischen rothen Grauwackenkalke 
von ÖOberscheld, Adorf und Martenberg. 

A. (G.) pessoöides v. Buch, Gon. u. Clym. p. 4. f. 1. 

Durch seine sehr schwach involuten acht Windungen, deren 
flacher Rücken fast rechtwinkelig an die flachen Seiten gränzt, wird 
er einem Damenbreisteine sehr ähnlich. Der lange, zungenförmige 
Rückenlobus ist von dem ihm ähnlichen Seitenlobus durch einen vier- 
mal breiteren Rückensattel getrennt, in welchem letzteren sich oben 
eine flache Vertiefung einsenkt. Diese über 1“- grofse Art und 

A. (G.) biimpressus v. Buch (Gon. u. Clym. p. 5. f. 2.), bei 
welcher auch noch der Seitensattel oben vertieft ist, stellen durch 
ihre Hülfsloben eine Verbindung zwischen der zweiten und dritten 
Gruppe Beyrich’s her. 

Sie kommen in Ebersdorf vor. 

c. Aegquales. Mit einem Rückenlobus wie an den Vor- 
hergehenden und zwei oder mehreren Seitenloben, welche” nach 
der Naht hin allmählig an Gröfse zu- oder abnehmen. 

A. (G.) Münsteri v. Buch (Münst. Gon. u. Clym. p. 21. tb. 5. 
f. 3.), und 


beide ganz involut, unterscheiden sich dadurch, dafs der erstere zwei 
spitze, der zweite zwei gerundete Seitenloben (was vielleicht durch 
Abreibung enistanden ist) hat, und kommen bei Schübelhammer und 
Elbersreuth vor. 


A. (G.) orbicularis Münst. (a. a. O. p. 2. ib. 5. f. 4.) sind 


KOPFFÜSSER. 88 


A. (@.) Becheri Goldf., v. Buch, Amm. tb. 2. f. 2. — Beyr. 
p. 80. tb. 1. f. 8. — Hiernach Taf. X. Fig. 18. (Loben). 
Mit vier zungenförmigen Seitenloben. 
Im rothen devonischen Kalke von Eibach und Oberscheld. 


d. Irregulares. Mit einfachem, trichterförmigem Rücken- 
lobus und unsymmetrischen Schenkeln der zwei oder mehreren 
Seitenloben. 

A. (@.) Höninghausii v. Buch, Amm. tb. 2. f. 3. — Br. Leth. 
3 Phi Pa Bl SCH Bye =. ud Ar: £ 

Devonisch bei Bensberg. 

A. (G.) contiguus Münst. Gon. u. Clym. p. 22. tb. 3. f. &. 

Er ist ganz involut und hat zwei ungleiche Seitenloben. Die- 
sem, von Schübelhammer, scheint 

A. (G.) cucullatus v. Buch (Clym. p. 8. f. 4.) von Ebersdorf 
zu entsprechen. 


e. Primordiales. Mit getheiltem Rückenlobus und einem 
einzigen Seitenlobus, der meistens gerundet ist und nur selten in 
eine Spitze ausgeht. 

A. (G.) aequabilis Beyr. p. 10. tb. 2. f. 1. — Hiernach Taf. 
X. Fig. 19. (Loben). 

Aus rothem devonischem Kalke bei Dillenburg. 


f. Carbonarii. Mit getheiltem Rückenlobus, einem in 
eine Spitze auslaufenden Seitenlobus und einem gerundeten, ge- 
wöhnlich breiten Seitensattel. 

A. (G.) sphaericus Marlin (A. carbonarius Goldf.), v. Buch, 
Amm. p. 44. tb. 2. f. 9. — Beyr. p. 13. | 

In den wesiphälischen und Lütticher Kohlengruben, im Kohlen- 
kalke von Vise. 

A. (G.) diadema Goldf., Beyr. tb. 2. f. 8—10. — Hiernach 
Taf. X. Fig. 20. (Loben). 

Im Alaunschiefer von Choquier. 


B. Ceratites de Haan. (x{e«s, Horn.) Die Loben sind 
einfach gezähnt, die Sättel aber noch glatt. 

Die ‚typische Art, A. nodosus, bezeichnet den Muschelkalk; 
mehrere andere Arten wurden in der neueren Zeit aus dem süd- 
östlichen Tyrol von St. Cassian bekannt *), wo sie in Kalkmergel- 
‚schichten höchst merkwürdiger Weise mit Orthoceratiten, Gonia- 


*) Beiträge zur Geognosie und Petrefactenkunde des südlichen Tyrols. 
Von Dr. Wifsmann und Graf Münster, Bayreuth, 1841. 


288 WEICHTHIERE. 


titen und eigentlichen Ammoniten zusammen vorkommen. Es wer- 
den diese noch immer räthselhaften Schichten gewöhnlich dem 
Muschelkalke entsprechend gehalten *). 

A. (C.) nodosus Bosc, v. Schloth. Nachtr. tb. 31. f. 1. — Taf. 
XI. Fig. 1. (3). — Ziet. Verst. Würt. tb. 2. f. 1. — Br. Leth.‘p. 178. 
tb. 11. f. 20. — Nautilus undatus Rein. — Amm. undatus Alberti, Mo- 
nogr. d. bunt. Sandst. u. s. w. — Gaea v. Sachsen, p. 102. 

Er erreicht bisweilen die Grölse von 8° und zeigt gewöhnlich 
vier bis fünf Umgänge, welche $ bis $ involut. sind. Der Rücken _ 
ist flach gewölbt und die Mündung fast vierseitig, höher als breit. 
Die flach gewölbten Seiten tragen auf jeder Windung, zehn bis vier- 
zehn dicke, oben mit einem Knoten ‘endende Rippen. Der Rücken 
nimmt mit dem Alter gewöhnlich an Breite zu. Den Sipho sah Wils- 
mann ””), Die Rippen variiren in ihrer Entwickelung gar sehr. An 
manchen Exemplaren sind sie nur noch schwach angedeutet, an an- 
deren, ‚sogar auch bei jungen Individuen, treten sie um so höher 
hervor. Bei einem Exemplare von Mattstedt bei Jena findet sich aufser 
der einen Knotenreihe an der Gränze des Rückens noch eine zweite 
auf der Mitte der Seiten, deren Knotenzahl ohngefähr halb so grofs 
als die der oberen Reihe ist. ER 

In den oberen Schichten des Muschelkalkes (Ammonitenschichten) 
von Schlesien (Tarnowitz), Rüdersdorf bei Berlin, Thüringen (Jena, 
Weimar, Cölleda u. s. w.), Hannover (Göttingen), Franken (um Pyr- 
mont), am unteren Main und Neckar (Heidelberg), im badenschen und 
würtembergischen Schwarzwalde, in Rheinbaiern und in Frankreich 
(Luneville, Toulon). 

Vielleicht gehört zu Ammonites nodosus auch einer der als Rhyn- 
cholythus p. 280. beschriebenen Kiefern. 


C. Ammonites Aut. im engeren Sinne. Loben und Sättel 
sind mannichfaltig gezähnt, gezackt und zerschnitten. Die Streifen 
und Rippen auf der Oberfläche der Schaale biegen sich stets auf 
dem Rücken nach vorn. 

Sie gehören ausschliefslich dem Oolithengebirge ““") und dem 
Kreidegebirge an. 

a. Arietes. Widderhörner. Auf der Mitte des breiten 
Rückens erhebt sich ein kielartiger Sipho, welcher durch zwei 


*) L. Br. J. 1838—1844. 

**) L. Br. J. 1842. p. 309. 

**+) Ueber die Ammoniten aus dem französischen Oolithengebirge, wel- 
che d’Orbigny (Pal. fr. Terr. jur. I.) beschreibt und: abbildet, vergl. Quen- 
stedt in L. Br. J. 1845. p. 86. u. f. 


KOPFFÜSSER. 289 


Rinnen von den Seiten getrennt wird. Letztere sind mit einfachen, 
starken, sich in der Nähe des Rückens schwach vorwärts biegen- 
den Rippen bedeckt, welche an der Rinne mit einer Verdickung 
schnell enden. Der Rückenlobus (D) ist etwas tiefer als breit, 
der Anheftungspunkt seiner Scheidewand an dem Sipho ist genau 
in der Mitte seiner Tiefe. Der obere Seitenlobus (L) ist breiter 
als tief, erreicht nicht die Hälfte dieser Tiefe, und weit erhebt 
sich der Seitensattel (SL) über die anderen Sättel empor. Der 
untere Seitenlobus (]) ist ebenfalls breiter als tief, und der kleine 
Ventralsattel erreicht nicht die Hälfte der Höhe m Breite des 
Seitensattels. (v. Buch.) 

Arten nur im Lias. | 

A. Bucklandi Sow. M. C. tb. 130. — Taf. XI. Fig. 2. 3). 
Nach Zieten, Verst. Würt. tb. 2. f. 2—4; tb. 27. f. 1. — Br. Leth. 
p- 421. tb. 22. f. 1. — v.-Buch, Amm. tb. 3. f. 1..— Quenst. Flötzg. p. 131. 

Mit sechs bis sieben wenig involuten Windungen, von denen 
jede auf ihren schwach gewölbten Seiten dreifsig bis vierzig enlfernt- 
stehende, starke Rippen trägt. Mündung (Fig. 2. a.) fast viereckig, 
etwas höher als breit. Der Seitenlobus ist wenigstens ebenso breit 
als tief. 

Bis zu einem Durchmesser von mehr als 2’, im unteren Lias 
von Würtemberg, der Schweiz, Frankreich und England. 

A. Conybeari Sow. M. C. tb. 131. — Ziet. Verst. Würt. tb. ‚26. 
f. 2; ib. 15. f. 1. (A. oblique-costatus.) — v. Buch, Jura, p. 8. — 
Quenst. Flötzg. p. p-. 132. 

Unterscheidet sich vom vorigen durch geringeres Anwachsen der 
Windungen, wodurch mehr Windungen sichtbar werden als bei jenem 
und alle mehr in einer Ebene liegen, so wie durch eine viel grö- 
fsere Anzahl von Seitenrippen, welche auch gegen den Rücken hin 
weniger anschwellen. Er erreicht nie. die Grölse des vorigen, mit 
dem er zusammen vorkommt. 

A. Brooki Sow. M. C. tb. 190. — Ziet. Verst. Würt. tb. 27. 
f. 2. — v. Buch, Jura, p. 29. — Quenst. Flötzg. p. 132. 

Er wächst viel schneller als A. Buckland? an. Bei seiner ge- 
wöhnlichen Gröfse von 1—2” im Durchmesser werden die Seiten von 
"22 wenig zurückgebogenen und am Rücken nur schwach anschwellen- 
den Rippen bedeckt. Gewöhnlich ist er in der Nähe der Bauchseite 
am breitesten und verengt sich bedeutend nach dem Rücken zu. 

Häufig im Lias von Lyme Regis in England, von Gammelshausen 
und bei Göppingen, auch noch .in den dunkelgefärbten Schieferkalken 
Würtembergs unmittelbar über den Liaskalken. 


Geinitz, Versteinerungskunde, 19 


290 - WEICHTHIERE. 


b. Falciferi, die Sicheltragenden. „‚Loben sehr ge- 
zähnelt und in der Tiefe mit bedeutender Breite, kaum schmäler 
als an ihrer Mündung. Sättel wenig eingeschniiten, besonders 
flach und fast alle, wenigstens von dem Laterallobus an, hinter 
einander in einer Linie, welche ohngefähr auch der Radius der 
Windung ist. Der Dorsallobus, viel kürzer als der obere Lateral, 
stölst die spitzen Enden seiner beiden Arme schief gegen den 
Lateral, so dafs beide Arme bedeutend divergiren, und seine Wände 
gehen schief zum Dorsalsattel herauf. Streifen und Falten der 
Seiten höchst zart und fein. Sie biegen sich erst vorwärts, dann 
mit schneller Windung bedeutend zurück, und nahe am Rücken 
abermals so weit gegen die Mundöffnung hin, dafs hier eine aus- 
gezeichnete Sichel entsteht. Innere Seite der Windungen jederzeit 


mit besonders scharfer, ebener Fläche abgestumpft. Rücken meist 


scharf, einzig aus dem Sipho bestehend.“ (v. Buch.) 

A. depressus v. Buch, rec. de Planches etc. Pl. 1. f. 3. — 
Hiernach Taf. X. Fig. 21. (Loben) und Fig. 22. — v. Buch, Jura, p. 
38. — A. elegans Ziet. tb. 16. f. 5. 6. — Quenst. Flötzg. p. 257. 

Er ist sehr involut, d. h. sein Anwachsen, und zwar in die 
Höhe, ist so bedeutend, dals die spätere Windung die vorhergehende 
& umschliefst. Innere Seiten der Windungen nach dem engen Nabel 


treppenförmig abgesetzt, äulsere Seiten hoch, mit mälsig starken, sichel-. 


förmig gekrümmten Falten bedeckt. Rücken scharf. Meist 4—-5‘ grofs.- 
Häufig im Liasschiefer von -Würtemberg. 

A. Murchisonae Sow. M. C. tb. 550. — Ziet. Verst. Würt. 
tb. 6. f£ 1—4. — v. Buch, Amm. p. 52. — Br. Leth. p. 426. tb. 22. 
f. 3 — Quenst. Flötzg. p. 306. : 

Die Windungen sind 4 bis 3 involut und fallen nach innen zu 
treppenförmig ab. Die hohen Seiten verlaufen mehr oder weniger 
schnell nach einem scharfen Rückenkiele ab und tragen vierzehn bis zwan- 
zig flache Sichelrippen, welche einfach oder zwei- bis dreitheilig sind. 
Bis zu 1’ grofs im oberen Lias-Sandsteine und im unteren Oolith 
von England und Schottland. \ 

A. opalinus Rein. — Taf. Xl. Fig. 3. (3). Nach Ziet. tb. 4. 
f. 4. (A. primordialis Schl., A. ellipticus. Sow.) — v. Buch, Amm. 
p: 52. — Br. Leth. p. 427. tb. 22. f. 4. — Quensti. Flölzg. p. 285. 

Schliefst sich durch seine Form an den vorigen an. Seine 
schneeweifse, oft noch opalglänzende Schaale ist mit feinen und ab- 
wechselnd scharfen Sichel-Linien und Streifen bedeckt, welche sich bü- 
schelförmig vereinigen und dann das Anschen von flachen Sichelrippen 
erhalten. Gewöhnlich von geringer Gröfse, doch auch 6—7” grolfs. 


KOPFFÜSSER. 291 


Nach Quenstedt für die untersten Thonlagen des braunen Jura 
Würtembergs charakteristisch. 

A. radians Rein. — Ziet. tb. 4. L 3; tb. 7. £. 7. (costulatus); 
ib. 9. £ 7. (lineatus); ib. 10. f. 5. (undulatus); tb. 14. f. 6. (stria- 
tulus); f. 7. (solaris);- tb. 28. f. 3. (Aalensis). — Br. Leth. p. 424. 
tb. 22. f. 5. — v. Buch, Jura, p. 43. — Quenst. Flötzg. p. 270. 

Windungen wenig involut (# bis 2). Die ziemlich flachen Sei- 
ten wölben sich oben zu einem stumpfen oder gekielten Rücken zu- 
sammen und fallen nach innen (der Nabelgegend) häufig ohne Kante 
ab. Die Oberfläche ist mit etwa funfzig Rippen bedeckt, welche un- 
ten nur schwach gebogen, fast ohne Knie sind, aber in der Nähe 
des Kieles sich schnell nach vorn biegen. 

Häufig im Liasschiefer Deutschlands, oft ganz flach gedrückt. 

A. Serpentinus Rein. — Br. Leth. p. 424. — v. Buch, Jura, 
p. 38. — Quenst. Flötzg. p. 258. 

Wenig involut. Wegen seiner geringen Höhenzunahme gleicht 
er einer spiralförmig gewnndenen Schlange. Durch das treppenförmige 
"Abfallen der Windungen nach innen mit einer Kante unterscheidet er 
sich sogleich von dem vorigen. Hierzu kommt die mehr S-förmige 
Gestalt der schmalen Rippen und eine flache Einsenkung längs der 
Mitte der Seitenflächen. 

Nach v. Buch im fränkischen Jura bei Nürnberg, Bayreuth, Banz, 
und im oberen Lias von Schwaben. 

A. Walcotti Sow. M. C. tb. 106. — Br. Leth. p. 432. (Bi- 
frons). — v. Buch, Jura, p. 39. — Quenst. Flötzg. p. 259. 

Hier tritt diese Einsenkung als flache Furche noch deutlicher 
hervor, da besonders die Sichelrippen erst über ihr deutlich hervor- 
treten, während die Furche selbst und die Fläche darunter nur fein | 
gestreift ist. Uebrigens hat diese Art einen breiten Rücken mit einem 
Kiele, welche nur bei den Arieten durch eine Furche von den Seiten 
getrennt ist. Gegen 3’ grols. 

Im oberen Lias und unteren Oolith von Franken, Schwaben, Frank- 
reich und England. | 

A. hecticus (hecticus et fonticola) Reit, — Br. Leih. p. 428. 
tb. 22. f£ 9. — v. Buch, Jura, p. 67. — Quenst. a p- 387. Nie 
über 15” grofs und gewöhnlich viel kleiner. : 

Nach v. Buch durch das auffallend grofse und hohe Knie, mit 
welchem der Sichelstiel der Falten in die zwei- bis dreitheilige Sichel 
übergeht, besonders ausgezeichnet. Windungen halbumfassend, elliptisch 
rundlich, etwa 4 höher als breit. Nach Quenstedt variirt diese Art 
sehr bedeutend, indem junge Individuen oft ganz glatt (A. laevigatus 


19* 


292 WEICHTHTERE. 


Rein.) sind, anderen die Knotung mangelt und bei ihnen die Sicheln 
sehr gedrängt stehen (A. Lunula Münst.) u. s. f. | Z 

Sehr häufig im oberen braunen Jura (Oxfordihone und Kelloway- _ 
Rock) Frankens und Schwabens, der Schweiz und Frankreichs. 

c. Amalthei. .(Amalthea, die Ziege des Jupiter.) Die Si- 
cheln undeutlich, indem die Seitenrippen oder . Falten sich erst 
oben stark nach vorn biegen und bis auf den starken Kiel fort- 
setzen, welchen sie danu meistens in Knoten oder Schuppen ab- 
theilen. Nach v. Buch ist der Dorsallobus viel kürzer als der 
obere Lateral, und seine Wände gehen schief zum Dorsalsattel. 
herauf, doch weniger schief als bei den Faleiferen. Der obere 
und untere Lateral sind sehr breit, fast so breit als tief, Sättel 
und Loben aulserordentlich zerschnitten, so dafs in den Loben 
grofse und weit ausgreifende Arme, in der Mitte der Sättel sehr 
tiefe Secundärloben entstehen. Die Spitzen der Zähne stehen ge- 
wöhnlich senkrecht auf der Achse der Loben. 

Vom Lias an bis in die oberen Schichten des Jura. 

A. amaltheus v. Schloth. — Ziet. Verst. Würt. tb. 4. f. 1. 2. 
— Taf. XI. Fig. 5. (4) nach Zieten. — Br. Leth. p. 434. tb. 22. f. 13. 
— v. Buch, Ammon. th. 3. f. 3; Jura, p. 37. — Quenst. Flötzg. p. 204. 

Flach scheibenförmig, zur Hälfte involut, mit knoltigem Kiele, 
dessen Knotenzahl die wenig gebogenen Sichelfalten mehr als um das 
Doppelte übertrifft. Die oft noch erhaltene Schaale ist auf ihrer oberen 
Hälfte‘ der Seite bis zu dem Kiele hin quer gestreift! Je glätter, um 
so flacher. und. hochmündiger sind die Individuen; junge Exemplare 
sind durch starke, dornige Erhöhungen auf den Seiten breitrückiger, 
sogar breiter als hoch, und werden im Alter erst wieder glatt; bei 
anderen bleiben die Stacheln das ganze Leben hindurch oder fehlen 
in der Jugend und kommen im Alter erst wieder. 

A. amalth. gibbosus Schloth. und A. Stockesii Sow. sind‘ der- 
artige stachelige Varietäten. | 

Die Gröfse beträgt an Individuen, wie sie in Unzahl im Lias- 
schiefer Würtembergs u. a. a. O. vorkommen, gewöhnlich 2—3", 

.A.. costatus Rein. — Taf. XI. Fig. 4. (3). Nach Ziet. Verst. 
Würt. tb. 4. f. 7. — Br. Leth. p. 436.. 1b. 22. f. 12. — v.. Buch, Jura, 
p- 38. — Quenst. Flötzg. p. 206. 

Die vier bis fünf auf einander TE Windungen, von fast 
quadratischem Durchschnitte, haben einen breiten, rinnenförmigen Rücken, 
in dessen Mitte ein stark gekerbter Kiel (der Sipho) liegt, und ein- 
fache hohe Seitenrippen, welche an der Gränze des Rückens zu zwei 
Knoten anschwellen, von denen der untere spitzer, der obere stumpfer 


KOPFFÜSSER. "293 


ist. Die oft noch opalglänzende Schaale ist zwischen den Rippen 
noch längsgestreift. 

Wegen seiner grofsen Häufigkeit in den unteren Liasschichten 
Frankens, wo er sich 2—3” grofs oft in Knollen (Geoden) von thon- 
igem Brauneisensteine findet, nannte ihn Schlotheim A. Franconicus. 


A..cordatus Sow. MC. tb. 17. f. 1. 2. — Br. Leth. p. 437. 
ib. ).22, &515; 

Windungen 3 bis £ umfassend, nach innen steil abgesetzt; Sei- 
tenflächen erst parallel, dann schnell nach einem scharfen Kiel oder 
in einem gerundeten Rücken zusammenlaufend. Der Kiel ist nicht sel- 
ten auf jeder Seite von einer flachen Furche begleitet. Seiten mit 
stärkeren oder schwächeren, über die Mitte meist mehrtheiligen Rip- 


- pen bedeckt, welche oben weit nach vorn und über den schwach ge- 


kerbten Sipho hinweg laufen. 
Bis 2° grofs, häufig in den Oolithen Schwabens und Frankens, 
der Schweiz, Hannovers, Frankreichs und Englands. 


A. Lamberti Sow. M. C. tb. 242. f. 1—3. — Ziet. Verst. 
Mürt. ih. 28. '£ 1. — ‚Br..,Leth. p. 438. bw. 2. £ 14, — vw, Buch; 
Jura, p. 66. — Quenst. p. 384. 

Ist dem vorigen sehr ähnlich, unterscheidet sich jedoch vorzugs- 
weise durch die viel geringere Biegung der Falten nach vorn, welche 
unter spitzem (A. Lambert) oder unter stumpfem Winkel (A. ompha- 
lodes Sow.) sich auf der Mitte des Rückens mit denen der anderen 
Seite verbinden. Zwischen den längeren Rippen seizen sich kür- 
zere. Ei. , 

Vorzüglich im Oxfordthone und »in ihm meist in Thoneisenstein 
verwandelt. So in Würtemberg (Gammelshausen), Hannover, Franken, 
England u. s. f. 


d. Capricorni. (capra, Ziege; cornu, Horn.) Ringartige, 
ungetheilte, gewöhnlich starke Rippen laufen über den breiten 
Rücken hinweg, auf welchem der Sipho nicht besonders hervor- 
ragt, so dafs die Windungen am meisten an das Horn eines 
Steinbocks erinnern. Der Rückenlobus geht senkrecht herab, die 
Seitenloben sind wenig tiefer als breit und unten oft. breiter als 
oben. Die Windungen liegen auf einander oder umfassen sich 
nur sehr wenig. 


x 


A. capricornus v.. Schloth. — Taf. XL. Fig. 6. (3). Nach 
Ziet. Versi. Würt. tb. 4. f. 8. — A. planicosta Sow. M. C. tb. 73. 
— v. Buch, Amm. tb. 4 f. 4 5; Jura, p. 37.—- Br. Leth. p. 440. 
ib. 23. £. 1. — Quenst. Flötzg. p. 158. ul 


294 WEICHTHIERE. 


Die sich kaum umfassenden Windungen sind im Durchschnitte 
fast breiter als hoch, und dicke, gerundete Rippen schwellen auf dem 
Rücken zu einer breiteren, dickeren Fläche an. A. maculatus Phillips 
(Geol. of Yorkshire I. Pl. 13. f. 11.) ist eine Varietät, wo die Rip- 
pen auf dem Rücken nicht breiter werden. 

Im unteren Lias von Franken und Würltemberg, England und 
Frankreich. 

A. natriz v. Schloth., Ziet. Verst. Würt. tb. 4. f. 5. — Quenst. 
Flötzg. p. 167. 

Sehr kleine Ammoniten, die wegen der geringen Umfassung der 
Windungen einer spiralförmig aufgerollten Schlange gleichen. An der 
Gränze des breiten Rückens bilden die deutlichen Rippen ein Knötchen, 
und laufen von hier zwei- bis dreitheilig über den schwach gewölb- 
ten Rücken hinweg, dem gegenüberliegenden Knötchen zu. 

Im mittleren schwarzen Jura Würtembergs. 

A. fimbriatus Sow. M. C. tb. 164. — Ziet. Verst. Würt. tb. 12. 
f. 1. — Br. Leth. p. 441. — v. Buch, Jura p. 44. — Quenst.. Flötzg. 
p- 260. 

Wellenartig. gekräuselte, streifenförmige Linien laufen ringförmig 
über Seiten und Rücken hinweg. Bevor er die Gröfse von 4 
reicht, sind diese Streifen, nach Quenstedt, nur einfache, feine Linien 
(A. lineatus v. Schloth.). Die im Durchschnitt fast ‚kreisrunden Um- 
gänge umschlielsen sich höchst wenig. 

Im oberen schwarzen Jura Würtembergs besonders im jüngeren 
Zustande häufig. 

e. Planulati. (planus, eben.) Mle Windungen liegen fast 
in einer Ebene. Die Rippen spalten sich oberhalb der Hälfte der 
Seiten ohne Knoten, und laufen über den abgerundeten Rücken 
hinweg. Nach v. Buch ist der Dorsallobus theils kürzer, theils 
länger als der obere Lateral, hat senkrechte Wände und Arme, 
die Seitenloben sind wohl dreimal tiefer als breit und mit weit 
verbreiteten abstehenden Armen versehen, und nach dem unteren 
Lateral senken sich zwei oder drei AUHHEODEEN mit ihrer Münd- 
ung schief herab. 

Sie finden sich besonders in den Oolithen und den oberen 
Kalksteinschichten der Juraformation, nicht aber in der Kreide. 

A. polyplocus Rein. — Taf. XI. Fig. 8. (3). Nach Ziet. Verst. 
Würt. tb. 8. f. . — Br. Leth. p. 445. tb. 23. £. 5. — v. Buch, Jura, 
p. 73. — Quenst. Flölzg. p. 443. 

Windungen höher. als breit, sich mehr als die Hälfte umschlie- 
fsend. Die flachen Seiten sind gegen einander geneigt und mit 30 


2 


KOPFFÜSSER. 295 


bis 40 fast geraden Rippen besetzt, welche sich in der Nähe des 
Rückens unregelmäfsig in zwei bis fünf Falten theilen , die über den 
Rücken hinweglaufen. Bis 4” grofs. | 

Im . Jurakalke von Hohnstein in Sachsen, im mittleren weifsen 
Jurakalke Würtembergs!, in Franken, der Schweiz und in Polen. 

A. biplez Sow. M. C. tb. 29. f. 1.2. — Taf.'XI. Fig. 7. 
(3). Nach Br. Leth. p. 443. tb. 33. f. 3. (A. communis.) — v. Buch, 
Jura, p. 74. — Quenst. Flötzg. p. 444. 

Windungen nur 3 sich umschliefseud, mit gewölbten Seiten. 
Scharfe Rippen theilen sich oben bestimmt in zwei Rippen, welche 
sich auf dem schmalen, gewölbten Rücken etwas nach vorn biegen. 
Bis über 4” grofs. 

Mit vorigem zusammen, 

A. Parkinsonii Sow. M. C. tb. 307. — Ziet. Verst. Würt. tb. 
10. f. 7. — Quenst. Flötzg. p. 360. - | | 

Windungen 4 umschliefsend, mit hohen, fast flachen Seiten, wel- 
che schwach gegen einander geneigt sind. Starke Seitenrippen thei- 
len sich in der Nähe des Rückens unregelmäfsig in zwei Theile, 
nicht selten steht auch eine ungetheilte Rippe dazwischen, und unter 
einem Winkel von 50 bis 60 Grad gehen dieselben bis zu einer 
Furche, die längs der Höhe des Rückens läuft. Hier wechseln die 
Enden der Rippen meist mit einander ab. Wenn diese Furche schwä- 
cher entwickelt ist, so wird er dem A. Lamberti sehr ähnlich. Bis 
über 1° grofs. 

Im oberen braunen Jura Würtembergs! bei Hildesheim, bei Hohn- 
stein in Sachsen, durch Herrn Berghauptmann v. Charpentier bei Li- 
pitze in der Nähe von Bodzanowitz und Sternalitz mit Pholadomya 
Murchisoni zusammen aufgefunden, u. a. a. ©. 

f. Dorsati. (dorsum, Rücken.) Rücken breit, mit der 
Seite fast im rechten Winkel verbunden. Eine einfache Knoten- 
reihe, durch welche einfache Falten gewöhnlich in doppelte zer- 
theilt werden, läuft nahe am Rücken fort; Rücken jederzeit schmä- 
ler als die Seite, wodurch die meisten Arten ziemlich scheiben- 
artig werden. Auch hier gehen die Auxiliarloben schief gegen 
den oberen Lateral, wenn auch nicht bei allen Arten. (v. Buch.) 

A. Davoei Sow. M. C. tb. 350. — Taf. XI. Fig. 11. (3). Nach 
Ziet. Verst. Würt. tb. 14. f. 2. — Br. Leth. p. 447. — v. Buch, Jura, 
p- 45. — Quenst. p. 171. 

Fünf bis sechs nur # involute Windungen liegen fast alle in 


. einer Ebene, und sind im Durchschnitt fast viereckig. Seiten wenig 


gewölbt, Rücken breit. Auf mehreren der schmalen Rippen steht an 


296 WEICHTHIERE. 


der Gränze. zwischen Seiten und Rücken ein stumpfer Knoten, von 
wo diese Rippe zweitheilig über den Rücken läuft. 

Im mittleren Lias von Deutschland, namentlich Würtemberg, Eng- 
land und Frankreich. 

g. Coronarii. (corona, Krone.) Eine ausgezeichnete Reihe 
von Spitzen dehnt den Rücken so aus, dafs er«sganz flach und 
viel breiter als die Seite wird. Scharfe, weit hervortretende Fal- 
ien werden durch die Spitzen zerspalten. Die Windungen greifen, 
bei verhältnilsmälsig geringer Höhe, sehr weit über einander und 
bilden einen tiefen wumbelicus (Nabel). Der obere Lateral steht 
jederzeit über den Spitzen, der untere darunter. Der Dorsallobus 
ist länger als der obere Lateral, mehrere Auxiliarloben sind aber 
noch in Stellung und Form denen der Planulaten ganz ähnlich. 
Nur in den mittleren. Oolithen. (v. Buch.) 

A. coronatus v. Schloth. — A. Blagdeni Sow. M. C. tb. 201. 
— Ziet. Verst. Würt. tb. 1. f. 1. — Quenst. p. 326. 

>‘ Windungen sehr breitrückig, an der inneren Seite mit: dicken 
Rippen bedeckt, welche an der Rückenkante zu hohen Knoten an- 
schwellen und von da drei- bis vierspaltig über den  gerundeten 
Rücken laufen. : Individuen von 7’ Durchmesser erreichen, nach Quen- 
stedt, eine Höhe von 53“. . 

Leitend für den mittleren braunen Jura, besonders in Würtem- 
berg; im unteren Oolith von  Scherborne. 

A. anceps Rein., Ziet. Verst. Würt. tb. 1. f. 2 u. 3. — Quenst. 
Flötzg. p. 365. 

Diese kleinen, breitrückigen Ammoniten, die häufig im oberen 
braunen Jura Würtembergs vorkommen, scheinen wegen ihrer. grolsen 
Aehnlichkeit mit A. coronatus junge Exemplare davon zu sein. 

A. Humphresianus Sow. M. C. tb. 500. f. 1—3. — Ziet. 
Verst. Würt. 67. f. 2. Hiernach Taf. XI. Fig. 9. (3). -Die Loben (4.) 
sind verfehlt. | 

Dem A. coronatus sehr ähnlich, doch ist der Rücken viel höher 
gewölbt und die Windungen sind weniger umfassend. 

Häufig im mittleren Jura Würtembergs (und zwar in den Eisen- 
oolithen), Englands, Frankreichs, Frankens, und im Jurakalke von 
Holnstein in Sachsen oft von der Seite ganz zusammengedrückt. 

A. convolutus v. Schloth. — Taf. XI. Fig. 10. ($). Nach 
Br. Leth. ib. 23. f. 9. (A. amnularis). — Quenst. Flölzg. p. 382. 

Windungen wenig involut, breiter als hoch, und häufig einge- 
sehnürt.. Durch das Zweitheilige der Rippen erinnert er sehr an A. 
biplex, von welchem er ‘sich jedoch durch spilze Knötchen unter- 


ER 


KOPFFÜSSER. 297 


scheidei, die sich gewöhnlich an den Theilungspunkten der Rippen 
erheben. { 

Von 1‘ Gröfse, häufig im: oberen braunen Jura Würtemhergs 
und im Jurakalke von Hohnstein in der sächsischen Schweiz. 

h.  Macrocephali. Die Grofsköpfigen. ' Die Stärke- 
zunahme der Windungen ist vorzüglich in die Breite ungemein stark. 
Rücken und Seiten verbinden sich zu einem völligen Halbzirkel. Ge- 
gen die früheren Windungen fällt aber die Seite oft mit scharfer 
Kante und zuweilen senkrecht herab. Der untere Lateral steht alle- 
zeit über der inneren Kante, nicht wie bei den Coronariern dar- 
unter. Die Arten finden sich in den Oolithen und in der Kreide. 
(v. Buch.) 

A. macrocephalus v. Schloth. — Taf. XI. Fig. 12. (3). Nach 
Ziet. Verst. Würt. tb. 14. f. 3. — A. Herweyi Sow. M. C. tb. 19. 
—7 Br. 'Leth.‘ p. 355. tb. 23. £. 11. —'v;.. Buch, Jura,‘ p. 61. — 
Quenst. p. 363. 

Zusammengedrückt kugelig, mit engem Nabel. Durchschnitt der 
sehr umfassenden Windungen halbmondförmig; scharfe hohe Radialrip- 
pen gehen ohne Knoten zwei- bis dreitheilig über den Rücken hinweg. 

1—23” grofs im oberen braunen Jura Würtembergs ! 

A. peramplus Sow. M. C. tb. 357. — A. Lewesiensis Mantell, 
Geol. of Suss. ib. 22. f. 2. — Gein. Char. p. 39. u. 67. ib. 12. £*2. 
——d’ürb. Pal. f."Terr. cre.. 1282333. tb. WOuf. 1.12% 

Windungen 3 bis $ involut, stark gewölbt nach den vorigen 
abfallend, etwa doppelt so. hoch als breit. Die gewölbten Seiten ver- 
laufen allmählig in den gerundeten oder stumpf gekielten Rücken. Ent- 
ferntstehende , stumpfe, oben schwach nach vorn gekrümmte Rippen 
beginnen am unteren Rande der Seiten mit einem flachen Knoten und 
werden nach oben flacher und undeutlicher. Bei grölseren Exemplaren 
lagern sich an der letzten Windung ‘zwischen die sröfseren Falten 
noch‘ vier bis fünf kleinere. Bei einem Durchmesser von 4 zählt 
man auf eine-Windung zehn bis zwölf, bei 12” etwa die doppelte 
Menge von Rippen. Auf einem Exemplare bemerke ich auf: der Schaale 
ganz ähnliche Querstreifung, wie bei A. amaltheus zuerst, von Quen- 
stedt beobachtet wurde. | 

Bis ‘über ‚2° grofs häufig im Plänerkalke von Sachsen und Böh- 
men, seltener im mittleren Pläner und in den diesen entsprechenden 
Schichten Frankreichs und anderer Länder. 

A. Decheni Röm. ‚Kreide, p. 85. tb. 12. f. 1. 

Scheibenförmig, mit vier bis fünf, 3 bis 3 involuten Windungen, 
die nach den früheren von einer Kante steil abfallen, mit schwach 


298 WEICHTHIERE. 


gewölbten Seiten, die sich mit dem gerundeten oder stumpf gekielten 
Rücken allmählig vereinigen. An der Seitenkante beginnen entfernt 
stehende Hauptrippen, von denen sich die meisten kurz darauf zu einem 
schmalen hohen Knoten erheben und, erst rückwärts gebogen, nebst 
zwei bis drei schwächeren und kürzeren Rippen zwischen ihnen, mit 
einer starken Biegung vorn über den Rücken laufen. 


Wiewohl ich noch kein Exemplar mit ganz vollkommenen Loben 
beobachtet habe, so zeigt doch das eine entschieden, dafs diese Art 
zu den Macrocephalen gestellt werden mufs. In der Grölse von 1— 
3“ der häufigste Ammonit in dem Plänerkalke von Strehlen. Aufser- 
dem in Böhmen und, nach Römer, im Quader des Teutoburger Waldes. 


i. Armati. Die Bewaffneten. Mehrere Spitzenreihen . 


laufen parallel über die Seiten, selten über den Rücken. Dieser 
wird flach, oft breiter als die Seite und ist mit ihr durch eine 
Kante fast im rechten Winkel verbunden, auf welcher die obere 
Spitzenreihe steht. Der Dorsallobus ist etwas tiefer als der obere 
Läteral, dieser nicht selten dreimal tiefer als breit. Der Dorsal- 
sattel ist mehr als doppelt so ‚breit als dieser, mit einem tiefen 
Secundärlobus in der Mitte, und oben ganz flach. Der untere 
Lateral ist sehr klein. 

« In den jüngeren Oolithen und in der Kreide, A. Birch Sow., 
A. Backeriae Bronn und A. Ziphus Ziet. hingegen im Lias. (v. 
Buch.) { 


A. Rhotomagensis v. Buch, Amm. p. 15. — Taf. XI. Fig. 14. 
(verkleinert). Nach Bronn,: Leih. tb. 33. f. 1. — d’Orb. Pal. u Terr. 
er. I. p. 345. tb. 105. 106. 

Windungen dick, im Durchschnitte fast achtkantig, mit einigen 
zwanzig dicken, gerade über den Rücken laufenden Radialrippen be- 
deckt, welche meist abwechselnd an der inneren Seite der Windungen 
und in der Mitte der Seiten entspringen. Die ersteren schwellen bald 
nach ihrem Anfange, beide an dem oberen Theile der Seiten und dar- 


auf an der Gränze des Rückens zu einem spitzen Knoten an, und auf 


der Mitte des Rückens entsteht durch einen länglichen Knoten an je- 
der Rippe ein unterbrochener Kiel. Bei älteren Exemplaren werden 
die Knoten undeutlicher und verschmelzen mehr mit den stark erho- 
benen Rippen. 

Bis zu einer Gröfse von 1%‘ vom unteren Quader an (Bannewitz 
bei Dresden, bis zu dem oberen Pläner (Strehlen) in Sachsen, Böh- 
men und Norddeutschland, in der Kreide von England und Bm glau- 
conitischen Schichten von Frankreich. 


KOPFFÜSSER. 299 


A. Mantellii Sow. M. C. tb. 55. — Mant. Geol. of Suss. tb. 22. 
f. 1. — Gein. Char. p. 67. — Röm. Kr. p. 88. — d’Orb. Pal, fr. Terr. 
er. I. p. 340. tb. 103. 104. | 

Dick scheibenförmig, zu Z involut, mit flach gerundeten Seiten 
und gerundetem oder durch drei Höcker dreiseitig werdendem Rücken. 
Im Durchschnitt breiter als hoch. Starke Rippen, von denen die ab- 
wechselnden erst später beginnen, verdicken sich nach oben allmählig. 

Bis über 1 grofs häufig im unteren Quader (Bannewitz, wo die 
Arbeiter ihn und den vorigen versieinerte Bäben nennen), im Pläner- 
mergel des Tunnels von Oberau, im Pläner von Böhmen, dem Harze 
u. S. W. 

k. Dentati und Ornati. Die Gezähnten und Ge- 
schmückten. „Rücken flach oder vertieft, schmal und ungekielt; 
an die grofsen und fast parallelen Seitenflächen mittels je einer 
rechtwinkeligen, gezähnten Kante angränzend, deren Zähne von 
den Radien der Seitenflächen oft unabhängig (minder zahlreich) sind. 
Diese zeigen nämlich feine Radial-Rippen, welche in ihrer Mitte 
gegabelt und an diesen Theilungspunkten mitten auf der Fläche 
öfters mit je einem kleinen Knötchen besetzt sind. Zum ÜUnter- 
schiede von der vorigen Familie ist der Rückenlappen viel weniger 
tief als der obere Seitenlappen. 

Im Oxfordihone, in den höheren Oolithen und in der Kreide.‘ 
(Bronn.) 

A. ornatus v. Schloth. — Taf. XI. Fig. 13. (3). Nach Ziet. 
Verst. Würt. ib. 13. f. 5. (A. decoratus). — A. Castor und A. Pol- 
luz Rein. — v. Buch, ezplic. de trois planches, tb. II. f. 3. (A. Pol- 
luz). — A. Dunkane Br. Leth. p. 460. ib. 2. f. 13. 15. 16. — 
Quenst. p. 378. 

Windungen halb umschliefsend, im Durchschnitte sechsseitig. Sie 
sind mit feinen, etwas gebogenen Rippen besetzt, von denen etwa 
der dritte Theil in der Mitte der Seiten zu spitzen Knoten anschwillt. 
Hier spalten sich die Rippen gewöhnlich in zwei, und diese vereini- 
gen sich meistens wieder an den spitzen Knötchen, welche einen 
‘schmalen, glatten Rücken begränzen. Die Knotenlinie des Rückens 
enthält gewöhnlich mehr als die doppelte Anzahl der Seitenknoten. 
Die gewöhnlich nur 1°‘ grofsen Individuen werden theils rundmündig, 
theils hochmündig. 

Im oberen braunen Jura Würtembergs, Frankens, Erankreichs, 
und dem entsprechenden Oxfordthone und Kelloway-Rock Englands. 

A. varians Sow. M. C. tb. 176. — Ziet. Verst. Würt. ib. 14. 
f. 5. — Brongn. deser. des env. de Par. tb. 6. f. 5. — Br. Leth. 


300 WEICHTHIERE. 


p. 725. tb. 23. £ 22 — Röm. Kr. p. 89. — d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. 
I. p. 311.01. 92. 

Windungen halbumfassend, schnell an Gröfse zunehmend, höher 
als breit. Jede Windung ist auf der unteren Seite mit etwa vierzehn 
Rippen bedeckt, welche an ihrem Anfange und etwas unterhalb der 
Mitte der Seiten zu spitzen Knoten anschwellen, hier sich meist thei- 
len, und nun divergirend nach den in gröfserer Anzahl an der Gränze 
des Rückens vorhandenen Knoten laufen, oder, bevor sie dieselben 
erreichen, sich auch wohl noch einmal theilen. Der flache Rücken 
trägt einen hohen, glatten Kiel. 

Im Pläner bei Sarstedt, Iburg, Goslar, Bochum, im Grünsande 
an der Waterlappe, in der chloritischen und Tuff-Kreide Frank- 
reichs (Rouen!), und in verschiedenen Schichten der Kreideformation 
Englands. 


l. Flexzuosi. Die Gekrümmten. Zu beiden Seiten des 
Rückens stehen ebenfalls Zähne; dieser hebt sich darüber hinaus 
und ist knotig. Seitenfalten neigen sich sehr stark vorwärts ge- 
gen den Rücken, sind gewöhnlich schon unter der Hälfte gegabelt 
und bilden hier längliche Knoten, welche den unteren Theil der 
Seitenfläche etwas erheben. Der Dorsallobus ist um vieles kürzer - 
als der obere Lateral. 

In den oberen Juraschichten bis in die Kreide. (v. Buch.) 


A. flexzwosus Münst. — A. discus Rein. — Ziet. Verst. Würt. 
tb., IE 52. m.Ab, 8.5 75 „Br. Leib.” p.),463,. 710.222 57 102 - 
Quenst. Flötzg. p. 41. Re | 

Windungen sehr hoch, fast ganz umschliefsend.. Die Rippen 
sind etwas sichelförmig gebogen und erheben sich an der Kante des 
schmalen Rückens und der hohen, flach gewölbten Seiten zu abwechseln- 
den, stumpfen Knoten. Zwischen ihnen liegen mehrere kürzere Rippen. 

Meist gegen 2° grols, doch auch bis 1’ grofs im oberen wei- 
[sen Jura, dem Coral-Rag Deutschlands. 

A. noricus Schloth. — Röm. Kr. p. 89. tb. 15. f. 4. — Gein. 
Char. p. 67. 

Scheibenförmig, Windungen halbumfassend, höher als breit, mit 
lang eiförmiger Mündung, mit zahlreichen, schwach sichelförmigen, 
oben stark vorwärts gerichteten Rippen bedeckt. Diese ‘spalten sich 
ziemlich weit unten, oder zwischen sie legen sich über der Mitte der 
hohen Seiten kürzere Rippen. Bevor sie unter einem Winkel: von 
etwa 60° den gekerbten Rückenkiel erreichen, schwellen ‚sie an der 
Gränze des Rückens meistens zu einem länglichen Knoten an. 


- 


KOPFFÜSSER. 301 


Bis über 2° grols im Plänerkalke von Strehlen und, nach Rö- 
mer, im Hilsthone und Hilsconglomerate von Norddeutschland. 


tr 2.G. Hamites, im weiteren Sinne. (khamus, Haken, Angel.) 


Ammoneen, deren Windungen in oder aufserhalb einer Ebene 
spiral gewunden oder beliebig gebogen sind, von einander ent- 
fernt liegen oder sich berühren, und im letzteren Falle gar nicht 
oder nur eine Strecke weit involut sind.- Sie entsprechen der 
Nautileengattung Litwites. Loben und Sättel sind gezackt und zer- 
schnitten, dafs sie sich hierdurch unmittelbar an die entwickeltsten 
Ammoniten anschliefsen. 

Bevor diese Thiere für immer aus der Reihe der lebenden 
Geschöpfe ausschieden,. liefs die Natur, anscheinend mit -launen- 
hafter Sorgfalt, sie noch einmal in wunderlichen Formen sich ent- 
wickeln, die auf das Kreidegebirge und zumal auf dessen obere 
Abtheilung beschränkt sind *). 

Die Hamiten wurden von den Autoren in die hier beschrie- 
nen Untergattungen, jedoch nur künstlich getrennt. 

A. Scaphites Park. Sow. Kahnammonit. Die Schaale 
bildet anfangs mehrere spirale, involute Windungen, welche in 
einer Ebene liegen, wie bei einem ächten Ammoniten, setzt aber 
dann eine Strecke gerade fort und biegt sich zuletzt, mit ihrer 
ovalen Mündung wieder rückwärts gegen die Spirale. Nach d’Or- 
bigny zeigen die Kammerscheidewände aulser den sechs Hauptloben 
noch Hülfsloben, und es könnten defshalb, so wie ihrer Involu- 
bilitäit wegen, die Scaphiten noch am ehesten als selbstständige 
Gattung aufgeführt: werden. Der Rückenlobus ist eben so lang 
als der obere Seitenlobus, der untere. Seitenlobus ist ohngefähr 
um die. Hälfte kleiner,; und viel kleiner noch sind die übrigen 
_ Loben. 

H. (S.) aequalis Sow. — Taf. XII. Fig. 1. — S. aeg. und 8. 
obliquus Sow. M. C. tb. 18. — S. costatus und $. striatus Mant. Geol. 
of. Suss. ib. 22. — Br. Leth. p. 728. tb..33. f. 8. — S. aeg. und $. 
cost. Gein. Char. p. 40. 67..— S. aeg., S. obl. und cost. Röm. Kr. 
p- 90. — S. aeg. und $. compressus d’Orbigny, Pal. fr. Terr. cr. p. 
517. 518. i5. 129. fe 1—7; ib. 128. f. 4. 5. — Reuls, Böhm. Kr. p. 23. 


*) Die angeblichen Scaphiten, Hamiten und Turriliten aus der Jura- 
formation, und namentlich aus dem Lias von Frankreich (d’Orbigny, Pal. fr. 
Terr. jur. I. p. 172. tb. 41. 42.), können füglich für nichts anderes als 
für verdrückte Ammoniten gehalten werden. Vergl. auch Quenstedt in L. 
Br. J. 1845. p. 86. 


“ 


302 WEICHTHIERRE. 


Die Schaale ist elliptisch, quer-gestreift oder gerippt, an den drei 
ersten Windungen sehr involut, am gerade fortlaufenden Theile bauchig 
und nahe der Mündung wieder verengt. Sie wird mit feinen, schwach 
sichelförmig gekrümmten Rippen bedeckt, die sich in zwei bis drei 
andere zertheilen und mit ihnen über den gewölbten Rücken hinweg- 
laufen; an dem gerade fortlaufenden Theile aber stehen die Rippen 
enifernter und schwellen gewöhnlich zu einem oder ‚zwei länglichen 
Knoten an, um hierauf drei- bis sechstheilig über den Rücken zu 
gehen. Bis 13 lang. 

Im oberen Grünsande, im Kreidemergel und in der Kreide von 
England (Yeovil, Lewes, Brighton); in der unteren chloritischen Kreide 
des Pariser Beckens und der Provence; im mittleren und oberen Plä- 
ner bei Hannover, Iburg, Alfeld, Goslar, Liebenburg, Quedlinburg; 
im Plänerkalke von Strehlen und Weinböhla in Sachsen, und Oppeln 
in Schlesien; im Grünsande (bei Kreibitz), im Plänermergel, Pläner- 
kalke und Pyropensande von Böhmen; in der weilsen Kreide von Rügen. 

B. Crioceras (Crioceratites) Leveille.e Topaeum Sow. 
Spiralammonit. (xoös, Widder.) Die Schaale bildet in einer 
Ebene eine regelmälsige Spirale, deren Windungen sich nirgends 
berühren. Von den sechs Loben ist der obere Laterallobus der 
längste, und zwar länger als der Rückenlobus.. Alle Loben und 
Sättel sind an ihrer Basis schmal und breiten sich an ihrem Ende 
stark aus. 

Man kennt die Crioceraten nur aus dem unteren Kreidegebirge, 
fünf Arten aus dem französischen N&ocomien *) oder dem englischen 
Speeton Clay *“), und zwei aus dem Galt. 

C. Toxoceras d’Orb. Bogenammonit, (r6&ov, Bogen; 
ȣooc.), ist von Crioceras nur dadurch unterschieden, dafs die 
Schaale, anstatt einer regelmäfsigen Spirale, nur einen stark ge- 
krümmten Bogen bildet, welcher Umstand indefs nicht einmal einen 
Artunterschied bedingen kann. 

Wie unverkennbar ist nicht die Aechnlichkeit zwischen Crioceras 
Dwalii Lew. (d’Orb. a. a. O. tb. 113.) und Tozoceras Duvalianus und 
T. elegans d’Orb. (a. a. O. tb. 117.) selbst in den Loben! und alle 
drei wurden im unteren N&ocomien von Castellane (Basses-Alpes) ge- 
sammelt. 

D. Ancyloceras d’Orb. (@yxölog, krumm.) Wie sich Crio- 
ceras zu Ammonites verhält, so Ancyloceras zu Scaphites, indem 


*) d’Orb, Pal. fr. Terr: er. I. p. 457—472. tb. 113—115. 
*+) Phillips, Geol. of Yorkshire, P. II. tb. 1. f. 29. 


= 


KOPFFÜSSER. 303 


die Schaale in einer Ebene einige regelmäfsig-spirale, sich nicht 
berührende Wjndungen macht, hierauf ein Stück ziemlich gerade 
fortsetzt, und sich endlich hakenförmig der Spirale wieder zu- 
kehrt. Die sechs Loben sind sehr ungleich und denen der Crio- 
ceraten sehr ähnlich. 

d’Orbigny beschreibt elf’ Arten von Ancyloceras, aus dem Neo- 
comien von Frankreich, welche, nach ihm, von den in unteren Kreide- 
bildungen Englands vorkommenden *) verschieden sind. 

E. Hamites Park. d’Orb. Hakenammonit. (hamus, Haken.) 
Hierunter begreift d’Orbigny nur diejenigen Hamiten, deren Schaale 
lang-elliptische Krümmungen in einer Ebene bildet. In Bruch- 
stücken erscheinen dieselben parabolisch, hakenförmig oder fast 
gerade. Unter den sechs sehr ungleichen Loben ist der gröfste 
der obere Seitenlobus, welcher stets zweilappig und kürzer als 
der Rückenlobus ist. Auch ist in einigen Arten der Bauchlobus 


zweilappig. 
Die Arten kommen in allen Schichten des Kreidegebirges vor. 
H. rotundus Sow. M. C. ib. 61. f. 2—4. — Brongn. deser. 


des env. de Paris. tb. 7. f. 5. 6. (H. virgulatus). — Fition, a. a. O. 
tb. 12. f£ 2. — Br. Leih. ib. 33. f£. 9. — d’Orb. Pal. fr. Terr. er. 
tb. 132. fe 1—4. — Taf. XII Fig. 4. u. 4 A (Loben). 

Die Schaale ist im Durchschnittie kreisrund, mit einfachen und 
gleichen Rippen bedeckt, welche etwas schiefe und verbogene, eng 
an einander liegende Ringe bilden. Querdurchschnitt kreisrund. 

Die Loben und Sättel dieser Art sind in Fig. 4 A. zum ersten 
Male gezeichnet, und, den Rückenlobus ausgenommen, ziemlich richtig. 
Es sollte in letzterem die Entfernung seines tiefsten Endes bis zu dem 
Befestigungspunkte am Sipho ohngefähr $ seiner ganzen Tiefe betra- 
gen. Der obere Seitenlobus, mit seinen beiden, wieder zweitheiligen 
Armen ist um % tiefer als der Rückenlobus, während der untere Sei- 
tenlobus (l) kaum die Tiefe des letzteren erreicht. Der Bauchlobus 
(V) gleicht ohngefähr dem oberen Seitenlobus, ist aber um 3 kleiner 
als er. Die oberen Enden der Sättel fallen in die Richtung einer 
Rippe, sind an der Basis eng, breiten sich nach oben aus, theilen 
sich oben in zwei Hauptarme, und diese wieder in zwei Nebenarme 
(welche Eigenthümlichkeit in der Zeichnung nicht gut hervortritt). 


*) Ham. grandis und H. gigas Sow. (M. C. tb. 593.), Scaph. Hilsii 
Sow. b. Fitton (a. a. O. tb. 25. f. 2.), aus dem unteren Grünsande; H. in- 
termedius und H. Beani Phill. (Yorksk. II. ib. 1. f. 22 u. 28.) aus dem 
Speeton Clay. 


304 WEICHTHIERR. 


Im Galt von England und Frankreich, im Plänermergel von Böh- 
men, im Plänerkalke von Böhmen und Sachsen. | 

Der ‘dem H. rotundus sehr ähnliche H. attenuatus Sow., wel- 
cher mit ihm um so eher verwechselt werden kann, als er mit ihm 
zusammen vorkommt, weicht in der Lobenbildung von ihm ab. Nach 
d’Orbigny’s Zeichnung sind die Loben .von H. attenuatus :an der Basis 
weniger schmal und der Bauchlobus ist nicht zweitheilig. Wie selten 
glückt es aber, Exemplare mit’Loben zu finden! 


H. ellipticus Mant. Geol. of Suss. tb. 23. f. 9. — Röm. Kr. 


tb. 14. f. 5. — Gein. Char. p. 41. 

Die Schaale ist seitlich zusammmengedrückt und im Querdurch- 
schnitte elliptisch. Glatte, fast gerade Querrippen, die durch ihren 
gleich breiten Zwischenraum getrennt werden, erheben sich jederseits 
an der Gränze des Rückens zu einem spitzen. Knötchen. 

Im Plänerkalke von Strehlen, im Pläner bei Hildesheim und in 
England. 
H. armatus und H. plicatilis Sow. M. C. tb. 168. u. tb. 234. 
f. 1. — Mant. Geol. of Suss. tb. 23. f. 1. 2. — Röm. Kr. tb. 14. f. 7. 
— Gein. Char. tb. 12. f. 4; tb. 14 £. 2; Kiesl. p. &. tb. 5. f. 1.2. 
— d’Orb. Pal. fr. Terr. er. p. 547. tb. 135. — Reufs, Kreidey. ib. 7. 
f. 5. 6. — Taf. XU. Fig..2 u. 3. 

Er windet sich nicht nur in einer Ebene, sondern häufiger noch 
aus derselben heraus (Fig. 3.) und bildet dadurch einen förmlichen 
Uebergang zu den Turriliten. Im letzteren Falle liegen die Wind- 
ungen gewöhnlich. von einander entfernt, bisweilen aber auch, wie 
es Römer’s Abbildung zeigt, ihurmförmig auf einander. Die Ober- 
fläche ist gerippt; zwischen gröfseren Rippen, welche gewöhnlich 
vier Reihen von Dornenknoten auf. den Seiten und dem Rücken tragen, 
liegen drei bis sechs, gewöhnlich aber fünf feinere Rippen. 

Im Galt, oberen “Grünsande, Kreidemergel und. in den diesen 
Bildungen entsprechenden 'Schichten von Deutschland, Frankreich und 
England. { 

F. Turrilites Montf. Thurmammonit. (turris, Thurm.) 
Die bald rechts, bald links. gewundene Schaale ist thurmförmig; 
ihre Windungen liegen meistens eng auf‘ einander (Turrilites), 
bisweilen jedoch auch von einander entfernt (Helicoceras d’Orb.) 
Von den sechs Loben ist der Rückenlobus meistens kürzer als der 
obere Seitenlobus, selten länger als er. 

So wie Hamites armatus bisweilen als Helicoceras und selbst 
als Zurrilites aufwwill, so findet sich umgekehrt Turrilites polyplocus auch 
als Hekcoceras. 


a Zn dd ZU LU NEE u m 0 


u ann 


KOPFFÜSSER. 305 


H. (T.) polyplocus Röm. Kr. p. 92. tb. 14. f. 1. 2. — Gein. 
Char. tb. 13. f. 1. — Kiesl. p. 8. tb. 5. f£ 4 — T. Senequierianus 
d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. p. 579. tb. 141. f. 1. 2. — Taf. XI. Fig. 5. 
(verkleinert und nach mehreren Exemplaren ergänzt.) 

Die Schaale macht mehrere stark gewölbte .und fein gerippte 
Umgänge, welche sich gewöhnlich berühren, ausnahmsweise jedoch 
auch (Kiesl. tb. 5. f. 4.) von einander enifernt liegen. Die Anzahl 
der Rippen auf jedem Umgange ist ohngefähr 60 — 70. 

Häufig im Plänerkalke von Strehlen und Weinböhla in Sachsen, 
seltener in dem von Hundorf in Böhmen und Oppeln in Schlesien, 
im Kreidemergel bei Dülmen und Lemforde, und im oberen Galt bei 
Aiglun (Var) in Frankreich. 

T. undulatus Sow. M. C. tb. 75. f. 3. — Mant. Geol. of Suss. 
tb. 23. f. 14. 16. — Gein. Char. tb. 13. f. 3. — T. Scheuchzerianus 
Bosc, d’Orb. Pal. fr. Terr. er. p. 602. tb. 146. f. 3. 4 — Reufs, 
böhm.’ Kreidev. p. 24. tb. 7. f. & 9. 

Auf jeden Umgang der thurmförmig gewundenen Schaale kom- 
men nur 18—25 breite und stumpfe, fast gerade Rippen, über wel- 
che, so wie über die Zwischenräume feine Längs- oder Querlinien 
'hinweglaufen. 

Im oberen Grünsande von Czencziz und Malnitz in Böhmen, im 
Plänerkalke von Strehlen, im grünen Kalkmergel Englands, und in 
chloritischer Kreide Frankreichs. 

T. costatus Lam., Sow. M. C. tb. 36. — Brongn. Env. de Par. 
ib. 7. fe. 4 — Mant. Geol. of Suss. tb. 23. f. 15, tb. 24. f. 1—5. 
— Br. Leth. ib. 3. f. 7. — d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. tb. 145. — 
Röm. Kr. p. 91. 

Die Längsrippen, deren Anzahl zwischen sechzehn und zwanzig 
wechselt, zertheilen sich in zwei bis drei Höcker, von denen der 
obere länglich ist. | 

Im Grünsande von England, im Kreidemergel von Frankreich 
(in der mittleren chloritischen Kreide des Pariser Beckens und in der 
Provence), im Flammenmergel bei Langelsheim und im Pläner bei Sar- 
stedt und Rethen. 

H. (T.) tuberculatus Sow. M. C. tb. 74. — Mant. Geol. of 
Suss. tb. 24. f. 7. — T. Bergeri ‚Brongn. Env. de Par. tb. 7. f. 3. 
— d’Orb. Pal. fr. Terr. er. tb. 143. f. 3-6. (T. Bergeri) u. tb. 
144, 2 & 

Diese Art unterscheidet sich von der vorigen durch einen Höcker 
mehr in jeder Rippe. Die oberen Höcker sind länglich, die unteren 
kleiner und rund. 


20 


Geinitz, Versteinerungskunde, 


306 WEICHTIIERE. 


Im Kreidemergel (Plänerkalke) von Ringmer. in England, Salz- 
gitter, Langelsheim und Alfeld in Deutschland, im oberen. Gault und 
in der unteren chloritischen Kreide von Frankreich. 

G. Pitychoceras d’Orb. (aruyn, Falte.) Die Schaale bil- 
det einen geraden Stab, welcher sich so. schnell zurückbiegt, dafs 
das zurückgebogene Stück ganz auf ihm aufliegt. ‘Die Mündung 
ist rund oder oval. Von den sechs Loben ist der obere Seiten- 
lobus kürzer als der Rückenlobus, und der. untere Seitenlobus 
wieder um 3 kürzer als der obere. 

d’Orbigny beschreibt zwei Arten aus dem Neocomien des Dep. 
Basses-Alpes. | 


t 3. G. Baculites Lam. Stabammonit. (baculum, Stab.) 


. Ein Ammonit, dessen Schaale geradlinig ist, und der sich 
zu den Ammoneen verhält,. wie Orthoceratiles zu ‘den Nautileen. 
Der Sipho liegt auf der schmäleren Seite, die daher Rückenseite 
ist. Der Rückenlobus ist gleich lang oder kürzer als der obere 
Seitenlobus. Der Rückensattel ist breit. Der untere Seitenlobus 
ist kürzer als der obere. Bisweilen ist der Bauchsattel sehr klein 
oder fehlt ganz. Der Bauchlobus ist sehr klein und aus unglei- 
chen Theilen gebildet. 

B. incurvatus Dujardin, d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. p. 564. tb. 
139. fe 8—10. — Gein. Kiesl. p. 9. tb..1. £. 5. — Taf. XI ‚Fig. 6. 
(3); a. (eine Kammerwand und. Loben). 

Im Durchschnitte oval, auf der Rückenseite stumpf ER Die 
Seiten sind in der Nähe der Bauchseite mit einer Reihe ' entferntste- 
hender, runder Knoten besetzt. Oberfläche mit stärkeren und schwä- 
cheren Faltenlinien bedeckt, welche von der Rückenseite herablaufen und 
mit einem Sinus sich in der Nähe der Knoten nach der Bauchseite 
wieder heraufbiegen. 

Im oberen Grünsande von Kieslingswalda in der Grafschaft Glatz, 
und am Salzberge bei Quedlinburg; nach d’Orbigny in der Tuffkreide 
der Touraine. | 

B. anceps Lam. — Nilss, Petr. Suec. tb. 2. f. 5. —— His. Leth, 
Suees p. 31. tb. 4. fi 2: — Br. Leth. p. „732... tb, 33.1 fi 6. — d’Orb. 
Pal. f. Terr. er. p. 564. tb. 139. f. 1—7. — Reufs, böhm. Kr. p. 24. 
tb. 7. £. » 2 Hierzu nach d’Orbigny: B. vertebralis Defr., B. dis- 
similis Desm. und B. Faujası Haan. 

Der vorigen: Art sehr ähnlich, jedoch ohne Knoten. 

Im Plänermergel und Pyropensande von Böhmen, im Plänerkalke 
von Sachsen, Oppeln in Schlesien, im diesen entsprechenden Kreide- 


KOPFFÜSSER. 307 


mergel bei Aachen, Lemforde, Blankenburg, im Baculitenkalke bei 
Valogne (Manche); in ‘der Kreide von Rügen, bei Balsberg, Kjuge- 
strand und Köpinge in Schweden, 


+ 4. G.? Conoceras Bronn. Kegelhorn. (zwvog, Kegel.) 


Nach Bronn *) ist die Schaale kegelförmig, kurz, gerade; 
die Spitze abgerundet, die Scheidewände stehen dicht beisammen, 
und der Sipho liegt, wie es scheint, dicht am Rande, so. dafs 
man in dieser Gattung, wenn sich die Lage des Sipho bestätigen 
würde, mit Quenstedt ””) einen gesireckten Goniatiten erblicken 
mülste. 

C. angulosa Br. wurde, mit Orthoceratiten zusammen, am Hu- 
ronensee in Nordamerika aufgefunden. 


Anhang. 


+ Apiychus H. v. Mey. Unfalter. (&, zıyyn, Falte.) (Trigo- 
nellites Park., Tellinites und Solenites Schloth., Lepadites 
Germ., Ichthyosiagones Bourdet, Münsteria des 
Longchamps.) 


Ein- noch immer problematischer Körper, welcher aus zwei 
dreiseitigen Schaalen besteht, die sich zu einander wie.rechts zu 
links verhalten, und die gewöhnlich, in der Form der Fig. 9. auf 
Taf. XII., neben einander ausgebreitet liegen. Selten findet man 
sie zusammengeklappt, am häufigsten einzeln. Die eine Fläche 
ist gewölbt, die andere vertieft. Der eine (innere) Rand, mit 
welchem die Schaalen an einander liegen, ist gerade; an diesen 
gränzt, bald stumpf-, bald rechtwinkelig, der eine. äulsere, ge- 
wöhnlich etwas concave Rand an; der andere Theil des äufseren 
Randes, welcher der von jenen Seiten gebildeten Ecke gegenüber 
liegt, ist meistens der längste und bogeuartig convex. Neben dem 
inneren Rande der einen Schaale sieht man eine flache Vertiefung 
herablaufen, welcher eine flache Erhöhung der anderen Schaale 
entspricht. Es kommen dick- und dünnschaalige Arten vor. 

. Von den ersteren unterscheidet H. v. Meyer *““) solche, deren 
Oberfläche glatt ist, als Laeves, und zwar breite Formen (A. latus), 
und längere Formen (A. longus); und solche, deren Oberfläche ge- 


*) Leth. p. 98 u. 1285. 

**) L. Br. J. 1838. p. 166. 

+++) Act. Ac. Caes. etc. XV. 2. p. 1656. — Mus. Senckenb. 1833. 1. p- 
24. 25. tb. 2. f. 19—22. — L. Br. J. 1838, p. 416, 


20 


308 WEICHTHIERE. 


streift ist, als /mbdbröcati, und zwar mit zahlreicheren und tieferen 
Streifen (A. profundus), und:mit wenigen und: flachen, an der Kante 
gekörnten Streifen (A. depressus). 


Die .dünnschaaligen Arten gehören alle zu den RR gestreif- 


ten Formen, und haben zum Theil auf ihrer Oberfläche erhabene Wülst- 
chen. Unter ihnen hat A. ovatus einen ovalen Umrils, A. bulla- 
tus eine etwas spitzere Form und ist mit gekörnten Wülstchen be- 
deckt, auf dem noch spitzeren A. elasma gleichen die Wülstchen 
mehr vertieft liegenden Streifen. 

Die dicke kalkige Schaale der glatten Aptychen ist auf der 
gewölbten Oberfläche glatt und besteht aus lauter kleinen, dicht 


an einander stehenden Zellen, welche nach Abreibung der sehr 


dünnen, oberflächlichen Schicht die ganze Oberfläche porös er- 
scheinen lassen. Voltz nennt sie daher Cellulosi. Ihre concave 
Fläche ist parallel dem äufseren Rande gestreift, welche Streif- 
ung, nach Voltz “) und Goguand f; *), von einer hornigen Schicht 
herrührt. ii 

Eine solche hornige Schicht scheint keiner Aptychus-Art ge- 
fehlt zu haben, und bei mehreren dünnschaaligen Imbricaten, wie 
A. elasma, herrscht sie so vor, dafs die kalkige Schicht ganz zu 
fehlen scheint, und dals dieselben von Voltz als Cornei von den 
übrigen Imbricaten getrennt wurden. Immer hat diese Schicht 
eine von der kalkigen unabhängige Zuwachsstreifung. | 

Dafs man es hier nicht mit gewöhnlichen Muschelschaalen zu 
thun habe, wofür die Aptychen früher gehalten wurden, erhellt 
theils aus ihrer Structur und dem Mangel an Muskeleindrücken, 
theils daraus, dafs die beiden auf einander geklappten Hälften sich 
nur in drei Punkten berühren. Wegen der zweifachen Zuwachs- 
streifung hält v. Meyer die Aptychen für eine aus zwei Hälften 
zusammengesetzte und in dieser Hinsicht Bivalven ähnliche Schaa- 
lenbildung im Inneren eines Weichthieres, und glaubt an den dick- 
schaaligen Arten sogar eine rudimentäre Schlofsbildung zu erkennen. 

Rüppell ***) hatte zuerst einen Theil der Aptychen für Deckel 
von Ammoniten, in deren Mündung man sie häufig 7) findet, ge- 
halten, eine Ansicht, welche von Volz auf alle Aptychen ausge- 


*) L. Br. J. 1837 a. v. O. 

**) L. Br. J. 1842. p. 625. 

*+*) Abbild. u. Beschr. einiger neuen‘ oder wenig gekannten Verst. von 
Solenhofen, 1829, 

+) Nach Voltz (L..Br. J. 1838. p. 669) sitzt fast auf jedem Ammoniten 
von Voirons bei Genf ein Aptychus. 


# Te 


KOPFFÜSSER. 309 


dehnt wurde, gegen welche v. Meyer aber einwendet, dals der 
lebende Nautilus keinen derartigen Deckel besitzt, dafs mit vielen 
Ammoniten keine Aptychen zusammen vorkommen, dafs man noch 
gar keine den gröfseren Ammoniten entsprechenden Aptychen ge- 
funden hat, dals bisweilen zweierlei Aptychus-Arten in einem Am- 
moniten, und eine Art Apiychus in verschiedenen Ammoniten-Arten 
vorkommen *). 

Coquand (a. a. 0.) hält die Aptychen für innere Schaalen 
und zwar Rückenschilder eines dem Teudopsis Bunelliü am näch- 
sten stehenden Cephalopoden. 

Die verschiedenen Arten kommen fast ausschlielslich im Ooli- 
thengebirge und Kreidegebirge vor; Archiac und Verneuil führen in- 
defs A. anliquus Goldf. aus dem Kohlengebirge von Herborn und 
A. vetusius Arch. u. Vern. aus devonischer Grauwacke der Eifel an. 

A. ovatus v. Mey. (Mus. Senckenb. I. p. 24. tb. 2. f. 19.), 

A. elasma v. Mey. (Mus. Senckenb. I. p. 2. tb. 2. f. 21. 22.) 
und | . | 
A. sanguinolarius Quenst. (Flötzg. Würt. p. 256.) gehören 
zu den hornigen Imbricaten, wie die schwarze Farbe der Schaalen 
anzeigt, und kommen im Lias von Würtemberg vor. Der letztere findet 
sich, nach Quenstedt, häufig in den Brüchen von Ohmden immer in 
der Nähe der Mündungen von Ammoniten aus der Gruppe der Fal- 
ciferen. 

A. (Trigon.) lamellosus Park. Org.‘ rem. V. 3. tb. 13. f. 10. 
11. — Tellin. solenoides Schloth., Rüpp. a. a. O0. tb. 1. f! 1.3. 5. — 
Lepad. solen. Germ. — A. imbricatus profundus v. Mey. — Br. Leth. 
p. 467. tb. 15. f£. 16. — Hiernach Taf. XI. Fig 11. (32). 

Die innere concave Fläche der kalkigen Schaale ist fein gestreift, 
die äufsere convexe mit nahe an einander stehenden, erhabenen Leist- 
chen bedeckt. 

Diese Art entspricht, nach Quenst. (Flötz. p. 445.), der Mündung 
des Amm. flezuosus , mit welchem sie, neben Planulaten, im lithogra- 
phischen Schiefer 'Solenhofens häufig zusammen gefunden wird; nach 
Bronn ist sie im Oxfordihone zu Muggendorf (verkieselt), und zu 
Grumbach bei Amberg (in Hornsteinnieren) eine gewähnliche Erschein- 
ung; Glocker fand sie in Mähren. 

A. (Trigon.) latus Park. Org. rem. V. 3. ib. 13. f. 9. 12. 
— Tellin. problematicus v. Schloth., Rüpp. a. a. ©. ib. 2. £. 1—3. 
— Lepad. probl. Germ. — A. (laevis) latus v. Mey. — Br. Leth. p. 466. 


‚*) L. Br. J. 1842. p. 697. 


310 WEICHTHIERE. 


tb. 15: 6 15. — Ziet, Verst. Würt. tb. 37. f. 6. — Hiernach Taf. X. 
Fig. 9. :10. (3). | 

Sehr dickschaalig und breit, auf der inneren Fläche gestreift, 
auf der äufseren (gewölbten) glatt oder punktirt. 

Die Gestalt dieser Art palst, nach Quenstedt (Flötzg. Würt.p. 
445.), am besten zur Mündung des Amm. inflatus Rein. (Ziet. Verst. 
Würt. tb. 1. f. 5.), mit welchem zusammen sie im mittleren weilsen 
Jura. ia Würtemberg an der Alimühl sö häufig sind. Auch im oberen 
Jura «von Franken sind sie bei Muggendorf, Thurnau, Amberg und $o- 
lenhofen sehr gewöhnliche Erscheinungen; nach Bronn 'kennt man’ sie 
noch aus dem Oxfordihone des Porrentruy in der Schweiz, und von 
Quenoche in Frankreich. | 

Im Kreidegebirge gehören die Aptychen zu den Seltenheiten. 

Coquand beschrieb 1842 (a. a. 0.) mehrere Arten aus dem Neo- 
comien der Nieder-Alpen; früher schon entdeckte Voltz einen Aptychus 
in der Kreide zu Meudon *), und 1842 wurden A. creiaceus Münst. und 
A. complanatus Gein. aus dem Plänermergel von Luschitz und dem 
unteren Quader von Tyssa in Böhmen von mir beschrieben **). 


Graptolithus L. Prionotus Nilsson. Lomatoceras oder 
Feilenhorn Bronn. (yo«pw, ich schreibe, ritze; 
Ai}og, Stein.) 


In Bezug auf diese noch immer so problematische Gattung, 
welche. von vielen zu den Corallen, von. einigen sogar zu den 
Pflanzen gerechnet wird ”“"), haben mich meine Nachforschungen 
seit 1842 nicht eben viel weiter geführt, als ich früher f) schon 
aussprach. Der einzige neue Beitrag zu dem Früheren ist, dals 
ich an einigen von ihnen Structur fand, und dafs ich mehrere 
der von den gewöhnlichen Formen abweichenden Graptolithen, wel- 
che Hisinger in der Leihaea suecica beschreibt, mit meinen An- 
sichten in Einklang zu bringen suchte. 

Die dünne Schaale der Graptolithen ist linienförmig, gerade 
oder krumm, verläuft hinten (unten) sehr allmählig in ‚eine Spitze, 
ist im Querdurchschnitte eiförmig bis flach zusammengedrückt, ent- 
weder an beiden Rändern gezähnt, oder an einem ganzrandig,, in 
welchem Falle die Zähne über einander ‚liegen, und, bisweilen. so- 


*) L. Br. J. 1838. p. 669. 
__**) Char. d. Sch. u, Petr. d. sächs. böhm. Kreideg. III. p. 69. tb. 17. 
f. 25. 27—29. 
*+*) The American Journal by Silliman 1844. V. 47. p. 371—374. 
+) L. Br. J. 1842. p. 697. tb. 10. f. 15—29, 


KOPFFÜSSER ? 311 


gar auch an beiden Rändern glatt, eine Folge der Zusammen- 
drückung von oben. | 

Schief vom gezähnten Rande herab- oder. herauflaufende Schei- 
dewände theilen das Ganze in niedrige und flache Kammern, welche 
durch einen Nahrungskanal (S:pho) verbunden sind‘, der, wie bei 
den Ammoneen, zwischen den Kammern und der Schaale auf: der 
Rückenseite zu liegen scheint. Als eine erhabene und vertiefte 
Linie sieht-man denselben, wenn beide Ränder. gezackt oder beide 
glatt sind, längs der Mitte ‚herablaufen, wenn aber nur ein Rand 
gezackt ist, längs des glatten Randes oder parallel mit ihm. 

Diese scheinbar so abweichenden Hauptiformen der Graptoli- 
then lassen sich leicht mit einander in Einklang bringen, wenn 
wir annehmen, dafs die beiden symmetrischen Hälften eines auf 
beiden Seiten gezackten Graptolithen längs der Mitte so zusammen- 
geklappt waren, wie wir.es bei den meisten Arten dieser Gatt- 
ung noch jetzt sehen, dann müssen die Zähne auch paarig stehen, 
‘oder dicht auf einander liegen. Es scheint, als ob das, Thier 
sich nicht willkürlich hätte zusammenklappen können, sonst würde 
man bei einigen Arten, die man stets zusammengeklappt findet, 
auch. ausgebreitete Individuen sehen, und umgekehrt. Ein solches 
willkürliches Zusammenklappen würde sich auch nicht mit .der, 
wenn auch dünnen, doch festen Schaale vertragen können, die 
man bisweilen die Kammern bedecken sieht, und auf deren frü- 
heres Vorhandensein man durch die ziemlich constante Form der 
Arten geführt wird. Die Annahme, dafs bei den, nur auf einer 
Seite gezähnten Graptolithen im lebenden Zustande sich beide Hälf- 
ten gewölbt gegen einander geneigt haben, findet ihren‘ Beweis 
nicht nur in der Gestalt vieler Exemplare des ‘Gr. Priodon, son- 
dern erklärt auch recht gut, wie der Sipho häufig mehr oder we- 
niger entfernt vom ungezähnten Rande liegt, welche Lage dann 
durch Zusammendrücken von oben hervorgebracht werden mulste, 
und wie auch beide Ränder bisweilen zahnlos sein können. 

Die inneren. Theile der Kammerwände sind, ihrer Flachheit 
halber, nur selten noch zu erkennen. | 

Die Graptolithen gehören den älteren, silurischen Grauwacken- 
bildungen, besonders dem Thonschiefer und dem älteren silurischen 
Kalke an, wo sie die Begleiter der Trilobiten und Orthocerati- 
ten sind. 

Sie zerfallen in geradlinige und in spiralförmig gebogene. 
Die ersteren entsprechen den Orthoceratiten und Baculiten, die an- 
deren den Lituiten, Cyrtoceratiten und Hamiten. - 


312 WEICHTHIERE. 


a. Geradlinige. 


1. @. foliaceus Murchison, the Silurian System P. II. p. 694 
—696 pl. 26. f. 3. 3. a. — Taf. X. Fig. 12 u. 12. a. (vergröfsert). 

Eine flach ausgebreitete Art, deren beide Ränder daher gezackt 
sind. Die kleinen Zacken der Ränder sind durch flache Bogen mit 
einander verbunden. Die schwach sichelförmig gebogenen Kammerscheide- 
wände laufen nach dem Sipho herab. Die ganze Oberfläche zeigt eine 
netzförmige Structur, welche ganz ähnlich der von Calamopora spon- 
gites ist. (Eine ähnliche Structur hat, nach Quenstedt *), die Schaale 
des Orthoceratites Wadii Schloth., welche nach ihm bestimmt nicht 
von Calamoporen herrührt, sondern im Mantel des Thieres ihren Er- 
klärungsgrund finden mag.) 

In den Llandeilo-flags, den ältesten silurischen Schichten von 
Abberreiddy Bay, SW. von Dinas *“*), im Thonschiefer von Linda bei 
Pausa im sächsischen Voigtlande, und im Kieselschiefer von Ronneburg 
(Sachsen - Altenburg). 


G. (P.) Pristis His. (Leth. Suec. p. 114. tb. 25. f. 5.), aus 
dem dunklen Grauwackenkalke von Dalecarlien, schlielst sich unmittel- 
bar an @. foliaceus an, nur sind die Zähne spitzer und relativ gröfser. 


G. (P.) Folium His. (a. a. O. tb. 25. f. 8), aus dem Thon- 
schiefer von Dalecarlien, scheint das obere Ende einer der beiden 
vorigen Arten zu sein. 


G. dentatus Vanuxem (American Journal by Silliman. 1844. V. 
47. p. 370. Pl. 8. f. 2.), aus dem Thonschiefer (Utica Slate) von 
Pensylvanien und Virginien, ist ein @. Pristis mit etwas gedrängter 
stehenden Kammern und spitzeren Zähnen. 


2. G. (L.) Priodon Bronn, Leth. p. 56. ib. 1. f.. 13. — Taf. 
a Ee 1 (vergröfsertes Stück). 

Eine zusammengeklappte Art, mit eiförmigem Querdurchschnitte 
(etwa wie in der idealen Zeichnung Fig. 13. @a., aus welcher auch 
die Lage des Siphos zu ersehen ist) und rückwärtsgekrümmten, paa- 
rigen Zähnen. Die Scheidewände gehen von den Hakenzähnen schwach 
sichelförmig nach der Rückenseite herab, um sich an dem in einer 
Rinne gelegenen Sipho zu vereinigen. 

In der ältesten Grauwacke von Böhmen, in einem schwarzen 
Grauwackenkalke von Fougerolle bei Caen in der Normandie. 

G. Ludensis Murch. (Sd. S. II. tb. 26. f. 1. 2. — G. virgu- 


*) L. Br. J. 1840. p. 263. 
**) Lond. Ed. Dubl. phil. Mag. V. %. p. 60. 


KOPFFÜSSER ? 313 


latus *), aus dem Ludlow-Schiefer von England, ist eine Varietät mit 
etwas rückwärts gekrümmteren Haken. 

G. (P.) teretiusculus His. (Leth. S. Suppl. 2. p. 5. tb. 38. 
f- 4), welcher im Thonschiefer von Fogelsang mit G.. sagittarius sel- 
ten vorkommt, scheint nichts anderes als ein vom Rücken aus gese- 
hener @. Priodon oder G. sagitiarius zu sein. 

3. G. sagittarius L. und @. scalaris L. (Syst. nat.), His. 
Leth. Suec. tb. 35. f. 4. 6. — Fucoides serra Brongn. Hist. des veget. 
foss. I. p. 71. pl. 6. f. 7. 8. — Taf. X. Fig. 13. 

Diese dünne und lang gestreckte Art ist gleichfalls zusammen- 
geklappt und unterscheidet sich von G. Priodon durch seine geraderen 
Scheidewände und kaum gekrümmten Zähne, welche den Zähnen einer 
Säge auffallend ähneln. Bei dieser Art kommt es nicht selten vor, 
dafs, durch Zusammendrückung von der Rückenseite aus, beide Ränder 
glatt erscheinen, und der @. scalaris L. **) wird sicher :nichts anderes 
sein als ein so zusammengedrückter @. sagittarius. 

Beide Abänderungen sind gemein im Thonschiefer Schwedens, 
im Thonschiefer von Linda bei Pausa im sächs. Voigtlande, und von 
Ronneburg im Herz. Altenburg. 

Eine von allen anderen Graptolithen sehr abweichende Form ist 
der von Hisinger (Leth. Suec. ib. 38. f. 3.) abgebildete G. geminus 
His. und der @G. Murchisoni Beck (Murch. Sid. S. tb. 26. f. 4. a.), 
da beide zweiarmig sind, indem hier zwei Arme von einem kurzen 
gemeinschaftlichen Stiele symmetrisch fortlaufen. Der äufsere Rand je- 
des Armes ist glatt, der innere gezähnt. @. geminus, welcher sel- 
ten ist und in Schweden mit G. sagettarius zusammen vorkömmt, hat 
kleine Zähne, welche ganz denen von @. sagittarius entsprechen. 

G. Murchisoni hingegen entspricht seinen Zähnen nach mehr dem 
G. Ludensis (G. Priodon), mit welchem. er in England zugleich auch 
auftritt. ' 

Da ich. beide zweiarmige Graptolithen nur nach der Abbildung 
kenne, so kann ich über sie kein sicheres Urtheil gewinnen, möchte 
indels vermuthen, dals G. geminus ein G. sagittarius, und G. Murchi- 
soni ein G. Priodon sei, welcher durch irgend eine äufsere Ursache 
der Länge nach in zwei, hinten noch zusammenhängende Hälften ge- 
trennt worden ist. 


*) Amer. Journ. 47. p. 372. 

**) Dafs in der Zeichnung von Hisinger (Leth. Suec. tb. 35. f. 4. 5.) 
die Kammerscheidewände der beiden Seiten nicht auf einander sto[sen, möchte 
ich nur als Verdrückung oder Verschiebung der einen Hälfte: betrachten. 
Aehnliches fand ich auch bisweilen an Ronneburger Exemplaren. 


314 WEICHTHIERE. 


4. @. (Orth.) serratus Schloth. Nachtr. 1822. tb. 8. f. 3. — 
Knorr Petref. tb. 3. Kap. 4. p. 163; Suppl. tb. 4. ©. f. 5 u. 6. z. Th. 
— Taf. X. Fig 12. *. (nach Schlotheim). | 

Eine zusammengeklappte Art, wie G. Priodon und @. sagittarius, 
mit kurzen, spitzen Zähnen und schief nach dem Sipho herauf (nicht 
herab, wie es bei den anderen Arten geschieht) laufenden einfachen 
Scheidewänden. 

Mit @. sagittarius zusammen bei Ronneburg. 


b. Spiralförmig gebogene. 


5. @G. convolutus His. Leth. Suec. p.: 114. ib. 35. f. 7., — 
G. spiralis Gein. a. a. OÖ. — Gezähnelte Lituiten Knorr, Petr. Ill. Suppl. 
ib. 4. C. f. 5. 6. z. Th. u. tb. 10. f. 1. (ein verkehrt gewundenes 
Exemplar). — Schloth. Nachtr. tb. 6. f. 2. — Taf. X. Fig. 14. 15. 


Anfangs spiral gewunden und dann in eine schwach gebogene 
Linie auslaufend, allermeist an der inneren Seite der Windungen glatt 
und an der äulseren. gezähnt. Individuen, bei welchen der innere’ 
Rand gezähnt und der äufsere ganz ist, verhalten sich zu einander 
wie rechts gewundene Schnecken zu links gewundenen. Uebrigens 
sind sie so selten, dals ich unter vielen Hunderten, die ich von Ron- 
neburg und Linda bei Pausa kenne, nur ein Ezemplar fand. Vielleicht 
ist das deutliche Exemplar bei Knorr gerade seiner Seltenheit wegen 
abgebildet worden. Die jüngsten Formen (Fig. 15.) besitzen die läng- 
sten, gerade aufrecht stehende oder rückwärts gekrümmte Zähne, so 
dals hier die Kammern nur mit einem sehr kleinen Theile zusammen- 
hängen. Bei alien Individuen (Fig. 14.) nimmt der Zusammenhang der 
Kammern zu. _Der Sipho liegt, je nach der verschiedenen Zusammen- 
drückung, bald unmittelbar am glatten Rande, bald von ihm eiwas 
entfernt. 

Im Thonschiefer von Furudal in Dalecarlien, Linda im sächs. 
Voigllande und Ronneburg im Altenburgischen. 


+ G.? Conularia Miller. 


Diese Gattung wird gewöhnlich den Cephalopoden, von d’Or- 
bigny *), de Koninck *“) und Archiac und Verneuil ***) aber den 
Pteropoden zugezählt. 

Nach d’Orbigny ist die Schaale der Gonkieklen gerade, ver- 


*) Pal. fr. Terr. cret. II. p. 4. 
**) Deser. des an. foss. p. 494. 
*#**) In Murchison, über d, älteren oder paläozoischen Gebilde, p. 188. 


SCHNECKEN. 315 


längert, pyramidal, sehr: dünn, vierseitig, quergefaltet und längs- 
gefurcht, und innerlich in ‚Querkammern getheilt *). 

Die wenigen bis jetzt bekannten Arten finden sich in oberen 
silurischen und devonischen Bildungen. 

C. quadrisulcata Mill., Sow. M. C. tb. 260. f. 3—6, aus 
schottischem Grauwackenkalke. 

C. teres Sow. M. C. tb. 260. f. 1. 2, mit vorigem zusammen 
oder im Kohlenkalke? 

C. irregularis de Kon. a. a: O. tb. 45. f. 2, aus dem Koh- 
lenkalke von Tournay. 


2. Ordn. Gasteropoda. Bauchfüfser. 
Schnecken. 


„Leib - lang gestreckt, mit deutlichem Kopfe, woran zwei 
oder vier Fühler, die hinteren mit Augen am Grunde oder an der 
Spitze. Am Bauche eine flach ausgebreitete, fleischige Sohle zum 
Kriechen (der sogenannte Fufs, nach dessen Anheftung die Ga- 
steropoden in Halsfüfser und Bauchfülser im engeren Sinne zer- 
fallen); der Mantel dünn, die Eingeweide einschliefsend, und ge- 
wöhnlich eine spiral aufgerollte Schaale absondernd, in welche, 
wie in den Mantel, das gereizte Thier meist den ganzen Rumpf 
mit dem Kopfe zurückziehen kann. Sie athmen meistens durch 
Kiemen, einige auch durch Lungen.‘ (Burmeister, Grundr.. der 
Naturg. 1845. p. 91.) Die mehrsten leben im Meere, viele auf 
dem Lande, wenige in sülsen Gewässern. Die Meeresschnecken 
haben allermeist eine dickere Schaale als die Land- und Sülswas- 
serschnecken. 

Bei, den Beschreibungen der fossilen Schaalen folgte ich dem 
von Goldfuls in nachstehenden Worten bezeichneten Sprachge- 
brauche: 

„Die einkammerigen Schneckengehäuse sind entweder kegelförmige 
Röhren oder. kreiselförmige Schüsseln, oder sie bilden spiralförmige 
Windungen oder Umgänge (anfractus) und. endigen sich in eine 
Spitze (apez, mucro, verter). Legt man die Schaale auf die Münd- 
ung (Mundöffnung, apertura), welche der Spitze gegenüber als unterer 
Theil (basis) beirachtet wird, so gehen die ‘Windungen von der. lin- 


*) Höninghaus, der' ein Exemplar der €. quadrisulcata der Breite und 
Länge nach durchsägen liefs, hat darin keine Spur von Kammern entdeckt. 


L. Br. J. 1839. p. 71.) 


316 WEICHTHIERE. 


ken zu der rechten Hand (cochleae dexztrae), und nur bei wenigen 
in entgegengesetzter Richtung (cochleue sinistrae). 

In der Mitte der Schnecke befindet sich die Säule oder Spin- 
del (columella), um welche die Gänge gewunden sind. Sie ist an 
der Basis entweder abgestumpft (truncata), oder über die Schaale hin- 
aus verlängert (caudata), oder bildet einen offenen Nabel (umbilicus 
pervius), der nicht selten durch eine Schwiele halb geschlossen ist (um- 
bilicus subobtectus). Die Windungen sind bei einigen von der letzten, 
untersten Windung eingeschlossen (test@ involuta), oder nur wenig aus 
ihr hervorragend (testa convoluta), bei anderen aber kegel- oder ihurm- 
förmig hervorstehend (testa turrita). 

Die Linien, worin die. Windungen an einander stolsen, werden 
Nähte (suturae) genannt. Die letzte, gröfste Windung 'heifst Bauch 
(venter), und ihr oberer Theil Rücken (dorsum). Der äufsere Rand 
der Mündung wird Aufsenlippe oder der rechte Rand (labium, 
labium eziernum) genannt, und der innere, welcher sich an die Spin- 
del anlegt, die Innenlippe oder der linke Rand (labium, labium 
internum). Verlängerungen der Lippe bilden den Schnabel (rostrum), 
und ein Fortsatz des Bauches, der Lippe oder der Spindel heilst 
Schwanz (cauda) oder Canal. Häufig bezeichnen Quernähte 
(Mundwülste, varices) die Stellen, wo im jüngeren Alter die Lippe 
sals. Streifen, welche von der Spitze der Schaale bis zur Basis 
laufen, heifsen Längsstreifen (striae longitudınales), und solche, 
welche die Längslinien durchkreuzen und der Spirallinie der Windung 
folgen, werden Querstreifen (siriae transversales) genannt. Linne, 
Brugiere, Brocchi, Lamarck, Basterot, Sowerby und d’Orbigny betrach- 
teten die Basis der Schaale als den oberen, und die Spitze als den 
unteren Theil.“ 

Viele Schnecken haben einen Deckel, durch welchen die Münd- 
ung geschlossen wird. 

Die Gasteropoden zerfallen nach ihren Kiemen in sechs ver- 
schiedene Abtheilungen: Nucleobranchiata, Nudibranchiata, Tecti- 
branchiata, Pulmobranchiata, Pectinibranchiata und Cyclobranchiata, 
oder Kern-, Nackt-, Dach-, Lungen-, Kamm- und Kreiskiemer *). 


*) d’Orbigny, Pal. fr. Terr. cr. II.— d’Orbigny’s Systematik der Gaste- 
ropoden, welche hier durchgeführt ist, verdient ihrer Natürlichkeit halber 
den Vorzug vor der künstlicheren Lamarck’s, wenn auch die letztere im 
Allgemeinen eine schnellere Uebersicht der Gattungen gestattet. Vergl. Des- 
hayes, traite elementaire de Conchyliologie. Paris, 1839. p. 113. Die Ein- 
theilung in Phytophagen und Zoophagen hat, nach Deshayes, nur in Bezug 
auf die Schaalen Werth, da unter den ersteren Natica ein gefrälsiger Zoo- 


A 


we 


SCHNECKEN. Br; 


A. Nucleobranchiata d’Orb. Kernkiemer. Heteropoda Lam. 
Kielfüfser. 


Kiemen federbuschartig, meistens auf einem Kerne sitzend, 
welcher das Herz trägt. Kopf meistens deutlich, mit Augen, zwei 
Fühlern und einem rüsselförmig verlängerten Maule. Leib gestreckt, 
an der Bauchseite mit einer zusammengedrückten Flosse. 

Sie schwimmen im Meere, den Bauch nach oben gerichtet, 
so dals die Flosse als Segel dient. 

Nimmt man die von d’Orbigny in diese Abtheilung gestell- 
ten Bellerophons (s. p. 258.) aus, so ist von den Kernkiemern 
bis jetzt nur eine einzige Schaale einer Carinaria aus den mitt- 
leren Tertiärschichten von Turin bekannt. 


B. Nudibranchiata. Nacktkiemer. Tritoniacea Lam. 


Der nackte Körper, auf dessen Mantel die Kiemen bald auf 
dem Rücken, bald an den Seiten äufserlich befestigt sind, erlaubt 
den Nackikiemern nicht, sich im fossilen Zustande zu zeigen. 


C. Tectibranchiata. Dachkiemer. Bulleacea und 
Aplysiacea Lam. 


Die Kiemen liegen an der Seite, werden vom Mantel be- 
deckt und haben die Form eines Kegels.: Der Fuls ist sehr grofs. 
Einige Dachkiemer sind nackt, andere (Bullaea) haben eine innere, 
noch andere (Bulla) eine äufsere Schaale.. Sie können nur milt- 
telst Wassers athmen und gehören vorzüglich den gemälsigten und 
warmen Meeren an. Mi 

Mit Sicherheit ist nur eine Gattung in der Vorwelt nachge- 
wiesen worden: 


Bulla Lam. EIN EDEN 1194 Bulla. Hierzu: Bullina 
Ferussac oder Alöcula Eichwald. 


Schaale aufgerollt, länglich-. oder  kugelig- eiförmig, ohne 
Spindel, mit kaum vortreiendem Gewinde. Die Mündung hat theils 
die Länge der Schaale, theils erhebt sich das Gewinde ein wenig 
darüber hinaus (Bullina). Die Aufsenlippe ist scharf. 

Einige Arten kommen schon in.den Oolithen vor, mehrere 
sind tertiär. 


phag ist, und unter den letzteren sämmtliche Cerithien Phytophagen sind. 
(Menke, Zeitschr. f. Malako-Zoologie. 1844. Febr.) 


= 


318 WERCIHTHIERE. 


B»lignaria L. —— Taf. XVI. Fig. 6. va d. —— Desh. Cog. de 
Par. II. p. 44. tb. 5. f. 4+—6. — Br. Leth. p. 997. tb. 40. f. 13. — 
Philippi, Beiträge zur Kenntnils der Tertiärversteinerungen des nord- 
westlichen Deutschlands. Cassel, 1844. p. 51. 

Schaale länglich-eiförmig, nach dem kleinen, etwas vertieften 
Gewinde zu schmäler, quergestreift. Die Mündung erweitert sich nach 
unten beträchtlich. 

Fast in allen Tertiärbildungen und noch lebend im Mittelmeere 
und europäischen Ocean. 


B. cylindroides Desh. Cog. de Par. II. p. 40. tb. 5. f. 22—24. 

Schaale fast cylindrisch, an der Basis dünn gestreif. Mündung 
linear, unten etwas erweitert. Das verborgene Gewinde bildet einen 
kleinen Nabel. | 

Ziemlich häufig im Pariser Grobkalke. 


B. cylindrica Brug., Desh. Cog. de Par. II. 2.2 af. 
10—12. — Br. Leth. p. 998. tb. 40. f. 14. 

Sie wird nach unten zu breiter als die vorige, ist mehr, Oval 
als ceylindrisch, und (nach Deshayes überall, nach Bronn nur unten) 
quergestreift. 

Im Grobkalke von Paris, Sternberg in Mecklenburg, im kalkfüh- 
renden Sande in Brabant und in der Ukraine, im Londonthone Englands. 


B. (Bullina) Lajonkairiana Bast., Br. Leth. p. 999. tb. 44. 
f. 15. — Alicula Volhynica Eichw. — Phil. Tert. p. 18. 51. | 

Diese kleine, olivenförmige, glatte Art, an welcher das Gewinde 
als kleine Spitze die Mündung überragt, bezeichnet das Tegelgebilde, 
obschon sie, nach Bronn, auch früher und später fossil und lebend 
vorkömmt. 

Im Grobkalke: Mecklenburgs;’ im Tegel zu Bordeaux, in Touraine, 
bei Kassel (Wilhelmshöhe), Freden, Wien (Gainfahrn), in Siebenbürgen, 
Volbynien, ‘Podolien; in:der Subapenninenformation Italiens (Nizza, 
Siena), Moreas; und lebend im Mittelmeere. 


D. Pulmobranchiata. Pulmonata. Lungenschnecken. 


Die Lungenschnecken athmen nur freie Luft und haben, statt 
der Kiemen der anderen Schnecken, an der rechien Seite des 
Mantelrandes eine Oeffnung, den Zugang zu einer’Höhle, deren 
Wände einen faltigen Sack (Lunge) bilden. Der Fuls: ist mittel- 
mäfsig grols. Schaale fehlt oder ist ohne Deckel. 

Sie leben in sülsen Gewässern oder auf: dem ‚Lande, und 
nähren sich nur von Vegetabilien. In meerischen Bildungen wird 


SCHNECKEN. 319 


man die Lungenschnecken vergeblich suchen; im Gegentheil wird 
aber ihr Vorkommen Moräste und Sümpfe, Flüsse und Bäche der 
Vorwelt am besten bezeichnen können. 

Allen älteren Formationen scheinen diese Thiere gefehlt zu 
haben, mit Sicherheit kennt man sie nur aus tertiären Schichten, 
in. welchen sie: jedoch viel sparsamer als in der jetzigen Schöpf- 
ung waren. 


3. Fam. ZLimacidae. 


Diese Familie, welche die Gattungen Vaginulus, Limax, Arion, 
Parmacellus, Cryptellus und Testacellus umfalst, begreift Thiere 
nur mit einer inneren, oft gänzlich fehlenden Schaale und scheint 
früher gemangelt zu haben. 


2. Kam. Colimacidae. 


Körper in einer spiral gewundenen Schaale, mit vier Füh- 
lern, von denen die beiden oberen Augen tragen. Sie leben auf 
dem Lande. Mehrere ihrer Gattungen, welche Vitrina, Succinea, 
Helix, Achatina, Bulimus, Pupa und Clausilia sind, kommen hier 
und da, wie im Süfswasserkalke von Polen “) u. a. O., fossil vor. 


1. G. Helix L. Schnirkelschnecke. Helice. (&£, 
alles Gewundene,) 


Schaale kugelig, niedergedrückt kugelig, fast scheibenförmig 
"bis kegelförmig, mit etwas vorstehendem Gewinde. Mündung ganz- 
randig, mit getrennten Rändern, durch das Anlegen an den vor- 
letzten Umgang etwas eingedrückt. Nabel spiralförmig und_ tief. 


Die gewöhnliche Weinbergsschnecke, H. pomatia L., und die 
Gartenschnecken geben den Typus für diese Gattung ab, von wel- 
cher man gegen 300 lebende und. viele fossile Arten kennt. 


H. Moroguwesi Brongn. — Taf. XVI. Fig. 5. a. b. — Desh. 
Cog.. de Par:ı p. 55: 1b. 6. f. 1.2. 4. 

Schaale fast kugelig, glatt, aus sechs gewundenen Umgängen 
bestehend. Bei grofser Aehnlichkeit mit H. nemoralis L. wird sie 
ohngefähr 3° breit und um # etwa niedriger. E 

Mit Lymneen zusammen , kommt sie in einem Sumpfkalke von 
Paris, der zu den oberen Schichten des Pariser Beckens gehört, und 


im tertiären Sandsteine von Falkenau in Böhmen vor. 


*) Pusch, Polens Palaeontologie. Stuttgart, 1837. p. 185. 


320 WEICHTHIERE. 


3. Fam. Auriculidae d’Orb. 


Der Körper ist in einer spiral gewundenen Schaale einge- 
schlossen, deren Spindel gefaltet ist. Am Kopfe stehen zwei Füh- 
ler und an der Basis derselben die Augen. Sie leben bald im 
Wasser, bald auf dem Lande. 

Ihre Gattungen, Carichium, Scarabaeus und Auricula, schei- 
nen nicht .fossil zu sein. 


4. Fam. Lymneidae d’Orb. 


Körper in einer Schaale, mit zwei zusammenziehbaren Füh- 
lern. Sie leben nur im Wasser. 

Unter den hierzu gehörigen Gattungen: Lymneus, Chilina, 
Physa, Planorbis und Ancylus, ist die am gewöhnlichsten fossil 
vorkommende: ' 


1. G. Limneus (Lymneus, Lymnaeus, Lymnea, Limnaea, 
Limnea) Lam. (Aluvn, Sumpf.) 


Schaale dünn, länglich, mit stark hervortretendem Gewinde, 
einer ganzrandigen, länglichen Mündung, scharfer Aufsenlippe, die 
sich unten als schiefe Falte unter die Spindel herabzieht, um sich 
an dieser spiralförmig emporzuwinden. 

Als Typus für diese Gattung gilt der in Sümpfen so gemeine 
L. stagnalis Müll. Eine diesem sehr ähnliche Art kommt, mit Hekz 
Moroguesi zusammen, bei Falkenau in Böhmen vor. 


2. G. Physa Draparnaud. Bulin Adanson. (gvocw, aufblähen.) 


Walzen- oder eiförmig aufgerollt, mit sehr vorstehendem 
Gewinde und einer länglichen, oben eckigen Mündung. Die dünne, 
scharfe Aufsenlippe biegt sich nach innen unter die gewundene 
Spindel. 

Ph. columnaris Desh. (Cog. de Par. II. p. 90. ib. 10. f. 11 
u. 12.) ist eine sehr verlängerte, fast walzige Art, welche gegen 2% 
lang wird. 


Tertiär bei Paris. 


3. G. Planorbis Müller. Tellerschnecke. (planus, platt; 
orbis, Kreis.) 


Schaale scheibenförmig aufgerollt, so dafs alle Umgänge von 
unten und oben noch sichtbar sind... Mündung länglich und durch 
das Hereintreten der vorletzten Windung etwas mondförmig. 

Mehrere Arten beschreibt Pusch aus dem Süfswasserkalke von 
Polen. 


SCHNECKEN. 321 


E. FPectinibranchiata. Kammkiemer. 5 


Die Kiemen liegen im Nacken des Thieres in einer beson- 
deren Höhle, und haben, wie die Fischkiemen, ein kammförmiges 
Ansehen. Kopf deutlich und mit zwei Augen versehen. Fast 


“immer wird das Thier von einer spiral gewundenen Schaale be- 
_ deckt, deren Mündung mit einem hornigen oder kalkigen Deckel 


zu verschliefsen ist. ü 

Diels ist die umfassendste Abtheilung der Gasteropoden, aus 
welcher alle neptunischen Formationen Gattungen umschliefsen. In 
der Vertheilung jener Gattungen, Arten und Individuen in den 
verschiedenen Schichten der Erdrinde spricht sich abermals das 
Sireben der Natur, eine immer gröfsere Vollkommenkeit zu er- 
reichen, auf das deutlichste aus. ® 

In kleiner Zahl zeigen. sich die Arten und Individuen zuerst 
in silurischer Grauwacke; viel zahlreicher, jedoch noch wenig von 
einander verschieden, verbreiten sie sich in dem Kohlengebirge. 
Noch immer von einförmigem Charakter, hat die Zahl der Indivi- 
duen im. Muschelkalke schon so zugenommen, dafs einige Natica- 
Arten hier ganze Schichten erfüllen und grofsentheils gebildet zu 
haben scheinen; im Oolithengebirge gesellen sich mannichfaltigere 
neue Gattungen den früheren bei, oder die früheren werden durch 
entwickeltere Formen ersetzt; im Kreidegebirge vermehren ‘sich 
die Arten und Individuen bedeutend, und in tertiären Gebilden 
findet man fast alle, in der Jetziwelt noch lebenden Gattungen 
durch eine, wenn auch bisweilen nur geringere, Anzahl von Ar- 
ten vertreten. | : 


3. EKam. Uyelostomidae d’Orb. 


Das Thier trägt ‘zwei spitz kegelförmige, zusammenziehbare 


Fühler, an deren Basis die Augen sind. Kopf rüsselförmig. Schaale 


spiral gewunden. Es sind Landbewohner, welche unseren Erdball 
zuerst in der Tertiärzeit betraten. 
Odontostoma d’Orb. ist noch nicht fossil beobachtet worden. 


1. G: Helicina Lam. (24:5, das Gewundene.) 


 Schaale niedergedrückt, nicht glänzend glatt (wie bei Odon- 

topleura). "Mündung halbmondförmig, öfters mit einem zurückge- 

schlagenen Rande (Mundsaume). Spindel schwielig, aber ohne‘ 
Falten. 

Dieser‘ Gattung wurden bisher einige Arten zugeschrieben, wel- 

che anderen Gattungen zuertheilt werden müssen. So bildet H. com- 


Geinitz, Versteinerungskunde, 1 


322 WEICHTIWIERE. 


pressa Sow. (M. C. tb. 10. f. 1—3.), aus dem Lias von Leicestershire, 
nach Agassiz ein neues Genus: Plychomphalus Ag. 


2. G. Oyclostoma Lam. (xUx%)og, Kreis; oröua, Mund.) 


Schaale verlängert oder niedergedrückt, nicht glänzend glatt. 
Mündung kreisrund, mit vereinigten, gewöhnlich zurückgeschlage- 
nen Rändern. Spindel glatt. Deckel spiral. 

Hier und da vielleicht in teriiären Schichten und im Diluvium. 
(Vergl. Pusch, Pol. Pal. p. 95.) 


+ 3. G. Strophostoma Desh. Ferussina Grateloup. 
Ferussacia Leufroy. (orgöpog, ein gedrehetes 
Band; oröu«, Mund.) 


Schaale kugelig-eiförmig; -Mündung rund, ganzrandig, schief, 
einfach und nach oben gerichtet. Nabel mehr oder weniger weit, 
nach Leufroy bisweilen ganz fehlend. 

Die Arten scheinen alle den mittleren und oberen Tertiär- 
schichten zuzukommen. 

Bronn beschreibt von ihnen vier (Leih. p. 1015), unter 
welchen Y 

St. tricarinatum Braun (L. Br. J. 1838. p. 291. tb. 2. A.) 
in der Nähe von Hochheim im Mainzer Becken mit Arten von FRE 
stoma und Heliz zusammen gefunden wurde. 

Die Windungen sind rundlich und durch drei Kiele (an der obe- 
ren und an der unteren Naht und an dem Rande des weiten Nabels) 


etwas dreiseitig. 


2. Fam. Ampullaridae dOrb. 


Thiere mit kammförmigen Kiemen und aufserdem einem Lun- 
gensack, so dafs sie einen Theil des Jahres auch aufser dem 
Wasser leben können, während sie eigentlich Flulsbewohner- sind. 
Schaale spiral, mit ovaler, sganzrandiger Mündung; von Naftica, 
mit deren Schaalen man sie häufig verwechselt hat, durch eine 
nicht schwielige Spindel und durch eine dünne, mit einer dicken 
Oberhaut bedeckten Schaale unterschieden. 

Die Mitglieder dieser Familie, Ampullaria Lam., mit läng- 
licher, aufgequollener Schaale, Ceratodes Guilding, mit nieder- 
gedrückter Schaale, und Ampulloides d’Orbigny, mit bauchiger 
Schaale, leben noch in sülsen,Gewässern der wärmeren Zone und 
sind in keinem Falle älter als tertiär. 


a4 
u 


SCHNECKEN. 323 


3. Fam. Paludinidae d’Orb. 


Die Thiere dieser Familie haben zwei conisch- pfriemenförmige 
Fühler, vor welchen die Augen stehen, einen rüsselförmigen Mund 
ohne oder mit zurückziehbarem Rüssel, einen ganzen oder an den 
Seiten ausgeschnittenen Mantel. Ihre Schaale ist mehr oder weni- 
ger verlängert, spiral, von verschiedener Form, und hat eine 
sanzrandige Mündung. 

Truncatella Risso ist nicht fossil gekannt. 


1. G. Paludina Lam. Sumpfschnecke. Vevipara Montf. 
(palus, Sumpf.) 

Schaale oval bis kegelförmig, mit ovaler Mündung, deren 
Ränder sich oben in einem Winkel vereinigen. Deckel hornig. 

Die lebenden bewohnen die süfsen Gewässer; mehrere fossile 
Arten umschliefsen oft in grofser Anzahl die Wealdenformation Eng- 
lands *) und einige tertiäre Sülswassergesteine. 

P. pygmaea Fer. — Taf. XV. Fig. 23. Nach Desh. Cog. de 
Par. p. 130. tb. 15. f. 9. 10. — Pusch, Pol. Pal. p. 9. 

Schaale spitz kegelförmig, glatt, mit sechs gewölbten Umgängen. 
Sie ist eine der längeren Formen und kommt, nach Deshayes, in mit- 
tel-tertiären Schichten von Montmorency und Palaiseau, und, nach Pusch 
mit P. inflata Fer. zusammen, im Bassin von Mainz, besonders bei 
Laubenheim und Mombach, zu Millionen zusammengehäuft vor. Diese 
beiden Arten sind nach diesem Gelehrten fast eben so häufig im so- 
senannten Grobkalke von Horostkow in Ostgalizien, in den Muschel- 
sanden Volhyniens und Podoliens, und im oberen Cerithiensandsteine 
der Gegend von Szydlow in Polen. 

Da sie indefs an den letzteren Orten mit Cerithien und anderen 
Meeresgeschöpfen ihren Aufenthalt theilten, so möchten sie wohl eher 
der folgenden Gattung einverleibt werden. 


2. G. Paludestrina d’Orb. Hydrobia? Hartm. Bithynia? Gray. 
(paludester, sumpfig.) 

Die Schaale entspricht ganz jener der Paludinen, das Thier 

bewohnt aber die Meeresküsten und die Mündungen grofser Flüsse. 

3. @. Melania Lam. (u&las, schwarz.) | 


Schaale thurmförmig, mit einer dicken Oberhaut bedeckt. 
Mündung oval; Aufsenlippe buchtig, etwas nach vorn gewendet. 
Deckel hornig. 


*) Sowerby, M. C.; Fitton, observat. of the strata etec.; Mantell, Geol. 
of Sussex etc. 


91 * 


324 WEICHTIIERE. 


Die lebenden Melanien halten sich nur in sülsen Gewässern 
wärmerer Gegenden auf; die fossilen sind daher auch nur in Süls- 
wassergebilden zu suchen, und zur Zeit nur aus tertiären Schich- 
ten bekannt. 

Alle Schaalen aus marinen Formationen, die ihrer äufseren 
Aehnlichkeit halber bisher der Gattung Melania zugezählt wur- 
den, sind den Gattungen Eulima, Pyrgiscus und Rissoina zuzuer- 
kennen. 

Die Untersuchung der Steinkerne sogenannter Melanien aus älte- 
ren Formationen, welche mit den wahren Melanien insbesondere nur 
darin übereinstimmen, dafs ihre Mündung ganzrandig und die Spindel 
glatt ist, führle auch Agassiz zu der Annahme, dafs jene keine wah- 
ren Melanien seien, da bei ihnen die Art ihrer Aufrollung eine ganz 


andere sei *). 


4. G. Melanopsis Lam. Melanopside. (Melania ; 
ovıs, Ansehen.) 


Schaale fast spindelförmig oder cylindrisch-kegelförmig, mit 
ganzrandiger, ovaler, oben zugespitzter, unten etwas ausgerande- 
ter Mündung. Die rechte Lippe legt sich oben an den letzten 
Umgang an, die innere Lippe ist schwielig und die Spindel ge- 
krümmt und unten abgestutazt. 

Sülswassergattung der gemälsigten Zone, und tertiär. 

M. Martiniana Ferussac. — Taf. XVI. Fig. 1. a. b. 

Schaale eiförmig, nach unten und oben verengt, mit ganz nied- 
rig kegelförmigem Gewinde. An dem oberen Ende der sich weit 
heraufziehenden rechten Lippe beginnt ein starker, stumpfer Kiel, wel- 
cher parallel der Naht auf dem letzten Umgange bis an die Mündung 
läuft und da, wo er mündet, die Lippe ein wenig zurückbiegt. Aufser 
unregelmäfsigen Zuwachsstreifen ist die Oberfläche glatt. Das Gewinde 
tritt bald mehr bald weniger als bei dem abgebildeten Exemplare 
hervor. Sie steht der M. carinata Sow. am nächsten. 

Im Tegelsande von Bisens im südlichen Mähren durch Glocker, 
am Lager Wäldehen und bei Gumboldskirchen bei Wien durch v. Hol- 
ger entdeckt. 


5. G. Turritella Lam. Thurmschnecke. (turris, Thurm.) 


Schaale lang kegelförmig bis thurmförmig, mit einer runden 
oder vierseitigen ganzrandigen Mündung, deren Ränder hinten ge- 


trennt sind. In der Aufsenlippe zeigt sich öfters eine Bucht. Ein - 


*) Sowerby’s Mineral- Conchologie. Solothurn, 1842. p. 67. 


SCHNECKEN. 325 


aus sehr zahlreichen Umgängen gebildeter horniger Deckel, so 
wie ein mehr ausgebreiteter Mantel und die kürzere, rundlichere 
Mündung unterscheiden die Turritellen von den Melanien. 

Turritellen werden schon aus dem Grauwackengebirge und 
dem Kohlenkalke *) angeführt, doch rechnet de Koninck diesel- 
ben meistens den Gattungen Murchisonia und Pyrgiscus (Chem- 
nitzia) zu. 

 2T. acus (sarcata) v. Buch, Gon. ü. Clym. p. 18. f. 16. — 
Arch. u. Vern. a. a. ©. p. 190. — Taf. XIV. Fig. 8. 

Pfriemenförmig, kaum 10° lang, mit zehn Windungen, die in 
der Mitte einen kielartigen stärkeren, und zu beiden Seiten einen 
schwächeren Querstreifen haben. Sie ist vielleicht eine Murchisonie. 

In einem dem Kohlenkalke entsprechenden Schiefer bei Hausdorf 
in der schlesischen Grafschaft Glatz. — 

Im oberen Zechsteine von Altenburg finden sich kleine Stein- 
kerne, die zwar das Ansehen von Turritellen haben, allein keine nähere 
Bestimmung zulassen. Das Leiztere gilt auch für die folgende Art. 

® T. obliterata Goldf. P. II. p. 106. tb. 196. f. 14. — Al 
berti, Monographie d. bunten Sandsteins u. s. w. p. 237. 3 (Ro- 
stellaria) scalata. Goldf., Aut., Gaea v. Sachsen, p. 103. 

Lang kegelförmig, mit ebenen, fast vierkantigen, glatten Um- 
gängen, welche sich in ihrer ganzen Breite an einander schliefsen. 

Kommt in den Stylolithenschichten oder Mehlbatzen des Rüders- 
dorfer und Thüringer Muschelkalkes vor. — 

Aus dem Lias von Baiern (bei Pretzfeld und Altdorf) lehrte Gold- 
fuls sechs Arten von Turritellen kennen. 

Nach d’Orbigny *”) aber fehlten die Turritellen selbst noch 
im Juragebirge, und begannen ihre Existenz zuerst in den Meeren, 
aus welchen das Kreidegebirge sich abschied. 

In tertiären Meeren scheinen -sie sogar noch häufiger als in 
den gegenwärtigen gewesen zu sein. 

T. granulata Sow. M. C. tb. 565. f. 1. 2. — Gein. Char. p. 
44. — d’Orb. Pal. f. Terr. cr. IJ. p. 46. tb. 153. fe 5—T7. — Reufs, 


‚böhm. Kr. p. 51. — Taf. XIV. Fig. 9. 10. 


Thurmförmig, aus 12—15 schwach gewölbten, durch Quer- und 
Längsstreifen körnigen Windungen gebildet. Auf diesen treien ge- 
wöhnlich fünf gekörnte Querstreifen am stärksten hervor, von welchen 


*) Von Goldfufs, Petr. IIl.; Münster, Beitr. 3. p. 88; Archiac u. Ver- 
neuil in Murchison’s paläoz. Geb. u. A. 
**) Pal. fr. Terrier: IE 933: 


326 WEICHTHIERE. 


der oberste hart an der Naht liegt und ein förmliches Band bildet. 
Zwischen sie schieben sich hier und da dünnere Streifen ein, so dafs 
auf dem letzten Umgange noch einige deutliche Quersireifen zu den 
fünfen -hinzutreten. Der nicht gekörnte Raum läfst aufserdem noch 
sehr zarte, dichtstehende Querlinien erkennen. 

Im unteren Quader von Tyssa! u. a. a. O. von Böhmen, bei 
Kieslingswalda im Glatzischen, bei Blackdown in England und in den 
Umgebungen von Uchaux (Vaucluse). 

An Steinkernen verschwindet bisweilen das Korn, und Fig. 10. 
ist nichts anderes als T. granulata. ’ 

T. quinquwecincta Goldf. (II. p. 106. tb. 196. f. 17.) und 

T. Nöggerathiana Gold. (II. p. 107. ib. 197. £. 1.), aus 
dem Grünsande von Aachen und Haldem, sind wohl kaum von T. gra- 
nulata zu trennen. 

T. multistriata Reuls, westl. Böhm. 1843 (statt 1844) p. 207.; 
böhm. Kreideverst. p. 51. tb. 10. £ 17; tb. 11. f. 16. 

Das Gewinde besteht aus 10—12 durch eine tiefe Naht getrenn- 
ten Umgängen, und ist relativ kürzer als das der vorigen, von wel- 
cher sich diese Art ferner durch gewölbtere Umgänge und vier bis 
sechs schmale, stets glatte Querstreifen unterscheidet, zwischen denen 
fünf bis acht feine Querlinien und aufser diesen sogar noch feinere 
liegen. 

T. multistriata Reufs und T. quadricineta Goldf. (II. p. 
106. tb. 196. f. 16.) sind Individuen mit vier Querstreifen, 7. Ha- 
genoviana Münst. (Goldf. IN. p. 108. tb. 197. f. 5.) mit fünf, und 
T. sexzcincta Goldf. (II. p. 107. tb. 197. £. 2.) mit sechs Quer- 
streifen. Der leizieren entspricht auch T. deffecelis d’Orb. (Pal. fr. 
Terr. cr. II. p. 39. ib. 151. f. 19. 20.) aus einem die chloritische 
Kreide vertreienden roihen Sande von Uchaux in Frankreich. 

Sie gehören sämmllich dem oberen Grünsande und dessen Ae- 
quivalenten an, und kommen bei Aachen, Haldem, Quedlinburg, Kies- 
lingswalda, und im Plänermergel Sachsens und Böhmens nicht selten, 
jedoch auch in dem Plänerkalke vor. r 

T. imbricataria Lam. — Taf. XIV. f. 6. Nach Desh. Cog. 
de: Par»: pP: 271.46: 35. fı Kr Both Ef Br. 10; 
tb. 38. f. 1. 2. — Br. Leth. p. 1045. tb. 41. f. 1. Hierzu nach Bronn : 
T. edita, elongata und conoidea Sow. M. C. tb. 51. 

Verlängert ihurmförmig, fast pfriemenförmig, mit flachen, am 
unteren Rande stumpf gekielten Windungen, welche durch eine tiefe 
Naht getrennt und ungleich quergeslreift sind. Zuwachslinien lassen 
diese Streifen fein gekörnelt erscheinen. 


SCHNECKEN. 327 


Sie ist nach Brongniart für die mitileren Schiehten des Pariser 
Grobkalkes bezeichnend, gehört auch in England dem Londonthone, 
und in anderen Ländern vorzugsweise der Grobkalkgruppe an; bei 
Turin und in Polen kommt sie in mitteltertiären Schichten vor. 


T. Archimedis Brongn. Calc. trapp. p. 55. ib. 2. f. 8 — Br. 
Leth. p. 1047. tb. 42. f. 36. — Taf. XIV. Fig. T. (nach Brongniart). 


Verlängert thurmförmig , ausgezeichnet durch zwei starke, doch 
stumpfe Querkiele, die in der Mitte und in der Nähe des unteren 
Randes jeder Windung liegen. Zwischen denselben liegen ohngefähr 
fünf feine, unter sich gleiche Querlinien, und auch die übrige Ober- 
fläche ist quer liniirt. 

Nach Bronn im trappischen Grobkalke von Val Ronca im Vicen- 
tinischen, und hauptsächlich bezeichnend für das Tegelgebilde von Bor- 
“ deaux, Wien (Gainfahrn),, Siebenbürgen (Bujtur, Korod), Galizien (Tar- 
nopol), Volhynien (Shukowce) und Polen (Korytnice). 


T. vindobonensis Partsch, aus dem Tegel von Gainfahrn bei 
Wien, steht der vorhergehenden durch das Vorhandensein von zwei 
starken Kielen sehr nahe, unterscheidet sich aber schon dadurch von 
ihr, dafs von den feinen Linien zwischen denselben die mittelste 
stärker ist als die übrigen, und dafs oberhalb des oberen Kieles 
eine der Linien noch als schwächerer dritter Kiel hervortritt. 


6. G. Scalaria Lam. Wendeltreppe. Scalaire. 
(scala, Treppe.) 


Schaale mehr oder weniger verlängert, ohne Oberhaut, mit 
erhabenen Längsrippen, welche die verschiedenen Mundwülste be- 
zeichnen. Die gewölbten Umgänge berühren sich öfters kaum. 
Mündung rund oder oval, mit zusammenhängenden Rändern. Stein- 
kern steis glatt. Der hornige Deckel besteht aus nur wenigen 
Umgängen. 

Die Fauna der Scalarien beginnt in den ältesten Schichten 
des Kreidegebirges und gehört gegenwärtig den warmen gemäfsig- 
ten Meeren an. 

Sieben Arten, welche d’Orbigny aus Frankreich beschrieb, sind 
auf das Neocomien und den Galt vertheilt. Sechs Arten bestimmte 
Philippi aus den terliären Gebilden von Cassel, Freden und Luithorst. 

S. decussata Lam. — Taf. XV. Fig. 9. a. b. Nach Desh. 
Coqg. de Par. II. ib. 23. f. 1. 2. — Philippi, Tertiärv. p. 2. 

„‚Sschaale klein, beinahe pfriemenförmig, quergestreift, mit ge- 
ränglen dünnen Längslamellen; die Basis mit einer ebenen, sehr fein 


328 WEICHTHIERE. 


gestreiften Scheibe gekrönt; Oeffnung rund, mit scharfen Rändern.‘ 
“ (Philippi.) 3 | 


7. G. Rissoa Freminville. Melania Aut. z. Th. (Risso, nom. pr.) 


Schaale dick, ohne Oberhaut, mehr oder weniger verlängert, 
mit spitzem Gewinde, einer halbmondförmigen Mündung, einer ge- 
raden oder ausgebogenen Aulsenlippe, "welche sich immer wulst- 
förmig verdickt. Hierdurch unterscheiden sie sich von den ihnen 
nahe verwandten Paludinen und Littorinen. Deckel hornig. 

Sie sind nicht früher als in dem Kreidegebirge mit Sicherheit 
nachgewiesen worden; die lebenden Arten lieben felsige Meeres- 
küsien. 

a. Rissoa Frem. d’Orb. 

Mündung oval oder rundlich, mit dickem und geradem Rande. 

Aufser R. Dupiniana d’Orb. (Pal. fr. Terr. cr. U. p. 60. ib. 
155. f. 8—10.), aus dem oberen Galt Frankreichs (Ervy), wurden 
durch Philippi einige tertiäre Arten von Freden und Luithorst bekannt. 


b. Rissoina d’Orb. 


Mündung halbmondförmig, schmal, ausgebogen, mit einer 
dicken, in der Mitte stark vorgezogenen Aulfsenlippe, so dafs unten 
und oben eine leichte Bucht entsteht. 

R. incerta ‘d’Orb. Pal. fr. Terr.. cr. II. p. 62. tb. 155. f. 11—13. 

Im Grünsande von Ervy (Aube). | 

R. cochlearella Bast. — Melania c. Lam., Desh. Cog. de Par. 
‚II. p. 117. tb. 14. f. 13—17. — Br. Leth. p. 1023. tb. 40. f. 20. — 
R. multiplicata Pusch, Pol. Pal. p. 96. tb. 9. f. & { 

Thurm - kegelförmig, mit etwa acht. flach gewölbten Umgängen, 
welche mit zahlreichen (16— 40) schwachen Längsfalten bedeckt sind. 


Im Pariser Grobkalke mit seh‘ feinen (über 32) Falten; im Tegel ° 


zu Bordeaux mit etwa 34 Falten; in Touraine mit etwa nur 18 Fal- 
ten; fein gefaltet bei Angers u.a. O., um Wien, zu Gainfahrn (mit 
20—30 Falten), in Galizien, Siebenbürgen (mit etwa 20 Falten), in 
Volhynien (mit 283—40 Falten), und in Polen; in der Subapenninen- 
formation Italiens und Siciliens; und mit feinen Falten, nach Deshayes, 
im indischen Oceane? (Bronn.) | 


4. Fam. Pyramidellidae dOrb. Plicacea Lam. 


Den Thieren aus dieser Familie fehlt die rüsselförmige Schnauze 
der Paludiniden. Sie haben zwei Fühler, welche nach d’Orbigny 
bei Pyramidella hörnerartig und an der Seite geöffnet, und nach 


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SCHNECKEN. 329 


Philippi *) bei Eulima (Melania) distoria Desh. pfriemenförmig sind, 
und an deren Grunde die Augen sitzen. Der Deckel ist hornig. 
Der gewundenen Schaale fehlt die Oberhaut, wodurch sie sich 
von den Melanien leicht unterscheiden. Mündung ganzrandig, nach 
aufsen nicht verdickt, ohne oder mit Zähnen an der Spindel, wel- 
che letztere stets mit der Innenlippe bedeckt ist und sich oft 
weit herabzieht. 

In die Gattungen dieser Familie verweist d’Orbigny die aus 
dem Oolithen- und Kreidegebirge bisher für Melanien angesproche- 
nen Schaalen. 


1. G. Eulima Risso. Melania Aut. z. Th. 


Nach Philippi (a. a. 0.) wurde von Risso das Genus Eu- 
lima für sehr ausgezeichnete, kleine, thurmförmige oder pfriemen- 
förmige Gehäuse gebildet, welche immer höchst glänzend, mit ganz 
flachen, sehr schrägen Windungen, und einer einfachen, ovalen 
oben spitz zulaufenden Mündung versehen sind. Die Spindel ist 
von der Innenlippe bedeckt und ein Nabel fehlt gänzlich. 


Pyrgiscus Philippi; Parthkenia Lowe; Chemnitzia d’Orb. de 
Kon.; Loxonema Phill. (zvoyiszos, Thärmchen.) 


Seitdem Lowe nähere Kenntinils über das Thier des Pyrgis- 
cus verbreitet hat, möchte Philippi diese Gattung nicht mehr von 
Eulima trennen. 

Sie unterscheidet sich, nach Philippi, von Eulima durch Längs- 
rippen auf den Windungen, und eine senkrechte, gerade Spindel, 
welche eine Verlängerung der Achse des Gehäuses ist, und mit 
der vorletzten Windung einen bestimmten Winkel macht; aufser- 
dem allenfalls, nach d’Orbigny, durch ein weniger spitzes Gewinde 
und durch mehr von einander getrennte Umgänge. Die Trennung 
dieser Gattung von Eulima ist ziemlich künstlich, und es wird Pyr- 
giscus eigentlich nur die längsgerippten Eulimen, die als Melanien, 
Turritellen, Loxonemen u. s. w. beschrieben worden sind, begrei- 
fen. Und seitdem nun de Koninck auch noch glatte oder nur 
schwach gestreifte Arten, welche sich von seinen Eulimen nur 
durch gewölbtere Umgänge unterscheiden, und die bauchigeren und 
meist glattscheibigen Phasianellen von Goldfufs zu Chemnitzia rech- 
net, dürfte es wohl am geraihensten sein, der Ansicht Philippi’s 
zu folgen und Pyrgiscus oder Chemnitzia mit Eulima wieder ganz 


*) Wiegmann’s Archiv für Naturg. 1841. IT. p. 48. 


330 WEICHTHIERE. 


zu vereinigen, wonach diese Gattung folgende Hauptcharaktere ha- 
ben würde. 


Eulima. 


Schaale pfriemenförmig, thurmförmig bis oval-kegelförmig, 
mit einer einfachen, oben spitz zulaufenden Mündung, deren Au- 
[senlippe scharf ist, und deren Innenlippe die gekrümmte oder ge- 
rade‘ Spindel ganz bedeckt, so dafs kein Nabel mehr sichtbar ist. 

Die lebenden Eulimen bewohnen die Küsten fast aller Oceane, 
und den fossilen begegnet man in den meisten marinen Formationen. 

a. Eulima Risso. Gewinde pfriemenförmig; Umgänge ganz 
flach, glatt und glänzend. ; 

E. subulataRisso. — Taf. XV. Fig. 27. Nach Br. Leth. p. 1021. 
ib. 42.-f. 46. (Melania Cambessedesii Payr.) — Pusch, Pol. Pal. p. 96. 

Schaale gerade, sehr schlank, pfriemenförmig, lang zugespitzt, 
mit flachen Umgängen, in deren Ebene die Nähte liegen, und läng- 
licher lanzettförmiger Mündung. 

Nach Bronn in Tegelgebilden um Bordeaux, Dax, Touraine, um 
Wien, im sandigen Grobkalke von Korytnice in Polen, in Podolien; 
in der Subapenninenformation Italiens (Nizza, Piacenza) und Siciliens; 
in quartären Muschellagern auf Ischia und lebend im mittelländischen 
und adriatischen Meere. 

E. amphora d’Orb. Pal. fr. T. er. I. p. 66. tb. 156. f. 1. 

Ei-kegelförmig, oben in eine pfriemenenförmige Spitze auslaufend, 
mit etwa 10 glatten und fast ebenen Mündungen, und einer äulserlich 
verdickten Spindel, an welche sich der dicke innere Mundrand befe- 
stigt hat. Gegen 3° lang. 

In einem der mittleren chloritischen Kreide entsprechenden ro- 
then Sande von Uchaux (Vaucluse), und im Grünsande im Glatzischen. 

b. Chemnitzia de Kon. Gewinde thurmförmig oder oval- 
kegelförmig (Phasianella Lam. bei Goldfuls); Umgänge flach oder 
stark gewölbt, glatt, längsgestreift oder gerippt (Pyrgiscus Phil., 
Chemniltzia d’Orb.). 

BR. (Phas.) ovata Goldk.’"P. IM. p. Eis W.’ı9e 1770 = 
Taf. XIV. Fig. 14. 

Oval-kegelförmig, glatt, mit stark gewölbten Umgängen, von 
welchen der letzte doppelt länger ist als das übrige Gewinde. 

In devonischer Grauwacke der Eifel, und im Kohlengebirge bei 
Waldenburg in Schlesien. 

E. (Phas.) ventricosa Goldf. II. p. 113. tb. 198. f. 14. — 
Chemn. ventr. de Kon. a. a. OÖ. p. 468. tb. 41. f. 9. 


SCHNECKEN. 831 


Sie unterscheidet sich von der vorigen durch ein relativ län- 
geres Gewinde. } 

Mit jener zusammen, und im Kohlenkalke von Tournay und Vise. 

Hier, wenn nicht bei Rissoina, mag auch die folgende Art 
vielleicht den geeigneisten Platz finden. 


E. (Mel.) Schlotheimii Quenst. — Taf. XV. Fig. 24. — Turbimitis 
dubius Schloth. Nachtr. tb. 32. f. 7. — Rostellaria? obsoleta Goldf., 
Alberti, Monogr. p. 53. — Turritella obsoleta Goldf., Ziet. V. Würt. 
tb. 36. £ 1. — Melania dubia Br. Leth. p. 175. 1286. tb. 11. f. 1. 
— Buccinites communis Pusch P. P. p. 175. — Melania Schlotheimii 
Quenst. Flötzg. Würt. p. 31. 

Kurz -thurmförmige, aus 6— 8 hochgewölbten glatten Windungen 
bestehende Steinkerne, welche auf eine"längliche, sich oben verengende 
Mündung und eine schwach verdickte, etwas ausgebogene Aufsenlippe 
schlielsen lassen. 

Ueberall im unteren Muschelkalke von Thüringen (vergl. Gaea 
von Sachsen), Bayreuth, Heidelberg, Rottweil am Schwarzwalde, und 
bei Boguchwolowice und Woikowice-Koscielne in Polen. 


E. (Mel.) Heddingtonensis Sow. M. C. tb. 39. f. 2. 3. — 
Br. .Leth. 'p. 392. tb. 21. f 9. — Goldf. P. IL p. I12. ib, 198.”f. 
il. — Taf. XV. Fig. 25 und % (Steinkern). 

Die dicke Schaale ist thurmförmig (bis 5” lang), und macht 
ohngefähr 10 Umgänge, die sich von einer Kante im oberen Drit- 
theile der Mündung nach der Naht hin schief abdachen, unterhalb 
dieser Kante, in der Mitte der Umgänge, aber vertieft sind. Die 
sanze Oberfläche ist mit dichten Zuwachsstreifen bedeckt. Dieser 
Streifung nach ist die Aufsenlippe der Mündung oberhalb der Mitte 
etwas eingebogen. Die Mündungen der Steinkerne liegen von einan- 
der weit entfernt. | 
| Häufig im mittleren und oberen Jura von England (Heddington), 
Frankreich (Normandie und Moutiers), Baiern (Kelheim), Hannover 
(Lindner Berg und Hildesheim) u. a. 0. 

Aechte Pyrgisci oder längsgerippte Eulimen sind: 

Melania Kaupii Goldf. (II. p. 110. ib. 197. £. 15, aus de- 
vonischer Grauwacke von Nassau; | 

Mel. Ottonis Goldf. (III. p. 110. tb. 198. f. 1.), aus einem 
zum Kohlengebirge gehörigen Schiefer bei Waldenburg in Schlesien; 

Mel. armillata, M. tricinata u. M. ornata Mün. Goldf. (II. 
p. 110. 111. tb. 198. f.2.3. 4.), angeblich in Grauwacke von Regnitz- 
losau im Bayreulhischen; 


B32 - WEICHTIIERE. 


Mel. constricta Martin und Mel. Lefeburei Leveill& (Goldf. 
IE. p. 111. 112. tb. 198. £. 6. 8.), aus dem Kohlenkalke von Ratin- 
gen, Tournay u. Vise, die meisten der von de Koninck (deser. . des 
an. foss. p. 461 etc. ib. 41.) als Chemnitzien beschriebenen Arten aus 
dem Kohlenkalke von Belgien (Vise, Tournay), Bolland, Kildare in 
Irland; 

Mel. Blainvillei Mün. (Goldf. II. p. 112. tb. 198. f. 9), aus 
dem Liaskalke von Banz; 

und die von Philippi (Tertiärverst. p. 35.) aus tertiären Schich- 
ten beschriebenen Arten. 


2. @. Niso Risso. Bonellia*) Desh. 


Die Schaale ist von der einer Eulima nur durch das Vor- 
handensein eines Nabels verschieden. Als Typus **) gilt für Neso: 
N. terebellata Bronn (Leih. p. 1025. tb. 40. f. 18. Bulimus 
terebellatus Lam.), welche im Pariser Grobkalke und im Londonthon 
Englands und Alabamas in Nordamerika, im Tegelgebilde von Bor- 
deaux, Dax, Angers, Baden und Wien, in der Subapenninenformation | 
Italiens und Siciliens und vielleicht‘ noch lebend in einigen Meeren 
gefunden wird. 
N. minor Phil. (Tert. p. 53), in tertiären Schichten von Fre- 
der und Luithorst, ward 5 — 6° grofs. 


3. G. Pyramidella Lam. (rvguuis, Pyramide.) 


Schaale thurmförmig, mit oder ohne Nabel, vollkommen glatt. 
Mündung eckig oder oval, mit scharfer Aufsenlippe. Spindel un- 
ten verlängert und mit ein bis drei dicken Querfalten versehen. 

Die Pyramidellen suchen die Tiefen der gröfseren warmen 
Meere. 

P. canaliculata d’Orb. (Pal. fr. Terr. er. II. p. 104. tb. 164. 
f. 3— 6), aus der mittleren chloritischen Kreide von Uchaux (Vau- 
celuse), dürfte die älteste ‚Art sein. 

P. (Auricula) terebellata Lam., Desh. .Cog. de Par. II. p. 
191. tb. 22. f. 7. 8 — Br. Leth. p. 1026. tb. 40. f. 24. — Phil. 
Tertiärv. p. 54. — Taf. XV. Fig. 10° (nach Bronn). 

„‚Schaale verlängert thurmförmig, glänzend glatt; Umgänge zahl- 


*) Dieser Name war schon früher an eine Gattung der fulslosen Holo - 


thurien vergeben. 
**) Philippi in Wiegm,. Arch. 1841. I. p. 48. 


8 


SCHNECKEN. 333 


reich, schmal, flach, durch eine wenig vertiefte Naht getrennt; Münd- 
ung schmal eiförmig; Spindel mit 3 ungleichen Falten.‘“ (Bronn.) 

Im Pariser Grobkalke; im Tegel von ‘Bordeaux, Dax, Angers, 
in Touraine, bei Wien?, in Siebenbürgen (zu Bujtur) und bei Fre- 
den und Luithorst. 


+4. G. Nerinea Defrance. Nerinaea. Nerine. 
| (Nerine = Nereis, Röm. Mytlı.) 

Gehäuse thurmförmig, dickschaalig, in einen kurzen Canal 
auslaufend. Die Umgänge sind an der Naht erhaben, oft knotig, 
in der Mitte flach oder vertief. Die Mündung ist schief, fast 
viereckig und verläuft oben wie unten in einen kurzen Canal, 
welshalb man die Nerineen bisher gewöhnlich neben Cerithium stellte. 
Sehr bezeichnend für sie sind an der Spindel ein bis drei, und 
an der inneren Wand der Schaale ein bis zwei spiral herablau- 
fende Kiele, welche auf Steinkernen als tiefe Rinnen erscheinen. 

Die Arten beginnen in der Juraformation, für deren obere 
Schichten sie besonders bezeichnend sind, und gehen nicht über 
die an die Kreide sich anschliefsenden Gosauschichten *) herauf. 
Wir verdanken die wichtigsten Mittheilungen über diese Gattung 
den Herren Voltz “*), Bronn “**), Goldfuls und d’Orbigny. | 

N. suprajurensis Voltz, Br. Leth. p. 397. tb. 21. f. 12; 
Jahrb. 1836. ib. 6. f. 2. 3. — Hiernach Taf. XIV. Fig. 11. (3). — 
v. Buch, Jura in Deutschland p. 79. 

Die Umgänge sind sattelförmig, in der Mitte mehr oder weniger 
vertieft, mit erhöheten glatten Nähten und etwa 14 abwechselnd etwas 
stärkeren Querstreifen versehen. An der Spindel sind 2 Falten, an 
der inneren Schaalenwand ist eine Falte vorhanden. Es kommt noch 


eine längere Varietät vonihr vor als die Abbildung zeigt. 


Diese Art ist für die oberste Bildung des Jura in Deutschland 
und Frankreich leitend und ist häufig. bei Kelheim an der Donau, im 
Porrentruy in der Schweiz u. s.’w. 

N. Visurgis Röm. — Bronn im Jahrb. 1836. p. 559. tb. 6. f. 8. 

„Umgänge in der Mitte etwas vertieft und daselbst mit zwei er- 
habenen gegliederten Spirallinien verschen; Naht erhöhet, knotig, mit 
etwa 24 Knoten auf einem Umgange; Falten stark, drei, wovon eine 


*) Eigenthümliche Schichten der süddeutschen Alpen und bei Neuchätel, 
welche zugleich Kreide- und Tertiär-Versteinerungen enthalten. 

**) Ueber das fossile Geschlecht Nerinea. L. B. Jahrb. 1836. p. 538 u. f. 

‚***) Uebersicht u. Abbildungen der jetzt bekannten Nerinea-Arten. L. 
B. Jahrb. 1836. p. 544 u. f. 


334 | WEICHTHIERR. 
oben, eine auf der Spindel unten und eine aulsen unter der Mitle 
“ also fast ganz wie bei der vorigen Art. 

„Im oberen weilsen Jura (Coral- Rag), am Spitzhut bei Hildes- 
heim, zu Goslar, zu Hannover am Lindner Berge, am Osterwalde bei 
Hoheneggelsen und an der Haferkost; im Dolomit des Coralrags am 
Kahleberg bei Echte zwischen Göttingen und Braunschweig.‘ (Bronn.) 

N. Geinitzii Goldf.*) IM. p. 47. tb. 177. 8 — N. Borsonii 
Cat., Gein. Char. p. 43. tb. 14. f. 16. 17. — Röm. Kr. p. 78. — 
Taf. XIV. Fig. 12 (Steinkern). 

Schaale eben, etwas über der Mitte der inneren Wand mit ei- 
ner hohen Falte;, Spindel mit drei Falten, von denen die oberste sehr 
weit nach aulsen tritt, die mittlere aber, welche der Wandfalte ge- 
genüber liegt, und die dritte gleich hoch sind. 

An dem abgebildeten Steinkerne entspricht natürlich jeder der 
bezeichneten 4 Falten eine Rinne. 

Im unteren Quader von Giersdorf! bei Löwenberg bis 6° lang, 
und bei Koschütz unweit Dresden. 


ist, 


5 Fam. Actenoidae d’Orb. 


Die Thiere aus dieser Familie besitzen einen Deckel und 
nähern sich hierdurch, nach d’Orbigny, den Pyramidellen; indefs 
fand Philippi, der über das Thier der im Mittelmeere lebenden 
Tornatella fasciata berichtet *), dafs die Stellung desselben ganz in 
der Nähe von Bulla sei. 

Schaale spiral, gewöhnlich oval, ohne Oberhaut, häufig mit 
punktirten Streifen geziert. Gewinde kurz, bisweilen ganz ein- 
gehüllt. Mündung ganzrandig oder unten ausgerandet; Aulsenlippe 
einfach, scharf oder zurückgeschlagen und verdickt, öfters gezäh- 
nelt. Spindel meistens mit dicken Querfalten bedeckt. 

Diese Familie zeigt sich zuerst im Oolithengebirge und ver- 
breitet sich durch die jüngeren Formationen bis in die Meere der 
jetzigen Welt. 


tr 1. @ Actaeonella (Acteonella) d’Orb. 


Schaale verkürzt, bauchig, flaschenförmig, dick und glatt. 


*) Herr Goldfufs hat vollkommen Recht, diese Art von N. Borsonii 


Catullo (Saggio di Zoologia fossile, p. 170. T. 3.; L. Br. Jahrb. 1836. tb. 


6. f. 12.), welche viel länger und schlanker ist und die Wandfalte genau in 
der Mitte ihrer Umgänge hat, zu trennen, und ich kann seine wohlwollende 
Berichtigung nur mit vielem Danke anerkennen. 

#*) Wiegm. Archiv 1841. I. p. 55. 


nn. er ie 


SCHNECKEN, 335 


Gewinde entweder ganz von dem letzten Umgange eingehüllt oder 
sehr kurz. Mündung lang und schmal, unten etwas erweitert, oben 
zu einem engen Canale verengt. Aufsenlippe scharf, ohne Zahn 
oder eine Verdickung; Spindelrand besonders oben und unten stark 
überzogen. Spindel mit drei dicken, wenig schiefen Falten. 

Die bekannten Acieonellen gehören alle der chloritischen 
Kreide an und wurden bisher als Tornatellen oder Volvarien be- 


schrieben. 


2. @. Volvaria Lam. Wickelschnecke. Volvaire. 
(volvere, wickeln.) 


Schaale fast cylindrisch, ganz eingerollt, mit kaum hervor- 
tretendem Gewinde und spiralförmig punktirt-gestreift. Mündung 
schmal, von der Länge der ganzen Schaale, mit scharfer Aufsen- 
lippe, und an der Basis ausgerandet oder wie abgeschnitten. Spin- 
del mit einigen sehr schiefen Falten am Grunde. 

V. tenuis Reufs (böhm. Kreidev. p. 50. tb. 10. f. 20.), eine 
kleine, ohngefähr 3° lange Art, welche im Plänermergel von Luschitz, 
Priesen und Postelberg in Böhmen vorkommt, scheint bis jetzt die 
einzige Art zu sein, welche vor der Tertiärzeit exislirte. 

V. bulloides Sow. Lam. — Taf. XIII. Fig. 6. — Desh. Cog. 
de Par. II. p. 712. tb. 9%. f. 4—6. — Br. Leth. p. 1108. tb. 42. 
f. 9. ; 

Schaale verlängert, cylindrisch, oben stumpf und schwach ge- 
nabelt. Spindel dreifaltig. 

Im Pariser Grobkalke. 

V. acutiuscula Sow. M. C. tb. 4837. 

Mit vier Spindelfalten und einem etwas vorstehenden Gewinde. 

Mit voriger zusammen, und im Londonthone Englands. 


3. G. Actaeon (Acteon) Montfort,; Tornatella Lam. Speo 
Risso,;, Globiconcha d’Orb. (Actaeon, Röm. Myth.) 


Schaale eingewickelt, mit mehr oder weniger kurzem Gewinde, 
kugelig bis spitz- eiförmig, allermeist quergestreift. Mündung läng- 
lich, gewöhnlich gekrümmt, unten erweitert und nicht ausgerandet, 
mit einfacher, scharfer Aufsenlippe. Spindel mit Falten (Actaeon) 
oder ohne Falten (Globiconcha). 

So lange als von Globiconcha das Thier noch nicht gekannt 
ist, welches vielleicht die Trennung dieser Gattungen rechifertigen 
könnte, wird es am zweckmälsigsten sein, dieselben zu vereinigen, 


336 1 WEICHTINERRE. 


welche Vereinigung dem Geognosten wenigstens nur willkommen 
sein kann. 

Einige Actaeen haben sich schon im Oolithengebirge einge- 
stellt, gewöhnlicher sind sie in der Kreide, mehrere kommen in 
tertiären Bildungen vor, und einige leben noch in. den wärmeren 
und 'gemälsigteren Meeren. | 

A. (Auricula) ovum Dujard., d’Orb. Pal. fr. Terr.. er. I. 
»..123. tb. 167. f.. 19.20. 

Bauchig eirund, glatt, mit sehr kurzem Gewinde, einer schma- 
_ len &ekrümmten Mündung, einfacher Aufsenlippe und einer Spindel- 
falte. | 

Im rothen Sande der Umgegend von Cassis an den Rhonemünd- 
ungen, welcher nach d’Orbigny die chloritische Kreide vertritt. 

Dieser Art gleichen die Exemplare aus dem Plänermergel und 
Plänerkalke von Böhmen (um Bilin) und Sachsen (Strehlen), . welche 
von Römer (Kr. p. 77. tb. 11. f. 3.) und mir (Char.:p. 48. tb. 
16. 1— 3.) als Aur. ov. und Pedipes glabratus beschrieben und abge- 
bildet wurden, an welchen wir indels niemals eine Spindelfalte beob-_ 
achten konnten, und daher mülsten wir sie eher für ‘eine Globe. 
concha, etwa die ihr ganz ähnliche G]. rotundata d’Orb. (Pal. fr. Terr. 
er. 1. p. 143. tb. 169. f. 17.) ansprechen, wiewohl ich glaube, dafs wir 
es hier nur mit. Dujardin’s Art zu thun haben. | 

A. (Torn.) inflata Fer. — Taf. XV. Fig. 11. a. b. Nach Desh. 
Coq. de. Par. II. tb: 24. f.. 45. 

Eiförmig, nach oben und unten verengl, mit einer an der Ba- 
sis erweiterten Mündung und einer Spindelfalte, Die ganze Oberfläche 
ist regelmäfsig quer gestreift und die Streifen werden durch. feine 
Längslinien durchschnitten. 

Im Pariser Grobkalke; in mitteltertiären Schichten von Valognes, 
Dax und Bordeaux. 

A. (Torn) gegantea Sow., Goldf. II. p. 48. tb. 177. £. 12. 

Wird bis 3° Jang, ist bauchig-eiförmig, hat ein kurzes zuge- 
spitztes Gewinde und kommt nach Goldfufs im Tegel bei Wienerisch- 
Neustadt, zugleich mit einer noch gröfseren und relativ längeren,’ schr 
dickschaaligen Art, der F. Lamarckü Münster., vor. 

A. (Forn.) punctato-sulcata Phil. Tertiärv. p. 20. 1b. "3. 
f. 22. | 

„Gehäuse eiförmig, spitz, quer geslreift; die Streifen grubig punk- 
tirt; das Gewinde länger als die halbe Mündung.“ 

Ueber 3 lang und gegen 2° breit in tertiären Schachten von 
Cassel, Freden und Luilhorst. 


SCHNECKEN. 337 


Zr Ringicula Desh. Ringinella und Avellana d’Orb. 
Auricula, Cassis und Pedipes Aut. (ringor, den 
Mund weit öffnen.) 


Diese Gattung unterscheidet sich von der vorigen durch eine 
-wulstförmig verdickte oder zurückgeschlagene Aulsenlippe, welche 
nicht selten gezähnt und an der Basis bisweilen schwach ausge- 
randet ist. Spindel gefaltet. 

Aeltere Arten als die des Kreidegebirges, wo sich dieselben 
am weitesten ausgebreitet zu haben scheinen, sind nicht bekannt. 
Einige leben noch jetzt in der Tiefe der wärmeren und gemälsig- 
ten Meere. 


R: (Aur.) incrassata Sow. Min. Conch. tb. 163. f. 1- 3. — 
Aur. ringens Park.- org. rem. III. tb. 5. f. 4 —- Aur. incr. Mant. 
Geol. Suss. tb. 19. f. 2. — Cassis avellana Brongn. env. de Par. tb. 
6. f. 10. — Pedipes incrassatus Quenst., Br. Leth. p. 707. — Röm. 
Kr, p. 77. — Gein. Char. p. 74. — Avell. ner. d’Orb. Pal. fr. Terr. 
er. p. 133. tb. 168. f. 13 — 16. — Taf. XVI. Fig. 3. a. b. 4. 

Schaale kugelig-eiförmig mit niedrigem Gewinde, das sich zu dem 
letzten Umgange etwa wie die Spitze eines Eies zu dessen übriger 
Oberfläche verhält, und durch vertiefte Linien quergestreift. Letzte 
Windung mit ungefähr 26 — 36 Querstreifen. Aeufsere Lippe sehr 
verdickt und innerlich gefaltet. Spindel dreifaltig. 


Avellana cassis d’Orb. (Pal. fr. Terr. cr. II, p. 138. tb. 169. 
f. 10 -13.), wozu d’Orbigny auch Cassis avellana bei Brongniart (a. 
a. 0.) rechnet, soll sich -durch 5 Spindelfalten von R. incrassata un- 
terscheiden. 

Ich war nie so glücklich, an den Exemplaren von Sachsen, Böh- 
men und Schlesien deutliche Spindelfaden erkennen zu können, habe 
sie defshalb auch nicht gezeichnet, und rathe, die letztere nur als 
Varietät zu betrachten. 

Im unteren Grünsande von Blackdown u. a. O. Englands, im un- 
teren Quader von Tyssa und Kreibitz in Böhmen, im Grünsande von 
Kieslingswalda im Glatzischen, im Pläner von Sachsen (an der Walk- 
mühle bei Pirna), Böhmen (a. v. O.), vielleicht auch im Plänerkalke von 
Strehlen. In Frankreich charakterisirt R. incrassata nach d’Orbigny 
den Galt, R. cassis die untere chloritische Kreide. 

R. (Aur.) ringens Lam. — Taf. XVI. Fig. 2. Nach Desh. Cog. 
de Par. II. p. 72. tb. 8. f. 16. 17. — Pedipes ringens Br. Leth. p. 
1014. tb. 42. f. 8. 


Geinitz, Versteinerungskunde, 22 


338 WEICHTHIERS. 


Es ist der Typus der Gattung ARöngicula. Schaale eiförmig, auf- 
gequollen, oben spitz, unten abgerundet, fein und regelmäfsig ‘quer 
gestreift. "Aufsenlippe verdickt, Innenlippe weit: zurückgeschlagen. 
Spindel oben gewöhnlich mit einer kleinen schiefen Falte, unten mit 
2.:schiefen, Falten, von denen, die unterste mit der ‚sanften Ausbieg- 
ung des unteren Randes der Mündung _einen schwachen . Ausschnitt 
bildet. ... | 5 5 Bin. 

Im Grobkalke und im unteren und oberen Meeressande. des Pa- 
riser Beckens, und, wie es scheint, auch in jüngeren Tertiärbildungen. 
(Vergl.: Bronn.) | | 

Ihr schr ähnlich ist: nr 

R. striata Phil. (Tertiärv. p. 28. tb. 4. f. 23.) von Cassel, 
Freden und Luithorst. u e 


6. Fam. Naticidae dOrb. 


„Das Thier der Naticiden ist. so voluminös, dafs es sich üfters 
(bei Sigarelus) nicht in sein Gehäuse zurückziehen kann, und be- 
sitzt zwei kegelförmige,. niedergedrückte Fühler. Der grolse Fuls 
breitet sich hinten zu einem Lappen aus, der gewöhnlich einen 
Theil: der Schaale umhüllt, während der Kopf von einem anderen 
Lappen bedeckt ist, welcher vom Fufse geschieden ist. 

Schaale spiral, niedergedrückt, kugelig bis kugelig-eiförmig. 

Die Naticiden sind Meeresgattungen. 


1. €. Natica Lam. Nabelschnecke. Ampullaria Aut. 
(natare, schwimmen.) 


Schaale dick, kugelig, niedergedrückt bis eiförmig, mit, kur- 
zem (Gewinde... Mündung. ‚oval oder halbmondförmig, ganzrandig, 
halbrund und ‚schief. gegen. ‚die schwielige, ungezähnte , Spindel. 
Diese. Schwielen verengen, und verdicken bisweilen den Nabel. Die 
Aulsenlippe ist scharf. 

: Unter dem ‚Nameu Euspira falst Agassiz ’ “) diejenigen Na- 
iica-Arten zusammen, ‚welche eine deutliche Spindel mit. deutlich 
sichtbaren ‘Windungen und eine, kleine ‚spiralige, Schwiele im Nabel 
haben. Die meisten von, ihnen sind fossil. 

Diese Gattung hat in. allen marinen Formationen ihre Reprä- 
sentanten und ist in der ‚jetzigen Schöpfung in allen, besonders 
aber ‚in..den ‚wärmeren Meeren zu finden. 


*) Sowerby’s Mineral-Conchologie p. 14. 


rn 


_ 


SCHNECKEN. 339 


N. subcostata Arch. u. Vern., Goldf. P. HI. p. 116. tb. 198. 
f.. 22. In devonischer Grauwacke bei Pfaffrath. 


N. Omaliana de Kon. deser. des an. foss. p. 479. tb. 42. f. 1. 

Die einzige Art im Kohlenkalke von Belgien (Vise). 

N. oolithica Zenker, Taschenbuch von Jena, 1836. p. 238. — 
Gein. in L. Br. J. 1842. .p., 577. tb. 10. f. 4—6. 

Eine ‚kleine zusammengedrückt-kugelige Art, von der Gröfse 
eines Senfkorns bis zu der einer Linie, welche im oberen Muschel- 
kalke des Jägerberges bei Jena eine Schicht gänzlich erfüllt. 


N. (Ampull.) canaliculata Mant. Geol. of Süss. p. 111. ıb. 
18. f. 11. — Fitton, Obdserv. tb. 11. f. 12. — Gein. Char. p. 47. 
tb. 15. f. 25. 26. — N. acutimargo Röm. Kr. p. 83. tb. 12, f. 14; 
Gein. Char. p. 73. — N. Gaultina d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. IJ. p. 156. 
tb. 173. fer 3— 4 — Reufls, böhm. Kreidev. p. 49. tb. 11. 1.— 
Taf. XV. Fig. 17. 

Schaale kugelig, immer breiter als hoch, aus 4 gewölbten Um- 
gängen gebildet, welche parallel der oberen Naht gekantet sind 
und durch eine breite und tiefe Rinne von einander getrennt werden. 
Das Gewinde ist sehr niedrig, bisweilen sogar etwas niedergedrückt. 
Mündung eiförmig. Nabel ziemlich breit, ohne Schwiele. Die Schaale 
ist mit starken Zuwachssireifen bedeckt. 

Im unteren Grünsande und im Galt von England, sehr verbreitet 
im Galt von Frankreich; im unteren Quader von Tyssa; im Grünsande 
von Kieslingswalda und Quedlinburg, im Plänermergel von Böhmen; 
im Plänerkalke von Strehlen (bis 2” breit) und in Böhmen. 


N. vulgaris Reufs, Westl. Böhmen 1844. p. 209. — Gein. Kies- 
lingswalda, p. 10. tb. 1. f. 217—%. — N. cretacea Goldf. P. IM. 
p. 119. tb. 199. f. 12. — Taf. XV. Fig. 18. a. b. 

Kugelig-eiförmig, etwas höher als breit,‘ mit 5 gewölbten Um- 
gängen und mehr oder weniger vorstehendem Gewinde, das ohngefähr 
ein Dritttheil der Höhe der letzten Windung hat. : Mündung gekrümmt- 
eiförmig. Nabel sehr klein (in der Abbildung Fig. 18. @. viel zu 
grols erscheinend) und fast nur in einem kurzen Spalte bestehend. 
Die Oberfläche zeigt mehr oder weniger deutliche Zuwachssireifen. 

Bis 1” lang, sehr gemein im unteren Quader von Tyssa, an der 
Gränze des unteren Quaders und oberen Grünsandes bei. Kreibitz in 
Böhmen, Kieslingswalda, im oberen Grünsande von Aachen und Coes- 
feld, im Plänermergel und Plänerkalke von Sachsen und Böhmen. 

N. eroyna d'Orb. (Pal. fr. Terr. cr. II. p. 159. tb. 173..[--7.), 
aus dem Galt von Ervy, vertritt diese Art in Frankreich. 


22% 


340 WEICHTHIERE. 


- 


Von N. vulgaris aus wird durch die etwas längere N. lamellosa 
Röm. (Kr. p. 83. tb. 10. f. 13.) ein vollkommener Uebergang zu der 
noch längeren folgenden Art hergestellt. 


N. ezaltata Goldf. Ill. p. 119. tb. 199. f£ 13. — Turbo ro- 
tundatus Sow.:M. ©. tb. 433. f. 3. 4. und? T. conicus Sow. M. C. 
tb. 433. f£ 1. 2. — Litorina rotunda u. L. pungens Sow. bei Fitton, 
Observ. etc. tb. 18. f. 5. — Auricula spirata Röm. Kr. p. 77. tb. 
11. f. 4 — Littorina rot. Gein. Char. p. 45. u. VIl.; Zeit. conica 
Sow., Gein. Kieslingsw. p. 10. tb. 1. f. 24. 25. — N. Clementina 
d’Orb. Pal. fr.- Terr. cr. p. 154. ib. 172. f. 4. — Taf. XV. Fig. 19. 

Oval-kegelförmig, mit 5 gewölbten Umgängen, von denen der 
letzte etwa doppelt so lang ist als das übrige Gewinde. Mündung 


oval; Nabel sehr klein oder? ganz bedeckt. Oberfläche durch Zu- 


wachsstreifen bisweilen runzelig. 

Im unteren Grünsande von England und im Galt Frankreichs sehr 
verbreitet; im Grünsande von Kieslingswalda; im Plänerkalke von Streh- 
len bei Dresden. 


N. bulbiformis Sow., Goldf. P. III. p. 120. tb. 199. £. 16. 17. 
— dOrb. Pal. fr. Terr. er. II. p. 162. tb. 174. f. 3. 

„Eiförmig zugespitzt, dickschaalig, durch Zuwachsstreifen ge- 
streift, mit einem vorstehenden, treppenförmig abgestutzten Gewinde. 
Die Windungen sind am ‘oberen Rande kantig, und bilden innerhalb 
der Kante eine breite Rinne neben der Naht. Die Mündung ist ei- 
förmig und die Schwiele der inneren Lippe ist sehr dick und breit.“ 
(Goldfufs.) 

In der. mittleren chloritischen Kreide von Frankreich (Uchaux), 
und häufig in den eigenthümlichen Schichten von Gosau, von woher 
ich dieselben Herrn Dr. Lösch in Dresden verdanke. 


N. hemiclausa Sow. M. C. tb. 479. f. 4. u. 5. — Pusch, Pol. Pal. 
p. 101. tb. 9. f. 16. — Taf. XV. f. 14. a. b. von Palermo. 
Eiförmig, etwas höher als breit, mit niedrig kugelförmigem Ge- 
winde. Nabel durch den oberen Theil der inneren Lippe halb ver- 
deckt. Mündung oval. 
Im englischen Crag, in dem sandigen Grobkalke von Folen und 
im Kalke von Palermo, 


N. glaucinoides Desh. Coy. de Par. II. p. 166. tb. 20. f. 7. 8. 
— Pusch, Pol. Pal. p. 100. tb. 9. f. 14. — (Nicht N. glauc. Sow. 
M. C. tb. 5.f. 1—3 u. ib. 479. f. 3.) — Taf. XV. Fig. 15 nach 
Deshayes. 

Schaale quer eiförmig, mit kurzem stumpfen Gewinde, einem 


u NETTE 


SCHNECKEN. 341 


grolsen tiefen Nabel, in dessen Mitte von der inneren Lippe der ova- 
len Mündung aus eine gerundete Wulst‘ herabsteigt. 

In den oberen Schichten des Pariser Grobkalkes, im sandigen 
Grobkalke von Korytnice! in Polen und im Muschelsande von Zuckowce 
in Volhynien. 

Sie scheint nicht verschieden zu sein von: 

N. millepunctata Lam. (Bronn, Leth. p. 1036. tb. 40. f. 29.), 
auf deren Oberfläche häufig noch zahlreiche rostfarbene Fleckchen sicht- 
bar sind, welche in Längsreihen zu schiefen Spiralreihen geordnet 
sind. 

Diese kommt häufig im Tegel von Bordeaux, Dax, in Touraine, 
bei Turin, in Mähren, um Wien (bei Gainfahrn mit einer dünneren 
Wulst im Nabel); in der Subapenninenformation bei Perpignan, in Süd- 
frankreich, in Italien, Sicilien; in quaternären Muschellagern auf Ischia; 
und lebend im europäischen und im indischen Ocean und am Senegal 


‚vor. 

N. compressa Bast., Bronn Leth. p. 1034. tb. 42. f. 38. — 
N. cepacea Pusch, Pol. Pal. p: 102. td. 9. f. 13. — Taf. XV. Fig. 
1 Lu» ac Bi LIE 


Schaale fast kugelig, etwas schief eiförmig mit kurzem, spitzem 
Gewinde und länglicher Mündung. Die ganze linke Lippe ist zurück- 
geschlagen, so dafs der ganze Nabel durch einen breiten Saum ver- 
deckt wird, dessen linker Rand mit einem Bogen der Mündung zu- 
läuft. 

In den Tegel-Gebilden bei Wien, Dax, in Siebenbürgen (Buj- 
tur), Galizien ( Tarnopol) und im sogenannten sandigen Grobkalke von 
Korytnice in Polen. 


2. G. Narica d’Orb. (naris, Mündung.) 


Schaale kugelig, breiter als hoch, meistens längsgestreift, 
mit kurzem Gewinde und halbkreisförmiger Mündung. Innen- und 
Aufsenlippe sind scharf und der Nabel ist breit, einfach und nicht 
schwielig, wodurch sich Narica von Natiea unterscheidet. 

Die Verschiedenheit des Thieres, das man aus wärmeren Mee- 
ren kennt, rechtfertigt die Trennung beider Geschlechter noch mehr. 

N. (Nat.) lirata Phill. Yorkshire II. p. 224. tb. 14. f. 22 u. 
31. — De Kon. deser. des an. foss. p. 476. tb. 42. f. 5. 

Schaale niedergedrückt, mit ziemlich gleichweit entfernten Längs- 
rippen und Streifen dazwischen bedeckt. Ihre 4 gewölbten Windungen 
sind durch tiefe Nähte getrennt. 

Im Kohlenkalke von Vise, Bolland und Yorkshire. 


3142 WEICHTHIERE. 


N. cretacea d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. II. p. 170. tb. 175. f. 7—10. 

Schaale etwas niedergedrückt, schief, eng-quer-gefurcht und un- 
regelmäfsig längsgestreift mit 4 sehr gewölbten Windungen. 

Im Sande von Cassis an den Rhonemündungen, welchen d’Or- 
bigny der unteren chloritischen Kreide parallelisirt. 


3. G. Sigaretus Adanson. Milchnapf. Cryptostoma Blainv. 


An der niedergedrückten, ohrförmigen Schaale liegt das sehr 
kleine Gewinde ganz seitlich. Mündung oval und sehr weit. 

Goldfufs führt (P. IH. p. 13. tb. 168. f. 14. 15.) zwei Si- 
gareten aus dem Uebergangskaike der Eifel an, welche man etwa 
zu Pieopsis rechnen könnte, während S. carinatus Münst. (Goldf. 
Ml..p. 13. tb. 168. f. 16.) von St. Cassian vielleicht eine Nerita 
ist. d’Orbigny kennt nur tertiäre und lebende Sigareten. 

S. canaliculatus Sow. Min. Conch. tb. 384. — Desh. Cog. 
de Par. II. p. 182. tb. 21. f. 13. 14. — Taf. XV. £ 12.13. 

Die dünne Schaale ist niedergedrückt eiförmig, stark gewölbt 
und fein quer-gestreift, ihr Nabel grofs, das Gewinde flach. 

Aus dem Londonthone Englands, dem Pariser Grobkalke und den 
mitteltertiären Schichten um Bordeaux und Dax. 

S. (Crypt.) elegans Philippi (Tertiärverst. p. 20 u. 54. tb. 3. 
f. 4). hat; ein spitzeres Gewinde. 

Tertiär bei Cassel und Freden. 


«. Fam. Neritfidae d’Orb. 


Das weniger voluminöse Thier, ‚welches sich in sein Gehäuse 
zurückziehen kann, hat einen kurzen, ungetheilten Fuls und zwei 
sehr lange, conische Fühler, an deren äufserer Seite die gestiel- 
ten Augen sitzen. Deckel kalkig, halbkreisförmig und mit einem 


Anhängsel versehen. s - 


Schaale niedergedrückt kugelig oder quer -- eiförmig,. dick, i 


ungenabelt. Gewinde sehr kurz, bisweilen verborgen. Mündung 
halbmondförmig, mit einem dicken, oft über die Spindel ausgebrei- 
teten und gezähnten Rande. 

Die Neritiden finden sich theils in süfsen, theils: in ‚salzigen 
Gewässern aller Länder. 


1. G. Nerita L. Schwimmschnecke. Mondschnecke. Nerita 
und Neritina Lam. Velates Montf. (Ynorrns, eine 
Meerschnecke mit einem bunten Deckel.) 

Schaale fast halbkugelig, mit kurzem Gewinde, unten eben, 
ungenabelt. Mündung halbkreisförmig; Aufsenlippe scharf oder in- 


SCHNECKEN. 343 


 nerlich  gekerbt oder gezähnt;  Innenlippe flach, bisweilen. scharf, 
bisweilen gezähnt oder gekerbt. Der kalkige Deckel: hat ‚einen 
seitlichen Anhängsel.- 


Nerita und Neritinga sind nur nach. «dem Mittel, in welchem 
sie leben, unterschieden worden, und gleichen einander übrigens, Die 
Neriten leben an der Oberfläche der seichteren Meere‘, auf Felsen 
geheftet sich, dem Wellenschlag aussetzend; die Neritinen ‚gehören 
vorzugsweise sülsen Gewässern an. 


Mehrere Neriten kommen schon in  devonischer Grauwacke von 
Schübelhammer und Elbersreuth mit Clymenien und  Orthoceratiten 
zusammen vor *). 

‚Die Neriten aus dem Kohlenkalke von: Belgien, England und Ir- 
land, welche de Koninck (deser. des an. foss. p.. 481 — 486. tb; 2. 
u. 2b. 42.) beschreibt, gleichen meistens sehr einer Natica, zu wel- 
cher Gatiung auch N. variata, N. plicistria, N. speirata. und N. am- 
pliata von Phillips gestellt wurden, während Goldiufs N. ampliata als 
Peleopsis _ ampl. beschrieb. 

N. spirata Sow. M. C. tb. 463. f. 1. 2. — de Kon. ie. 
pP. 484. 1b. 42. fe Bud. | 

Schaale fast kugelig,; etwas  niedergedrückt, mit. sehr. kurzem 
Gewinde, das aus 4 flach-gewölbten, seitlich’ etwas: zusammengedrück-+ 
ten Windungen besteht, von. gleichförmigen: Anwachsstreifen bedeckt. 
Mündung rundlich, etwas 'quer-oval. Aufsenlippe scharf. 

Häufig im Kohlenkalke von England und Belgien. 

N. costellata Mün. Goldf. P. IH. p. 115. tb. 198. f 21: « 

Halbkugelig, mit einem sehr kleinen, in den letzten, Umgang 
eingesenkten Gewinde; und auf: dem ersteren mit 8 dicken Quergürteln, 
in deren eben so breiten Zwischenräumen sich ein kleines Gürtelchen 
erhebt. Nur die ‚beiden oberen Gürtel sind durch einen doppelt brei- 
teren Raum (mit 4 feineren) getrennt. 

Diese echte Nerita kommt im oberen Jurakalke von Natthein 
vor. 

N. cancellata Ziet. und die angeblichen Neriten aus ‚der Kreide- 
formation scheinen zu Neritopsis Sow. zu. gehören. 

N. tricarinata Lam., Desh.  Cog. de Par. II. p. 160. ib, 19. 
f- 9. 10. —- Hiernach Taf. XV. Fig. 20. 

Schaale ‚durch 3 Querkiele auf: dem letzten Umgange ausgezeich- 


*) Münster, Beitr. 3. p. 83. tb. 15. f. 3. (N. a zer u. tb. 15. 
f. 4. (N. venusta Mün.). 


344 WEICHTRIERE. _ 


net, zwischen welchen sie quer gestreift ist. Gewinde sehr klein. 
Innenlippe gezähnt. 


Im Pariser Grobkalke und bei Valogne. 


N. (Neritina) conoidea Lam., Desh. Cogq. de Par. Il. p. 
149. tb. 18. — Brongn. Calc. trapp. p. 60. tb. 2. f. 22. — Br. 
Leth. p. 1030. tb. 40. f. 23. 


Schaale niedrig-kegelförmig, mit fast elliptischer Basis, welche 
von einer bis zum hinteren Rande sich ausbreitenden Schaale bedeckt 
ist. ‘Mündung klein, halbkreisförmig; Innenlippe gekerbt. 


Im ältesten Tertiärgebirge des Pariser Beckens, auch bei Sois- 
sons unter dem Grobkalke; an den Abhängen der Pyrenäen in naher 
Berührung mit Kreide; im trappischen Grobkalke des Ronca - Thales 
bei Vicenza. 


2. 6. Neritopsis Sow. (nerita; öwıs, Ansehen.) 


Die Schaale gleicht der einer Nerita in allen Stücken, nur 
ist ihr Spindelrand (die Innenlippe), anstatt eben zu sein, ausge- 
zackt und zahnlos. 

Diese Gattung scheint erst in der Juraformation zu beginnen 
und verbreitet sich durch die Kreide- und Tertiärformation bis in 
die Meere der Jetztwelt. 

N.? (Nerita) cancellata Ziet. Verst. Würt. p. 44. tb. 32. 
fe. 9. — Hiernach Taf. XV. Fig. 21. — Quenst. Flötzg. Würt. p. 489. 

Regelmäfsig von einander entfernte Querrippen werden durch 
Längsrippen regelmäflsig durchkreuzt. und ertheilen der Oberfläche ein 
netzartiges Ansehen. 

Häufig in den oberen Schichten des meisten‘ Jura von Wür- 
temberg. 

N. Robineausiana d’Orb. (Pal. fr. Terr. er. II. p. 174. tb. 
176. f. 1—4.), aus dem unteren N&ocomien Frankreichs, steht ihr durch 
Form, Quer- und Längsrippen sehr nahe, “unterscheidet sich aber 
durch eine grölsere Anzahl von Querrippen. 

N.? (Nerita) costulata Röm. Kr. p. 82. tb. 12.f. 12. — 
Gein. Char. p. X.; Kiesl. p. 10. — ? N. ornata d’Orb. Pal. fr. Terr. 
er. II. p. 176. tb. 176. f. 8—10. 

Quer-eirund, niedergedrückt mit 3 Windungen, von denen die 
ersten sehr klein sind, die letzte grols, bauchig und nach vorn ge- 
zogen ist. Oberfläche mit schmalen gerundeten Querrippen bedeckt, 
deren man auf der letzten Windung 20 zählt, die durch breitere, fein 
Jlangslinirte Zwischenräume gelrennt sind. 


SCHNECKEN. 345 


Bis Ei lang, im unteren Pläner von Plauen und Telischen bei 
Dresden, und? in der unteren chloritischen Kreide von Rouen. 


+ 3. G. Pileolus Sow. Hütelschnecke. (pileolıs, Käppchen.) 


Schaale niedergedrückt kegelförmig, wie eine Patella, ohne 
sichtbare Windung, mit fast in der Mitte liegendem Scheitel, aber 
durch seine flache Basis und die bis an das hintere Ende sich aus- 
breitende Innenlippe sehr an Nerit«a erinnernd. Aufsenlippe vor- 
stehend; Mündung halbkreisförmig. 

Man kennt nur fossile Arten, und zwar aus der Juraformation: 
P. plicatus und P. laevis Sow. (M. C. tb. 432.). 

Mit der folgenden Art sind noch einige andere tertiär. 

P. neritoides Desh. Cog. de Par. II. p. 1462: 400 17a fa LZ, 
18. BHiernach Taf. .XV. Fig. 22. 

Länglich oval, glatt, mit rückwärts gekrümmtem Scheitel und 
scharfer gezähnelter Innenlippe. 

Im Pariser Grobkalke. 


s. Fam. Trochidae d’Orb. 


Das ziemlich kleine Thier hat einen einfachen dreieckigen 
Fuls, welcher oben mit gleichen, öfters sehr langen Fädchen be- 
setzt ist. Der breite Kopf trägt zwei faden- oder kegelförmige 
Fühler, an deren äulseren Basis die Augen auf einem Stiele sitzen. 
Deckel hornig oder kalkig. 

Schaale spiral, mehr oder weniger kegelförmig oder nieder- 
gedrückt, inwendig perlmuiterartig. 

Die lebenden Arten sind alle Meeresbewohner. 


1. G. Trochus L. Kreiselschnecke. Troque. Trochus, 
Turbo, Monodonta und Phasianella Aut. (trochus, 
Kreisel.) 


Schaale kreisel- bis kegelförmig, mit einer flachen oder ge- 
gewölbten Basis, flachen oder gewölbten, oft im Umfange gekiel- 
ten Windungen und einer ganzrandigen, entweder eckigen oder 
runden Mündung, die Ränder der letzteren mehr oder weniger von- 
einander getrennt, und der Aufsenrand scharf. Spindel gerade 
oder gekrümmt. Der Nabel ist eng oder fehlt, wird aber nie 
von einer dicken Schwiele bedeckt. Der Deckel ist hornig oder 
kalkig, und spiral. 

a. Trochus Aut. 

Windungen eben oder flach gewölbt, an ihrem unteren Rande 

gekielt; Basis mehr oder weniger flach, Mündung quer-dreiseilig 


346 WEICHTHIERE. 


oder schief: rundlich-vierseitig, innerlich perlmutterglänzend. Der 
Nabel ist klein und nicht schwielig. ' Deckel meistens hornieg. 

b. Turbo L. d’Orb. Aut. Wirbelschnecke (turbo, Wirbel.) 

Windungen und Basis stärker gewölbt, wefshalb die Münd- 
ung rund oder rundlich ist; Spindel gekrümmt. an der Basis bis- 
weilen zahnartig verlängert und abgestutzt (Monodonta Lam.). 
Nabel klein und nicht schwielig. Deckel kalkig. 
| c. Phasianella Lam. Littorina ”) Ferussac bei de Ko- 
ninck (?). (phasianus, Fasan.) 

Schaale eiförmig oder kegelförmig; Gewinde öfters verläng- 
ert. Mündung oval, länger als breit, oben eckig, mit getrenn- 
ten Rändern. Deckel kalkig. — 

Das Thier des Turbo unterscheidet sich von dem des Tro- 
chus nach d’Orbigny nur durch einen stumpfen fleischigen An- 
hängsel an der inneren Basis der Fühler und die kalkige Be- 
schaffenheit seines Deckels, Charaktere, welche wohl kaum zu- 
reichen, beide in ihrer Schaale einander höchst ähnliche Formen 
von einander zu ‚trennen, zumal» da, ‚wie de Koninck bemerkt, 
auch einige Natica-Arten kalkige, andere aber hornige Deckel be- 
sitzen. Die Phasianellen entsprechen, nach d’Orbigny, selbst durch 
ihren kalkigen Deckel, welcher übrigens, der ovalen Mündung 
halber, auch oval ist, gänzlich. dem Thiere des Turbo, so dafs 
ich mit Deshayes ”*) nicht nur Trochus, Turbo und Monodonta, 
sondern nach .Philippi’s Erklärung “**) und d’Orbigny’s  Untersu- 
chungen des Thiers der Phasianella auch diese Gattung wenig- 
stens noch mit Trochus vereinigen zu müssen glaube. Die Troche 
kommen fast in allen Meeresformationen vor, und schmücken noch 
in vielen buntfarbigen Arten die felsigen Orte unserer jetzigen 
Meere, wo sie sich vorzugsweise von Vegetabilien nähren. 


ar PROERUETT), 
T. Albertinus Goldf., Ziet. Verst. Würt. tb. 68. f. 5. — 
Zenker, Tasch. von Jena p. 230. — Gäa von Sachsen p. 103. — 


Kegel-kreiselförmig, aus etwa 5 Windungen gebildet, welche 


*) Einige Littorinen wurden schon früher der Gattung Natica einver- 
leibt. 

**) Menke’s Zeitschr. f. Malakozoologie. 1844. Februar. 

***) Wiegm, Archiv f. Naturg. 1841. I. p. 49. | 

*+**+) Ueber die Arten aus paläozoischen Gebilden s. Goldfufls Petr. II. 
p- 49 u. f. — Münster, Beitr. Hft. 3. p. 883. — Sandberger in L. Br. J. 
1842. p. 709. — De Koninck, deser. des an. foss. p. 444 u. f. — Archiac 
und Verneuil in Sedgwick und Murchison, von Leonhard p. 192 ete. 


SCHNECKEN. 347 


treppenfürmig abgesetzt sind, da sie nahe der oberen Naht und dicht 
an der unteren mit einem gekörnelten Kiele versehen sind, zwischen 
welchem die Fläche fast eben ist. Nabel mäfsig grofs. 

Hier und da im unteren Muschelkalke, als dem unteren Tere- 
bratulitenkalke bei Jena und Naumburg. 

T. Basteroti A. Brongn. 'env. de Par. tb. 3. f. 3: — Pusch, 
Pol. Pal. p. 107. tb. 10. f. 15. — Gein. Char. p. 4. tb. 2. f. 9. 
— Goldf. IH. p. 58. tb. 181. f. 7. — Reufs, böhm. Kreidev. p. 48. 

Schaale kegel-kreiselförmig, mit 5 schwach gewölbten und ober- 
halb der Basis schwach gekielten Windungen. Jede der letzteren trägt 
5 Querstreifen, welche durch schief rückwärts laufende Längsstreifen 
deutlich gekörnt sind. Bis 1’* grofs. RL, 

Im ‘oberen. Grünsande und’ im Kreidemergel; so im Plänermergel 
von Böhmen, im Plänerkalke von Strehlen, nach Goldfufs bei Haldem, 
llseburg, Köpingen, Zamose und in chloritischer Kreide um Paris. 

T. Requienianus d’Orb. Pal. fr. Terr. cr, II. p. 186. tb. 177. 
f- Lu. 14 — T. Reichi Gein. Char. p. 47. tb. 15. f. 24. (schlecht). 
—ı? T. plicatus Reuls, westl. Böhmen p. 208. ‚ 

Schaale schief-kreiselförmig, etwas niedergedrückt, so dafs ihre 
4—5 schwach gewölbten und an der Basis stumpf gekielten Wind- 
ungen in einer wenig gekrümmten Ebene liegen. Die Umgänge 
tragen starke Längsfalten, welche zwar richt ganz senkrecht herab- 
laufen, jedoch viel weniger schief als die Längsstreifen der vorigen 
Art. Diese werden durch feine, an der Basis aber starke Querstrei- 
fen durchkreuzt. 

In der chloritischen Kreide von Cassis an den Rhonemündungen; 
im unteren Pläner von Plauen bei Dresden und in den Conglomerat- 
schichten des Tunnels bei Oberau, von woher ich sie früher theils 
als T. Basteroti, theils als 7. Reiöchii bestimmt habe. 


b. Turbo. 

T.. (T.) gregarius.Schloth. (Buceinites gregarius) Nachtr. tb. 
32. £ 6. — Buccinum gregarium Schloth., Gein. in L. Br. J. 1842. 
p. 577. tb. 10. £. 6. —  B. helicinum Zenk.. Taschenb. v. Jena p. 
229. — . Gäa von Sachsen p. 104. — Goldf. II. p. 9. tb. 193. £. 
3. — Hiernach- Taf. XIV., Fig. 15. a. ,b.,,c. 


Ei-kegelförmig,, glatt, enggenabelt, mit 4—5 stark gewölbten 
Windungen, von denen die letzte bauchig ist. 


In den unteren und mittleren Schichten des thüringer Muschel- 


kalkes und bei Rüdersdorf ganze Schichten erfüllend; aufserdem bei 
Laineck im Bayreuthischen. 


348 WEICHTIIERE. 
1 


T. Helicites Mün., Goldf. III. p. '93. tb. 19. f. 3. — Heh- 
cites turbilinus Schloth. — Buccinum turbilinum Gein. in L. Br. J. 
1842. p. 577. tb. 10. f. 6. —  Gäa v. Sachsen p. 104. 
Ist kürzer als die vorige Art, mit welcher sie zusammen vorkommt; 
eiförmig, mit 3—5 Windungen, von denen die letzte bauchiger: ist. 


T. Cyclostoma Zieten, Verst. Würt. tb. 3. f 4 — T. - 
slostomoöides Dunker und Koch, Verstein. d. norddeutschen Oolithen- 
geb. ib. 1. f. 13. — Quenstedt, Flötzg. Würt. p. 198. — Goldf. II. 
p. 94. tb. 193. f. 7. — Hiernach Taf. XIV. f. 16. 


Ei-kegelförmig, mit 6 stark gewölbten Umgängen, welche auf 
der ganzen Oberfläche mit feinen, gekörnten Spiralstreifen bedeckt 
sind. Mündung kreisförmig, etwas abstehend. ti 

Im mittleren Lias bei Banz, Berg, Quedlinburg, Goslar und im 
Würtembergischen. | 

T. conicus (Delphinula conica) Lam., Desh. Cogq. de Par. 
I. p. 205. tb. 24. f. 14. 15. — Hiernach Taf. XV. Fig. 8. a. b. 

Schaale kegelförmig, mit scharfer Spitze und scharf gekielten 
Umgängen. Auf dem letzten Umgange tritt unter dem ersten noch 
ein zweiter Kiel hervor. Mündung rundlich. 

Häufig im Pariser Grobkalke, besonders zu Grignon. 

Einige Monodonten, M. Purpura (purpurea) Arch. u. Vern. 
aus dem devonischen Grauwackenkalke von Pfaffrath, M. laevigata 
 Mün. aus dem Oolithe von Auerbach in der Oberpfalz, und M. or- 
nata Mün. aus dem oberen Jura von Natiheim wurden von Goldfuls 
(III. p. 101. tb. 195. f. 4—6.) beschrieben. 


c. Phasianella Lam. 


T. (P.) turbinoides Lam., Desh. Coqg. de Par. II. p. 265. 
0:40. Sa 4 

Ei-kegelförmig, mit kurzem, spitzem Gewinde und stark Beh, 
ten Umgängen, von denen der letzte bauchig ist. 

Sehr häufig im Grobkalke des Pariser Beckens, bei Valognes 
und in Belgien. 

P. ventricosa Goldf. (m. p. 113. tb. 198. f. 14.), aus de- 
vonischem Grauwackenkalke der Eifel, ist dem P. turbönordes sehr ähn- 
lich und hat ein nur um wenig längeres Gewinde. 

Mit diesem zusammen kommt eine andere ei - kegelförmige Art 
vor, deren letzte Windung etwa doppelt so lang ist als das Ge- 
winde, P. ovata Goldf. (IL. p. 113. tb. 198. f. 15.), mit welcher 
Exemplare aus der Kohlenformation von Altwasser in Schlesien LTE 
XIV. Fig. 14.) übereinstimmen. 


SCHNECKEN. 349 


2. G. Phorus Montf. Trochus Aut. (gooos, tragend.) 


' Bei der Gestalt eines niedergedrückt-kreiselförmigen Trochus 
unterscheidet sich Phorus von dieser Gattung durch eine weit aus- 
gerandete und am Spindelrande sehr erweiterte Mündung, durch 
eine andere Beschaffenheit des hornigen Deckels und dadurch, dafs 
die Schaalenoberfläche, besonders an den Nähten, mit fest ange- 
kitteten fremdartigen Körpern bedeckt ist. 


Schon in der Kreideformation kommen einige Pkori vor, und ich, 
mülste den beiden bisher bekannten Arten, Ph. canaliculaius d’Orb. 
Pal. fr. Terr. er. tb. 176. f. 13 —14. (Tr. agglutinans Mant. Geol. 
Suss. tb. 18. f. 9.),. und Ph. (Tr.) onustus Nilss. Petr. Suec. tb. 
3. f. 4. (His. Leth. Suec. tb. 11. f. 4.) noch eine dritte Art hinzu- 
fügen, wenn ich nicht annehmen könnte, dals dieselbe nur eine Va- 
rietät meines Trochus granulatus (Char. p. 46. tb. 15. f. 20.) sei. 


Dieser Phorus? (Taf. XIV. Fig. 18.) ist kegel-kreiselförmig, hat 
4—-6 ebene, an der. Basis scharfkantige und vieleckige Windungen, 
welche mit dichten gekörnelten: Querlinien, und vielen angekiiteten 
fremden Körpern (die in der Abbildung absichtlich nicht mit gezeich- 
net wurden) bedeckt sind. Rechnet man diese ab, so hat man ei- 
nen Trochus granulatus mit etwas vorstehendem unterem Rande der 
Umgänge, welcher knotig ist, während bei Tr. granulatus die ober- 
ste dicht an der Naht liegende Körnerreihe grolskörniger ist. _ Basis 
flach gewölbt. 

Im unteren Pläner bei Dresden mit Tr. granulatus zusammen. 


Ph. (T.) conchyliophorus Born. — Taf. XIV. Fig. 17. a. b. — 
T. agglutinans Lam. u. T. conch. Desh. Cog. de Par. II. p. 241—242. 
15.231.1f:.8— 10;, tb. 31.16.0834. 72. —;:Br..\beih.’ p; '10#. 'tb. 40) f. 35. 


Schaale niedrig-kreiselförmig, mit sehr ausgebreiteter flacher Ba- 
sis, deren Rand scharf und vieleckig ist. Die Umgänge sind ziem- 
lich flach und zeigen da, wo.sie nicht mit fremden Körpern bedeckt 
sind, wellenförmige Querstreifen und dieselben durchkreuzende Zuwachs- 
streifen. Diese Zuwachsstreifung tritt auf der Basis sehr deutlich her- 
vor, welche übrigens dicht-concentrisch gestreift ist. Der Nabel ist. 
theils von der Innenlippe bedeckt, theils offen und enthält im letzte- 
ren Falle an seinen Seitenwänden gewöhnlich einige dünne senkrechte 
Blätter, welche. in die stärkeren, spiralen Anwachsstreifen verlaufen. 


Häufig im Pariser, im Belgischen und Mecklenburger Grobkalke 
und im Londonthone Englands; im Kalke von Palermo und noch le- 
bend im Mittelmeere. 


350 WEICHTINERE. 


3. G: Rotella Lam. Rädelschnecke. Rouletie. Piychomphalus 
Ag. und Hekcina Lam. bei Sowerby z. Th. (rotella, 
statt rolula, Rädchen.) 


Die Rädelschnecken sind dem Thiere nach echte Trochi und 
unterscheiden sich von ihnen nur durch eine schwielige Verdick- 
ung der Spindelbasis, welche den Nabel gänzlich bedeckt. Ihre 
Form ist niedergedrückt kugelig, oder kugelig-kreiselförmig; das 
Gewinde kurz und niedergedrückt. Sie bewohnen jetzt nur wär- 
mere Meere und sind in geringer Zahl auch schon in älteren For- 
ua zu finden. 

R. (Helix) heliciformis Schloth., Goldf. II. p. 102. tb. 195. 
f. 7..— Hiernach Taf. XIV. Fig. 25. 

Schaale niedergedrückt-kugelig, sehr fein gestreift, mit 4 fast 
drehrunden, schnell zunehmenden Windungen und kreisförmiger Münd- 
ung. Der obere Rand der Umgänge ist weit übergreifend. 

Im devonischen Grauwackenkalke von Pfaffrath. 

R. (Hel.) exzpansa Sow. mit R. (H.) solanoides Sow. M. C. 
tb. 273. — Goldf. II. p. 102. tb. 195. f. 8. 9. 

Kugelig - kreiselförmig, fast linsenförmig, mit feinen Querlinien 
bedeckt. Gewinde niedrig, aber spitz. Die Umgänge sind an ihrem 
Umfange scharf-gekielt, über dem Kiele flach concav, unter demsel- 
ben auf dem letzten Umgange gewölbt. Die Schwiele ist von einer 
Furche umgränzt. 

‘Im Lias von Lyme- Regis, Banz, Boll und Frankreich. 

R. Archiaciana d’Orb. (Pal. fr. Terr. er. II. p. 192. tb. 178. 
f- 4—6. ),. aus der unteren chloritischen Kreide von Mans (Sarthe). 


4. G. Delphinula Lam., d’Orb. Lappenschnecke. Dauphinule 
(delphinus, Delphin.) 


Das Thier der Delphinula entspricht nach d’Orbigny ganz 
dem des Trochus, wefshalb auch Deshayes diese Gattung mit 
Trochus vereinigen will. Sein Deckel ist ebenfalls hornig und 
spiral. 

Die Schaale ist niedergedrückt und genabelt; die runde Münd- 
ung hat vereinigte Ränder und einen starken, beim Wachsthum 
der Schaale sich öfters erneuernden, bisweilen gefranzten Mund- 
wulst. 

Nach dieser Bestimmung gehören mehrere der Lamarck’schen 
Arten theils zu Turbo, theils zu Euomphalus. 

‚Nach .d’Orbigny beginnt diese Gattung zuerst im Lias mit 
D. laevigata d’Orb., ist im Neocomien durch D. Dupiana 


SCHNECKEN: 351 


d’Orb.. (Pal. fr. Terr. er. II.,p. 209. tb. 182. f. ,—4.) 'vertre- 
ien, findet sich noch in tertiären ‚Schichten und bewohnt jetzt die 
wärmeren Meere. | 


+ 5. G. Scoliostoma Braun. (oxoAıöc, verdreht; oTöue, 
Mund. ) 


Schaale kegelförmig. ‚mit ‚stielrunden ‚Umgängen, von welchen 
der letzte sich mit der Mündung 'seitwärts nach oben richtet und 
den. Nabel bedeckt.. Die Mündung ist ganzrandig, fast. kreisrund 
und ‚hat einen ‚wulstförmig, verdickten Rand, wodurch sich diese 
Gattung eng an. Delphinula. anschliefst. Einzige Art: 

Sc. Dannenberge ‚Braun in L. Br. J. 1838. p. 297. ib. 2. f. B. 

Die Schaale erscheint durch feine Längs- und Quersireifen ge- 
gittert. | 

Aus ‚silurischem Grauwackenkalke von Wissenbach. 


+ 6. G. Euomphälus Sow. Weitnabelschnecke. (w..., 
grofs; öugpelös, Nabel.) 


Straparolus Montf. Helicites Martin;  Schloth, Wahlb. 
Trochilita. Schloth. Wahlb. Euomphalus und Cirrus Aut. 
Maclurites  Lesueur, Blainv. Cirus u. Skenea Fleming; Tur- 
bo, Omalaxis und Omalaxon Desh. Bifrontia Desh. So- 
larium Desh. Blainv. d’Orbigny z. Th. Schitizostoma Bronn; 
Centrifugus His. Ampullaria und Globulus Sow., Plew- 
rotomarium Fischer; Sperorbis Steininger; Inachus Hisinger 
z. Th.; Ecculiomphalus Portlock, Morris. (de Koninck.) 

Schaale kreisrund, niedergedrückt-kegelförmig bis scheiben- 
förmig, weit: genabelt; Windungen gewölbi oder eckig-niederge- 
drückt, mit glatten oder gesireiften, nie gekerbten inneren Rän- 
dern; Mündung eckig oder, rundlich; die scharfe Aufsenlippe ist 
oberhalb mit einer mehr oder weniger tiefen Bucht versehen. 

Die: Euomphalen sind im Grauwackengebirge und im Kohlen- 
kalke am häufigsten und sterben in der Kreide gänzlich aus. Hier 
werden sie schon theilweise, und im Tertiärgebirge, sowie in der 
lebenden Schöpfung, gänzlich durch die eigentlichen Solarien ver- 
treten, mit welchen d’Orbigny die Euomphalen vereinigt. 

E. catillus Sow. M. C. tb. 45. f. 3. 4. —' Schitzost. cat. 
Br. Leth. p. 9. tb. 3. f. 10.— Goldf. IH. p. 87. ib. 191. £. 6. — 
de Kon. a. a. ©..p. 427. tb. 24. f. 10. — Taf. XIV. Fig. 22. a. b. 

„Scheibenförmig , auf beiden Seiten concav. Die 4 Windungen 
nehmen schnell an Dicke zu. Ihre obere und untere Fläche ist flach 


352 WEICHTHIERE. 


convex und steigt an jeder Seite empor, um einen erhabenen Kiel 
zu bilden, so dals die äulsere convexe Fläche zwischen diesen Kie- 
len eine beträchtliche Ausdehnung erhält. Die gedrängten Zuwachs- 
streifen sind regelmäfsig und laufen ohne Unterbrechung über die Kiele 
hinweg. Bisweilen machen sich auch einige schwache Gürtelchen be- 
merkbar.‘“ "Goldfuls. 

Im Kohlengebirge von Falkenberg in der Grafschaft Glatz, Ra- 
tingen, Derbyshire, Buxton, Yorkshire, Vise und Lives. 

E. pentangulatus Sow. M. C. tb. 45. f. 1. 2. — Br. Leth. 
p. 94. tb. 2. f£ 11. — de Kon. a. a. O. p. 430. tb. 24. f. 9. — 
Sch. catillus Fischer, Oryct. du goww. de Moscow, tb. 49. f. 3.4. — 
E. quinquangulatus Goldf. IN. p. 87. tb. 191. f. 4. | 

Umgänge fast fünfseitig, mit einer vorspringenden scharfen Kante 
auf der oberen Seite und einer situmpfkantigen unteren Seite. 

Nach Archiac und Verneuil im Kohlenkalke von Ratingen, York- 
shire, Northumberland, Dublin, Vise, Tournay, Namur, Sabl&, an der 
Dwina, Fedotova und Miatchkova. N 

E. Serpula de Kon. a. a. O0. p. 425. tb. 23 Bis. f. 8; tb. 25. 
f. 5. — Hiernach Taf. XIV. Fig. 23. a. 5. — Goldf. IH. p. 86. tb. 
191. f. 1. — Serpularia centrifuga Römer, Harzgeb. p. 31. tb. 8. f. 13. 
— E. Baeri Eichwald, die Urwelt Rufslands 1. p. 102. tb. 4. f. 10. 

Die fast in einer Ebene liegenden, mehr oder weniger weit 
von einander abstehenden Windungen sind drehrund bis quer ellip- 
tisch, welcher Form auch die Mündung entspricht. 

In devonischem Grauwackenkalke von Pfaffrath, Villmar und bei 
Grund im Harze; von Herrn Apotheker Beinert im Kohlenkalke von 
Ebersdorf in der Grafschaft Glatz aufgefunden und im Kohlengebirge 
von Belgien, Irland und in Rulsland. 


7. G. Solarium Lam. Cadran. (? solarium, Sonnenuhr.) 


Diese der vorigen sehr ähnliche Gattung besitzt, nach de 
Koninck, einen gekerbten oder gekörnten Nabelrand, und einem 
oder zweien der gekerbten oder gekörnten Nabelwülste entspre- 
chen 1—2 kleine Spalten, während die Aufsenlippe der Mündung, 
wie es bei Euomphalus der Fall ist, niemals ausgerandet ist. 
Die Oberfläche der Solarien ist gewöhnlich mit Körnern, und Kno- 
ten verziert. 

Das Thier gleicht nach d’Orbigny dem des Trochus. 


Die Existenz der Solarien ist von der Kreide an bis in die 
jetzige Schöpfung erwiesen. 


SCHNECKEN. 353 


S. decemcostatum v. Buch, in Karsten’s Archiv 1838. Bd. 11. 
p: 816. — Reuls, westl. Böhm. p. 208; Böhm. Kreideverst. p. 48. 
tb. 10. f. 12. 

„13—4'' breit, 1— 3° hoch, kreisrund, niedrig kegelförmig; 
mit 4 runden, gewölbten, durch eine tiefe Naht getrennten Umgängen. 
Sie werden von 10, durch sehr feine schräge Längslinien gekörnte, 
erhabene Querstreifen bedeckt. Basis mäfsig gewölbt, durch eine 
Kante von der oberen Fläche gesondert, sonst mit schwachen, nicht 
gekörnten Spiralstreifen geziert. Nabel klein, gezähnt. Mündung schief, 
vierseitig-rundlich.‘* 

In den Pyropenlagern von Trziblitz und Meronitz; im  Pläner- 
mergel von Luschitz, Priesen, Wollenitz in Böhmen; und, wenn Turbo | 
sulcifer Römer, Kr. p. 81. tb. 12. f. 1. dazu gehört, auch im Kreide- 
mergel bei Ilseburg. 

S$. plicatum Lam., Desh. Cog. de Par. II. p. 219. tb. 24. f. 
16— 18. — Sow. Min. Conch. tb. 524. f. 4—6. — Br. Leth. p. 
1039. — Taf. XIV. Fig. 20 (nach Desh.). 

Schaale niedergedrückt, mit fast ebenen, durch eine vertiefte 
Naht getrennten Umgängen, mit ungleichen Querstreifen bedeckt, welche 
durch Längslinien durchkreuzt und gekörnelt werden. Die Basis ist 
sewölbt und stölst mit einer Kante an den letzten Umgang an, der 
weite ‚Nabel ist mit einer vorstehenden gekerbten Kante umringt. 

Häufig im Pariser Grobkalke, im Londonthone von Barton, auch 
in der Ukraine. 

S. disjunctum Lam. — Taf. XIV. Fig. 21. @«. db. — Nach 
Deshayes, Cog. de Par. II. p. 223. ıb. 26. f. 21. 22. (Bifrontia dis- 
juncta). 

Scheibenförmig , glatt, von .beiden Seiten zusammengedrückt, 
oberhalb eben, unterhalb convex und tief genabelt. Nabel mit schar- 
fem einfachem Rande _ umgeben. Von den übrigen Umgängen ist 
der letzte getrennt. Dieser ist am Rande gekielt und die kleine 
Mündung ist schief dreieckig. _ 

Im Pariser Grobkalke. 


8. G. Orbis Lea. (orbis, Kreis.) 


Unterscheidet sich nach Bronn von der vorigen Gattung durch 
seine viereckige, nicht ausgerandete Mündung und einen ungekerb- 
ten Nabelrand. 

O0. rotella Lea, Br. Leth. p. 1040. tb. 40. f. 39. 

Im Grobkalke' von Alabama und im Tegel-Gebilde von Arapatak 
in Siebenbürgen. 


Geinitz, Versteinerungskunde, 23 


354 | WEICHTINERE. 


\ 9. Fam Hoaliotidae d’Orb. 


Das Thier der Haliotiden, welches oft so grofs ist, dafs es 
sich nicht in sein Gehäuse zurückziehen kann,, hat einen breiten 
eiförmigen Fuls, einen sehr deutlichen Kopf, welcher vorn an der 
äufseren Seite der kegelförmigen Fühler gestielte Augen trägt. Ein 
Deckel fehlt oder ist nur angedeutet. Die Kiemen bilden regel- 
mäfsige, fast gleiche Kämme. Der Mantel ist entweder ausge- 
zackt oder dem Spalte oder den Löchern der Schaale gegenüber 
durchbohrt, so dafs das Thier durch diese Oeffnung hindurch be- 
quem athmen kann, 

Schaale kreiselförmig oder ohrförmig gewunden,  allermeist 
perlmutterartig und oft an der Mündung mit. Löchern oder mit:ei- 
nem Spalte oder einem tiefen Sinus versehen. 


1. G. Stomatia (Stomatia und Stomatella) Lam. (oroua, 
Mund.) 


Schaale länglich, eiförmig, ohrförmig, undurchbohrt; ihr Ge- 
winde besteht aus wenigen sehr niedergedrückten Umgängen. Die 
ganzrandige Mündung ist sehr breit gezogen und hat eine scharfe 
Aufsenlippe. Das Thier nähert sich durch seine inneren Anhäng- 
sel im Grunde der Fühler sehr dem des Turbo, unterscheidet sich 
aber von ihm schon durch den Mangel der Fäden am Fufse. 

Jetzt bewohnen die Stomatien warme Meere, und d’Orbigny 
lehrte in der 

St. aspera d’Orb. (Pal. fr. Terr. er. II. p: 337. tb. 188. f. 
-7)3 aus der unteren chloritischen Kreide bei Cognac, die erste 
fossile Art dieser Gattung kennen. 


t 2. G. Pleurotomaria Defrance Spaltschnecke. Scissu- 
rella d’Orb. Cirrus, Euomphalus, Schizostoma Aut. 
z. Th. (rAevoöv, Rippe; rouagıov, kleiner Schnitt.) 


Schaale kegel- bis niedergedrückt-kreiselförmig, mehr oder 


weniger deutlich genabelt. Mündung verschieden; Spindel einfach; 


Aulsenlippe scharf, mit einem längeren oder kürzeren Spalte ver- : 


sehen, welchem die Zuwachsstreifung der Schaale entspricht. 

Schon die ältesten Meeresbildungen, namentlich die devoni- 
sche Grauwacke und der Kohlenkalk, umhüllen zahlreiche Pleuro- 
‚tomarien; im Oolithen- und Kreidegebirge sind sie sehr häufig, 
mit den älteren tertiären Gebilden aber verlassen sie für immer 
den Schauplatz der thierischen Schöpfungen. 


SCHNECKEN. 335 


Pl. (Helicites) delphinuloides Schloth. — Heliz_ cirrifor- 
mis Sow. M. C. tb. 175. f. 4—6. — Schiz. Delph. Goldf. IM. p. 
78 tb. 188. ££ &. — Hiernach Taf. XIV. Fig. 24. — ?de Kon. a. 
a. 0. p. 377. tb. 36. f. 4& — Piychomphalus cirr. Ag. 

. Schaale kreiselförmig, mit 6—7 drehrunden oder etwas nieder- 
gedrückten Windungen und zahlreichen feinen Zuwachsstreifen. Zwei 
schmale Querkiele begränzen an der Peripherie der Umgänge ein brei- 
tes flaches Band, auf welchem durch einen rückwärts laufenden Si- 
nus der Zuwachsstreifen der Spalt oder vielmehr die tiefe Bucht der 
Aufsenlippe bezeichnet wird. Unter demselben erhebt sich nicht: sel- 
ten auf der letzten Mündung noch ein dritter Kiel. 

In devonischer Grauwacke von Pfaffraih, im Kohlenkalke von 
Ratingen, Tournay nnd Derbyshire. 

Pl. neocomiensis d’Orb. Pal. fr. Terr. er. p. 240. tb. 188. 
f. 8—12. — Cirrus depressus Sow., Gein. Char. p. 47. tb. 14 f. 
8... Taf. XV. Fig. 5. 6. | 

Schaale kreiselförmig, bald mit höherem Gewinde, bald nieder- 
gedrückt, im Umfange der gewölbten Basis stumpfkantig, überall durch 
scharf hervortretende concentrische und Zuwachs-Linien netzförmig ge- 
körnelt. Die Windungen sind stark gewölbt, durch eine tiefe Naht 
von einander getrennt und zeigen oberhalb ihrer Mitte die schmale 
Spaltdecke. Mündung quer-eiförmig; Nabel tief und weit. Die Stein- 
kerne sind mehr oder weniger glatt. | 

"Im Neocomien des Pariser und mittelländischen Beckens; im un- 
teren Pläner von Plauen bei Dresden und im Tunnel bei Oberau. 

Pl. depressa Mant. und Pl, perspectiva Mant. z. Th. (Geol. 
of Suss. tb. 18. — Cirrus persp. und C. depressus Sow. M. C. tb. 
438.) würde ich wegen der Convexität ihrer Windungen, der tiefen 
Naht und der quer-eiförmigen Mündung am liebsten mit Pl. neocomien- 
sis vereinigen, wenn nicht die Exemplare aus dem Plänerkalke von 
Strehlen und aus der Kreide von England immer fast glait wären 
und, aufser feinen Querstreifen, fast nur an der Basis schwache Längs- 
streifen zeigten. Sie werden gewöhnlich zu der folgenden Art ge- 
zogen. | | 
Pl. (Trochus) linearis Mant. G. S. p. 110. tb. 18. f. 17. 
— Pl. perspectiva Mant. z. Th. — Pi. distincta Duj., Röm. Kr. p. 
82. — Gein. Char. p. 46. tb. 13. f. 8; tb. 15. £. 1& 19. — Goldf. 
IM. p. 75. tb. 187. f£ 1. — Hiernach Taf. XV. Fig. 1.— Pl. persp. 
d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. II. p. 255. tb. 19%. 

Bei einer kreiselförmigen Gestalt besteht diese Art aus 5—6 
in der Mitte, am unteren und am Nabel-Rande gekanteten Umgängen, 


25 * 


356 WEICHTINERRE. 


welche mit dichten Querlinien' (etwa 20) bedeckt sind, die durch al- 
lermeist feine :Zuwachslinien gekörnelt werden. : Die Schaale dacht 
sich von dem mittleren Kiele nach dem unteren, sowie. auch nach 
der Naht hin, ziemlich eben ab. Die Basis -ist flach gewölbt; die 
Mündung fast fünfseitig; der Nabel tief und enger als bei ‘der vori- 
sen. Art. Die schmale Spaltdecke liegt auf dem mittleren Kiele der 
Windungen. 

Diese Art variirt in ihrer Höhe, durch geringere Schärfe des 
unteren Randes und des mittleren Kieles (in welchem Falle sie der 
Pl. neocomiensis ähnelt), gröfsere oder geringere Zahl ihrer Querlinien 
und deutlicheres Hervortireten der Zuwachssireifen. Ich glaube nicht, 
dafs Pl. velata und Pl. disticha Goldf., Pl. granulifera und Pl. plana 
Mün. (Goldf. IH. p. 76. ib. 187. f. 2. 5. 3. 4.), sowie’ Pl. Mailleana 
d’Orb. und Pl. formosa Leymerie (d’Orb. Pal. fr. Terr. er. II. p. 253. 
259. tb. 195. 199. f. 1.2.) von- Pl. linearis getrennt werden können. 

Im Plänerkalke von Sachsen, Böhmen und Schlesien (Oppeln ) 
und im Chalkmarl von England; in chloritischer Kreide von Haldem, 
Coesfeld, Lemförde und an vielen Orten in Frankreich. 

Pl. seriato- granulata Goldf. IN. p. 75. tb. 186. f. 10. — 
Pl. secans d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. II. p. 2361. ib. 200. f. 1—4. — 


Reuls, böhm. Kr. p: 47. tb. 10. f. 8 — Taf. XV. Fig. 2 ‘(von unten). 


Sie unterscheidet sich von Pl. linearis durch viel dickere und 
entferntere Querstreifen und Zuwachsstreifen, welche letzteren auf der 
Basis fehlen, und durch einen weiteren Nabel. 

Im unteren. Quader von Böhmen (Postelberg, Laun u. a. ©.); 
in der  chloritischen: Kreide von Cognac. 

Pl. gigantea Sow. bei Fitton,, observ. etc. 1b. 14. 10 
Röm. Kr. p. 82. — Gein. Nachtrag zur Char. p. 10. tb. 5. f. 5. — 
Goldf. IH. p. 77. tb. 187. fi 6. — Taf. XV. Fig. 3. 4. a. b. 

Schaale conisch-kreiselförmig, mit etwa 6, im Durchschnitte fast 
dreiseiligen Umgängen, die an ihrer Basis gekielt sind. Die schmale 
Spaltdecke liegt über der Mitte der Windungen, und die letzieren 
steigen oberhalb des Spaltes sanft geneigt nach der wenig vertieften 
Naht empor, und fallen unterhalb desselben eben oder schwach con- 
cav nach dem Kiele herab. Die ganze Oberfläche ist unregelmäfsig, 
aber dicht quer-linirt, und sämmtliche Linien werden ‘durch feinere oder 
gröbere Zuwachslinien feiner oder gröber gekörnelt. Der Nabel ist 
tief; \ aber ziemlich eng. - Steinkerne haben in der Mitte der Wind- 
ungen eine breite Rinne, welche unmittelbar. in der Spaltgegend am 
tiefsten ist und ‘sich nach unten allmählich verflachf. 

Im Hilsthon des Elligser Brinkes; im unteren Grünsand von Eng- 


SCHNECKEN. 357 


land; im unteren. Pläner von Plädch) bei Dresden, und in den diesem 
entsprechenden Conglomealischichten von Janegg bei Teplitz; in der 
Umgegend von Aachen. dÜÖrbigny beschreibt einige Arten aus dem 
Neocomien, Pl. Robinaldi (Pal. fr. Terr. er. II. p. 243. tb. 190. f. 5—8.), 
Pl. Lahayesi u. Pl. simplee (Pal. fr. Terr. cr. II: p. 351. tb. 193; 
p. 252. tb. 194.) aus der chloritischen Kreide ' Frankreichs, welche 
der Pl. gögantea identisch zu-sein scheinen. 

Pl. (Trochus) sublaevis Gein. Char. p. 73. — Reufs, westl. 
Böhm. p. 209; Böhm.. Kreidev. p. 47. tb. 10. f. 9; tb. 1%. £. 10. — 
Taf. XIV. Fig. 19. 

Diese kleine Art ist häufig im Plänermergel und in den Grana- 
-tenlagern von Böhmen. 


+3. G. Catantostoma Sandberger. (zuravıng, bergab; 
otöua, Mund.) 


Die Schaale dieser Gattung hat die. Form und den verwach- 
senen Spalt der Pleurotomarien, unterscheidet sich aber von ih- 
nen durch die Beschaffenheit des letzten Umganges, der sich in 
seinem letzten Drittheile mit einer plötzlichen Wendung herabbiegt, 
und, indem er seine Aufsenlippe einrollt und dadurch verdickt, 
eine lang ovale, schief auf der Achse liegende Mündung bildet. 
(Goldfuls.) 

Die einzige Art ist; . 

€. clathratum Sandb. in L. Br. J. 1842. p. 392. tb. 10: f£. 
7. — Hiernach Taf. XV. Fig. 7. — Goldf. III. p. 78. tb. 188. f. 2. 
Aus devonischem Kalkmergel von Villmar. 


+4..@. Murchisonia Archiac und Verneuil. Melaniu, Turri- 
tella, Cerithium, Schisostoma, Pleurotoma, Pleuroto- 
| maria Aut. 


Schaale ihurmförmig, meist eckig oder knotig; Mündung läng- 
lich, oval oder, ähnlich dem Cerithium, an der Basis mit einem 
abgestumpften kurzen Canale versehen; Aufsenlippe mit einem ähn- 
lichen Spalte wie Pleurofomaria. Die Murchisonien sind, nach de 
Koninck, thurmförmige Pleurotomarien und nähern sich durch ihre 
allgemeine Form den Turritellen und Cerithien, mit denen sie so 
häufig auch verwechselt worden sind. 


: Nur einige Arten dieser Gattung kommen in silurischer Grau- 
wacke vor, die übrigen gehören alle der devonischen und dem | 
Kohlenkalke an. 


358 WEICHTHIERE. 


M. subsulcata de Kon. a. a. O. p. 416. tb. 38. L 4 — 
Hiernach Taf. XIV. Fig. 5. 

Aus -dem Kohlenkalke von Vise. j 

M. (Rostellaria) angulata Phill., de Kon. a. a ©. p. 412. 
ib. 38. f. 8; tb. 40. fi 8. 

Thurmförmig, mit etwa 8, in der Mitte gekielten Umgängen, 
auf deren Oberfläche sich bisweilen noch 2—6 kleine Querkiele zei- 
gen, welche in gleicher Enifernung von einander liegen. Mündung 
fast dreieckig. 

In devonischer Grauwacke von Brushford und Petherwin in Eng- 
land und Pfaffraih; im Kohlenkalliie von Bolland und Vise. 

M. Verneuiliana de Kon. a. a. O. p. 414. tb. 38. L. 5. — 
M. angulata Arch. u. Vern. — Goldf. IH. p. 25. tb. 172. f. 5. 

Sie unterscheidet sich von der vorigen durch einen doppelten 
Kiel in der Mitte, und ist übrigens glait. 

Im devonischen Eifelkalke und im Kohlenkalke von Vise. 

M. Hercynica Röm. Harzgeb. p. 29. tb. &. f. 4. 

Sie hat den doppelten Kiel der vorigen und aulserdem die schwäche- 
ren Kiele von M. angulata, die aber hier nicht in regelmäfsiger Ent- 
fernung stehen. 


+53. 6. Porcellia Leveille. (Nautlus und Bellerophon Aut.) 


Schaale scheibenförmig, sehr niedergedrückt, fast symme- 
trisch (ammonitenartig), weit genabelt, mit einander berührenden 
Umgängen, einer ovalen oder fast fünfseitigen Mündung, und ei- 
ner scharfen, in der Mitte gespaltenen Aufsenlippe. 

Die Lage’ des engen Spaltes in der Mitte des Rückens der 
fast symmetrischen Schaale unterscheidet diese Gattung von den 
‘ Pleurotomarien. Dieser Spalt ist, wie bei diesen, nur vorn offen, 
übrigens aber bedeckt. | 

Wohl mit grofsem Rechte daher stellt de Koninck (a. a. 
0. p. 358.) diese Gattung, sowie auch die ihr ganz ähnliche, 
doch enger genabelte und ganz symmetrische Gattung Bellero- 
phon (s. p. 25%.) in die Familie der Haliotiden. 

Die Porcellien kommen nur in devonischer Grauwacke und 
in der Kohlenformation vor, und de Koninck beschreibt 3 Arten 
derselben aus diesen Schichten, welchen‘ Münster (Beitr. 5. p. 61.) 
noch eine vierte aus dem Eifelkalke hinzufügte. 


+ 6. @. Ditremaria (früher Rimulus) d’Orb. (dıa, durch; 
 ronua, Loch.) 
Schaale kreiselförmig, trichterförmig genabelt, mit einer breit 


SCHNECKEN. 359 


 ausgerandeten Mündung, von welcher sich ein schmaler Theil bis 
in die Spitze des Nabels emporzieht. Die -Schaale wird von ei- 
ner ovalen Athmungsöffnung durchbrochen, welche in einiger Ent- 
fernung von der Aulsenlippe ist. 

Alle Arten kommen im Lias und in der an era 
var. (d’Orb. Pal. fr. Terr. er. II. p. 277.) 


+ 7. G. Cirrus Sow. d’Orb. (cirrus, Haarlocke, Ranke.) 


Schaale kegel- bis niedergedrücki-kreiselförmig, mit runden 
Umgängen und ganzrandiger runder Mündung, und langen, äufser- 
lich theils offenen, theils verschlossenen Athmungsröhren versehen, 
welche auf dem leizien Umgange vertheilt liegen. 

C. Leachii Sow. (M. C. tb. 219.), aus dem unteren Oolith 
von Dundry, ist der Typus für diese Gatiung. 

C. armatus de Kon. (a. a. O. p. 443. tb. 24. f. 13.) kommt 
im Kohlenkalke von Vise vor. y 


8. G. Haliotis L. Seeohr. (Atos, vom Meere; 
r 3 
ovg, Ohr.) 


Schaale flach ohrförmig, mit einer sehr weiten Mündung und 
einer Reihe von Athmungslöchern, welche sich nach dem kurzen 
Gewinde hin an einander reihen und von denen nur die vorderen 
offen sind. 

Diese Schnecken heften sich auf Felsen wie die Patellen an; 
“ fossilen Arten begegnet man nur im Tertiärgebirge. 

Haliotis volhynica Eichw. (Pusch Pol. Pal. p. 184) kommt 
im Muschelsande von Polen vor. 


20. Fam. Janthinidae d’Orb. 


Janthina, die einzige Gattung in dieser Familie, ist noch 
‚nicht fossil gekannt. 


21. Fam. Cypreadae d’Orb, 


Ihr grofses Thier kann sich in die Schaale zurückziehen und 
besitzi einen Mantel, dessen beide Lappen die Schaale umhüllen 
und die diese bildenden Kalkschichten abscheiden können. 

Die Schaale vergröfsert sich nur bis in ein gewisses Alter, 
begränzt dann ihren Umrifs und verdickt sich nur. noch durch 
äufserliche Wiülste. 

Alle Gattungen dieser Familie zeigen sich zum ersten Male 
in den Tertiärgebilden und: sind ‚den jetzigen Meeren nicht fremd. 


360 WEICHTHIERE. 


1. 6. Ovula Lister. (ovulum, Eichen.) 


Diese Gattung, von welcher nur wenige fossile Arten in 
den Tertiärgebilden um Paris bekannt sind, unterscheidet sich von 
Cypraea durch den Mangel der Kerbzähne am inneren Rande der 
Mündung. 

O0. tuberculos@ Duclos, Desh. Cog. de Par. II. p. 717. tb. 96. 
f. 16; ı..97. f. 17. 

Eine grofse eiförmige, in der Mitte aufgeblasene glatte Schaale 
mit 2 hohen stumpfen Höckern auf der Wölbung des Rückens. 

Bis 5” lang, zu Retheuil und Guise-Lamothe. 


2. @. Cypraea Lam. Porcellanschnecke. Porcellaine. 
' Cypraea und Erato Risso. (Könoıs, Venus.) 


Die eiförmige oder länglich-eiförmige Schaale ist an beiden 
Rändern eingerollt und ihre lange, schmale Mündung, welche die 
Schaale noch überragt, ist an beiden Seiten gekerbt und an den 
Enden ausgerandet. Gewinde kaum sichtbar. 

Nach Bronn beginnt diese Gattung schon in der Kreide, 
mehrere Arten sind tertiär,. viele gehören den wärmeren Mee- 
ren an. | 

C. inflata Lam. — Taf. XIU. Fig. 5. a. db. Nach Desh. Cog. 
de Par. II. p. 724. tb. 97. f. 7. 8. 

Eiförmig, in der Mitte stark aufgeblasen, glatt, mit gekrümm- 
ter, ziemlich breiter und schwach ausgerandeter Mündung; die Spindel 
mit stumpfen Kerbzähnen, die Lippe innerlich regelmäfsig gekerbt, 
äulserlich aber mit. einer schwachen Kante versehen. 

Es ist die gewöhnlichste Art dieser Gattung im Pariser Grob- 
kalke. 


3. G. Marginella Lam. Rändel-Schnecke. Porcellana 
Adanson. (margo, Rand.) 


Schaale verlängert eiförmig, glatt, mit kurzem Gewinde. Die 
Aufsenlippe der unten ausgerandeten Mündung ist äufserlich wulst- 
förmig verdickt, die Spindel gefaltet, die Falten fast gleich. Die 
fossilen Arten sind tertiär. 

M. eburnea Lam. -— Taf. XI. Fig. 7. Nach Desh. Cog. de 
Par. p. 709. tb. 9%. f. 14— 16. 20—22. 

Die kleine verlängerte Schaale hat ein spilzes Gewinde, wel- 
ches fast der Länge des letzten Umganges gleicht. Windungen schwach 
gewölbt; Mündung eng; Spindel vierfaltig. | 


SCHNECKEN. 361 


Im Pariser Grobkalke; in mitteltertiären Schichten zu Ronca und 
Sangonini, und bei Koryinice und Krzeminiec. 


12. Fam. Olividae d’Orb. 


Diese Familie, welche ihr grolser Fuls und ihr kurzer Man- 
tel von der vorigen unterscheidet, hat noch einen sehr eigen- 
thümlichen Charakter in einer Wasser zuführenden Oeffnung am unte- 
ren Theile des Fufses. Der letztere hüllt öfters die ganze Schaale ein. 
Der kleine Kopf verbirgt sich bisweilen in den Falten des Mantels. 

Die Schaalen dieser Thiere, welche fast immer von den Lap- 
pen des Fufses bedeckt werden, sind glatt und glänzend, mei- 
stens dick und länglich, haben eine ganzrandige Lippe, eine 
verdickte und häufig gefaltete Spindel, bisweilen auch einen 
Deckel. 

Die Vertheilung dieser Arten ist wie in der vorigen Familie. 


1. G. Oliva Lam. Olivenschnecke. 


Schaale fast cylindrisch, glatt, mit kurzem Gewinde, dessen 
Nähte rinnenartig vertieft sind. Mündung länglich, an der Basis 
ausgerandet. Ueber dieser Ausrandung läuft eine bandförmige Ver- 
dickung mit einigen vertieften Linien spiralförmig nach der Spin- 
del herab. * Die letztere ist schief gestreift oder gefaltet. Aufser 
den zahlreichen noch im Meere lebenden Arten sind mehrere tertiär. 

0. mitreola Lam. — Taf. XIIL- Fig. 2. a. db. Nach Desh. 
-Coqg. de Par. II. p. 742. tb. 96. f. 21. 2. 

Schaale länglich zugespitzt, schmal, mit verlängertem und spitzem 
. Gewinde, dessen Umgänge eben und insgesammt etwas kürzer als die 
letzte Windung sind. Die Spindel ist an der Basis dünn gestreift. 

Sehr häufig in der Umgegend von Paris; nach Pusch in Vol- 
hynien. } 


2. G. Ancillaria Lam. Ancillaire. Ancilla Lam. Anaulax 
Roissy. (2 ancılis, auf beiden Seiten eingeschnitten.) 


Diese Gattung hat die Charaktere der vorigen, nur sind die 
Nähte nicht rinnenartig vertieft, sondern die ganze obere Hälfte 
der Schaale, sowie der bandartige Theil an der Basis hat das 
Ansehen, als ob er mit einer Firnifsschicht überzogen sei. 

Die fossilen Arten sind tertiär. 

A. glandiformis Lam. — Taf. XIU. Fig. 3. a. b., — Br. 
Leth. p. 1111. tb. 42. f. 11.— A. coniformis Pusch,. Pal. Pol. tb. 11. 


362 WEICHTIHERE. 


f. 1. — Anolaz inflata Borson, Brongn. Calc. trapp. *) tb. 4. f. 12. 

Eiförmig, bauchig, am oberen Ende der ziemlich ‘breiten Münd- 
ung am breitesten, mit einem kurzen, stümpfwinkeligen Gewinde, des- 
sen Nähte durch die überdeckende Schicht, welche sich bis fast zur 
Mitte der Mündung heraufzieht, gänzlich verschwunden sind. An der 
Basis der Spindel liegen 2 tiefe Furchen. Bis 1” lang. 

Leitend für die Tegelformation um Wien (Pözzleinsdorf, Baden, 
Enzesfeld), nach Philippi bei Freden und Cassel; im sandigen Kalke 


von Polen (Korytnice!), Podolien, Frankreich (Bordeaux), Turin 


TR 


3. G. Terebellum Lam. Schräubelschnecke. Tarriere. 
Terebellum und Seraphs Montfort. 


Die fast cylindrische Schaale ist noch mehr eingerollt, als 
bei den vorigen Gattungen, so dafs die schmale, sich nach un- 
ten erweiternde Mündung beinahe der ganzen Länge der Schaale 
gleichkommen würde, wenn der äufsere scharfe Rand das untere 
Ende erreichte. Die Spindel ist glatt. 

T. fusiforme Lam. — Taf. XIM. Fig. 4. Nach Desh. €og. 
de Par. II. p. 738. tb. 95. f. 30. 31. 

Das stumpfe Gewinde tritt ein wenig hervor und die schmale 
Mündung endet oben in einem engen Spalt. 

Im Pariser Grobkalke und Londonthone Englands, . 


313. Fam. Strombidae d’Orb. 


Mantel mittelgrofs. Fufs verlängert und zweitheilig; der vor- 
dere dieser Theile gleicht einem Pferdefuls, während der hintere 
verlängert ist und einen hornigen, messerartigen Deckel trägt. 
Kopf verlängert, dreitheilig, der mittlere Theil rüsselartig, die 
seitlichen Theile mit den voluminösen Augen endend, an deren 
Seiten kurze Fühler sitzen. 

Schaale mehr oder weniger verlängert, kegel-, thurm- oder 
spindelförmig, in einem gewissen Alter an ihrer Mündung sich 
verdickend oder sich in einen verschieden gestalteten Flügel ausbrei- 
tend und an der Basis in ‚einen Canal verlängert, neben welchem 
eine mehr oder weniger deutliche Bucht ist. 

Die Arten ‚kommen vom Oolithengebirge an in allen Meeres- 
formationen vor und sind in den jetzigen Meeren ziemlich häufig. 


*) Al. Brongniart, memoire sur les terrains de sediment superieurs cal- 
careo-trappeens du Vicentin. Paris, 1823. 


SCHNECKEN. 363 


1. G. Rostellaria Lam. Schnabelschnecke. Rostellaria und 
Chenopus Philippi. Rostellum und Hippocrenes , Hypocrene 
Montfort. (rostellum, Schnäbelchen.) 


Schaale spindelförmig oder thurmförmig, unten in einem mei- 
stens geraden, spitz-schnabelförmigen Canale endend. Der äufsere 
Mundrand ist ganz oder mehrtheilig, und breitet sich zu einem, 
gewöhnlich rückwärts (nach oben) gekrümmten Flügel aus. Ein 
flacher Ausschnitt an der Basis des Flügels verläuft in den Canal, 
und bisweilen ist aufserdem noch ein zweiter Ausschnitt daneben 
vorhanden. 

Die fossilen Arten- beginnen im Lias”*), werden in der 
Kreideformation und den Tertiär - Gebilden häufiger, und gehören 
zu den gewöhnlicheren Bewohnern der jetzigen Meere. 

R. Burmeisteri Gein. Taf. XIII. Fig. 16. — R. Parkinsoni 
‚ Mant., Gein. Char. p. 44. 70. tb. 15. f. 2; tb. 18. f. 3. — Reuls, 
böhm. Kreidev. p. 46. tb. 9. f. 7. 

Schaale thurmförmig, mit 6 — 8 gewölbten und längsgerippten Um- 
gängen, von denen der letzte in einen sehr langen und dünnen ge- 
raden Canal und in einen sich weit ausbreitenden, etwas sichelför- 
mig-gebogenen Flügel verläuft. Dieser ist ohngefähr im oberen Drit- 
theile gekielt, und steht rechtwinkelig gegen den Canal so wie ge- 
sen einen pfriemenförmigen Fortsatz, der sich bis zur Spitze des Ge- 
windes, welches er nicht berührt, emporhebt. Ueber die Rippen und 
Zwischenräume laufen Querlinien hinweg und der Kiel wird durch Längs- 
rippen knotig. 

Gemein im unteren Quader von Tyssa an der sächsisch - böhm- 
ischen Gränze, im Plänermergel von Böhmen und Sachsen, in dem 
Fyropen führenden Conglomerate und Pyropensande von Meronitz und 
Trziblitz; seltener im Plänerkalke von Sachsen und Böhmen. 

Wenn der pfriemenförmige Fortsatz abgebrochen ist, so hat diese 
Art alle Charaktere der 

R. Parkinsonii Mani. (G. S. tb. 18. f. 1. 2. 4. 5. 6. 10. — 
Parkinson, Org. Rem. III. tb. 5. f. 11. — Sow. Min. Conch. tb. 349. 
f. 5. 6; tb. 558. f. 5. 6. — dOrb. Pal. fr. Terr. cr. II. ıb. 208. 
f. 1. 2.), von der R. Burmeisteri vielleicht die vollkommenen Exem- 
plare umfalst. 

R. Parkinsonii gehört in England dem Kreidemergel und, vor- 
züglich dem Grünsande von Felmersham und Blackdown an, welcher 
die meisten Versteinerungen mit dem Quader von Tyssa gemein hat, 


*) Goldfufs beschreibt 5 Arten aus dem Lias und 2 aus den Oolithen, 


364 WEICHTHIERE. 


in Frankreich aber dem Galt. Da Sowerby mit R. Parkins. aus dem 
Grünsande noch eine nahe verwandte Art aus dem Londonthone ver- 
eint, so nennt Agassiz *) die erstere (R. Park. auf Sowerby’s tb. 
558.): R. Sowerby. | 

Die von Fitton ””) aus dem Grünsande von Blackdown abgebil- 
dete R. Parkinson weicht von dieser Art sehr ab, und ich nannte 
sie R. Reussiö ==), da sie Reufs aus dem unteren Quader und dem 
Plänermergel von Böhmen kennen lehrte und später ”””") beschrieb. 

R. calcarata Sow. Min. Conch. tb. 349. _f.. 6. 7..— .:R. 'ste- 
noptera Goldf. P. II. p. 18. tb. 170. f. 6. — Gein. Char. p. 70. 
ih. 18. £ 2, —  d.örh. „Pal, fr. Terror. Il. m. 285.46. 207. f. 3, 
4. — Reuls, böhm. Kr. p. 45. tb. 9. f. 5. | 

Sie gleicht einer R. Parkinsonii, mit schmalem Flügel, welchem 
der aufrechte pfriemenartige Fortsatz fehlt. 

Im Plänermergel von Böhmen, im Galt und dem unteren Grün- 
sande von Frankreich und England. 

R. (Chenopus) Buchii Mün. Beitr. 1. p. 107. ib. 12. f. 1. 
— Goldf. Petr. IH. p. 17. ib. 170. f. 4. — Reufls, böhm. Kr. p. 45. 

Gestalt ziemlich ähnlich der vorigen Art, jedoch ohne Längs- 
rippen, statt derselben überall quergestreif. Ein scharfer Kiel der 
letzten Windung verläuft bis zur Spitze des langen schmalen Flügels 
und ein mit ihm rechtwinkeliger pfriemenförmiger Forisatz überragt 
das Gewinde. 

Im unteren: Quader von Tyssa und Laun, in grünlicher Kreide 
bei Haldem und häufig im Plänerkalke von- Strehlen. 

R. papilionacea Goldf. P. IH. p. 18. tb. 170. £.6. — Gein. 
Char. p. 71. u. Kieslingsw. tb. 1. £. 11. 

Schaale längsgerippt, mit kurzem, aber hohem, unten und oben 
etwas verlängertem Flügel. 

Im unteren Quader von Tyssa, im Grünsande von Kieslingswalda 
im Glatzischen und von Aachen, im Plänermergel von Luschitz und 
Plänerkalke von Strehlen. 3 

R. anserina Nilfson, Petr. Suec. ib. 3. f. 6. — R. vespertilio 
Goldf. IIL tb. 170. f. 5. — Gein. Kieslingswalda p. 9. 

Thurmförmig, mit 6—8 convexen, längsgerippten und theilweise 


*) Sowerby’s Mineral-Conchologie. 1842. p. 381. 

**) Observations on some of the strata betw. the Chalk etc. ib. 18. 
f. 24. 

***) ‚Char. p. 70. tb. 18. f. 24. 

++**) Böhm. Kr. p. 45. tb. 9. f. 9. 


SCHNECKEN. 365 


quer-linirten Windungen. Die Rippen des leizten Umgangs werden von 
mehreren stärkeren und schwächeren Querleisten durchbrochen, die zu 


-dem 4—7zähnigen Bande des Flügels laufen, und schwellen dadurch 


zu Knötchen an. Der Canal ist kurz. 

Im Grünsande von Kieslingswalda und Haldem, bei Kreibitz in 
Böhmen und bei Köpinge in Schweden. 

R. pes pelecani Lam. — Br. Leth. p. 1088. tb. 41. f. 30. 
— P. pes carbonis Al. Brongn. Calc. tr. tb. 4. f. 2. 


Schaale thurmförmig, in der Mitte mit knotigem Kiele. Aufser 
dem gröfseren befinden sich auf dem letzten Umgange noch 2 andere 
Kiele, von denen der obere wenig schwächer als der Hauptkiel ist. 
Jeder Kiel verläuft in einen Vorsprung des grolsen dreilappigen Flü- 
gels, von denen der obere erst an seinem oberen Ende das Gewinde 
verläfst. Der fast blattförmige Canal ist etwas vorwärts gebogen. 


Vorkommen: fast:in allen Schichten der Tertiärformation, na- 
mentlich auch im Tegel von Gainfahrn bei Wien, und lebend im Mit- 
telmeere. Nicht bei Paris. _ 

R. fissurella Lam. — Hippocrenes f. Phil. — Desh. II. p. 
622. ib. 83. f. 2. 3. 4; tb. 84. f. 5. 6. — Br. Leth. p. 1086. 

Thurmförmig , mit vielen scharfen Längsrippen bedeckt. Ihre 
schmale Aufsenlippe läuft als schmaler, gespaltener Kiel bis fast zur 
Spitze des Gewindes empor. Schnabel kurz und spitz. 

Häufig im Grobkalke von Paris und im Londonthone Englands. 


2. G. Strombus L. Strombus und Pierocera Lam. Flügel- 
schnecke und Flügelhornschnecke. (oreüupßog, ein 
gewundener Körper.) 


Schaale oval bis oval - kegelförmig, bauchig, allermeist mit 
niedrigem Gewinde, und einer flügelartig ausgebreiteten Aufsen- 
lippe, welche bei Sirombus einfach oder gezähnelt, bei Pierocera 
aber gezackt ist und bisweilen in lange Stacheln verläuft. Die 
erstere dieser beiden Untergatiungen hat einen kürzeren und brei- 
teren, die leiztere einen etwas längeren, oft rückwärts gekrümm- 
ien Canal, neben welchem sich an der Basis des Flügels ein mehr 
oder ‘weniger tiefer Ausschnitt befindet. Da das Thier des Strom- 
bus identisch mit dem der Pierocera ist”), so können beide Gatt- 
ungen nicht von einander getrennt werden. 

Die ältesten Strombiten sind die aus dem oberen Jura und 


*) d’Orbigny, Pal. fr. Terr. er. II. p. 313. 


366 WEICHTHIERE. 


den unteren Schichten der Kreideformation, von welchen d’Orbigny 
mehrere kennen lehrie. 

S. oceani Al. Brongn. — Strombites denticulatus Schloth. — 
Pteroceras Oceani Römer, Oolithengebirge ib. 11. f. 17. — Br. Leth. 
p. 401. tb. 21. f£ 7. — v. Buch, Jura p. 83. — Goldf. Peir. 11. 
p- 15. tb. 69. f. 4. 

Von dieser bauchig-eiförmigen Art werden gewöhnlich nur die 
Steinkerne gefunden. Sie bestehen aus 5—6 Umgängen, deren leiz- 
ter sich in der Mitte zu einem stumpfen Kiele erhebt und auch noch 
Spuren von anderen Kielen erblicken lälst. An vollständigen Schaa- 
len erkennt man, dafs der Flügel in 10 Zacken ausläuft. 
| In den obersten Schichten des weilsen Jura am Langenberge bei 
Ocker im Harze und bei Hildesheim, bei Kelheim an der Donau, bei 
Ingolstadt, in der Schweiz bei Porreniruy, Solothurn und Basel,. in 
Frankreich bei Hävre und Montbeliard. 

S. ornatus Desh. l.c.p. 628. tb.85.£.3—5. Hiernach Taf. XII. £. 15. 

Verlängert eiförmig, in der Mitte etwas bauchig, mit kegel- 
förmigem, spitzem Gewinde, Längsrippchen und Querstreifen. Der 
letzte Umgang ist etwas länger als das Gewinde. Mündung schmal 
mit verdickter, gezähnelter, äufserlich gefurchter Aufsenlippe. 

Im Grobkalke des Pariser Beckens. \ 

S. Bonelli Al. Brongn. Calc. trapp. p. 74. tb. 6. f. 6. — 
Br. Leih. p. 1085. 

Ueber 2” grofs, eiförmig-spindelförmig, mit kegelförmigem Ge- 
winde. Die gewölbten Umgänge, besonders der Rücken des letzten, 
sind mit dicken Knoten besetzt; der Canal ist kurz, zurückgekrümmt, 
und die äufsere Lippe am Rande sehr dick, oben fast ungelappt, aber 
mit breiter Rinne. 

Nach Bronn eine der bezeichnendsten Arten des Tegel-Gebildes 
zu Bordeaux, Turin und Wien (Gainfahrn!). 


+ 3. G. Pterodonta d’Orb. (rzreoov, Flügel; ödovs, Zahn.) 


Schaale länglich-oval und bauchig, mit kegelförmigem Ge- 
winde. Die ovale Mündung verläuft in einen kurzen schiefen Ca- 
nal oder ist an der Basis einfach ausgerandet. Der äufsere Mund- 
saum breitet sich aus und biegt sich öfters nach oben, wie bei 
Sitrombus, hat aber weder einen Sinus, noch eine Ausrandung, 
und immer bemerkt man in seiner Nähe einen länglichen Wulst. 
Die Oberfläche der Schaale ist glatt. 

d’Orbigny fand Arten dieser Gattung bisher nur in chloriti- 
scher Kreide von Frankreich. 


ee 


SCHNECKEN. 367 


Conus L. Kegelschnecke. (xwvos, Kegel.) 
Die Kegelschnecken, ‘welche nach d’Orbigny eine eigenthüm- 
liche Familie bilden, haben einen verlängerten, nicht ausdehnba- 


ren Fuls, einen mittelgrofsen Kopf mit 2 kurzen Fühlern, welche 


im vorderen Driitheile ihrer Länge die Augen tragen. Ihre Ath- 
mungsröhre ist lang und ausdehnbar; Deckel schmal und sehr lang. 

Die Schaale ist länglich, eingerollt, und hat ein kreisel- 
oder kegelförmiges Gewinde; die Mündung ist lang, schmal, zahn- 
los, und an der Basis schwach ausgerandet. 

Schon im Oolithengebirge und Kreidegebirge erscheinen ei- 
nige Arten, die aber in dem Tertiärgebirge und in den jetzigen 
Meeren sich bedeutend vervielfachen. 

C. cylindraceus Gein. Char. p. 72. tb. 18. f. 18. — Reufs, 
Böhm. Kreidev. p. 47. tb. 11. £. 11. 19. 

Schaale fast cylindrisch, erst in der Nähe der Basis sich ver- 


. engend, mit sehr niedrigem Gewinde, das nur aus wenigen Um- 


gängen besteht. Die glatte Schaale zeigt an der Basis einige Spiral- 
liniien. 2—6’” grofs. 

Im unteren Quader von Tyssa, im Plänermergel von Luschitz 
und im Pyropen führenden Conglomerate von Meronitz in Böhmen. 

C. semicostatus Mün. Goldf. p. 14. tb. 169. f. 2. 

Kurz kreiselförmig, mit niedrigem, BEKIENEM Gewinde, dessen 
Umgänge concav und quergestreift sind. 

Im oberen Grünsande zu Haldem. 

C. diversiformis Deshayes, Coq. de Paris II. p. 747. tb. 98. 
fe y—-1%. — Taf. XI. Fig. 1. a. b. 

Schaale kreiselförmig, glatt, bisweilen noch mit braunen Quer- 
linien, an der Basis quergestreift, mit schwach erhabenem Gewinde, 
das aus 10—11 Umgängen besteht, und mit gekrümmter, oben tief 
ausgerandeter Lippe. 

Im oberen Meeressande bei Paris und, % bis über 2” hoch, häu- 
fig im Tegel von Pözzleinsdorf bei Wien. | 

C. vindoboniensis Partsch, von Gainfahrn bei Wien, ist hier- 
von kaum unterschieden. 

C. deperditus Brug., Desh. Cog. de Par. II. tb. 98. f. 1. 2. 
— Br. Leth. p. 1118. T. 42. f. 14. 

Die Schaale ist lang kreiselförmig, schmäler, als bei der vori- 
gen, das Gewinde eiwas länger und wird durch eckige Umgänge 
treppenförmig. 

Es ist nach Deshayes die häufigste Art in den Grobkalken der 
Umgegend von Paris, als Grignon, Parnes, Mouchy, Courtagnon; 


368 WEICHTHIERE. 


kommt nach Bronn in dem Sande Belgiens, im WVicentinischen, im 
Tegel-Gebilde zu Turin und in der Subapenninen - Formation Italiens, 
und nach Pusch bei Korytnice und Zuckowce in Polen vor. 


214. Fam. Peolutidae d’Orb. 
. Meerthiere von mehr oder weniger grofsem Umfange, ohne 
Loch unter dem Fufse und ohne Deckel. 


Ihre verschieden gewundene Schaale hat immer eine faltige 
Spindel. 


1. @ Voluta Lam. Rollenschnecke. (volvere, rollen.) 


Schaale eiförmig, mehr oder weniger bauchig, mit warzen- 
förmigem Gewinde. Mündung verlängert, mit einfachen, nicht 
ausgebreiteten Rändern, an der Basis jedoch ausgerandet. An der 
Spindel sind die unteren Falten die gröfsten und schiefsten. 

Mehrere Arten dieser Gattung erscheinen schon in dem Kreide- 
gebirge *); in tertiären Gebilden und in der jetzigen Welt sind 
sie nicht selten. 

V. deperdita Goldf. II. p. 14. tb. 169. f. 1. 

Schaale verlängert eiförmig, quergestreift und längsgerippt. Die 
flachen, entfernt stehenden Rippen schwellen in der Naht zu einem 
Knoten an und verlieren sich auf der letzten Windung. 

In der Tuffkreide des Petersberges bei Mastricht. 

V. spinosa Lam. — Taf. XIII. Fig. 8 — Nach Desh. Cog. 
de Par. I. p. 0%. ib. 22. J. 7... 

Kreiselförmig, an der Basis quergestreift, mit kurz kegelförmi- 
gem Gewinde, und unregelmäfsigen, entfernten Längsrippen, welche 
sich nach den Nähten hin dornartig zuspitzen. Spindel vier- bis sechs- 
faltig. 


Sehr häufig ım Pariser Grobkalke. 


2. G. Mitra Lam. (mitra, eine Kopfbinde.) 


Schaale verlängert,‘ spindelförmig, mit verlängertem, spitzem 
Gewinde, und einer schmalen, an der Basis ausgerandeten Münd- 
ung. Unter den parallelen Querfalien der Spindel sind die un- 
tersten die kleinsten. 

M. cancellata Sow. (d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. II. p. 329. tb. 
221. f. 5.), aus der mittleren chloritischen Kreide von Südfrankreich, 
beginnt im Kreidegebirge die Reihe der übrigens nur tertiären oder 
noch lebenden Arten. 


*) d’Orbigny, Pal. fr. Terr. cr. I]. p. 323 u. f£. 


SCHNECKEN. 369 


M. leucozona Andrzeiowski. — Taf. XII. Fig..9. a. d. — 
-Pusch , Pal. Pol. »p. 119. tb. 11. f. 6. 

Verlängert eiförmig, fast spindelförmig, mit 6 Umgängen, deren 
jeder 8—10 dicke Längsrippen trägt. Die Spindel: ist dreifaltig, die 
innere: Fläche der Aufsenlippe mit etwa 8 Querfältchen bedeckt. Münd- 
ung länglich und eng. 

Im Molassensande von: Zuckowce:. in Polen und von Pözzleins- 
dorf bei Wien. | 

M. erassidens Desh. (Cog. de Par. II. p. 676. tb. 90. f. 3. 
4. 7. 8.). 

Häufig bei Paris, unterscheidet sich von voriger Art fast nur 
durch die vierfaltige. Spindel. 

M. incognita Basterot. — Taf. XII. Fig. 10. Nach Pusch 
Pal2 Pol. pP. 9. "11. 5. 

Fast spindelförmig, glatt, nur an der Basis quergestreift, mit 
6 wenig gewölbten Umgängen und dreifaltiger oder undeutlich vier- 
faltiger Spindel. Die Aufsenlippe ist glatt. Gegen 8° lang. 

Tertiär bei Dax und Merignac in Frankreich, Korytnice in Po- 
len und bei Wien. 


3. G. Cancellaria Lam. Gitterschnecke. (cancellare, 
gittern.) 


Schaale eiförmig'oder kegelförmig, mit keinem oder mit. ganz 
kurzem :und undeutlichem Canale. Der äufsere Mundsaum ist in- 
nerlich gefurcht. Das Vorhandensein von Spindelfalten unterschei- 
‚det diese Schaalen leicht von den ihnen übrigens sehr ähnlichen 
der Gattung Buccinum. 

Die. fossilen Arten sind. alle tertiär. und ‚besonders häufig in 
mitteltertiären Schichten bei Turin und bei Asti im Piemonte- 
sischen *). 

C. evulsa Sow. M. C. tb. 361. fe 3—-15.1— ‘Desh. Cogq. de 
Par. II.. p.: 503. tb. 79. f.. 27. 28.  'Hiernach: Taf, XII. Fig. 22. 

Länglich eiförmig, nach beiden Enden allmählich ‚schmäler wer- 
dend, mit Längsrippen und Querstreifen bedeckt. . Mündung. oval; die 
verdickte‘. Aulsenlippe ist innerlich regelmälsig ' gefurcht. Spindel ge- 
krümmt. und  dreifaltig. | 

In den älteren Tertiärgebilden: dem: Grobkalke von: Paris, bei 
Antwerpen, im Londonthone Englands und in der Ukraine; var. Tau- 
rinia nach Bellardi bei Turin. 


*) Bellardi in L. Br. J. 1840. p. 343. 


Geinitz, Versteinerungskunde, 24 


370 WEICHTHIERE. 


C: buccinula Basterot, Pusch, Pal. Pol. p. 129. tb. 11. f. 18. 

Von der vorigen Art fast nur durch dünnere Rippen unter- 
schieden. | 

Häufig im südwestlichen Frankreich, im Tegel bei Wien (Enzes- 
feld), bei Korytnice in Volhynien, und nach Philippi bei Freden. 


4. G. Struthiolaria Lam. 


Die einzige fossile Art dieser Gattung ist St. umbilicata Bel- 
lardi, welche der Entdecker in den Subapenninen-Mergeln von But- 
tiera fand. (L. Br. J. 1839. p. 622.) 


15. Fam, Muricidae d’Orb. 


Das Thier von dieser Familie ist mit ungleichen Kiemen, ei- 
ner langen Aihmungsröhre und einem Kopfe versehen, welcher 
2 Fühler trägt, ‘an denen die Augen sitzen. Fufs mittelgrofs. 
Deckel hornig. Die -Aufsenlippe ist immer wulstförmig verdickt. 

Die Arten sind alle tertiär oder leben noch im Meere. 


Murex Lam. Stachelschnecke. Rocher. Typhis Montf. 


Schaale eiförmig oder länglich, mit einem längeren geraden 
oder kürzeren gebogenen Canale, und einer rundlichen Mündung, 
deren Aufsenlippe stets wulstförmig erhöht ist. Mit dem Alter 
bilden sich durch Zuwachs mehrere solcher höckerigen oder stachel- 
igen Mundwülste auf einem Umgange. Deckel hornig. 

‘Bei Murex ordnen sich die Längswülste der verschiedenen 
Umgänge in schiefe Längsreihen an einander. 

Bei Tritonium (Triton) Cuv., der Kinkhornschnecke, stehen 
dieselben um # Umgang, bei Ranella Lam. um 3 Umgang aus- 
einander. 

Diese 3 Gattungen, welche die grölste Aehnlichkeit mit ein- 
ander haben, zeigen sich zuerst in tertiären Bildungen. 

M. caleitrapa Lam. — Taf. XII. Fig. 17. Nach Desh. Cog. 
de Par. II. p. 588. tb. 81. f. 26. 27. | 

Länglich oval, aus 2 ungleichen, an ihrer Basis zusammenge- 
fügten Kegeln gebildet, mit entfernten Längswülsten bedeckt, deren 
jeder einen spitzen Dornen trägt. Oberhalb derselben sind die Um- 
gänge fast eben. Die Mündung ist eiförmig, die Spindel an ihrer 
Basis neben dem länglichen Canale tief ausgefurcht. 

Sehr häufig im Grobkalke des Pariser Beckens. 

M. brandaris L. — Bronn Leth. p. 1080. tb. 41. f. 26. 


4 


ON 


iii ee Me ui 


SCHNECKEN, 371 


Das aus etwa 8 Umgängen bestehende Gewinde ist kurz kegel- 
föürmig, der letzte Umgang bauchig, und fällt schnell nach ‚dem ge- 
raden und langen Canale ab. Oberfläche quer- und längs - gestreift. 
Jeder Umgang trägt auf der Mitte seiner starken Längsfalten einen 
spitzen Dorn, welche Dornen eine kielartige Kante mit einander 
verbindet; unterhalb der oberen Dornenreihe steht auf dem letzten 
Umgange noch eine zweite, und auf der Mitte des Canals erhebt sich 
eine dritte Reihe spitzer Knoten. 

Diese Art gehört den obersten Schichten der Tertiärformation 
an, besonders der Subapenninenformation Italiens (Piacenza!), Paler- 
mo! und findet sich noch lebend in europäischen Meeren. 

Tritonium corrugatum Lam., Br. Letih. p. 1082. tb. 41. £. 
28, von welchem T. leucostomum Pusch, Pal. Pol. tb. 11. f. 25. viel- 
leicht die Jugendform ist, kommt nach Bronn in den Tegel-Gebilden 
‚ bei Bordeaux, Wien (zu Gainfahrn!) und in Polen zu Korytnice, in 
den Subapenninen-Gebilden Südfrankreichs (Perpignan), Italiens (Asti!), 
Siciliens (im Kalke von Palermo) und auch lebend im Mittelmeere vor. 


16. Fam. Fusidae d’Orb. 


Das Thier ist dem aus der vorigen Familie sehr ähnlich, un- 
terscheidet sich aber von demselben durch eine andere Beschaffen- 
heit seines hornigen Deckels. 

Die Schaale verlängert sich unten in einen Canal; die Aufsen- 
lippe ist nicht wulstförmig verdickt, wie bei .den Muriciden. 


1. G. Fusus Lam. Spindelschnecke. Fuseau. Hierzu: 
Pyrula Lam. Birnelschnecke. (fusus, Spindel; 
pyrum, Birne.) 


Schaale spindelförmig (Fusus) oder feigenförmig (Pyrula), 
-mit länglicher, oben erweiterter Mündung, ganzrandiger, scharfer 
Aufsenlippe, faltenloser Spindel und langem Canale. 


a. Fusus Lam. Schaale mehr oder weniger verlängert 
spindelförmig. 
Schon im  Kohlenkalke *), im Oolithengebirge ““) und im 
Kreidegebirge ““") kommen mehrere Arten von Fusus vor, häu- 


*) de Koninck, deser. des an. foss. p. 490. 
**) Goldfuls, Petr. III. p. 22. 


***) Goldfuls a. a. O. — d’Orbigny, Pal. fr. Terr. cr. II, p. 331. — 
Geinitz, Char. p. VI. — Reuls, Böhm. Kreidev. p. 45 u. A. 


24% 


372 WEICHTHIERE. 


figer werden sie jedoch erst im Molassengebirge, und das Maxi- 
mum ihrer Entwickelung fällt in die gegenwärtige Schöpfung. 

F. rugosus Lam. — Taf. XII. Fig. 21. — Desh. Cog. de 
Par. IE®p: 519. 1b. 75. f. "4—7. 10: 11. 

Verlängert spindelförmig, entfernt längsgerippt und quergestreift. 
Auf jedem halben Umgange stehen 7 Rippen, die aber mehr als läng- 
liche Knoten erscheinen. Die ovale Mündung verläuft in einen langen, 
unten schwach gewundenen Canal. 

Häufig im Pariser Grobkalke. 

F. longaevus Lam., Desh. Cog. de Par. II. p. 523. tb. 74. f. 
18—21. — Br. Leth. p. 1068. tb. 41. f. 2 

Diese Art wird bis 5° lang und ist bauchig-spindelförmig. Das 
lang - kegelförmige Gewinde verläuft öfters am oberen Ende in einen 
engen Cylinder. Der letzte Umgang ist plattgedrückt und der Canal 
lang und schlank. 

Mit der folgenden Art zusammen, häufig in Frankreich, Eng- 
land und Mecklenburg. 


F. bulbiformis Lam. — Taf. XII. Fig. 20. — Desh. Cog. 
de Par. II. p. 570. tb. 78. f. 5—10. 15—18. — Br. Leth. p. 1068. 
tb. 4. f. 20. — Pyrula bulbus Defr., Pusch Pol. Pal. tb. 12. f. 11. 


Die ovale, scheinbar geglättete Schaale besteht aus 6 gewölb- 
ten Umgängen, von denen. der letzte bauchig und stets länger als 
das Gewinde ist. Die Mündung ist eiförmig, der Canal verhältnils- 
mäfsig kurz und breit. 

Diese Art bildet einen wahren RER zu der Gattung Py- 
rula, indem in verschiedenen Exemplaren das Gewinde bald höher, 
bald niedriger ist. Die Abbildung auf Taf. XII. stellt ziemlich ihre 

. längste Form dar. 

Häufig im Pariser Grobkalke, im Londonthone, in diesen ana- 

logen Schichten bei Sternberg in Mecklenburg und im sandigen Grob- - 


kalke bei Korytnice in Polen. 


b. Pyrula Lam. Pirula. Birnelschnecke. (pirum, 
Birne.) 


Schaale birn- oder feigenförmig, mit niedrigem , bisweilen 
sogar eingedrücktem Gewinde. und einem langen geraden Canale. 

F. carinatus (P. carinata) Römer, Kreidev. p. 78. ib. 11. 
f. 12. — Gein. Char. p. 72; Kiesl. tb. 1. f. 14. — Taf. XI. Fig. 
18 u. 19 (Steinkern). 

Schaale kreiselförmig, etwas länger als breit, mit niedrig - ke- 


. gelförmigem, kleinem Gewinde, deutlich quergestreift, mehr oder we- 
so. i 


SCHNECKEN. 373 


x 


niger undeutlich und unregelmälsig längsgestreift. Der letzte der 3 
Umgänge zeigt 2 entfernte Kiele, welche Knötchen tragen. Die Fläche 
zwischen dem oberen Kiele und der Naht, sowie die zwischen bei- 
den Kielen, ist eben. Steinkerne sind glatt, doch bemerkt man auf 
den Kielen noch undeutliche Knoten. 

Im Grünsande und unteren Pläner von Kieslingswalda, Kreibitz, 
‘Lemförde und im Plänerkalke von Strehlen. 

F. quadratus Sow. bei Filton, observ. etc. tb. 18. f. 17. — 
Pyrula Cottae Römer, Kr. p. 79. tb. 11. f. 9. — Goldf. II. p. 27. 
ib. 172. f. 13. — ?Fus. Albensis d’Orb. Pal. fr. Terr. er. II. p. 334. 
ib. 222. f. 8-10. 

Durch längeres Gewinde und Mangel an Knötchen auf den Kie- 
len von P. carinata unterschieden. 

Mit dieser bei Kreibitz und Sirehlen zusammen; in srüner Kreide 
von Coesfeld, im ? Galt Frankreichs, und im Grünsande von Black- 
‚down. . 
F. reticulatus (Pyrula reticulata) Lam., Br. Leth. p. 1071 
tb. 41. £. 21. — P. condita Brongn. Calc. trapp. p. 75. tb. 6. f. 4. 
— P. cancellata Eichwald. 

Schaale feigenförmig und durch Streifen gegittert; die grölseren 
Spiralstreifen stehen weiter aus einander als die Längsstreifen.  Zwi- 
schen den ersteren liegen noch 2—-7 feinere Streifen. Gewinde sehr 
niedrig. | 

Nach Bronn in dem Tegel von Bordeaux, Angers, Touraine, 
Wien, Korytnice, Zuckowce in Volhynien, in Siebenbürgen, in der 
Schweizer Molasse, in der Subapenninenformation des Piacentesischen 
und noch lebend im ostindischen und rothen Meere. 


2. G. Pleurotoma Lam. Clavatula Lam. Defrancia Millet. 
(n).evoöv,, Rippe; zoun, Schnitt.) 


Thier und Schaale wie Fusus, von welcher Gattung Pleuro- 
ioma nur durch einen Ausschnitt im oberen Theile der äulseren 
Lippe unterschieden ist. Das Vorhandensein desselben giebt sich 
immer auch durch die Biegung der Zuwachssireifen leicht zu er- 
kennen. 

Aus dem Kreidegebirge sind mehrere Arten bekannt; im 
Molassengebirge werden die Pleurotomen so gewöhnlich, dafs 
Deshayes allein aus dem Pariser Becken 65 Arten von ihnen un- 
terschied. 

P. indut« Goldf. III. p. 19. tb. 170. f. 10. — KRostellaria elon- 


374 WEICHTHIERE. 


gata Römer, Kr. p. 78. tb. 11. f. 5. — Pl. Römer: *) Reuls, westl. 
Böhmen p. 203. — Böhm. Kreidev. p. 43. tb. 9. f. 10. — Taf. XIV. 
Fig. 1. 

Schlank-spindelförmig, mit 6—7 schwach gewölbten Windungen, 
welche gewöhnlich mit einem einfachen Bande an die obere Naht 
angränzen. Die letzte Windung verläuft allmählich in einen mäfsig 
langen, etwas gebogenen Canal. Die ganze Oberfläche ist mit feinen 
Querlinien bedeckt, welche durch zahlreiche schmale Längsrippen (ohn- 
gefähr 16 auf einem Umgange) und feine Längslinien durchkreuzt 
werden. 

Im Plänermergel von Böhmen! und Plänerkalke von Sachsen 
(Strehlen); bei Haldem und Aachen? 

P. granulato - cincta Mün., Goldf. II. p. 20. tb. 171. f. 5. 
— Taf. XII. Fig. 23. a. b. 

Schaale oval-spindelförmig, mit kurzem, etwas gedrehetem Ca- 
nale und thurmförmigem Gewinde. Die 6—7 Windungen sind in ih- 
rer Mitte ein wenig concav, nahe der oberen Naht durch eine Reihe 
breiter, oft aber spitzer Knötchen gekielt und an der unteren Naht 
mit einer Reihe schwächerer Knötchen besetzt. Diese letztere Reihe 
tritt in der Mitte der letzten Windung noch deutlicher hervor. Dicht- 
stehende Quer- und Längslinien lassen die ganze Oberfläche gekörnelt 
erscheinen. | 

Im Tegel von Enzesfeld und Pözzleinsdorf bei Wien. 

P. tuberculosa Bast. (Goldf. IL p. 20. tb. 11. £6. — 
Pusch, Pal. Pol. 143. tb. 12. f. 6) 

unterscheidet sich von der vorigen fast nur durch einen etwas 
längeren Canal und weniger deutlich hervortretende Querlinien, 

Im mittleren Molassengebirge (Tegel) von Enzesfeld, Bordeaux, 
bei Korytnice in Polen, in Ostgalizien und bei Warowce in Podolien. 


ö. G. Fasciolaria Lam. (fascia, Binde.) 


Von Fusus nur durch 1, 2 oder 3 sehr schiefe Spindelfalten 
unterschieden, von Cancellaria aber durch den Canal. Die we- 
nigen fossilen Fasciolarien sind tertiär. 

F. funiculosa Desh. Cog. de Par. II. p. 508. tb. 79. f. 12. 

Im Grobkalke von Grignon bei Paris. 

F. polonica Pusch, Pol. Pal. p. 145. tb. 12. f. 3. 


Verlängert spindelförmig (14° etwa lang), quergefurcht, auf der 


*) Mit diesem Namen belegt Philippi eine Art aus tertiären Schichten 
von Freden und Diekholz. (Tertiärversteinerungen, 1844. p. 56.) 


DR Sara re Ze u u 


ee 


SCHNECKEN. 375 


Mitte. der Windungen eine Reihe spitzer Stacheln. Mündung verlängert, 
Aufsenlippe innerlich verdickt und gekerbt. Spindel einfaltig. 

Im sandigen Grobkalke von Korytnice und Warowce. 

F. fusus Philippi, Tertiärverst. 1844. p. 25. u. 59. 

Bei Cassel und Freden. 


4. G. Turbinella Lam. (turbo, Kreisel.) 


Die Schaale dieser Gattung ist von Cancellaria fast nur durch 
das Vorhandensein eines, wenn auch kurzen, doch deutlichen Ca- 
nals unterschieden. 

T. parisiensis Desh. beschreibt der Entdecker aus dem Pa- 


- riser Becken. 


t 9. @. Borsonia Bellardi , 


mit der einzigen Art, B. prima Bell., aus dem oberen Subapen- 
ninensande aus Piemont, hat die Form und den Ausschnitt der 
Pleurotoma, nähert sich ae durch 2 fast parallele ungleiche Fal- 


ten an der Basis der schzisligen Spindel der Turbinella. (L. Br. 
J. 1839. p.. 622.) 


17. Fam. Cassidae d’Orb. 


Das Thier hat ungleiche Kiemen, eine sehr lange. Ath- 
mungsröhre, und einen breiten Fufs mit einem ArraRlen verlänger- 
ien Deckel. 

Die gewundene Schaale ist. bauchig und ihre Lippe zeigt 
allermeist durch das Vorhandensein von Mundwülsten die verschie- 
denen Perioden ihres Wachsthumes an. 


1. G. Cassis Lam. Sturmhaube. Casque. (cassis, Helm.) 


Schaale aufgeblähet; die längliche, enge Mündung geht plötz- 
lich in einen kurzen rückwärts gekrümmten Canal über. Die Spin- 
del, über welche die innere Lippe weit übergeschlagen ist, zeigt 
einige Querrunzeln, die Aufsenlippe ist häufig agrähet und äufser- 
lich wulstförmig verdickt. 

Mehrere Arten sind tertiär. 

C. texzta Bronn, Leth. p. 1092. tb. 42. f. 1. — Taf. XHL f. 
13. a. b. i 

Nach Bronn, welcher C. Zaevigata und C. striata Defr., oder C. 
Deucalionis C. Adami Eichwald und C. saburon Desh., Adans., Pusch 
(Pal. Pol. Taf. XI. f. 3.) mit ihr vereinigt, ist die Schaale eiför- 
mig-kugelig, in der Jugend spiralförmig gestreift, und wird mit dem 


376 WEICHTHIERE. 


Alter glätter. Ein parallel mit der: Naht laufender 'vertiefter Streifen 
läfst diese gerandet erscheinen. Das Gewinde ist niedrig, aber spitz 
kegelförmig. Innere Lippe auf der Spindel runzelig, die "äufsere 
hat innerlich parallele schmale .Kerbzähne, _ und ihre ‘äufsere Ver- 
diekung zeigt noch öfters 4 oder 5 rothgelbe Flecken. 

Häufig in- den Tegel-Gebilden um Bordeaux, Dax, in Touraine, 
bei Turin, Wien (Baden und Gainfahrn), von Volhynien, Podolien, 
Polen; im’ den Subapenninen-Gebilden Italiens (Nizza! Piacenza!); im 
Kalke von Palermo und noch lebend in wärmeren 'Meeren. 


2. G. Cassidaria Lam. Helmschnecke. . Cassideu Brongn. 
Morio Montf. und Oniscia Sow. (cassis, Helm.) 


Diese Gattung unterscheidet sich von der vorigen durch ei- 
nen längeren, rückwärts gebogenen Canal und durch die Beschaf- 
fenheit der Aufsenlippe, ' welche nicht wulsiförmig, sondern nur 
gerandet oder etwas nach aulsen gebogen ist. 

Mehrere Arten sind | tertiär. 

C. carinata Lam. — Taf. XII. Fig. 14. — Desh. Cog. de Par. 
II. p. 633. tb. 85. f. 8. 9. u. tb. 86. f. 7. — Br. Leth. p. 1091. tb..'42. f. 2. 

Schaale eiförmig, bauchig,, mit feinen Querstreifen; auf der letz- 
ien Windung mit 3 oder 4 schmalen Qüerleisten sekielt, von denen 
die oberen etwas knotig- erscheinen; die 'Zwischenräume sind breit 
concav. | z 

Häufig im Grobkalke des Pariser Beckens und in Belgien, "im 
Londoner Thone; nach Philippi bei Cassel; im Thoneisensteine am 
Kressenberg in Baiern und als Steinkerne zu Pinczow in Polen. 


er Harpa Deshayes.. Harfe. Harpe. (harpa, Harfe.) 


Aufser den marinen kennt man nur einige tertiäre Arten von 
Harpa im Pariser Becken. 

Entferntstehende „ schmale Längsrippen und eine breitere Aus- 
randung der Schaale an der Basis der Mündung unterscheiden die- 
selben von dem sehr ‘ähnlichen  Buccinum. Der’ äufsere Mundsaum 
steht noch eiwas mehr ab, als es bei Buccinum stromboides der 
Fall ist. 

Deshayes beschreibt H. mutica Lam. und H. elegans Desh., beide 
von bauchig-eiförmiger Form und mit sehr kurzem Gewinde.) 


28. Fam. Buccinidae d’Orb. 


Thiere mit ungleichen Kiemen, einer oft sehr langen Ath- 
mungsröhre, 2 Fühlern, ‘an deren Seite oder äufseren Basis ge- 


SCHNECKEN. 377 


wöhnlich die Augen stehen, mit kleinem Mantel und einem mehr oder 
weniger grofsen, bisweilen zweigabeligen Fulse. Ihr Deckel ist 
hornig. 

Die Schaale besitzt einen kurzen, abgestutzten und rück- 
wärts gekrümmten Canal; die Aufsenlippe verdickt sich bisweilen. 


1. 6. Columbella Lam. Colombelle. (columba, Taube.) 


Schaale eiförmig oder. verlängert, dick, häufig. bauchig; 
Mündung schmal, verlängert, etwas buchtig, in der Mitte ver- 
engt, an der Basis ausgerandet (statt eines Canals). Die Lippe 
ist auf der Innenseite, besonders in der Mitte ihrer Länge, sehr 
verdickt. Die Innenlippe schlägt sich, oft weit über die Spindel 
um, und ist glatt oder gefaltet. 

Einigen fossilen Columbellen begegnet man schon in tertiären 
Gesteinen; jetzt bewohnen sie die sandigen Küsten der wärmeren 
Oceane. 


+ 2. G. Columbellina (Colombellina) d’Orb. 


Schaale eiförmig, dick und bauchig. Mündung schmal, ge- 
bogen, oft in der Mitte verengt, an der Basis ausgerandet und 
oben in einen abstehenden Canal verlängert. Hierdurch unter- 
scheidet sich Columbellina von Columbella, mit welcher Gatt- 
ung sie die Verdickung des inneren Randes der Aufsenlippe ge- 
mein hat. 

Ihre Arten sind auf das Kreidegebirge beschränkt, aus welchem 
d’Orbigny. (Pal. fr. Terr. cr. II. p. 347 u. 348.) C. monodacty- 
lus und €. ornata bestimmte. 


3. @G. Buccinum Lam. Meertrompete. Buccin. Hierzu: 
Nassa Lam. 


Schaale eiförmig oder ei - kegelförmig;, Mündung oval oder 
länglich, an der Basis tief ausgerandet, ohne oder mit nur ganz 
kurzem, stark 'zurückgekrümmtem Canale. Die Spindel ist wellenar- 
tig gekrümmt, oben angeschwollen, bald nackt, bald von der In- 
nenlippe verdeckt. Aulsenlippe nicht verdickt. 

Die Buceiniten finden: sich sparsam in älteren, häufig dage- 
gen in jüngeren Meeresbildungen. Wohl die meisten Bucciniten 
aus dem Uebergangsgebirge gehören zu Macrocheilus Phillips, und 
die des Muschelkalkes wahrscheinlich zu Turbo. 

B. mutabile L. — Taf. XII. Fig. 12. a. db. — Br. Leth. 
p- 1099. tb. 41. f. 33. — Nassa mutabilis Pusch, Pol.‘ Pal. p. 122. 
— Nassa Caronis Brongn. Cale. trapp. tb. 3. f. 10. 


378 WEICHTHIERE. 


Schaale eiförmig, mit kegelförmigem spitzem Gewinde, glatt, an 
der Basis quergefurcht: Die Umgänge sind stark gewölbt und neh- 
men schnell an Breite zu; der letzte Umgang ist etwas geebnet. Ue- 
ber die in der Mitte sehr verdickte Spindel ist die innere Lippe weit 
übergeschlagen. Die scharfe Aufsenlippe ist innerlich quergefaltet und 
hinter ihr etwas wulstförmig. Die kurze Ausrandung an. der ‚Basis 
wird durch die oberste Querfurche begränzt. 

In den Tegelgebilden um Wien (Gainfahrn!), Bordeaux, Turin, 
in Volhynien, Polen; in der Subapenninenformation Südfrankreichs, Ita- 
liens; in Sicilien und lebend im Mittelmeere. 

B. stromboides Lam., Desh. Cog. de Par. II. p. 647. tb. 86. 
f. 8—10. — Br. Leth. p. 1096. tb. 41. f. 31. 

Die Schaale wird bis 2” lang, ist länglich-eiförmig, fast glatt 
(doch treten auf allen Umgängen die Zuwachsstreifen stark hervor), 
und an der Basis quergestreif. Die elliptische Mändung nimmt über 
2 der Länge ein und unterscheidet sich von der aller anderen Buc- 
cinum-Arten durch ihre Aufsenlippe, welche in der Nähe der schwa- 
chen Ausrandung ziemlich weit absteht. 

Sehr häufig im Pariser Grobkalke und, nach Pusch, auch in 
Tegelgebilden Volhyniens. 

Viele Buccina sind längs- und quergerippt, und zu ihnen ge- 
hören auch einige in Tegelgebilden bei Wien vorkommende, als: 

B. Rosthorni Partsch, B. prismaticum Brocchi, B. reti- 
culatum L., B. costulatum Renier u. a. 


+ 4. G. Macrocheilus Phill., de Kon. Buccinum Aut. 
Loxonema Römer. (wuxoös, grols; yeiRog, Lippe.) 


Schaale verlängert oder fast eiförmig, mit spitzem Gewinde; 
Mündung länglich; Spindel gefaltet und angeschwollen; Aufsen- 
lippe scharf und ausgebogen. 

Von Buccinum unterscheidet sich Macrocheilus durch die ge- 
rundete Form der Mündung an ihrer Basis, indem hier die Aus- 
randung nur sehr gering ist. 

Im Grauwackengebirge und Kohlenkalke. 

M. arculatus (Buccinum arculatum) Schloth., Goldf. II. 
p. 28. tb. 17%. f. 15. 

Die dicke Schaale dieser 2-—3’ langen Art ist eiförmig zuge- 
spitzt und mit Längslinien und Streifen bedeckt. Ihre gewölbten Um- 
gänge sind an der Naht mehr oder weniger kantig. Die Aufsenlippe 
ist einfach und glatt. 

Varietäten dieser Art sind, nach Goldfufs: 


SCHNECKEN. 379 


a. „M. elongatus. (Buccinum acutum Sow. M. C. tb. 566. f. 1. 
— Buccinum Schlotheimi Arch. u. Vern. — Macroch. imbricatus Phill. 
— Lozonema imbricatum Römer, Harzgeb. p. 30. tb. & f. 11. — 
Macr. acutus de Kon. deser. etc. p. 473. tb. 40. f. 10.; ib. 41. f. 13.) 

Die letzte Windung ist eben so lang wie das übrige Gewinde 
und wenig bauchig. Die Oberfläche zeigt feine Zuwachsstreifen, und 
die Ränder der Windungen legen sich glatt an einander. 

b. M. ventricosus. (Bucc. imbricat. Sow. M. C. tb. 566. f. 
2. — M. arcul. Phil. — Lozonema Philips Röm. Harzgebirge p. 
30. tb. 8. f. 9.) 

Die letzte Windung ist sehr bauchig und länger als das übrige 
Gewinde. An ihrer Naht zeigt sich ein schmaler, convexer Absatz, 
der den übrigen Windungen fehlt. 

c. M. subcostatus. (Bucc. subc. Schl.) 

Sowohl bei der bauchigen Spielart, als bei den folgenden, bil- 
den sich die Zuwachsstreifen zu regelmälsigen, entfernter liegenden 
Linien aus. 

d. M. torosus. (Bucc. arculat. Schl. — Bwucc. arculat. Arch. 
u. Vern.) 

Sowohl verlängerte als bauchige Spielarten bilden an der Naht 
der letzten Windung, oder auch der übrigen, einen gerundeten, 
wulstigen Absatz, der noch mehr hervortritt, wenn sich die Schaale 
unterhalb desselben zusammenzieht, und hier eine flache Rinne ge- 
staltet. 

e. M. carinatus. 

Die Wulst an der Naht ist flach, und bildet einen ebenen Ab- 
satz, mit einem vorstehenden, stumpfen Kiele.. Die Zuwachsstreifen 
sind gewöhnlich in regelmäfsige, entfernte’ Linien umgewandelt.“ 

Nach Archiac und Verneuil (a.a. O. p. 188.) in devonischer 
Grauwacke von Pfaffraih, der Eifel, Plymouth, Newton, Bradley; im 
Kohlenkalke von Whitewell, der Insel Man, Bolland, Northumber- 
land, Kildare, Vise und Tournay. 


9. G. Purpura? Lam. Pourpre. 
P. trochlea?? Lam., Philippi Tertiärverst. p. 61. 
Tertiär bei Freden. 
6. G. Terebra Bruguiere. Schraubenschnecke. (ierebra, 
Bohrer.) 


Schaale thurmförmig, mit spitzem Gewinde, einer länglichen, 
an der Basis tief ausgerandeten Mündung und einer unten ver- 
drehten oder schiefen Spindel. 


380 WEICHTHIERE. 


Unter einigen tertiären Arten ist die gewöhnlichste : 

T. fuscata Bronn, Leth. p. 1103. tb. 2. f. 5. — Taf. XI. 
Fig. 11 (3). 

Schaale lang thurmförmig, etwa fünfmal’ länger, als die Breite 
der letzten Windung beträgt, mit 12 flach gewölbten Umgänger, welche 
mit dichten, unregelmäfsigen, oberhalb der Mitte schwach vorwärts 
gebogenen Längsfalten bedeckt sind. Längs dieser Biegung läuft bei 
vielen Arten dieser Gattung eine flache spiralförmige Furche. 

Nach Bronn im Tegelgebilde um Bordeaux, in Touraine, um 
Wien (Gainfahrn, Baden), in Siebenbürgen (im Hatzeger Thale ‚und 
zu Bujtur), in Volhynien (zu Zaliszge und Szuskowce); in der Sub- 
apenninenformation Südfrankreichs (Perpignan), Italiens (Nizza, Andona, 
. Castell’ arquato, Siena); lebend am Senegal und im indischen Oceane. 


» 7. 6. Cerithium Bruguiere. Hornschnecke. Cerite. Potamides 
Brongn. (200g, Horn.) 


Schaale thurmförmig, Mündung länglich und schief gegen die 
Längsaxe, an der Basis mit einem kurzen, abgestutzten oder rück- 
wärtsgebogenen Canale. Die äufsere Lippe, welche sich öfters 
wulstförmig verdickt, bildet auch noch oben eine kurze und enge 
Rinne. Deckel klein, kreisrund und hornig. 

Nach d’Orbigny *) nähern sich die Cerithien der Gattung 
Terebra am meisten. | 

Nach Deshayes, welcher Aehnlichkeit zwischen ihnen und 
den Turritellen findet, sind gegenwärtig schon 140 lebende und 
gegen 300 fossile Cerithien bekannt, von welchen nur eine im 
Kohlenkalke von Vise “*) vorkömmt, etwa 40 Arten auf das Ooli- 
then- und Kreidegebirge, die übrigen aber alle auf das Molas- 
sengebirge vertheilt sind. | 

C. clathratum Römer, Kreide p. 79. tb. 11. £. 17. — Taf. 
XIV. Fig. 4 (unvollkommen). 

Die Schaale bildet 10—12 flachgewölbte Umgänge, welche auf 
jeder Hälfte 7—8 schmale Längsrippen tragen. Diese werden durch 
4—5 Querlinien durchschnitten, so dafs an den Durchschnittspunkten 
runde Knötchen entstehen, von denen gewöhnlich die an der Naht 
liegenden am grölsten sind. 

Sehr gewöhnlich im Plänerkalke von Strehlen bei Dresden. 

C. trimonile Michelin, d’Orb. Pal. fr. Terr. er. II. p. 369. 


*).,Pal. ff... Kerr, cr. Alp. 302. f 
**+) de Kon. deser. d. an. f. p. 49. 


SCHNECKEN. 381 


tb. 230. fr 7 — 9. — C. Luschüzianum Gein. Char. p. 27. tb. 18. 
f. 21. — Reufls, böhm. Kreidev. p. 2. tb. 10. f. 2. 

„Hoch ihurmförmig, mit 10—12 niedrigen, abschüssigen, hart 
an einander liegenden, durch eine sehr wenig vertiefte Naht getrenn- 
ten Umgängen, auf deren jedem 3 breite und flache Querstreifen ver- 
laufen, welche durch 15—-20 seichte ‚Längsfurchen in eben so. viele 
kleine rundliche Knoten getheilt werden. Zwischen den Querleisten 
und auf denselben sieht man noch zahlreiche (auf jeder Windung 
9 — 10) feine Querlinien, sowie auch feine, etwas wellenförmige 
Längslinien darüber verlaufen. Die Basis des letzten Umganges und 
der kurze Canal ist nur mit feinen Spiralstreifen bedeckt. Höhe: Breite 
= 25:1.“ (Reufs.) 

Sehr häufig im Galt von Frankreich und im Plänermergel und 
Pyropenlager von Böhmen (Luschitz, Priesen,: Meronitz) u. a. 0. 

C. plicatum Brug. Lam. — Taf. XIV. Fig. 2. — Desh. Par. II. 
p- 389. tb. 55. f. 5—9. — Br. Leth. p. 1057. tb. 41. f. 5. — Goldf. 
II. p. 37. tb. 174. f. 15. — C. lignitarum Eichwald. 

Schaale lang thurmförmig, schmal, mit etwa 12 ziemlich flachen 
Umgängen, welche durch eine tiefe Naht getrennt werden. Die Um- 
gänge sind mit 15—20 deutlichen Längsfalten besetzt, welche durch 
4, selten 5 steile. Querleisten in 4 geebnete Knötchen zertheilt wer- 
den. Auf dem letzten Umgange findet man eine viel gröfsere An- 
zahl- solcher Knotenreihen. 

C. legnitarum Eichw. ist etwas bauchiger, die Längsreihen 
etwas schmäler und 2—3 derselben zuweilen zu Mundwülsten vereinigt. 
Es scheinen nur ältere Individuen von C. plicatum zu sein. 

- Nach Bronn in den oberen Meeresschichten des Pariser Grob- 
kalkes, in Belgien, England und in Vicenza; im Tegel um Bordeaux, 
Dax, Turin, Mainz, in Sieyermark, bei Wien; im Thonmergel Süd- 
frankreichs, und mit Mundwülsten versehen im Tunnel von Triebitz, 
bei Landskron in Böhmen; sowie in der Subapenninen-Formation Ita- 
liens (Nizza!). 

C. cinetum Brug. — Desh. Cog. de Par. p. 388. tb. 49. f. 
12—14. — Br. Leth. p. 1055. tb. 41. f. 9. — Goldf. II. p- 37. 
tb. 174.1. 10a 3. 

Unterscheidet sich von voriger Art hauptsächlich durch das Vor- 
handensein von nur 3 gröfseren Knötchen auf den in der Mitte etwas 
rückwärts gekrümmten Längsfalten. 

Nach Bronn im Grobkalke von Paris; im Vicentinischen (zu Ca- 
stellgomberto); im Londoner Becken; im Tegel von Bordeaux, Dax, 
in Touraine, bei Turin, Wien, Mainz; in Volhynien (Krzeminiec), in 


382 WEICHTHIERE. 


den blauen Mergeln von Montpellier; im Crag Englands; in der Sub- 
apenninen-Formation Italiens (Asti, Siena), Sieiliens (Palermo) und 
Belgiens (Antwerpen). 

C. margaritaceum Brongn. Calc. trapp. p. 72. tb. 6. f. 11. 
— Br. Leth. p. 1054. tb. 41. f. 8 — Goldf. IH. p. 38. tb. 175. f. 1. 

Jeder Umgang ist mit 5 rosenkranzartigen, eng-gekörnten Quer- 
ringen bedeckt, von denen der zweite und der fünfte von oben, 
welcher letztere in der Nahtfurche liegt, die kleinsten sind. 

Nach Bronn in Tegelgebilden um Bordeaux, Dax, Turin, Mainz, 
Wien, in Galizien, Siebenbürgen, Polen; seltener in jüngeren Schich- 
ten von Montpellier und in der Subapenninen - Formation Italiens und 
Siciliens. | 


8. G. Triforis Desh. Trifore. 


Diese Gattung unterscheidet sich von Ceritkium nur durch 
ein kleines gerandetes Loch im Rücken der letzten Windung. Eine 
Art lebt noch im Mittelmeere. 

T. plicatus Desh. (Par. II. p. 431. tb. 71. £. 13—17.) kommt 
im oberen Meeressandsteine des Pariser Beckens vor. 


19. Fam. PVermetidae d’Orb, 


In diese Familie stellt d’Orbigny alle Gasteropoden, welche, 
gesellig lebend, theils an einander, theils an andere Körper ange- 
heftet sind, mit Fühlern am Kopfe, und einem runden spiralen 
hornigen Deckel versehen sind. 

Ihre gewundenen Schaalen sind im jugendlichen Alter regel- 
mälsig und frei, im älteren Zustande aber angeheftet und öfters 
zu einer unregelmälsigen Masse in einander verschlungen. 


1. G. Vermetus Adanson. Serpulorbis Sassi. (vermis, 
Wurm.) 


Schaale röhrenförmig, im jungen Zustande oft regelmäfsig 
in einer erhabenen Spirale gewunden und an deren Spitze aufge- 
wachsen, oder die Umgänge liegen in einer Ebene; im vorge- 
rückten Alter hingegen wird sie fast immer unregelmälsig und 
nimmt dann alle möglichen Formen an. 

Dem Thiere nach nähern sich die Vermeten am ERERRN den 
Turritellen, von denen sie fast nur durch das Vorhandensein von 4 
Fühlern abweichen; ihre Schaalen hingegen sind aufserordentlich leicht 
mit denen von Serpula zu verwechseln, und lassen sich von diesen 


SCHNECKEN. 383 


nur durch innere Querscheidewände am Anfange der Schaale unter- 
scheiden, welche den. Wurmröhren fehlen. 

‘Die Vermeten sind in tertiären Schichten und in den jetzi- 
gen Meeren nicht selten. d’Orbigny führt sogar schon 2 Arten 
aus dem Neocomien und der Kreide von Frankreich auf, welche 
gänzlich einer Turritella gleichen. 

V. entortus Br. Leth. p. 990. tb. 36. f. 18. 

Diese Art wurde von Lamarck, wie viele andere von anderen 
Autoren, als Serpula beschrieben. 

Nach Bronn ist. „„die "Schaale einzeln oder gesellig, drehrund, 
in eine lange, dünne und unregelmäfsige, seitlich aufsitzende und da- 
her gewöhnlich abgeplatiete Spirale gewunden, deren Umgänge meist 
fest an einander liegen, mit einigen Längsrippen versehen und in die 
Quere mit dichten Runzeln bedeckt; das Ende der Röhre etwas zur 
Seite hinausstehend, fast gerade oder gebogen, gegen die Mündung 
hin allmählich drehrund und glatt werdend. 

Im Tegelgebilde um Dax, in Touraine, bei Angers, Wien 
(Gainfahrn),. in Volhynien; in der Subapenninenformation Italiens (An- 
dona, Piacenza) und Siciliens (Palermo); endlich noch lebend im Mit- 
telmeere.‘“ (Bronn.) 


2. G. Siliquaria Bruguiere. (siligua, Schote.) 


Von voriger Gattung durch einen Spalt unterschieden, der 
längs der ganzen Schaale läuft. Gewöhnlich zeigt sich an dieser 
keine Spur einer äufseren Anheftung, wie bei Vermetus. 

Arten tertiär und lebend. 

S. anguina Lam., Br. Leth. p. 992. tb. 36. f. 17. — Taf. 
XVl. Fig. 17. 

Die stielrunde Schaale beginnt mit einem kegelförmigen Gewinde 
und setzt dann in einem fast geraden oder entfernt gewundenen Theile 
fort. Quer über die Schaale laufen unregelmäfsige Risse hinweg, 
welche jedoch an dem letzteren Theile sparsamer auftreten, um hier 
Länggstreifen Platz zu machen. 

Nach Bronn in der Tegel-Formation zu Bordeaux, Dax, in Tou- 
raine, zu Angers; in der Subapenninen-Formation Italiens (zu Piacenza 
‘ im blauen Thone), Siciliens; ‘auf Rhodos, Ischia; lebend im Mittel- 
meere und im indischen Oceane. 


20. Fam. Crepidulidae d’Orb. 


Thiere mit einem breiten, gerundeten, wenig ausdehnbaren 
Fulse, einem die Schaale umhüllenden Mantel, welcher vorn am 


384 WEICHTHIERE. 


Nacken eine Kiemenhöhle bildet, mit einem breiten, niedergedrückten 
Kopfe und kurzen niedergedrückten Fühlern. 


1. G. Capulus Montfort. Mützenschnecke. Cabochon. 
Pileopsis Lam. _Amalthea Schuhm., Acroculia Phill., 
Arch. u. Vern. (capulus, Handhabe; capochon, 
Dragonermütze.) 


Schaale schief kegelförmig, mit einem rückwärts gekrümm- 
ten, bisweilen etwas eingerollten Scheitel. Mündung rund oder 
oval (Vorderrand kürzer als der Hinterrand), inwendig nahe dem 
Hinterrande mit einem hufeisenförmigen Muskeleindrucke, der sich 
nach vorn hin: öffnet. 

- Mehrere Arten zeigen sich schon im Grauwackengebirge, von 
wo an ihre Zahl bis in die ‚jetzige Schöpfung stets zunimmt. 

Immer ‚an Meeres-Felsen oder Muscheln befestigt, bringen 
die Mützenschnecken ihre Existenz ziemlich einförmig zu. 

C. vetustus (Pi. vetusta) Sow. M.:C. tb. 607. fe 1—3. — 
‚de Kon. a. a» O0. p. 332. tb. 2. f. 7.; tb. 23 ds. f. 2. — Hierzu 
nach de Koninck: Pel. iriloba und Pol. quadriloba Goldf. Peir. III. 
PIIRUBTCBN EUT 

Schaale schief-kegelförmig, mit einem stark rückwärts gekrümm- 
ten und etwas eingerollten Scheitel, und mit wellenförmigen Quer- 
streifen bedeckt. Mündung 3 bis 12lappig, welchen Lappen unregel- 
mälsige Längsfalten der Schaale entsprechen. 

Im ‘devonischen Grauwackenkalke von Schübelhammer und der 
Eifel ?; im Kohlenkalke von Ratingen, Queen’s ‘County, in Irland, 
Preston in Lancashire, Whitewell in Yorkshire, Vise und Toiemay in 
Belgien. 

C. (P.) retortella Lam. — Taf. XV. Big ie aldi — 
Nach Desh. Cog. de Par. tb. 2. f. 17. 18. 

er selten im Pariser Grobkalke. 

C. (P.) cornucopiae Lam. — Taf. XVI. Fig. 9. 10. — Nach 
Desh. Co. de Par. p. 23: tb. 2. f. 13 — 16. — Hipponyz Bi 
Br. Leth. p. 1007. tb. 40. f. 2. 

Schaale schief - kegelförmig, mit hohem eingebogenem Scheitel 
und eirunder Basis, durch Querstreifen runzelig, durch Längsstreifen 
gegiltert. 

Diese Art ist der Typus der Untergaltung 

Hipponyz Defr., und unterscheidet sich von anderen Capulus-Arten 
durch die Absonderung einer Kalkmasse unter der Schaale, welche einen 
ähnlichen Muskeleindruck als diese zeigt, und aul welcher die Schaale 


SCHNECKEN. 385 


befestigt ist. Letztere sitzt bei anderen Arten unmittelbar auf dem 
fremden Boden auf. 

Im Grobkalke des Pariser Beckens, in der Manche (Hauteville 
bei Valogne) und in Belgien. 


1.46, Brocchia Bronn 


ist ganz wie Capulus beschaffen; ‚nur ist der Rand der rechten 
Seite immer rundlich. ausgeschnittien. Hinter diesem. Ausschnitte 
bildet die Schaale eine Art Ohr, welches hinten durch eine scharfe, 
sich vom Scheitel herabziehende und fast spaltförmige Falte begränzt 
ist, und hinter welcher der Rand abermals eiwas in die Höhe zu 
gehen pflegt. Der hufeisenförmige Muskeleindruck öffnet sich nach 
jenem Randausschnitte hin.‘ (Bronn.) 

Br. sinuosa u. Br. laevis Br. (Leth. p. 1009. tb. 40. f.8; 
Reise nach Italien tb. 3.) gehören bis jetzt ausschliefslich der Sub- 
apenninenformation lialiens und Siciliens an. 


3. 6. Calyptraea Lam. Pe Remeor (zokvntoo, 
: Decke, Schleier.) 


Schaale kegelförmig, an der Basis kreisrund, mit erhabenem, 
fast spitzem Scheitel. Aeufserlich zeigt sich eine undeutliche spi- 
ralförmige Naht, innerlich eine spiralförmige Lamelle, welche die 
Höhlung zum Theil verschliefst. Mündung ganz- und scharfrandig. 

C. cretacea (Inf. creiaceum d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. II. p. 
390. tb. 234. f. 1—3.), aus der chloritischen Kreide von -Royan, ist 
“die älteste Art; alle anderen Calyptraeen sind tertiär. oder leben noch 
jetzt in dem Meere. 

C. trochiformis Lam. — Taf. XVL Fig. 7. a. db. Nach Desh. 
Il.- p.\ 30. ib. 4... 1L>= 4. 10 13.) — Br. Leth.» ps«100L ib. 40. f. 10. 
— Bronn vereinigt hiermit:  Infundibulum echinulatum, tuberculatum 
u. spinulosum Sow. Min. Conch. ib. 97. f. 2. 4. 5. 6. 

Etwas aufgequolten-kegelförmig, mit fast in der Mitte liegendem 
Scheitel, deutlichem Gewinde von 2—3 Umgängen. Oberfläche glatt 
oder mit zahlreichen kurzen hohlen Nadeln oder Knötchen beseizt. 

Im Pariser Grobkalke, im Londonthone Englands (Barton ) und 
den unteren Tertiär-Schichten. anderer Länder. 


Crepidula Lam. Pantoffelschnecke. (xoyris, eine Art 
von Schuhen.) 
Schaale länglich oder eiförmig, oben flach gewölbt, unten 
concav, mit randlich liegendem Scheitel. Die innere concave Fläche 
Geinitz, Versteinerungskunde, :. 35 


386 WEICHTHIERE. 


(Mündung) wird etwa zur Hälfte von einer dünnen horizontalen 
Kalkplatte verdeckt, und Steinkerne lassen spirale Windungen er- 
kennen. Nach Bronn giebt es völlige Uebergangsstufen zwischen 
dieser Gattung und Calyptraea. 

Die Pantoffelschnecken leben auf Felsen und Muscheln der 
warmen und gemälsigten Meere; fossile kennt man nur aus tertiä- 
ren Gesteinen. 


21. Fam. Fissurellidae d’Orb. 


Symmetrische Thiere mit einem Mantel, vor welchem sich 
eine breite Höhle öffnet, welche die beiden kammförmigen, et- 
was kegelförmigen Kiemenlappen enthält. 

Die Schaale ist symmetrisch, schildförmig, oder niedrig-ke- 
gelförmig, innerlich hohl, und entweder im Scheitel durchbohrt 
oder vorn mehr oder weniger ausgerandet. 

Arten aus dieser Familie. leben in allen, besonders aber in 
wärmeren Meeren, wo sie sich an Felsen anhängen. 


1. G. Fissurella Bruguiere. (fissura, Spalte.) 


Schaale schildförmig oder niedrig - kegelförmig, mit durch- 
bohrtem Scheitel. 

Schon im Kreidegebirge kommen einige sehr seltene Arten 
vor: 

F. Buchii Gein. Char. p. &. tb. 16. f. 5. aus dem Conglo- 
merate des Tunnels von Oberau in Sachsen. 

F. depressa Gein. Char. p. 75. tb. 18. f. 24. — Reufs, böhm. 
Kr. p. 49. tb. 11. f. 10. 

Im Plänermergel von Luschitz in Böhmen. 

F. patelloides Reuls, böhm. Kr. p. 41. tb. 11. f. 4 

- Im Plänerkalke unweit Postelberg. 

Häufiger findet man sie tertiär. - 

F. graeca Lam. — Taf. XVL Fig. 12. a. db. c. — Desh. 
Cog. de Par. II. p. 19. tb. 2. f. 7—9. — Br. Leth. p. 99. 

Länglich eirund, hinten verschmälert. Vom Scheitel aus, wel- 
cher etwas nach hinten gerückt ist, strahlen nach dem gekerbten 
Mündungsrande gegen 20 Streifen herab, zwischen denen 1—3 schwä- 
chere und unregelmälsigere liegen. Sämmtliche Streifen sind durch 
concentrische wellenförmige Streifen schuppig geworden. 

Nach Bronn im Pariser Grobkalke; in der Tegelgruppe von Bor- 
deaux, Dax, Krzeminiec in Volhynien; in Thonmergeln Südfrankreichs; 
in der Subapenninenformation Sieiliens, Moreas, Belgiens (Anvers); 


SCHNECKEN. 387 


in den sogenannten quartären Muschellagern zu Pozzuoli bei Neapel; 
lebend im Mittelmeere, im europäischen und indischen Oceane, im 
rothen Meere u. s. w. 


2. G. Rimularia (Rimulaire et Rimule) Defrance. (rimula, 
Spaltchen.) 


Sie unterscheidet sich von Fissurella durch eine etwas bauchige 
Wölbung der vorderen Schaalenhälfte, durch nicht durchbohrten 
Scheitel und, statt dessen, durch einen Spalt zwischen dem Schei- 
tel und dem vorderen gewölbten Schaalentheile. 

R. (Emarg.) clathrata Sow. M. C. tb. 519. fi 1. 

Aus dem Unter-Oolith von Ancliff. | 

Einige Arten sind tertiär (Br. Leth. p. 996.), oder leben noch. 


3. G. Emarginula Lam. (emarginare, ausranden.) 


Schaale schild- oder niedrig - kegelförmig, mit einem etwas 
rückwärts gekrümmten Scheitel, am Vorderrande gespalten oder 
ausgerandet. 

Die älteste Art scheint. E. decussata Mün. zu sein, welche 
Goldfufs (P. II. p. 9. tb. 167. f. 16.) aus dem Oolithe von Sireit- 
berg beschreibt. 

Einige Arten lehrten d’Orbigny (Pal. fr. Terr. er. II. p. 167 
u. f£.) und Reuls (böhm. Kr. p. 41.) aus dem Kreidegebirge kennen; 
die anderen sind tertiär oder leben. 

E. elegans Defr. — Taf. XVI. Fig. 8. a. 5b. Nach Desh. UI. 
pP. 16. 1b.) 37. 1 —A 

Länglich-oval, kegelförmig, gerippt, durch Querstreifen gegit- 
ter. Der randliche Spalt ist sehr klein. 

Im Pariser Grobkalke. 


Paramophorus Blainville 


begreift diejenigen Arten von Emarginula, deren Schaale an bei- 
den Enden abgestutzt und daher fast parallelopipedisch ist, und 
welche, statt eines Spaltes, vorn nur eine schwache Ausrandung 
zeigt. 

Einige Arten kommen im Pariser Grobkalke vor. 


4. G. Patella. Napfschnecke. Metoptoma Phill. (patella, 
Schüssel.) 


Schaale schildförmig, mehr oder weniger kegelförmig, von 
ovalem oder kreisrundem Umrisse, mit geradem oder schwach rück- 


25° 


388 WEICHTHIERE. 


wärts gekrümmtem , stets undurchbohrtem Scheitel; ohne Spalt oder 
randlichen Einschnitt. | 

Die Patellen scheinen in allen Meeresformationen vertreten zu 
sein; d’Orbigny rechnet indefs alle fossilen Arten, welche älter als 
die Tertiärgebilde sind,, der nach ihrer Schaale ganz ähnlichen Gatt-* 
ung Acmaea Eschholtz (Patelloidea Quoy) zu, deren Athmungsorgane 
in der Mitte liegen, während dieselben bei Patella um den Umfang 
des Thieres vertheilt sind. 

Oft: schon wurden andere Körper für Patellen gehalten, welche 
zum Theil in ganz andere Thierclassen gehören. 

So haben die Deckelklappen einiger Hippuriten, die Schaalen 
von Crania u. Orbicula, bisweilen grolse Aehnlichkeit damit; Pa- 
tella orbis Röm. (Kr. p..76. tb. 11. f£ 1. — Gein. Char. p. 48. 
tb. 16. f. 4. — Reufls, böhm. Kr. p. 41. tb. 7. f. 27.) aus dem Plä- 
ner von Sachsen und Böhmen, ist sicher nur der Abdruck oder die 
Ablösungsfläche eines Fischwirbels. Ebenso haben Abdrücke und Ab- 
lösungsflächen der grofsen Rückenwirbel von Lamna, die in dem Plä- 
nerkalke von Sachsen und Böhmen vorkommen, oft täuschende Aehn- 
lichkeit mit Patellen, und lassen bisweilen nur durch den Gehalt an 
phosphorsaurem Kalk ihre wahre Natur ‘erkennen. 

Goldfufs, Phillips und de Koninck beschrieben die Fatellen der 
älteren Gebirge. In der Kreideformation verschiedener Länder begeg- 
net man bisweilen der 

P. laevis Sow. M. C. tb. 139. f. 3—4. — Taf. XVI. Fig. 13. 
a. b. c. — P. ovalis Nilss. Petr. Suec. tb. 3. f. 8. — His. Leth. Suec. 
p- 45. ib. 30. f. 8 — Reuls, böhm. Kr. p. 42. ib. 11. £. 7. 

Schaale flach-kegelförmig und, concenirische Anwachsstreifen aus- 
genommen, glatt. Basis eiförmig. Scheitel aufserhalb der Mitte und 
schwach zurückgekrümmt. 

Im Kreidemergel von Folkstone, bei Balsberg und im sandigen 
Kalke von Svenstorpsmölla in Schweden, im Plänermergel von Luschitz 
und im unteren Fläner von Kreibitz in Böhmen. 

P. angulosa Gein. Nachtr. z. Char. p. 11. tb. 6. f. 2—4. — 
Taf. XVI. Fig. 14. 

Schaale dick, niedrig-kegelförmig, mit fast in der Mitte liegen- 
dem Scheitel, von welchem 3 — 6 schwache Kanten nach der rund- 
lichen oder eckigen Basis herablaufen; dazwischen von der Basis aus 
fein gefurcht. 

1—3’' grofs, häufig auf Ammoniten und dergleichen aufsitzend, 
im Plänerkalke von Sirehlen bei Dresden. 


SCHNECKEN. 389 


22. Fam. COhitonidae d’Orb. 


Die Schaale ist aus getrennten Theilen zusammengesetzt, und 
die Kiemen stehen, wie bei den Patellen, um den Mantel des 
Thieres herum. Fühler und Augen fehlen. 


Chiton Lam. Käfermuschel. Oscabrion. (zırwv, Kleid.) 


Die Schaale besteht aus 8 dachziegelförmig an einander ge- 
reiheten Theilen, von welchen die beiden am Ende befindlichen 
fast halbkreisförmig sind. 

Die Arten leben besonders an tropischen Meeresküsten; fos- 
sile sind aufserordentlich selten. 

Die ältesten Arten sind die von Sandberger im devonischen Kalke 
und Rotheisenstein von Villmar und Weilburg beschriebenen Chitonen. 
(L. Br. J. 1842. p. 399.; 1843. p. 781.) 

de Koninck giebt über 4 Arten des Kohlenkalkes von Belgien 
Rechenschaft, unter denen Chiton priscus Mün. (Beitr. I. 2. Aufl. 
BEFSOEU ED. 13. E74, 9 de Kon: a. a, 0. .p. 321. ih. 3. 1... + 
Sandb. in L. Br. J. 1842. p. 399.) zugleich bei Villmar, und im Koh- 
lenkalke von Tournay vorkommen, und citirt aulserdem noch eine ter- 
tiäre Art aus dem Pariser Becken. 

® Ch. Cotiae Gein. 

Nach Münster’s und de Koninck’s Abbildungen zu urtheilen, möchte 
es kaum noch zweifelhaft erscheinen, jene hufeisenförmigen Reliefs (Taf. 
V. Fig. 13 u. 14.), welche von Cotta im bunten Sandsteine von Pöl- 
zig im Altenburgischen und Klein-Pörthen im Reufsischen (s. p. 108.) 
entdeckt und als Thierfährten beschrieben wurden, der Reihe fossiler 
Chitonen beizuzählen. " 


23. Fam. Dentalidae d’Orb. 


Das Thier ist verlängert kegelförmig, und vorn abgestutzt; 
sein Fuls rüsselförmig und endet in einem conischen Anhängsel; 
der Kopf deutlich gestielt und mit Fühlern versehen. Die Kiemen 
stehen symmetrisch in 2 Bündeln am Nacken. 

Die einzige Gattung ist: 


Dentalium Lam. Meerzahn. (dens, Zahn.). 


Die Schaale ist regelmäfsig verlängert, gerade oder schwach 
gekrümmt, und sowohl an ihrem vorderen dicken als an dem hin- 
teren schmalen Ende geöffnet. 

Man findet Dentalien in allen Meeresformationen, doch wer- 
den sie erst in der jetzigen Schöpfung zahlreich. 


390 WEICHTHIERE. 


| D. priscum Mün. Goldf. IH. p. 2. tb. 166. I. 3. — de Kon. 
a.a. 0. p. 316. tb. 2. f. 1. 

„Fast gerade, etwas zusammengedrückt, sehr dünn, mit schie- 
fen, etwas entfernten, schwach ausgedrückten, schiefen ringförmigen 
Streifen.“ .(Goldfufs.) 

Im Kohlenkalke von Tournay, und nach Sandberger im devoni- 
schen Kalke von Villmar. 

D. laeve Schloth. Nachtr. tb. 32. f£ 2. — Alberti, Monogra- 
phie p. 57. — Güa von Sachsen p. 104. — Goldfuls P. IH. p. 2. 
tb. 166. f£ & — Taf. XVL £. 15. nal A.s 

Ziemlich stark gekrümmt und schnell an Dicke zunehmend, dreh- 
rund, glatt, dickschaalig. 

In den mittleren Schichten des Muschelkalkes von Thüringen, 
Göttingen, Laineck bei Baireuth, zwischen Dietersweiler und Glatten'! 
u.a. 0. 

D. glabrum Gein. Char. p. 74. tb. 18. f.%8. — Taf. XVI. 
Fig. 16. 

Wenig gebogen oder gerade, langsam an Dicke zunehmend, 
mit eiförmigem Durchschnitte, glatt. 

Im unteren Quader von Tyssa in Böhmen. 


D. medium Sow. M. C. tb. 79. f. 5. 6. (unvollkommen). — 
Sow. b. Fitton a. a. ©. tb. 18. f. 4. — Gein. Char. p. 74. tb. 18. 
f. 25. 26. — Reufs, böhm. Kr. p. 40. tb. 11. E 4. 


Nach Reufs: „l3— 23 lang, sanft gebogen, mit kreisrundem 
oder breit elliptischem Querschnitt. Die Oberfläche mit zahlreichen 
feineren und gröberen erhabenen Längslinien bedeckt, welche von noch 
feineren concentrischen Linien durchkreuzt werden. Selten ist die Röhre 
ganz wohl erhalten, gewöhnlich zusammengedrückt und der Länge nach 
zerbrochen.“ | 

Dem Plänermergel von Böhmen (Luschitz,, Priesen) und Sachsen 
(Oberau, Pirna) fehlt diefs Dentalium nie; bisweilen kommt es auch 
im Plänerkalke von Strehlen vor. In England findet es sich im Grün- 
sande von Blackdown. | 

D. decussatum Sow. (M. C. tb. 70. f. 7. — d’Orb. Pal. fr. 
Terr. cr. II. p. 400. tb. 236. f. 1— 6.), von Sussex und aus dem 
englischen und französischen Galt, scheint von D. medium nicht ver- 
schieden zu sein. 

D. elephantinum (L.) Brocchi. 


Schaale diek, bis 23° lang, schwach gekrümmt, mit. kreisrun- 
dem Querschnitte und gedrängt stehenden, dickeren und schwächeren 


MUSCHELN. | 391 


Längsrippen bedeckt, welche flach und gerundet sind, und über welche 
zarte concentrische Linien laufen. 

Im Tegel von Baden bei Wien. 

D. Bowei Desh., welches mit ihm zusammen: vorkömmt, zeigt 
nur feine Längslinien, die aber auch sehr gedrängt stehen und 
häufig von welienförmigen concentrischen Linien durchkreuzt werden. 


3. Ordn. COonchifera, Muscheln. 


Den Muscheln fehlt der Kopf und mit ihm fehlen auch alle 
Organe, die in und an demselben ihren Sitz haben, . als Augen, 
Ohren und Fühler. Daher nannte sie Cuvier Acephala, Blain- 
ville Acelophora. Sie haben einen zahnlosen Mund, der mit 
fleischigen, fühlerartigen Lippen versehen ist, im grolsen Mantel, 
verborgen liegt, und dessen Lage nach Blainville, Deshayes, Gold- 
fufs, Bronn, de Koninck u. A. die vordere Gegend der Muschel 
bezeichnet. Der Mantel, welcher sich in zwei grolse, gleiche 
Lappen iheilt, die sich öffnen und schlielsen können, und wel- 
cher äufserlich allermeist von zwei Schaalen bedeckt wird (da- 
her der Name Bivalven), hüllt das ganze Thier ein, umschliefst 
demnach Leber, Herz, Eingeweide und Kiemen. Letztere sind 
blattförmig, wefshalb d’Orbigny die Muscheln Lamellibranchia 
nennt, und ihnen entspricht bisweilen eine deutliche Kiemenröhre, 
die dann am hinteren Ende der Muscheln neben der Äfterröhre 
mündet. Viele Gattungen besitzen einen fleischigen, cylindrischen 
oder zusammengedrückten Fuls, dessen Zusammenziehbarkeit ihnen 
einige Beweglichkeit gestattet. Er tritt aus dem aufklappenden 
Theile der Schaalen hervor und ist mehr dem Munde als dem Af- 
ter genähert. | 

Unabhängig von den Muskeln des Mantels, welche auf der in- 
neren Seite der Schaalen die Manteleindrücke (Taf. XVII. Fig. 6. 
10. 18. 20, d.; Taf. XVII. Fig. 1. 12, 5. 16 etc.) bewirken, lau- 
fen von der einen zur anderen Schaale 1, 2 oder mehrere starke 
Muskeln, welche zum Schliefsen der Schaale dienen und deren Ein- 
drücke oder Befestigungsstellen an den Schaalen auf Taf. XVII. Fig. 
6. 10.; Taf. XVIU. Fig. 1. 11. 12. 16 u. a. sichtbar sind, während 
ein sehniges Band (Ligamentum) oben am Schlolsrande, wo die 
Schaalen mit einander vereiniget sind, diese zwingt, sich zu öffnen. 

Die Schaalen der Muschel sind entweder frei oder auf Felsen 
aufgewachsen, und im letzteren Falle stets - unsymmetrisch. » Wenn: 
beide Schaalen gleich sind, so nennt man die Muscheln gleich- 


392 WEICHTINERE. 


schaalig, gleichklappig oder symmetrisch, im enigegenge- 
setzten Falle aber ungleichschaalig, ungleichklappig oder un- 
symmetrisch. Der Anfang der Schaalen heilst ihr Buckel oder 
Wirbel (apex, umbo, nalis, sommet, crochet), da er gewöhnlich 
mehr oder weniger vorragt. Bei den meisten Muscheln ist‘ er etwas 
nach vorn, also der Mundgegend zu, gekrümmt. Vor ihm zeigen 
sehr viele Muscheln eine kleine, ovale oder herzförmige Vertiefung, 
das Mondchen (lunula, anus), hinter ihm ein längeres und schmä- 
leres verliefies Feld, das Schildchen (area, vulva, Ecusson, su- 
ture), welches das Schlofsband (ligamentum) aufnimmt. 

Linne, Bruguiere, Brocchi, Lamarck, Basterot, Sowerby und 
d’Orbigny bezeichnen umgekehrt die Mundgegend, nach welcher der 
Wirbel sich gewöhnlich hinwendet, als hintere, und die Aftergegend 
als vordere Seile. 

Aufser dem Schlofsbande und den Schliefsmuskeln, welche die 
Schaalen zusammenhalien, haben die meisten Muscheln in der Wirbel- 
gegend noch einen Apparat zu diesem Zwecke, das Schlofs (cardo, 
charniere), welches aus in einander greifenden Erhöhungen (Zäh- 
nen) und Vertiefungen (Schlofsgruben) besteht. In einiger Ent- 
fernung davon sind bei einigen auch noch Nebenzähne (Seiten- 
zähne) anzutreffen. 

Der Schaalenrand, an welchem Wirbel, Schlofs und Band lie- 


gen, heifst der Schlofsrand (margo cardinalis), und ich bezeichne 


denselben, mit Blainville, Goldfufs und Bronn als den oberen, da er 
über dem Rücken des Thieres liegt, während Linne, Bruguiere, Brocchi, 
Lamarck, Basterot und Sowerby ihn als den unteren betrachteten. 
Dem Schlofsrande gegenüber liegt der untere Rand, und die senk- 
rechte Entfernung beider Ränder von einander stellt bei den gleich- 
klappigen Muscheln, deren natürliche Stellung eine verticale ist, die 
Höhe, bei den ungleichklappigen aber, deren natürliche Stellung eine 
horizontale ist, die Breite dar. Streifen, Falten oder Rippen, welche 
in dieser Dimension die Schaalen bedecken, nenne ich mit Goldfufs 
und 'Bronn, um 'Verwechselungen zu vermeiden, "ausstrahlende. 
Läfst sich die Schaale durch eine in dieser Dimension gezogene Li- 
nie in zwei gleiche Hälften theilen, so nennt man sie gleichseitig, und 
wenn diefs nieht möglich ist, ungleichseitig. Die Längendi- 
mension ist bei dem Muscheln diejenige, welche von vorn nach: hin- 
ten geht, welcher Bezeichnung auch Deshayes, Goldfuls, Bronn, d’Or- 
bigny, Quenstedt “u. A. folgen. Da man indessen sehr häufig die 
Länge als Breite, und die Breite als Länge bezeichnet hat, wie diefs 
von Linne, Bruguiere, Lamarck, Brocchi, Sowerby, Nillson, Deshayes 


N. 


MUSCHELN. 393 


u. A., bisher auch von mir, geschah, so werde ich nach dem Vor- 
gange von Goldfufs die dem unteren Rande parallel laufenden, also 
von vorn nach hinten gehenden Streifen, Falten oder Rippen stets 
concentrische nennen. 

Der Querdurchmesser, welcher die Dieke bestimmt, geht durch 
den gewölbtesten Theil beider Schaalen und wäre in Fig. 18. auf 
Taf. XIX. durch eine horizontale Linie zu bezeichnen. 


Stellt man die Schaalen vertical, und zwar so, dafs der Schlofs- 
rand oben liegt und das vordere Ende vom Beschauer abgekehrt ist, 
so stimmt die Bezeichnung der linken und rechten Schaale mit 
dem gebräuchlichsten, hier gewählten Sprachgebrauche überein, wäh- 
rend d’Orbigny, dem die hintere Gegend einer Muschel die vordere 
ist, weil die freien Muscheln allermeist in dieser Richtung angelrof- 
fen werden, die linke Schaale als die rechte und die rechte als die 
linke betrachten mulste. ; 


Bei ungleichklappigen Schaalen kann man nicht füglich von links 
und rechts sprechen, da ihre natürliche Stellung, nach d’Orbigny, im- 
mer eine horizontale ist, und die rechte Schaale wird daher bei ih- 
nen zur Unterschaale, die linke zur Ober- oder Deckelschaale. 


Bei meinen Abbildungen habe ich, mit wenigen Ausnahmen, 
Blainville’s Schaalenstellung gewählt, da diese nicht nur die gebräuch- 
Nchste ist, sondern auch nach d’Orbigny’s Ausspruche *), dem wir 
die besten Mittheilungen über diesen Gegenstand verdanken, unter al- 
len bisher üblichen Methoden der natürlichen sich am mehrsten nähert. 


Die Abbildungen Fig. 1—5, 16—17 auf Taf. XVII. zeigen die 
von Deshayes eingeführte Schaalenstellung, welche nach d’Orbigny von 
der natürlichen am meisten abweicht; würde man aber diese Figuren, 
so wie Fig. 19—21. auf Taf. XIV. senkrecht gerade umkehren, so 
hätte man die Stellung, welche d’Orbigny als die richtigste bezeich- 
net, nach welcher der After oben, der Mund unten und der Wirbel 
in. eine der. horizontalen Richtungen zu liegen kommt. 


Die Muscheln leben nur im Wasser, und bei weitem ‚die 

meisten im Meere. Einige verbergen sich im Sande oder Schlamme, 
lassen hier, wenn sie ihren Ort verändern, nur eine seichte Furche 
zurück oder senken sich auch tiefer darin ein; andere graben sich 
Höhlungen in Kalkfelsen und können in diesem: Falle ihren Ort 
nicht mehr verändern; viele befestigen sich an einem‘ Felsen ent- 
weder mittelst eines Bartes (byssus) oder mit ihrer Schaale selbst, 


*) Palcontologie frangaisc, Terrains cretaces T. IM. 


394 | WEICHTINERE. 


deren Substanz sich dann innig mit dem Grunde vereinigt und 
die Schaalen sehr unregelmälsig werden läfst. 

Die Vertheilung der Muscheln ist wie die der Schnecken 
(vergl. p. 321.), nur mit dem Unterschiede, dafs sich schon in 
den älteren Formationen eine grölsere Anzahl von ihnen einstellt. 

Statt der bisher üblichen Eintheilung der Muscheln in Dimya- 
ria, Muscheln mit 2 Muskeleindrücken, und Monomyaria, Muscheln 
mit einem Muskeleindrucke in jeder Schaale, welche Eintheilung nur 
auf einem untergeordneten Charakter gegründet ist, lege ich hier d’Or- 
bigny’s natürlichere zu Grunde und gebe die Reihenfolge der Gatt- 
ungen, so weit dieselbe aus den bis jetzt veröffentlichten Heften des 
dritten Bandes von d’Orbigny’s Pal&ontologie ersichtlich ist. 


A. Orthoconchae d’Orb. 


Thier symmetrisch, Schaale allermeist gleich- 
klappig; normale Stellung vertical; Muskeleindrücke 
wenigstens zwei in jeder Klappe. 

a. Sinupalliatae Der Manteleindruck bildet in 
der Aftergegend einen Sinus oder Ausschnitt. Der Man- 
tel ist theilweise weschlossen und die beiden Röhren sind ausdehn- 
bır, vereinigt oder getrennt. 


1. Kam. Olavagellidae d’Orb. 


Das verlängerte Thier besitzt einen ganz geschlossenen Man- 
tel, hinten eine weit ausdehnbare Röhre, welche die Kiemen- und 
‚Afterröhre enthält; einen undeutlichen, vorn liegenden Fufs und 
riemenartige Kiemen zu beiden Seiten des Körpers. 

Die Schaale ist entweder mit einer langen, nach hinten 
verlängerten und sich verengenden Kalkröhre ganz verwachsen oder 
wenigstens von ihr eingeschlossen, oder eine ihrer Klappen ist 
frei. Nach Deshayes ist das Schlofs einfach und besteht nur aus 
einem linearen Bande. 


1. G. Clavagella Lam. (clava, Keule.) 


Die eine Klappe ist am vorderen Theile der lang - keulen- 
förmigeh Kalkröhre innig mit ihr verwachsen und äulserlich sicht- 
bar, während die andere frei im Inneren dieser Röhre liegt. Das 
vordere (in der Abbildung obere) Ende der letzteren ist abge- 
stutzt, zeigt in der Mitte einen Spalt und ist am Rande mit röh- 
renförmigen Fortsätzen umstellt. 


MUSCHELN. 3953 


C. cretacea d’Orb. Pal. fr. Terr. er. III. p. 300. ib. 347. 

Diese, die älteste Art, wurde in der Kreide von Royan ent- 
deckt. 
C. coronata Desh. Coqg. de Par. p. 8. tb. 5. f. 15. 16.; Tr. 
el. de Conch. II. p. 23. ib. 1. f. 11. — Hiernach Taf. XVII. Fig. 1. 
— Sow. M. C. tb. 480. 

Röhre gerade, am vorderen Ende mit etwa 8 regelmälsig ver- 
zweigten Röhrchen. 

Im Pariser Grobkalke, im Londonthone zu Barton, und in den 
tertiären Kalken von Medoc, Pauliac, St. Estefe und Blaye. 

C. bacillaris Desh. Tr. el. de Conch. P. II. p. 24. ib. 1. 
f- 5 —i0: 

Röhre ziemlich gerade (bis 5° lang und dann höchstens 8/” 
breit), am vorderen ebenen Ende nicht nur mit einem mittleren Spalte, 
sondern auch mit einer tiefen seitlichen Furche versehen, die in dem 
Spalte beginnt und eine Strecke auf der Röhre verläuft, und mit vielen 
zweitheiligen Röhrchen umstellt. 

Im Kalke von Palermo und nach Philippi *) in den Tertiärbild- 
ungen von Osterweddingen und Westeregeln bei Magdeburg. 


2. G. Aspergillum Brug. Arrosoir. (aspergo, hinstreuen.) 


Beide Schaalen sind mit der langen Kalkröhre verwachsen, 
welche an ihrem vorderen Ende gleichfalls mit ästigen Röhren um- 
stellt und hier noch aufserdem mit zahlreichen Löchern durch- 
bohrt ist. 

Es ist nur eine fossile Art dieser Gattung: 

A. Leognanum Höningh. (Desh. Tr. el. p. 169 aus den Te- 
gelgebilden von Bordeaux, bekannt. 


? 3. G. Gastrochaena Spengler. Fistulana Brug. Lam. (yuorno, 
Bauch; yalvo, klaffen.) 


Die keulenförmige Kalkröhre, welche theils frei ist, theils 
in anderen Meereskörpern eingesetzt, ist am vorderen dicken Ende 
geschlossen, am hinteren schmäleren offen, und umschliefst 
zwei gleichklappige, nach vorn hin weit aufklaffende Schaalen, 
welche, nach Deshayes, frei in ihr liegen. 

Die kleine Reihe der Arten beginnt mit der Kreideformation. 
G. (F.) Ostreae Gein. Nachtr. zur Char. p. 11. tb: 4. £. 5—7. 

— Taf. XVIL Fig. 2 3, 


*) L. Br. J. 1845. p. 447. 


396 WEICITTHIERE. 


Die Röhre bildet eine kurze, gerade oder etwas gekrümmte, 
glatte Keule, welche am geschlossenen Ende gerundet ist, nach dem 
hinteren offenen sich schnell verengt und in Austerschaalen sitzt. Die 
inneren Schaalen sind länglich eiförmig und concentrisch gestreift oder 
gefaltet. 

Im unteren Tläner von Plauen bei Dresden. 

G.? oder Teredo? (Serpula) Amphisbaena Goldk. Petr. 1. 
p- 70. f. 16. — Fist. amph. Gein. Nachtr. p. 11. tb. 4 f 1114. 
— Reuls, böhm. Kr. p. 19. tb. 5. f. 29 — 32. 

Eine lange walzenförmige, gerade oder gekrümmte, weite, runde 
Röhre, die sich sehr allmählich verdickt und vorn mit einem gerun- 
deten Ende schliefst. Oberfläche glatt, mit ziemlich regelmälsig ent- 
fernten, ringförmigen kantigen Linien, welche von Anwachsringen her- 
rühren. Innere Schaalen noch unbekannt. 

Von dieser Art rühren jene wurmförmigen, keulenförmigen und 
eiförmigen Höhlungen und die Ausfüllungen derselben her, welche ich 
früher (Char. p. 13. unten, und Taf. 6. f. 2. 3.) Insecten zuschrieb. 
Ihre Umgebung zeigt sehr häufig noch kohlige vegetabilische Sub- 
slanz. 

Röhren und Ausfüllungen ihrer Bohrlöcher sind nicht selten im 
Pläner von Sachsen und Böhmen. Die ersteren beschrieb Goldfuls aus 
dem Grünsande ? von Bochum in Westphalen und der Mergelkreide 
von Mastricht. 

Teredo argonnensis Buvignier (d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. III. 
p. 302. tb. 348. f. 1. 2.), aus dem Galt von Grand - Pr& (Ardennes) 
und Varennes (Meuse), begreift Röhren und Bohrlöcher, welche von 
denen der G. amphisbaena nicht verschieden sind. 

Ob die diekeren und längeren Ausfüllungen ähnlicher Höhlungen, 
welche ich (Char. p. 13.) als Cerambycites beschrieb, von Gastro- 
chaenen, Teredo oder wirklich von Insecten herrühren, vermag ich 
noch nicht zu sagen. 

Sie kommen im Quadersandsteine von Sachsen und Schlesien nicht 
selten in Hölzern vor und finden sich in diesen oft in solch einer 
Menge beisammen, dafs öfters kaum noch etwas vom Holze zu se- 
hen ist. 


2. Fam. Pholadidae dOrb. 


Das Thier ist verlängert, sein Mantel eine ziemliche Strecke 
geschlossen, die gemeinschaftliche hintere Röhre sehr lang, der 
vordere Fuls stumpf und breit. 

Die Schaale ist frei oder liegt in einer Kalkröhre, und ihre 


4‘ 


MUSCHELN. 397 


beiden Klappen haben weder Schlofs, noch Schlofsband, sind aber 
mit eigenthümlichen, bisweilen zahlreichen Kalkplättchen versehen, 
welche in der Nähe der Wirbel oder am vorderen Ende liegen. 


1. 6. Teredo L. Pfahlmuschel, Pfahl- oder Bohrwurm. 
Taret, Tavier. Sepiaria Lam. Cloisonnaire. Tenihredo Arist. 
Xilophagus Plinius. (Teondwrv.) 

Die beiden kleinen Schaalen, welche sich niedergedrückt- 
kreisförmig zusammenbiegen, und vorn und hinten weit klaffen, 
haben im Innern ihres Wirbels eine löffelartige Kalkplatte und 
werden von einer, häuüg sehr langen, mehr oder weniger gera- 
den Kalkrhöre eingeschlossen, welche hinten stets offen und hier 
durch eine mittlere Scheidewand a vorn aber im älteren 


‚ Zustande geschlossen ist. 


Nach d’Orbigny zeigen sich die Pfahlmuscheln zuerst in der 
Juraformation. Sie leben alle im Holze, und bohren sich, in 
grolser Anzahl beisammenlebend, in dieses hinein, so dafs sie 
den Schiffen dadurch höchst verderblich werden. 

T. Requienianus Matheron (d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. III. p. 
303. tb. 348. f. 3—6.), und die unter Gastrochaena aufgeführten, viel- 
leicht zu Teredo gehörigen Arten durchbohrten die Hölzer der creta- 
cischen, einige andere (Sow. M. C. tb. 102. f. 5—8. — Philippi in 
L. Br. J. 1845. p. 448.) die der terliären Meere. 


2. G. Teredina Lam. 


Die beiden hinten weit klaffenden Schaalen liegen äufser- 
lich am vorderen Ende einer langen, hinten offenen Kalkröhre; 
sind oben, nahe den vorspringenden Wirbeln, durch ein ovales, 


 kalkiges Rückenschild geschieden, zeigen kein Ligament, wohl 


aber dicke löffelartige Plättchen in der Wirbelhöhlung. 

Eine fossile Art kommt, nach Deshayes, schon in der Kreide 
des Dröme Departements vor; 

T. (Fist.) personata Lam. (Desh. Cog. de Par. p. 18. tb. 1. 
f- 23. 26. 28.; Tr. el. de Conch. p. 66. tb. 2. f. 11—13. — Hier- 


nach Taf. XVU. Fig. 4. — Teredo antenautae Sow. M. C. tb. 102. 


f- 1—4.) in tärtiären Schichten von Paris, Reims und Epernay. 
3.G. Pholas L. Bohrmuschel. Pholade. Xilophaga Tourton; 
Jouannetia Desm. (gwAds, versteckt.) 


Schaale rundlich oder verlängert, vorn und hinten für den 
Durchgang des Fufses und der Röhre weitklaffend.. Der Mantel- 


398 WEICHTINERE. 


eindruck macht hinten einen tiefen Sinus. Der hintere Muskelein- 
druck liegt nahe dem oberen Rande, etwa in der Mitte der Länge, 
der vordere unter dem Wirbel, an einer eigenthümlichen Platte, 
welche den letzteren bedeckt und durch viele kleine senkrechte 
Plättchen gestützt wird. Im Inneren der Schaale befindet sich un- 
ter dem Wirbel ein langer löffelstielartiger Zahn. Taf. XVII. 
Fig. 5. a. b. 

Nur wenige Pholaden sind in einer Röhre eingeschlossen, 
die anderen dagegen frei. 

Sie bohren Löcher in verhärtetem "Thon oder Stein, Koral- 
len oder Holz und senken sich in diese Körper, mit der vor- 
deren Seite nach unten gekehri, um so tiefer ein, je mehr sie 
wachsen. 

Nach d’Orbigny zeigten sie sich in jurassischen Meeren 
zuerst. 

Ph. prisca bestimmte Sowerby (M. C. tb. 581.) aus dem Grün- 
sande Englands, und aus dieser Art könnte man vielleicht jene, von mir 
(Char. p. 99. ib. 24. f. 1. 2.) als Sclerotites bezeichneten kugel- 
igen und länglichen Körper herleiten, welche die inneren Wände 
oblonger Höhlungen im sächsischen, schlesischen und mährischen Qua- 
dersandsteine bedecken und darin oft ‚mit einer bituminösen Kohle zu- 
sammenliegen *). 

Zwei Pholaden beschreibt d’Orbigny aus den Kreidegebilden von 
Frankreich. 

Neben mehreren anderen Arten kommt 

Ph. candida L. (Desh. Tr. el. p. 79. tb. 3. f. 13. 14.) lebend 
im europäischen Oceane, und zugleich fossil in oberen tertiären Schich- 
ien von Schweden, Norwegen und im Crag von England vor. 


3. Fam. Myacidae d’Orb. 


Der Mantel des Thieres ist fast seiner ganzen Länge nach 
gesch